(Gefährliche) Zeckenmythen

Halbwahrheiten und Gerüchte. Manche sind lustig, manche aber auch gefährlich

Immer wieder begegnen wir Halbwahrheiten, Gerüchten oder Falschinformationen über Zecken. Manchmal sind sie lustig, manchmal aber auch gefährlich, beispielsweise wenn es um die Entfernung von Zecken oder die Anzeichen von Borreliose geht. Wir räumen mit den gängigsten Mythen auf:



Zecken fallen nicht von Bäumen

Mythos 1: Zecken lassen sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen (Falsch)

Zecken klettern nicht auf Bäume, um sich von dort auf Menschen und Tiere herabfallen zu lassen. Sie warten oft Tage oder Wochen unbeweglich an Gräsern und Büschen auf ihre Wirte. Im Vorbeigehen werden sie dann zumeist unbemerkt abgestreift und suchen sich eine Stelle zum Stechen. Einige Zeckenarten warten allerdings nicht passiv, sondern bewegen sich sogar auf ihre Opfer zu.

Niemals Klebe oder Öl verwenden

Mythos 2: Zecken lassen sich mit Klebstoff, Öl etc. entfernen (Falsch!)

Dieser Mythos hält sich noch immer hartnäckig und ist sehr gefährlich. Zecken niemals versuchen, mit Klebstoff, Öl, Benzin, Nagellackentferner oder sonstigen Chemikalien etc. von der Haut zu entfernen oder sie zu töten. Dies führt evtl. dazu, dass die Zecke erbricht und eventuell vorhandene Erreger noch schneller in die Wunde gelangen. Wie Sie Zecken richtig entfernen, sehen Sie hier.





Zecken stechen nicht nur in bestimmten Regionen

Mythos 3: Zecken sitzen nur an bestimmten Körperstellen (Falsch)

Oftmals liest man im Internet von bestimmten Körperregionen wie Achseln, Schambereich, Hautfalten oder Bauchnabel, die abgesucht werden sollen, weil Zecken dort am liebsten zustechen. Vermutlich weil es dort feucht und warm ist.

Bitte suchen Sie den ganzen Körper sehr gründlich ab! Aus unserer Praxiserfahrung konnten wir beim Menschen bislang keine bestimmte Körperregionen ausmachen. Bei Kindern auch gründlich den Kopf, insbesondere den Haaransatz absuchen. Ergebnisse einer Studie, die rund 10.000 von 700 Ärzten zugeordneten Zeckenstiche analysierte, kamen zu einem ähnlichen Ergebnis: Jede Körperregion ist gefährdet, es fand sich lediglich eine leichte Häufung in Kniekehlen und bei Männern zusätzlich in der Bauch- und Brustregion. Wie Sie Zecken richtig entfernen, sehen Sie hier.

Zecken kann es auch im Winter geben

Mythos 4: Zecken gibt es nicht im Winter (Falsch)

Die Lebensweise von Zecken ist stark von Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Ist es zu kalt oder zu trocken, verringert sich ihre Aktivität. Daher können Zecken in milden Wintern an wärmeren Tagen auch Tiere oder Menschen befallen.

Liegen die Höchsttemperaturen an einigen Tagen hintereinander über 7°C, wird die in Deutschland häufigste Zeckenart, der Gemeine Holzbock, wieder aktiv. Andere Zeckenarten wie die Auwaldzecke sind weniger kältempfindlich und dementsprechend in den Wintermonaten eher aktiv. Setzt man sich im Winter auf den Waldboden oder nimmt Laubstreu in die Hand, können Zecken sogar durch den Geruch der Haut, der Atemluft oder durch die Körperwärme "geweckt" werden. Die Zeckenhochsaison ist zwar vor allem im Frühjahr, Herbst und den meisten Sommermonaten, dennoch gilt es auch im Winter ein wenig Vorsicht walten zu lassen.





Kreisförmige Wanderröte

Mythos 5:Infektionen werden durch Wanderröte sichtbar (Teilweise richtig)

Die Wanderröte ist ein Zeichen für eine Borreliose im Frühstadium. Sie tritt mehrere Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich als sichtbares Symptom auf. Wer nach einem Zeckenstick keine Wanderröte bei sich entdeckt, darf sich allerdings nicht in Sicherheit wähnen.

Zum einen können Zecken auch Erreger wie das FSME-Virus übertragen, die keine Wanderröte, aber dennoch eine schwerwiegende Erkrankung wie FSME verursachen. Zum anderen verlaufen geschätzt mindestens 10-20% der Borreliosen ohne Wanderröte.

Atypische Wanderröte

Mythos 6: Eine Wanderröte ist kreisförmig (Teilweise richtig)

Eine Wanderröte wird oftmals als eine um die Einstichstelle verlaufende, kreisförmige Rötung beschrieben, die sich von Tag zu Tag weiter ausbreitet. Sie verläuft zumeist juck- und schmerzfrei. Allerdings kann eine Wanderröte oftmals auch ein anderes Erscheinungsbild, als das klassische annehmen. Sie kann intensiv und flächig sein oder nur blass und streifenförmig. Sie kann von hellrosa bis zu bäulich-lila variieren. Durch ihre unterschiedlichen Erscheinungsformen kann sie daher auch mit anderen Hautrötungen verwechselt werden.





Zecken sind auch im Weihnachtsbaum

Mythos 7: Zecken stecken auch im Weihnachtsbaum (Richtig)

Leider nicht nur ein Mythos. Auch wenn dies nicht allzu häufig vorkommt, so können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass Zecken auch im Weihnachtsbaum lauern. Begünstigt wird dies durch milde Winter. Lagen Weihnachtsbäume zudem vorher im Gras oder im Laubstreu, wo Zecken gerne überwintern, finden sie sich dann auch schon mal als unangenehme Weihnachtsüberraschung im Christbaum.

Wir empfehlen: Packen Sie den Weihnachtsbaum außerhalb ihrer Wohnung aus, klopfen sie ihn mehrmals auf den Boden und streifen Sie, ggf. mit einem weißen Tuch, alle Zweige ab. Tragen Sie dabei eine Kopfbedeckung, Handschuhe und helle Kleidung. Untersuchen Sie Ihren Körper und Ihre Kleidung nach dem Aufstellen auf Zecken.

Zecken beißen nicht, sie stechen

Mythos 8: Zecken beißen sich in der Haut fest (Falsch)

Zecken beißen nicht, sie stechen. Nachdem die Parasiten eine geeignete Stelle zum Saugen bzw. Blut trinken gefunden haben, ritzen und reißen sie mit ihren scherenartige Mundwerkzeugen (Cheliceren) kleine Mikrorisse in die Haut. Anschließend schieben sie ihren mit Widerhaken bewehrten Stechrüssel (Hypostom) in die Wunde.

Dabei gibt die Zecke Substanzen ab, die betäubend, blutgerinnungs- und entzündungshemmend wirken. Zugleich wird der Stechrüssel bei vielen Zecken mit einer Art Klebstoff in die Wunde einzementiert. Man spricht hierbei also nicht vom Zeckenbiss, wie weitläufig verbreitet. Korrekt muss es heißen: Zeckenstich!





Zecken werden NICHT herausgedreht

Mythos 9: Zecken müssen aus der Haut gedreht werden (Falsch)

Vielleicht wurde früher vermutet, dass sich der Stechrüssel wie ein Korkenzieher in die Haut bohrt. Anders können wir uns den Mythos, Zecken müssten zum Entfernen aus der Haut herausgedreht werden, nicht erklären. Zecken haben einen geraden Stechrüssel mit Widerhaken. Sie werden gerade, mit langsamen und stetigem Zug herausgezogen. Wie Sie Zecken richtig entfernen, sehen Sie auch hier.

Zecken beißen nicht, sie stechen

Mythos 10: In der Stadt bin ich vor Zecken sicher (Falsch)

Dass Zecken nur in ländlichen Regionen oder in der unberührten Natur anzutreffen sind, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Auch in Stadtparks, Gärten, Freibädern oder auf Friedhöfen können Tiere und Menschen von Zecken befallen werden. Das perfide: Hier rechnen viele Menschen nicht mit einem Zeckenstich und denken nach einem Aufenthalt im Freien nicht daran, sich gründlich abzusuchen und die Zecke ggf. noch rechtzeitig zu entfernen.