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Städtereisen Zeitreise ins Elsass

Straßburg inszeniert sich als Weihnachtshauptstadt

Mittelalterliche Gassen, wilhelminische Architektur, Neubauten mit Wow-Effekt – ein Straßburg-Urlaub bietet jede Menge deutsch-französischer Geschichte. Und natürlich exzellente Küche. In der Adventszeit lohnt sich ein Besuch der elsässischen Kapitale besonders.
Straßburg: das malerische Gerberviertel La Petite France mit seinen Fachwerkhäusern Straßburg: das malerische Gerberviertel La Petite France mit seinen Fachwerkhäusern
Pflichtprogramm: Straßburgs malerisches Gerberviertel La Petite France mit seinen Fachwerkhäusern
Quelle: Getty Images/ iStockphoto/ emicristea

Hauptstadt Europas: Mit diesem Namen schmückt sich Straßburg, zugleich Kapitale des Elsass. Gerade mal fünf Kilometer trennen die französische Stadt von Süddeutschland auf der anderen Seite des Rheins – ein ideales Ziel für einen Städtetrip auf Schienen. Der zugleich eine Zeitreise ist.

Denn nicht nur europäische Institutionen wie das Parlament, der Europarat oder der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte machen Straßburg besonders. Die Geschichte der Stadt reicht über 2000 Jahre zurück, bis in die Zeit der Römer. Die historischen Gebäude der verschiedenen Epochen machen einen Großteil des Stadtbildes aus. Sogar aus der Römerzeit gibt es Funde, zu sehen im Archäologischen Museum.

Im Winter lohnt sich ein Besuch besonders: Dann zelebriert die Stadt, die lange deutschsprachig war, Weihnachtsmärkte und Tannenbäume – und präsentiert ein Kulturerbe, das sie bis heute mit Deutschland teilt.

Bequeme Anreise mit der Bahn aus Deutschland

Schon der Hauptbahnhof stimmt Besucher ein auf die Melange aus Tradition und Moderne. Der größte Teil des Bahnhofs Strasbourg-Ville stammt von 1883: Er war das erste größere Gebäude, das nach dem Deutsch-Französischen Krieg, in dessen Folge Straßburg wieder zu Deutschland gekommen war, in der elsässischen Metropole errichtet wurde – im wilhelminischen Stil. Der erste komplett elektrisch beleuchtete Großbahnhof war damals eine Sensation, auch für die Reisenden des Orient-Expresses, der in Straßburg hielt.

Straßburg: wilhelminischer Hauptbahnhof mit moderner Vorhalle
Kontrastprogramm: wilhelminischer Hauptbahnhof mit moderner Vorhalle
Quelle: Getty Images/STOCK4B/Vienna Slide/Harald A. Jahn

Die Empfangshalle mit der Stuckfassade und der historische Bahnhof sind heute denkmalgeschützt. Neu dazugekommen ist 2007 ein riesiges Glasgewölbe: eine zusätzliche Empfangshalle, die die französische Bahn der Stadt spendierte, als sie an das TGV-Superschnellzugnetz angeschlossen wurde.

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TGVs, aber auch ICEs, fahren ohne Umsteigen von Frankfurt/Main nach Straßburg. Man kann aber auch gemütlich von der baden-württembergischen Grenzstadt Kehl aus über den Rhein anreisen, entweder mit der Regiobahn oder seit 2017 mit der neugebauten grenzüberschreitenden Straßenbahnlinie D.

Komplette Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt

Vom Bahnhof ist die Altstadt gut zu Fuß erreichbar: In zehn Minuten sind Besucher direkt im Mittelalter auf der Grand Île, die von zwei Armen des Flusses Ill umschlungen ist. 1988 wurde sie als erste Altstadt im Ganzen zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. 2017 kam die wilhelminische Neustadt dazu, die auf Französisch La Neustadt heißt. Die Unesco lobte das einzigartige Stadtensemble, das von „französischen und germanischen Einflüssen“ geprägt sei.

Straßburg im Elsass, Frankreich
Quelle: Infografik WELT

Eine Fahrt in einem der beheizten Panorama-Ausflugsboote, die um die Altstadtinsel herumschippern, bietet einen schönen Überblick. Dabei kann man Audioguides in zwölf verschiedenen Sprachen lauschen, etwa auf Deutsch und Französisch, aber auch im lokalen Elsässer Dialekt.

Für Besichtigungen jenseits der Altstadt empfiehlt sich, sofern kein Schnee liegt, eine Fahrradtour. Dank eines Radwegnetzes von über 670 Kilometer Länge können Touristen sowohl die europäischen Institutionen im Norden als auch das dörflich anmutende Krutenau im Süden bequem erstrampeln. Attraktiv sind auch der 26 Hektar große Orangeriepark sowie die vielen idyllischen Pfade entlang der Ausläufer der Ill im Westen Straßburgs.

Straßburg ist bekannt für seine vielen Fachwerkhäuser

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Das Juwel der Altstadt ist das Kammerzell-Haus im Schatten des Straßburger Münsters, ein Fachwerk-Hingucker der Spätgotik, heute beherbergt es ein Restaurant und ein Hotel. Um 1427 errichtet, wird es oft fälschlicherweise als ältestes Wohngebäude Straßburgs bezeichnet.

Das aber versteckt sich rund 300 Meter weiter inmitten verschlungener Gässchen: Der bananengelbe Turm am Wohnhaus der Familie Liebenzeller wurde bereits um 1300 erbaut. Zwar kann das Bauwerk nicht offiziell besichtigt werden, als Gast des Restaurants „L’Épicerie“ kann man jedoch versuchen, den einzigen Tisch im Erdgeschoss des Turms zu ergattern – und sich in historischer Atmosphäre Tartines schmecken lassen, die französische Version belegter Brote.

Straßburg: Im Stil der Spätgotik: Das Kammerzell-Haus wurde um 1427 errichtet
Im Stil der Spätgotik: Das Kammerzell-Haus wurde um 1427 errichtet
Quelle: Universal Images Group via Getty Images/Arterra

Bekannt ist Straßburg für seine vielen Fachwerkhäuser, am bekanntesten ist das ehemalige Müller- und Gerberviertel im Süden der Altstadt mit seinen charakteristischen Spitzdachhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Heute heißt das Quartier La Petite France (Das kleine Frankreich) und ist ein beliebtes Fotomotiv: #lapetitefrance hat allein auf Instagram knapp 28.000 Einträge.

Die berühmteste Attraktion bleibt jedoch das Straßburger Liebfrauenmünster. Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert gebaut, vereint es romanischen und gotischen Stil. Charakteristisch ist seine Asymmetrie – der ursprünglich geplante Südturm wurde nie gebaut, der imposante Nordturm misst 142 Meter, bis 1874 war es das höchste Gebäude der Welt. Das Erklimmen der 330 Stufen zur Aussichtsplattform lohnt sich: Bei guter Sicht reicht der Blick über die Stadt und den Rhein bis zum Schwarzwald.

In der Adventszeit erstrahlt die Stadt im Lichterglanz

In der Adventszeit verwandeln sich Plätze und Gassen rund um die Kathedrale in ein Lichtermeer – dann findet Straßburgs Weihnachtsmarkt statt, einer der ältesten Europas. Es gibt ihn seit 1570, als die Stadt noch deutschsprachig war.

Im Laufe der Jahrhunderte versüßten auch französische Einflüsse den vorweihnachtlichen Zauber, der bis heute – typisch Elsass – die besten Traditionen beider Kulturen vereint. An die 300 Buden bieten Elsässer Kunsthandwerk und Weihnachtsschmuck, Lebkuchen und Gänseleberpastete, Bredele (die typischen Elsässer Plätzchen) und Berawecka, ein Brot aus Trockenfrüchten. Zum Aufwärmen trinkt man weißen Glühwein, der aus lokalem Riesling oder Silvaner hergestellt wird.

Straßburg: In der Vorweihnachtszeit verwandeln sich Plätze und Gassen rund um die Kathedrale in ein Lichtermeer
Festlich geschmückt: In der Vorweihnachtszeit verwandeln sich Plätze und Gassen rund um die Kathedrale in ein Lichtermeer
Quelle: Adrian Hancu/Getty Images

Auf dem Kléber-Platz funkelt ein prachtvoller Christbaum, der Jahr für Jahr mindestens 30 Meter hoch ist. Er wird mit Zweigen anderer Tannen aufgehübscht und mit sieben Kilometer langen Lichterketten dekoriert – Straßburg tut einiges dafür, sich als „Weihnachtshauptstadt“ zu inszenieren. Der Weihnachtsbaum wird bewusst als Elsässer Kulturgut zelebriert: Die Region erhebt den Anspruch, ihn erfunden zu haben, im elsässischen Schlettstadt (Sélestat) wurde der Brauch 1521 erstmals schriftlich erwähnt.

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Auch die herrschaftlichen Stadthäuser im Pariser Stil erstrahlen zur Adventszeit im Lichterglanz. Sie entstanden nach 1681, als Straßburg unter Ludwig XIV. von Frankreich besetzt wurde. Der Palais Rohan, erbaut im 18. Jahrhundert, beherbergt heute sehenswerte Kunst- und Archäologie-Museen.

Die Neustadt hingegen beeindruckt mit Gebäuden im wilhelminischen Historismusstil. Mit baumgesäumten Prachtstraßen und imposanten Bauten sollte sie Straßburg zum Aushängeschild des Reichslands Elsass-Lothringen machen. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als die Stadt wieder Frankreich angeschlossen wurde, blieb dieses architektonische deutsche Erbe erhalten, mit dem man lange fremdelte, doch inzwischen sind die Straßburger auch auf diesen Teil ihrer Stadtgeschichte stolz. Unbedingt ansehen: den Platz der Republik, gesäumt vom Rheinpalast, der Nationalbibliothek und dem Nationaltheater.

Moderne Architektur in Straßburg: der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
Moderne Architektur: der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
Quelle: Getty Images/Murat Taner

Ein schöner Kontrast dazu ist das moderne Europaviertel etwas weiter nördlich mit Europaparlament, Europarat und Europäischem Gerichtshof für Menschenrechte. Schon von Weitem stechen die zeitgenössischen Bauten ins Auge. Das Parlament samt Plenarsaal kann man kostenlos und ohne Reservierung besichtigen – nur der Personalausweis muss vorgezeigt werden.

Ein Hotel zum Aufwärmen im Winter

Eines der ältesten Hotels ist das „Maison Rouge“ in der Altstadt. Es geht auf das Jahr 1387 zurück, allerdings wurde der alte Standort am Kléber-Platz in den 1970ern aufgegeben, und das Fünf-Sterne-Haus zog in einen 150 Meter entfernten imposanten Backsteinbau um. Der Wellness- und Spabereich mit Sauna und Hammam ist auch für Nicht-Hotelgäste zugänglich – ideal zum Aufwärmen im Winter (Doppelzimmer ab 321 Euro, maison-rouge.com/de).

Wer lieber modern wohnt, bucht im Designhotel „Okko“ auf der Flusshalbinsel Malraux. Die Fassade schimmert dunkelblau-weiß, das Innere des Vier-Sterne-Hauses wird geprägt durch große Fenster, viel Licht und futuristische Möblierung (Doppelzimmer ab 121 Euro, okkohotels.com).

Elsass-Küche und der älteste Weißwein der Welt

In Straßburg kann man sich wunderbar durch die Vielfalt und Raffinesse der elsässischen Regionalküche probieren. Das „Chez Yvonne“ (restaurant-chez-yvonne.net/de) beispielsweise bietet lokale Spezialitäten wie Kalbskopf und Sauerkraut im rustikalen Gasthaus-Flair, 1995 tafelten hier der französische Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Helmut Kohl.

Straßburg: rustikale Sauerkrautplatte in einem lokalen Gasthaus
Kalorienprogramm: rustikale Sauerkrautplatte in einem lokalen Gasthaus
Quelle: GAUTIER Stephane/SAGAPHOTO.COM / Alamy Stock Photo

Im „Au Crocodile“ (au-crocodile.com) wird dagegen moderne französische Sterneküche mit regionalem Touch aufgetischt – auf der Karte stehen momentan Elsässer Taube mit Feige oder Steinpilze und Artischocken mit Burgundertrüffel. Elsässische Flammkuchen bekommt man natürlich auch.

Beste Qualität serviert das Bistro „La Fignette“, dort werden sie über Holzfeuer zubereitet (lafignette.com). Wer richtig Hunger hat, kann hier auch andere deftige Spezialitäten aus dem Elsass bestellen: etwa Waedelé, in Bier geschmorte Schweinshaxe.

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Gute Elsässer Weine schenkt jedes der genannten Lokale aus – vom Gewürztraminer über Riesling und Edelzwicker bis hin zum Muscat. Eine Spezialität steht allerdings nirgendwo auf der Karte: der älteste Weißwein der Welt.

Gelagert wird er im historischen Weinkeller des Straßburger Spitals. Er soll aus dem Jahr 1472 stammen. Getrunken werden darf er nicht mehr, der Säuregehalt ist zu hoch. Besucher dürfen aber am Korken des Weinfasses riechen. Das Aroma ist holzig-rauchig mit einem Hauch von Vanille, Kokos und frischen Kräutern. Jedes Jahr verdunstet ein Teil, weswegen dem Fass rund vier Liter Riesling oder Silvaner zugefügt werden – andernfalls würde sich der älteste Weißwein der Welt bald komplett in Luft auflösen.

Auskunft: visitstrasbourg.fr/de/; visit.alsace; Weihnachtsmarkt: noel.strasbourg.eu/de

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Alsace Destination Tourisme und Office de Tourisme de Strasbourg. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.com/de/werte/downloads.

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