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Städtereisen Elsass

Küche, Kirche, Kunst – ein Kurztrip nach Straßburg

Mit der Bahn ist man schnell in Straßburg. Erkunden lässt sich die elsässische Metropole, deren Innenstadt weitgehend autofrei ist, am besten zu Fuß. Und Stärkung bieten Restaurants, die Genießer glücklich machen.

Die Gemütlichkeit, das Bodenständige, das so viele am Elsass lieben: In Straßburg sucht man es vergebens. Stattdessen entdeckt man eine lebendige und junge Metropole, eine Stadt mit viel Lebensqualität.

Beinahe die Hälfte der Einwohner ist unter 30 Jahre alt, die von der Unesco geadelte Innenstadt ist seit den 90er-Jahren eine so gut wie autofreie Zone, die vielen Feinkostläden, Weinbars, Sternerestaurants und charmanten Bistros machen Genießer glücklich.

Obendrein ist Straßburg ausgesprochen kosmopolitisch. Das hat mit dem Europaparlament zu tun, das hier im Wechsel mit Brüssel tagt, aber auch mit der Geschichte des Landstrichs: Unter mal deutscher, mal französischer Herrschaft entwickelte sich eine ganz eigene elsässische Identität. „Ich bin Europäer, weil ich Elsässer bin“, hat der Zeichner Tomi Ungerer, einer der bekanntesten Söhne Straßburgs, dieses Lebensgefühl einmal beschrieben.

Straßburg im Elsass (Frankreich)
Quelle: Infografik WELT

Mit der Bahn von Deutschland nach Straßburg

Mit der Bahn ist man schnell in der Stadt an der deutsch-französischen Grenze, von Frankfurt am Main oder Stuttgart braucht man nur rund zwei Stunden in die elsässische Hauptstadt.

Frankreich: der Bahnhof in Straßburg
Eine futuristische Glasfassade schmückt das Bahnhofsgebäude im Stil der Neo-Renaissance
Quelle: pa/Daniel Kalker

Das Bahnhofsgebäude stammt aus der Zeit, als das Elsass deutsch war: Der Berliner Architekt Johann Eduard Jacobsthal hat es im Stil der Neo-Renaissance entworfen. Heute schmückt eine futuristische Glasfassade den Bau.

Zu Fuß lässt sich die Stadt am besten erkunden

Die Gasse ist eng, über den Köpfen flattern die bunten Wappen von elsässischen Gemeinden wie Hohwiller oder Mommenheim im Wind. Links geht es zum Metzgerei-Imperium Frick-Lutz, zu Gänseleber, Pasteten und Blutwurst, rechts in das Geschäft der Winzergenossenschaft Wolfberger, zu Riesling, Gewürztraminer und Crémants.

Kurz dahinter, bei Chocolat Weiss, kann man ein kleines Vermögen in Pralinen, Trüffeln und kakaosatte Schokoladen investieren. Die Rue des Orfèvres, ein Paradies für jeden Foodie, gehört zum Pflichtprogramm bei einem Straßburg-Besuch.

Genauso wie das imposante, sandsteinerne Münster, eine der prächtigsten Kirchen Europas. Oder das von Kanälen durchzogene Bilderbuchquartier Petite France mit seinen Fachwerkhäusern. Oder das Palais Rohan mit seinen Kunstschätzen. All das erreicht man gut zu Fuß, spazierend lernt man die Stadt am besten kennen.

Auch die Ziele jenseits der touristischen Hauptschlagadern sind nicht weit entfernt. Ins Ausgehviertel Krutenau etwa ist man vom Münsterplatz in weniger als zehn Minuten gelaufen.

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In den Bars und Cafés am Place d’Austerlitz geht es entspannter zu als in der Stadtmitte. Eine Oase der Lässigkeit findet sich am Place des Orphelins mit seinen alten Bäumen, einem Kinderspielplatz und dem asiatischen Streetfood-Restaurant „East Canteen“.

Straßburg: Das alte Gerberviertel heißt Petite France, sieht aber ganz unfranzösisch aus
Das alte Gerberviertel heißt Petite France, sieht aber ganz unfranzösisch aus
Quelle: Getty Images

Wer das Viertel rund um das Europaparlament mit seinen Prachtbauten und Parks erkunden will, sollte jedoch besser in die Tram steigen – Straßburg hat das längste Straßenbahnnetz Frankreichs. Was man sich dagegen sparen kann, ist eine Fahrt mit dem Ausflugsdampfer auf der Ill. Viel schöner ist es, auf den schmalen Pfaden direkt am Flussufer entlangzubummeln und die Altstadt zu umrunden.

Restaurants bieten Spezialitäten aus dem Elsass

Ein Großteil der Straßburger Restaurants hat sich auf die Gerichte spezialisiert, die die allermeisten Elsass-Reisenden erwarten: Flammkuchen, Baeckeoffe, der typische Eintopf, oder choucroute garnie, die Sauerkrautberge, auf denen sich Fleisch und Würste türmen.

Choucroute garnie ist ein elsässisches Gericht, das aus Sauerkraut mit Würsten, Fleisch und Kartoffeln besteht
Choucroute garnie ist ein elsässisches Gericht, das aus Sauerkraut mit Würsten, Fleisch und Kartoffeln besteht
Quelle: Getty Images/Owen Franken

Doch es geht auch anders. Im „Umami“ bringt Réne Fieger raffiniert Regionales und Asiatisches unter einen Hut – und wird dafür von der Restaurantkritik in den Himmel gelobt. Reservieren muss man weit im Voraus.

Auf Fleisch von höchster Qualität setzt man im „Pierre Bois et Feu“. Bekannt ist das Restaurants für sein Entrecôte, das mit einem heißen Bügeleisen am Tisch zubereitet wird – klingt absurd, schmeckt fantastisch.

Hervorragende Mezze gibt es bei „Tzatzi“. Und wenn es unbedingt eine Winstub sein soll, dann ist das gemütliche „Chez Yvonne“ eine gute Wahl.

Interessant gestaltete Hotels

Die Zimmer sind in minimalistischem Design-Chic gestaltet, die von Starkoch Marc Haeberlin geführte Brasserie ist ständig ausgebucht, im weiten Innenhof drehten früher Pferde ihre Runden: Das „Les Haras“, in einem Gestüt aus dem 18. Jahrhundert entstanden, gehört zu Straßburgs feinsten Hotel-Adressen (Doppelzimmer ab 160 Euro, les-haras-hotel.com).

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Günstiger ist das „Graffalgar“ in Bahnhofsnähe: Jedes der 38 Zimmer wurde von einem anderen Street-Art-Künstler gestaltet, einen hauseigenen Fahrradverleih gibt es auch (Doppelzimmer ab 100 Euro, graffalgar-hotel-strasbourg.de).

Im Keller erotische Zeichnungen von Tomi Ungerer

Das Straßburger Kulturprogramm ist hervorragend, vor allem das nicht weit entfernt vom Touristenmagneten Petite France gelegene Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg (MAMCS) sollte man unbedingt besuchen. Im Einkaufszentrum L’Aubette kann man über die Räume staunen, die die Künstler Sophie Täuber-Arp, Hans Arp und Theo van Doesburg in den 1920ern gestalteten.

Das Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg in Straßburg (Elsass, Frankreich)
Lohnt einen Besuch: das Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg
Quelle: Getty Images/Hans-Peter Merten

Ende September will auch das renommierte Théâtre National de Strasbourg wieder den Betrieb aufnehmen. Es liegt in der Neustadt, dem zwischen 1871 und 1914 unter deutscher Herrschaft entstandenen Gründerzeitviertel, das seit 2017 auch zum Unesco-Welterbe zählt.

Dem im Februar 2019 verstorbenen Tomi Ungerer hat die Stadt ein eigenes Museum gewidmet. In der schmucken Villa Greiner sind die Skizzen zu seinen Kinderbüchern wie „Die drei Räuber“ oder „Zeraldas Riese“, die längst zu Klassikern geworden sind, zu sehen, aber auch seine bissigen Karikaturen, mit denen er politisch Position bezog.

Straßburg: In der Villa Greiner ist auch das „Kamasutra der Frösche“ von Tomi Ungerer zu sehen
In der Villa Greiner ist auch das „Kamasutra der Frösche“ von Tomi Ungerer zu sehen
Quelle: pa/dpa/Patrick Seeger

Und, wohl bewusst ein wenig versteckt im Keller, seine erotischen Blätter wie das „Kamasutra der Frösche“ oder heftige, mit dem Bleistift festgehaltene SM-Szenen. Dort wurde auch einmal eine Zeichnung ausgestellt, die die bekannte Backform zeigt, die für den elsässischen Gugelhupf verwendet wird – umfunktioniert zum Sexspielzeug. Das ist der freie Geist, den Ungerer meint, wenn er von Europa spricht.

Auskunft: visitstrasbourg.fr

Neue Reisewarnung für große Teile Frankreichs

Die Bundesregierung verhängt nun auch eine Reisewarnung für große Teile von Frankreich. Betroffen sind die Metropole Paris und die Mittelmeerküste. Reisende müssen nach ihrer Rückkehr sofort in Quarantäne.

Quelle: WELT/ Sandra Saatmann

Dieser Text ist aus WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

WELT AM SONNTAG vom 23. August 2020
Quelle: Welt am Sonntag

Dieser Artikel wurde erstmals im August 2020 veröffentlicht.

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