Patrick Freiwah

In einigen Gegenden von Deutschland fühlen sich Zecken besonders wohl. Dass dazu auch der Südwesten inklusive der Region Karlsruhe gehört, haben wir erläutert. Jedoch gibt es hierzulande weitere Gebiete, in denen die kleinen Spinnentierchen heimisch sind und ihr Unwesen treiben. Wir erläutern die Verbreitungsgebiete, welche Krankheiten bei einem Zeckenbiss drohen und wie man sich am besten schützt.

Verbreitungsgebiet: Wo kommen Zecken besonders oft vor?

Aufschluss darüber gibt das Robert-Koch-Institut (RKI). Auf seiner Website nimmt das RKI Stellung zur Gefahrenlage im Hinblick auf FSME - einer Krankheit, die Zecken auf Menschen übertragen können: Demnach gibt es besonders in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, dem südöstlichen Thüringen, in Sachsen sowie seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg ein erhöhtes Risiko, sich anzustecken. Vereinzelt existieren in der Bundesrepublik weitere Risikogebiete, die statistisch in den Ländern Mittelhessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen ermittelt wurden. Aufschluss über die Zecken-Gefahr in Deutschland und den spezifischen Risikogebieten sind ausführlich im epidemiologischen Bulletin zu finden.

Saisonal gibt es hingegen eine klare Erkenntnis: Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen findet in den wärmeren Monaten des Jahres statt - Mai bis Oktober.

Zeckenbiss: Statistik der FSME-Erkrankungen in Deutschland

Im Jahr 2023 wurden laut Webseite des Robert Koch-Instituts insgesamt 475 FSME-Erkrankungen gemeldet, die den Referenzdefinitionen entsprachen. Dies stellt einen Rückgang um 16% im Vergleich zum Vorjahr 2022 dar, in dem 565 Fälle von FSME registriert wurden. Bei den FSME-Erkrankungen im Jahr 2021 wurde damals ein massiver Rückgang verzeichnet: 390 Fälle in Deutschland bedeuten eine Verringerung der Krankheitsfälle um 45 Prozent gegenüber dem Jahr davor, als 2020 712 FSME-Erkrankungen festgestellt wurden. Dieser Wert stellte eine neue Höchstmarke dar. Der Haken an der niedrigeren Erkrankungsrate: Wie das RKI erklärt, seien etwa fünf Prozent aller gemeldeten Fälle damals nicht gezählt worden. Seit 2001 unterliegt die Zahl der Vorkommnisse naturgemäß Schwankungen, der niedrigste Wert wurde bis dato 2012 festgestellt (195 Fälle).

Virusinfektion nach Zeckenbiss: Über die Entstehung von FSME

Hunderte Infektionen werden in Deutschland mit dem FSME-Erreger ("Frühsommer-Meningoenzephalitis") jährlich festgestellt. Der typische Krankheitsverlauf beginnt in der Regel mit unspezifischen Merkmalen, die sich durch Kopfschmerzen und/oder Fieber zeigen. Die Inkubationszeit wird mit ein bis zwei Wochen angegeben. Danach folgt ein nahezu symptomfreier Intervall von einigen Tagen, ehe neurologische Beeinträchtigungen einsetzen können, die schwerer wiegen:

Erkrankungen wie Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis stellen nämlich eine akute Gefahr für das Nervensystem dar. Das ist dann der Fall, wenn das FSME-Virus einen schweren Krankheitsverlauf erzeugt - 70 bis 95 Prozent der Infektionen würden jedoch vergleichsweise mild verlaufen und die kritische, zweite Phase setzt Studien zufolge mehrheitlich nicht ein.

Zecken übertragen Krankheitserreger - jedoch nicht nur FSME

Zecken sind leidens- und auch anpassungsfähige Lebewesen: Bis zu fünf Jahre ohne Nahrung können die Quälgeister angeblich überleben - das heißt ohne Mahlzeit in Form von Blut. Zudem sind Zecken zusammen mit Stechmücken die häufigsten Krankheitsübertrager. Dabei handelt es sich nicht nur um FSME: "Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen", lässt das RKI wissen.

Borreliose ist eine weitere Erkrankung, die durch Zecken weitergegeben wird und wesentlich häufiger vorkommt. Diese Infektion unterliegt allerdings im Gegensatz zu FSME nicht der Meldepflicht und lasse sich daher von Gesundheitsbehörden schwerer nachvollziehen. Rund die Hälfte der Zecken soll laut Forschern mit Borrelia-Bakterien infiziert sein, die bei Menschen grippeähnliche Symptome erzeugen können.

Außerdem begünstigt der Klimawandel auf der Erde die Lebensumstände einer Zecke: Ein verspäteter Wintereinbruch, milde Winter und ein abruptes Wiedererwachen des Frühlings verlängert den Zeitraum, in dem sich Zecken "auf der Jagd" befinden. Als Wendepunkt bezeichnen Wissenschaftler oftmals die 5-Grad-Marke - unterhalb dieser würden sich die Spinnentiere zur Ruhe setzen.

Einen weiteren Aspekt lesen Anhänger von Weihnachts- bzw. Christbäumen nicht gerne: Denn auch in der Zeit vor dem Frohen Fest wächst das Risiko, weil ungebetene Gäste in die Wohnung gelangen können.

Schutz gegen Zecken: Es gibt mehrere Ansätze - Impfen ist einer

Die wohl wirksamste Methode zum Schutz gegen einen Zeckenbiss ist das Meiden von freier Natur. Weil das für die meisten Menschen nicht infrage kommt, sind anderweitere Präventionsmaßnahmen gefragt: Speziell die Bevölkerung in Risikogebieten sowie Personen, die solche Gegenden zum Wandern oder sonstigen Gründen aufsuchen, gelten als "zeckenexponiert".

Forstexperten und Tierforscher räumen übrigens mit dem Mythos auf, dass sich Zecken ausschließlich von Bäumen fallen lassen: Stattdessen warten die winzigen Tierchen auch im Gras, Gebüsch oder im Unterholz, bis ein Wirt in Person eines Menschen oder eines Tieres vorbeikommt - und sie sich festhaken können.

Ein guter Schutz gegen Zecken ist zudem eine möglichst lange Kleidung, um dem Risiko eines Zeckenbisses durch wenig Angriffsfläche Einhalt zu gebieten. Mediziner raten dazu, sich gegen FSME impfen zu lassen - zumindest dann, wenn man in einem der Risikogebiete wohnt und sich oftmals in der Natur bewegt. Bei Borreliose wiederum existiert dem Vernehmen nach noch kein Impfstoff, jedoch kann Antibiotika als wirkungsvolles Gegenmittel eingesetzt werden.

Hat eine Zecke bereits zugebissen, sollte das Getier inklusive Kopf möglichst schnell aus dem Organismus entfernt werden: Dafür eignen sich mehrere Werkzeuge, die mitunter von Apotheken angeboten werden - zum Beispiel eine Zeckenzange.