• Naht das Ende der Globalisierung?
  • Die Digitalisierung ist der eigentliche Treiber
  • Was muss jeder Einzelne tun?
  • Die Weiterbildungsrepublik wird wahrscheinlicher
  • On- und Offline verschwimmen
  • Lawinen in Zeitlupe bleiben aktiv

Megatrends sind nie gradlinig und widerspruchsfrei. Ihnen nachzuspüren ist trotzdem lohnend und das gerade jetzt, wo die Unsicherheit durch die Pandemie sehr groß ist. Drei Megatrends (Globalisierung, die Digitalisierung/New Work und den Trend zu mehr Bildung) wollen wir genauer prüfen, ob und wie die Pandemie sie verändert hat. Die anderen neun Megatrends vom Zukuntftsinstitut in Frankfurt am Main und in Wien (neue Rolle der Frau, Gesundheit, Individualisierung, Vernetzung, Mobilität, Neo-Ökologie, Urbanisierung, Sicherheit, demografischer Wandel) bleiben außen vor, sind aber genauso wichtig.

Naht das Ende der Globalisierung?

Hat die Corona-Pandemie das Zeug der Globalisierung den Garaus zu machen? Es war ein Schock für Deutschland, als im ersten Jahr der Pandemie es unmöglich war, Masken und Schutzkleidung in ausreichendem Umfang zu beschaffen. Das waren auf einmal knappe und teure Güter, die vor allem China für die Welt produzierte. 

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise verhängten eine Reihe von Ländern sogar Exportstopps fur kritische (medizinische) Guter. Auch das führte zur Frage, ob der globale Ansatz bei der Herstellung von Gütern wirklich der richtige Weg ist. Effizienz und Kostenminimierung (Prinzip: Just in Time) waren bisher die zentralen Aspekte bei der Gestaltung der internationalen Arbeitsteilung. Aber die Skepsis gegenüber dieser Form der Wirtschaft ist groß: In Deutschland beurteilt fast die Hälfte der Bevölkerung die neuen Abhängigkeiten, die aus der Globalisierung entstanden sind, kritisch. Das Ende der Globalisierung läutet Corona vermutlich trotzdem nicht ein. Änderungen aber schon: Zukünftig dürfte die Frage der Liefersicherheit eine wichtige Rolle spielen. 

"Die Corona-Pandemie beschleunigt die Digitalisierung und Strukturwandel, bremst aber die ökonomische Globalisierung", sagen Christian Bluth und Thieß Petersen in ihrer lesenswerten Arbeit "Megatrend-Report #02: Die Corona-Transformation", die sie für die Bertelsmann Stiftung verfasst haben.

Die Digitalisierung ist der eigentliche Treiber

Die Corona-Pandemie ist jetzt schon mit Sicherheit ein zusätzlicher und gewaltiger Katalysator fur digitale Formate in der Gesellschaft.

Das wird rasant weitergeben, um das vorauszusagen, braucht es nicht viel. Fünf Entwicklungen sind inzwischen allgegenwärtig:

  • Das Homeoffice funktioniert auf der Grundlage digitaler Informations- und Kommunikationsformate. In der Pandemie ist dieses Format der Arbeit auf einen bedeutsamen Anteil angewachsen, ein bedingungsloses Zurück, in das alte Format von Arbeit, gibt es nicht. 
  • In der Bildung schafften digitale Formate in der Corona-Zeit den Durchbruch, oftmals der Not gehorchend. Auch diese Entwicklung ist unumkehrbar. 
  • Ebenfalls einen Boom erlebte digitales Shopping in Form des Online-Handels und Lieferdienste. Amazon hat heute 1,3 Millionen Beschäftigte. Von 2019 auf 2020 sind in einem Jahr 500.000 hinzugekommen. Das andere Kaufverhalten geht so weit, dass viele Innenstädte veröden und vor dem Problem stehen, sich neu erfinden zu müssen.
  • Das Gesundheitswesen wird sich nach der Corona-Krise neu und digital aufstellen müssen. Die e-Krankenakte wird kommen und ein realistischer Umgang mit dem Datenschutz.
  • Digitale Formate in der Industrieproduktion transformieren auch diesen Kernbereich in Deutschland. Die Stichworte dazu: Echtzeit Datenströme, smart Lösung zur Wartung von Maschinen (Predictive Maintenance), höchstmögliche Datensicherheit und Systemverfügbarkeit (Zero Downtime), Losgröße 1, Deep Learning, fortgeschrittene Datenanalyse (Advanced Analytics), smart Robotics.

Was muss jeder Einzelne tun?

Und wie geht es mit dem Megatrend Bildung weiter? Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat in einer Untersuchung (Future of Jobs) drei Tendenzen aufgespürt:

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  • Lebenslanges Lernen als neue Normalität: kontinuierliches Lernen und der Erwerb neuer Kompetenzen muss ein zentraler Teil des Arbeitslebens werden, insbesondere geht es um universelle Kompetenzen.
  • Mehr Flexibilität beim Karrierepfad: das schließt den häufigen Wechsel in Positionen mit ähnlichen Anforderungen ein.
  • Gezielte Nutzung von Qualifizierungs- und Umschulungsmöglichkeiten: Das Internet bietet mehr Informationsquellen zu künftigen Jobs und Kompetenzen, das gilt es für sich zu nutzen.

Die Prognose: In Deutschland gibt es bis 2030 rund 1,6 Mio. neue Jobs durch Einführung neuer Technologien. Das sind beispielsweise Tätigkeiten wie: Software-Entwickler, Anwendungen, Strategieanalysten, Software-Entwickler Systemsoftware, Dateningenieure, Verfahrensanalysten,  Datenwissenschaftler, Datenintegrateure, Infrastrukturservice-Analysten (IT), Datenanalysten, Strategieanalysten und Sicherheitstester.

Die Weiterbildungsrepublik wird wahrscheinlicher

Um herauszufinden, wohin die Weiterbildung in den nächsten Jahren steuert, wurden verschiedene Meinungen von Experten eingeholt.

Auf dieser Basis entwickelte der Digitalverband Bitkom zehn Zukunftsszenarien (Weiterbildungsstudie: Wie lernen wir 2025?), wie die Weiterbildung im Jahr 2025 konkret aussieht:

  • Im Jahr 2025 hat sich der War for Talents weiter verschärft. Arbeitgeber mit dem attraktivsten Weiterbildungsangebot gewinnen die besten Mitarbeiter fur sich. Da viele Fachkräfte fehlen, investieren Betriebe massiv in Weiterbildung.
  • Im Jahr 2025 sind Lernende nur noch in seltenen Fällen bereit, zu Präsenzformaten anzureisen. Der Kostendruck auf Weiterbildungsbudgets ist gleichzeitig stark angestiegen, daher ergibt sich eine Reduzierung des Angebots von Präsenzformaten.
  • Im Jahr 2025 sind Soft Skills wichtiger als Hard Skills. Zu den wichtigsten Soft Skills zählen beispielsweise Veränderungsfähigkeit, vernetztes Arbeiten und digitales Fuhren von selbstgesteuerten Teams.
  • Im Jahr 2025 organisieren Mitarbeiter eigenverantwortlich ihre Weiterbildung. Zentrale Bildungsinstanzen in Organisationen stehen ihnen als Sparringspartner und Ratgeber zur Seite.

On- und Offline verschwimmen

  • Im Jahr 2025 ergänzen sich On- und Offline-Formate automatisch. Lernende bewegen sich ganz selbstverständlich in der Augmented und Virtual Reality mit digitalen Tutoren und Avataren. Kunstliche Intelligenz zeigt den Lernenden individuelle Lernpfade auf.
  • Im Jahr 2025 gehört Weiterbildung ganz selbstverständlich zu einem modernen Lebensstil dazu. Die Grenzen zwischen beruflicher und privater Weiterbildung verschwimmen. Permanentes Lernen bei der Arbeit und in der Freizeit ist Teil der Selbstverwirklichung vieler Menschen geworden und sie investieren auch privat finanziell in ihre Weiterbildung.
  • Im Jahr 2025 fordern Lernende in Weiterbildungen sofortige Lösungen fur ihre persönlichen Herausforderungen. Weiterbildungsformate und -inhalte sind daher flexibel auf individuelle Bedurfnisse unterschiedlicher Gruppen (z. B. Alter, Hierarchie etc.) anpassbar. Menschen teilen bedenkenlos ihre Daten, um personalisierte Angebote zu erhalten.
  • Im Jahr 2025 liefern Weiterbildungsanbieter standardmäßig Daten zur Effektivität ihrer Angebote und bilden den Umsetzungs- und Lernfortschritt der Lernenden direkt ab. Die Wirksamkeit von Weiterbildungsangeboten dient als hauptsächliches Entscheidungskriterium fur Weiterbildungsverantwortliche und bestimmt die Reputation der Anbieter.
  • Im Jahr 2025 agieren Weiterbildungsanbieter zunehmend als Berater, Begleiter und Gestalter von Lernformaten. Bei Standardthemen wird der Markt von einigen wenigen Anbietern dominiert, während Trendthemen von vielen unterschiedlichen Anbietern vermarktet werden.
  • Im Jahr 2025 haben viele Lernende eine kurzere Aufmerksamkeitsspanne. Lernformate und -inhalte sind kurzer und zielfokussierter gestaltet, um produktives Lernen zu ermöglichen.
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