1. Startseite
  2. Lokales
  3. Northeim
  4. Kalefeld

Schloss Oldershausen verfällt immer weiter - wird einstiger Prachtbau zum Lost Place?

KommentareDrucken

Das Schloss Oldershausen aus der Vogelperspektive: Seit mehr als 30 Jahren verfällt das denkmalgeschützte neugotische Gebäude, für das offensichtlich keine Nachnutzung zu finden ist.
Das Schloss Oldershausen aus der Vogelperspektive: Seit mehr als 30 Jahren verfällt das denkmalgeschützte neugotische Gebäude, für das offensichtlich keine Nachnutzung zu finden ist. © Hubert Jelinek

Das denkmalgeschützte Schloss Oldershausen ist nur für Wildtiere noch ein Eldorado. Wer rettet das neugotische Schloss mit reicher Geschichte, damit es kein Lost Place wird?

Oldershausen – Die Natur erobert sich die Architektur zurück. Das Schloss Oldershausen in der Gemeinde Kalefeld ist inzwischen nur noch eine Ruine, die von Bäumen und Büschen umwachsen ist. Dennoch steht es weiterhin unter Denkmalschutz, wie der Landkreis Northeim auf HNA-Nachfrage erklärt.

„Der Denkmalschutz macht es unverkäuflich“, so Ludolf von Oldershausen. Das Schloss sei inzwischen eine Ruine, aus schlechtem Ziegelstein gebaut, der zerbröselt. Inzwischen sei das Schloss nur noch ein Eldorado für Fledermäuse und Eulen.

Prachtbau wird zur Ruine: Namensgebende Familie von Oldershausen nicht mehr involviert

Die namensgebende Familie von Oldershausen ist längst nicht mehr Besitzer des Schlosses. „Wir haben schon lange mit dem Schloss abgeschlossen“, so von Oldershausen, der dennoch bedauert, dass das Gebäude so verkommen ist. Das Wahrzeichen des Dorfes Oldershausen wurde ab 1853 erbaut. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs war es Wohnsitz der Familie von Oldershausen. Nach dem Krieg wurde es zunächst als Unterkunft für englische Truppen genutzt. Danach diente das Schloss als Unterkunft für Heimatvertriebene. Über 25 Jahre, bis Anfang der 1970er-Jahre, befand sich im Gebäude eine Lungenheilstätte. Weshalb es auch den Spitznamen „Hustenburg“ erhielt.

„Für uns war das Schloss als Wohnsitz nicht mehr zu gebrauchen, es war ein riesiger Kasten mit 75 Zimmern und hohen Decken“, erinnert sich von Oldershausen. Deshalb habe sich die Familie 1974 entschieden, es zu verkaufen.

Von 1975 bis 1986 wurde der Bau als Reha-Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder genutzt. Ab diesem Zeitpunkt stand das Gebäude leer. 1990 erwarb ein Berliner Kaufmann das Schloss. Doch seine Nutzungskonzepte, dort ein Altenheim unterzubringen, ließen sich nicht realisieren. Deshalb wollte er auf sein Eigentum verzichten, um sich die Sanierungskosten zu sparen. Das Göttinger Verwaltungsgericht hat dieses Ansinnen aber abgelehnt. Das Schloss war aber weiterhin dem Verfall preisgegeben. Teile stürzten ein.

Seit 2005 gehört es dem Wiesbadener Eckhart Otto, der sich damals nach eigenen Angaben beim Anblick des Schlosses in das neugotische Gebäude verliebt hatte. Doch auch seine Nutzungsideen ließen sich nicht realisieren. Ein Hauptproblem sieht Otto in der Zerstückelung des Anwesens. Das sechs Hektar große Grundstück wurde damals in vier Partien aufgeteilt. Otto kaufte nur das Hauptschloss.

Diverse Ideen für Nutzung des Schlosses Oldershausen

Heute sagt er auf HNA-Nachfrage zur Zukunft des Gebäudes: „Es wurden diverse Ideen durchgespielt, nichts Spruchreifes darunter. Das Schloss vegetiert dem besonderen Moment entgegen, an dem sich die richtigen Zukunftschancen auftun mögen.“ Er kritisiert die schon sehr alten Verpflichtungen seitens der Denkmalpflege und betont, dass das Schloss technisch wohl zu retten sei, aber wirtschaftlich nicht. Die vergangenen Jahre hätten ihm gezeigt, dass eine Rettung nur auf privatwirtschaftlichem Weg gelingen könne, zumal der institutionalisierte Denkmalschutz ein eigenes Ranking habe und andere Prioritäten setze.

Aus der Nutzfläche des historischen Gebäudes allein heraus würde sich, selbst dann, wenn es nach einer Sanierung gut vermietet wäre, Aufbau und laufender Unterhalt nicht darstellen lassen. Deshalb sollten nach seiner Meinung Betrachtungen zum Denkmalserhalt und zur Finanzierung ein Stück weit getrennt bleiben. Anderseits gehe es hier um Aufwendungen, mit denen Familien und Privatleute üblicherweise nicht umgehen müssten.

Wie aber ein Wiederaufbau gelingen könne – die Gedanke seien noch nicht abgeschlossen, lässt er noch einen Funken Hoffnung durchblicken. Eine Anfrage vom 18. Oktober beim Landkreis Northeim, ob es Auflagen für den Besitzer gibt, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, es zu sichern oder es in seinem jetzigen Bestand zumindest zu dokumentieren, wurden bislang nicht beantwortet. (Rosemarie Gerhardy)

Einblicke in längst vergangene Zeiten locken Menschen zu sogenannten Lost-Places. Schloss Rothestein bietet solche Touren im eigenen Haus an. Wir sind mit auf Spurensuche gegangen.

Auch interessant

Kommentare