Borreliose: Symptome, Behandlung und Spätfolgen

Borrelioseinfektion mit der Wanderröte - ein roter kreisförmiger Fleck am Oberschenkel eines jungen Mannes
Die Wanderröte ist ein frühes, typisches Symptom der Borreliose © iStock.com/JerryCallaghan

Borreliose wird durch Zecken übertragen. Nur in seltenen Fällen kommt es bei Infizierten zu Symptomen, die dann allerdings behandelt werden müssen.

  • Als Frühsymptom zeigt sich meist eine Wanderröte

  • Gute Heilungschancen bei frühzeitiger Behandlung

  • Vorsorglich Zecke möglichst schnell aus der Haut entfernen

Europaweit ist Borreliose die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. In Deutschland kommt es jährlich zu rund 26 bis 41 Infektionsfällen auf 100.000 Personen. Nur etwa 1 Prozent der betroffenen Personen entwickelt nach der Infektion auch Symptome.

Was ist Borreliose?

Borreliose ist eine Infektion, die durch verschiedene Bakterien der Gruppe Borrelia burgdorferi sensu lato hervorgerufen wird. Auf den Menschen übertragen wird sie durch den Stich infizierter Zecken, in Deutschland meist durch den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus). Die Zecken nehmen die Borrelien wiederum durch das Blut von Mäusen, Vögeln oder anderen Tieren auf, die mit den Bakterien befallen sind.

Umgangssprachlich ist oft die Rede von einem Zeckenbiss. Zecken besitzen jedoch keine Zähne, sondern einen Stechapparat. Daher ist Zeckenstich der wissenschaftlich korrekte Ausdruck. In sehr seltenen Fällen können Menschen auch durch Mücken, Bremsen oder andere blutsaugende Insekten mit Borreliose infiziert werden.

Was sind Symptome der Borreliose?

Das markanteste Frühsymptom der Borreliose ist die Wanderröte – von Fachleuten auch als Erythema migrans bezeichnet. Diese tritt bei 89 Prozent der Erkrankten auf und zeigt sich im Mittel nach sieben bis zehn Tagen. Wer einen Zeckenstich hat, sollte für sechs Wochen auf Hautsymptome achten, da die Wanderröte in manchen Fällen auch erst nach 30 Tagen sichtbar wird.

Erkennbar ist die Wanderröte als randbetonte Hautrötung, die sich meist ringförmig um den Zeckenstich ausbreitet, jedoch auch an anderen Körperstellen auftauchen kann. Grundsätzlich kann die Wanderröte verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise andere Insektenstiche, Arzneimittelunverträglichkeiten oder eine Hauterkrankung. Eine ärztliche Abklärung ist deshalb wichtig.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen dem Zeckenstich und somit der Übertragung der Bakterien bis zu den ersten Anzeichen einer Borreliose-Erkrankung umfasst je nach Symptom Tage bis Jahre.

Fachleute unterscheiden drei Stadien der Borreliose, wobei Stadium eins und zwei als Frühstadium bezeichnet werden, Stadium 3 als Spätstadium:

  1. Stadium: Tage bis Wochen

  2. Stadium: Wochen bis Monate

  3. Stadium: Monate bis Jahre

Symptome der Borreliose im Früh- und Spätstadium

Frühstadium

Frühstadium

Spätstadium

1. Stadium (Tage bis Wochen)

2. Stadium (Wochen bis Monate)

3. Stadium (Monate bis Jahre)

  • Wanderröte (Erythema migrans)
  • Verfärbte Hautschwellung, z. B. an Ohrläppchen, Brustwarze (Borrelien-Lymphozytom) vor allem bei Kindern
  • Grippeähnliche Beschwerden


  • Multiple Erythemata migrantia (ovale Rötungen, bei Kindern auf den Wangen)
  • Frühe Neuro-Borreliose: Hirnhautentzündung (lymphozytäre Meningitis) oder Entzündung der Hirnhaut und der Rückenmarksnerven (Meningo-Radikulitis), Hirnnervenlähmung, oft mit ein- oder beidseitiger Gesichtsnervenlähmung
  • Entzündung des Herzens (Lyme-Karditis)
  • Gelenksentzündung (Lyme-Arthritis)
  • Acrodermatitis chronica atrophicans: Hautsymptom, das sich durch Schwellung, später durch Verdünnung der Haut, Haarverlust, Verfärbung und teilweise auch Schmerzen auszeichnet
  • Späte Neuro-Borreliose: Entzündung von Gehirn und Rückenmark, Missempfindungen (Kribbeln, Taubheit, Schmerzen) an Armen und Beinen (periphere Polyneuropathie)
  • Chronische Lyme-Arthritis


Eine Erkrankung muss nicht alle Stadien durchlaufen, auch Symptome des Spätstadiums wie die Gelenkentzündung (Arthritis) können als Erstes in Erscheinung treten. Hier sind meist die Kniegelenke betroffen. Je nachdem, welche Organe besonders betroffen sind, können Borreliose-Symptome an Haut, Nerven, Gelenken, dem Herzen und/oder (sehr selten) den Augen auftreten. Sind die Nerven in Mitleidenschaft gezogen, geht dies meist mit Schmerzen einher. Es gibt aber auch Krankheitsverläufe ohne Symptome.

Borreliose bleibt immer nur eine Verdachtsdiagnose, wenn sie lediglich anhand der Symptome diagnostiziert wird. Ärztinnen und Ärzte führen deshalb bei Anzeichen auf die Erkrankung Labortests des Bluts und manchmal Untersuchungen der Rückenmarksflüssigkeit auf bestimmte Antikörper und entzündliche Reaktionen durch. In Einzelfällen gibt es die Möglichkeit, die Borrelien-Erreger direkt nachzuweisen. Laboruntersuchungen sind allerdings erst nach einem bestimmten Zeitraum und nur in Kombination mit entsprechenden Symptomen aussagekräftig.

Ist Borreliose gefährlich?

Gefährlich kann eine Borreliose-Erkrankung werden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und nicht mit Antibiotika behandelt wird. Dann kommt es häufig zu Symptomen des zweiten Stadiums, die das Gehirn und die Nerven, das Herz oder die Gelenke betreffen und zu Spätfolgen führen können. Spätfolgen sind beispielsweise verbleibende wiederkehrende Entzündungen und Schwellungen der Gelenke oder der Haut sowie Herzprobleme (Rhythmusstörungen). Liegt eine chronische Form der Neuro-Borreliose vor, können Gang- oder Blasenstörungen auftreten.

Wie oben erwähnt durchläuft die Borreliose-Erkrankung nicht immer alle Stadien, sodass sich als erste Symptome teilweise direkt Beschwerden des zweiten oder dritten Stadiums zeigen.

Auch wenn dies der Fall ist und zum Beispiel Gehirn, Nerven oder Gelenke bereits betroffen sind, ist eine antibiotische Behandlung möglich. Die Heilungsrate ist bei Symptomen des ersten Stadiums, vor allem bei der Wanderröte, sehr hoch. Selbst wenn die Krankheitserreger Gehirn oder Nerven angegriffen haben, ist die Aussicht auf Heilung gut. Je mehr und je stärker die Borreliose unterschiedliche Organe schädigt, umso höher ist entsprechend das Risiko für Spätfolgen oder Restsymptome.

Die Borreliose selbst ist keine tödliche Erkrankung. Da sie jedoch wichtige Organe wie das Gehirn oder das Herz schädigen kann, besteht die Gefahr von Spätfolgen oder Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Herzproblemen. Das Risiko dafür ist jedoch sehr gering.

Gut zu wissen

Wer nach einem Zeckenstich verunsichert ist, sollte sich diese Zahlen vor Augen halten:

  • Von 100 Menschen, die von einer Zecke gestochen werden, haben fünf dadurch Kontakt mit Borrelien, und der Körper bildet Antikörper.

  • Von diesen fünf Personen kommt es nur bei einer einzigen zu Symptomen.

  • Bei etwa 90 Prozent ist das Symptom, das sich in diesem Fall zeigt, die Wanderröte (Erythema migrans).

  • Bei 95 von 100 gestochenen Menschen bleibt der Zeckenkontakt ohne gesundheitliche Folgen.

Wie lange dauert eine Infektion?

Um eine symptomatische Borreliose-Infektion zu beenden, muss sie behandelt werden. Zur Therapie werden Antibiotika verabreicht. Je nach Ausmaß und betroffenen Organen erfolgt dies in Tablettenform (bei Hautsymptomen) oder als Infusion (wenn Gehirn oder Nerven betroffen sind oder eine chronische Form vorliegt). In der Regel erhält man das Antibiotikum über zwei bis drei Wochen, manchmal auch etwas länger. Das Ziel der Therapie ist, dass die Infektion abheilt und es nicht zu Spätfolgen kommt.

Wichtig ist, dass das Antibiotikum richtig eingenommen wird. Achten Sie deshalb auf die Informationen, die Sie in der ärztlichen Praxis und in der Apotheke erhalten. Bei manchen Antibiotika, die gegen die Borreliose eingesetzt werden, muss auf den Zeitabstand zum Verzehr bestimmter Nahrungsmittel (z.B. Milchprodukte oder Fruchtsäfte mit viel Kalzium) und auf die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Säureblocker, Magnesium oder Eisenpräparate) geachtet werden. Andernfalls kann das Antibiotikum nicht richtig wirken, und die Therapie schlägt nicht an. Bestehen keine Symptome einer Borreliose-Infektion, werden Antibiotika nicht verordnet – auch nicht als Prophylaxe.

Ist Borreliose und Lyme-Borreliose dasselbe?

Ja, Borreliose wird im englischsprachigen Raum als Lyme-Disease bezeichnet – zu Deutsch Lymekrankheit oder Lyme-Borreliose. Die Bezeichnung stammt von der Stadt Lyme im US-amerikanischen Bundesstaat Connecticut. Hier wurden Mitte der 1970er-Jahre gehäuft Fälle von Kindern und Erwachsenen bekannt, die ungewöhnliche Gelenkentzündungen zeigten. Kurze Zeit später wurde die Erkrankung mit dem Stich einer bestimmten Zeckenart in Verbindung gebracht. 1982 wurde die Gruppe der Krankheitserreger Borrelia burgdorferi entdeckt und das Krankheitsbild der Lyme-Disease beschrieben.

Wie schützt man sich gegen Borreliose?

Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Die häufig als Zeckenimpfung bezeichnete Immunisierung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis schützt lediglich vor FSME. Eine bereits überstandene Borreliose-Infektion baut keine Immunität auf, man kann also immer wieder daran erkranken.

Eine einfache Methode, das Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich zu verringern, ist, die Zecke so früh wie möglich zu entfernen. Eine infizierte Zecke benötigt mehrere Stunden, um die Bakterien auf den Menschen zu übertragen. Je früher die Zecke entfernt wird, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Infektion kommt. Wie Sie eine Zecke richtig entfernen und sich vor den Blutsaugern schützen können, finden Sie in diesem Beitrag: So schützen Sie sich vor einem Zeckenstich.

Wann sollte man zum Arzt?

Wer einen Zeckenstich bemerkt und die Zecke nicht selbst entfernen kann oder sie nicht vollständig entfernt hat, sollte eine Arztpraxis aufsuchen – insbesondere, wenn die Hautstelle entzündet ist. Sollten Sie Symptome einer Borreliose-Erkrankung an sich feststellen, ist ein Arztbesuch erforderlich. Wenn Sie die Zecke vollständig selbst entfernen konnten, ist es wichtig, weiterhin auf Symptome zu achten.

Treten innerhalb von sechs Wochen Hautreaktionen auf, wie zum Beispiel die Wanderröte, oder kommt es zu grippalen Beschwerden oder anderen Krankheitszeichen, ist ein Besuch in der ärztlichen Praxis notwendig. Wird die Borreliose frühzeitig festgestellt und entsprechend behandelt, sind die Heilungschancen gut. Wenn bei frühen Hautsymptomen wie der Wanderröte bereits gehandelt wird, liegt die Heilungsrate bei 95 bis 100 Prozent.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.