Plakat der FIFA WM 2006 in Deutschland. Bild: picture-alliance/dpa

Weltmeister

Italien

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Flagge Italien
Weltmeister Italien 2006. Bild: picture-alliance/dpa

WM-Rausch und Klinsmann-Kater

In Sachen Taktik oder Spielsystem zeigt die WM 2006 kaum neue Entwicklungen auf. Aus deutscher Sicht allerdings ist es die vielleicht schönste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten: das berühmte Sommermärchen.

Rekord: Fünf deutsche WM-Siege in Folge

Buchstäblich im Sturm erobern Michael Ballack & Co die Herzen der Fans. Das deutsche Team in einer neuen Rolle: Es spielt den angriffslustigsten und attraktivsten Fußball. Vor Turnierbeginn galt nicht einmal als sicher, dass die Klinsmänner die Vorrunde überstehen. Nach dem 3:1-Sieg gegen Portugal im Spiel um Platz drei werden sie wie Weltmeister gefeiert.

Millionen auf den Fan-Meilen

Nie zuvor bildeten Nationalmannschaft und Fans solch eine Schicksalsgemeinschaft wie in diesem Sommer der grenzenlosen deutschen Fußballliebe. Das ganze Land ist schwarz-rot-gold beflaggt. Millionen strömen auf die Fan-Meilen und vor die Großbildleinwände, jedes deutsche Spiel wird zum Volksfest. Dank der attraktiven Spielweise und des schon sagenumwobenen Mannschaftsgeistes schafft die deutsche Elf vom Eröffnungsspiel weg fünf WM-Siege in Folge - Rekord! Erst im Halbfinale ist Endstation - etwas unglücklich gegen den späteren Weltmeister Italien. Dennoch hat die deutsche Elf  viel mehr erreicht, als ihr irgendwer zugetraut hat. Und so kann Oliver Kahn nach seinem letzten Auftritt in der Nationalelf gegen Portugal bilanzieren: "Es war einer der größten, wenn nicht der größte emotionale Moment, an den ich mich erinnern kann."

Klinsmann tritt ab

Hunderttausende feiern die deutsche Mannschaft bei der Abschlussparty am Brandenburger Tor. "Inzwischen muss man Fan der deutschen Fans sein. Auch sie waren Stars dieser WM", findet nicht nur der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Für Jürgen Kljnsmann ist es der letzte öffentliche Auftritt als Bundestrainer. Er tritt auf der Höhe seines Ruhmes ab, überlässt Co-Trainer Joachim Löw den Chefsessel. Wahl-Kalifornier Klinsmann hat die Polemiken, die Wohnsitzdebatte und die teils harsche Kritik von Experten wie Franz Beckenbauer oder Karl-Heinz Rummenigge im Vorfeld der WM nicht vergessen. Er befürchtet wohl auch, dass sich die WM-Euphorie nicht konservieren lässt. Zudem ist ihm klar, dass er im DFB-Präsidium seinen bedingungslosen Rückhalt verlieren würde: Gerhard Mayer-Vorfelder. Der DFB-Präsident und väterliche Freund Klinsmanns muss im September 2006 seinen Posten räumen.

Brasilien: Hochmut vor dem Fall

Die große Enttäuschung des Turniers ist Titelverteidiger Brasilien. Lustlos, überheblich und uninspiriert schleppt sich die Mannschaft mit einem stark übergewichtigen Ronaldo schon durch die Vorrunde. Phasenweise blitzt das Können von Ronaldinho & Co. dann doch auf - wie beim 3:0 über Ghana im Achtelfinale. Frankreich entzaubert die Zauderer vom Zuckerhut im Viertelfinale endgültig  - nach Henrys Treffer zum 0:1 ergibt sich die Seleçao kampflos in ihr Schicksal. Immerhin kann sich Ronaldo darüber freuen, dass er im Turnierverlauf ein paar Kilo abgenommen hat. Und darüber, dass er dank dreier Treffer sein WM-Konto auf insgesamt 15 Tore erhöht und damit Gerd Müller (14) als besten WM-Torschützen aller Zeiten ablöst.

Karten-Orgie in Gelb-Rot

Dass Fußball durchaus in eine Schlacht ausarten kann, demonstrieren im Achtelfinale Portugal und die Niederlande. Die Partie sorgt mit vier Gelb-Roten und acht Gelben Karten für traurige WM-Rekorde. Dass die Portugiesen 1:0 gewinnen, gerät fast schon zur Nebensache. Nichts Neues gibt es hingegen von den ewigen Geheimfavoriten. Die Engländer scheitern mal wieder an ihrem Trauma Elfmeterschießen - diesmal mit 1:3 im Viertelfinale gegen Portugal. Die Iberer sind nach hoffnungsvollem Start schon im Achtelfinale draußen - nach  einem 1:3 gegen Frankreich. Am Ende stehen mit Franzosen und Italienern zwei Teams im Finale, die man nicht unbedingt auf der Rechnung hatte. Die Equipe Tricolore verliert erst ihren Spielmacher Zidane durch Platzverweis und schließlich das Endspiel nach Elfmeterschießen 4:6.

Deutschland schoss die meisten Tore

147 Tore wurden bei der WM in Deutschland insgesamt erzielt. Das entspricht einem Schnitt von 2,29 Treffern pro Partie. Magerer war die Torausbeute nur bei dem Turnier von 1990, als durchschnittlich 2,21 Treffer pro Spiel fielen. An Deutschland hat es am wenigsten gelegen: 14-mal trafen Klose & Co. ins gegnerische Netz, sogar Weltmeister Italien schaffte in ebenfalls sieben Spielen nur zwölf.

Zidane klatscht. Foto: dpa

Star des Turniers

Zinedine Zidane

Es hätte der glanzvollste Abschied werden können: als Kapitän des Weltmeisters. Mit einer roten Karte nach einer Tätlichkeit im Finale stößt sich "Zizou" aber selbst vom Thron - und sorgt nicht nur deshalb noch Wochen nach der WM für Gesprächsstoff. [mehr]

Galerie Zidane

Miroslav Klose zeigt das Victory-Zeichen. Foto: dpa

Torschützenkönig

Miroslav Klose

2002 war ihm der Brasilianer Ronaldo noch drei Tore voraus. Bei der WM im eigenen Land und im kompromisslosen Offensivfußball der deutschen Mannschaft ist "Miro" in seinem Element - und wird mit fünf Treffern Torschützenkönig. [mehr]

Galerie Klose

Verwirrendes Kartenspiel

Schiedsrichter Graham Poll aus England traf im Vorrundenspiel Kroatien gegen Australien (2:2) eine Reihe umstrittener Entscheidungen. Am "umstrittensten" wird gewesen sein, dass er dem Kroaten Josip Simunic gleich dreimal die Gelbe Karte zeigte. Nach der ersten Verwarnung in der 61. verpasste es der Referee bei der zweiten in der 90. Minute, Simunic mit Gelb-Rot vom Platz zu schicken. Erst nach der dritten Gelben Karte in der dritten Minute der Nachspielzeit wurde Simunic wegen Meckerns des Feldes verwiesen.

:: Die Finalrunde 2006 ::

Finale
Mannschaft1 Mannschaft2 Ergebnis
Quelle: sport.ard.de
Flagge ItalienItalien gegen Flagge FrankreichFrankreich 6 : 4
Spiel um Platz 3
Mannschaft1 Mannschaft2 Ergebnis
Quelle: sport.ard.de
Flagge DeutschlandDeutschland gegen Flagge PortugalPortugal 3 : 1
Halbfinale
Mannschaft1 Mannschaft2 Ergebnis
Quelle: sport.ard.de
Flagge PortugalPortugal gegen Flagge FrankreichFrankreich 0 : 1
Flagge DeutschlandDeutschland gegen Flagge ItalienItalien 0 : 2
Viertelfinale
Mannschaft1 Mannschaft2 Ergebnis
Quelle: sport.ard.de
Flagge EnglandEngland gegen Flagge PortugalPortugal 1 : 3
Flagge BrasilienBrasilien gegen Flagge FrankreichFrankreich 0 : 1
Flagge DeutschlandDeutschland gegen Flagge ArgentinienArgentinien 4 : 2
Flagge ItalienItalien gegen Flagge UkraineUkraine 3 : 0
Achtelfinale
Mannschaft1 Mannschaft2 Ergebnis
Quelle: sport.ard.de
Flagge BrasilienBrasilien gegen Flagge GhanaGhana 3 : 0
Flagge SpanienSpanien gegen Flagge FrankreichFrankreich 1 : 3
Flagge ItalienItalien gegen Flagge AustralienAustralien 1 : 0
Flagge SchweizSchweiz gegen Flagge UkraineUkraine 0 : 3
Flagge EnglandEngland gegen Flagge EcuadorEcuador 1 : 0
Flagge PortugalPortugal gegen Flagge NiederlandeNiederlande 1 : 0
Flagge DeutschlandDeutschland gegen Flagge SchwedenSchweden 2 : 0
Flagge ArgentinienArgentinien gegen Flagge MexikoMexiko 2 : 1

Den ganzen Turnierverlauf zeigen

Die WM 2006 in Zahlen
Spiele64
Tore gesamt166
Toreschnitt2.6
Platzverweise28
Zuschauer gesamt3.362.125
Zuschauerschnitt52.500
Stadien12
Goleo, das offizielle Maskottchen der WM 2006. Bild: Hersteller

"Goleo", das offizielle Maskottchen der WM 2006