Der frühere Bundestagspräsident und Bundesminister Wolfgang Schäuble (CDU) will nach der laufenden Legislaturperiode aus dem Bundestag ausscheiden. Er werde bei der Bundestagswahl im Jahr 2025 nicht noch einmal kandidieren, sagte Schäuble, der an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag hat, dem Berliner Tagesspiegel. Dies sei aber "nicht einmal eine Nachricht wert", fügte er mit Blick auf sein Alter hinzu.

Schäuble gehört dem Bundestag seit 50 Jahren ununterbrochen an. Er ist damit der am längsten dienende Parlamentarier der Bundestagsgeschichte. 14 Mal hat er seinen badischen Wahlkreis Offenburg direkt gewonnen. Während seiner langen Laufbahn war Schäuble unter anderem Chef des Bundeskanzleramts, Bundesinnenminister, Fraktionschef, CDU-Vorsitzender, Bundesfinanzminister und schließlich Bundestagspräsident.

Aus der ersten Reihe hat Schäuble sich inzwischen zurückgezogen. Am Ende seiner politischen Karriere ist er wieder einfacher Abgeordneter. In dem Tagesspiegel-Interview sagte Schäuble: "Ich bin alt, manchmal müde, auch nicht mehr ganz gesund. Das ist in meinem Alter üblicherweise so."

Warnung vor unrealistischen Versprechen

Schäuble machte deutlich, dass er zwar konservativ geblieben sei, sich einige Haltungen aber auch geändert hätten. "Als ich ein junger Mensch war, hat man in Deutschland noch eine Zeit lang gebraucht, um zu begreifen, dass zum Beispiel die Diskriminierung von Homosexualität völlig indiskutabel ist. Auf der anderen Seite finde ich es nach wie vor legitim, zu sagen, dass in der Biologie die Zweigeschlechtlichkeit zur Fortpflanzung die Regel ist", sagte Schäuble.

Angesichts der gestiegenen Energiepreise und Bemühungen der Bundesregierung, die Menschen in der Energiekrise zu entlasten, warnte Schäuble vor unrealistischen Versprechen. "Natürlich muss der Staat eingreifen, wenn die Lebenserhaltungskosten derart steigen. Aber der Staat darf nicht die Illusion erwecken, dass das grenzenlos sei", sagte Schäuble.

Mürrischer Blick war als Finanzminister "ganz hilfreich"

Schäuble sagte auch, das Sitzen im Rollstuhl sei für ihn über die Jahre "eher mehr als weniger anstrengend" geworden. Deswegen schaue er "oft mürrisch". Als Finanzminister sei dieser Gesichtsausdruck aber "ganz hilfreich" gewesen: "Das hat mir 90 Prozent aller Gespräche erspart. Aber in Wahrheit bin ich ganz anders."

Schäuble ist seit mehr als 30 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen – seit ihn ein geistig verwirrter Mann im Oktober 1990 angeschossen hatte.