Campino, Frontmann der Toten Hosen, hat sich eine bayerische Lederhose gekauft. Anlass: Die Tournee mit dem bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt und den Well-Brüdern als Volksmusiker unter dem Titel «Eine kulturelle Zumutung» - zunächst geplant als «kulturelle Aneignung», die am Freitagabend im oberbayerischen Schliersee startete.

Vor dem Tournee-Start habe er das Kleidungsstück in einen Trachtenladen erstanden, sagte Campino (61). Überzeugt habe ihn, dass diese Kleidungsstücke nach bayerischer Tradition an die Kinder und Kindeskinder weitervererbt werden. Er werde seinem Sohn diese Lederhose also zu gegebener Zeit zu Weihnachten schenken.

«Wenn ich mit der Lederhose durch die Straßen von Schliersee laufe, und mir kommt ein Bayer entgegen, ist das kein Problem», berichtete er über die ersten Erfahrungen mit dem ungewohnten Kleidungsstück. «Aber wenn eine Kleinfamilie aus Osnabrück mit dem Finger auf mich zeigt und sagt: Da läuft der Campino mit Lederhose - das ist der Moment, in dem ich mir dumm vorkomme.»

Die anderen Band-Mitglieder seien unabhängig voneinander in demselben Trachtenladen gelandet und hätten sich mit bajuwarischer Kleidung eingedeckt. «Kuddel» Andreas von Holst stand dann tatsächlich auch in Lederhose und mit Trachtenhut auf der Bühne. Ein anderer sei plötzlich mit «so komischen Schuhen» aufgetaucht - sogenannte Haferlschuhe, die aber nichts zu tun haben mit dem Trinkgefäß «Haferl», sondern mit «halb», also Halbschuh.

Man müsse etwa Kostümierung nicht gut finden - aber sie zu verbieten, sei der falsche Weg, sagt Campino. Der Karneval, so der Düsseldorfer, biete seit jeher die Chance, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen. «Der Karneval ist ja gerade dazu da, Rollentausch zu machen.»

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