Wer seine Kindheit im Prä-Internetzeitalter verbracht hat, der könnte mit dem World Wildlife Fund zum ersten Mal in Form eines Panini-Sammelalbums in Berührung gekommen sein. Die grünen Tütchen mit dem stets gutmütig und träge dreinblickenden Panda aufreißen, sechs glänzende Abziehbilder mit verschiedenen Tierfotos rauspulen, einkleben – und vielleicht noch den Text auf den grauen Recyclingpapierseiten im Album zu deren gefährdetem Lebensraum lesen. Der WWF, er war gefühlt immer schon da, versprach sich stets für das Richtige einzusetzen. Und jetzt: versteigert die nette alte Tante WWF plötzlich digitale Kunst in Form von NFA, Non-Fungible Animals. Seit November kann man über die Website der Naturschützer als Klimakiller verschriene Kryptokunst kaufen. WWF, wtf?!

Ging es bisher um Kryptokunst und Tiere, dann machten digitale Katzen wie Nyan Cat Schlagzeilen. Dass Menschen für den offiziellen Besitz eines verpixelten grauen Katzen-Gifs, das sich jeder herunterladen kann, eine halbe Million Euro ausgeben, machte die Idee von NFTs, Non-Fungible Tokens, einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Diese übersetzt "nicht austauschbare" Token sind eine Art Signatur, die auf Blockchain-Technologie beruht, und Digitalkunst einem Besitzer zuordnet. 

Das kann man aus verschiedenen Gründen irre finden, es hat aber vor allem handfeste Konsequenzen für die Umwelt: Die Token basieren in der Regel auf der gleichen Technologie wie die Kryptowährung Bitcoin mit ihrer verheerenden Klimabilanz. Das energiehungrige Mining, also das Schürfen neuer Bitcoins über komplizierte Rechenaufgaben, verursacht weltweit im Jahr mehr CO2-Emissionen als jeweils die Niederlande, die Schweiz oder Argentinien. Dem Bitcoin Energy Consumption Index zufolge könnte man mit dem Stromverbrauch von Bitcoin 34 Prozent des deutschen Strombedarfs decken. 

Der WWF will nun auf das Artensterben aufmerksam machen, indem er digitale Kunstwerke von Tieren wie Berggorillas versteigert. Die Zahl der Krypto-Gorillas, -Vaquitas oder -Buschmannhasen ist limitiert, sie entspricht den noch existierenden Exemplaren einer Art. Hat der WWF bei seiner Begeisterung für Biodiversität einen blinden Klimafleck, oder ist das einfach nur zynisch? 

Weder noch. Es gibt tatsächlich Wege, Kryptowährungen nachhaltig zu nutzen, und der WWF hat einen davon gewählt. Damit nimmt die Umweltorganisation in der Diskussion um den Fußabdruck der Blockchain-Welt eine Vorreiterrolle ein.