Akromegalie
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Akromegalie
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Patientenbroschüre<br />
<strong>Akromegalie</strong><br />
Umfassend informiert<br />
• Geschichte und Ursachen<br />
• Diagnose<br />
• Behandlungsmöglichkeiten<br />
• Selbsthilfegruppe<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
AG Hypophyse und Hypophysentumore der Deutschen<br />
Gesellschaft für Endokrinologie<br />
Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V.<br />
Wegweiser, Schweizer Selbsthilfegruppe für Krankheiten<br />
der Hypophyse<br />
Eine Initiative von
Vorwort<br />
Liebe Patientinnen, liebe Patienten<br />
Liebe Angehörige von Patienten/Innen<br />
In den folgenden Seiten finden Sie die völlig neu überarbeitete Broschüre für<br />
Patienten/Innen mit <strong>Akromegalie</strong>. Wie Sie wahrscheinlich aus Ihrer eigenen<br />
Erfahrung wissen, ist die Diagnostik dieser Krankheit aufgrund der nicht sehr<br />
spezifischen Symptome und des sehr langsamen Verlaufes nach wie vor für alle<br />
Beteiligten (Patienten/Innen, Hausärzte und Spezialärzte) eine grosse Herausforderung.<br />
In dieser Beziehung hat sich seit der ersten Auflage der Patientenbroschüre<br />
auch nichts Wesentliches geändert.<br />
Verändert haben sich hingegen die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie,<br />
welche aufgrund der guten Ansprechrate gelegentlich auch vor der Operation<br />
der Hypophyse in Betracht gezogen werden.<br />
Die nachfolgenden, aktualisierten Seiten erlauben es Ihnen, sich umfassend<br />
über diese seltene Krankheit zu informieren. Besonders wertvoll scheinen mir<br />
die persönlichen Erfahrungen von Betroffenen, welche in fast jedem Abschnitt<br />
ein gestreut sind.<br />
Möge diese Broschüre Ihnen und Ihrem Umfeld helfen, die grosse Herausforderung<br />
dieser Krankheit anzunehmen und zu überwinden.<br />
Dies wünscht Ihnen<br />
Prof. Dr. med. Emanuel Christ<br />
Chefarzt-Stv.<br />
Poliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung<br />
Universitätsspital Bern, Inselspital<br />
3010 Bern<br />
3
Prolog<br />
Wieso hat es denn niemand gemerkt? –<br />
Bericht eines <strong>Akromegalie</strong>-Patienten<br />
Ich, Arnold, bin heute ein 53-jähriger Frührentner. Vor sechs Jahren noch stand<br />
ich als intensiv sporttreibender EDV-Spezialist mitten im Berufsleben. Dann<br />
bekam ich 1993 mit meiner Hüfte Probleme. Ich bemühte mich daher zu meinem<br />
Hausarzt. Der bisherige war in Pension gegangen und so stand ich seinem Nachfolger<br />
gegenüber, der seine Sporen in der Neurologie abverdient hatte. Dessen<br />
erste Frage war: „Hat man Sie schon mal auf <strong>Akromegalie</strong> untersucht? Nein? Dann<br />
müssen wir das schleunigst nachholen!“ Am Silvester wurde mir dann eröffnet:<br />
„Sie leiden an einer so schweren <strong>Akromegalie</strong>, dass wir um ihre Sehnerven fürchten.<br />
Am 6. Januar treten Sie bei uns ein, Ihr Bett ist bereits reserviert!“<br />
Statt Hüfte nun also Kopf. Das warf Fragen auf: „Wieso hatten all die Ärzte<br />
zuvor nie etwas bemerkt? Wieso ging es so lange und verursachte so gravierende<br />
Schäden?“ Verständlich, dass mir nichts auffiel. Wer sich täglich sieht, realisiert die<br />
schleichende Veränderung kaum. Aber die Fachleute, wieso sie denn nicht? Zeit<br />
zum Hadern blieb zum Glück nicht. Die Operation verlief soweit optimal, doch<br />
konnte nicht sämtliches Hypophysen gewebe entfernt werden.<br />
Damit war eine Strahlenbehandlung unausweichlich. Sechs Wochen lang pilgerte<br />
ich jeden Werktag ins Spital, um meine tägliche Strahlendosis auf das Gewebe<br />
einwirken zu lassen. Ich empfand diese Zeit als grosse Belastung, da das Ganze<br />
neben meiner täglichen Arbeit einherging. Die Karenzzeit dieser Behandlung ist<br />
noch nicht abgelaufen und ich warte heute noch auf ihren durchschlagenden<br />
Erfolg. Bis das der Fall ist, muss nun die Produktion des Wachstumshormons medikamentös<br />
unter Kontrolle gehalten werden. Das hiess, in den ersten fünf Jahren<br />
täglich im Rhythmus von acht Stunden selber drei Spritzen zu setzen. Diese haben<br />
den Tagesablauf stark konditioniert und die persönliche Flexibilität erheblich eingeschränkt.<br />
Glücklicherweise kam das Medikament 1998 als Monatsdepot auf den<br />
Markt, womit mein Leben wieder in normale Bahnen zurückkehren konnte.<br />
Die starke Deformierung meines Gesichtes (Neandertaleffekt) beinflusste meine<br />
äussere Erscheinung sehr negativ und schränkte meine zwischenmenschlichen<br />
Kontakte stark ein. Ein Freund wies mich auf die Möglichkeit der plastischen<br />
Chirurgie hin. Diskussionen mit dem Spezialisten brachten mich zum Entschluss,<br />
diese Chance zu nutzen. In zwei Opera tionen wurden meine Gesichtszüge in<br />
einer Art retabliert, dass ich heute nicht mehr dauernd angestarrt und als eine Art<br />
Gnom eingestuft werde. Damit bewege ich mich auch wieder viel freier in der<br />
Gesellschaft. Mein fünfjähriger Neffe meinte kurz danach einmal zu mir: „Onkel,<br />
jetzt siehst Du eigentlich gar nicht mehr so alt aus:“<br />
Ob ich all dies nochmals machen würde? In einer solchen Situaton eindeutig ja!<br />
Ich habe meine positive Einstellung nie verloren. Sie hat mir enorm geholfen, die<br />
Situation zu meistern und meinen Humor nicht zu verlieren. Auch beeinflusste sie<br />
wahrscheinlich den Heilungsprozess positiv. Jedem in meiner Situation möchte ich<br />
folgende Philosophie mit geben. „Gib Dich nie selber auf, sonst wirst Du selber<br />
aufgegeben“.<br />
4 5
Inhalt<br />
1. Wie die <strong>Akromegalie</strong> entsteht<br />
8<br />
6. Die medikamentöse Therapie<br />
36<br />
1.1. Geschichtlicher Hintergrund<br />
8<br />
6.1. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem Dopamin-Agonisten<br />
37<br />
1.2. Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) – wichtige Schaltzentrale<br />
10<br />
6.2. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem Somatostatin-Analogon<br />
38<br />
für den Hormonhaushalt<br />
1.3. Das Hypophysenadenom – eine gutartige Geschwulst der<br />
12<br />
6.3. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem GH-Rezeptor-Antagonisten<br />
6.4. Neue Substanzen<br />
42<br />
44<br />
Hirnanhangdrüse<br />
1.4. Das Wachstumshormon – zentraler Faktor bei der Entstehung<br />
der <strong>Akromegalie</strong><br />
13<br />
7. Mit der <strong>Akromegalie</strong> leben<br />
45<br />
7.1. Wegweiser – Schweizer Selbsthilfegruppe für Krankheiten<br />
45<br />
2. Wie die <strong>Akromegalie</strong> diagnostiziert wird<br />
16<br />
der Hypophyse<br />
2.1. Symptome und Beschwerden<br />
2.2. Allgemeine und spezielle Untersuchungen<br />
16<br />
20<br />
8. Adressen und Internetseiten<br />
47<br />
3. Therapieverfahren und Erfolgskriterien<br />
24<br />
9. Glossar<br />
49<br />
4. Die Hypophysenoperation<br />
26<br />
4.1. Welche Massnahmen sind vor der Operation erforderlich?<br />
26<br />
4.2. Vorgehensweise bei der transsphenoidalen Operation<br />
28<br />
4.3. Was erwartet Sie nach der Operation?<br />
30<br />
5. Die Strahlentherapie<br />
33<br />
5.1. Konventionelle externe Radiotherapie<br />
34<br />
5.2. Radiochirurgie<br />
35<br />
6 7
1. Wie die <strong>Akromegalie</strong> entsteht<br />
1.1. Geschichtlicher Hintergrund<br />
Wenn Sie das in Abbildung 1 gezeigte, aus dem Jahr 1350 v. Chr. stammende<br />
Relief des ägyptischen Pharaos Echnaton aufmerksam betrachten, fallen Ihnen<br />
sofort das hervorstehende Kinn, die vergrösserte Nase und die stark ausgeprägten,<br />
wulstigen Lippen auf – alles typische äussere Merkmale der <strong>Akromegalie</strong>.<br />
Offenbar hat es schon zu dieser Zeit Menschen gegeben, die an <strong>Akromegalie</strong><br />
erkrankt waren. Doch während zur Zeit des Pharaos solche Körpermerkmale<br />
noch als göttliches Zeichen angesehen wurden, sind ihre Ursachen heute<br />
wissenschaftlich belegt.<br />
Der Name „<strong>Akromegalie</strong>“ (griech. akron = die Spitze, hier: selektive Vergrösserung<br />
hervorspringender Körperteile, z.B. Hände, Füsse, Nase, mega = gross)<br />
geht auf den französischen Arzt Pierre Marie zurück, einen Neurologen der<br />
Pariser Klinik Salpêtrière, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts die oben<br />
beschriebenen äusseren Merkmalen zum ersten Mal als eine Krankheitseinheit<br />
erkannte. Er beschrieb auch die Vergrösserung verschiedener<br />
Organe, darunter der Hirnanhangdrüse (Hypophyse),<br />
ohne aber noch deren Bedeutung für die<br />
Entstehung der Erkrankung zu bemerken.<br />
Im Jahr 1887 vermutete dann Oskar<br />
Minkowski in Königsberg erstmals die<br />
Vergrösserung der Hypophyse als<br />
Ursache der Erkrankung.<br />
H. W. Cushing, ein amerikanischer Arzt, Pionier und Begründer der modernen<br />
Neurochirurgie, beschrieb 1909 den Zusammenhang von Veränderungen der<br />
Hypophyse und aussergewöhnlichem Körper- und Organwachstum wie folgt:<br />
Wenn es in der Hirnanhangdrüse durch eine geschwulstartige Veränderung<br />
des Vorderlappens zu einer erhöhten Ausschüttung von Wachstumshormon<br />
kommt, ist ein übermässiges Wachstum die Folge. Geschieht dies bereits<br />
im Kindes- oder Jugendalter, bevor das Knochenwachstum abgeschlossen<br />
ist, kommt es zu einem extremen Wachstum des gesamten Körpers, dem<br />
Gigantismus. Wenn das Knochenwachstum im Erwachsenenalter bereits<br />
abgeschlossen ist, führt die erhöhte Hormonausschüttung zu einem<br />
Wachstum der Knochenenden, besonders im Gesicht, an Händen und<br />
Füssen und auch an inneren Organen. Diese Veränderungen entwickeln sich<br />
über Jahre hinweg meist langsam und unauffällig. Frauen und Männer sind<br />
gleich häufig betroffen.<br />
Abb. 1: Pharao Echnaton (ca. 1350 v. Chr.)<br />
besass stark vergröberte Gesichtszüge<br />
– charakteristische Anzeichen einer<br />
<strong>Akromegalie</strong>.<br />
8<br />
9
1.2. Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) – wichtige Schalt -<br />
zentrale für den Hormonhaushalt<br />
Die Hypophyse (griechisch für „unter etwas liegen“, nämlich unter der Basis<br />
des Gehirns, ohne selbst zum Gehirn zu gehören) ist ein nur kirschkerngrosses<br />
Organ. Sie liegt in Höhe der Augen, hinter der Nasenwurzel, in einer Knochenwanne,<br />
die wegen ihrer nach oben und den Seiten offenen Form Türkensattel<br />
(Sella turcica) genannt wird (Abb. 2). Aufgrund ihrer Lage unterhalb des<br />
Gehirns, mit dem sie durch einen Stiel verbunden ist, wird die Hypophyse im<br />
deutschen Sprachgebrauch als Hirnanhangsdrüse bezeichnet.<br />
(a)<br />
Hypophyse<br />
Sehnervenkreuzung<br />
(Chiasma nervi optici)<br />
Türkensattel<br />
des Keilbeins<br />
Keilbeinhöhle<br />
(Sinus sphenoidalis)<br />
Die Hypophyse erfüllt eine wichtige Funktion im Hormonhaushalt des<br />
Menschen. Sie produziert Hormone (in das Blut abgegebene Botenstoffe), die<br />
die Funktion weiterer Hormondrüsen, z.B. der Nebennieren, der Keimdrüsen<br />
(Eierstock bei der Frau, Hoden beim Mann) oder der Schilddrüse, steuern. In<br />
der Hypophyse wird auch das Wachstumshormon gebildet, das beim Kind<br />
das Wachstum koordiniert, aber auch beim Erwachsenen wichtige Funktionen<br />
im Eiweiss-, Fett- und Zucker-Stoffwechsel erfüllt. Das Wachstumshormon wird<br />
auch als somatotropes Hormon, abgekürzt STH oder im Englischen als Growth<br />
Hormone, abgekürzt GH, bezeichnet. Ein unregulierter Überschuss von Wachstumshormon<br />
bei Erwachsenen ist die Ursache der <strong>Akromegalie</strong>.<br />
Abb. 2: Die nur kirschkerngrosse Hirnanhangdrüse (Hypophyse) liegt im Keilbein eingebettet<br />
in einer Knochenwanne, die wegen ihrer charakteristischen Form als Türkensattel<br />
(Sella turcica) bezeichnet wird. Mit dem Gehirn ist sie über den Hypophysenstiel<br />
verbunden. Dies ist besonders gut im sagittalen Schnittbild (a) – die Schnittebene<br />
verläuft hierbei längs durch die Körpermitte – zu erkennen. Im frontalen, d.h. parallel<br />
zur Stirn verlaufenden Schnittbild (b) wird die enge räumliche Nähe zur Sehnervenkreuzung<br />
(Chiasma nervi optici) deutlich.<br />
(b)<br />
Hypophyse<br />
Sehnervenkreuzung<br />
(Chiasma nervi optici)<br />
Türkensattel<br />
des Keilbeins<br />
Keilbeinhöhle<br />
(Sinus sphenoidalis)<br />
Innere Kopfschlagader<br />
(A. carotis interna)<br />
10
1.3. Das Hypophysenadenom – eine gutartige Geschwulst der<br />
Hirnanhangdrüse<br />
1.4. Das Wachstumshormon – zentraler Faktor bei der<br />
Entstehung der <strong>Akromegalie</strong><br />
Ursache für die Entstehung der <strong>Akromegalie</strong> ist eine gutartige Geschwulst<br />
(Adenom) der Hypophyse, die unkontrolliert Wachstumshormon produziert<br />
und ausschüttet. Gutartige Adenome setzen keine Tochtergeschwülste<br />
(Metastasen) an anderen Stellen des Körpers aus, sind also lokal begrenzt und<br />
wachsen meist langsam. Dies ändert jedoch nichts daran, dass eine Behandlung<br />
unerlässlich ist. Die Beschwerden, die eine solche Veränderung der Hypophyse<br />
hervorruft – besonders wenn das Adenom weiter wächst –, werden im Laufe<br />
der Zeit zunehmen und in immer stärkerem Masse durch das vermehrt ausgeschüttete<br />
Hormon zum Wachstum anderer Organe führen. Ausserdem können<br />
umliegende Strukturen der Hypophyse (wie der Sehnerv) zu Schaden kommen.<br />
Wenn das Hypophysenadenom nicht behandelt wird, leidet nicht nur die Lebensqualität,<br />
sondern es verkürzt sich auch die Lebenserwartung.<br />
Eine zentrale Rolle bei der Entstehung der <strong>Akromegalie</strong> spielt also das Wachstumshormon,<br />
das durch das Hypophysenadenom in zu grossen Mengen gebildet<br />
wird. Für das Verständnis der <strong>Akromegalie</strong> und ihrer Symptome, aber auch der<br />
diagnostischen Massnahmen und schliesslich der medikamentösen Therapie ist<br />
es nützlich, die Grundzüge der Regulierung und der Wirkungsweise des Wachstumshormons<br />
kurz zu erläutern.<br />
Wachstumshormon regelt nicht nur das kindliche Wachstum, sondern hat auch<br />
beim Erwachsenen eine wichtige Funktion im Eiweiss-, Fett- und Zucker-Stoffwechsel.<br />
Seine Ausschüttung aus der Hypophyse unterliegt einem Regelkreis,<br />
der sicherstellt, dass weder zu viel noch zu wenig Hormon in das Blut gelangt.<br />
Dabei fungieren zwei übergeordnete Hormone aus dem „basalen Hypothalamus“<br />
(dem Gehirnteil, der unmittelbar über der Hypophyse liegt) als Gegenspieler:<br />
Das „GH-Releasing-Hormon“ (GHRH) stimuliert, das „Somatostatin“<br />
hemmt die Ausschüttung von Wachstumshormon. Wachstumshormon wird<br />
beim Gesunden v.a. nachts und in unregelmässig zeitlichen Abständen ausgeschüttet.<br />
Aber auch aus dem zirkulierenden Blut kommen Einflüsse. Ein wichtiges<br />
Stoffwechselsignal ist der Blutzucker (Glukose) im Blut. Eine erhöhte Glukose-Konzentration<br />
hemmt die Ausschüttung des Wachstumshormons und<br />
Glukose mangel regt seine Ausschüttung an. Dies macht man sich zur Diagnose-<br />
Sicherung im so genannten Glukose-Toleranztest zunutze (siehe Kapitel<br />
2.2). Ebenfalls von Bedeutung ist auch das IGF-I (Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor-1,<br />
insulin-like growth factor-1), das unter dem Einfluss des Wachstumshormons<br />
in der Leber gebildet wird und von dort ins Blut gelangt und einen<br />
12 13
stabileren Verlauf zeigt. IGF-I vermittelt einen grossen Teil der Wirkungen des<br />
Wachstumshormons (z.B. am Knochen und am Muskel). Die meisten Symptome<br />
Hypothalamus<br />
der <strong>Akromegalie</strong> werden durch die erhöhte Konzentration des IGF-I hervorgerufen.<br />
Daher ist auch dessen Bestimmung – neben der des Wachstumshormons<br />
GHRH<br />
SST<br />
– sowohl bei der Diagnose als auch bei der Beurteilung des Therapie-Erfolges<br />
ein wichtiger Parameter.<br />
Der Regelkreis, der die Ausschüttung von Wachstumshormon steuert, ist<br />
–<br />
+<br />
–<br />
Hypophyse<br />
–<br />
schematisch in Abbildung 3 dargestellt.<br />
Ein Wachstumshormon ausschüttendes Hypophysenadenom gehorcht den<br />
Signalen dieses Regelkreises nicht mehr, es wird „autonom“. Das Hormon<br />
–<br />
+<br />
GH<br />
wird nun unabhängig vom tatsächlichen Bedarf ausgeschüttet und die IGF-I-<br />
Konzentration steigt entsprechend an. Das Krankheitsbild der <strong>Akromegalie</strong> ist<br />
die Folge. Wächst ein solches Adenom schon beim Kind oder beim Heranwach-<br />
Leber<br />
senden vor Abschluss des Knochenwachstums, so kommt es zum Riesenwuchs<br />
(Gigantismus).<br />
+<br />
IGF-I<br />
+<br />
Ziel der Therapie ist es, die übermässige Ausschüttung von Wachstumshormon<br />
bzw. auch die exzessive Produktion von IGF-I zu verhindern. Welche Möglichkeiten<br />
es dafür gibt, wird in den Kapiteln 3–6 behandelt.<br />
Knochen<br />
Muskel<br />
Abb. 3: Regelkreis der Ausschüttung des Wachstumshormons (GH). GH-Releasing-<br />
Hormon (GHRH) und Somatostatin (SST) werden vom Hypothalamus gebildet und über<br />
die Gefässe des Hypophysenstiels in die Hypophyse geleitet. Dort stimulieren (+) bzw.<br />
hemmen (–) sie die Sekretion von Wachstumshormon. Das ausgeschüttete Wachstumshormon<br />
gelangt über den allgemeinen Blutkreislauf in die Leber und stimuliert dort die<br />
Freisetzung von IGF-I, das in vielen Geweben (u.a. Knochen und Muskel) anabol (d.h.<br />
Gewebe-aufbauend) wirkt. Über postive bzw. negative Rückkopplung greifen Stoffwechseleinflüsse<br />
in diesen Regelkreis ein: Eine hohe Blutzuckerkonzentration und eine hohe<br />
IGF-I-Konzentration wirken – ähnlich wie eine hohe GH-Konzentration – hemmend auf<br />
die GH-Ausschüttung.<br />
14 15
Tumorbildung an der<br />
Hypophyse<br />
2. Wie die <strong>Akromegalie</strong> diagnostiziert wird<br />
2.1. Symptome und Beschwerden<br />
Die Beschwerden der <strong>Akromegalie</strong> entwickeln sich langsam und zunächst recht<br />
unauffällig. Dadurch wird eine frühe Diagnose erschwert. So leben die meisten<br />
<strong>Akromegalie</strong>-Patienten bereits viele Jahre mit ihrer Krankheit, bevor diese<br />
erkannt und behandelt wird. Die häufigsten Zeichen sind:<br />
• Vergrösserung der Hände und der Füsse – Fingerringe werden zu eng,<br />
die Schuhgrösse nimmt zu<br />
• Vergröberte Gesichtszüge, vergrösserte Knochenwülste über den<br />
Augenbrauen<br />
• Dickere, gröbere Haut besonders am Kopf, den Händen und Füssen<br />
• Kopfschmerzen<br />
• Übermässiges Schwitzen<br />
• Schnarchen, kurze Atempausen während des Schlafens (Schlafapnoe)<br />
• Unregelmässige Regelblutungen<br />
• Nachlassen des sexuellen Verlangens und Impotenz<br />
• Selten Milchfluss aus der Brustdrüse bei der Frau (sog. Galaktorrhoe)<br />
• Sprechstörungen durch Vergrösserung der Zunge<br />
• Überbiss des Unterkiefers und Auseinanderrücken der Zähne im<br />
Unterkiefer<br />
• Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Händen (Karpaltunnel-Syndrom)<br />
• Erhöhter Blutzucker/Diabetes mellitus<br />
• Erhöhter Blutdruck<br />
• Sehstörungen, Einschränkungen des Gesichtsfeldes<br />
• Gelenkbeschwerden und eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit<br />
Vergrösserung durch Druck<br />
auf den Sehnerv<br />
Vergrösserung der Lidwülste<br />
Vorwölbung der Stirn<br />
Vergröberte Gesichtszüge<br />
Vergrösserte Nase<br />
Vergrösserung der Lippen und<br />
der Zunge<br />
Vergrösserung des<br />
Unterkiefers, Überbiss<br />
Vergrösserung der Schilddrüse<br />
(Kropf)<br />
Vergrösserung des Herzens<br />
Vergrösserung der Leber<br />
Vergrösserung der Nebennieren<br />
Abscheidung einer milchähnlichen<br />
Flüssigkeit aus den<br />
Brustwarzen<br />
Einschränkung der Hodenbzw.<br />
der Eierstockfunktion<br />
Polypen im Darm<br />
Vergrösserte Hände, Zunahme<br />
der Handschuhgrösse<br />
Gelenkbeschwerden und Einschränkung<br />
der Beweglichkeit<br />
Vergrösserte Füsse, Zunahme<br />
der Schuhgrösse<br />
Wenn Sie als Patient zwei oder mehr dieser Symptome bei sich feststellen,<br />
sollten Sie Kontakt mit einem Arzt aufnehmen. Sollte sich der Verdacht der<br />
<strong>Akromegalie</strong> erhärten, ist die Überweisung zu einem Endokrinologen empfehlenswert.<br />
Abb. 4: Symptome der <strong>Akromegalie</strong><br />
16 17
Vergrößerte Hände<br />
Zahnfehlstellung im Unterkiefer<br />
Vergröberte Gesichtszüge<br />
Vergrößerte Zunge<br />
Abb. 5: Charakteristische äusserliche Symptome der <strong>Akromegalie</strong><br />
Dicke Lippen<br />
Vergrößerte Füße<br />
Aufgrund der Seltenheit und des langsamen Verlaufs der Erkrankung wird<br />
die Diagnose oft erst nach vielen Jahren gestellt. Welchen vielfachen<br />
Belastungen Patienten ausgesetzt sein können, beschreiben anschaulich die<br />
folgenden Berichte von Betroffenen. Viele empfanden es als eine grosse<br />
Erleichterung als endlich die richtige Diagnose gestellt wurde und gezielt<br />
gegen die Krankheitssymptome vorgegangen werden konnte.<br />
1 Lange Zeit hielt ich die Anzeichen der <strong>Akromegalie</strong> für Wechseljahrsbeschwerden:<br />
Ich konnte nachts nicht schlafen, hatte heftige Hitzewallungen,<br />
meine Körperbehaarung nahm zu. Die Augenbrauen wurden dichter. Meine<br />
Haare wurden struppig und sehr trocken. Mein Körpergeruch veränderte<br />
sich. Ich konnte mich selber nicht mehr riechen. Ich nahm einige Kilo an<br />
Gewicht zu.<br />
Dass ich tagsüber gereizt und empfindlich war, führte ich vor allem auf den<br />
ständigen Schlafmangel zurück. Ich wurde sehr zerstreut und vergesslich, was<br />
mich massiv beunruhigte. Bei meiner Arbeit als Erzieherin in einem Schülerhort<br />
fühlte ich mich überfordert.<br />
Zu Hause wurde mir der Haushalt zu viel. Soziale Kontakte empfand ich oft<br />
als anstrengend. Ich wollte nur meine Ruhe haben, war müde, erschöpft und<br />
sehr unglücklich. Dann traten plötzlich massive Herz-Kreislauf-Probleme auf.<br />
Die internistische Abklärung ergab kalte und heisse Knoten in der Schilddrüse.<br />
Deshalb wurde die Schilddrüse operativ entfernt. Die Herz- und Kreislaufbeschwerden<br />
hatten sich gebessert. Doch nun bekam ich immer wieder<br />
nachts Krämpfe in meinen Händen. Mein Ehering passte nicht mehr. Meine<br />
Schuhgrösse veränderte sich. Ich brauchte 1 1 –– 2<br />
Grössen mehr. Dann begann<br />
ich auf dem linken Auge schlechter zu sehen. Da ich annahm, es hinge mit<br />
dem Alter zusammen, was mir von Freunden, aber auch von Ärzten bestätigt<br />
wurde, ging ich nicht zum Augenarzt, sondern nur zum Optiker und liess<br />
mir eine Brille anfertigen.<br />
Meine Periode blieb aus. Die nächtlichen Krämpfe in den Händen nahmen<br />
zu und wurden zunehmend schmerzhafter. Zusätzlich stellten sich Taubheitsgefühle<br />
in verschiedenen Teilen des Körpers ein. Ich war sehr beunruhigt<br />
über diese Entwicklung und ging zum Neurologen. Dieser diagnostizierte<br />
ein beginnendes Karpaltunnelsyndrom in beiden Handgelenken sowie<br />
einen stummen Bandscheibenvorfall der Wirbelsäule als Ursachen für meine<br />
Beschwerden. Eine Kernspinaufnahme des Kopfes wurde nicht gemacht.<br />
Weiterhin wurden mir psycho-vegetative Beschwerden bescheinigt.<br />
2 Ich bemerkte eine Veränderung meines Körpers, konnte sie aber nicht<br />
zuordnen. Auf Urlaubsfotos kam ich mir fremd vor, vor allem mit meinem<br />
Gewicht hatte ich nun zu kämpfen. Innerhalb von 2 Jahren nahm ich von 60<br />
auf 70 kg zu. Meine Füsse und Hände waren ständig geschwollen und ich<br />
begann „Wassertabletten“ (das Diuretikum Furosemid) zu nehmen. Dies<br />
steigerte sich im Laufe der nächsten 3 Jahre auf 4 Stück pro Tag. Ich war<br />
ständig müde, hatte keinen Elan und versuchte nun, mit Heilfasten mein<br />
Gewicht zu reduzieren. Aber ich verlor in 3 Wochen nur 2 kg, die ich dann<br />
sofort wieder zunahm. Hausarzt, Frauenarzt und medizinische Klinik konnten<br />
mir in dieser Zeit nicht helfen. Ich kam mir oft wie ein Simulant vor, denn<br />
alle Blutwerte waren stets normal. Beim Internisten wurden Herz und Nieren<br />
wegen Wasser untersucht. Ich kam ins Kernspin – doch leider wurden<br />
nie MRT-Aufnahmen des Kopfes gemacht. Nun schob ich meine Gewichtszunahme<br />
auf die „Pille“ und ich entschloss mich zur Sterilisation, vor allem<br />
weil ich vor der Periode 3–5 Kilo zulegte und immer 1–2 Kilo behielt. Nach<br />
der Sterilisation bekam ich meine Periode noch einmal, dann blieb sie aus.<br />
Mein Gynäkologe meinte, ich wäre in den Wechseljahren, was ich bezweifelte,<br />
da ich erst 39 Jahre alt war. 2 Monate nach meiner Sterilisation hatte<br />
ich ein Karpaltunnelsyndrom in der rechten Hand. Der Orthopäde meinte<br />
bei der Nachuntersuchung zwar, es sähe komisch aus, wie gewachsen und<br />
abgeschnürt, aber das war alles.<br />
18 19
3 Im Rückblick gesehen, hatte diese schleichend verlaufende Krankheit etwa<br />
15 Jahre Zeit, meinem Äusseren die Attribute eines Neandertalers zu<br />
verleihen: Besonders ausgeprägt waren die Wülste über den Augen sowie<br />
die extrem hervortretenden Jochbeine. Da meine geistigen Fähigkeiten<br />
diese Entwicklung aber nicht mitmachten, litt ich physisch sehr unter den<br />
Auswirkungen der Krankheit. Die meisten Leute liessen bei der ersten<br />
Begegnung Erschrecken und Ablehnung durchschimmern. Mehr und mehr<br />
bekam ich auch Probleme im beruflichen Umfeld: Es wurde mir verschiedentlich<br />
bedeutet, dass wegen meines Äusseren viele bessere Posten für<br />
mich grundsätzlich nicht in Frage kämen.<br />
4 Ich war den ganzen Tag müde, körperlich nicht mehr belastbar. Von einem<br />
Stuhl aufzustehen, war schon ein Kraftakt und im Büro kam es des Öfteren<br />
vor, dass ich für 5 Minuten auf die Toilette ging, nur um kurz die Augen<br />
zuzumachen. Meine Gesichtszüge verhärteten sich und die Augen waren<br />
oft so geschwollen, dass mich Kollegen fragten, ob ich die Nacht durchgemacht<br />
hätte. Nebenbei wurden meine Finger dicker und die Füsse grösser,<br />
aber irgendwie fand ich für alles eine Erklärung. Auch mein Hausarzt war<br />
der Meinung, ich hätte einfach ein bisschen viel Stress und auch der Eisenmangel<br />
verursacht ja Müdigkeit.<br />
2.2. Allgemeine und spezielle Untersuchungen<br />
Um zu klären, ob diese Krankheitszeichen ihre Ursache in einer vermehrten und<br />
autonomen Sekretion von Wachstumshormon haben, wird Ihr Hausarzt Sie zu<br />
einem Endokrinologen (dem Spezialisten für Hormonerkrankungen) überweisen.<br />
Dieser wird Sie ausführlich nach dem ersten Auftreten und der Entwicklung<br />
Ihrer Beschwerden befragen. Anschliessend wird er eine generelle körperliche<br />
Untersuchung und verschiedene allgemeine Laborbestimmungen von Blut und<br />
Urin veranlassen.<br />
Biochemische Untersuchungen<br />
Um die Verdachtsdiagnose <strong>Akromegalie</strong> zu klären, werden spezielle Untersuchungen<br />
durchgeführt:<br />
• Bestimmung der Konzentration und der Hemmbarkeit des<br />
Wachstumshormons im Blut:<br />
Das Wachstumshormon wird von der Hypophyse nicht gleichmässig, sondern<br />
stossweise (pulsatil) ausgeschüttet, so dass Einzelmessungen wenig Aussagekraft<br />
haben. Bei Verdacht auf <strong>Akromegalie</strong> wird daher der so genannte orale<br />
Glukose-Toleranztest (abgekürzt OGTT) durchgeführt, der eine zuverlässige<br />
Aussage darüber erlaubt, ob die Sekretion des Wachstumshormons<br />
autonom geworden ist.<br />
Bei diesem Test nutzt man die Tatsache aus, dass Glukose zwar beim<br />
Gesunden, nicht jedoch bei <strong>Akromegalie</strong>-Patienten die Ausschüttung des<br />
Wachstumshormons hemmt. Nach dem Abnehmen der ersten Blutprobe<br />
wird eine bestimmte Menge Traubenzucker-Lösung (75 g Glukose) getrunken.<br />
Danach wird die Konzentration des Wachstumshormons und der Glukose in<br />
bestimmten Abständen meist über zwei Stunden gemessen. Sinkt die<br />
Konzentration des Hormons unter der Einwirkung der Glukose nicht unter<br />
1 µg/l (ein Mikrogramm entspricht 1/1000 Milligramm), so gilt die Diagnose<br />
einer <strong>Akromegalie</strong> – mit wenigen Ausnahmen – als gesichert.<br />
• Bestimmung der Blutkonzentration von IGF-I:<br />
Wie bereits dargestellt, werden viele Wirkungen des Wachstumshormons<br />
durch den Wachstumsfaktor IGF-I vermittelt. Daher ist auch die Messung der<br />
IGF-I-Konzentration wichtig zur Diagnosesicherung und darüber hinaus auch<br />
zur Verlaufskontrolle der <strong>Akromegalie</strong> nach einer Operation oder während<br />
einer längeren medikamentösen Therapie. Die Konzentration des IGF-I beim<br />
Gesunden ist abhängig vom Lebensalter und vom Geschlecht. Die<br />
Beurteilung der gemessenen Werte muss dies berücksichtigen.<br />
20 21
Bildgebende Verfahren<br />
Weitere Untersuchungen<br />
Sollte sich durch die biochemischen Untersuchungen der Verdacht auf eine<br />
<strong>Akromegalie</strong> bestätigen, so werden zur weiteren Sicherung der Diagnose so<br />
genannte bildgebende Verfahren zur Darstellung des Hypophysenadenoms<br />
eingesetzt.<br />
Das beste Verfahren ist die Magnetresonanztomografie (MRT, synonym:<br />
Kernspintomographie oder Magnet Resonance Imaging, MRI). Dabei<br />
werden die Hypophyse und das sie umgebende Gewebe schichtweise dargestellt,<br />
so dass selbst minimale Veränderungen<br />
Türkensattel<br />
sichtbar werden (Abb. 6). Im Vergleich zur früher<br />
des Keilbeins<br />
üblichen Computertomografie (CT) gibt die<br />
MRT deutlich bessere und detailliertere Bilder.<br />
Oft wird zusätzlich zu „Nativ“-Aufnahmen auch<br />
eine Kontrastmittel-Untersuchung durchgeführt,<br />
die dann eine zuverlässigere Aussage ermöglicht.<br />
Hierbei werden Aufnahmen kurz nach der intravenösen<br />
Injektion eines Kontrastmittels (Gadolinium)<br />
Abb. 6: Die Magnetresonanztomografie<br />
ist von allen bildgebenden<br />
Verfahren die Methode hergestellt. Bei der MRT entsteht im Gegensatz zur<br />
der Wahl, um Hypophysenadenome<br />
darzustellen.<br />
CT keinerlei Strahlenbelastung, da diese Metho de<br />
nicht mit Röntgenstrahlen arbeitet sondern<br />
die Auslenkung der Wasserstoffatomen nach Anwendung eines Magnetfeldes<br />
ausnutzt. Sehr selten nur muss auf ein CT ausgewichen werden, z.B. wenn<br />
durch Metallteile im Köper die Anwendung der MRT nicht möglich ist. Eine<br />
MRT dauert in der Regel etwa 30 Minuten. Sie verursacht keine Schmerzen und<br />
wirkt nicht direkt auf Ihren Körper ein. Sie werden während der Untersuchung<br />
auch keine aussergewöhnlichen körperlichen Empfindungen haben. Bitten Sie<br />
Ihren behandelnden Arzt immer, Ihnen den Ablauf ausführlich darzustellen und<br />
zögern Sie nicht, Fragen zu stellen.<br />
Möglicherweise sind zur Abklärung weitere Untersuchungen<br />
notwendig:<br />
• Bestimmung des Gesichtsfeldes durch den Augenarzt:<br />
Bei grossen Hypophysenadenomen kann es zum Druck auf umliegendes<br />
Gewebe kommen. Am stärksten gefährdet sind die Sehnerven, genauer die<br />
Sehnervenkreuzung, die etwa 6–10 mm über der Hypophyse liegt (Chiasma<br />
nervi optici; der griechische Buchstabe „Chi“ steht für deutsch „X“ als Symbol<br />
der Überkreuzung der Sehnerven). Der Augenarzt kann durch eine Bestimmung<br />
der Gesichtsfeldgrenzen feststellen, ob für die Sehnerven eine Gefährdung<br />
besteht. Typischerweise wird das Gesichtfeld dann beidseits von aussen<br />
eingeengt (sog. Scheuklappen-Einschränkung des Gesichtsfeldes, auch „Scheuklappen-Hemianopsie“<br />
genannt).<br />
• Untersuchung des Herzens:<br />
Eine Untersuchung des Herzens kann zeigen, ob es hier zu einem übermässigen<br />
Wachstum bzw. zu einer Verdickung der Muskelwand oder gar zur<br />
Erweiterung einer Herzkammer gekommen ist.<br />
• Untersuchung des Dickdarms (Koloskopie):<br />
Eine Dickdarm-Spiegelung mit der Suche nach Polypen wird empfohlen, da<br />
sich aus diesen eventuell ein bösartiger Dickdarmtumor entwickeln könnte.<br />
• Auch eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse kann notwendig<br />
sein, da gehäuft Schilddrüsenknoten auftreten können.<br />
22 23
3. Therapieverfahren und Erfolgskriterien<br />
Obwohl der <strong>Akromegalie</strong> in der Regel eine gutartige Hypophysengeschwulst zugrunde<br />
liegt, die keine Metastasen bildet und nur lokal begrenzt wächst, ist eine<br />
Behandlung unerlässlich. Die Ausschüttung von zuviel Wachstumshormon über<br />
Jahre wird schwerwiegende Folgen für den Betroffenen haben, so vor allem eine<br />
Verringerung der Lebensqualität aufgrund der äusserlichen Veränderungen, Diabetes<br />
mellitus, Bluthochdruck, Herzmuskelerkrankung und Gelenkerkrankungen.<br />
Durch das Grösserwerden des Adenoms kann die Funktion der Hypophyse beeinträchtigt<br />
werden und ein Mangel an anderen Hormonen entstehen, ausserdem<br />
kann der zunehmende Druck auf die Sehnerven zu einer Verschlechterung<br />
des Sehvermögens führen.<br />
Die überwiegende Zahl der an <strong>Akromegalie</strong> erkrankten Patienten kann heute<br />
mit gutem Erfolg behandelt werden. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto<br />
besser sind die Aussichten und die Krankheit kann behandelt werden, bevor<br />
sich irreversible körperliche Veränderungen bilden. Grundsätzlich stehen drei<br />
Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:<br />
• Operative Entfernung des Adenoms<br />
• Medikamentöse Therapie<br />
• Bestrahlung<br />
Welche Therapie die besten Aussichten für Sie verspricht, werden Sie in einem<br />
ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Spezialisten erfahren.<br />
Die Operation ist heute nach wie vor die Behandlungsmethode der ersten Wahl.<br />
Etwa drei Viertel aller Patienten mit einem kleinen Adenom (sog. Mikroadenom,<br />
kleiner als 1 cm) sind nach der Operation vollständig von ihrer <strong>Akromegalie</strong><br />
geheilt, wenn der Eingriff von einem hierin erfahrenen Neurochirurgen<br />
durchgeführt wird. Bei grösseren Adenomen (sog. Makroadenome, grösser als<br />
1 cm) gelingt dies nur noch bei etwa einem Drittel der Patienten und bei sehr<br />
grossen Adenomen (sog. „Riesenadenome“) praktisch so gut wie nie. Lässt<br />
sich das Adenom durch die Operation nicht vollständig entfernen, so kommt<br />
es natürlich auch zu keiner Normalisierung des Wachstumshormons. In diesem<br />
Fall stehen als weitere Behandlungsmöglichkeiten eine medikamentöse Therapie<br />
und die Strahlentherapie zur Verfügung. Die volle Wirkung der Bestrahlung wird<br />
erst nach vielen Jahren erreicht. Je nach Ausmass der noch vorhandenen Überproduktion<br />
des Wachstumshormons muss in der Zwischenzeit eine zusätzliche<br />
Gabe von Medikamenten erfolgen.<br />
Die Kriterien für eine vollständige Heilung der <strong>Akromegalie</strong> sind<br />
im Laufe der Jahre strenger geworden. Heute gilt:<br />
• Die Konzentration des Wachstumshormons muss während des Glukose-<br />
Toleranztestes unter 1 µg/l absinken und zusätzlich muss<br />
• die Konzentration des IGF-I auf den alters- und geschlechtsgemässen<br />
Normalwert gesunken sein.<br />
Liegt die Konzentration des Wachstumshormons bei mehrfachen Bestimmungen<br />
über 1 µg/l, aber unter 2,5 µg/l, so spricht man zwar nicht von einer Heilung,<br />
aber von einer Kontrolle der Erkrankung. Dann wird vorerst – unter genauer<br />
Kontrolle des Verlaufes – von einer weiteren Therapie abgesehen. Es hat sich<br />
nämlich gezeigt, dass die Lebenserwartung solcher Patienten sich von der der<br />
gesunden Bevölkerung nicht mehr unterscheidet. Ob dies auch bei jungen Patienten<br />
für den ganzen Rest ihres Lebens gilt, ist zurzeit jedoch noch nicht sicher.<br />
Die verschiedenen therapeutischen Methoden werden in den folgenden<br />
Kapiteln im Detail dargestellt.<br />
24 25
4. Die Hypophysenoperation<br />
Die operative Entfernung eines Hypophysenadenoms erfolgt im Allgemeinen<br />
auf dem Weg durch die Nase und die Keilbeinhöhle (die auf lateinisch „Sinus<br />
sphenoidalis“ genannt wird) als so genannte transsphenoidale Operation.<br />
Nur selten ist bei sehr grossen Adenomen ein operativer Zugang von der Seite<br />
oder vom Schädeldach her notwendig.<br />
4.1. Welche Massnahmen sind vor der Operation erforderlich?<br />
Gelegentlich entscheidet sich der Neurochirurg – ggf. in Absprache mit dem<br />
Narkose-Arzt – für eine medikamentöse Vortherapie mit einem Somatostatin-<br />
Analogon, das die Ausschüttung von Wachstumshormon unterdrückt (siehe<br />
Kap. 6.2). Grosse Adenome verkleinern sich durch diese ambulant durchgeführte<br />
Vorbehandlung häufig und lassen sich dann besser entfernen.<br />
Bei etwa der Hälfte der Patienten kann das Adenom um 20% oder mehr verkleinert<br />
werden. Ausserdem ist eine deutliche und schnelle Besserung verschiedener<br />
Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen und Sehstörungen, zu beobachten.<br />
Auch Veränderungen im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes, die oft zu Schnarchen<br />
und kurzen Atempausen (sog. Schlafapnoe) während der Nacht führen,<br />
gehen zurück. Die auf diese Weise erreichte Verkleinerung der Zunge kann<br />
es dem Narkose-Arzt erleichtern, den Tubus einzuführen, der für die Narkose<br />
notwendig ist.<br />
Eine Indikation für die Vorbehandlung mit Somatostatin-Analoga besteht, wenn<br />
Erkrankungen vorliegen, die das allgemeine Operationsrisiko erhöhen. Dies gilt<br />
besonders für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine chronische Lungenerkrankung<br />
oder z.B. einen nicht gut eingestellten Diabetes. Wenn diese durch die <strong>Akromegalie</strong><br />
bedingt sind oder verschlimmert werden, wird eine solche Vorbehandlung<br />
das Operationsrisiko senken.<br />
Sofern nicht bereits alle notwendigen Voruntersuchungen für die Operation<br />
durchgeführt wurden, werden Sie 2–3 Tage vor der Operation in der behandelnden<br />
Klinik stationär aufgenommen. Eine Bestimmung aller Hypophysen-<br />
Hormone – zusätzlich zu der des Wachstumshormons – hat wahrscheinlich<br />
schon im Rahmen der ersten Untersuchungen stattgefunden. Sie ist notwendig,<br />
um mögliche Beeinträchtigungen der Hormonproduktion der Hypophyse durch<br />
die Operation feststellen zu können. Bereits fehlende Hormone müssen ggf.<br />
schon vor der Operation ersetzt werden. Ein EKG und eine Röntgenaufnahme<br />
von Herz und Lunge helfen dem Narkosearzt, sich individuell auf Ihre Situation<br />
einzustellen.<br />
Für viele Patienten ist die nahende Operation eine Belastung. Eine ausführliche<br />
Information darüber, was während des Eingriffs geschieht, verringert<br />
die Sorgen bei den meisten Patienten aber beträchtlich. Falls hier keine<br />
besondere Sprechstunde zur Klärung Ihrer Fragen vorgesehen ist, bitten Sie<br />
Ihren Neurochirurgen, Ihnen die einzelnen Schritte und mögliche Komplikationen<br />
der Operation möglichst ausführlich darzustellen. Zögern Sie<br />
nicht, wirklich alle Ihre Fragen zu stellen. Viele Erfahrungen zeigen, dass gut<br />
informierte Patienten weniger Ängsten und Belastungen ausgesetzt sind und<br />
sich nach der Operation meist auch schneller erholen.<br />
26 27
4.2. Vorgehensweise bei der transsphenoidalen Operation<br />
Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Aufgrund der Lage der Hypophyse hinter<br />
der Nasenwurzel wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eine Operationstechnik<br />
entwickelt, bei der der Zugang durch die Nase erfolgt. Vor gut 30 Jahren<br />
wurde diese Technik wieder aufgenommen und mit modernen Mitteln verfeinert.<br />
Seitdem wird die Operation bis auf wenige Ausnahmen auf diesem<br />
zu erhalten (Abb. 7). Nach Eröffnung der Sella turcica wird das Adenom mit feinen<br />
Instrumenten von der Hypophyse abgetrennt. Der Operateur benutzt dabei<br />
ein speziell entwickeltes mikrochirurgisches Spül-Saug-System in Kombination<br />
mit kleinen Spiegeln und einem Operationsmikroskop. Dies ermöglicht während<br />
der ganzen Operation eine gute Sichtkontrolle und höchste Präzision.<br />
Hypophye mit<br />
Tumor<br />
Keilbeinhöhle<br />
(Sinus spenoidalis)<br />
Aufgrund dieser hoch entwickelten Technik gelingt es, die Operation von<br />
Hypophysenadenomen sehr schonend durchzuführen und das gesunde Gewebe<br />
der Hypophyse weitestgehend zu erhalten. Selbst wenn es sich um ein grösseres<br />
Adenom handelt, kann das Geschwulstgewebe durch das Operationsmikroskop<br />
meist gut von der intakten Hypophyse unterschieden werden.<br />
Heute kann durch zusätzliche Verfahren in spezialisierten Zentren das Ergebnis<br />
noch während der Operation überprüft werden. Hierzu wurden MRT-Geräte<br />
entwickelt, die im Operationssaal selbst benutzt werden können und evtl.<br />
Adenom reste sichtbar werden lassen. Manchmal wird auch die Wachstumshormon-<br />
Konzentration mit einem Schnellverfahren noch während der Operation<br />
überprüft.<br />
Abb. 7: Transsphenoidaler Zugang durch die Nase und die Keilbeinhöhle<br />
Zugangsweg durchgeführt. Durch die Nasenhöhle gelangt der Chirurg zu der<br />
unter der mittleren Schädelbasis gelegenen, luftgefüllten Keilbeinhöhle. Diese<br />
wird eröffnet, um so einen direkten Zugang zur Hypophyse in der Sella turcica<br />
Die Operation wird beendet, indem die Adenomhöhle und das zur Bahnung<br />
des Operationsweges geöffnete Keilbein mit synthetischem Füllmaterial oder<br />
etwas Fett und/oder Muskel aus einer kleinen Entnahmestelle am Oberschenkel<br />
wieder verschlossen werden. Der kleine Schnitt in der Nasenschleimhaut wird<br />
mit resorbierbarem Material, das sich nach Tagen von selbst auflöst, vernäht.<br />
Die Nase wird austamponiert, damit die Nasenscheidewand in der Mitte<br />
gehalten wird. Diese Tamponade kann schon am ersten Tag nach dem Eingriff<br />
entfernt werden. Äusserlich werden so nach dem Eingriff keine Zeichen für eine<br />
Operation an der Hypophyse zu erkennen sein.<br />
28 29
4.3. Was erwartet Sie nach der Operation?<br />
Meine Erfahrungen bei der Hypophysenoperation<br />
Im Allgemeinen wird die transsphenoidale Operation sehr gut vertragen. Lästig<br />
ist in der ersten Nacht nach der Operation allerdings, dass der Mund austrocknet,<br />
weil wegen der Tamponade nicht durch die Nase geatmet werden kann.<br />
In der Zeit unmittelbar nach der Operation können vereinzelt leichte Kopfschmerzen<br />
auftreten und sich aufgrund der Schwellung der Nasenschleimhaut<br />
für ein paar Tage schnupfenähnliche Beschwerden entwickeln. Zur Abschwellung<br />
der Nasenschleimhaut erhalten Sie Nasentropfen. Schneuzen sollten Sie<br />
sich in dieser Zeit nicht, damit in der Nase kein hoher Druck aufgebaut wird,<br />
der sich bis ins Tumorbett fortpflanzt und die Heilung stört.<br />
In der Regel können Sie die Klinik etwa eine Woche nach der Operation<br />
verlassen. In den ersten Tagen nach der Operation kann es jedoch gelegentlich<br />
zu einer Störung des Wasser-Haushaltes kommen, die sich durch eine grosse<br />
Urinmenge und entsprechend erhöhten Durst manifestiert. Dies sollten Sie auf<br />
jeden Fall dem Arzt mitteilen, der schnell eine Ausgleichstherapie vornehmen<br />
kann.<br />
Damit Druckschwankungen in den Nasennebenhöhlen vermieden werden, sollten<br />
Sie nach dieser Operation etwa 4 Wochen lang nicht fliegen, nicht tauchen<br />
und keine Aufzüge bzw. Seilbahnen benutzen, die grosse Höhenunterschiede in<br />
kurzer Zeit überwinden.<br />
Vor gut einem Jahr machten sich bei mir verschiedene gesundheitliche<br />
Störungen bemerkbar, die ich nicht einzuordnen wusste. Ich hatte tagsüber<br />
eine bisher nicht gekannte Müdigkeit, Benommenheit und Schwindelgefühl.<br />
Ausserdem litt ich unter einem Druck hinter den Augen, die vorwiegend<br />
morgens glasig waren und brannten. Zunächst hatte mein Hausarzt nur<br />
einen erhöhten Blutdruck feststellen können, nach wiederholten Vorstellungen<br />
wurde schliesslich beim Radiologen ein Computertomogramm des<br />
Kopfes gemacht, das einen Hypophysentumor zeigte. Zunächst sprach man<br />
auch von einer erweiterten Schlagader. Nachdem ein Kernspintomogramm<br />
angefertigt worden war, war am Vorliegen eines Hypophysentumors, das<br />
auf die Sehnervkreuzung drückte, kein Zweifel mehr.<br />
Schon bei einer ambulanten Vorstellung in der Neurochirurgischen Klinik<br />
sagte man mir, dass der Tumor relativ gut operierbar sei, und ein Patient<br />
hinterher gute Chancen habe, ein normales Leben führen zu können. Diese<br />
Aussagen stimmte mich und meine Familie etwas hoffnungsvoller. Leider<br />
musste ich bis zum Operationstermin aber noch wochenlang warten. Dies<br />
zerrte sehr an den Nerven der ganzen Familie, denn der Zeitraum erschien<br />
uns wie eine Ewigkeit. Von der Operation selbst habe ich nicht viel mitbekommen.<br />
Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, konnte ich nicht durch<br />
die Nase atmen, weil Tamponaden diese versperrten. Auch tat mir der<br />
rechte Oberschenkel weh, an der Entnahmestelle des Fascientransplantats.<br />
Weil der Schleimhautschnitt unter der Oberlippe gelegt worden war,<br />
musste ich eine Woche lang passierte Kost essen…<br />
30 31
• Wichtige Untersuchungen nach der Operation:<br />
<br />
Unmittelbar nach der Operation werden verschiedene Kontrolluntersuchungen<br />
durchgeführt. Eine Gesichtsfeldbestimmung überprüft die Unversehrtheit<br />
der Sehnerven und ein oder mehrere Hormontests geben Aufschluss, ob es<br />
durch die Operation zu evtl. Störungen der Hormonproduktion der Hypophyse<br />
(Steuerung der Nebennieren-, Schilddrüsen- und Geschlechtshormone)<br />
gekommen ist, was eine Komplikation der Operation sein kann. Falls eine<br />
Hypophysenfunktionsstörung festgestellt wurde, kann es notwendig sein, dass<br />
Hormone zur Substitution als Tabletten langfristig eingenommen oder injiziert<br />
werden müssen. Weiterhin wird geprüft, ob durch die Operation eine vollständige<br />
Normalisierung der Wachstumshormonwerte erreicht wurde.<br />
Ein erneutes MRT dient etwas später ebenfalls der Überprüfung des Operationsergebnisses<br />
und zugleich als Basis für spätere Kontrolluntersuchungen.<br />
Darüber hinaus ist es auch bei erfolgreichen Operationen üblich, zuerst<br />
einmal pro Jahr und später im Abstand von 2–3 Jahren Kontrolluntersuchungen<br />
durchzuführen, da sehr kleine Adenomreste mit keinem dieser Verfahren mit<br />
absoluter Sicherheit erkannt werden können. Von solchen kleinsten Adenomresten<br />
kann in einzelnen Fällen auch noch viele Jahre nach einer Operation<br />
ein neues Adenom (ein sog. Adenomrezidiv) ausgehen.<br />
5. Die Strahlentherapie<br />
Die strahlentherapeutische Behandlung (auch Radiotherapie genannt) von<br />
Hypophysenadenomen ist nicht die Therapie der ersten Wahl. In bestimmten<br />
Fällen ist sie aber eine Alternative zur Operation, z.B. wenn der Patient wegen<br />
anderer Erkrankungen nicht operiert werden kann oder wenn er die Operation<br />
ablehnt. Auch wenn das Adenom so gross war, dass es nicht vollständig entfernt<br />
werden konnte, kann eine Bestrahlung als zusätzliche Therapie in Frage kommen.<br />
Die Wirkung der Strahlentherapie tritt dadurch ein, dass sich die Zellen des<br />
bestrahlten Adenoms nicht weiter vermehren und langsam absterben. Die<br />
Rückbildung des Adenoms und die Abnahme der Wachstumshormon-Produktion<br />
erfolgen dann – je nach Ausgangsbefund – über einen längeren Zeitraum.<br />
Allerdings erreichen drei Viertel aller Patienten erst nach 10–15 Jahren eine<br />
ausreichend Absenkung des Wachstumshormons. In der Zwischenzeit muss eine<br />
zusätzliche medikamentöse Therapie durchgeführt werden. Alternativ ist es aber<br />
auch möglich, auf eine Nachbestrahlung zu verzichten und eine ausschliesslich<br />
medikamentöse Therapie durchzuführen. Dies muss individuell entschieden<br />
werden unter Berücksichtigung von Alter, Nebenerkrankungen und dem Risiko<br />
der strahlenbedingten Hypophysenunterfunktion. Ihr Arzt wird dies ausführlich<br />
mit Ihnen diskutieren. Die Einzelheiten der medikamentösen Therapie werden<br />
weiter unten besprochen.<br />
Bei der Strahlentherapie wird auch gesundes Hypophysengewebe im Strahlengang<br />
liegen und geschädigt werden. Daher führt die Strahlentherapie bei mehr<br />
als der Hälfte der Patienten früher oder später zu einer Schädigung des gesunden<br />
Hypophysengewebes und damit zu einem Mangel an Hypophysen-Hormonen<br />
(Hypophysen-Insuffizienz). In diesen Fällen kann es notwendig sein, dass<br />
Sie Hormone zur Substitution als Tabletten langfristig einnehmen oder injiziert<br />
32 33
ekommen müssen. Ihr Arzt sollte Sie deshalb über die Nebenwirkungen einer<br />
Strahlen therapie aufklären und wird den Einsatz sorgfältig abwägen.<br />
Für die Strahlentherapie bieten sich heute unterschiedliche Verfahren an:<br />
5.1. Konventionelle externe Radiotherapie<br />
Gewöhnlich wird die so genannte externe fraktionierte Radiotherapie angewandt.<br />
Sie erfolgt im Allgemeinen ambulant über 20–25 Sitzungen. Moderne<br />
Verfahren ermöglichen eine sehr exakte Bestrahlungsplanung. Die Strahlen werden<br />
mit einer Genauigkeit von 1–2 mm auf das Adenom konzentriert. Damit<br />
das durchstrahlte gesunde Gewebe (Haut, Knochen, Gehirn) möglichst wenig<br />
belastet wird, wird die Strahlung über verschiedene „Felder“ an das Adenom<br />
gebracht (Abb. 8). Auch durch die Aufteilung der Gesamtdosis (45–50 Gray)<br />
auf viele kleine Einheiten<br />
innerhalb von 4–5 Wochen<br />
(Fraktionierung) wird die<br />
Bestrahlung besser vertragen.<br />
Man achtet darauf,<br />
dass die Sehnerven durch<br />
Abb. 8: Verteilung der Strahlendosis bei der so genannten<br />
die Bestrahlung nicht ge-<br />
dreidimensionalen Bestrahlungsplanung. schädigt<br />
werden.<br />
5.2. Radiochirurgie<br />
Mit dem Begriff „Radiochirurgie“ werden spezielle Bestrahlungstechniken<br />
bezeichnet, die sich bei einer Zielgenauigkeit von 0,3 mm durch eine optimale<br />
Fokussierung der Strahlung auf das Adenom auszeichnen. Hierdurch wird eine<br />
relativ hohe Strahlendosis in nur einer Sitzung appliziert. Das „Gamma-Knife“<br />
nutzt die Gammastrahlen des Kobalt-60. Die „LINAC-Radiochirurgie“ (und<br />
eine neue Entwickung, das sog. „Cyberknife“) nutzt die durch einen Linearbeschleuniger<br />
(LINAC für „linear accelerator“) entstehenden Gammastrahlen. Bei<br />
beiden Verfahren wird einmalig – normalerweise ambulant – mit einer Dosis von<br />
15–20 Gray bestrahlt. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand bestehen zwischen<br />
dem „Gamma-Knife“ und der „LINAC-Radiochirurgie“ keine Unterschiede<br />
bezüglich Präzision und Wirksamkeit. Um diese Verfahren anwenden zu können,<br />
müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Das Adenom darf nicht zu<br />
gross sein (3–3,5 cm Durchmesser) und muss einen ausreichenden Abstand zu<br />
empfindlichen Strukturen, besonders den Sehnerven oder benachbarten Teilen<br />
des Gehirns, haben.<br />
34 35
6. Die medikamentöse Therapie<br />
6.1. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem Dopamin-Agonisten<br />
Die medikamentöse Therapie wird in folgenden Fällen eingesetzt:<br />
• Bei nicht ausreichendem Operationserfolg zur Senkung der noch immer<br />
anhaltenden Ausschüttung von Wachstumshormon durch das Adenom<br />
• Zur Überbrückung der verzögerten Wirkung einer Strahlentherapie<br />
• Zur Vorbereitung einer Operation des Hypophysenadenoms<br />
• Zur primären Dauertherapie, wenn<br />
• eine Operation ein hohes Risiko, z.B. bei zusätzlichen schweren Nebenerkrankungen<br />
darstellt bzw.<br />
• keine Chance auf deutliche Verbesserung/Heilung durch OP besteht<br />
• der Patient die Operation verweigert<br />
• eine intakte Hypophysenfunktion erhalten bleiben muss (z.B. bei Kinderwunsch).<br />
Dopamin ist ein Überträgerstoff (sog. Neurotransmitter), der Signale im Gehirn<br />
von einem Neuron (dem Fortsatz einer Nervenzelle) auf eine andere Nervenzelle<br />
überträgt. Es wird u.a. im Hypothalamus gebildet und regelt von dort<br />
hemmend die Sekretion des „Milchhormones“ Prolaktin aus der Hypophyse.<br />
Beim Gesunden wirkt es auf die Sekretion des Wachstumshormons stimulierend.<br />
Eher zufällig wurde entdeckt, dass Dopamin bei Patienten mit <strong>Akromegalie</strong><br />
dagegen die Sekretion des Wachstumhormons hemmt. Man spricht<br />
von einer „paradoxen“ Wirkung. Es wurden Medikamente entwickelt, die der<br />
Wirkung des Dopamins gleichkommen oder sie übertreffen und die daher<br />
Dopamin-Agonisten genannt werden. Das erste Medikament auf der Grundlage<br />
des Dopamins war das Bromocriptin. Später wurden ähnliche Medikamente<br />
entwickelt, die zum Teil besser verträglich sind und möglicherweise auch etwas<br />
stärker wirken (z.B. Cabergolin).<br />
Eine medikamentöse Therapie kann ihr Ziel auf zwei verschiedenen Wegen<br />
erreichen. Entweder wird die Ausschüttung des Wachstumshormons aus<br />
dem Hypophysenadenom gehemmt oder es wird seine Wirkung an der Zelle,<br />
genauer an seiner Bindungsstelle (sog. Wachstumshormon-Rezeptor) auf der<br />
Zelloberfläche verhindert. In beiden Fällen kommt es zu einer Senkung der IGF-<br />
I-Konzentration, also des Moleküls, das viele Wirkungen des Wachstumshormons<br />
im Körper vermittelt.<br />
Zur medikamentösen Therapie der <strong>Akromegalie</strong> stehen drei Substanzklassen<br />
zur Verfügung. Die Behandlung kann entweder mit einem Dopamin-Agonisten<br />
oder einem Somatostatin-Analogon sowie bei Versagen der vorgenannten mit<br />
einem Wachstumshormon-Rezeptor-Antagonisten durchgeführt werden. Allen<br />
Therapie-Arten ist gemeinsam, dass die Behandlung dauerhaft, d.h. für viele<br />
Jahre, oder auch lebenslang fortgeführt werden muss.<br />
Eine Senkung der Wachstumshormon-Konzentration wird durch einen<br />
Dopamin-Agonisten bei rund 30–50% der Patienten erreicht – eine vollständige<br />
Krankheitskontrolle kann allerdings nur bei 10–20% der Patienten erzielt<br />
werden. Eine Verkleinerung des Adenoms ist möglich, aber selten. Die Medikamente<br />
stehen in Tablettenform zur Verfügung. Anfangs sind Nebenwirkungen<br />
häufig (vor allem Übelkeit, Absinken des Blutdrucks, Müdigkeit), die jedoch<br />
durch einschleichende Dosierung verringert werden können und meist schnell<br />
nachlassen. Nur sehr selten zwingen sie zum Absetzen der Medikation. Die<br />
Möglichkeit einer Therapie durch Tabletten-Einnahme und der vergleichsweise<br />
niedrige Preis führen dazu, dass bei der Indikation zur medikamentösen Therapie<br />
oft zuerst ein moderner Dopamin-Agonist eingesetzt wird. Wird damit eine<br />
Senkung der Wachstumshormon-Konzentration zumindest unter 2,5 µg/l nicht<br />
erreicht, so muss auf ein Somatostatin-Analogon gewechselt werden.<br />
36 37
6.2. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem<br />
Somatostatin-Analogon<br />
Die Entwicklung der Somatostatin-Analoga<br />
Das im Hypothalamus gebildete Somatostatin hemmt beim Gesunden die<br />
Freisetzung des Wachstumshormons. Sein Gegenspieler ist das Wachstumshormon-Releasing-Hormon<br />
(GHRH), das die Sekretion stimuliert (siehe auch<br />
Abb. 3). Somatostatin entfaltet seine Wirkung durch Bindung an spezifische<br />
„Ankerstellen“ auf den GH-produzierenden Zellen der Hypophyse, den so genannten<br />
Somatostatin-Rezeptoren. Auch die GH-produzierenden Zellen eines<br />
Hypophysenadenoms besitzen diese Rezeptoren an ihrer Oberfläche.<br />
Abb. 9: Die spezifische Bindung von<br />
Somatostatin bzw. eines Somatostatin-<br />
Analogons (blaue Kugeln) an die Somatostatin-Rezeptoren<br />
(bunte Strukturen), die<br />
auf der Oberfläche der Hypophysenzellen<br />
vorkommen, vermittelt die Hemmung des<br />
Wachstumshormons. Bei Depotformen<br />
von Somatostatin-Analoga ist der Wirkstoff<br />
z.B. in Mikrokapseln eines Polymers<br />
(hellblaue Kapseln) eingebettet und garantiert<br />
so eine konstant gute therapeutische<br />
Wirkung über mehrere Wochen.<br />
Das Polypeptid (kleines Eiweissmolekül) Somatostatin, seine Struktur und seine<br />
Wirkung wurden 1973 durch Roger Guillemin und seine Mitarbeiter beschrieben.<br />
Zusammen mit Andrew V. Schally – der ebenfalls an der Aufklärung der<br />
hypothalamischen Regulierungshormone arbeitete – erhielt Guillemin 1977<br />
hierfür den Nobelpreis für Medizin. Bevor Guillemins Entdeckung medizinisch<br />
genutzt werden konnte, verging aber noch einige Zeit.<br />
Im Blut wird Somatostatin schnell abgebaut und damit wirkunglos gemacht. Innerhalb<br />
von etwa 2 Minuten ist die Hälfte der Somatostatin-Moleküle zerfallen (sog. Halbwertzeit).<br />
Damit war das natürliche Somatostatin als Medikament gegen <strong>Akromegalie</strong><br />
zunächst ungeeignet. Erst durch die Entwicklung einer stabileren, dem Somatostatin<br />
in seiner Struktur und vor allem in seiner Wirkung sehr ähnlichen Substanz (Somatostatin-Analogon)<br />
öffnete die SANDOZ Forschung 1982 den Weg für eine neue, viel<br />
versprechende medikamentöse Therapie der <strong>Akromegalie</strong>. Die Entwicklung dieses<br />
Arzneimittels fand 1991 Anerkennung in der Verleihung des renommierten internationalen<br />
Arzneimittelpreises Prix Galien. Bis heute liegen die meisten Erfahrungen zur<br />
Wirksamkeit und Verträglichkeit für diesen ersten Vertreter der Somatostatin-Analoga<br />
vor. Somatostatin-Analoga gelten heute in der Behandlung der <strong>Akromegalie</strong> als die<br />
medikamentöse Therapie der ersten Wahl.<br />
Überzeugende Behandlungserfolge<br />
Die medikamentöse Therapie mit einem Somatostatin-Analogon führt zu einer<br />
deutlichen Besserung vieler Symptome: Kopfschmerzen lassen oft innerhalb weniger<br />
Stunden nach, und Abschwellungen des Gewebes werden nach 2–4 Tagen sichtbar.<br />
Müdigkeit und Schwitzen verringern sich oder verschwinden und Gelenkschmerzen<br />
werden deutlich gebessert.<br />
Eine Reduktion der Wachstumshormon-Konzentration wird bei 80–95% der Patienten<br />
und eine Senkung unter den wichtigen Schwellenwert 2,5 µg/l bei etwa zwei<br />
Drittel der Patienten erreicht. Weiterhin führt diese Therapie zu einer deutlichen<br />
Verkleinerung des Hypophysenadenoms bei etwa der Hälfte der Patienten. Insgesamt<br />
sind Somatostatin-Analoga im Vergleich zu Dopamin-Agonisten also wesentlich<br />
wirksamer.<br />
38 39
Gute Verträglichkeit<br />
Die Therapie mit einem Somatostatin-Analogon ist im Allgemeinen gut verträglich.<br />
Am Beginn sind leichte Magen-Darm-Symptome, wie z.B. Appetitlosigkeit,<br />
Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall möglich, die sich im Verlauf der Therapie<br />
fast immer völlig zurückbilden. Während einer Langzeitbehandlung kann es<br />
zur Bildung von Gallensteinen kommen, die jedoch meist keine Beschwerden<br />
verursachen. Wird die Therapie allerdings beendet, so muss überprüft werden,<br />
ob Gallensteine entstanden sind, da es nun zu Symptomen kommen kann. Die<br />
Häufigkeit liegt bei etwa 15–20%. Um das Auftreten von Gallensteinen zu verhindern,<br />
kann Ihnen Ihr Arzt eine Begleittherapie verordnen.<br />
Verbesserung der Lebensqualität durch langwirkende Depotformen<br />
Abb. 10: Lang wirkende Depotform<br />
eines Somatostatin-Analogons:<br />
Der Wirkstoff ist in Mikrokapseln<br />
eines Polymers eingebettet und wird<br />
daraus langsam freigesetzt.<br />
Die Depotform erwies sich als<br />
genauso gut verträglich wie die<br />
vorher dreimal täglich subkutan<br />
zu injizierende Form. Anfängliche<br />
Nebenwirkungen sind seltener und auch Gallensteine werden weniger beobachtet.<br />
Durch die heute verfügbaren Depotformen werden jetzt auch den Patienten<br />
eine Somatostatin-Analogon-Therapie ermöglicht, die vorher nicht bereit oder<br />
in der Lage waren, sich das Medikament dreimal täglich selbst zu injizieren.<br />
Zunächst wurden Somatostatin-Analoga in einer noch relativ kurz wirkenden<br />
Form benutzt, die 3-mal täglich unter die Haut gespritzt wurde (subkutane Anwendung).<br />
Dies konnten Patienten selbst zu Hause durchführen. Die Behandlung<br />
konnte durch Verwendung eines Pensystems deutlich erleichtert werden.<br />
Einen deutlichen Fortschritt für die Lebensqualität von Patienten brachte 1997<br />
die Einführung einer lang wirkenden Depotform. In einem aufwendigen Verfahren<br />
wird dafür der Wirkstoff in die Mikrokapseln eines Polymers eingefügt<br />
(Abb. 10). Die Mikrokapseln werden im Körper nur langsam abgebaut und das<br />
Somatostatin-Analogon wird retardiert, d.h. über einen längeren Zeitraum,<br />
freigesetzt. Die erhältlichen Depotformen müssen nur einmal im Monat in den<br />
Muskel (intramuskulär) bzw. tief subkutan injiziert werden. Diese Injektion wird<br />
vom Arzt oder dem Assistenzpersonal durchgeführt.<br />
In klinischen Langzeit-Studien mit dem zuerst verfügbaren Präparat konnte gezeigt<br />
werden, dass ein konstanter Wirkspiegel aufgebaut wird und die Wachstumshormon-Sekretion<br />
und die IGF-I-Konzentration anhaltend gesenkt wird.<br />
Dank medikamentöser Therapie geht es mir wieder gut<br />
Nach der Hypophysenoperation ging es mir nur kurzzeitig besser, dann<br />
stellten sich die „alten“ Beschwerden wieder ein: Ich nahm an Gewicht zu,<br />
meine Finger spannten und ich wurde depressiv. Schliesslich wurde bei mir<br />
ein Resttumor festgestellt, der weiterhin Wachstumshormon produzierte,<br />
was sich durch einen oralen Glukosetoleranztest bestätigen liess. Aufgrund<br />
der weiterhin floriden <strong>Akromegalie</strong> wurde eine Therapie mit einem<br />
Somatostatin-Analogon * eingeleitet. Diese Behandlung erhalte ich nun<br />
schon fast 5 Jahre und mein Wachstumshormonspiegel ist im Normbereich,<br />
meine Depressionen sind verschwunden und ich fühle mich wieder so aktiv<br />
wie vor meiner Krankheit.<br />
* Präparatename redaktionell ausgetauscht durch Substanzklasse.<br />
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6.3. Die Therapie der <strong>Akromegalie</strong> mit einem<br />
GH-Rezeptor-Antagonisten<br />
Wie oben dargestellt ist die Behandlung mit einem Somatostatin-Analogon<br />
die medikamentöse Therapie der ersten Wahl bei <strong>Akromegalie</strong>, sofern nicht mit<br />
Chirurgie, Dopamin-Agonisten und ggfs. Strahlentherapie das gewünschte Ergebnis<br />
erzielt wurde. Für Patienten, bei denen die Erkrankung jedoch durch ein<br />
Somatostatin-Analogon auch nicht ausreichend kontrolliert werden kann, steht<br />
seit kurzem ein Medikament mit einem anderen Wirkprinzip zur<br />
Verfügung.<br />
Wirkprinzip<br />
Dabei handelt es sich um einen Gegenspieler (Antagonisten) des Wachstumshormons<br />
an seinem Rezeptor. Die Bindung an einen spezifischen Rezeptor auf<br />
der Zelloberfläche ist Voraussetzung für die Wirkung des Wachstumshormons.<br />
Man kann sich dies wie das Einpassen eines Schlüssels (= Wachstumshormon)<br />
in ein Schlüsselloch (Wachstumshormon-Rezeptor) vorstellen. Dabei verbindet<br />
sich das Hormon mit zwei benachbarten Rezeptormolekülen. Das Signal<br />
wird erst dann in das Innere der Zelle weitergegeben, wenn die Bindung an<br />
beide Rezeptormoleküle stattgefunden hat. Der GH-Rezeptor-Antagonist<br />
ist ein verändertes Molekül des Wachstumshormons, dessen Bindung an das<br />
erste Rezeptormolekül sehr stark ist. Hierdurch wird erreicht, dass mehr von<br />
dem Gegenspieler als vom körpereigenen Wachstumshormon gebunden wird.<br />
An der zweiten Bindungsstelle aber ist der Wirkstoff so verändert, dass der<br />
entstehende Komplex nicht mehr zu einer Aktivierung der Signalkette führt. Da<br />
keine Signalübertragung ins Zellinnere stattfindet, wird auch das für die Krankheitssymptome<br />
der <strong>Akromegalie</strong> wichtige IGF-I nicht mehr gebildet und die<br />
Symptome werden vermindert.<br />
Als Folge der Senkung des IGF-I kommt es zu einem Anstieg der Wachstumshormon-Konzentration,<br />
da die hemmende Wirkung des IGF-I im Rückkoppelungskreis<br />
auf dessen Ausschüttung fehlt. Damit fällt die Messung der<br />
Wachstumshormon-Konzentration als Parameter für den Behandlungserfolg aus.<br />
Stattdessen wird nun die Bestimmung der IGF-I-Konzentration umso wichtiger.<br />
Während unter der Behandlung mit einem Somatostatin-Analogon das Hypophysenadenom<br />
häufig kleiner wird, ist dies unter der Behandlung mit einem<br />
GH-Rezeptor-Antagonisten nicht zu erwarten. Eine Adenomvergrösserung<br />
wurde in Einzelfällen festgestellt. Ob hier ein Zusammenhang mit der Therapie<br />
bestehen könnte, müssen weitere Erfahrungen zeigen.<br />
Anwendung<br />
Der GH-Rezeptor-Antagonist ist in der Schweiz für die Behandlung von Patienten<br />
mit <strong>Akromegalie</strong> zugelassen, bei denen eine OP und/oder Strahlentherapie<br />
und/oder andere medizinische Therpien nicht den gewünschten Behandlungerfolg<br />
erzielten bzw. keine dieser Therapien adequat ist. Das Ziel der Behandlung ist<br />
eine Normalisierung der IGF-1-Serumkonzentration. Das Medikament muss täglich<br />
einmal subkutan injiziert werden. Bildgebende Kontrollen sind notwendig, um<br />
ein mögliches Wachstum des Adenoms zu erfassen. Eine zu hohe Dosis kann<br />
eine zu niedrige IGF-I-Konzentration und damit die Symptome eines GH/IGF-<br />
I-Mangels erzeugen. Die IGF-I-Konzentration sollte deswegen im altersentsprechenden<br />
mittleren Normbereich liegen. Als Nebenwirkungen sind Erhöhungen<br />
der „Leber enzyme“ beobachtet worden, so dass diese Werte regelmässig<br />
kontrolliert werden müssen.<br />
42 43
6.4. Neue Substanzen<br />
7. Mit der <strong>Akromegalie</strong> leben<br />
In der klinischen Entwicklung befinden sich zurzeit neue Substanzen, die auf<br />
eine weitere Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten der <strong>Akromegalie</strong><br />
hoffen lassen. So wird z.B. intensiv an einer neuen Klasse von Somatostatin-<br />
Analoga geforscht, die nicht nur an zwei, sondern an 4 der 5 bekannten Somatostatin-Rezeptoren<br />
binden. Es gibt erste Anhaltspunkte dafür, dass hierdurch<br />
eine bessere Wirksamkeit bei <strong>Akromegalie</strong> und anderen Erkrankungen erreicht<br />
werden könnte. Ein solches „Multi-Liganden“-Somatostatin-Analogon befindet<br />
sich zurzeit in klinischer Erprobung.<br />
Ein anderer Ansatz besteht in der Entwicklung eines Medikamentes, das sowohl<br />
Somatostatin-Analogon als auch Dopamin-Agonisten Eigenschaften besitzt.<br />
Ziel dieser Broschüre ist es, so detailliert wie möglich über die <strong>Akromegalie</strong> zu<br />
informieren. Sie werden jetzt vieles von dem, was Ihre Ärzte Ihnen erklären,<br />
besser verstehen. Vor allen Dingen werden Sie nun gezielt Fragen stellen<br />
können, die Ihnen besonders am Herzen liegen. Neben Ihrem Arzt und seinem<br />
Behandlungsteam stehen Ihnen weitere Informationsmöglichkeiten zur Verfügung,<br />
gerade auch bei Fragen zur Meisterung Ihrer individuellen, praktischen<br />
Probleme. Vor allem Patientenorganisationen können hier sehr hilfreich Unterstützung<br />
in Form von Veranstaltungen, Broschüren, Patientenzeitschriften und<br />
Internetseiten bieten. Weiterhin vermitteln Patientenorganisationen gerne Kontakt<br />
zu lokalen Gruppen in Ihrer Nähe, so dass Sie sich mit anderen Patienten<br />
treffen und austauschen können. Im Bereich der <strong>Akromegalie</strong> ist in der Schweiz<br />
die Selbsthilfegruppe für Krankheiten der Hypophyse, Wegweiser, seit einigen<br />
Jahren aktiv.<br />
7.1. Wegweiser – Schweizer Selbsthilfegruppe für Krankheiten<br />
der Hypophyse<br />
Die Patientenorganisation Wegweiser wurde im Jahr 1999 als gemeinnütziger<br />
Verein gegründet. Mit Hauptsitz in Bern ist sie gesamtschweizerisch aktiv und hat<br />
2 Regionalgruppen, von denen eine die Patienten der Deutschschweiz und die<br />
andere die Patienten der Romandie umfasst.<br />
Für die Führung und die administrativen Belange ist ein fünfköpfiger Vorstand<br />
zuständig, die Beratung in medizinischen Fragen übernimmt ein wissenschaftlicher<br />
Beirat.<br />
44 45
Die Selbsthilfegruppe hat sich folgende Ziele gesetzt:<br />
• Aufbau von Kontakten von Patienten mit Hypophysenkrankheiten zum gegenseitigen<br />
Informations- und Gedankenaustausch<br />
• Vermittlung krankheitsspezifischer Informationen über Veranstaltungen und<br />
Informationsmaterialien für Patienten und Angehörige<br />
• Aufklärung nach aussen mit dem Ziel, die Krankheiten besser bekannt zu<br />
machen und damit ihre Früherkennung zu fördern<br />
• Kontaktpflege mit gleichgesinnten Organisationen aus dem Ausland<br />
• Verbesserung des Wissensstandes bei den Krankenkassen, Versicherungen<br />
und der IV<br />
• Unterstützung der Forschung über Krankheiten der Hypophyse<br />
8. Adressen und Internetseiten<br />
• Wegweiser – Schweizer Selbsthilfegruppe für Krankheiten<br />
der Hypophyse<br />
Eine in der gesamten Schweiz tätige Selbsthilfegruppe für alle Patienten<br />
mit Krankheiten der Hypophyse<br />
Postfach 529, 3004 Bern<br />
Ansprechperson: Arnold Forter, Präsident<br />
Telefon: 031 302 95 15<br />
Email: wegweiser@bluemail.ch<br />
www.shg-wegweiser.ch<br />
• www.glandula-online.de<br />
Internetseite des Netzwerkes für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V.<br />
mit Informationen zur <strong>Akromegalie</strong>, Regionalgruppen, Adressen und Veranstaltungshinweisen.<br />
Weiterhin kann die Mitgliederzeitschrift Glandula (lat. Drüse) des Vereins<br />
online gelesen und bestellt werden.<br />
• www.endokrinologie.net<br />
Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Fachgesellschaft der<br />
Deutschen Ärzte für Endokrinologie). Hier finden Sie auch Informationen der Arbeitsgemeinschaft<br />
Hypophyse und Hypophysenadenome, die sich wissenschaftlich mit dem<br />
Thema <strong>Akromegalie</strong> befasst.<br />
• www.leben-mit-akromegalie.de<br />
Internetseite für <strong>Akromegalie</strong>-Patienten des Medizin-Forums Lifeline und Informationen<br />
zur Erkrankung. Fragen können an einen medizinischen Expertenrat gestellt<br />
werden.<br />
• www.druese.at<br />
Die Drüse – Erfahrungsgruppe Hormonersatztherapie<br />
Eichentstrasse 1<br />
A - 2521 Trumau<br />
info@druese.at<br />
46 47
• www.pituitarysociety.org<br />
Internetseite der amerikanischen Gesellschaft für Hypophysenerkrankungen<br />
(The Pituitary Society, USA).<br />
• www.pituitary.org.uk<br />
Englische Internetseite für Patienten mit Hypophysenerkrankungen<br />
(The Pituitary Foundation, UK – Patienten-Organisation)<br />
• www.hormone.org<br />
Internetseite Hormone Foundation USA, mit Informationen zu Hormonerkrankungen<br />
von der amerikanischen Fachgesellschaft Endocrine Society.<br />
• www.pituitary.org<br />
Internetseite der Pituitary Network Association, USA, einer Patienten-Organisation,<br />
mit Informationen zu Hormonen und Hormon-bedingten Erkrankungen.<br />
• www.novartisoncology.ch<br />
Internetseite der Firma Novartis Pharma Schweiz<br />
9. Glossar<br />
Adenom<br />
<strong>Akromegalie</strong><br />
anabol<br />
autonom<br />
Computer-<br />
Tomographie (CT)<br />
Cyber-Knife<br />
Dopamin-<br />
Agonisten<br />
Endokrinologe<br />
Gamma-Knife<br />
GH<br />
GH-Rezeptor-<br />
Antagonisten<br />
GHRH<br />
gutartige Geschwulst<br />
Erkrankung, die durch übermässige Ausschüttung von Wachstumshormon<br />
aus einer gutartigen Geschwulst (Adenom) der Hypophyse hervorgerufen<br />
wird. Äussert sich u.a. in vergröberten Gesichtszügen sowie vergrösserten<br />
Händen und Füssen. Wirkliche Bedeutung: abnorme Vergrösserung (mega<br />
= gross) der Akren (akron = Spitze, hier spitz endende Körperteile, z.B.<br />
Nase, Kinn, Hände, Füsse).<br />
Gewebe-aufbauende Stoffwechselreaktionen<br />
unabhängig, unreguliert. Hier: Hormonausschüttung, die nicht mehr durch<br />
einen Regelkreis kontrolliert wird.<br />
bildgebendes diagnostisches Verfahren, ermöglicht schichtweise, detail-<br />
lierte Röntgen-Darstellung eines Hypophysenadenoms, heute meist<br />
ersetzt durch die Magnetresonanztomografie.<br />
Gerät zur Strahlentherapie gut- und bösartiger Tumore, auch im Kopfbereich<br />
und bei Hypophysenadenomen. Geeignet auch zur sog. stereotaktischen<br />
Strahlentherapie und „Strahlenchirurgie“. Arbeitet nach dem<br />
Prinzip des Linearbeschleunigers (siehe LINAC).<br />
Medikamentenklasse zur Behandlung der <strong>Akromegalie</strong>, weniger wirksam<br />
als ein Somatostatin-Analogon<br />
Facharzt für Hormonerkrankungen<br />
Gerät zur Strahlentherapie im Kopfbereich, auch von Hypophysenadenomen.<br />
Geeignet auch zur sog. stereotaktischen Strahlentherapie und<br />
„Strahlenchirurgie“. Benutzt eine Kobalt-60-Quelle (radioaktives Element,<br />
dessen Strahlung auf das Hypophysenadenom gerichtet wird).<br />
Abkürzung für „Growth Hormone“ = Wachstumshormon<br />
Medikamentenklasse zur Behandlung der <strong>Akromegalie</strong>. Das Medikament<br />
bindet an den Wachstumshormon-Rezeptor und blockiert dort die<br />
Signalübertragung ins Zellinnere.<br />
“Growth Hormone Releasing Hormone”, vom Hypothalamus gebildetes<br />
Hormon, das die Freisetzung von Wachstumshormon in der Hypophyse<br />
stimuliert.<br />
48 49
Glukose<br />
Traubenzucker<br />
Makroadenom<br />
grosse Hyphophysengeschwulst, Durchmesser grösser als 1 cm<br />
Glukose-<br />
siehe Glukose-Toleranztest<br />
Mikroadenom<br />
kleine Hyphophysengeschwulst, Durchmesser kleiner als 1 cm<br />
Belastungstest<br />
Neurotransmitter<br />
Botenstoff im Gehirn / Nervensystem<br />
Glukose-<br />
Toleranztest<br />
Diagnostische Methode zum Nachweis einer erhöhten und autonomen<br />
Ausschüttung des Wachstumshormons und damit zum Nachweis der<br />
<strong>Akromegalie</strong><br />
OGTT<br />
Radiologe<br />
Abkürzung für oraler Glukose-Toleranztest, s. Glukose-Toleranztest<br />
Facharzt für Röntgenologie und Strahlenheilkunde<br />
Hypophyse<br />
Hypophysen-<br />
Insuffizienz<br />
Hirnanhangdrüse; kirschkerngrosses Organ unterhalb der Gehirnbasis<br />
gelegen. Wichtig für die Regulation des Hormonhaushalts des Menschen.<br />
Funktionsstörung durch fehlende Hormonsekretion<br />
Rezeptor<br />
Bindungsstelle auf der Oberfläche einer Zelle, die von einem Botenstoff<br />
spezifisch erkannt wird (z.B. Somatostatin-Rezeptor). Durch die Bindung<br />
des Botenstoffes an den Rezeptor werden gezielt Prozesse in den Zellen<br />
ausgelöst.<br />
Hypothalamus<br />
unter dem Thalamus (= „Sehhügel“) gelegener Teil des Zwischenhirns,<br />
in dem Regulierungshormone gebildet werden, die über den Hypophysenstiel<br />
in die Hypophyse gelangen und dort spezifisch die Ausschüttung<br />
von Hormonen stimulieren (englisch: releasing hormone) oder hemmen<br />
(englisch: inhibiting hormone).<br />
Schlafapnoe<br />
Somatostatin<br />
kurze Atempausen während des Schlafes, häufig bei <strong>Akromegalie</strong>, meist<br />
mit Schnarchen verbunden<br />
im Hypothalamus gebildetes Hormon, das in der Hypophyse spezifisch<br />
die Ausschüttung von Wachstumshormon hemmt<br />
intramuskulär<br />
in den Muskel (Injektion von Arzneimitteln, die nicht als Tabletten<br />
eingenommen werden können), Abkürzung i.m.<br />
Somatostatin-<br />
Analogon <br />
Somatostatin-ähnliches Medikament, u.a. zur Behandlung der <strong>Akromegalie</strong>.<br />
Wirkt über Bindung an spezifische Bindungsstellen (Rezeptoren) auf der<br />
Zelloberfläche von Hypophysenadenomen.<br />
IGF-I<br />
Abkürzung für „Insulin-like Growth Factor 1“; vermittelt viele – aber nicht<br />
alle – Wirkungen des Wachstumsshormons im Körper. Wird vor allem in<br />
der Leber unter dem Einfluss von Wachstumshormon gebildet.<br />
stereotaktische<br />
Bestrahlung<br />
dreidimensionale Darstellung des Adenoms durch CT- oder MRT-Verfahren<br />
und Computer-geführte Bestrahlung (siehe auch „Gamma-Knife“)<br />
Injektion<br />
Verabreichung eines Medikaments mittels Nadel und Spritze<br />
STH<br />
Somatotropes Hormon; siehe Wachstumshormon<br />
Koloskopie<br />
Dickdarm-Spiegelung<br />
subkutan<br />
unter die Haut; Injektion von Arzneimitteln, die nicht als Tabletten eingenommen<br />
werden können, Abkürzung s.c.<br />
LINAC-<br />
Bestrahlungsgerät<br />
„Linear Accelerator“ (Linearbeschleuniger): Gerät zur Strahlentherapie<br />
gut- und bösartiger Tumore, auch im Kopfbereich und bei Hypophysenadenomen.<br />
Geeignet auch zur sog. stereotaktischen Strahlentherapie und<br />
„Strahlenchirurgie“<br />
Tamponade<br />
transsphenoidal<br />
Ausstopfen einer Wundhöhle mit Verschlussmaterial<br />
operativer Zugangsweg durch die Nase und Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis)<br />
für die Entfernung eines Hypophysenadenoms<br />
Ligand<br />
Botenstoff, der spezifisch an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche bindet<br />
Wachstums-<br />
Gleichbedeutend mit somatotropes Hormon (STH), engl. „Growth<br />
Magnetresonanz-<br />
Tomografie (MRT)<br />
Computergestütztes diagnostisches Verfahren zur Darstellung von gesunden<br />
und kranken Geweben, das auch zum Nachweis von Hypophysenadenomen<br />
angewendet wird. Arbeitet nicht mit Röntgenstrahlen, sondern<br />
basiert auf der Reaktion bestimmter chemischer Substanzen des Körpers<br />
auf ein Magnetfeld, wodurch sich 2- oder 3-dimensionale Schichtbilder<br />
erzeugen lassen.<br />
hormon<br />
Hormone“ (GH). Regelt das Wachstum im Kindesalter und erfüllt auch<br />
beim Erwachsenen wichtige Funktionen im Eiweiss-, Zucker- und Fett-Stoffwechsel.<br />
Die Ausschüttung von Wachstumshormon aus der Hypophyse<br />
wird normalerweise von hypothalamischen Hormonen, von Stoffwechseleinflüssen<br />
(z. B. der Konzentration des Blutzuckers) und von weiteren<br />
Faktoren reguliert. Bei der <strong>Akromegalie</strong> kommt es zu einer unregulierten,<br />
übermässigen Ausschüttung von Wachstumshormon.<br />
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Notizen<br />
Notizen<br />
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54<br />
Notizen
Novartis Pharma Schweiz AG<br />
Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 377 51 11, www.novartisoncology.ch<br />
20127/10.2010