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A Akromegalie - Netzwerk Hypophysen- und ...

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<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

www.glandula-online.de<br />

Nr. 36<br />

Heft 1-13<br />

Schwerpunkt-Thema:<br />

<strong>Akromegalie</strong><br />

Veranstaltungen<br />

n Vorschau auf den 17. Überregionalen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag<br />

in Berlin<br />

n Rückblick auf den Süddeutschen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag<br />

Schwerpunkt-Thema<br />

n <strong>Akromegalie</strong> - von den ersten Symptomen<br />

bis zur Therapie<br />

n Radiochirurgie <strong>und</strong> stereotaktische<br />

Radiotherapie bei <strong>Akromegalie</strong><br />

n Operative Behandlung bei <strong>Akromegalie</strong><br />

Sonstiges<br />

n Anamnese, klinische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Diagnostik bei Unterfunktion von<br />

Hypophyse <strong>und</strong> Nebenniere<br />

n Fünf Erfahrungsberichte<br />

n Interview mit der UPD (Unabhängige<br />

Patientenberatung Deutschland)


Editorial<br />

3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

sicherlich kennen einige von Ihnen Richard Kiel, der als „Beißer“ in mehreren<br />

James-Bond Filmen mitwirkte. Er war bereits als Jugendlicher ein<br />

Riese <strong>und</strong> leidet an einer <strong>Akromegalie</strong>. Auch der Pharao Echnaton im<br />

alten Ägypten soll unter dieser Krankheit gelitten haben. Ursache der<br />

<strong>Akromegalie</strong> ist fast immer ein Wachstumshormon-produzierendes Adenom<br />

der Hirnanhangdrüse. Äußerlich ist die Erkrankung vor allem durch<br />

eine auffällige Vergrößerung von Händen, Füßen, Nase, Lidwülsten <strong>und</strong><br />

Kinn gekennzeichnet. Die Betroffenen leiden aber meist unter zahlreichen<br />

weiteren Beschwerden, die ihre Lebensqualität, aber auch Lebenserwartung<br />

beeinträchtigen. Die richtige Diagnose erfolgt wegen des langsamen<br />

Krankheitsverlaufes oft sehr spät. Diagnosestellung <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />

wie Operation, medikamentöse Therapie <strong>und</strong> Bestrahlung sind<br />

Schwerpunkthema dieser Ausgabe. In diesem Rahmen wird auch auf ganz<br />

aktuelle Ergebnisse des Deutschen <strong>Akromegalie</strong>-Registers eingegangen.<br />

In dieser Ausgabe finden Sie eine ganze Reihe von Erfahrungsberichten,<br />

die anschaulich <strong>und</strong> spannend den Umgang Betroffener mit ihrer<br />

Erkrankung schildern. Ermutigend ist, dass schwere <strong>und</strong> oft langjährige<br />

Leidenswege doch noch eine positive Wendung nehmen können – nicht<br />

zuletzt aufgr<strong>und</strong> einer sehr bew<strong>und</strong>ernswerten Willensstärke <strong>und</strong> Geduld<br />

der Betroffenen.<br />

Die Hauptstadt Berlin ist dieses Jahr Veranstaltungsort des Überregionalen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentages. Es wurden keine Mühen gescheut,<br />

um ein informatives <strong>und</strong> vielfältiges Programm zusammenzustellen. Weitere<br />

Details erfahren Sie auf S. 11 Das <strong>Netzwerk</strong> würde sich sehr freuen,<br />

auch Sie als Gast begrüßen zu dürfen.<br />

Natürlich warten noch viele weitere interessante Beiträge auf Sie, darunter<br />

Informationen zur Cortisolsekretion, zur Unterfunktion von Hypophyse oder<br />

Nebenniere, eine Rückschau auf den 6. Süddeutschen <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierentag sowie unsere regelmäßigen Rubriken wie Leserbriefe <strong>und</strong><br />

die Regionalgruppen-Neuigkeiten <strong>und</strong> –Termine.<br />

Eine kurzweilige <strong>und</strong> informationsreiche Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. med. Christof Schöfl<br />

(Herausgeber der GLANDULA)<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


4<br />

Aus dem Inhalt<br />

Publik<br />

Treffen der Regionalgruppenleiter 8<br />

10 Jahre Regionalgruppe Lübeck 9<br />

Einladung zum 17. Überregionalen <strong>Hypophysen</strong>- 10<br />

<strong>und</strong> Nebennierentag vom 18.10.-20.10.2013 in Berlin<br />

Diagnostik<br />

Anamnese, klinische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Diagnostik 24<br />

bei Unterfunktion von Hypophyse oder Nebenniere<br />

Therapie<br />

Anmerkungen zur Cortisolsekretion 26<br />

pg/ml<br />

100<br />

100<br />

ACTH<br />

100<br />

Treffen der Regionalgruppenleiter<br />

Veranstaltungen<br />

6. Süddeutscher <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag 13<br />

in München am 20. April 2013<br />

Tag der Seltenen Erkrankungen 2013 14<br />

100<br />

100<br />

100<br />

18.00 24.00 6.00 12.00 18.00<br />

Uhrzeit<br />

Erfahrungsberichte<br />

50 Jahre Überlebenstraining nach Cushing-Syndrom 28<br />

16-jähriger Krankheitsverlauf mit vielen Operationen 31<br />

36-jährige Krankengeschichte mit positivem 34<br />

Ausgang<br />

Mein „Leben” mit Morbus Cushing 36<br />

Und plötzlich ist alles anders 42<br />

Tag der Seltenen Erkrankungen<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Akromegalie</strong> – von den ersten Symptomen 15<br />

bis zur Therapie<br />

Radiochirurgie (RS) <strong>und</strong> stereotaktische Radiotherapie<br />

18(SRT) bei <strong>Akromegalie</strong> 18<br />

Operative Behandlung bei <strong>Akromegalie</strong> 20<br />

Interview<br />

Im Dienste der Patienten 43<br />

Leserbriefe<br />

Aus Briefen an das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> 44<br />

Nebennierenerkrankungen e. V.<br />

Operative Behandlung bei <strong>Akromegalie</strong><br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Publik<br />

5<br />

Termine Regionalgruppen<br />

Regionalgruppe Datum Uhrzeit/Ort<br />

Aachen 11. September 2013<br />

20. November 2013<br />

Bad Hersfeld 07. September 2013<br />

07. Dezember 2013<br />

jeweils 19.00 Uhr<br />

Ort: Klinikum Aachen, Bibliothek der med. Kliniken I, II u. III, 4. Etage,<br />

Raum 20, Aufzug A 4<br />

jeweils 15.00 Uhr<br />

Ort: Konferenzraum des Klinikums Bad Hersfeld<br />

Seilerweg 29, 36251 Bad Hersfeld<br />

Berlin<br />

Die genauen Termine<br />

werden noch bekannt<br />

gegeben.<br />

Bielefeld/Minden 05. September 2013<br />

14. November 2013<br />

Dortm<strong>und</strong> 25. Juni 2013<br />

24. September 2013<br />

10. Dezember 2013<br />

jeweils 19.00 Uhr<br />

Ort: Klinikum Mitte, Seminarraum 2, Teutoburger Str. 50, 33604 Bielefeld<br />

Treffen um 18.30 Uhr<br />

Ort: Hansakontor, 2. OG/Seminarraum,<br />

Eingang Silberstr. 22/Ecke Hansastr., 44137 Dortm<strong>und</strong><br />

An den Terminen ist immer ein Arzt mit anwesend.<br />

Zu den Veranstaltungen wird die Regionalgruppe schriftlich eingeladen.<br />

Andere Patienten sind als Gäste willkommen.<br />

Erlangen 06. August 2013 ab 18.00 Uhr<br />

Ort: im Kitzmannbräu, Südliche Stadtmauernstrasse 25<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Geschäftsstelle des <strong>Netzwerk</strong>s.<br />

Frankfurt<br />

Die genauen Termine<br />

werden noch bekannt<br />

gegeben.<br />

Ort: Endokrinologische Gemeinschaftspraxis Frankfurt am Main:<br />

Prof. Happ/Dr. Santen/Dr. Engelbach,<br />

Internisten-Endokrinologen, Osteologen DVO Nuklearmedizin<br />

Tel.: 069/25 78 68-0, Fax: 069/23 52 16<br />

Düsseldorferstr. 1-7 (Hbf. Nordausgang), 60329 Frankfurt am Main<br />

Gießen 22. August 2013<br />

14. November 2013<br />

Ort: St. Josefs Krankenhaus, Wilhelmstr. 7, Gießen<br />

Um Anmeldung bei Herrn Born, dem Regionalgruppenleiter (Tel.: 06004/12 73,<br />

E-Mail: Glandula.Gi@web.de), oder bei Frau Schmitt, der Stellvertreterin<br />

(Tel.: 06421-71 46 oder E-Mail: chrisschnepel@gmx.de), wird gebeten.<br />

Hamburg 07. August 2013 17.00 Uhr<br />

Thema: Cushing-Syndrom <strong>und</strong> Nebenniereninsuffizienz – was gibt es neues?<br />

Referent: Prof. Dr. Petersenn (mit anschließendem persönlichen Austausch)<br />

Um eine kurze vorherige Anmeldung (telefonisch: 05802/14 95) oder per E-Mail<br />

(nils.kaupke@gmx.de) bis spätestens 01.08.2013 wird gebeten.<br />

Ort: ENDOC Zentrum für Endokrine Tumoren, Altonaer Str. 59, 20537 Hamburg<br />

Hannover 04. Juni 2013<br />

03. September 2013<br />

03. Dezember 2013<br />

19.00 Uhr, offene Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

19.00 Uhr, offene Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

19.00 Uhr, „Fragen <strong>und</strong> Antworten zu Hydrocortison <strong>und</strong> Desmopressin<br />

(Minirin ® )", Referentin: Dr. med. Ariane Melzer, HRP Hannover<br />

Ort: HRP - Hormon- <strong>und</strong> Rheumapraxis Hannover, Theaterstr. 15,<br />

30159 Hannover, Tel.: 0800/5 89 21 62<br />

Kiel<br />

Die Termine werden<br />

intern abgesprochen.<br />

Bei Fragen bitte anrufen: Edith Thomsen, Tel.: 04342/82 599<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


6<br />

Termine Regionalgruppen<br />

Regionalgruppe Datum Uhrzeit/Ort<br />

Köln/Bonn 17. Juli 2013<br />

18. September 2013<br />

27. November 2013<br />

Lübeck 14. September 2013<br />

09. November 2013<br />

18.30 Uhr, in Bonn in der MediClin Janker Klinik<br />

18.30 Uhr, in Köln bei der AOK<br />

18.30 Uhr, in Bonn in der MediClin Janker Klinik<br />

Orte:<br />

Köln: Clarimedis-Haus der AOK, Domstraße 49-53<br />

Bonn: MediClin Robert Janker Klinik, Villenstraße 4-8, Konferenzraum<br />

Informationen zu unseren Treffen (Themen etc.) erhalten Sie bei<br />

Frau Margret Schubert, Tel.: 0228/48 31 42,<br />

sowie Herrn Helmut Kongehl, Tel.: 02223/91 20 46.<br />

jeweils von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

Ort: Vorweker Diakonie Alten-Tagesstätte WP HL,<br />

Mönköfer Weg 60, 23562 Lübeck<br />

Information zu unseren Treffen <strong>und</strong> Themen erhalten Sie bei Frau Knüppel,<br />

Tel.: 04533/26 25.<br />

Magdeburg<br />

Die genauen Termine<br />

werden noch bekannt<br />

gegeben.<br />

Ort: Uniklinik Magdeburg, Cafeteria „Mobitz”,<br />

Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg<br />

München 18. Juli 2013<br />

26. September 2013<br />

28. November 2013<br />

Neubrandenburg 25. Juni 2013<br />

17. September 2013<br />

03. Dezember 2013<br />

18.00 Uhr<br />

Thema: Hormonsubstitution bei <strong>Hypophysen</strong>vorder- <strong>und</strong> -hinterlappeninsuffizienz<br />

Referent: Herr Dr. med. M. Auer, Innere Medizin, Endokrinologie <strong>und</strong> Klinische<br />

Chemie, Max-Planck-Institut, München<br />

18.00 Uhr (mit Vortrag <strong>und</strong> Diskussion)<br />

18.00 Uhr (mit Vortrag <strong>und</strong> Diskussion)<br />

Ort: Krankenhaus München Schwabing, 2. Etage (in der Ärzte-Bibliothek),<br />

Kölner Platz 1, 80804 München<br />

jeweils 16.00 Uhr<br />

Der Ort ist bei Interesse zu erfragen (E-Mail: netzwerk-rg-nb@email.de).<br />

Nordvorpommern<br />

Die genauen Termine<br />

werden noch bekannt<br />

gegeben.<br />

Ort: Universitätsklinik Greifswald<br />

(Alte Klinik, Löfflerstraße 23, Eingang B, 2. Etage)<br />

Osnabrück 02. September 2013<br />

25. November 2013<br />

jeweils 19.00 Uhr<br />

Ort: Marienhospital Osnabrück, Nils-Stensen-Raum,<br />

Bischoffstr. 1, 49074 Osnabrück<br />

Regensburg/<br />

Landshut<br />

Saarbrücken<br />

Sachsen<br />

25. Juli 2013<br />

16. September 2013<br />

21. November 2013<br />

Die genauen Termine<br />

werden noch bekannt<br />

gegeben.<br />

Dresden:<br />

07. September 2013<br />

09. November 2013<br />

Leipzig:<br />

14. September 2013<br />

16. November 2013<br />

18.00 Uhr, in Regensburg im KISS, Landshuterstr. 19, 93047 Regensburg<br />

18.00 Uhr, in Landshut in der Praxis von PD Dr. Schneider, Robert-Koch-Str. 2<br />

(neben dem Klinikum), 84034 Landshut<br />

18.00 Uhr, in Regensburg im KISS, Landshuterstr. 19, 93047 Regensburg<br />

Ort: KISS, Futterstr. 27, 66111 Saarbrücken<br />

Ort: Begegnungsstätte der Volkssolidarität, Alfred-Althus-Straße 2, 01067 Dresden<br />

11.00 Uhr<br />

11.00 Uhr Sächsischer <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag<br />

Ort: GHD Ges<strong>und</strong>Heits GmbH Deutschland, Prager Str. 60, Leipzig<br />

11.00 Uhr<br />

11.00 Uhr<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Termine Regionalgruppen<br />

7<br />

Regionalgruppe Datum Uhrzeit/Ort<br />

Stuttgart 08. Juli 2013<br />

09. September 2013<br />

04. November 2013<br />

Thüringen 07. September 2013<br />

09. November 2013<br />

Ulm/HITS 09. Juli 2013<br />

10. September 2013<br />

12. November 2013<br />

jeweils 18.30 Uhr<br />

Ort (sofern nicht anders angegeben): Klinikum Stuttgart Bürgerhospital,<br />

Tunzhofer Str. 14-16, 70191 Stuttgart, Haus 2, 7. OG<br />

Weitere Informationen werden auf www.glandula-stuttgart.de bekannt gegeben.<br />

in Erfurt, Helios-Klinikum, Nordhäuser Str.<br />

in Suhl, Soziales Zentrum, Auenstr. 32<br />

jeweils 14.00 Uhr<br />

jeweils von 18.30 bis 20.00 Uhr<br />

Bahnhofplatz 7 in Ulm (Schulungsraum der Gemeinschaftspraxis<br />

Dr. Etzrodt <strong>und</strong> Dr. Alexopoulos, 3. OG)<br />

Weser/Ems<br />

Österreich<br />

Themen/Programm<br />

werden auf der<br />

Homepage der Regionalgruppe<br />

Weser-Ems<br />

bekannt gegeben.<br />

Ort: Gemeindezentrum Arche, Steenkenweg 7, 26135 Oldenburg<br />

Linz 05. Juli 2013<br />

05. Oktober 2013<br />

Wien-Marienkron 05. Oktober 2013<br />

18. Dezember 2013<br />

Ort: Gasthaus „Zum schiefen Apfelbaum” Hanuschstraße 26, 4020 Linz<br />

(gegenüber Zufahrt Wagner-Jauregg-KH)<br />

5. Österreichischer <strong>Hypophysen</strong>tag in Linz<br />

mit Frau Dr. Daniela Ralis (u. a.)<br />

Kollegium TEM, Eisenhandstraße 4-6, 4020 Linz<br />

5. Österreichischer <strong>Hypophysen</strong>tag in Linz<br />

mit Frau Dr. Daniela Ralis (u. a.)<br />

Kollegium TEM, Eisenhandstraße 4-6, 4020 Linz<br />

18.00 Uhr, Ort: Café Prückel, Stubenring 24, 1010 Wien<br />

Die Termine der Treffen erfahren Sie auch über www.glandula-online.de > Veranstaltungen oder über unsere<br />

Geschäftsstelle, Tel.: 0911/9 79 20 09-0.<br />

Liebe <strong>Netzwerk</strong>-Mitglieder <strong>und</strong> -Fre<strong>und</strong>e,<br />

wir wollen den jährlichen Mitgliedsbeitrag selbstverständlich weiterhin sehr<br />

gerne bei niedrigen Euro 20,– halten. Wenn Sie mit anderen Patientenorganisationen<br />

vergleichen, sind wir damit ausgesprochen günstig. Doch unser Bestreben<br />

ist es, dass auch sozial Schwachen die Mitgliedschaft problemlos möglich ist.<br />

Unsere umfangreiche gemeinnützige Arbeit ist freilich nicht immer leicht zu finanzieren.<br />

Deshalb sind wir für jede Spende dankbar. Bitte verwenden Sie dazu die<br />

rechts angegebene Bankverbindung.<br />

Da wir ausschließlich gemeinnützig arbeiten, ist Ihre Spende in vollem Umfang<br />

steuerlich abzugsfähig.<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen e. V.<br />

Raiffeisen-Volksbank Erlangen eG<br />

BLZ: 763 600 33<br />

Konto-Nr.: 1 004 557<br />

IBAN: DE62 7636 0033 0001 0045 57<br />

BIC: GENODEF1ER1<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


8<br />

Publik<br />

Treffen der Regionalgruppenleiter<br />

Gruppenbild der Regionalgruppenleiter<br />

Das 8. Treffen der Regionalgruppenleiter<br />

fand am 20./21. April in<br />

Göttingen statt. Es waren 21 Regionalgruppen<br />

vertreten, eine davon<br />

aus Linz, Österreich.<br />

Bei einigen Gruppen gab es einen<br />

Wechsel der Leitung <strong>und</strong> eine<br />

neue ist hinzugekommen. Neu ist<br />

die Conn-Gruppe aus München.<br />

Hier treffen sich Betroffene mit dem<br />

Conn-Syndrom, einer seltenen Erkrankung,<br />

bei der die Nebennieren<br />

zu viel Aldosteron produzieren, was<br />

zu erhöhtem Blutdruck <strong>und</strong> Störung<br />

des Mineralhaushalts führt. Wir werden<br />

in der nächsten Ausgabe noch<br />

ausführlicher auf diese Krankheit<br />

eingehen.<br />

Nach dem Bericht über die Aktivitäten<br />

des Vorstands seit der Mitgliederversammlung<br />

im letzten Herbst<br />

gab es einen regen Erfahrungs- <strong>und</strong><br />

Informationsaustausch untereinander.<br />

Herr Kongehl berichtete über<br />

ein „<strong>Hypophysen</strong>-Gipfeltreffen”, bei<br />

dem Vertreter von Selbsthilfeorganisationen<br />

aus 21 Nationen weltweit<br />

über ihre jeweiligen Erfahrungen<br />

diskutierten. Erwähnt wurden außerdem<br />

ein geplantes Projekt zu<br />

Morbus Cushing <strong>und</strong> eine Online-<br />

Umfrage zu <strong>Akromegalie</strong>.<br />

Herr Dr. Ghazal berichtete als Betroffener<br />

der Conn-Gruppe von seinem<br />

erfolgreichen Kampf mit den<br />

Institutionen zur Durchsetzung einer<br />

Reha-Maßnahme.<br />

Bei einer offenen Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

am Samstagnachmittag mit Frau<br />

Dr. Heppner vom Endokrinologikum<br />

Göttingen konnten medizinische<br />

Fragen geklärt werden. Nicht unerwähnt<br />

bleiben soll die Erkenntnis,<br />

dass Patienten mit <strong>Hypophysen</strong>oder<br />

Nebennierenadenomen nur<br />

an spezialisierten Zentren operiert<br />

werden sollen.<br />

Am Samstagabend gab es eine<br />

Stadtr<strong>und</strong>fahrt mit einem originalen<br />

„London-Bus” aus den 60er Jahren.<br />

Bei einer Gesprächsr<strong>und</strong>e am Sonntagvormittag<br />

mit Herrn Dr. Bork aus<br />

der Abteilung für medizinische Psychologie<br />

<strong>und</strong> medizinische Soziologie<br />

der Uniklinik Göttingen wurde<br />

deutlich, dass einige Betroffene erhebliche<br />

Schwankungen sowohl in<br />

ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

als auch in ihrer Stimmungslage haben.<br />

Dies stößt in ihrer Umgebung<br />

häufig auf Unverständnis. Dr. Bork<br />

gab hilfreiche Antworten. Leider<br />

reichte die Zeit nicht, um alle Teilnehmer<br />

zu Wort kommen zu lassen.<br />

Schließlich wurde der Wunsch geäußert,<br />

dass auch im nächsten Jahr<br />

wieder zu einem Treffen der Regionalgruppenleiter<br />

eingeladen wird.<br />

Vorankündigung<br />

Selbsthilfetag in Bielefeld<br />

Am Samstag, 16. November 2013, findet von 10 – 17 Uhr ein Selbsthilfetag im Klinikum Bielefeld-Mitte, Teutoburger Str. 50, statt.<br />

Veranstaltet wird dieser Tag von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Bielefeld in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Bielefeld.<br />

Geplant sind: l Tandemvorträge von Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Ärzten<br />

l Mitmachangebote <strong>und</strong> Vorträge zum Thema Bewegung<br />

l kulinarische Kostproben im Selbsthilfe-Café<br />

l Übungen zum Mitmachen für das seelische Gleichgewicht<br />

l ein Ges<strong>und</strong>heitscheck (Blutzuckertest, Hörtest, Lungenfunktionstest u. a.)<br />

Selbsthilfegruppen haben die Möglichkeit, sich mit einem Informationsstand zu beteiligen.<br />

Hilde Wilken-Holthaus, Karl-Heinz Meese<br />

(Regionalgruppe Bielefeld/Minden)<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Publik<br />

9<br />

10 Jahre Regionalgruppe Lübeck<br />

Die Regionalgruppe Lübeck im<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>-<strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

konnte im<br />

Oktober 2012 auf ihr zehnjähriges<br />

Bestehen zurückblicken. Aus diesem<br />

Anlass wurde am 29. September<br />

2012 ein regionaler <strong>Hypophysen</strong><strong>und</strong><br />

Nebennierentag organisiert,<br />

der in den Räumen des Universitätsklinikums<br />

Schleswig-Holstein auf<br />

dem Campus Lübeck stattfand.<br />

Zu Beginn des Vormittags begrüßte<br />

Herr Prof. Dr. Morten Schütt, Medizinische<br />

Klinik I (Direktor Prof. Dr.<br />

Hendrik Lehnert), der die Gruppe<br />

seit ihrer Gründungszeit ärztlich<br />

begleitet, die zahlreich erschienenen<br />

Patienten, Angehörigen <strong>und</strong><br />

Interessierten. Ein besonderer Dank<br />

galt dabei Frau Christa Knüppel,<br />

die von Anfang an die Gruppe leitet,<br />

sowie Frau Monika Otterbach,<br />

die über viele Jahre die Gruppe als<br />

Endokrinologie-Assistentin betreut<br />

hat. Gemeinsam wurde auf die<br />

Geschichte der Selbsthilfegruppe<br />

zurückgeblickt, wie z. B. drei <strong>Hypophysen</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nebennierentage, die<br />

Teilnahme an wissenschaftlichen<br />

Auswertungen, Diskussion mit der<br />

Bürgerbeauftragten des Landes<br />

Schleswig-Holstein oder diverse<br />

lebhafte Weihnachtsfeiern in gemeinsamer<br />

R<strong>und</strong>e.<br />

Prof. Dr. Georg Brabant im Hörsaal der Universität<br />

Im Anschluss wurde im Rahmen von<br />

Vorträgen <strong>und</strong> Diskussion mit dem<br />

Publikum ein Überblick über bekannte<br />

<strong>und</strong> neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zum Thema <strong>Hypophysen</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

gegeben. Herr Prof. Dr. med.<br />

Georg Brabant führte zunächst mit<br />

einem Vortrag zur „Labordiagnostik”<br />

in die Thematik ein. Es folgten<br />

weitere Vorträge von Frau Dr. Dr.<br />

med. Birgit Harbeck zum Thema<br />

„Konzepte der Hormonsubstitution”<br />

sowie von Frau Dr. med. Aja Marxsen<br />

<strong>und</strong> Herrn Dr. med. Christian<br />

Hubold über „Gewichtseffekte bei<br />

<strong>Hypophysen</strong>-<strong>und</strong> Nebennierener-<br />

krankungen” <strong>und</strong> „Aktuelle medikamentöse<br />

Entwicklungen”. Die Beiträge<br />

wurden sehr interessiert verfolgt.<br />

Noch lange nach Beendigung der<br />

Veranstaltung diskutierten Patienten<br />

<strong>und</strong> Ärzte miteinander <strong>und</strong> tauschten<br />

Gedanken, Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Erinnerungen miteinander aus.<br />

Dr. Birgit Harbeck<br />

Medizinische Klinik I<br />

Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein<br />

Campus Lübeck<br />

Ratzeburger Allee 160<br />

23538 Lübeck<br />

Frau Christa Knüppel, Gruppensprecherin<br />

Regionalgruppe Lübeck<br />

Neue Leitungen der<br />

Regionalgruppen Regensburg<br />

<strong>und</strong> Hamburg<br />

Die Regionalgruppen Regensburg <strong>und</strong> Hamburg<br />

sind unter neuer Leitung.<br />

Neue Leiterin der Gruppe Regensburg ist<br />

Gabriele Mirlach. Für Hamburg ist nunmehr<br />

Nils Kaupke zuständig.<br />

Gabriele Mirlach<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


10<br />

Publik<br />

Einladung zum 17. Überregionalen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag<br />

vom 18.10.-20.10.2013 in Berlin<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

auch in diesem Jahr möchten wir sehr herzlich Patienten, Angehörige <strong>und</strong><br />

Interessierte zum Überregionalen <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag einladen.<br />

Er findet dieses Jahr in der B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin statt. Wie in den<br />

letzten Jahren haben wir versucht, das Programm praxisorientiert zu strukturieren<br />

<strong>und</strong> haben viele Ihrer Vorschläge aus den letzten Hypo physen<strong>und</strong><br />

Nebennierentagen berücksichtigt.<br />

In diesem Jahr wollen wir uns vornehmlich auf die wichtigsten endokrinologischen<br />

Probleme der <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen konzentrieren:<br />

vor allem auf Therapiemöglichkeiten bei <strong>Hypophysen</strong>tumoren<br />

<strong>und</strong> auch auf die Therapieoptionen der <strong>Akromegalie</strong> <strong>und</strong> der MEN1 im<br />

Speziellen. Dabei sollen auch neueste Entwicklungen zu medikamentösen<br />

Therapien bei Nebennieren- <strong>und</strong> <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen erläutert werden.<br />

Ein Schwerpunkt ist auch die Schilddrüsenmedikation. Zusätzlich werden<br />

aber auch Themen angesprochen, die generell bei jeder Erkrankung<br />

wichtig sind, z. B. Sport <strong>und</strong> chronische Erkrankung, Schlafstörungen <strong>und</strong><br />

spezielle Aspekte der Ernährung.<br />

Wir freuen uns sehr, dass es auch diesmal gelungen ist, namhafte Referenten<br />

für diese Vorträge zu verpflichten; sie werden sich bemühen, die<br />

wichtigsten Probleme aktuell, praxisnah <strong>und</strong> verständlich darzustellen.<br />

Zusätzlich werden wieder Workshops über spezielle Themen angeboten.<br />

Wir haben diesmal drei Workshops geplant <strong>und</strong> freuen uns auf lebhafte<br />

Diskussionsr<strong>und</strong>en.<br />

Der Kongress beginnt am Freitagabend traditionell mit der Mitgliederversammlung.<br />

Am Samstagabend ist wieder ein gemeinsamer Ausflug<br />

geplant. Berlin bietet natürlich eine große Zahl von Sehenswürdigkeiten<br />

(Reichstag, Museumsinsel, Nationalgalerie, Kunstmuseen, Mauermuseum,<br />

Checkpoint Charlie usw.), so dass es sich für die Teilnehmer sicherlich lohnen<br />

würde, den Aufenthalt noch etwas zu verlängern.<br />

Wir freuen uns auf einen interessanten Kongress <strong>und</strong> hoffen, Sie in Berlin<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

gez.<br />

Prof. Dr. med. Marcus Quinkler<br />

gez.<br />

Helmut Kongehl<br />

gez.<br />

PD Dr. med. Sven Diederich<br />

Tagesordnung der<br />

Mitgliederversammlung<br />

Liebe <strong>Netzwerk</strong>-Mitglieder,<br />

im Rahmen des Überregionalen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentags<br />

(18.10.–20.10.2013) in Berlin<br />

findet am<br />

Freitag, den 18.10.2013,<br />

um 17.00 Uhr die Mitgliederversammlung<br />

2013 statt.<br />

Hierzu lädt Sie der <strong>Netzwerk</strong>-<br />

Vorstand herzlich ein.<br />

Ort:<br />

Kaiserin Friedrich-Haus<br />

Robert-Koch-Platz 7<br />

10115 Berlin<br />

Beginn: 17.00 Uhr<br />

Tagesordnung:<br />

1 Bekanntgabe der<br />

Tagesordnung<br />

2 Genehmigung des Protokolls<br />

3 Bericht des Vorstands<br />

4 Bericht des Kassenwarts<br />

5 Entlastung des Vorstands<br />

6 Verschiedenes<br />

gez. H. Kongehl<br />

1. Vorsitzender<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


PROGRAMM<br />

17. Überregionaler <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag 2013<br />

in Berlin (18.-20.10.2013)<br />

Kaiserin Friedrich-Haus, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin<br />

11<br />

Freitag, 18.10.2013 17.00 Mitgliederversammlung<br />

ab 18.00<br />

kleiner Imbiss, gegenseitiges Kennenlernen<br />

Samstag, 19.10.2013 09.00 Begrüßung<br />

Helmut Kongehl, Prof. Dr. med. M. Quinkler<br />

09.15 –11.00 Therapie von <strong>Hypophysen</strong>tumoren<br />

je 3 x 10 Min. Vorträge + 3 eingesendete Fallberichte<br />

Prof. Dr. med. Dag Moskopp (Vivantes Klinikum im Friedrichshain),<br />

PD Dr. med. Knut Mai (Endokrinologie, Charité Mitte),<br />

Dr. med. Wurm (Frankfurt/Oder)<br />

11.00–11.30 Pause<br />

11.30–12.00 Ernährung<br />

Dr. Ute Gola, Institut für Ernährung <strong>und</strong> Prävention GmbH, Berlin<br />

12.00–12.30 Sport <strong>und</strong> chronische Erkrankung<br />

Dr. med. Thomas Bobbert, Endokrinologie, Charité Mitte<br />

12.30–13.30 Mittagspause<br />

13.30–14.30 Reha/Krankenkasse/Rentenversicherung<br />

N. N.<br />

Workshops<br />

14.45–15.45 Workshop 1:<br />

Nebenniereninsuffizienz – Schulung <strong>und</strong> Krisenprävention<br />

Martina Salzwedel, Janina Kirchner, Endokrinologikum Berlin;<br />

Prof. Dr. med. Marcus Quinkler, Charité Mitte<br />

15.45–16.15 Pause<br />

Workshop 2:<br />

Hypohysenerkrankungen – Besonderheiten im Kindesalter<br />

Prof. Dr. med. Christoph Keck, Endokrinologikum HH,<br />

PD Dr. med. Sven Diederich, Endokrinologikum Berlin<br />

Workshop 3:<br />

Kinderwunsch bei <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz<br />

Dr. med. Klaus-Peter Liesenkötter, Endokrinologikum Berlin<br />

16.15–17.15 Wiederholung der Workshops 1-3<br />

20.00–22.00 Stadtr<strong>und</strong>fahrt Berlin „Nightseeing"<br />

Start-Treffpunkt: Busparkplatz Berlin Hauptbahnhof,<br />

Ausgang Europaplatz gegenüber Invalidenstraße<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


12<br />

PROGRAMM<br />

17. Überregionaler <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag 2013<br />

in Berlin (18.-20.10.2013)<br />

Kaiserin Friedrich-Haus, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin<br />

Sonntag, 20.10.2013 09.00–09.30 Therapieoptionen der <strong>Akromegalie</strong>,<br />

z. B. neueste Studien/Erkenntnisse zu den Medikamenten<br />

Sandostatin, Somatoline Autogel, Somavert<br />

Dr. med. Henrik Biering, Endokrinologikum Berlin<br />

09.30–10.00 Neue Medikamente: Nebennieren <strong>und</strong> Hypophyse<br />

PD Dr. med. Sven Diederich, Endokrinologikum Berlin<br />

10.00–10.30 Tricks bei der Schilddrüsenhormontherapie<br />

PD Dr. med. Reinhard Finke, Praxis Kaisereiche<br />

10.30–11.00 Pause<br />

11.00–11.30 Schlafstörungen, Schlafapnoe<br />

Prof. Dr. med. Ingo Fietze, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum,<br />

Charité<br />

11.30–12.00 MEN 1<br />

Prof. Dr. med. Marianne Pavel, Charité<br />

12.00–12.30 Studien, Register, AWB – Was ist das <strong>und</strong> wozu?<br />

Prof. Dr. med. Marcus Quinkler, Charité Mitte<br />

12.30 Verabschiedung<br />

Den Programmflyer <strong>und</strong> ein Anmeldeformular können Sie sich auf unserer Internetseite www.glandula-online.de<br />

unter Veranstaltungen > Überregionale Veranstaltungen ausdrucken oder mit der beigefügten Vorankündigung<br />

zuschicken lassen.<br />

Anmeldeschluss: 30.09.2013<br />

Bitte berücksichtigen Sie, dass wir keine Garantie für eine Teilnahme nach Anmeldeschluss geben können, da die<br />

Teilnehmerzahl bergrenzt ist! Die Anmeldungen werden nach Eingangsdatum bearbeitet.<br />

Hinweis: Das Kaiserin Friedrich-Haus ist leider nicht komplett barrierefrei, d. h., ein paar Treppen sind zu gehen.<br />

Broschüren<br />

<strong>Netzwerk</strong>-Broschüren „Schädel-Hirn-Trauma" <strong>und</strong><br />

„Operation von <strong>Hypophysen</strong>tumoren"<br />

Die Broschüre "Schädel-Hirn-Trauma <strong>und</strong> dessen Folgen für das Hormon system" wurde<br />

von Dr. med. Anna Kopczak in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Günter Karl Stalla<br />

geschrieben. Die Broschüre bietet umfangreiche Informationen zu Symptomen, insbesondere<br />

Hormonstörungen, sowie Behandlungs- <strong>und</strong> Diagnosemöglichkeiten.<br />

Die Broschüre "Operation von <strong>Hypophysen</strong>tumoren" wurde von Prof. Dr. med. Dietrich<br />

Klingmüller überarbeitet <strong>und</strong> aktualisiert. Sie beschäftigt sich vor allem mit den<br />

verschiedenen Operationsmethoden, Nebenwirkungen <strong>und</strong> Komplikationen, Vor- <strong>und</strong><br />

Nachsorge sowie den späteren Auswirkungen der Operation auf das alltägliche Leben.<br />

Auf unserer Webseite www.glandula-online.de finden Sie beide Publikationen<br />

in der Rubrik „Broschüren“ als kostenlose PDF-Downloads.<br />

Die Druckversionen können kostenfrei bei der <strong>Netzwerk</strong>-Geschäftsstelle<br />

angefordert werden.<br />

n n n Glandula 30/10<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e.V.


Veranstaltungen<br />

13<br />

6. Süddeutscher <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierentag in München am 20. April 2013<br />

Auch diesmal waren viele Zuschauer vertreten.<br />

Die Regionalgruppe München des<br />

<strong>Netzwerk</strong>s <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

e. V. veranstaltete<br />

unter der wissenschaftlichen<br />

Leitung von Professor Dr. med.<br />

Günter Stalla am 20. April 2013<br />

im Max-Planck-Institut München<br />

den 6. Süddeutschen <strong>Hypophysen</strong><strong>und</strong><br />

Nebennierentag. Das offizielle<br />

Programm wurden mit einer Begrüßung<br />

durch Professor Stalla<br />

<strong>und</strong> einem durch die Vorsitzende<br />

der Regionalgruppe München,<br />

Marianne Reckeweg, überbrachten<br />

Grußwort eingeleitet.<br />

Das erste Symposium zum Thema<br />

<strong>Hypophysen</strong>tumoren begann mit<br />

Vorträgen von Dr. med. Anastasia<br />

Athanasoulia <strong>und</strong> Dr. med. Christina<br />

Dimopoulou (AG Neuroendokrinologie,<br />

Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

München) zum Prolaktinom<br />

bzw. zu Morbus Cushing. Danach<br />

referierten Professor Dr. med. Felix<br />

Beuschlein <strong>und</strong> Professor Dr. med.<br />

Jochen Schopohl (Medizinische<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik IV, Klinikum der<br />

Universität München) zu den Themen<br />

Nebennierenerkrankungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Akromegalie</strong>.<br />

Im zweiten Symposium berichtete<br />

Dr. med. Walter Rachinger (Klinik<br />

für Neurochirurgie, Klinikum Großhadern<br />

München) über die neurochirurgische<br />

Therapie bei <strong>Hypophysen</strong>tumoren.<br />

Im Anschluss sprach Dr.<br />

med. Matthias Auer (AG Neuroendokrinologie,<br />

Max-Planck-Institut<br />

für Psychiatrie München) über die<br />

Hormonsubstitution bei <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz.<br />

Der Vortrag der<br />

Gynäkologin Priv.-Doz. Dr. med Vanadin<br />

Seifert-Klauss (Arbeitsgruppe<br />

Gynäkologische Endokrinologie,<br />

Frauenklinik <strong>und</strong> Poliklinik der<br />

Technischen Universität München)<br />

befasste sich mit der Sexualhormonsubstitution<br />

bei <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen<br />

<strong>und</strong> Besonderheiten<br />

in der Menopause. Danach präsentierte<br />

Professor Dr. med. Ludwig<br />

Schaaf (AG Neuroendokrinologie,<br />

Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

München) wichtige Informationen<br />

zum Thema Hormonsubstitution bei<br />

primärer Nebenniereninsuffizienz.<br />

Am Nachmittag stellte Dr. med.<br />

Alexandra Müller-Öffner (Klinik für<br />

Endokrinologie, Diabetologie <strong>und</strong><br />

Angiologie, Klinikum Bogenhausen,<br />

Städtisches Klinikum München<br />

GmbH) einen interessanten Fall<br />

eines Morbus Cushing vor. Professor<br />

Dr. med. Ursula Kuhnle-Krahl (Praxis<br />

für Kinderheilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Jugendmedizin,<br />

Gauting) erläuterte die Probleme<br />

der Transition bei Patienten<br />

mit Erkrankungen, die im Kindesalter<br />

auftreten <strong>und</strong> im Erwachsenenalter<br />

fortbestehen. Danach gab<br />

Josef Kress-del Bondio (Deutsche<br />

Rentenversicherung Bayern-Süd,<br />

München) einen Überblick zu den<br />

Themen Erwerbsminderungs- <strong>und</strong><br />

Altersrenten. Einen neuen Ansatz zu<br />

computergestützter Gesichtsklassifizierung<br />

bei <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen<br />

stellte Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Harald Schneider (Medizinische<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik IV, Klinikum der<br />

Universität München) vor. Im vierten<br />

Symposium erläuterte Priv.-Doz. Dr.<br />

med. Christian Seifarth (Praxis für<br />

Endokrinologie, Regensburg) verschiedene<br />

Themen aus den Bereichen<br />

Präventiv- <strong>und</strong> Anti-Aging-<br />

Medizin. Wichtige praktische Hinweise<br />

zu ges<strong>und</strong>er Ernährung <strong>und</strong><br />

Gewichtsabnahme erhielten die<br />

Teilnehmer von Hildegard Wood<br />

(Diätassistentin, Leitung Ernährungsambulanz,<br />

Chirurgische Klinik München<br />

Bogenhausen GmbH). Der<br />

Abschlussvortrag von Priv.-Doz. Dr.<br />

med. Heike Künzel (Psychosomatik,<br />

Medizinische Klinik <strong>und</strong> Poliklinik IV,<br />

Klinikum der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München) widmete sich<br />

dem Thema Depression <strong>und</strong> <strong>Hypophysen</strong>erkrankungen.<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula Glandula 36/135/12<br />

n n n


14<br />

Veranstaltungen<br />

Regionalgruppe München (www.<br />

hypophyse-muenchen.de) gestellt.<br />

Für die fre<strong>und</strong>liche Unterstützung<br />

der Veranstaltung sei herzlich der<br />

Regionalen Fördergemeinschaft<br />

der gesetzlichen Krankenkassen -<br />

R<strong>und</strong>er Tisch München <strong>und</strong> Region<br />

München sowie den Firmen Ipsen<br />

Pharma, Lilly Deutschland, Novartis<br />

Pharma, Novo Nordisk Pharma,<br />

Pfizer Pharma, Sandoz Biopharmaceuticals<br />

<strong>und</strong> ViroPharma gedankt.<br />

Marianne Reckeweg, Dr. med. Johanna Pickel, Prof. Dr. med. Günter Stalla<br />

Georg Kessner vom Vorstand des<br />

<strong>Netzwerk</strong>s sprach das Schlusswort<br />

der Veranstaltung, verb<strong>und</strong>en mit<br />

einer Einladung zum diesjährigen<br />

17. Überregionalen <strong>Hypophysen</strong><strong>und</strong><br />

Nebennierentag, der vom 18.-<br />

20. Oktober 2013 in Berlin stattfinden<br />

wird (siehe S. 10).<br />

Fast alle Vorträge, die auf dem<br />

Tagesprogramm standen, wurden<br />

zum Nachlesen auf die Website der<br />

Fazit: Die große Anzahl von 200<br />

Teilnehmern während der ganzen<br />

Tagung <strong>und</strong> die ausführlichen <strong>und</strong><br />

lebhaften Diskussionen bestätigen<br />

das fortbestehende große Interesse<br />

von Patienten, Angehörigen<br />

<strong>und</strong> Ärzten - Gr<strong>und</strong> genug, im Jahr<br />

2015 einen 7. Süddeutschen <strong>Hypophysen</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nebennierentag zu<br />

planen.<br />

Dr. Johanna Pickel<br />

AG Neuroendokrinologie<br />

Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

Tag der Seltenen Erkrankungen 2013<br />

Auch dieses Jahr war das <strong>Netzwerk</strong><br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

wieder beim – nunmehr<br />

sechsten – „Tag der Seltenen<br />

Erkrankungen” am 28. Februar vertreten.<br />

In Nürnberg wurde im Rahmen einer<br />

Pressekonferenz die Bedeutung<br />

der Selbsthilfe betont <strong>und</strong> der oft<br />

lange Weg zur korrekten Diagnose<br />

kritisiert. Es kam auch der Vater<br />

einer Betroffenen zu Wort. Pünktlich<br />

um 12 Uhr ließ man rote Luftballons<br />

als „Symbol der Seltenen” in den<br />

Himmel steigen.<br />

Aktionen zum „Tag der Seltenen<br />

Erkrankungen” fanden übrigens in<br />

mehr als 60 Ländern statt.<br />

Rote Luftballons als „Symbol der Seltenen” ließ man um 12.00 Uhr in den Himmel steigen.<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


15<br />

<strong>Akromegalie</strong> – von den ersten Symptomen<br />

bis zur Therapie<br />

Schwerpunkt<br />

Der Name <strong>Akromegalie</strong> stammt aus<br />

dem Altgriechischen: akros „äußerst”<br />

<strong>und</strong> megas „groß”. Damit wird das<br />

äußere Erscheinungsbild der betroffenen<br />

Patienten mit Vergrößerung<br />

der Körperendglieder <strong>und</strong> Vergrößerung<br />

von vorspringenden Teilen<br />

des Körpers wie Kiefer <strong>und</strong> Nase<br />

charakterisiert. Verantwortlich dafür<br />

ist bis auf wenige Ausnahmen ein<br />

Wachstumshormon-produzierendes<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenom. Männer <strong>und</strong><br />

Frauen sind gleichermaßen betroffen,<br />

das mittlere Alter bei Erstdiagnose<br />

liegt kurz nach dem 40.<br />

Lebensjahr. Tritt der Wachstumshormonexzess<br />

vor Beginn des Epiphysenschlusses,<br />

dem Ende des Skelettwachstums,<br />

auf, kommt es durch<br />

Längenwachstum zum sogenannten<br />

hypophysären Gigantismus.<br />

n Ursachen, Häufigkeit<br />

<strong>und</strong> Risiken<br />

Die <strong>Akromegalie</strong> wird in der Regel<br />

nicht vererbt, einige wenige Familien<br />

sind aber mit gehäuftem Auftreten<br />

der Erkrankung beschrieben. In<br />

Deutschland leben geschätzt etwa<br />

5.000 bis 10.000 <strong>Akromegalie</strong>-<br />

Patienten. Es handelt sich also um<br />

eine seltene Erkrankung, die viele<br />

Ärzte nie gesehen haben. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass es pro<br />

Hausarztpraxis einen unerkannten<br />

Patienten mit <strong>Akromegalie</strong> gibt.<br />

Da der Wachstumshormonexzess<br />

nicht nur das äußere Erscheinungsbild<br />

betrifft, sondern auch ungünstige<br />

Wirkungen auf innere Organe<br />

hat, sind die Lebenserwartung <strong>und</strong><br />

die Sterblichkeit im Vergleich zur<br />

Normalbevölkerung deutlich höher.<br />

Die häufigsten Todesursachen sind<br />

Herz- <strong>und</strong> Gefäßerkrankungen <strong>und</strong><br />

bösartige Tumore, wobei das Risiko<br />

für Darmkrebs möglicherweise<br />

doppelt so hoch ist. Bei rechtzeitiger<br />

Diagnose <strong>und</strong> Therapie hätten alle<br />

Menschen mit <strong>Akromegalie</strong> aber<br />

eine normale Lebenserwartung. Zur<br />

Verbesserung der Qualität von Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie sowie Erhebung<br />

wissenschaftlicher Daten zum<br />

Langzeit-Krankheitsverlauf <strong>und</strong> zur<br />

Sterblichkeit bei Menschen mit <strong>Akromegalie</strong><br />

wurde deshalb im Jahre<br />

2003 das Deutsche <strong>Akromegalie</strong>-<br />

Register DGE gegründet.<br />

n Wann an <strong>Akromegalie</strong><br />

denken?<br />

Häufige Fehleinschätzungen<br />

im Anfangsstadium<br />

Leider dauert es immer noch ca.<br />

fünf bis zehn Jahre, bis die Erkrankung<br />

erkannt <strong>und</strong> behandelt wird.<br />

Die Symptome sind unspezifisch<br />

<strong>und</strong> entwickeln sich ganz langsam.<br />

Frühsymptome bei ca. 50 % der Patienten<br />

sind Gelenk-, Knochen- <strong>und</strong><br />

Rückenschmerzen. Beinahe alle Patienten<br />

berichten über ein vermehrtes<br />

Schwitzen <strong>und</strong> häufig sind Missempfindungen<br />

in den Fingern, wie z. B.<br />

beim Karpaltunnel-Syndrom. Herzbeschwerden,<br />

ein erhöhter Blutdruck<br />

<strong>und</strong> eine Glukosestoffwechselstörung<br />

bis zur Entwicklung eines Diabetes<br />

mellitus sind ebenfalls häufig.<br />

Die Patienten werden also im Anfangsstadium<br />

der Erkrankung häufig<br />

von Orthopäden, Neurologen<br />

<strong>und</strong> Kardiologen sowie Hausärzten<br />

gesehen. Die Veränderungen des<br />

gesamten Erscheinungsbildes des<br />

Dr. med. C. Jaursch-Hancke<br />

Schwerpunkt Endokrinologie,<br />

Diabetologie<br />

Deutsche Klinik für Diagnostik<br />

65191 Wiesbaden<br />

Frühsymptome bei <strong>Akromegalie</strong><br />

ca. 50% der Patienten<br />

haben Gelenk-, Knochenoder<br />

Rückenschmerzen<br />

häufiges Schwitzen<br />

bei fast allen Patienten<br />

Missempfindungen in den<br />

Fingern<br />

(z. B. Karpaltunnel-Syndrom)<br />

Herzbeschwerden,<br />

erhöhter Blutdruck<br />

Glukosestoffwechselstörung,<br />

Diabetes<br />

Patienten, also die Vergröberung<br />

der Gesichtszüge, die Vergrößerung<br />

von Händen <strong>und</strong> Füßen, das Kieferwachstum<br />

mit Vergrößerung der<br />

Zahnabstände <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

einer großen Zunge zeigen sich erst<br />

nach vielen Jahren unbehandelter<br />

Erkrankung. Dann ist es häufig eine<br />

sogenannte Blickdiagnose, die im<br />

Vergleich mit älteren Fotos (z. B. Passfotos)<br />

des Patienten gesichert wird.<br />

Da sich die Veränderungen auf das<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula Glandula 36/135/12<br />

n n n


16<br />

Schwerpunkt<br />

Veränderungen des gesamten Erscheinungsbildes<br />

des Patienten (Vergröberung<br />

der Gesichtszüge, Vergrößerung von<br />

Händen <strong>und</strong> Füßen, Kieferwachstum mit<br />

Vergrößerung der Zahnabstände <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung einer großen Zunge) zeigen<br />

sich erst Jahre später nach unbehandelter<br />

Erkrankung.<br />

äußere Erscheinungsbild sehr langsam<br />

entwickeln, werden sie von dem<br />

Patienten <strong>und</strong> seinem engen Umfeld<br />

meist nicht bemerkt oder als normale<br />

Alterungsprozesse angesehen. Dieser<br />

Fehleinschätzung kann auch der<br />

behandelnde Hausarzt unterliegen,<br />

da er den Patienten ebenfalls regelmäßig<br />

sieht <strong>und</strong> die schleichenden<br />

Veränderungen so schwieriger zu<br />

bemerken sind. Dazu kommt mit ca.<br />

5.000 bis 10.000 betroffenen Menschen<br />

in Deutschland die Seltenheit<br />

der Erkrankung, es gibt vergleichsweise<br />

10 Millionen Menschen mit<br />

Typ 2-Diabetes in Deutschland. Es<br />

ist deshalb gar nicht so selten, dass<br />

die Patienten von ihrem Zahnarzt<br />

oder von ihrem Chirurgen, der das<br />

Karpaltunnel-Syndrom operieren<br />

soll, darauf hingewiesen werden,<br />

das nicht passende Zahnprothesen<br />

oder Beschwerden in den Fingern<br />

auf einen Wachstumshormonexzess<br />

hinweisen können.<br />

Verstärkte Hinweise notwendig<br />

Gesicherte Screening-Programme<br />

zur Früherkennung einer <strong>Akromegalie</strong><br />

existieren derzeit nicht. Es ist<br />

deshalb wichtig, in fachfremden<br />

medizinischen Bereichen auf die<br />

Symptome der Erkrankung hinzuweisen,<br />

was auch eine Initiative des<br />

<strong>Akromegalie</strong>-Registers darstellt.<br />

n Wie wird die Diagnose<br />

gesichert?<br />

Bei klinischem Verdacht ist die Bestimmung<br />

von IGF-1 ein besserer<br />

Parameter als die Bestimmung von<br />

Wachstumshormon. Wachstumshormon<br />

entfaltet seine Wirkungen<br />

direkt bzw. indirekt über eine vermehrte<br />

Bildung von IGF-1 (insulinlike<br />

growth factor-I). Die IGF-1-Bildung<br />

findet lokal in allen Geweben<br />

statt, wobei das in der Leber<br />

gebildete IGF-1 das im peripheren,<br />

das heißt im außerhalb der blutbildenden<br />

Organe befindlichen Blut<br />

messbare IGF-1 darstellt.<br />

Ist der IGF-1-Wert bezogen auf Alter<br />

<strong>und</strong> Geschlecht erhöht, wird zur<br />

Bestätigung der Diagnose ein oraler<br />

Glukosetoleranztest mit 75 g Glukose<br />

durchgeführt mit Bestimmung<br />

des Wachstumshormons. Normalerweise<br />

erfolgt eine Unterdrückung<br />

des Wachstumshormons nach Glukose,<br />

diese fehlt bei Menschen mit<br />

<strong>Akromegalie</strong>. Nach Sicherung der<br />

Diagnose durch den Test erfolgt<br />

eine Kernspintomographie der<br />

Sellaregion in Dünnschichttechnik<br />

(2 mm), mit <strong>und</strong> ohne Kontrastmittel.<br />

n Welche Therapie <strong>und</strong><br />

welches Therapieziel?<br />

Operation<br />

Therapie der Wahl ist die sogenannte<br />

transsphenoidale Operation<br />

durch die Nase mit dem Ziel<br />

einer kompletten Tumorentfernung<br />

<strong>und</strong> damit einer Heilung der Erkrankung.<br />

Bei kleinen <strong>Hypophysen</strong>adenomen<br />

gelingt dies in erfahrenen<br />

neurochirurgischen Zentren bei ca.<br />

80 bis 90 % der Patienten (Mikroadenom<br />

< 1 cm). Bei größeren<br />

Adenomen (1 cm <strong>und</strong> größer, Makroadenom)<br />

gelingt dies nur noch in<br />

ca. 30 bis 50 % der Fälle. Weitere<br />

Informationen zur Operation bei<br />

<strong>Akromegalie</strong> lesen Sie auf S. 20.<br />

Da die meisten der Patienten zum<br />

Zeitpunkt der Diagnose bereits ein<br />

Makroadenom entwickelt haben,<br />

ist eine operative Heilung nur bei<br />

50 % aller Patienten zu erwarten.<br />

Heilung <strong>und</strong> oberstes Therapieziel<br />

ist eine Normalisierung der Wachstumshormonmehrproduktion<br />

<strong>und</strong><br />

der IGF-1-Konzentration bei gleichzeitiger<br />

Erhaltung der <strong>Hypophysen</strong>funktionen.<br />

Als Rückbildungskriterien<br />

werden mit den supersensitiven Untersuchungsverfahren<br />

eine Wachstumshormonunterdrückung<br />

auf 0,4<br />

bis 0,2 ng/ml im oralen Glukosetoleranztest<br />

gefordert. Allerdings haben<br />

auch verschiedene moderne<br />

Wachstumshormontests eine hohe<br />

Variabilität, sodass unterschiedliche<br />

Grenzwerte für die einzelnen Untersuchungsmethoden<br />

bestehen. Als<br />

Heilung gilt ein Wachstumshormon-<br />

Gr<strong>und</strong>wert < 1ng/ml sowie ein auf<br />

Alter <strong>und</strong> Geschlecht bezogen normalisierter<br />

IGF-1-Wert.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Etwa die Hälfte der akromegalen<br />

Patienten benötigen, um geheilt zu<br />

werden, nach der Operation eine<br />

zusätzliche, medikamentöse Therapie.<br />

Folgende Präparate kommen<br />

bei anhaltend erhöhten Wachstumshormonwerten<br />

infrage:<br />

1. Dopamin-Agonisten:<br />

Sogenannte Dopamin-Agonisten<br />

wurden als erste Medikamente<br />

zur Hemmung der Ausschüttung<br />

des Wachstumshormons bei der<br />

<strong>Akromegalie</strong> eingesetzt. Sie führen<br />

bei etwa 30 bis 40 % der Patienten<br />

zu einer deutlichen Senkung der<br />

Wachstumshormonkonzentration<br />

<strong>und</strong> des IGF-1. Jedoch ist nur bei<br />

15 bis 20 % der Fälle mit einer Nor-<br />

n n n Glandula 35/12<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


malisierung der Werte zu rechnen<br />

<strong>und</strong> dies nur bei gering erhöhtem<br />

Wachstumshormon <strong>und</strong> IGF-1-Wert.<br />

2. Somatostatin-Analoga:<br />

Bei den Somatostatin-Analoga<br />

(Octreotide, Lanreotid) handelt es<br />

sich um synthetische Analogpräparate<br />

des körpereigenen Somatostatins.<br />

Somatostatin hemmt<br />

auch beim Ges<strong>und</strong>en die Ausschüttung<br />

von Wachstumshormon.<br />

Somatostatin-Analoga werden<br />

heute als Depotpräparate genutzt,<br />

die nur einmal pro Monat gegeben<br />

werden. Sie müssen je nach Präparat<br />

in den Muskel oder tief subkutan<br />

(unter die Haut) injiziert werden.<br />

Eine Phase III-Studie läuft derzeit mit<br />

einem oralen Octreotid, die Daten<br />

sind ermutigend. Studien zeigen<br />

eine Normalisierung des IGF-1 bei<br />

40 bis 70 % der behandelten Patienten.<br />

Darüber hinaus können Somato-statin-Analoga<br />

je nach Tumorgröße<br />

<strong>und</strong> Vortherapie bei ca. 60<br />

bis 75 % der Patienten nach ungefähr<br />

sechs- bis zwölfmonatiger<br />

Therapie zu einer nachweisbaren<br />

Größenreduktion (Verkleinerung ><br />

20 %) des <strong>Hypophysen</strong>adenoms<br />

führen.<br />

3. Wachstumshormon-Rezeptorantagonist<br />

Pegvisomant:<br />

Seit 2003 steht ein synthetischer<br />

Wachstumshormon-Rezeptorantagonist<br />

zur Verfügung (Pegvisomant).<br />

Diese Substanz bindet die<br />

auf der Zelloberfläche vorhandenen<br />

Rezeptoren für Wachstumshormon<br />

<strong>und</strong> blockiert damit<br />

kompetitiv die Bindung des<br />

körpereigenen Hormons. Die<br />

Konzentration des Wachstumshormons<br />

im Blut bleibt weiter<br />

hoch oder steigt sogar an. Es<br />

kann aber keine Wirkung mehr<br />

entfalten <strong>und</strong> die schädlichen<br />

Folgen des Hormonexzesses<br />

werden damit verhindert. Eine<br />

Normalisierung der IGF-1-Konzentration<br />

wird bei 80 bis 95 %<br />

Etwa die Hälfte der<br />

akromegalen Patienten<br />

benötigen,<br />

um geheilt zu werden,<br />

nach der Operation eine<br />

zusätzliche medikamentöse<br />

Therapie.<br />

der Patienten erreicht. Die kombinierte<br />

Gabe der verschiedenen<br />

Medikamente kann bei unzureichendem<br />

Ansprechen auf die<br />

Einzelsubstanzen oder primär<br />

bei Kontraindikation für eine<br />

Operation eine sinnvolle Therapieerweiterung<br />

darstellen.<br />

Strahlenbehandlung<br />

Als sogenannte Drittlinientherapie<br />

gilt die Strahlenbehandlung (siehe<br />

S. 18). Durch eine konventionelle<br />

externe Strahlentherapie gelingt es,<br />

bei etwa einem Drittel der Patienten<br />

eine komplette Rückbildung zu erreichen.<br />

Allerdings kommt es bei ca.<br />

50 bis 70 % der Patienten noch bis<br />

zu zehn Jahren nach der Behandlung<br />

zu einer teilweisen oder kompletten<br />

<strong>Hypophysen</strong>vorderlappeninsuffizienz.<br />

Die Patienten müssen<br />

diesbezüglich besonders endokrinologisch<br />

überwacht werden. Im<br />

Einzelfall profitieren Patienten nach<br />

erfolgreicher Heilung der <strong>Akromegalie</strong><br />

wie auch andere Patienten<br />

mit <strong>Hypophysen</strong>vorderlappeninsuffizienz<br />

von einer Ersatztherapie mit<br />

Wachstumshormon.<br />

n Wie erfolgreich ist die<br />

Behandlung der <strong>Akromegalie</strong><br />

in Deutschland?<br />

Schwerpunkt<br />

In einer aktuellen Analyse des<br />

Deutschen <strong>Akromegalie</strong>-Registers<br />

wurden 1.344 Patienten im Langzeitverlauf<br />

untersucht. Die Daten<br />

wurden im Mittel 8,6 Jahre nach<br />

Diagnosestellung erhoben. Die Erkrankung<br />

wurde als kontrolliert angesehen,<br />

wenn der IGF-1-Wert im<br />

Referenzbereich lag. Nach dieser<br />

Definition waren etwa 77 % der Patienten<br />

im Langzeitverlauf kontrolliert,<br />

ca. 23 % der Patienten hatten zum<br />

Zeitpunkt der letzten dokumentierten<br />

Untersuchung erhöhte IGF-1-Werte<br />

<strong>und</strong> 19,5 % der Patienten sowohl<br />

ein erhöhtes IGF-1 als auch einen<br />

Wachstumshormonwert ≥ 1 ng/ml.<br />

Damit war etwa jeder fünfte Patient<br />

gemäß den aktuellen Konsensusempfehlungen<br />

nicht kontrolliert.<br />

Überraschenderweise erhielt knapp<br />

die Hälfte der nicht kontrollierten<br />

Patienten keinerlei medikamentöse<br />

Therapie. Es sieht also aktuell so aus,<br />

dass die Therapie von Patienten mit<br />

<strong>Akromegalie</strong> noch optimiert werden<br />

kann. Auf der Basis dieser Ergebnisse<br />

des Deutschen <strong>Akromegalie</strong>-<br />

Registers hat die DGE eine Initiative<br />

mit dem Ziel ins Leben gerufen, die<br />

Langzeitversorgung von <strong>Akromegalie</strong>-Patienten<br />

weiter zu verbessern<br />

bzw. die Gründe für eine anhaltend<br />

hohe IGF-1-Konzentration <strong>und</strong> damit<br />

eine mangelhafte Aktivitätskontrolle<br />

herauszufinden. Zu berücksichtigen<br />

sein wird dabei auch die Problematik<br />

der IGF-1-Essays, also der Messmethode,<br />

die weiterhin eine erhebliche<br />

Variabilität aufweisen.<br />

n Fazit<br />

Zusammenfassend handelt es sich<br />

bei der <strong>Akromegalie</strong> um eine komplexe<br />

<strong>und</strong> seltene Erkrankung, die<br />

unabhängig von der jeweils durchgeführten<br />

Behandlungsmethode<br />

einer lebenslangen Betreuung in<br />

einem entsprechenden endokrinologischen<br />

Zentrum bedarf. Bei frühzeitiger<br />

Diagnose <strong>und</strong> erfolgreicher<br />

Therapie können die Folgeschäden<br />

des Wachstumshormonexzesses<br />

verhindert werden <strong>und</strong> die Lebenserwartung<br />

der Patienten entspricht<br />

der Normalbevölkerung.<br />

Dr. med. C. Jaursch-Hancke<br />

Schwerpunkt Endokrinologie,<br />

Diabetologie<br />

Deutsche Klinik für Diagnostik,<br />

65191 Wiesbaden<br />

17<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


18<br />

Radiochirurgie (RS) <strong>und</strong> stereotaktische<br />

Radiotherapie (SRT) bei <strong>Akromegalie</strong><br />

Schwerpunkt<br />

Die Strahlentherapie bei <strong>Hypophysen</strong>tumoren<br />

hat eine lange Tradition.<br />

Interessanterweise berichtet<br />

bereits 1909 einer der ersten wissenschaftlichen<br />

Artikel zur Strahlenbehandlung<br />

bei <strong>Hypophysen</strong>adenomen<br />

von einer Bestrahlung<br />

bei <strong>Akromegalie</strong> (1). Heutzutage<br />

sollte eine moderne Strahlentherapie<br />

bei <strong>Hypophysen</strong>adenomen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine Präzisionsbestrahlung<br />

als RS, eine einmalige<br />

Präzisionsbestrahlung mit einer<br />

hohen Dosis, oder SRT, eine fraktionierte<br />

(unterteilte) Präzisionsbestrahlung<br />

mit täglichen kleinen Einzeldosen,<br />

sein, um das umgebende<br />

ges<strong>und</strong>e Hirngewebe bestmöglich<br />

zu schonen (ausführlicher Überblick<br />

zur Bestrahlungstechnik siehe z. B.<br />

Beitrag in der Glandula 34, S. 34ff.,<br />

oder (2)).<br />

n Behandlungsziele<br />

Das Behandlungsziel unterscheidet<br />

sich bei den sogenannten sekretorischen<br />

oder auch hormonproduzierenden<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenomen<br />

– wie bei der <strong>Akromegalie</strong> – von<br />

den nicht-sekretorischen oder auch<br />

hormoninaktiven Tumoren insofern,<br />

dass die Behandlung der sekretorischen<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenome vor<br />

allem darauf zielt, die übermäßige<br />

Sekretion von Hormonen zu verhindern.<br />

Zusätzlich soll aber auch, wie<br />

bei den nicht-sekretorischen <strong>Hypophysen</strong>adenomen,<br />

das Tumorwachstum<br />

kontrolliert <strong>und</strong> damit z.<br />

B. eine Sehverschlechterung verhindert<br />

werden.<br />

Am Anfang jeglicher Behandlung<br />

steht die rechtfertigende Indikation,<br />

d. h., die Klärung der Frage,<br />

wann eine Bestrahlung<br />

beim <strong>Hypophysen</strong>tumor<br />

durchgeführt werden soll<br />

<strong>und</strong> darf. Anerkannte<br />

Gründe/Indikationen zur<br />

Bestrahlung sind:<br />

l ein Rezidiv oder ein<br />

progredienter, also<br />

wachsender Tumorrest<br />

nach Operation(en)<br />

l ein hohes OP-Risiko<br />

bei progredientem Tumor<br />

l ein persistierender, d. h. anhaltender<br />

Hormonexzess nach Operation(en)<br />

Bei sekretorischen <strong>Hypophysen</strong>adenomen<br />

wird mit Ausnahme der<br />

Prolaktinome in der Regel zunächst<br />

neben der medikamentösen Therapie<br />

eine operative endokrinologische<br />

Sanierung versucht. Gelingt<br />

dies nicht, kann durch eine einzeitige<br />

oder fraktionierte stereotaktische<br />

Bestrahlung (RS oder SRT)<br />

nochmals eine Behandlung mit<br />

kurativem (heilendem) Ansatz angeboten<br />

werden. Während für die<br />

Tumorkontrollraten ähnlich hohe<br />

Erfolgsquoten wie für die nicht-sekretorischen<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenome<br />

erreicht werden können, ist die endokrinologische<br />

Kontrollrate wechselhaft,<br />

wobei es sich ja meist um<br />

zuvor operativ <strong>und</strong> medikamentös<br />

nicht sanierte Fälle handelt (3).<br />

n Nebenwirkungen <strong>und</strong><br />

Erfolgsquote<br />

PD Dr. med. Jan Boström<br />

Leiter Radiochirurgie<br />

<strong>und</strong> stereotaktische<br />

Neurochirurgie<br />

Facharzt für Neurochirurgie<br />

MVZ MediClin Bonn<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Klaus Hamm<br />

Chefarzt <strong>und</strong> leitender Arzt<br />

Neurochirurgie<br />

CyberKnife Centrum<br />

Mitteldeutschland, Erfurt<br />

In der Literatur wird eine sehr hohe<br />

Tumorkontrolle von 90–98 % berichtet,<br />

wobei sich in mehr als 30 %<br />

auch eine Tumorschrumpfung einstellt.<br />

Eine Normalisierung des Hormonexzesses<br />

tritt erst verzögert ein,<br />

allerdings ein kompletter Rückgang<br />

(ohne zusätzliche Somatostatinanaloga)<br />

in nur ca. 20 % nach 1 Jahr,<br />

>30 % nach 3 Jahren <strong>und</strong> >50 %<br />

nach 5 Jahren. Teilweise Rückgänge<br />

sind in deutlich höheren Prozentsätzen<br />

(bis 80 % ) zu erwarten (4).<br />

Die Nebenwirkungsrate ist insgesamt<br />

niedrig, als Behandlungsfolge<br />

kann es aber zu einer dosisabhängigen<br />

<strong>Hypophysen</strong>insuffizienz von<br />

16–45 % nach 2–5 Jahren <strong>und</strong><br />

in 1–6 % zu einer Sehverschlechterung<br />

kommen (5).<br />

Gerade bei der <strong>Akromegalie</strong><br />

scheint eine vergleichsweise hohe<br />

Tumorranddosis von mindestens<br />

20 Gy bei der Radiochirurgie für<br />

eine hohe Hormonexzess-Ansprechrate<br />

von bis zu 80 % entscheidend<br />

zu sein, dann allerdings auch mit<br />

80 % <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz. Weitere<br />

Faktoren für den Behandlungserfolg<br />

werden im Vorliegen eines<br />

Mikroadenoms, einer sehr kleinen<br />

Geschwulst, <strong>und</strong> nicht mit Somatostatinanaloga<br />

vorbehandelten Tumoren<br />

gesehen (4). Im klinischen Alltag<br />

sind diese optimalen Fälle aber<br />

eher selten, da häufiger ein größerer<br />

Tumorrest z. B. mit Befall des angren-<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Schwerpunkt<br />

19<br />

12/03 (RS) 05/04 12/04 (1 J. n.RS)<br />

IGF1 + SHT<br />

normalisiert +<br />

Tumor geschrumpft<br />

Fallbeispiel (weiblich, 51 J.) mit persistierender <strong>Akromegalie</strong>:<br />

Rezidiv nach transnasaler Resektion 07/99, progrediente <strong>Akromegalie</strong><br />

Radiochirurgie (16 Gy Randdosis auf 50 % Isodose) bei progredientem<br />

Rezidiv + Hormonexzess<br />

(Bildmaterial von Herrn PD Dr. K. Hamm, Erfurt)<br />

zenden Sinus cavernosus, einem erweiterten<br />

Venenraum der äußersten<br />

Hirnhaut, vorliegt oder die exzessiven<br />

Wachstumshormon- oder IGF<br />

1-Werte medikamentös nicht unbehandelt<br />

bleiben können.<br />

Bei einer Chiasmakompression<br />

(Druck auf die Sehnervenkreuzung)<br />

ist eine einzeitige Hochdosis-Bestrahlung<br />

(RS) oft nicht möglich <strong>und</strong><br />

dann eine fraktionierte stereotaktische<br />

Radiotherapie (SRT) mit niedrigen<br />

Tagesdosen von z. B. 1,8 Gy<br />

Einzeldosen zwingend erforderlich.<br />

Wenn eine RS möglich ist, tritt die<br />

endokrinologische Sanierung häufig<br />

etwas schneller ein, kann aber<br />

auch einen Zeitraum von bis zu 5<br />

Jahren beanspruchen, bei der SRT<br />

kann es auch über 10 Jahre dauern.<br />

Die Phase des verzögerten<br />

Wirkungseintritts nach Bestrahlung<br />

muss dann in der Regel medikamentös<br />

überbrückt werden, dies<br />

erfordert eine enge interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit von Neurochirurgen,<br />

Endokrinologen <strong>und</strong><br />

Strahlentherapeuten <strong>und</strong> wird am<br />

besten umgesetzt in Zentren, wo<br />

alle Behandlungsmodalitäten verfügbar<br />

sind.<br />

Das Risiko radiogener, d. h. als<br />

Nebenwirkung entstandener Tumoren<br />

nach Bestrahlungen ist insgesamt<br />

gering <strong>und</strong> wird möglicherweise<br />

auch überschätzt. Solche Tumoren<br />

treten oft mit einer Verzögerung<br />

von 20 Jahren auf <strong>und</strong> haben eine<br />

Häufigkeit, welche wahrscheinlich<br />

im Promille-Bereich anzusetzen ist<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

<strong>und</strong> gerade für ältere Patienten kein<br />

realistisches Risiko darstellt. Allerdings<br />

ist bei <strong>Akromegalie</strong>-Patienten<br />

ein generell erhöhtes Risiko für die<br />

Entwicklung von Malignomen, also<br />

bösartigen Tumoren, bekannt – es<br />

sollte also gr<strong>und</strong>sätzlich auf dieses<br />

Risiko hingewiesen werden (6).<br />

Nach über 10 Jahren Erfahrung<br />

mit dem Novalis-System in Europa<br />

(das 1. derartige Gerät wurde<br />

2000 in Erfurt installiert) betrachten<br />

wir die Risiko-angepasste RS oder<br />

SRT als sehr erfolgreich <strong>und</strong> sicher.<br />

Durch die Möglichkeit der Wahl<br />

von RS oder SRT ist man weniger<br />

gezwungen, wegen der Nähe von<br />

Risikoorganen Kompromisse in der<br />

Dosisvorgabe machen zu müssen,<br />

man kann so das optimale Behandlungsschema<br />

in jedem Einzelfall<br />

finden.<br />

n Fazit<br />

l Radiochirurgie (RS) <strong>und</strong> stereotaktische<br />

Radiotherapie (SRT)<br />

sind, individuell gezielt eingesetzt,<br />

die Bestrahlungen der Wahl als<br />

sichere <strong>und</strong> wirksame Therapieoptionen<br />

beim (Rest-/Rezidiv)-<br />

<strong>Hypophysen</strong> adenom<br />

l RS <strong>und</strong> SRT sind bei Sinus-cavernosus-Beteiligung<br />

eine ideale Ergänzung<br />

zur Operation<br />

l wesentliche Nebenwirkungen<br />

(Hirnnervenstörungen) sind selten,<br />

das Auftreten einer <strong>Hypophysen</strong>vorderlappen-Insuffizienz<br />

ist gerade bei der höherdosierten<br />

<strong>Akromegalie</strong>-Bestrahlung (RS) mit<br />

Verzögerung wahrscheinlich bzw.<br />

mitunter auch unumgänglich<br />

l die RS ist beim Hormonexzess<br />

effektiver als die SRT<br />

l bei Chiasmakompression ist aber<br />

eine SRT mit niedrigen Tagesdosen<br />

von z. B. 1,8 Gy Einzeldosen<br />

zwingend<br />

l entscheidend ist die enge <strong>und</strong><br />

langfristige, interdisziplinäre Betreuung<br />

(Endokrinologe/Neurochirurg/Radiochirurg/Strahlentherapeut)<br />

der Patienten in erfahrenen<br />

Zentren.<br />

PD Dr. med. Jan Boström<br />

Leiter Radiochirurgie <strong>und</strong><br />

stereotaktische Neurochirurgie<br />

Facharzt für Neurochirurgie<br />

Villenstr. 8, 53129 Bonn<br />

Tel. 0228/30-202<br />

Fax 0228/30-205<br />

E-Mail: Jan.Bostroem@mediclin.de<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Hamm<br />

Chefarzt <strong>und</strong> leitender Arzt<br />

Neurochirurgie<br />

CyberKnife Centrum<br />

Mitteldeutschland, Erfurt<br />

E-Mail: klaus.hamm@ckcm.de<br />

Tel. 0361/781-67 18<br />

Literatur:<br />

1. Gramegna A: Un cas d’acromégalie traité par<br />

la radio-thérapie. Rev Neurol 1909; 17:15-17.<br />

2. Minniti G, Gilbert DC, Brada M: Modern techniques<br />

for pituitary radiotherapy. Rev Endocr<br />

Metab Disord 2009;10: 135-44.<br />

3. Laws ER, Sheehan JP, Sheehan JM, Jagnathan<br />

J, Jane JA Jr, Oskouian R: Stereotactic radiosurgery<br />

for pituitary adenomas: a review of the<br />

literature. J Neurooncol 2004; 69: 257–72.<br />

4. Kim W, Clelland C, Yang I, Pouratian N:<br />

Comprehensive review of stereotactic radiosurgery<br />

for medically and surgically refractory<br />

pituitary adenomas. Surg Neurol Int. 2012;<br />

3(Suppl 2): S79–S89.<br />

5. Leenstra JL, Tanaka S, Kline RW, Brown PD,<br />

Link MJ, Nippoldt TB, Young WF Jr, Pollock BE:<br />

Factors associated with endocrine deficits after<br />

stereotactic radiosurgery of pituitary adenomas.<br />

Neurosurgery. 2010; 67:27-32.<br />

6. Ronckers CM, Land CE, Verduijn PG, Hayes<br />

RB, Stovall M, van Leeuwen FE: Cancer mortality<br />

after nasopharyngeal Radium irradiation in<br />

the Netherlands: a cohort study. Journal of the<br />

National Cancer Institute 2001; 93: 1021-7.<br />

Glandula 36/13 n n n


20<br />

Operative Behandlung bei <strong>Akromegalie</strong><br />

Schwerpunkt<br />

n Hintergr<strong>und</strong><br />

Die <strong>Akromegalie</strong> wird - von wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen -<br />

durch ein Wachstumshormon-produzierendes<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenom<br />

verursacht (Abbildung 1 <strong>und</strong> 2).<br />

Die unbehandelte <strong>Akromegalie</strong><br />

führt auf lange Sicht zu Symptomen<br />

<strong>und</strong> Begleiterkrankungen, die die<br />

Lebensqualität beeinträchtigen <strong>und</strong><br />

die Sterblichkeit im Vergleich zur<br />

Normalbevölkerung erhöhen. Deshalb<br />

ist eine konsequente Behandlung<br />

mit dem Ziel der Normalisierung<br />

der Wachstumshormon-Ausschüttung<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Die operative Entfernung des <strong>Hypophysen</strong>adenoms<br />

ist die am häufigsten<br />

eingesetzte vorrangige Behandlungsmethode.<br />

n Die operativen Zugänge<br />

Luft-gefüllte Höhle hinter der Nase.<br />

Da man durch die Keilbeinhöhle<br />

hindurch operiert, spricht man auch<br />

von einem „transsphenoidalen Zugang”.<br />

Der Operateur schaut durch<br />

das Nasen-Spekulum, welches bis<br />

zur Keilbeinhöhle vorgeschoben<br />

wird, auf das Operationsgebiet<br />

(Abbildung 1B <strong>und</strong> 3). Nach Eröffnen<br />

der Keilbeinhöhle blickt man<br />

auf den sogenannten Türkensattel,<br />

jene Vertiefung der Schädelhöhlenbasis,<br />

in der die Hypophyse liegt.<br />

Der knöcherne Boden des Türkensattels<br />

wird abgetragen. So gelangt<br />

man an das <strong>Hypophysen</strong>adenom,<br />

welches mit Mikroinstrumenten entfernt<br />

wird.<br />

Professor Dr. med. Jürgen Honegger<br />

Neurochirurgische Klinik<br />

Universitätsklinikum Tübingen (UKT)<br />

Das <strong>Hypophysen</strong>adenom lässt sich<br />

unter dem Operationsmikroskop<br />

gut von der Hypophyse abgrenzen.<br />

Dies ist von größter Bedeutung, da<br />

Bei der <strong>Akromegalie</strong> können über<br />

95 % der zugr<strong>und</strong>eliegenden <strong>Hypophysen</strong>adenome<br />

über einen<br />

transnasalen Zugang operiert<br />

werden. Nur bei sehr großen Adenomen,<br />

die weit ins Schädelinnere<br />

vorgewachsen sind, kann eine<br />

Operation über eine Schädeldach-<br />

Eröffnung (= transkranielle Operation)<br />

erforderlich werden.<br />

A<br />

Abb. 1: Grafische Darstellung eines <strong>Hypophysen</strong>adenoms. A: Übersicht. B: Ausschnitt mit<br />

schematischer Darstellung des operativen Vorgehens: Die Keilbeinhöhle ist eröffnet, über<br />

das Nasen-Spekulum werden die Instrumente eingeführt.<br />

B<br />

n Die transnasale Operation<br />

Die Operation führen wir über einen<br />

sehr kleinen Gewebe-schonenden<br />

operativen Zugang durch<br />

(= minimal invasiver Zugang). Unter<br />

Sicht des Operationsmikroskopes<br />

gehen wir über ein Nasenloch vor<br />

(Abbildung 3). Ein Schleimhautschnitt<br />

erfolgt erst in der Tiefe vor<br />

der Keilbeinhöhle. Die Keilbeinhöhle<br />

(= Sinus sphenoidalis) ist eine<br />

A<br />

Abb. 2: Kernspintomographie eines großen <strong>Hypophysen</strong>adenoms, welches eine <strong>Akromegalie</strong><br />

verursacht hatte. A: Vor der Operation. B: Nach vollständiger Adenomentfernung.<br />

B<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Schwerpunkt<br />

21<br />

Polypen kommen. Diese Veränderungen<br />

können den operativen Zugang<br />

durch die Nase erschweren.<br />

Bei sehr großer <strong>und</strong> tiefer Nase<br />

steht ein speziell angefertigtes überlanges<br />

Nasen-Spekulum zur Verfügung.<br />

n Moderne Technologien in<br />

der <strong>Hypophysen</strong>chirurgie<br />

Abb. 3: Foto während der transsphenoidalen Operation. Der Operateur schaut durch das<br />

Operationsmikroskop. Die Operation wird auf den Monitor übertragen.<br />

wir den Tumor entfernen, die Hypophyse<br />

aber unbedingt erhalten<br />

wollen.<br />

Das <strong>Hypophysen</strong>adenom ist meist<br />

nur durch eine Hirnhaut (das sogenannte<br />

Diaphragma sellae) vom<br />

Nervenwasserraum getrennt. Bei<br />

großen Tumoren <strong>und</strong> dünner Hirnhaut<br />

ist eine Abdichtung während<br />

der Operation erforderlich. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e wird bei etwa 25 %<br />

der Patienten mit <strong>Akromegalie</strong><br />

über einen kleinen Hautschnitt am<br />

seitlichen Oberschenkel ein Stück<br />

Muskelhaut (= Faszie) entnommen.<br />

Mit dem Faszien-Transplantat wird<br />

dann der Türkensattel abgedeckt.<br />

Bei manchen Patienten setzen wir<br />

während der Operation auch ein<br />

Endoskop ein. Anders als beim Mikroskop,<br />

welches sich außerhalb<br />

des Operationsgebietes befindet,<br />

wird dabei die Optik bis in die Keilbeinhöhle<br />

vorgeführt. Mit dem Endoskop<br />

können auch seitliche Bereiche<br />

ausgeleuchtet <strong>und</strong> betrachtet<br />

werden, die unter dem Operationsmikroskop<br />

nicht direkt sichtbar werden.<br />

In manchen Zentren wird auch<br />

ausschließlich mit dem Endoskop<br />

operiert.<br />

n Besonderheiten der<br />

transnasalen Operation bei<br />

<strong>Akromegalie</strong><br />

Der Narkosearzt muss sich auf<br />

Besonderheiten bei Patienten mit<br />

<strong>Akromegalie</strong> einstellen. <strong>Akromegalie</strong>-Patienten<br />

haben eine große<br />

Zunge (= Makroglossie) <strong>und</strong> eine<br />

vergrößerte Schilddrüse (= Struma).<br />

Dadurch kann die Intubation (Einführung<br />

des Beatmungsschlauches)<br />

unter endoskopischer Sicht erforderlich<br />

werden.<br />

Auch der Operateur sollte Erfahrung<br />

aufweisen mit den Besonderheiten<br />

bei akromegalen Patienten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des vermehrten Wachstums<br />

von Knochen <strong>und</strong> Weichteilen<br />

kann es zu einer Vergrößerung der<br />

Nase, zu einer Verkrümmung der<br />

Nasenscheidewand, zu einer vermehrten<br />

Schleimhautschwellung<br />

<strong>und</strong> Sekretabsonderung auf der<br />

Nase <strong>und</strong> zur Bildung von Nasen-<br />

In manchen neurochirurgischen Kliniken,<br />

so auch in Tübingen, steht für<br />

problematisch gewachsene Adenome<br />

eine intraoperative Kernspintomographie<br />

in einem speziellen<br />

Operationssaal zur Verfügung.<br />

Damit kann schon während der<br />

Operation überprüft werden, ob<br />

das Adenom vollständig entfernt<br />

wurde. Kernspintomographisch<br />

nachgewiesene Adenomreste können<br />

dann noch während derselben<br />

Operation nachentfernt werden.<br />

Bei ausgedehnten Tumoren oder<br />

bei Rezidiv-Eingriffen wird die Operation<br />

durch ein Navigationssystem<br />

(sogenannte Neuronavigation) unterstützt,<br />

welches auf dem selben<br />

Prinzip wie die Navigation im Straßenverkehr<br />

beruht. Bei navigierten<br />

Operationen orientiert man sich mit<br />

Hilfe kernspintomographischer Aufnahmen.<br />

Der Operateur kann damit<br />

den operativen Zugang präzise<br />

planen, das Operationsrisiko durch<br />

Darstellen der Risikostrukturen (zum<br />

Beispiel Schlagader, Nerven) reduzieren<br />

<strong>und</strong> das Ausmaß der Tumorentfernung<br />

verbessern.<br />

n Risiken der transnasalen<br />

Operation<br />

Generell ist die transnasale Operation<br />

ein komplikationsarmes Verfahren.<br />

Ein typisches Risiko ist eine Hirnhautentzündung<br />

(= Meningitis),<br />

die durch Verschleppen von Bakterien<br />

aus dem Nasenraum verursacht<br />

wird. Die Meningitis heilt<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


22<br />

Schwerpunkt<br />

nach Gabe von Antibiotika in aller<br />

Regel problemlos aus. Ein zweites<br />

typisches Risiko ist das Abtropfen<br />

von Nervenwasser durch die Nase<br />

(=Rhino-Liquorrhoe) im Anschluss<br />

an die Operation. Bei Auftreten<br />

einer Rhino-Liquorrhoe kann die<br />

erneute operative Abdeckung des<br />

Operationsgebietes erforderlich<br />

werden. Meningitis <strong>und</strong> Rhino-<br />

Liquorrhoe wurden bei weniger als<br />

1 % unserer Patienten mit <strong>Akromegalie</strong><br />

beobachtet. Die Verletzung<br />

der Schlagader (Arteria carotis) ist<br />

heutzutage eine absolute Rarität.<br />

Eine Verschlechterung des Sehvermögens<br />

durch die Operation wird<br />

nur sehr selten beobachtet. Liegt<br />

hingegen schon vor der Operation<br />

eine Sehstörung (Chiasma-Syndrom)<br />

vor, kann bei 85–90 % der<br />

Betroffenen mit einer Verbesserung<br />

oder gar Normalisierung des Sehvermögens<br />

nach der OP gerechnet<br />

werden.<br />

Auch eine Verschlechterung der<br />

<strong>Hypophysen</strong>funktion wird selten<br />

beobachtet. Ein bereits vor der OP<br />

vorliegender hypophysärer Hormonmangel<br />

kann sich dagegen in<br />

30 –40 % der Fälle nach der Operation<br />

wieder zurückbilden.<br />

n Heilungschancen durch<br />

die Operation<br />

Bei vollständiger Adenomentfernung<br />

kann die <strong>Akromegalie</strong> durch<br />

die Operation geheilt werden. Für<br />

eine Heilung der Erkrankung ist<br />

nicht nur die kernspintomographisch<br />

nachgewiesene Tumorentfernung<br />

(Abbildung 2), sondern vor allem<br />

auch eine vollständige Normalisierung<br />

der Blutspiegel von Wachstumshormon<br />

<strong>und</strong> IGF-1 (Insulin-like<br />

growth factor 1) zu fordern. Die Heilungschance<br />

ist besonders günstig<br />

bei kleinen <strong>und</strong> gut abgegrenzten<br />

<strong>Hypophysen</strong>adenomen <strong>und</strong> bei relativ<br />

niedrigen Wachstumshormon-<br />

Spiegeln vor der OP. Etwas ein Drittel<br />

der <strong>Hypophysen</strong>adenome sind<br />

in den venösen Gefäßraum neben<br />

der Hypophyse (=Sinus cavernosus)<br />

eingewachsen. Bei solchen Adenomen<br />

besteht eine reduzierte Chance<br />

einer vollständigen operativen<br />

Adenom-Entfernung.<br />

Eine vor kurzem durchgeführte Auswertung<br />

des Deutschen <strong>Akromegalie</strong>registers<br />

ergab eine langfristige<br />

Heilung bei 38,8 % der Patienten<br />

durch die Operation alleine. In den<br />

Zentren mit großer Erfahrung in der<br />

<strong>Hypophysen</strong>chirurgie lag die Heilungsrate<br />

mit Normalisierung des<br />

IGF-1 Spiegels bei 49,8 %.<br />

Aber auch Patienten, bei denen<br />

der Wachstumshormon-Überschuss<br />

nicht vollständig normalisiert werden<br />

kann, profitieren von der Operation.<br />

Auch in solchen Fällen wird<br />

in aller Regel schon eine deutliche<br />

Senkung des Wachstumshormon-<br />

Spiegels <strong>und</strong> des IGF-1 Spiegels mit<br />

Besserung der klinischen Symptomatik<br />

beobachtet <strong>und</strong> es bestehen<br />

nach operativer Entfernung deutlich<br />

verbesserte Aussichten, einen noch<br />

vorhandenen zurückbleibenden<br />

Wachstumshormon-Überschuss<br />

durch Medikamente <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

durch Strahlentherapie vollständig<br />

zu normalisieren.<br />

n Aktuelle Veröffentlichung<br />

des Deutschen <strong>Akromegalie</strong>-<br />

Registers:<br />

Schöfl C, Franz H, Grussendorf M,<br />

Honegger J, Jaursch-Hancke C,<br />

Mayr B, Schopohl J and the participants<br />

of the German Acromegaly<br />

Register. Long-term outcome in patients<br />

with acromegaly: analysis of<br />

1344 patients from the German<br />

Acromegaly Register. European<br />

Journal of Endocrinology (2013)<br />

168 39-47<br />

n Fazit<br />

l Die transnasale <strong>Hypophysen</strong>operation<br />

ist die Behandlungsmethode<br />

der ersten Wahl bei <strong>Akromegalie</strong>.<br />

l Das Operationsrisiko ist mit heutiger<br />

mikrochirurgischer Technik<br />

sehr gering.<br />

l Mit der Operation ergibt sich die<br />

Aussicht einer permanenten Heilung<br />

von der <strong>Akromegalie</strong>.<br />

l Selbst wenn der Wachstumshormon-Überschuss<br />

durch die Operation<br />

nicht vollständig beseitigt<br />

werden kann, wird in aller Regel<br />

eine deutliche Besserung des<br />

Hormon-Überschusses <strong>und</strong> der<br />

klinischen Symptomatik erreicht.<br />

l Bei Restaktivität der <strong>Akromegalie</strong><br />

nach Operation stehen effiziente<br />

medikamentöse <strong>und</strong> strahlentherapeutische<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

l Die <strong>Akromegalie</strong> erfordert eine<br />

enge, interdisziplinäre Kooperation<br />

der beteiligten diagnostischen<br />

<strong>und</strong> therapeutischen Disziplinen.<br />

Professor Dr. med.<br />

Jürgen Honegger<br />

Neurochirurgische Klinik<br />

Universitätsklinikum Tübingen (UKT)<br />

Hoppe-Seyler-Straße 3<br />

72076 Tübingen<br />

Weitere Informationen<br />

zum<br />

Krankheitsbild<br />

finden Sie auch in<br />

unserer Patientenbroschüre<br />

„<strong>Akromegalie</strong>".<br />

Auf<br />

unserer Webseite<br />

www.glandulaonline.de<br />

steht die<br />

Schrift in der Rubrik „Broschüren“ als<br />

kostenloser PDF-Download zur Verfügung.<br />

Die Druckversion können Sie<br />

kostenfrei bei der <strong>Netzwerk</strong>-Geschäftsstelle<br />

anfordern.<br />

n n n Glandula 35/12<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


„Ei, Großmutter, warum<br />

hast du so große Hände?“<br />

„Weil meine <strong>Akromegalie</strong> zu<br />

spät erkannt worden ist.“<br />

<strong>Akromegalie</strong> – Frühdiagnose<br />

erhöht die Heilungschancen<br />

Initiative <strong>Akromegalie</strong>:<br />

Machen Sie mit <strong>und</strong><br />

fragen Sie Ihren Arzt!<br />

Eine Initiative von:<br />

<strong>Akromegalie</strong> ist häufiger als gedacht! Haben Sie eine Zunahme von Ring- <strong>und</strong> Schuhgröße bemerkt, leiden Sie unter<br />

vermehrtem Schwitzen, häufi gen Kopfschmerzen, diffusen Gelenk- <strong>und</strong> Knochenschmerzen, Einschlafen der Finger,<br />

Schnarchen oder weichen Ihre Zähne auseinander, dann sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Bei Verdacht auf <strong>Akromegalie</strong><br />

schafft ein einfacher Bluttest Klarheit. Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen gut.<br />

Sie möchten mehr über die Diagnose <strong>und</strong> Behandlung der <strong>Akromegalie</strong> erfahren?<br />

Besuchen Sie uns unter: www.akromegalie-register.de<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung von:


24<br />

Diagnostik<br />

Nachlese zum 16. Überregionalen <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierentag 2012, Stuttgart<br />

Anamnese, klinische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Diagnostik bei<br />

Unterfunktion von Hypophyse oder Nebenniere<br />

Symptome der Unterfunktion der<br />

Hirnanhangsdrüse <strong>und</strong> Nebenniere<br />

kann man über die Kenntnis der<br />

normalen Funktion der Hormone<br />

verstehen, die durch die jeweilige<br />

Drüse gebildet werden.<br />

Die Hypophyse mit ihren Hormonen<br />

ist die zentrale Steuerung für die<br />

Schilddrüse, die Nebennieren, die<br />

Eierstöcke bei der Frau <strong>und</strong> die Hoden<br />

beim Mann. Anatomisch teilt<br />

man die Hypophyse in einen <strong>Hypophysen</strong>vorderlappen<br />

<strong>und</strong> einen<br />

<strong>Hypophysen</strong>hinterlappen.<br />

Im <strong>Hypophysen</strong>vorderlappen werden<br />

die Hormone GH, TSH, LH,<br />

FSH, ACTH <strong>und</strong> Prolaktin gebildet,<br />

im <strong>Hypophysen</strong>hinterlappen die<br />

Hormone ADH <strong>und</strong> Oxytocin. Aus<br />

den Namen der Hormone kann<br />

man sich das Zielorgan <strong>und</strong> teilweise<br />

die Funktion ableiten.<br />

Diese Hormone regulieren zahlreiche<br />

Vorgänge, die von entscheidender<br />

Bedeutung für die Lebensqualität<br />

sind. Denn z. B. eine Verminderung<br />

der Muskelmasse, der<br />

körperlichen Belastbarkeit <strong>und</strong> der<br />

Energie stellt ein erhebliches Problem<br />

für die Betroffenen dar.<br />

GH bedeutet Growth-hormone aus<br />

dem Englischen für Wachstumshormon,<br />

das heißt, dieses Hormon ist<br />

für das Wachstum im Kindesalter<br />

verantwortlich.<br />

TSH bedeutet Thyreoidea-stimulierendes<br />

Hormon. Thyreoidea ist das<br />

lateinische Wort für Schilddrüse,<br />

TSH steuert somit die Freisetzung<br />

<strong>und</strong> Bildung der Schilddrüsenhormone<br />

T3 <strong>und</strong> T4.<br />

LH bedeutet luteinisierendes Hormon<br />

(Gelbkörperhormon) <strong>und</strong> FSH<br />

Follikel-stimulierendes Hormon <strong>und</strong><br />

bewirkt bei der Frau die Reifung der<br />

Eizellen (Follikel).<br />

ACTH bedeutet adrenocorticotropes<br />

Hormon <strong>und</strong> regt in der Nebennierenrinde<br />

die Bildung von<br />

Glucocorticoiden (Cortisol) <strong>und</strong> Mineralocorticoiden<br />

an. Cortisol ist für<br />

den Menschen lebensnotwendig.<br />

Es ist neben den Katecholaminen<br />

(Adrenalin) ein wichtiges Stresshormon<br />

<strong>und</strong> ist in der Regulation des<br />

Kohlenhydrat-Fettstoffwechsels <strong>und</strong><br />

des Proteinstoffwechsels wichtig.<br />

ADH bedeutet antidiuretisches Hormon,<br />

es regelt den Wasserhaushalt,<br />

indem es die Urinausscheidung (Diurese)<br />

der Nieren hemmt.<br />

Die Schilddrüsenhormone T3 <strong>und</strong><br />

T4 haben eine wichtige Funktion<br />

im Stoffwechsel, dem geregelten<br />

Wachstum <strong>und</strong> bei der Reifung<br />

des Gehirns. Daher wird auch ein<br />

Neugeborenenscreening (Reihenuntersuchung<br />

an Neugeborenen)<br />

durchgeführt.<br />

n Symptome der Unterfunktion<br />

Ein Mangel von TSH führt beim<br />

Erwachsenen zu den klassischen<br />

Symptomen einer Hypothyreose<br />

(Unterfunktion der Schilddrüse):<br />

l Kälteintoleranz (Frieren)<br />

l Myxödem (typisch Schwellung an<br />

den Unterschenkeln)<br />

l trockene raue Haut<br />

l Hautblässe<br />

l Gewichtszunahme<br />

l Verstopfung<br />

Dr. med. Brigitte Ruh-Daikeler<br />

Fachärztin für Endokrinologie, Diabetologe<br />

DDG<br />

Klinikum Stuttgart, Standort Bürgerhospital<br />

l körperliche <strong>und</strong> geistige Leistungsminderung<br />

Ein Mangel von Wachstumshormon<br />

führt<br />

l beim Kind zu:<br />

– proportioniertem Minderwuchs<br />

l beim Erwachsenen zu:<br />

– diskreten Symptomen wie<br />

stammbetontes Übergewicht,<br />

– Fettstoffwechselstörung<br />

– Verlust an Muskelmasse<br />

– Osteoporose<br />

Ein Ausfall von ACTH führt durch<br />

eine fehlende Produktion von Cortisol<br />

in den Nebennieren zu:<br />

l Schwäche, Müdigkeit, Antriebsarmut,<br />

Leistungsverlust<br />

l Gewichtsverlust<br />

l Übelkeit, Erbrechen<br />

l Störung der Blutsalze<br />

l Infektanfälligkeit<br />

l Hypotonie (niedriger Blutdruck)<br />

Leitbef<strong>und</strong>e einer Unterfunktion der<br />

Nebenniere, also eines Morbus<br />

Addison sind:<br />

l Hyponatriämie (zu wenig Salz im<br />

Blut)<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Diagnostik<br />

25<br />

l Hyperkaliämie (zu viel Kalium im<br />

Blut)<br />

l Hypotonie (niedriger Blutdruck)<br />

l Hyperpigmentation der Haut<br />

durch vermehrte ACTH-Produktion<br />

(spannendes Phänomen: die<br />

Hirnanhangsdrüse bemerkt den<br />

Mangel, steigert logischerweise<br />

ihre Produktion von ACTH, was<br />

bei zu hoher Konzentration wegen<br />

seiner chemischen Ähnlichkeit<br />

zu Melanozyten-stimulierendem<br />

Hormon eine Braunfärbung der<br />

Haut bewirkt)<br />

Ein Ausfall der sogenannten gonadotropen<br />

Hormone LH <strong>und</strong> FSH<br />

(Gonade bedeutet Keimdrüse)<br />

hat beim Mann <strong>und</strong> bei der Frau<br />

vielfältige Auswirkungen. Auch ist<br />

es entscheidend, in welchem Alter<br />

erstmals eine Störung auftritt.<br />

l Frau:<br />

– Zyklusstörungen, fehlender<br />

Eisprung, komplettes Ausbleiben<br />

der Regel (Amenorrhoe)<br />

– vorzeitig beginnende Wechseljahre,<br />

Hitzewallungen<br />

– Verlust der Sek<strong>und</strong>ärbehaarung<br />

– Osteoporose<br />

l Mann:<br />

– vor Eintreten der Pubertät<br />

kommt es zu einer fehlenden<br />

Entwicklung der sek<strong>und</strong>ären<br />

Geschlechtsmerkmale<br />

l<br />

Hochwuchs<br />

l<br />

fehlender Stimmbruch<br />

l<br />

fehlende Genitalentwicklung<br />

l<br />

spärliche oder fehlende<br />

männliche Sexualbehaarung<br />

– Im Erwachsenenalter:<br />

l<br />

Verlust der Libido, erektile<br />

Dysfunktion, Impotenz,<br />

Unfruchtbarkeit<br />

l<br />

Verlust der Sek<strong>und</strong>ärbehaarung,<br />

Abnahme der Rasurhäufigkeit<br />

l<br />

Osteoporose<br />

Symptome des ADH-Mangels des<br />

<strong>Hypophysen</strong>hinterlappens:<br />

l unstillbarer Durst<br />

l vermehrtes Trinken, auch über<br />

10 Liter<br />

l ständiges Wasserlassen<br />

n Anamnese<br />

Die hohe Kunst der Anamnese, also<br />

das gezielte Befragen des Patienten<br />

bezüglich Beschwerden <strong>und</strong> die<br />

richtige Einordnung in ein Krankheitsbild,<br />

ist bei endokrinologischen<br />

Erkrankungen oft schwierig. Man<br />

kann sich aufgr<strong>und</strong> der Vielfalt der<br />

Symptome leicht vorstellen, warum<br />

es häufig so lange dauert, bis eine<br />

Unterfunktion der Hypophyse oder<br />

Nebenniere diagnostiziert wird.<br />

Viele Symptome sind unspezifisch<br />

<strong>und</strong> können auch vielen anderen<br />

Krankheitsbildern zugeordnet werden<br />

wie Müdigkeit <strong>und</strong> Schwäche<br />

sowie psychische Veränderungen,<br />

die sich vor allem auch bei einem<br />

Cortisolmangel entwickeln können.<br />

Die wichtigsten Fragen bei Verdacht<br />

einer <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz sind:<br />

l letzte Regelblutung<br />

l morgendliche Erektionen/Potenzverlust<br />

l veränderte Libido<br />

l Abnahme des Haarwuchses/<br />

Rasurhäufigkeit<br />

l Abnahme der Leistungsfähigkeit<br />

l veränderte Wärme/Kälteempfindlichkeit<br />

l Sehstörungen<br />

l gesteigertes Durstgefühl,<br />

vermehrtes Wasserlassen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Diagnose<br />

eines Mangels eines Hormons<br />

über einen Stimulationstest des jeweiligen<br />

Hormons zu stellen. Bei<br />

der Hirnanhangsdrüse benutzt man<br />

den kombinierten <strong>Hypophysen</strong>stimulationstest,<br />

in dem alle Hormone<br />

über sogenannte Releasing-Hormone<br />

stimuliert werden. Bei einer<br />

Unterfunktion der Nebenniere benutzt<br />

man das <strong>Hypophysen</strong>hormon<br />

ACTH <strong>und</strong> prüft, ob nach Stimulation<br />

ausreichend Cortisol gebildet<br />

wird, was man im Blut messen kann.<br />

Erst bei auffälligen Testen führt man<br />

eine Bildgebung durch. Für die<br />

Hypophyse eignet sich hierfür die<br />

Kernspintomographie am besten.<br />

Bei den Nebennieren kann man<br />

sowohl eine Computertomographie<br />

als auch eine Kernspinuntersuchung<br />

durchführen.<br />

Dr. med. Brigitte Ruh-Daikeler<br />

Fachärztin für Endokrinologie,<br />

Diabetologe DDG<br />

Klinikum Stuttgart,<br />

Standort Bürgerhospital<br />

Klinik für Endokrinologie,<br />

Diabetologie <strong>und</strong> Geriatrie<br />

Prof. Dr. med. Ralf Lobmann<br />

Der Notfallausweis – unverzichtbar für Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten mit Cortisol-Substitution<br />

Betroffene, die auf eine Cortisol-Ersatztherapie angewiesen sind, sollten unbedingt einen<br />

Notfallausweis besitzen <strong>und</strong> ihn stets bei sich tragen.<br />

Das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen hat einen aktuellen Ausweis<br />

in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie DGE nach<br />

dem aktuellen wissenschaftlichen Stand erstellt. Er kann kostenfrei bei der <strong>Netzwerk</strong>-<br />

Geschäftsstelle angefordert werden.<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


26<br />

Therapie<br />

Anmerkungen zur Cortisolsekretion<br />

Ein ergänzender Beitrag von Prof. Dr. med. Dietrich Klingmüller zum<br />

Artikel „Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Nebennierenrinden-Insuffizienz: Neues<br />

Hydrocortison-Präparat in Deutschland zugelassen” (siehe GLANDULA<br />

Nr. 35, S. 40ff.)<br />

Prof. Dr. med.<br />

D. Klingmüller<br />

Medizinische Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik 1<br />

Endokrinologie/<br />

Diabetologie<br />

Universitätsklinikum<br />

Bonn<br />

Das ACTH der Hypophyse steuert<br />

die Cortisolbildung in der Nebennierenrinde.<br />

Beide Hormone werden<br />

nicht gleichmäßig, sondern<br />

schubweise, pulsatil, ausgeschüttet<br />

(Abb. 1 <strong>und</strong> 2). Es gibt einen sogenannten<br />

circadianen Rhythmus mit<br />

hohen Konzentrationen am frühen<br />

Morgen <strong>und</strong> sehr niedrigen gegen<br />

Mitternacht. Dieser Rhythmus wird<br />

überlagert von sogenannten ultradianen<br />

Pulsen. Darunter versteht<br />

man Pulse, deren Periode kürzer<br />

als 24 St<strong>und</strong>en ist. Dies führt dazu,<br />

dass auch morgens sehr niedrige<br />

Konzentrationen <strong>und</strong> nachts höhere<br />

Konzentrationen gemessen werden<br />

können. Dies ist durchaus normal<br />

<strong>und</strong> nicht krankhaft. Es ist u. a. für<br />

die Diagnostik von Hormonstörungen<br />

wichtig.<br />

Zum Nachweis einer verminderten<br />

oder vermehrten Hormonbildung<br />

muss man daher gelegentlich Funktionsteste<br />

durchführen, mit denen<br />

die Hormonbildung stimuliert bzw.<br />

unterdrückt wird. Wenn z. B. am Vormittag<br />

ein Cortisolwert niedrig ist,<br />

kann dies Folge einer Unterfunktion<br />

oder aber ein normales „Pulsationstal”<br />

sein. In einem solchen Fall kann<br />

man die Cortisolausschüttung durch<br />

synthetisches ACTH stimulieren <strong>und</strong><br />

sehen, ob ein ausreichender Cortisolanstieg<br />

erfolgt.<br />

Wenn die Hormonkonzentrationen<br />

über den Tag von vielen Menschen<br />

gemittelt <strong>und</strong> grafisch dargestellt<br />

werden, erhält man eine Welle<br />

mit einem Gipfel am Morgen <strong>und</strong><br />

einem Tal in der Nacht (Abb. 3).<br />

Die ultradianen Pulse des einzelnen<br />

Menschen werden „herausgemittelt”<br />

<strong>und</strong> sind nicht mehr zu<br />

pg/ml<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

ACTH<br />

18.00 24.00 6.00 12.00 18.00<br />

Uhrzeit<br />

Abb. 1: ACTH-Konzentrationen im Plasma eines Studenten über 24 St<strong>und</strong>en. Blut wurde<br />

alle 15 Minuten abgenommen. Man erkennt deutlich den circadianen Rhythmus mit der<br />

höchsten Konzentration um 5 Uhr <strong>und</strong> der niedrigen um 24 Uhr sowie die übergelagerten<br />

ultradianen Pulse.<br />

20 LCI<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

20 LC2<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

20 R.S.<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

20 K.S<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

Licht aus<br />

Licht ein<br />

Zeit (h)<br />

20 T.W.<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

20 H.K.<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

20 A.P.<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

Licht aus<br />

Licht ein<br />

Zeit (h)<br />

Abb. 2: Cortisol-Konzentrationen im Serum von ges<strong>und</strong>en Probanden. Auch hier sind die<br />

ausgeprägten circadianen <strong>und</strong> ultradianen Pulsationen deutlich. (Weitzman ED et al JCEM,<br />

1971, 33:14)<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Therapie<br />

27<br />

Cortisolspiegel<br />

Konzentration (nmol/L)<br />

900<br />

normaler<br />

täglicher<br />

Rhythmus<br />

6.00 9.00 12.00 15.00 18.00 21.00 0.00 3.00 6.00<br />

Uhrzeit<br />

Abb. 3: Cortisol, gemittelt bei ges<strong>und</strong>en Probanden über 24 St<strong>und</strong>en.<br />

Die ultradianen Pulsationen sind nicht mehr sichtbar.<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

OD<br />

TID<br />

8 12 16 20 24 4 8<br />

Uhrzeit<br />

erkennen. Diese Welle gibt also<br />

nicht den normalen, individuellen<br />

Hormonverlauf wieder.<br />

Bei einer Nebennierenrindenunterfunktion<br />

ersetzen wir das fehlende<br />

Cortisol (= Hydrocortison). Dies führt<br />

zu einem Hormonverlauf, der dem<br />

normalen pulsatilen sehr ähnlich ist<br />

(Abb. 4). Vor einem Jahr wurde über<br />

ein Hydrocortisonpräparat berichtet,<br />

das verzögert abgegeben wird<br />

(G. Johannsson et al. JCEM 97:473,<br />

2012). Dessen Hormonprofil im<br />

Blut ähnelt der Mittelwertkurve, es<br />

zeigt keine ultradianen Pulsationen<br />

(Abb. 4).<br />

In der Arbeit wird über gewisse positive<br />

Effekte berichtet insbesondere<br />

bei Patienten mit Diabetes mellitus<br />

<strong>und</strong> Nebennierenrindenunterfunktion.<br />

Hier könnte das Präparat in der<br />

Tat hilfreich sein. Allerdings handelte<br />

es sich um eine sogenannte<br />

offene Studie. Interessant wäre es,<br />

ob diese Ergebnisse in einer Doppelblindstudie<br />

bestätigt werden<br />

können, bei der weder Patient noch<br />

behandelnder Arzt wissen, welches<br />

Präparat der Patient bekommt. Erst<br />

dann wird sich entscheiden, ob das<br />

neue Präparat den anderen Cortisonpräparaten<br />

überlegen ist.<br />

Abb. 4: Cortisolverlauf nach Gabe des neuen<br />

Präparates mit dem Verzögerungscortisol (OD), das<br />

der gemittelten Kurve in Abb. 3 ähnelt, <strong>und</strong> bei<br />

einem Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz,<br />

der 3 Mal am Tag Hydrocortison (TID) bekam (G.<br />

Johannsson et al. JCEM 97:473, 2012). Dessen Profil<br />

gleicht dem natürlichen Verlauf in Abb. 2.<br />

Prof. Dr. med. D. Klingmüller<br />

Medizinische Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik 1<br />

Endokrinologie/Diabetologie<br />

Universitätsklinikum Bonn<br />

Sigm<strong>und</strong>-Freud-Str. 25<br />

D-53105 Bonn<br />

Broschüren<br />

Neuauflage der Ratgeber-Broschüre „Heilmittelrichtlinie"<br />

Wissen Sie, was Heilmittel sind? Benötigen Sie eine Physiotherapie oder<br />

einen Podologen?<br />

Antworten <strong>und</strong> wertvolle Tipps <strong>und</strong> Ratschläge zu diesen <strong>und</strong> anderen Fragen<br />

gibt die vom B<strong>und</strong>esverband Selbsthilfe Körperbehinderter e. V. (BSK) neu aufgelegte<br />

Broschüre „ABC Heilmittelrichtlinie". Heilmittel wirken zur Prävention äußerlich<br />

auf den menschlichen Organismus ein. Die Kosten werden auf ärztliche Anordnung<br />

von der Krankenversicherung, der Unfallversicherung oder der Krankenhilfe<br />

des Sozialhilfeträgers übernommen. Die Broschüre soll Patienten <strong>und</strong> Therapeuten<br />

leicht verständlich die Begrifflichkeiten <strong>und</strong> Verordnungen der Heilmittelrichtlinie erläutern. In fünf Kapiteln gibt es<br />

eine alphabetische Auflistung <strong>und</strong> Erläuterung von Begriffen der Heilmittelversorgung, Gesetzestexte der Heilmittelrichtlinie,<br />

Auszüge aus dem Heilmittelkatalog <strong>und</strong> die Erläuterung der Heilmittelbegriffe sowie Antworten<br />

auf häufig gestellte Fragen r<strong>und</strong> um die Heilmittelrichtlinie. Der Ratgeber ist für eine Schutzgebühr in Höhe von<br />

3,50 Euro (einschließlich Porto <strong>und</strong> Versand) beim BSK erhältlich: Telefon: 06294/42 81-70; per E-Mail:<br />

info@bsk-ev.org<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter e. V. B<strong>und</strong>esverband, Altkrautheimer Straße 20, 74238 Krautheim<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


28<br />

Erfahrungsbericht<br />

50 Jahre Überlebenstraining<br />

nach Cushing-Syndrom<br />

n Plötzliche Symptome<br />

Mit etwa neun Jahren verspürte<br />

ich Symptome einer unbekannten<br />

Krankheit. Der Hausarzt konnte mit<br />

den Symptomen nichts anfangen<br />

<strong>und</strong> behandelte erstmal die äußeren<br />

sichtbaren Zeichen – natürlich<br />

ohne Erfolg.<br />

Ich wurde immer aggressiver, weil<br />

mir alle Glieder wehtaten. Außerdem<br />

nahm ich immer mehr an<br />

Gewicht zu <strong>und</strong> konnte mich zunehmend<br />

weniger bewegen. Eines<br />

Tages war es mir überhaupt nicht<br />

mehr möglich zu gehen <strong>und</strong> ich<br />

landete im Rollstuhl. Jeder Gang<br />

zum Arzt endete niederschmetternd.<br />

Wenn der eine mich auf<br />

Diät setzte, weil ich angeblich zu<br />

dick war <strong>und</strong> deshalb nicht laufen<br />

wollte, unterstellten mir andere psychische,<br />

schulische oder vorzeitige<br />

pubertätsbedingte Probleme. Und<br />

zudem wuchsen mir Barthaare, die<br />

mittels Enthaarungscreme entfernt<br />

werden mussten.<br />

Gott sei Dank wollten meine Eltern<br />

diese Diagnosen nicht glauben;<br />

schließlich kannten sie mich besser.<br />

Sie versuchten es neben der<br />

Schulmedizin auch mit Abbetern,<br />

Kräuterweiblein, Chiro- <strong>und</strong> Heilpraktikern.<br />

Mir war wirklich schon<br />

alles egal, ich glaubte, sterben<br />

zu müssen, um den unsäglichen<br />

Schmerzen entgehen zu können.<br />

Ich konnte mich nicht einmal mehr<br />

im Bett umdrehen. Wurde ich zur<br />

Toilette getragen, schrie ich meist<br />

vor Schmerzen.<br />

Die Schule konnte ich schon lang<br />

nicht mehr besuchen <strong>und</strong> auch<br />

die Hausaufgaben, die mir meine<br />

Mitschüler nach Hause brachten,<br />

waren für mich nicht zu bewerkstelligen.<br />

Es war eine schlimme Zeit, die<br />

ich niemandem wünsche. Meine<br />

Mutter gab nicht auf, diskutierte mit<br />

unserem Hausarzt <strong>und</strong> verlangte<br />

schließlich eine Überweisung zu<br />

einer Kinderärztin. Das war meine<br />

Rettung!<br />

n Korrekte Diagnose<br />

<strong>und</strong> Klinikeinweisung<br />

Diese Ärztin, bereits eine ältere<br />

Frau, erkannte die Krankheit schon<br />

beim ersten Anblick, noch bevor sie<br />

mich näher untersuchen konnte: „Ein<br />

Cushing-Syndrom!"<br />

Sie überwies mich sofort ohne weitere<br />

Untersuchung in eine Kinderklinik.<br />

Dabei betonte sie, dass es extrem<br />

eilig sei, weil die Gefahr drohe,<br />

dass ich erblinden könnte.<br />

Zu meinem Glück der richtig erstellten<br />

Diagnose kam ein weiterer<br />

für mich persönlich glücklicher Umstand<br />

hinzu. In der Kinderklinik war<br />

kurz zuvor ein Mädchen in etwa<br />

gleichem Alter bedauerlicherweise<br />

an dieser heimtückischen Krankheit<br />

gestorben. Die Ärzte wussten insofern<br />

schon etwas mehr über die Erkrankung<br />

<strong>und</strong> hatten bessere Möglichkeiten,<br />

mir vielleicht doch helfen<br />

zu können.<br />

In der Zwischenzeit brachte der<br />

Nebennierenrindentumor, der dort<br />

diagnostiziert werden konnte, meinen<br />

gesamten Hormonhaushalt<br />

durcheinander. Ich wurde zu einer<br />

regelrechten Fressmaschine <strong>und</strong><br />

stopfte alles Erreichbare kurzerhand<br />

in mich hinein. Das war allerdings<br />

auch gleich das Erste, was von den<br />

Ärzten unterb<strong>und</strong>en wurde. Ich<br />

wurde auf Diät gesetzt <strong>und</strong> musste<br />

zudem wegen der vielen meist<br />

schmerzhaften Untersuchungen<br />

ganz häufig morgens nüchtern<br />

bleiben – manchmal bis 15 Uhr<br />

nachmittags.<br />

Die Röntgenbilder zeigten eine<br />

hochgradige Osteoporose mit erheblicher<br />

Fischwirbelbildung <strong>und</strong><br />

Wachstumsstillstand. Festgestellt<br />

wurde u. a. auch ein andauernder<br />

verminderter Calciumspiegel.<br />

Ich bekam zwar mit, dass ich operiert<br />

werden sollte. Doch über das<br />

genaue Vorgehen, ob ein oder<br />

zwei Operationen sinnvoll sind,<br />

darüber waren sich die Chirurgen<br />

nicht einig. Dies lag eben auch an<br />

dem Mädchen, das vor mir genau<br />

an dieser Krankheit trotz OP gestorben<br />

war. Dieses Mädchen war<br />

noch aus einem weiteren Gr<strong>und</strong><br />

ein Glücksfall für mich: Ihre Eltern<br />

befassten sich weiter mit der<br />

Krankheit <strong>und</strong> erfuhren so von<br />

meinem Schicksal. Sie besuchten<br />

mich sehr oft im Krankenhaus,<br />

sprachen mir Mut zu <strong>und</strong> wurden<br />

so zu ganz besonderen Bezugspersonen.<br />

Meine eigenen Eltern<br />

wohnten relativ weit entfernt von<br />

der Klinik <strong>und</strong> konnten mich nicht<br />

so oft besuchen. Die Verbindung<br />

zu den Eltern des Mädchens hält<br />

bis zum heutigen Tage an. Ich<br />

sagte bis zu ihrem Tod im Frühjahr<br />

letzten Jahres „Mama” zu<br />

der zuletzt 99-jährigen Mutter. Ich<br />

denke, dass mir die Fürsorge der<br />

beiden damals sehr geholfen hat,<br />

die nun kommende grausame Zeit<br />

zu überstehen.<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Erfahrungsbericht<br />

29<br />

n Die Zeit nach der Operation<br />

Bei der Operation wurde eine<br />

beidseitige Hyperplasie der Nebenniere<br />

festgestellt. Ich habe kaum<br />

Erinnerungen an die Zeit nach der<br />

OP, denn drei Tage später fiel ich<br />

ins Koma.<br />

Aber ein weiterer Zufall sollte dafür<br />

sorgen, dass meine Überlebenschancen<br />

stiegen: Ein junger Stationsarzt<br />

– frisch <strong>und</strong> unverbraucht<br />

direkt von der Uni – nahm sich meiner<br />

Geschichte ganz besonders an.<br />

Er hatte sich schon im Studium mit<br />

Morbus Cushing auseinandergesetzt<br />

<strong>und</strong> war brennend daran interessiert,<br />

mein Überleben zu sichern.<br />

Nach Aussagen meiner Klinik-Ärzte<br />

war ich einer der ersten Patienten<br />

überhaupt in Deutschland, die die<br />

totale Entfernung der einen Nebennierenrinde<br />

<strong>und</strong> der zweiten<br />

zu 90 % mit anschließender Nachbehandlung<br />

überlebten. Meine<br />

Hypophyse wurde zusätzlich bestrahlt,<br />

weil kurz darauf ein Rezidiv<br />

des Tumors bei dem verbliebenen<br />

Zehntel der Nebennierenrinde auftrat;<br />

es gab einfach noch zu wenig<br />

Erfahrungen auch hinsichtlich der<br />

Medikation mit Cortison. Und damals<br />

gab es in München nur eine<br />

einzige Apotheke, die das synthetische<br />

Cortison (Prednisolon) besorgen<br />

konnte.<br />

Zu allem Überfluss kamen außerdem<br />

finanzielle Sorgen hinzu, denn<br />

damals bezahlten die Krankenkassen<br />

nur maximal ein halbes Jahr<br />

Medikamente <strong>und</strong> Krankenhauskosten.<br />

Danach war man "ausgesteuert"<br />

<strong>und</strong> musste die gesamten<br />

Kosten selber tragen. Meine Eltern<br />

mussten sogar Gr<strong>und</strong>stücke verkaufen,<br />

um die immensen Kosten aufbringen<br />

zu können.<br />

Und dabei war der junge Stationsarzt<br />

mein großes Glück. Ihm<br />

verdanke ich wirklich mein zweites<br />

Leben. Er verbrachte manche Nacht<br />

an meinem Bett, studierte die gesamte<br />

verfügbare Literatur zu dieser<br />

Krankheit <strong>und</strong> versuchte sehr<br />

engagiert, die optimale Dosierung<br />

bei den Medikamenten zu finden.<br />

Er schenkte mir seine gesamte Aufmerksamkeit,<br />

sein Wissen <strong>und</strong> sein<br />

Können.<br />

Für mich begann ein Auf <strong>und</strong> Nieder,<br />

Höhen wechselten sich mit<br />

Niederschlägen ab. Ich reagierte<br />

manchmal mit Fieberschüben von<br />

bis zu 41 Grad. Irgendwann brach<br />

mein gesamter Hormonhaushalt<br />

zusammen; ich bekam Addisonkrisen<br />

<strong>und</strong> in diese Zeit fiel außerdem<br />

die hormonelle Umstellung <strong>und</strong> die<br />

psychischen Probleme Jugendlicher<br />

im Zuge der beginnenden Pubertät.<br />

Ich war bestimmt kein einfacher<br />

Patient <strong>und</strong> konnte das Klinikum erst<br />

nach mehr als 9 Monaten zum ersten<br />

Mal verlassen, ohne sichtbare<br />

Besserung der Osteoporose.<br />

In der Folgezeit wechselten sich immer<br />

wieder Klinik <strong>und</strong> Kontrolluntersuchungen<br />

mit Heimaturlauben ab.<br />

Mein Hormonstatus war nach dem<br />

Einsetzen der Regelblutung mit 13<br />

seit meinem 14. Lebensjahr stabil.<br />

n Erwachsenenalter<br />

Erst nach meinem 18. Lebensjahr<br />

begann eine unbeschwertere Zeit,<br />

weil ich nun lange Zeit ohne Cortison<br />

leben konnte. Das einseitig<br />

verbliebene Zehntel der Nebennierenrinde<br />

arbeitete ausreichend<br />

<strong>und</strong> zuverlässig, was durch viele<br />

Untersuchungen belegt wurde. Die<br />

Osteoporose <strong>und</strong> der Bluthochdruck<br />

sind mir geblieben, letzterer<br />

wurde mit den verschiedensten Medikamenten<br />

behandelt, aber nicht<br />

„geheilt”. Gegen die Osteoporose<br />

erhielt ich Calcium <strong>und</strong> Vitamin D3.<br />

Meine erste Tochter kam nach<br />

meinem zwanzigsten Geburtstag<br />

ohne Komplikationen auf die Welt;<br />

der Verlauf der Schwangerschaft<br />

war, abgesehen vom Bluthochdruck<br />

bei 180/110, normal <strong>und</strong><br />

einwandfrei. Die nach 1 1 / 2 Jahren<br />

folgende zweite Schwangerschaft<br />

war jedoch schon zu früh <strong>und</strong> der<br />

Stress, ein Kleinkind <strong>und</strong> ein Baby<br />

zu versorgen, machte sich deutlich<br />

bemerkbar.<br />

Der Geburtsverlauf zeigte bereits<br />

mögliche Verzögerungen <strong>und</strong> war<br />

nicht einfach. Aber es ging alles gut<br />

<strong>und</strong> ich konnte mich wieder fangen.<br />

Auch stillen konnte ich beide<br />

Kinder; zwar nicht sehr lange, aber<br />

ausreichend <strong>und</strong> ohne körperliche<br />

Einschränkungen. Erst nach einer<br />

Brustentzündung mit hohem Fieber<br />

über 40 Grad, die während der<br />

Stillphase der zweiten Tochter auftrat,<br />

musste ich abstillen.<br />

Ich erhielt zum ersten Mal verschiedene<br />

„Anti-Baby-Pillen”, die damals<br />

ziemlich hoch dosiert waren <strong>und</strong><br />

die ich allesamt nicht gut vertragen<br />

habe. Eine „Kneipp-Kur” brachte<br />

mir eine deutliche Leistungssteigerung<br />

<strong>und</strong> eine gute Ausgangsposition<br />

für mein weiteres Leben. Mit 28<br />

wurde meine dritte Tochter geboren<br />

<strong>und</strong> dabei traten zum ersten Mal<br />

Thrombosen auf <strong>und</strong> machten eine<br />

Sterilisation direkt im Anschluss an<br />

die Geburt notwendig; ich sollte<br />

keine Kinder mehr bekommen können.<br />

Danach war mein Leben für ein<br />

paar weitere Jahre unbelastet,<br />

wenn sich auch schon Leistungsschwächen<br />

bemerkbar gemacht<br />

haben. Einen Acht-St<strong>und</strong>en-Arbeitstag<br />

hielt ich nicht mehr durch. Die<br />

Klinikaufenthalte häuften sich <strong>und</strong><br />

fanden schließlich in jährlichen Abständen<br />

statt. Mit 34 hatte ich eine<br />

Nierenbeckenentzündung, die mich<br />

ziemlich lange aus der Bahn geworfen<br />

hat. Zum ersten Mal lehnte<br />

mich ein regionales Krankenhaus<br />

wegen meiner Vorgeschichte ab<br />

<strong>und</strong> ich musste in ein großes Klinikum.<br />

Während einer Kur erlitt ich<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


30<br />

Erfahrungsbericht<br />

eine sehr schmerzhafte Venenentzündung<br />

im Bein. Es kamen Gelenk<strong>und</strong><br />

Rückenbeschwerden hinzu, derentwegen<br />

ich im Zusammenhang<br />

mit meiner Nebennierenrinden-OP<br />

auch eine MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit)<br />

von 50 % erhielt.<br />

Richtig schlecht ging es mir in<br />

meinem 41sten Lebensjahr: Weil<br />

alle 14 Tage Blutungen kamen,<br />

wurde die Gebärmutter entfernt<br />

<strong>und</strong> eine Endometriose (Vorkommen<br />

von Gebärmutterschleimhaut<br />

außerhalb der Gebärmutter) diagnostiziert.<br />

Seit dieser Zeit bekam<br />

ich Östrogene, um nicht vorzeitig in<br />

den Wechsel zu kommen; ohne sie<br />

hätte ich vermutlich gar nicht mehr<br />

arbeiten können. Ich wurde zunehmend<br />

schwächer <strong>und</strong> sehr anfällig<br />

für Infektionen. Mir wurde eine Kur<br />

bewilligt, die letzten Endes aber erfolglos<br />

blieb. Meine Osteoporose<br />

machte sich bemerkbar durch den<br />

Bruch einer Rippe <strong>und</strong> der kleinen<br />

Zehe.<br />

Die Cortisontherapie wurde wieder<br />

aufgenommen <strong>und</strong> ich lernte, mich<br />

damit selbst zu behandeln, je nach<br />

Anforderung durch Stress.<br />

Es folgten Herzerkrankungen,<br />

Thrombosen in den Beinen, Depressionen<br />

<strong>und</strong> Angstgefühle, starke<br />

Blutzucker-Schwankungen mit Unterzuckerzuständen.<br />

Bei bestimmten<br />

Hausarbeiten, bei denen die Hände<br />

über Kopf gehalten wurden, sind<br />

meine Arme sofort „eingeschlafen”.<br />

Broschüren<br />

Dazu kamen ständige Schmerzen<br />

im linken Arm mit Ausstrahlung in<br />

die linke Brustseite. Meine Hausarbeit<br />

konnte ich nur noch in Etappen<br />

bewerkstelligen.<br />

Deshalb beantragte ich im Jahr<br />

1983 Erwerbsunfähigkeitsrente, die<br />

nach einem Vergleich vor dem Sozialgericht<br />

rückwirkend zum Jahr<br />

1982 gewährt worden ist. Dass mit<br />

meinem Hormonhaushalt hin <strong>und</strong><br />

wieder etwas nicht stimmt, stellte<br />

sich 1995 durch eine Schilddrüsenentzündung<br />

mit Überfunktion<br />

heraus, die mit einem deutlichen<br />

Gewichtsverlust einherging. Wegen<br />

Angina-Pectoris-Anfällen (Herzenge-Anfällen)<br />

wurde ich 1997<br />

im Krankenhaus behandelt. Die<br />

Thrombosen in den Beinen führten<br />

2005 zu einer Krampfadern-OP in<br />

meinem rechten Bein, das seither<br />

gefühllos ist. Mir wurden 75 St<strong>und</strong>en<br />

psychotherapeutische Behandlung<br />

zugestanden <strong>und</strong> mir dadurch<br />

eine gewisse Vergangenheitsbewältigung<br />

möglich gemacht. Seitdem<br />

komme ich mit dem täglichen<br />

Leben viel besser zurecht <strong>und</strong> kann<br />

mit meinen Einschränkungen gut<br />

umgehen. In Anbetracht der vielen<br />

notwendigen Krankenhausaufenthalte<br />

<strong>und</strong> der sehr häufigen Arztbzw.<br />

Facharztbesuche arrangiere<br />

ich mich mit meinen vielen Medikamenten,<br />

die ich pünktlich <strong>und</strong> regelmäßig<br />

nehmen muss. Ich weiß auch<br />

durch leidvolle Erfahrung, dass<br />

eine starke Durchfallerkrankung die<br />

Wirksamkeit z. B. des Cortisons <strong>und</strong><br />

anderer Tabletten sehr deutlich vermindert<br />

<strong>und</strong> diese durch Infusionen<br />

ersetzt werden müssen. Das gilt<br />

auch für den Fall, dass Einnahmen<br />

vergessen werden.<br />

n Gegenwart<br />

Etwas, dass mich nie vergessen<br />

lässt, dass ich einmal eine schwierige<br />

Operation hinter mich gebracht<br />

habe: die tiefen Narben auf<br />

meinem Rücken. Sie bleiben mir<br />

erhalten.<br />

Mein Lebensretter in der Klinik, den<br />

ich auch später oft um Rat fragen<br />

durfte, wurde Chefarzt <strong>und</strong> ist erst<br />

vor wenigen Jahren in den Ruhestand<br />

getreten.<br />

Sein wichtigster Rat an mich war:<br />

"Setze Dich selber mit Deiner Krankheit<br />

auseinander, denn Du wirst<br />

viele Menschen – darunter auch<br />

Ärzte – kennenlernen, die mit Deiner<br />

Krankheit nicht umgehen können."<br />

Gott sei Dank habe ich seit ein<br />

paar Jahren einen Spezialisten<br />

gef<strong>und</strong>en, der sich mit meinen Problemen<br />

auskennt. Durch die AOK-<br />

Mitglieder-Zeitung lernte ich das<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

kennen<br />

<strong>und</strong> schätzen.<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter. *W. T.<br />

Neue <strong>Netzwerk</strong>-Broschüre zur Substitution der Geschlechtshormone bei der Frau<br />

Das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen hat folgende Broschüre neu veröffentlicht:<br />

"Therapie mit Geschlechtshormonen (Sexualhormone) bei Patientinnen mit nachgewiesener <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz"<br />

von Dr. med. Cathrin Grave. Die Broschüre bietet umfassende Informationen zu Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Folgen eines Sexualhormonmangels, zur Ersatztherapie sowie zu weiteren Aspekten wie Pubertätseinleitung,<br />

Verhütung <strong>und</strong> Kinderwunsch.<br />

Auf unserer Webseite www.glandula-online.de finden Sie die Schrift in der Rubrik „Broschüren“ als kostenlosen<br />

PDF-Download.<br />

Die Druckversion können Sie kostenfrei bei der <strong>Netzwerk</strong>-Geschäftsstelle anfordern.<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Erfahrungsbericht<br />

31<br />

16-jähriger Krankheitsverlauf mit vielen<br />

Operationen<br />

Schon seit langer Zeit trage ich<br />

mich mit dem Gedanken, meine<br />

Geschichte über mein <strong>Hypophysen</strong>adenom<br />

aufzuschreiben. Aber es<br />

gab immer viele Gründe, gute <strong>und</strong><br />

weniger gute, es nicht zu tun. Endlich<br />

habe ich mich durchgerungen,<br />

alles niederzuschreiben.<br />

Es war April 1997, als bei mir ein<br />

Makroadenom mit der Größe<br />

3,5 x 3 cm diagnostiziert <strong>und</strong> operativ<br />

entfernt wurde. Damals war ich 48<br />

Jahre alt. Bis zu der Diag nose war es<br />

ein sehr langer <strong>und</strong> beschwerlicher<br />

Weg. Weitere Operationen (Rezidiv)<br />

waren 2003 <strong>und</strong> 2009 notwendig.<br />

n Die ersten Symptome<br />

Ich glaube, dass die ersten Anzeichen<br />

für meine Krankheit sich<br />

irgendwann 1995 oder 1996<br />

zeigten. So genau weiß ich es gar<br />

nicht, wann <strong>und</strong> mit welchen Symptomen<br />

es anfing. Bei einem kleinen<br />

Spaziergang in der Mittagspause<br />

mit Arbeitskollegen bin ich häufig<br />

gegen einen Sperrpfosten gelaufen.<br />

Damals dachte ich, meine Unaufmerksamkeit<br />

ist die Ursache. Heute<br />

glaube ich, dass dies die ersten<br />

Anzeichen von Einschränkungen im<br />

Gesichtsfeld waren. Irgendwann<br />

machten sich auch Erektionsstörungen<br />

bemerkbar. Da dachte ich<br />

nur, dass es mit fast 50 nicht mehr<br />

so läuft wie mit 20. Mit dem Gedanken,<br />

dass es ja schon Anzeichen von<br />

den Wechseljahren sein könnten,<br />

habe ich das abgetan. Schließlich<br />

hatte ich auch zeitweise sehr intensive<br />

Hitzewallungen. Es machten sich<br />

außerdem Veränderungen der Haut<br />

bemerkbar. An den Füßen hatte ich<br />

starke Hornhaut, die rissig wurde.<br />

An den Händen Schwielen wie ein<br />

Schwerstarbeiter, der Handrücken<br />

hatte dagegen eine sehr zarte Haut.<br />

Meine Frau sprach immer von einem<br />

Kinderpopo. Trotzdem bildete sich<br />

bei den Fingergelenken am Handrücken<br />

Hornhaut.<br />

Irgendwann hatte ich das Gefühl,<br />

dass ich mit meiner Brille nicht mehr<br />

richtig sehen kann. Der Augenarzt<br />

verordnete mir dann eine geringfügig<br />

stärkere Brille. Zunächst war das<br />

Sehen auch subjektiv besser. Aber<br />

schon nach einigen Wochen hatte<br />

ich wieder größere Probleme beim<br />

Sehen. Ein erneuter Besuch beim<br />

Augenarzt brachte mir nur die Aussage:<br />

„Die Brille ist in Ordnung, Ihre<br />

Probleme haben vermutlich eine<br />

internistische Ursache.” Leider hielt<br />

der Augenarzt es nicht für nötig,<br />

mein Gesichtsfeld zu überprüfen.<br />

Es wurden keine direkten internistischen<br />

Ursachen für meine Sehstörungen<br />

gef<strong>und</strong>en. Dafür aber eine<br />

Blutarmut (Anämie). Nun wurde<br />

geforscht, welche Ursache die Anämie<br />

haben kann. Eine Magen- <strong>und</strong><br />

Darmspiegelung brachte keine Erklärung.<br />

Auch mehrere Untersuchungen<br />

bei einem Hämatologen<br />

(Spezialist für Bluterkrankungen)<br />

<strong>und</strong> Onkologen einschließlich einer<br />

Knochenmarkpunktion brachten<br />

keine weiterführenden Ergebnisse.<br />

Zwischenzeitlich wurde mein Sehvermögen<br />

immer schlechter. Als ich<br />

selber deutliche Einschränkungen<br />

im Gesichtsfeld spürte <strong>und</strong> kurze<br />

Zeit später die ersten Doppelbilder<br />

gesehen habe, ging ich zu einem<br />

anderen Augenarzt. Dort wurde<br />

das erste Mal in meinem Leben<br />

mein Gesichtsfeld überprüft. Das<br />

Ergebnis war dramatisch. Der Augenarzt,<br />

der mich auch heute noch<br />

betreut, hat mich an eine Neurologin<br />

überwiesen <strong>und</strong> gesagt, dass<br />

unbedingt eine CT (Computertomographie)<br />

vom Kopf gemacht werden<br />

muss. Nach einer kurzen Untersuchung<br />

in der neurologischen Praxis<br />

fragte die Ärztin mich, ob das CT<br />

ambulant oder stationär gemacht<br />

werden soll. Mir war inzwischen alles<br />

egal! Ich hatte nur den Wunsch,<br />

dass schnell etwas Entscheidendes<br />

passieren muss! Die Neurologin hat<br />

gleich für den folgenden Tag ein<br />

Bett in einer neurologischen Station<br />

für mich bereitstellen lassen.<br />

n Diagnose <strong>Hypophysen</strong>tumor<br />

In der Klinik habe ich endlich Ärzte<br />

getroffen, die mir auch ohne bildgebende<br />

Untersuchungen sagen<br />

konnten, dass ich einen Tumor an<br />

der Hypophyse habe. Mir hat das<br />

zwar wenig geholfen, weil ich so<br />

gut wie nichts über die Hypophyse<br />

wusste.<br />

Da war es ein Lichtblick für meine<br />

Frau <strong>und</strong> mich <strong>und</strong> natürlich auch<br />

für unsere Kinder (damals 20 <strong>und</strong><br />

18 Jahre alt), dass der damalige<br />

Chefarzt der Neurologie uns über<br />

die Krankheit aufklärte <strong>und</strong> Trost<br />

zusprach. Trotzdem machte ich mir<br />

Sorgen. Einen Tumor habe ich. Und<br />

dann noch im Kopf! Kann das gutgehen?<br />

Ich selbst war 18 Jahre alt,<br />

als mein Vater an Krebs verstarb.<br />

Neben vielen anderen Untersuchungen<br />

wurde am Aufnahmetag,<br />

ein Freitag, abends eine MRT<br />

(Magnetresonanztomographie) gemacht.<br />

Schon während der Aufnahmen<br />

ging es mir so schlecht, dass<br />

sie unterbrochen werden mussten.<br />

Im Laufe des Abends verschlechterte<br />

sich mein Zustand, so dass ich<br />

die erste Krankenhausnacht gleich<br />

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Glandula Glandula 36/135/12<br />

n n n


32<br />

Erfahrungsbericht<br />

auf der Intensivstation verbringen<br />

musste. Das folgende Wochenende<br />

lag ich dann auf Normalstation.<br />

Montag folgten noch einige Untersuchungen,<br />

Dienstag wurde der<br />

Tumor durch einen transsphenoidalen,<br />

das heißt durch die Nase erfolgenden<br />

Zugang mikro-chirurgisch<br />

entfernt. Die schlimmste Erinnerung<br />

an die OP ist die Entfernung der<br />

Tamponaden aus der Nase. Als<br />

meine Frau mich nach der Entlassung<br />

aus dem Krankenhaus nach<br />

Hause holte, fiel mir Folgendes auf:<br />

Ich konnte den linken <strong>und</strong> den rechten<br />

Bordstein sehen, ohne den Kopf<br />

von einer Seite auf die andere zu<br />

bewegen. Es gab keine Doppelbilder<br />

mehr. Alles war viel besser.<br />

n Die Zeit nach der 1. OP<br />

Die Betreuung nach der OP wurde<br />

bei ambulanten Vorstellungen in<br />

der Neurochirurgie des Krankenhauses<br />

durchgeführt. Es wurde mal<br />

davon gesprochen, dass Testosteron<br />

<strong>und</strong> eventuell Euthyrox 50, ein<br />

synthetisches Schilddrüsenhormon,<br />

als Ersatztherapie genommen werden<br />

sollten. Das Problem war nur,<br />

ich war nicht aufgeklärt <strong>und</strong> niemand<br />

hat die Empfehlung umgesetzt!<br />

Im Oktober 1997 hat dann<br />

mein Urologe im Rahmen der<br />

Krebsvorsorge die Substitution mit<br />

Testosteron eingeleitet.<br />

Ende 1999 habe ich einen Antrag<br />

auf Schwerbehinderung gestellt<br />

- zunächst ohne Erfolg. Dann Widerspruch<br />

mit zusätzlichem Gutachten,<br />

schließlich kam endlich im<br />

Februar 2001 die Anerkennung<br />

mit einem GdB (Grad der Behinderung)<br />

von 60, rückwirkend ab<br />

dem 1.4.1997. Die rückwirkende<br />

Anerkennung hatte eine große Bedeutung,<br />

weil es nach der damals<br />

gültigen Rechtslage möglich war,<br />

mit 60 Jahren Rente ohne Abzüge<br />

zu beziehen.<br />

Im Dezember 2001 war es wieder<br />

mein Urologe, der die Empfehlung<br />

aussprach, dass ich mich bei einem<br />

Endokrinologen vorstellen sollte.<br />

Im März 2002 hatte ich dann einen<br />

Termin in der endokrinologischen<br />

Poliklinik einer medizinischen Hochschule.<br />

Dort hatte ich das Gefühl,<br />

dass ich gut betreut <strong>und</strong> gründlich<br />

untersucht wurde. Aber, das kann<br />

ich heute sagen, man hat mich nicht<br />

ausreichend aufgeklärt. Für das weitere<br />

Vorgehen wurden u. a. zwei<br />

Empfehlungen ausgesprochen, die<br />

nicht konsequent umgesetzt wurden:<br />

1. Vorstellung in der Neurochirurgie<br />

eines Krankenhauses zur Planung<br />

eines zweiten operativen Eingriffs<br />

zwecks Entfernung des inzwischen<br />

deutlich gewachsenen <strong>Hypophysen</strong>adenomrezidivs<br />

2. Einleitung einer Substitutionsmedikation<br />

mit Hydrocortison 10 mg<br />

(1-0- 1 / 2)<br />

Zunächst möchte ich auf den<br />

zweiten Punkt eingehen. Als ich<br />

mit meinem Hausarzt den Bericht<br />

besprochen habe, fragte er mich,<br />

ob man mir auch von den Nebenwirkungen<br />

der Cortisoneinahme<br />

erzählt hätte. Das „aufklärende”<br />

Gespräch mit meinem Hausarzt<br />

ging dann über Mondgesicht, Stiernacken,<br />

brüchige Haut bis hin zur<br />

Gewichtszunahme. Mit diesen Aussichten<br />

habe ich lieber auf das Cortison<br />

verzichtet.<br />

Im Juni 2001 hatte ich dann mit<br />

aktuellen MRT-Aufnahmen die ambulante<br />

Vorstellung in der neurochirurgischen<br />

Klinik, um entsprechend<br />

der Empfehlung der Endokrinologen<br />

den OP-Termin zu besprechen.<br />

In dem anschließenden Arztbrief<br />

war zu lesen, dass trotz der „signifikanten<br />

Größenzunahme des Restadenoms”<br />

zunächst nicht operiert<br />

werden sollte. Wiedervorstellung in<br />

einem Jahr.<br />

n Weitere Operationen<br />

Bei der nächsten ambulanten Vorstellung<br />

in der neurochirurgischen<br />

Klinik im Mai 2002 wurde zu einer<br />

abwartenden Haltung mit erneuter<br />

Vorstellung in acht Monaten<br />

geraten. Im Rahmen der nächsten<br />

Vorstellung im Dezember wird von<br />

einer OP-Indikation gesprochen.<br />

Als ich zur OP im Februar 2003<br />

stationär aufgenommen war, hörte<br />

ich den Vorwurf vom Chefarzt,<br />

weshalb ich so spät zur Operation<br />

gekommen sei. Der Tumor wurde<br />

diesmal endoskopisch transnasal,<br />

also durch die Nasenhöhle, mit<br />

Neuronavigation entfernt. Als ich<br />

aus der Narkose erwachte, konnte<br />

ich durch die Nase atmen! Das war<br />

ein tolles Gefühl. Noch während<br />

des stationären Aufenthalts in der<br />

Klinik erfolgte eine Mitbehandlung<br />

durch die Endokrinologen, die mich<br />

auch (endlich!!!) aufklärten. Über<br />

die Endokrinologen bin ich dann<br />

auch zum <strong>Netzwerk</strong> <strong>und</strong> an die<br />

GLANDULA gekommen.<br />

Zusätzlich zu den normalen endokrinologischen<br />

Untersuchungen<br />

wurde fünf Monate nach der OP<br />

stationär ein Insulinhypoglykämietest<br />

gemacht.<br />

Die nächsten Jahre verliefen recht<br />

unspektakulär. Endokrinologisch<br />

wurde ich – endlich – gut versorgt,<br />

privat hatte ich langsam meinen<br />

ersehnten Ruhestand im Blick. Die<br />

Ruhephase der Altersteilzeit begann<br />

für mich 2006.<br />

Für 2009 war die dritte <strong>Hypophysen</strong>operation<br />

geplant. Vor der<br />

Operation des Rezidives sollte eine<br />

operative Verkleinerung der Prostata<br />

bei mir gemacht werden. Der Eingriff<br />

erfolgte mit einem Greenlightlaser<br />

im April 2009.<br />

Im Juni 2009 war es dann wieder<br />

soweit, die dritte Kopfoperation<br />

stand an. Nach der OP ging es<br />

mir so gut wie nach der zweiten<br />

OP, zunächst. Einen Tag nach der<br />

OP wurde ein MRT zur Kontrolle<br />

gemacht. Dann kam für mich die<br />

schlechte Nachricht von dem Neurochirurgen:<br />

Da auch die Neuronavigation bei<br />

den durch die beiden Voroperationen<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Erfahrungsbericht<br />

33<br />

veränderten anatomischen Verhältnisse<br />

an die Grenzen der Genauigkeit<br />

kam, war es zu gefährlich<br />

ab einem gewissen Punkt weiter<br />

zu operieren. Nach dem jetzt vorliegenden<br />

aktuellen MRT kann mit<br />

großen Erfolgsaussichten weiteres<br />

Tumorgewebe entfernt werden.<br />

Mir wurde deshalb eine OP (die<br />

vierte!) in den nächsten Tagen empfohlen.<br />

Mit schwerem Herzen habe<br />

ich mich dazu durchgerungen. Also<br />

wurde ich im Abstand von fünf Tagen<br />

zweimal operiert. Die letzte<br />

OP war für mich sehr unangenehm,<br />

weil ich mich, noch narkotisiert,<br />

beim Ziehen des Beatmungsrohrs<br />

aufgerichtet <strong>und</strong> Stopfmaterial (Fett<br />

aus der Bauchnabelregion) ausgehustet<br />

habe. Darauf musste ich zurück<br />

in den OP, wo ich, immer noch<br />

nicht aufgewacht, neu versorgt wurde.<br />

Als ich dann wach wurde, hatte<br />

ich wieder, wie bei der ersten OP<br />

1997, eine tamponierte Nase. Das<br />

bedeutete, nur durch den M<strong>und</strong> zu<br />

atmen. Trotz des trockenen M<strong>und</strong>es<br />

durfte ich nichts trinken. Sehr unangenehm.<br />

Es war zu erwarten, dass über<br />

kurz oder lang bei den Kontrolluntersuchungen<br />

wieder ein Rezidiv<br />

diagnostiziert wird. Die Neurochirurgen<br />

wollen mich nach vier Operationen<br />

am liebsten nicht erneut im<br />

OP sehen. Deshalb haben Sie mir<br />

die Empfehlung zu einer Gamma-<br />

Knife-Bestrahlung mit auf den Weg<br />

gegeben.<br />

Eine radiochirurgische Behandlung<br />

mit dem Gamma Knife wurde im<br />

Dezember 2010 durchgeführt. Bis<br />

jetzt sind die Kontrolluntersuchungsergebnisse<br />

zufriedenstellend. Ich<br />

hoffe, dass es so bleibt! An die Substitutionsmedikation<br />

habe ich mich<br />

zwischenzeitlich gewöhnt. Auch<br />

mit der Gesichtsfeldeinschränkung<br />

habe ich mich arrangiert. Die erste<br />

Operation 1997 war einfach zu<br />

spät. Der Tumor hatte zu lange auf<br />

die Sehnerven gedrückt, deshalb<br />

leide ich noch heute unter einem<br />

eingeschränkten Gesichtsfeld. Aber<br />

es hätte schlimmer kommen können.<br />

n Probleme mit der Medikation<br />

Nach neunjähriger Erfahrung<br />

mit der Substitution von Cortison<br />

habe ich zwar häufiger von einer<br />

Addisonkrise gehört <strong>und</strong> gelesen,<br />

aber selbst war ich nie betroffen.<br />

Für alle Fälle hatte ich immer gut<br />

vorgesorgt: ausreichend Hydrocortison<br />

<strong>und</strong> Cortison-Zäpfchen. So<br />

fühlte ich mich sicher. Bei meinem<br />

letzten Urlaub im Herbst 2012 hat<br />

es mich dann voll erwischt. Eine<br />

siebentägige R<strong>und</strong>reise durch die<br />

Türkei hatte ich gut überstanden.<br />

Aber am Morgen des achten Tages<br />

fühlte ich mich sehr schlecht, ein<br />

kräftiger Durchfall hat mich überfallen.<br />

Auf das Frühstück habe ich<br />

verzichtet. Meine morgendliche Dosis<br />

Hydrocortison verdoppelte ich.<br />

Für den weiteren Tagesverlauf war<br />

geplant, dass der Bus uns noch zu<br />

zwei obligatorischen „Fabrikbesichtigungen”<br />

bringt <strong>und</strong> anschließend<br />

in das Strandhotel zum Badeurlaub.<br />

Aber es kam anders. Mein Durchfall<br />

entwickelte sich zu einem kräftigen<br />

Brechdurchfall mit Schüttelfrost.<br />

Nach einem kurzen Blackout stürzte<br />

ich, dann ging alles sehr schnell:<br />

Krankenwagen, Notaufnahme im<br />

Krankenhaus. Meine Frau war immer<br />

bemüht, zunächst die Sanitäter<br />

<strong>und</strong> später auch den bzw. die<br />

Ärzte mit Hilfe meines Notfallausweises<br />

auf die Notwendigkeit einer<br />

Cortison-Infusion hinzuweisen. Das<br />

war nicht wirklich einfach!!! Zunächst<br />

bekam ich eine Infusion gegen den<br />

Brechdurchfall <strong>und</strong> nach großem<br />

Hin <strong>und</strong> Her endlich Cortison in der<br />

notwendigen Dosis. Die Diagnose<br />

Jochbein-Fraktur war schnell gestellt.<br />

Der Bruch wurde an dem Tag<br />

nach dem Sturz operiert. Einen Tag<br />

nach der OP konnte ich aus dem<br />

Krankenhaus entlassen werden <strong>und</strong><br />

mich im gebuchten Strandhotel bis<br />

zur Heimreise ein paar Tage erholen.<br />

Zum Ende meines Berichtes möchte<br />

ich von einem Krankenhausaufenthalt<br />

im Januar 2013 schreiben.<br />

Bei dem Vorgespräch zu einer erneuten<br />

Prostata-OP habe ich dem<br />

jungen Anästhesiearzt von meiner<br />

<strong>Hypophysen</strong>vorderlappen-Insuffizienz<br />

<strong>und</strong> der Substitutionstherapie<br />

mit Hydrocortison berichtet. Er hat<br />

darauf von sich aus gesagt, dass<br />

ich vor, während <strong>und</strong> nach der OP<br />

mit 100 bis 150 mg Hydrocortison<br />

versorgt werde. Ich war angenehm<br />

überrascht!<br />

Bei meinen Krankenhausaufenthalten<br />

habe ich gelernt, auf die Medikamente<br />

zu achten. Man bekommt<br />

dort meistens einen kleinen Plastikbecher<br />

mit verschiedenen Tabletten.<br />

Entweder werden einzelne Tabletten<br />

von der Packung abgeschnitten<br />

oder sie werden aus der Packung<br />

herausgedrückt <strong>und</strong> landen dann<br />

als ganze oder auch halbe Tablette<br />

in dem Plastikbecher. Häufig<br />

ist nicht erkennbar, um welches<br />

Medikament es sich handelt. Zwei<br />

Beispiele sollen die Problematik verdeutlichen:<br />

Für meine Substitutionstherapie<br />

nehme ich 30 Minuten vor dem<br />

Frühstück 1 Tablette Euthyrox 75 µg.<br />

In dem Becher waren, neben anderen<br />

Medikamenten, 1 1 / 2 Tabletten<br />

Euthyrox 50 µg. Aber nicht als solche<br />

eindeutig zu erkennen.<br />

Zweites Beispiel: Als Corticoid sollte<br />

ich abends 10 mg Hydrocortison<br />

nehmen. In meinem Medikamentenbecher<br />

fand ich 2 Tabletten<br />

mit je 5 mg Prednisolon (entspricht<br />

50 mg Hydrocortison).<br />

Ich möchte deshalb keinen Vorwurf<br />

erheben. Aber künftig werde ich<br />

lieber meine eigenen Tabletten im<br />

Nachtschrank haben.<br />

*G. D.<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter.<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


34<br />

Erfahrungsbericht<br />

36-jährige Krankengeschichte mit<br />

positivem Ausgang<br />

n Plötzliche Beschwerden<br />

Nicht weniger als 36 Jahre liegen<br />

die Anfänge meiner Krankengeschichte<br />

zurück. Ich war damals 21<br />

Jahre alt. Als Kind <strong>und</strong> Jugendliche<br />

war ich trotz aller „Mastversuche“<br />

stets schlank <strong>und</strong> untergewichtig.<br />

Bis ich 1969 mit einem volleren Gesicht<br />

von einem Englandaufenthalt<br />

zurückkehrte. Ein Vierteljahr später<br />

setzte die Periode aus. Beiden<br />

Symptomen wurde keine weitere<br />

Bedeutung beigemessen. Der Gynäkologe,<br />

den ich aufsuchte, verschrieb<br />

mir ein Östrogen-Präparat<br />

(Progylud, später Progynon) <strong>und</strong> alles<br />

schien wieder im Lot. Mit der Zeit<br />

traten unspezifische Rücken- <strong>und</strong><br />

Gelenkschmerzen auf, an denen<br />

der Orthopäde buchstäblich herumdokterte<br />

- ohne Erfolg. Ich hatte<br />

schwere Beine <strong>und</strong> schlich wie eine<br />

lahme Ente über den Tennisplatz.<br />

Ich hangelte ich mich so durch, bis<br />

ich 1972 eine schwere Thrombophlebitis,<br />

eine akute Thrombose, in<br />

beide Beine bekam. Der Internist,<br />

der mich behandelte, schickte mich,<br />

weil ich die „Pille“ nahm, zur Gynäkologin,<br />

die als Erste mein r<strong>und</strong>es<br />

Gesicht als anormal empfand <strong>und</strong><br />

mich mit Verdacht auf Morbus<br />

Cushing in die Endokrinologie<br />

der Universitätsklinik Heidelberg<br />

schickte.<br />

Dort wurde ich dann 14 Tage stationär<br />

nach allen damalig bekannten<br />

Regeln der ärztlichen Kunst untersucht<br />

(Gesichtsfeld, Röntgen des<br />

Schädels, gynäkologische Untersuchung,<br />

Bluttests, Urintests etc.), doch<br />

der Bef<strong>und</strong> war nicht eindeutig. Es<br />

wurde nur anhand der durchgeführten<br />

Belastungstests festgestellt,<br />

dass die Hypophyse Auslöser der<br />

Beschwerden war. Sie produzierte<br />

ständig zu viel ACTH, was zu einer<br />

erhöhten Cortisol-Ausschüttung<br />

führte. Von da an war ich unter<br />

ständiger Beobachtung <strong>und</strong> musste<br />

vierteljährlich zur Kontrolle in die<br />

Klinik. In dieser Zeit beendete ich<br />

mein Studium <strong>und</strong> nahm meine Berufstätigkeit<br />

auf. Die Beschwerden<br />

wurden immer stärker. Abgesehen<br />

von meinem Äußeren (Mondgesicht,<br />

Stiernacken, Stammfettsucht)<br />

litt ich unter zunehmender Muskelschwäche,<br />

zuletzt konnte ich eine<br />

Treppe mit einer Einkaufstasche in<br />

der Hand nur Stufe für Stufe <strong>und</strong><br />

mich am Geländer hochziehend<br />

hinaufsteigen. Doch zum damaligen<br />

Zeitpunkt bestand die einzige<br />

Möglichkeit, die Beschwerden zu<br />

beseitigen, in der Entfernung beider<br />

Nebennieren. Medikamentöse Beeinflussung<br />

oder mikrochirurgische<br />

Eingriffe waren noch nicht so weit<br />

entwickelt. Da die Auswirkungen einer<br />

solchen Operation irreversibel<br />

waren, wurde die Entscheidung solange<br />

hinausgezögert, bis ich 1977<br />

einen schweren Diabetes bekam<br />

(Werte über 400).<br />

n Operationen, Medikation<br />

<strong>und</strong> Verlaufskontrollen<br />

So wurden mir dann im Abstand<br />

von 10 Tagen erst die rechte <strong>und</strong><br />

dann die linke Nebenniere entfernt.<br />

Beide Nebennieren waren dreimal<br />

so groß wie normal <strong>und</strong> produzierten<br />

zuletzt 300 mg Cortisol täglich.<br />

Der Blutzuckerspiegel sank bereits<br />

im Krankenhaus auf Normalwerte<br />

ab <strong>und</strong> innerhalb von einem<br />

halben Jahr erreichte ich ohne Diät<br />

meine alten „Abmessungen“ <strong>und</strong><br />

– vor allen Dingen - mein altes<br />

Gesicht wieder zurück. Auch die<br />

unerträglichen Gelenkschmerzen<br />

verschwanden <strong>und</strong> die Muskulatur<br />

baute sich allmählich wieder<br />

auf. Da ich einen sogenannten primären<br />

Cushing hatte, bei dem die<br />

Hypophyse wegen einer ständigen<br />

Überproduktion von ACTH Auslöser<br />

der Nebennierenvergrößerung ist,<br />

wurde meine Hypophyse in regelmäßigen<br />

Abständen kontrolliert.<br />

1988 hat man dann tatsächlich bei<br />

einer Computertomographie eine<br />

nicht abgrenzbare Erweiterung<br />

der Hypophyse festgestellt <strong>und</strong><br />

1995 war dann in einer Kernspintomographie<br />

erstmals ein Nelson-<br />

Adenom, eine vor allem ACTH produzierende<br />

Geschwulst des <strong>Hypophysen</strong>vorderlappens,<br />

zu erkennen.<br />

Nebenbei, welch ein Fortschritt: Zu<br />

Beginn meiner Erkrankung gab<br />

es nur normale Röntgenverfahren,<br />

dann kamen die Röntgenschichtaufnahmen,<br />

dann die Computertomographie<br />

<strong>und</strong> dann die Kernspintomographie.<br />

Eine Operation,<br />

Gamma-Knife- oder Strahlenbehandlung<br />

ist jedoch nach Aussage<br />

des Neurochirurgen derzeit nicht<br />

erforderlich, da das Adenom weit<br />

vom Sehnerv entfernt liegt. Wenn<br />

ich Glück habe, wird ein Eingriff<br />

nie erforderlich. Zweimal jährlich<br />

gehe ich nun zur Kontrolluntersuchung<br />

zum Endokrinologen, wo die<br />

einschlägigen Blutwerte bestimmt<br />

werden, <strong>und</strong> gelegentlich wird eine<br />

Kernspintomographie gemacht.<br />

1995 wurde bei mir der graue Star<br />

diagnostiziert. Er war vermutlich<br />

eine Spätfolge der jahrelang erhöhten<br />

Cortisolspiegel vor der Operation.<br />

Nach dem Einsetzen zweier<br />

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Erfahrungsbericht<br />

35<br />

1969 - vorher 1974 1976: 1 / 2 Jahr vor der<br />

Adrenalektomie<br />

ca. 1990<br />

künstlicher Linsen habe ich wieder<br />

100 % Sehkraft auf beiden Augen.<br />

2006 wurde dann bei mir durch<br />

Zufall bei einer nachmittäglichen<br />

Blutentnahme ein Diabetes entdeckt.<br />

Meine Morgenwerte waren<br />

immer unauffällig, doch der HbA1c,<br />

der Wert des Glukose geb<strong>und</strong>enen<br />

roten Blutfarbstoffs, war erhöht (7,1).<br />

Mit kontrolliertem Essen <strong>und</strong> Bewegung<br />

halte ich den Wert nun bei<br />

6,5.<br />

Ich lebe nun seit 35 1 / 2 Jahren mit<br />

Morbus Addison. Mit einer Tagesdosis<br />

von 10-10-5 mg Hydrocortison<br />

<strong>und</strong> 1 Astonin H bin ich gut<br />

eingestellt. Außerdem nehme ich<br />

noch eine Vigantolette 1000 zur<br />

Osteoporose-Vorbeugung.<br />

Ich hatte zweimal eine Addison-<br />

Krise mit Krankenhausaufenthalt,<br />

einmal wegen eines Durchfallerkrankungen<br />

auslösenden Noro-<br />

Virus <strong>und</strong> einmal wegen eines<br />

mehrtägigen körperlichen <strong>und</strong><br />

psychischen Stresses. Zweimal hatte<br />

ich eine leichte psychische Krise<br />

(„Anpassungsstörung“), einmal wegen<br />

einer Änderung meiner beruflichen<br />

Situation <strong>und</strong> einmal bei der<br />

Diagnose meines Diabetes. Doch<br />

davon abgesehen kann ich mich<br />

nicht beklagen. Es ist jedenfalls kein<br />

Vergleich mit den acht Cushing-<br />

Jahren, in denen mich nicht nur die<br />

körperlichen Beschwerden belastet<br />

haben, sondern auch <strong>und</strong> vor<br />

allem die äußeren Veränderungen.<br />

Sie führten dazu, dass mich zum<br />

Beispiel Menschen auf der Straße<br />

nicht mehr erkannt haben. Ich bin<br />

vielleicht nicht so belastbar wie ein<br />

vollkommen ges<strong>und</strong>er Mensch,<br />

aber da ich meinen Körper kenne,<br />

kann ich mich danach richten.<br />

n Fazit<br />

Im Rückblick war es ein „Glück“,<br />

dass der Cushing in so frühen Jahren<br />

auftrat. Ich war noch jung <strong>und</strong><br />

unbekümmert <strong>und</strong> habe die Situation<br />

nicht als so bedrohlich empf<strong>und</strong>en.<br />

Außerdem fühlte ich mich in<br />

der Universitätsklinik gut betreut <strong>und</strong><br />

konnte so ruhig mein Studium beenden.<br />

Zum Zeitpunkt der OP war ich<br />

knapp 29 Jahre alt <strong>und</strong> stand erst<br />

am Anfang meines Berufslebens.<br />

Da dies ziemlich genau mit dem<br />

Anfang meines Lebens als Addison-<br />

Patient zusammenfiel, waren dies<br />

gewissermaßen zwei Lebensab<strong>und</strong><br />

einschnitte, die zusammentrafen.<br />

So hatte der Addison keine so<br />

große Bedeutung für mich. Ich empfinde<br />

es auch als Glück, dass die<br />

Medizin damals noch nicht so weit<br />

fortgeschritten war <strong>und</strong> mir daher<br />

alternative Therapien erspart wurden,<br />

durch die zwar die Entfernung<br />

der Nebennieren vermieden oder<br />

zumindest hinausgezögert werden<br />

kann, die dann aber letztendlich oft<br />

doch unvermeidlich ist. Dies hat mir<br />

diese belastenden Zwischenschritte<br />

erspart.<br />

Die einzige Angst, oder zumindest<br />

ein Unbehagen, das bleibt, ist die<br />

Tatsache, dass ich lebenslang von<br />

der Verfügbarkeit des lebenserhaltenden<br />

Cortisons abhängig bin,<br />

<strong>und</strong> dass – leider – viele Ärzte nicht<br />

über Morbus Addison Bescheid<br />

wissen <strong>und</strong> man fast um eine Cortisonspritze<br />

betteln muss, wenn man<br />

sich in einer kritischen Situation befindet.<br />

Ich kann nur hoffen, dass es dem<br />

<strong>Netzwerk</strong> gelingt, durch Aufklärungsarbeit<br />

auf diesem Gebiet eine<br />

Verbesserung dieser Situation zu erreichen.<br />

*J. W.<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter.<br />

In der nächsten Ausgabe ...<br />

… lesen Sie alles über das Krankheitsbild<br />

Morbus Conn. Diese Erkrankung<br />

ist durch eine Überproduktion des Hormons<br />

Aldosteron geprägt, was zu einer<br />

Vielzahl belastender Symptome führt.<br />

Außerdem finden Sie natürlich einen<br />

ausführlichen Rückblick auf den 17.<br />

Überregionalen <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierentag in Berlin <strong>und</strong> hochinteressante<br />

Vorträge von dieser Veranstaltung<br />

(siehe auch S. 10–12).<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


36<br />

Erfahrungsbericht<br />

Mein „Leben” mit Morbus Cushing<br />

Wenn man es überhaupt „Leben”,<br />

zumindest über viele Jahre lang,<br />

nennen kann.<br />

Es dauerte zehn Jahre bis zur Diagnose.<br />

Es war 1996, als alles begann. Ich<br />

war 18 Jahre. Soweit können wir<br />

zumindest definitiv alles zurück verfolgen.<br />

Was vorher war, weiß man<br />

nicht genau.<br />

n Beschwerdebilder<br />

Als erstes Anzeichen bekam ich<br />

Bluthochdruck <strong>und</strong> Herzrhythmusstörungen.<br />

Von meinem Hausarzt bekam ich<br />

deshalb blutdrucksenkende Betablocker<br />

<strong>und</strong> ACE-Hemmer sowie<br />

Diuretika (Präparate, die das Ausscheiden<br />

von Wasser aus dem<br />

Körper durch die Niere bewirken)<br />

verordnet. Doch scheinbar schienen<br />

diese nicht anzuschlagen. Der<br />

Blutdruck blieb trotz der Maximaldosis<br />

hoch. Dies erschien meinem<br />

Hausarzt aber nicht als so tragisch.<br />

„Das ist normal. Nimm die Tabletten<br />

einfach weiter. Das wird schon. Das<br />

kann dauern”, war sein Kommentar.<br />

Also tat ich das. Ich dachte, dass er<br />

schon wüsste, was er tat. Er kannte<br />

mich ja schließlich von klein an.<br />

Dann ging es weiter. Meine Füße<br />

schwollen ständig an <strong>und</strong> plötzlich<br />

blieb meine Periode aus. Auch das<br />

wurde als normal bezeichnet. Ich<br />

hatte ja mal kurzfristig die Pille bekommen<br />

<strong>und</strong> das könnte dauern,<br />

ehe diese mal wieder einsetzen<br />

würde.<br />

Des Weiteren litt ich ständig unter<br />

Nierenbeckenentzündungen.<br />

Bei jeder kleinsten Berührung bekam<br />

ich blaue Flecken <strong>und</strong> an<br />

Bauch, Beinen <strong>und</strong> Armen wurden<br />

dünne rote Streifen deutlich sichtbar.<br />

Die Haut wurde dünn wie Papier,<br />

doch alles war angeblich normal.<br />

Doch das war noch lange nicht<br />

alles!<br />

Im Jahr 2000 nahm ich dann etwa<br />

60 kg zu. Mein Gesicht wurde immer<br />

r<strong>und</strong>er <strong>und</strong> meine Gesichtsfarbe<br />

zum dunklen Dauerrot. Das einzige,<br />

was hell blieb, waren die Augenpartien.<br />

Um dies zu verdecken,<br />

trug ich von da an nur noch Brille.<br />

Aber auch das Gewicht störte meinen<br />

Hausarzt nicht wirklich. „Geh<br />

nicht so oft zu „McDonald’s”. Das<br />

kennt man ja von Studenten. Dann<br />

geht auch das Gewicht runter!” Dabei<br />

war ich nie bei „McDonald’s”.<br />

Im Gegenteil! Ich ernährte mich immer<br />

ges<strong>und</strong>.<br />

Die Gesichtsfarbe war angeblich<br />

eine Allergie. Also wurde ich zur<br />

Hautärztin überwiesen. Dort stellte<br />

man natürlich nichts fest. Ich bekam<br />

lediglich eine Cortisoncreme verschrieben.<br />

Damit würde die „leichte”<br />

Rötung schon weggehen.<br />

Ich war der Verzweiflung nahe.<br />

Mein Gewicht betrug mittlerweile<br />

130 kg.<br />

Sprüche wie „Feuermelder”, „Zu<br />

lange auf der Sonnenbank gewesen?”<br />

oder „Heute mit dem Fahrrad<br />

zur Arbeit gekommen?” standen auf<br />

der Tagesordnung.<br />

Mittlerweile wurde ich depressiv,<br />

lustlos <strong>und</strong> manchmal sogar aggressiv.<br />

Ich machte eine Persönlichkeitsveränderung<br />

durch. Ich hatte<br />

Konzentrationsstörungen, konnte<br />

manchmal eins <strong>und</strong> eins nicht mehr<br />

zusammenzählen. Das war total<br />

peinlich. Vor allem vor den Professoren<br />

in der Uni. Die hielten mich<br />

wahrscheinlich für total blöd. Ich<br />

traute mich nicht mehr zu den Prüfungen.<br />

Ich war dort bekannt wie<br />

ein bunter H<strong>und</strong> …<br />

Also wurde ich zum Einzelgänger.<br />

Machte alles mit mir selber<br />

aus <strong>und</strong> ließ niemanden an mich<br />

heran. Auch bei meiner Familie<br />

machte ich keine Ausnahme. Das<br />

Leben hatte keinen Sinn mehr für<br />

mich.<br />

Als ich meinen Hausarzt darauf ansprach,<br />

hieß es einfach nur: „Das ist<br />

die Psyche. Hör auf mit dem Studium,<br />

dann wirst du auch ruhiger!”<br />

Dies war dann der Gr<strong>und</strong> für meinen<br />

Hausarzt, mich zum Psychiater<br />

zu schicken. Na ja, ich dachte einen<br />

Versuch ist es wert. Also ging<br />

ich dort hin. Aber schon nach der<br />

dritten Sitzung merkte ich, dass ich<br />

dort irgendwie fehl am Platz war.<br />

Das war nicht die Lösung all meiner<br />

Probleme. Dort sah man mein<br />

Problem darin, dass ich neben dem<br />

Studium arbeiten musste, um dieses<br />

zu finanzieren. Meine Blutdruckprobleme<br />

sollten an den Geldsorgen<br />

liegen. Das war für mich nicht nachvollziehbar.<br />

Also brach ich die Therapie<br />

ab.<br />

Jetzt war ich an der Reihe. Nun<br />

musste ich selber gucken, wie ich<br />

mir helfen könnte. Immer noch völlig<br />

frustriert aufgr<strong>und</strong> der Gewichtszunahme<br />

meldete ich mich in einem<br />

Fitnessstudio an. Ich wollte den<br />

Pf<strong>und</strong>en auf anderem Weg den<br />

Kampf ansagen <strong>und</strong> ich dachte,<br />

dass Sport auch dem Blutdruck gut<br />

tun würde.<br />

Ich war eigentlich täglich auf dem<br />

Fahrrad <strong>und</strong> jeden Montag war<br />

Walken angesagt. Mehr durfte ich<br />

auch nicht tun. Anweisung der Chefin.<br />

Doch wie sollte es anders sein ...<br />

Auch dort wurde ich zum Sorgenkind.<br />

Der Blutdruck wurde auch<br />

durch den Sport nicht besser. Im<br />

Gegenteil. Zweimal musste sogar<br />

der Rettungswagen gerufen, weil<br />

ich in eine schwere Bluthochdruckkrise<br />

kam <strong>und</strong> nicht mehr reagierte.<br />

Also wurde ich beim Fitnessstudio<br />

gesperrt.<br />

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Erfahrungsbericht<br />

37<br />

Mondgesicht<br />

Bluthochdruck<br />

dünne Arme<br />

Stammfettsucht<br />

Muskelabbau<br />

& Schwäche<br />

dünne Beine<br />

Symptome des Cushing-Syndroms<br />

Natürlich merkten alle, dass etwas<br />

nicht stimmen konnte.<br />

Nachdem meine Mutter auch<br />

schon mit dem Hausarzt gesprochen<br />

hatte, dass es so nicht weitergehen<br />

könnte <strong>und</strong> sie mich nicht<br />

mehr wiedererkennen würde, kam<br />

er endlich mal auf die Idee mich<br />

zur Schilddrüsenuntersuchung zu<br />

schicken. Jedoch ohne Erfolg. Es<br />

stellte sich weder eine Über- noch<br />

eine Unterfunktion heraus.<br />

Auch der Bef<strong>und</strong> vom Gynäkologen<br />

war negativ.<br />

Also schickte er mich mit Verdacht<br />

auf Phäochromozytom zur bildgebenden<br />

Untersuchung MRT (Magnetresonanztomographie)<br />

des<br />

Unterleibs.<br />

Doch auch hier war der Erfolg<br />

gleich null. Nieren, Nebennieren,<br />

Leber <strong>und</strong> Galle erschienen völlig<br />

normal. Was nun? Der neue Hoffnungsschimmer<br />

war zerstört. Nun<br />

hieß es: „Mehr können wir nicht<br />

tun, außer jedes Jahr eine MRT des<br />

Unterleibs durchführen <strong>und</strong> gucken,<br />

dass man irgendwann was findet.<br />

Das kann dauern!” Das war im November<br />

2005.<br />

Im April 2006 beschloss ich, dass<br />

ich so nicht weiterleben konnte <strong>und</strong><br />

bedrückte Stimmungslage<br />

Leistungsabfall<br />

Büffelnacken<br />

Osteoporose<br />

mit vermehrten<br />

Knochenbrüchen<br />

Störung der Regelblutung<br />

(Frau)<br />

vermindertes sexuelles<br />

Verlangen, Impotenz<br />

(Mann)<br />

wollte. Der Blutdruck war nun dauerhaft<br />

hoch mit einem Wert von<br />

210/120 <strong>und</strong> einem Puls nicht unter<br />

120 trotz der Tabletten. Die Krisen,<br />

in denen der Blutdruck noch höher<br />

ging, häuften sich. Sie kamen nun<br />

fast täglich <strong>und</strong> es dauerte St<strong>und</strong>en,<br />

bis es sich wieder besserte. Ich<br />

merkte nur noch, dass ich anfing zu<br />

zittern <strong>und</strong> dann nichts mehr mitbekam.<br />

Ich war nicht mehr in der Lage<br />

zu sprechen. Mein Leben bestand<br />

nur noch aus Angst vor diesen Krisen.<br />

Nach langem Bitten <strong>und</strong> Betteln<br />

überwies mich dann mein Hausarzt<br />

zu den Kardiologen. Als ich dort anrief,<br />

kam die nächste Enttäuschung.<br />

Man gab mir einen Termin in einem<br />

halben Jahr. Doch solange wollte<br />

<strong>und</strong> konnte ich nicht warten.<br />

Mein Hausarzt machte deshalb einen<br />

Termin auf Dringlichkeit. Somit<br />

konnte ich mich schon Ende April<br />

dort vorstellen. Dort machte man<br />

dann ein Belastungs-EKG <strong>und</strong> weitere<br />

Untersuchungen. Beim Ultraschall<br />

des Herzens war der Kardiologe<br />

ganz fasziniert.<br />

Er sagte, dass er zweimal hingucken<br />

musste, ob er die richtige Patientin<br />

vor sich hatte. Die anderen<br />

Ergebnisse passten nicht zu dem<br />

Bef<strong>und</strong> des Herzens. Dort waren<br />

keine Schäden festzustellen, die das<br />

ganze Geschehen erklären konnten.<br />

Er machte dann noch einen<br />

24h-Blutdruck-Test. Dabei stellte er<br />

fest, dass die Tag-/Nacht-Rhythmik<br />

völlig aufgehoben war. Die Werte<br />

waren nun dauerhaft bei 240/130<br />

mit einem Ruhepuls von 135. Der<br />

Blutdruck war nicht mehr runter zu<br />

bekommen. Demnach war er der<br />

Überzeugung, dass die Ursache<br />

eher in den Nieren zu suchen wäre.<br />

Das würde auch die ständigen Nierenbeckenentzündungen<br />

erklären.<br />

Also machte er einen Eiltermin bei<br />

uns in der Nierenklinik. Dort konnte<br />

ich mich sofort am nächsten Tag<br />

vorstellen. Der Nephrologe (Nierenspezialist)<br />

war sehr nett <strong>und</strong> wir unterhielten<br />

uns sehr lange. Er machte<br />

Ultraschall der Nieren <strong>und</strong> Nebennieren<br />

<strong>und</strong> konnte eigentlich nichts<br />

Auffälliges erkennen.<br />

Dann sagte er, dass er noch weitere<br />

Tests machen müsste, wofür<br />

ich aber den Betablocker absetzen<br />

müsste. Dieser müsste dann<br />

eine Woche aus dem Körper sein<br />

<strong>und</strong> dann könnte er erst den Test<br />

machen. Aber dazu sollte es nicht<br />

kommen …<br />

Während ich den Betablocker absetzte,<br />

stattdessen bekam ich andere<br />

Medikamente, ging es mir immer<br />

schlechter.<br />

An einem Donnerstag ging es mir<br />

schließlich so schlecht, dass ich in<br />

der Praxis anrief. Mein Arzt war<br />

aber nicht da. Man sagte mir, dass<br />

er mich am Freitag sofort anrufen<br />

würde.<br />

Als ich an diesem Tag nach Hause<br />

kam, hatte ich Post von dem Kardiologen<br />

im Briefkasten. Es war der Bef<strong>und</strong>.<br />

Also rief ich erneut in der nephrologischen<br />

Praxis an <strong>und</strong> faxte<br />

den Bef<strong>und</strong> zu. Ich hoffte, dass der<br />

Nephrologe mir dazu etwas sagen<br />

könnte. Am Freitag rief mich dann<br />

auch gleich die Sprechst<strong>und</strong>enhilfe<br />

an, um mir mitzuteilen, dass ich<br />

am Samstag sofort beim Arzt zu<br />

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Glandula 36/13 n n n


38<br />

Erfahrungsbericht<br />

erscheinen hätte. Er hätte etwas<br />

Dringendes mit mir zu besprechen.<br />

Ich war wie vor den Kopf gestoßen.<br />

Was war los? Hatte er etwas entdeckt?<br />

n Endokrinologische<br />

Untersuchungen<br />

Total aufgeregt <strong>und</strong> mit einem mulmigen<br />

Gefühl ging ich am Samstag<br />

zu ihm. Er sagte mir, dass er<br />

nun einen anderen dringenden<br />

Test vorziehen müsste. Er hätte da<br />

einen Verdacht. Schon da sagte er<br />

mir, dass er die Nebenniere nicht<br />

als Auslöser, sondern als leidendes<br />

Organ sehen würde. Aber das<br />

müsste getestet werden. Also sollte<br />

ich am Sonntag den Urin sammeln<br />

<strong>und</strong> Montag früh zur Blutabnahme<br />

kommen. Dann sollte ich abends<br />

eine Tablette (Dexamethason 2 mg<br />

; ein die Ausschüttung des Hormons<br />

ACTH hemmender Wirkstoff)<br />

nehmen <strong>und</strong> dann am nächsten<br />

Morgen wieder zur Blutabnahme<br />

erscheinen. Während wir auf die<br />

Ergebnisse warteten, schickte er<br />

mich zum Augenarzt, der sich den<br />

Augenhintergr<strong>und</strong> anschauen sollte.<br />

Die Diagnose deutete wieder darauf<br />

hin, dass der Bluthochdruck<br />

nicht von den Nieren ausgelöst<br />

wurde.<br />

Nach einer Woche war dann das<br />

Ergebnis da. Und von da an ging<br />

eigentlich alles sehr schnell. Ich bekam<br />

eine E-Mail von ihm. Wir waren<br />

eigentlich ständig im E-Mail-<br />

Kontakt. Er gab mir die Nummer<br />

eines Endokrinologen, den er von<br />

seiner Ausbildung her kannte.<br />

Also rief ich dort an. Man bestellte<br />

mich zum „Volltest” am nächsten<br />

Morgen. Gesagt getan. Der Endokrinologe<br />

empfing mich vorne am<br />

Empfang, begrüßte mich, gab den<br />

Helferinnen Anweisungen <strong>und</strong> verabschiedete<br />

sich. Ich wurde in einen<br />

Raum geführt, wo ich mich hinlegen<br />

musste <strong>und</strong> mir wurde eine Infusion<br />

Hypothalamus<br />

CRH<br />

Hypophyse<br />

angelegt. Dann bekam ich ein Hormon<br />

gespritzt <strong>und</strong> alle 15 Minuten<br />

kam die Helferin <strong>und</strong> nahm mir Blut<br />

ab. Über eine St<strong>und</strong>e lang. Sie erklärte<br />

mir auch, dass es sich um einen<br />

CRH-Test handelte <strong>und</strong> sie das<br />

ATCH <strong>und</strong> das Cortisol bestimmen<br />

würde. Dann gab sie mir Tabletten<br />

(Dexamethason) mit, die ich nach<br />

Anweisung nehmen sollte.<br />

Ich musste genaue Mengen <strong>und</strong><br />

Uhrzeiten einhalten. Es handelte<br />

sich um einen Dexamethason-<br />

Langzeittest über eine Woche. Dabei<br />

stieg täglich die Dosis.<br />

Jeden morgen musste ich dann in der<br />

Praxis zur Blutabnahme erscheinen.<br />

Doch was hatte das alles zu bedeuten?<br />

Was passierte dort mit mir?<br />

Als ich an diesem Tag nach Hause<br />

kam, wartete schon der nächste<br />

Schlag. Der Bef<strong>und</strong> vom Nephrologen<br />

war im Briefkasten. Dort stand<br />

als weitere Diagnose Diabetes<br />

mellitus. Aus seiner Beurteilung heraus<br />

ergab sich kein Hinweis auf<br />

eine Ursache im Zusammenhang<br />

mit den Nieren, doch stellte er<br />

eine massive Erhöhung vom morgendlichen<br />

Cortisol im Blut <strong>und</strong> im<br />

24-St<strong>und</strong>en-Sammelurin fest. Auch<br />

das ATCH war extrem erhöht <strong>und</strong><br />

es gab keine Unterdrückung im<br />

Dexamethason-Hemmtest. Es hieß<br />

Verdacht auf hypophysäres ATCHabhängiges<br />

Morbus Cushing.<br />

Cortisol<br />

ACTH<br />

stimuliert<br />

hemmt<br />

Nebenniere<br />

Niere<br />

Beim Morbus Cushing führt ein Tumor der Hirnanhangdrüse dazu, dass das<br />

„Stresshormon“ Kortisol im Übermaß gebildet wird.<br />

Was hatte das jetzt alles zu bedeuten?<br />

Waren wir der Sache auf der<br />

Spur?<br />

Aus lauter Verzweiflung rief ich bei<br />

meinem Endokrinologen an. Ich<br />

hatte Glück, dass er an diesem Tag<br />

telefonische Sprechst<strong>und</strong>e hatte. Ich<br />

hatte Tausende von Fragen.<br />

Warum hatte ich auf einmal Diabetes?<br />

Er sagte „Ich habe mit dem<br />

Nephrologen gesprochen <strong>und</strong> wir<br />

haben unseren Verdacht. Wenn<br />

es das ist, kann man Ihnen helfen,<br />

aber es wird sehr schwierig. Lassen<br />

Sie mich meine Basis schaffen <strong>und</strong><br />

dann sehen wir weiter. Dann regelt<br />

sich auch der Diabetes wieder. Wir<br />

machen die Tests <strong>und</strong> dann telefonieren<br />

wir wieder.”<br />

Also ließ ich die Tests über mich ergehen.<br />

Durch das viele Blutabnehmen<br />

waren beide Arme mit blauen<br />

Flecken übersät. Die Helferin wusste<br />

schon gar nicht mehr, wo sie stechen<br />

sollte.<br />

Was meine Fragen betraf, so blieb<br />

es mir zunächst nur übrig, zu warten.<br />

Zwar hatte ich ein wenig Ahnung,<br />

was die Hormone <strong>und</strong> die<br />

Hypophyse betraf - allein durch<br />

meine Ausbildung als PTA <strong>und</strong><br />

das Pharmazie–Studium. Doch von<br />

einem Morbus Cushing hatte ich<br />

noch nie gehört. Im Internet stieß<br />

ich auf einige Berichte zu diesem<br />

Thema <strong>und</strong> musste feststellen, dass<br />

die Symptome zu 100 % auf mich<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Erfahrungsbericht<br />

39<br />

zutrafen. Ich durchsuchte meine<br />

Bücher nach weiteren Informationen<br />

<strong>und</strong> wurde fündig. Ich war<br />

geschockt. Da wurde mir erst richtig<br />

klar, dass man den Verdacht auf einen<br />

Tumor hatte.<br />

Mir wurde weiter klar, dass es nun<br />

an der Zeit war, meine Familie einzuweihen.<br />

Das ist natürlich sehr<br />

schwierig für mich gewesen. Wie<br />

sollte ich ihnen das erklären? Mir<br />

war die ganze Sache über den<br />

Kopf gewachsen.<br />

Sie waren natürlich auch geschockt.<br />

Von da an war immer einer bei mir,<br />

wenn es um Untersuchungen ging.<br />

… <strong>und</strong> dann kam das entscheidende<br />

Gespräch. Das Telefonat<br />

über das Ergebnis. Der Endokrinologe<br />

fragte mich, ob schon mal ein<br />

MRT vom Kopf gemacht worden<br />

wäre. Natürlich nicht!<br />

Also machte er einen Termin beim<br />

Radiologen. Auch das ging sehr<br />

schnell.<br />

Er rief Montag an <strong>und</strong> Dienstagmorgen<br />

konnte ich sofort hin. Ich<br />

tat dies mit gemischten Gefühlen.<br />

Was war, wenn man wieder nichts<br />

finden würde? Man hatte bis jetzt<br />

nichts gef<strong>und</strong>en! Warum ausgerechnet<br />

im Kopf?<br />

Dann kam das MRT. Über eine<br />

St<strong>und</strong>e lag ich in der Röhre. Es wurden<br />

Aufnahmen mit <strong>und</strong> ohne Kontrastmittel<br />

gemacht. Ich konnte auch<br />

auf das Ergebnis warten. Und dann<br />

kam der Schlag. Der Radiologe rief<br />

mich in sein Büro <strong>und</strong> sagte „Ihr Endokrinologe<br />

schickt sie, damit ich<br />

mal schaue, ob alle Ihre Probleme<br />

von der Hypophyse kommen. Ich<br />

muss Ihnen sagen, dass ich es dort<br />

sehe!” Moment! Was bedeutete<br />

das? Ich war fassungslos. Damit hatte<br />

ich, um ehrlich zu sein, nicht gerechnet.<br />

Total verwirrt bat ich ihn mir<br />

die Bilder <strong>und</strong> die Unterlagen mitzugeben.<br />

Ich dachte nur: „Du musst<br />

jetzt sofort zum Endokrinologen.”Er<br />

gab mir die Bilder mit <strong>und</strong> sagte,<br />

dass er den Bef<strong>und</strong> auch gleich faxen<br />

würde.<br />

Also fuhren mein Vater, der im Auto<br />

gewartet hatte, <strong>und</strong> ich zur Praxis.<br />

Dort angekommen war das Fax<br />

auch schon da. Ich fragte, wie es<br />

nun weiter gehen sollte. Ich war immer<br />

noch total fassungslos.<br />

Die Sprechst<strong>und</strong>enhilfe bat mich zu<br />

warten <strong>und</strong> kurze Zeit später kam<br />

mein Endokrinologe <strong>und</strong> bat mich<br />

in sein Sprechzimmer. Ich hatte das<br />

perfekte Bild, sowohl im Bluttest als<br />

auch im MRT, gezeigt. Der 1,9 X<br />

0,8 cm große Tumor in der Hypophyse<br />

war entdeckt <strong>und</strong> laut Bluttest<br />

sendete er Hormone <strong>und</strong> zwar das<br />

ATCH aus. Dadurch produzierten<br />

meine Nebennieren massenhaft<br />

Cortison. Mein Endokrinologe klärte<br />

mich nun über die Art der Operation<br />

<strong>und</strong> die darauf folgende<br />

Nachbehandlung <strong>und</strong> Cortison-Ersatztherapie<br />

auf. Nun war nur noch<br />

die Frage, wo die Operation stattfinden<br />

sollte. Wir einigten uns auf<br />

die Neurochirurgie in der Nähe,<br />

wo er auch sofort einen Termin in<br />

der <strong>Hypophysen</strong>-Sprechst<strong>und</strong>e<br />

machte. Auch hier ging nun alles<br />

sehr schnell. Innerhalb von einer<br />

Woche hatte ich den Termin.<br />

Nun war ich doch froh, dass man<br />

endlich was gef<strong>und</strong>en hatte. Ich<br />

war also definitiv keine Hypochonderin<br />

oder Simulantin!<br />

Mein Endokrinologe schrieb mich<br />

sofort vorläufig studier- <strong>und</strong> arbeitsunfähig.<br />

Aber das Einzige, was meinem<br />

Hausarzt dazu einfiel, war zu sagen:<br />

„Ich hab mir schon gedacht,<br />

dass sowas dabei raus kommt!”<br />

Was bildete der sich eigentlich ein?<br />

Nach der langen Zeit der Hilflosigkeit<br />

<strong>und</strong> dem Warten auf wirkliche<br />

Unterstützung war ich fassungslos<br />

über diese Aussage.<br />

Nun hieß es erst mal warten. Ich<br />

ging noch mal zu meinem Nephrologen.<br />

Der wusste schon Bescheid.<br />

Ich musste mich einfach bei ihm bedanken.<br />

Er hatte den Stein ins Rollen<br />

gebracht.<br />

Er freute sich, dass er mir hatte helfen<br />

können <strong>und</strong> meinte, dass es<br />

eigentlich die reinste Blickdiagnose<br />

war.<br />

Dann kam der Termin in der Uniklinik.<br />

Der leitende Oberarzt war mir<br />

sofort sympathisch <strong>und</strong> ich fühlte<br />

mich in guten Händen. Er erklärte<br />

mir, dass er die Operation durchführen<br />

würde, er aber leider erst<br />

im Urlaub wäre. Ich sollte dann an<br />

dem Montag sofort ins Krankenhaus<br />

kommen <strong>und</strong> am Dienstag<br />

würde er mich als erstes operieren.<br />

Also hatte ich Zeit, mir den Kopf<br />

zu zerbrechen. Das war mit das<br />

Schlimmste.<br />

Und dann kam der lang erwartete<br />

Tag. Am Montag, den 17.07.06,<br />

kam ich ins Krankenhaus.<br />

Dort wurde zunächst noch mal eine<br />

Computertomographie (CT) zur<br />

Bildgebung gemacht <strong>und</strong> am nächsten<br />

Morgen bin ich dann operiert<br />

worden. Vor der OP besuchte mich<br />

der Oberarzt <strong>und</strong> wünschte mir<br />

alles Gute. Alles lag nun in seinen<br />

Händen.<br />

n Operationen<br />

Die Operation verlief eigentlich<br />

ganz gut. Doch dann kam der<br />

nächste Schock. Am Tag nach der<br />

OP kam der Neurochirurg <strong>und</strong><br />

sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass<br />

wir uns noch mal lebend wieder<br />

sehen!” Da wurde uns erst einmal<br />

bewusst, wie ernst die Lage wirklich<br />

war.<br />

Nach der OP trank ich sehr viel. Wie<br />

sich später beim Endokrinologen<br />

herausstellte, habe ich einen Diabetes<br />

insipidus. Die Tamponaden (Verbandfüllungen<br />

zur Blutstillung <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>behandlung) konnten nach<br />

drei Tagen <strong>und</strong> die Drainage (System<br />

zur Ableitung von W<strong>und</strong>absonderungen,<br />

Blut etc.) im Rücken nach<br />

fünf Tagen gezogen werden. Alles<br />

schien gut zu verlaufen <strong>und</strong> ich wurde<br />

nach einer Woche entlassen. Zu<br />

Hause angekommen ging ich sofort<br />

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Glandula 36/13 n n n


40<br />

Erfahrungsbericht<br />

zu meinem Endokrinologen, wo ich<br />

mich auch heute noch sehr gut aufgehoben<br />

fühle.<br />

Doch meine „Freiheit” dauerte nicht<br />

lange. Nach zwei Tagen bekam ich<br />

extrem starke Kopfschmerzen. Allein<br />

der Weg zur Toilette war die reinste<br />

Qual. Also kam ich wieder ins Krankenhaus.<br />

Dort machte man ein CT<br />

von den Nebenhöhlen. Ohne Bef<strong>und</strong>.<br />

Es war Wochenende <strong>und</strong> der<br />

Oberarzt, der mich operiert hatte,<br />

war nicht da. Der kam erst am Montag<br />

wieder. Mittlerweile konnte ich<br />

den Kopf kaum noch bewegen. Bei<br />

jeder Bewegung dachte ich, er explodiert.<br />

Nichts half mehr. Nicht einmal<br />

die stärksten Schmerzmittel. Also<br />

verordnete der Oberarzt eine Art<br />

Morphium. Das machte die Schmerzen<br />

erträglicher. Am nächsten Tag<br />

veranlasste er dann ein CT vom Rücken.<br />

Dort fand man dann die Ursache.<br />

Das Loch von der Drainage<br />

hatte sich aufgr<strong>und</strong> der gestörten<br />

W<strong>und</strong>heilung nicht geschlossen. Also<br />

musste es geschlossen werden. Dazu<br />

wurde mir Blut abgenommen, dass<br />

mit Klebemittel vermischt <strong>und</strong> mir in<br />

den Rücken zum Verschluss gespritzt<br />

wurde. Dann musste ich zwei Tage<br />

flach liegen, damit das Blut gerinnen<br />

konnte. Die Kopfschmerzen ließen<br />

langsam nach. Doch schon in<br />

der Nacht sollte es zu der nächsten<br />

Komplikation kommen. Ich geriet in<br />

eine Addison–Krise. Meine Arme<br />

<strong>und</strong> Beine fingen an zu zittern. Ich<br />

hatte sie nicht mehr unter Kontrolle<br />

<strong>und</strong> ich bekam nass–kalte Schweißausbrüche,<br />

obwohl mir total warm<br />

war. Ich wurde panisch. Aber der<br />

diensthabende Arzt war total nett. Er<br />

legte mir eine Infusion mit Hydrocortison<br />

an <strong>und</strong> setzte sich einige Zeit<br />

zu mir aufs Bett, um mich zu beruhigen.<br />

Ich hatte Glück, dass ich im<br />

Krankenhaus war, denn zu Hause<br />

hätte das laut Oberarzt problematisch<br />

werden können.<br />

Kurz darauf konnte ich aber wieder<br />

entlassen werden. Meine Cortison-<br />

Dosis betrug da 60 mg pro Tag.<br />

Und wieder hatte ich einen Termin<br />

bei meinem Endokrinologen, um<br />

das weitere Vorgehen zu besprechen.<br />

Doch auch diesmal sollte ich nicht<br />

lange zu Hause bleiben. Das, was<br />

ich vorher für einen kleinen Schnupfen<br />

gehalten hatte, hinterließ auf<br />

einmal einen süßen Geschmack<br />

im M<strong>und</strong>. Ich rief meinen Endokrinologen<br />

an <strong>und</strong> dieser verwies<br />

mich sofort wieder an die Uniklinik.<br />

Dort sollte ich mich noch mal in der<br />

Sprechst<strong>und</strong>e melden. Doch dazu<br />

kam es nicht. Dort hatte man schon<br />

die Anweisung vom Oberarzt bekommen,<br />

mich sofort stationär wieder<br />

aufzunehmen. Er hatte den<br />

Verdacht auf ein Liquorleck, unter<br />

Liquor versteht man die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit,<br />

in der Nase.<br />

Doch bevor er noch mal operieren<br />

würde, wollte er sich ganz sicher<br />

sein. Also wurden mehrere Untersuchungen<br />

gemacht. In der Zwischenzeit<br />

litt ich unter Schüttelfrost <strong>und</strong> ich<br />

brach mehrmals zusammen. Den<br />

Blutdruck hatte ich immer noch nicht<br />

im Griff, obwohl ich schon mehr Tabletten<br />

schluckte, als vor der OP,<br />

war dieser immer noch hoch. Auch<br />

der Zucker entgleiste immer mehr<br />

<strong>und</strong> man fing an, Insulin zu spritzen.<br />

Nach einiger Zeit machte der<br />

Oberarzt einen Glucosetest in der<br />

Nase, weil alle anderen Untersuchungen<br />

kein definitives Ergebnis<br />

lieferten. Da dieser zweimal positiv<br />

war, wurde die zweite OP für den<br />

28.8.06 festgelegt.<br />

Hier wollte er die Nase mit Oberbauchfettgewebe<br />

verschließen.<br />

An diesem Tag stand der Oberarzt<br />

auf einmal um neun Uhr an<br />

meinem Bett. Die OP war eigentlich<br />

um elf angesetzt.<br />

Er sagte, er wolle mir die Drainage<br />

im Zimmer legen, da das bei mir in<br />

Narkose fast unmöglich wäre. Gesagt,<br />

getan. Doch ohne Erfolg. Ich<br />

weinte vor Schmerzen. Also hörte er<br />

auf, um mich nicht weiter zu quälen.<br />

Wenig später wurde ich zum<br />

CT gefahren. Dort erwartete mich<br />

schon der Oberarzt. Er wollte die<br />

Drainage unter der Röhre legen.<br />

Mit drei Ärzten schafften sie<br />

es dann, auch wenn ich dabei<br />

Schmerzen hatte. Ich war fertig mit<br />

der Welt. Wollte niemanden mehr<br />

hören oder sehen. Dann brachte<br />

der Oberarzt mich in den OP.<br />

Dort verlief alles ohne Komplikationen<br />

<strong>und</strong> ich konnte danach wieder<br />

aufs Zimmer.<br />

Diesmal blieben die Tamponaden<br />

fünf <strong>und</strong> die Drainage acht Tage,<br />

bevor sie gezogen wurden. Zwischendurch<br />

war ich ständig in telefonischem<br />

Kontakt mit meinem Endokrinologen.<br />

Nach nun insgesamt<br />

wieder 14 Tagen Krankenhaus<br />

wurde ich, nachdem die Drainage<br />

gezogen wurde, entlassen.<br />

Und diesmal klappte es. Endlich<br />

konnte ich die Reha, die ich schon<br />

mehrmals verschieben musste, eine<br />

Woche später antreten. Immer noch<br />

war ich mit meinem Endokrinologen<br />

in ständigem Kontakt wegen der<br />

Cortison–Ersatztherapie. Die Dosis<br />

zu reduzieren, war sehr schwierig.<br />

Es kam eins zum anderen.<br />

n Weiter starke Beschwerden<br />

Meine Reha entwickelte sich zu<br />

einer Art Stubenarrest. Eine Nebenhöhlenentzündung<br />

gefolgt von<br />

einer Mittelohrentzündung gefolgt<br />

von einer Nierenbeckenentzündung.<br />

Nach drei Wochen wurde ich<br />

dann dort entlassen. Ich hatte ein<br />

paar Leute kennengelernt, mit denen<br />

ich heute noch Kontakt habe.<br />

Was ich aber sehr nett fand, war,<br />

dass der Neurochirurg mich während<br />

der Reha anrief, um zu hören,<br />

wie es mir geht. Eine Woche nach<br />

der Reha hatte ich dann den Nachsorgetermin<br />

in der Uniklinik. Das aktuelle<br />

MRT zeigte keine Tumorreste<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Erfahrungsbericht<br />

41<br />

<strong>und</strong> auch der ATCH–Wert war immer<br />

noch nicht messbar. Das freute<br />

den Oberarzt. Er sagte mir, dass<br />

ich unheimliches Glück gehabt hätte.<br />

Meine Werte waren damals so<br />

schlimm, dass ich das nicht mehr<br />

lange ausgehalten hätte. Ich hatte<br />

also drei Schutzengel: den Nephrologen,<br />

den Endokrinologen <strong>und</strong> ihn.<br />

Dann sollte ich versuchen, das Cortison<br />

auf 30 mg zu reduzieren.<br />

Mein Endokrinologe plante nämlich<br />

einen erneuten CRH-Test, um festzustellen,<br />

ob die Hypophyse wenigstens<br />

minimal reagiert. Das hoffte<br />

er zumindest. Doch sie tat nichts.<br />

Er meinte, dass dies zumindest ein<br />

gutes Zeichen dafür sei, dass kein<br />

Tumor vorhanden sei.<br />

In der Zwischenzeit wurde der Blutdruck<br />

vom Nephrologen optimal<br />

eingestellt. Ich muss sagen, dass<br />

ich die drei richtigen Ärzte gef<strong>und</strong>en<br />

habe, denen ich voll <strong>und</strong> ganz<br />

vertraue.<br />

Doch eine Frage blieb noch offen.<br />

Mein Endokrinologe sagt, dass mir<br />

das Schlimmste noch bevorsteht, da<br />

ich noch nicht runterdosiert war. Das<br />

Cortison müsse ich zunächst noch<br />

weiter nehmen. Wie lange weiß<br />

man nicht. Auf jeden Fall waren das<br />

bis jetzt alles nur negative Begleiterscheinungen.<br />

Aber ich weiß. ich bin in guten Händen.<br />

Doch die „negativen Begleiterscheinungen”<br />

hörten einfach nicht auf. Es<br />

folgte eine Dauerbehandlung beim<br />

Hals–Nasen–Ohrenarzt. Zuerst<br />

kam das rechte Ohr. Dauernd hatte<br />

ich Abszesse darin. Kaum war dies<br />

nach zwei Wochen unter Kontrolle<br />

folgte die gleiche Prozedur am linken<br />

Ohr.<br />

Aus der Nase kamen mir ständig<br />

große Eiterklumpen. Der HNO–Arzt<br />

telefonierte deshalb mit dem Neurochirurgen<br />

<strong>und</strong> daraufhin vermutete<br />

er, dass dies eine Abwehrreaktion<br />

gegen das Netz, das dieser<br />

zusätzlich angebracht hatte, wäre.<br />

Also muss ich erst einmal damit leben,<br />

da man das Netz noch nicht<br />

entfernen konnte.<br />

Dann folgte (mittlerweile auf 20 mg<br />

Cortison) ein erneuter Bluttest - <strong>und</strong><br />

der nächste Schlag.<br />

Die Nebennieren rührten sich immer<br />

noch nicht <strong>und</strong> nun spielte<br />

zu allem anderen auch noch die<br />

Schilddrüse verrückt. In der Hoffnung,<br />

dass sich das alleine wieder<br />

regelte, sollte sich Weiteres in dem<br />

nächsten Bluttest, der in vier Wochen<br />

folgen sollte, entscheiden.<br />

Nahm es denn wirklich alles kein<br />

Ende??<br />

Irgendwie nicht. Kaum gaben die<br />

Ohren Ruhe, stellte ich fest, dass die<br />

Lymphknoten am Kopf anfingen<br />

anzuschwellen. Dann bemerkte ich<br />

einen weiteren Knoten. Zwei Tage<br />

danach bekam ich abends starke<br />

Kopfschmerzen <strong>und</strong> konnte meinen<br />

Kopf kaum noch bewegen. Was<br />

nun? Mir blieb nichts anderes übrig,<br />

als mich zum Praxisnetz bringen<br />

zu lassen. Die Diagnose war schnell<br />

gestellt: ein 2,5 cm großer Abszess<br />

am Hinterkopf in Nackennähe. Er<br />

schickte mich direkt ins Krankenhaus<br />

nebenan, wo die Chirurgen in<br />

der Ambulanz entscheiden sollten,<br />

ob operiert werden müsste, oder<br />

ob man diesen so aufschneiden<br />

könnte ...tja <strong>und</strong> so ging es noch<br />

eine ganze Zeit weiter. Ein Abszess<br />

folgte dem anderen. Hauptsächlich<br />

in Ohr <strong>und</strong> Auge.<br />

Im Februar 2007 konnte man endlich<br />

das Netz entfernen. Nun waren<br />

sich die Ärzte sicher, dass das Polster<br />

halten würde.<br />

Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt<br />

im August 2007 schnitt<br />

man mir drei Tage lang das Ohr<br />

auf <strong>und</strong> gab mir hoch dosierte Antibiotika<br />

über die Vene.<br />

Dann hatte ich damit Ruhe.<br />

Nun fing natürlich der Alltag an.<br />

Ich musste „lernen” zu substituieren.<br />

Gerade, als Cushing-Patient ist man<br />

natürlich vorsichtig, was das Cortison<br />

betrifft. Manchmal auch zu vorsichtig,<br />

da man die „andere Seite”<br />

ja kennt.<br />

Des Weiteren hatte ich Schwierigkeiten<br />

unter Menschen zu gehen.<br />

Einkaufen war eine Qual. Mittlerweile<br />

ist dies aber natürlich wieder<br />

vorbei.<br />

n „ES GEHT MIR GUT!”<br />

Schaue ich heute zurück, hat sich<br />

mein Leben total verändert. Ich habe<br />

das Gewicht wieder verloren, mein<br />

Studium habe ich wieder aufgenommen.<br />

Ich bestehe Fächer, woran<br />

damals gar nicht zu denken war.<br />

Die Professoren haben mich sehr<br />

herzlich wieder aufgenommen <strong>und</strong><br />

unterstützen mich, wo sie nur können.<br />

Ich substituiere Hydrocortison, Minirin<br />

<strong>und</strong> L-Thyroxin. Ich nehme keine<br />

Blutdruckmedikamente mehr <strong>und</strong><br />

der Diabetes mellitus ist auch weg.<br />

Ich kann endlich sagen „ES GEHT<br />

MIR GUT!” Wie lange ist das zuvor<br />

schon her?<br />

Aber das Wichtigste ist, dass ich<br />

wieder Fre<strong>und</strong>e habe <strong>und</strong> eine Familie,<br />

die hinter mit stehen.<br />

Dank eines anderen Betroffenen<br />

<strong>und</strong> seiner Frau, die mir sehr ans<br />

Herz gewachsen sind, habe mich<br />

der Selbsthilfe Gruppe Köln/Bonn<br />

angeschlossen, die mir sehr geholfen<br />

hat, die ganze Krankheitsgeschichte<br />

zu verarbeiten. Hätte ich<br />

das nicht getan, wüsste ich nicht, ob<br />

ich heute so darüber reden könnte.<br />

Ein großes Dankeschön, dass es<br />

Euch gibt. Dieser Austausch ist für<br />

alle Betroffene sehr wichtig.<br />

Des Weiteren möchte ich mich bei<br />

meinem Endokrinologen <strong>und</strong> seinem<br />

Team bedanken, die mit mir<br />

gelitten haben <strong>und</strong> soviel für mich<br />

getan haben <strong>und</strong> heute noch tun.<br />

D. C.*<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter.<br />

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Glandula 36/13 n n n


42<br />

Erfahrungsbericht<br />

Und plötzlich ist alles anders<br />

Im April 2009 wurde ich, Mutter<br />

zweier Kinder, nach einer monatelangen<br />

diagnostischen Irrfahrt mit einem<br />

Körpergewicht von 43 kg in ein<br />

Krankenhaus eingeliefert. Zu diesem<br />

Zeitpunkt litt ich bereits an Bewusstseinstrübungen,<br />

konnte keine Nahrung<br />

mehr bei mir behalten, litt unter<br />

starker Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen <strong>und</strong><br />

einer immensen Erschöpfung, auch<br />

Laufen konnte ich nicht mehr, das war<br />

viel zu anstrengend.<br />

n Diffuse Ges<strong>und</strong>heitsstörungen<br />

Ich geriet in diesen Zustand, obwohl<br />

ich meinen Hausarzt zunächst wöchentlich,<br />

dann oft zweimal die Woche<br />

aufsuchte. Im Frühjahr 2008 litt ich<br />

erstmals unter diffusen Infekten: Nasennebenhöhlenentzündungen,<br />

Halsentzündungen,<br />

Zysten im Oberkiefer,<br />

schnelle Ermattung, Schwäche. Im<br />

Spätsommer verschlechterte sich mein<br />

Allgemeinzustand merklich, im Herbst<br />

hatte ich bereits starke Gelenkschmerzen,<br />

litt unter Appetitlosigkeit, nahm<br />

deutlich an Gewicht ab <strong>und</strong> wies<br />

ständig neue Infekte auf. An Weihnachten<br />

litt ich unter einer heftigen<br />

Unterleibsentzündung, die trotz hoher<br />

Antibiotikagabe nicht verschwinden<br />

wollte. Hinzu kam eine Schwäche, die<br />

meinen ganzen Körper befiel <strong>und</strong> die<br />

ich vorher nicht gekannt hatte. Ich litt<br />

unter starkem Schwindel, sehr niedrigem<br />

Blutdruck, Gewichtsabnahme,<br />

Oberbauchschmerzen <strong>und</strong> Durchfälle,<br />

Nachtschweiß <strong>und</strong> Schlaflosigkeit,<br />

doch mein Hausarzt hatte keine Idee,<br />

was mir fehlen könnte.<br />

So vergingen nicht nur Wochen, sondern<br />

Monate. Inzwischen hatte ich<br />

auch Entzündungen am Nagelbett<br />

eines Fußes, eine leicht getönte Haut<br />

<strong>und</strong> dunkle Flecken in der Leiste. Mein<br />

Hausarzt fragte mich mittlerweile nur<br />

noch nach seelischem Unwohlsein<br />

<strong>und</strong> wollte mich auf eine psychische<br />

Problematik untersuchen. Als ich ihm<br />

von einem bevorstehenden Osterurlaub<br />

mit meiner Familie erzählte, hielt<br />

er dies für eine gute Idee <strong>und</strong> meinte,<br />

danach würde es mir bestimmt bessergehen.<br />

Doch er sollte sich irren. Die Ferientage<br />

in Holland gestalteten sich sehr<br />

schwierig, weil ich aufgr<strong>und</strong> starker<br />

Gelenkschmerzen kaum noch ein Besteck<br />

während der Mahlzeiten halten<br />

konnte, es war mir auch nicht möglich<br />

länger als zehn Minuten zu laufen,<br />

dann hatte ich Schweißausbrüche<br />

<strong>und</strong> war völlig erschöpft. Meine Familie<br />

war mittlerweile mehr als besorgt<br />

<strong>und</strong> so brachen wir den Urlaub frühzeitig<br />

ab, um erneut bei dem Hausarzt<br />

vorstellig zu werden. Nach einer Urinprobe<br />

<strong>und</strong> großer Ratlosigkeit stellte<br />

er eine Einweisung für das Krankenhaus<br />

mit der Vermutung Leukämie aus.<br />

Dann fuhr er selbst in den Urlaub.<br />

n Endlich korrekt diagnostiziert<br />

Doch bevor ich mich mit der Einweisung<br />

in das Krankenhaus begab,<br />

wurde ich bei einem älteren Kollegen<br />

meines Hausarztes vorstellig <strong>und</strong> dieser<br />

Mann rettete mir buchstäblich das<br />

Leben. Er hatte in seiner langjährigen<br />

Praxistätigkeit bereits Addison-Patienten<br />

kennengelernt <strong>und</strong> innerhalb<br />

kürzester Zeit die richtige Diagnose<br />

gestellt.<br />

Mit der richtigen Diagnose <strong>und</strong> Herstellung<br />

des richtigen Kontaktes zur<br />

endokrinologischen Abteilung des<br />

Krankenhauses wurde ich sofort nach<br />

der Einweisung richtig behandelt.<br />

Freitagsabends wurde ich eingeliefert<br />

<strong>und</strong> montags war ich „über den<br />

Berg”. An diesem Wochenende allerdings<br />

war ich dem Tod näher als dem<br />

Leben.<br />

n Es lebt sich anders<br />

Anfangs dachte ich noch, dass ja nun<br />

alles wieder gut sei, ich würde Hydrocortison<br />

einnehmen <strong>und</strong> alles wäre<br />

wieder so wie vor dieser Odyssee.<br />

Doch so war <strong>und</strong> ist es nicht. Ich leide<br />

unter dem sogenannten Schmidt-<br />

Syndrom <strong>und</strong> eigentlich ist in meinem<br />

Leben nichts mehr so wie früher. Im<br />

Krankenhaus dachte ich noch, ich<br />

würde kurz nach der Entlassung wieder<br />

mit meiner kleinen Tochter Inliner<br />

fahren können. Mittlerweile beziehe<br />

ich eine Erwerbsminderungsrente <strong>und</strong><br />

kann nicht mehr als Lehrerin arbeiten.<br />

Ich bin stark eingeschränkt in meinen<br />

Alltagsaktivitäten, war 2010 in einer<br />

Reha, die mir sehr gut getan hat,<br />

<strong>und</strong> hatte im Jahr 2011 erneut zwei<br />

Addison-Krisen, eine davon ausgelöst<br />

durch Grippeviren. Ich beziehe<br />

eine volle, unbefristete Erwerbsminderungsrente<br />

bis zum Eintritt meines<br />

gesetzlichen Rentenalters.<br />

Man kann mit einem Morbus Addison<br />

leben, aber es lebt sich anders. Bei<br />

der Wahl meines Urlaubsortes achte<br />

ich darauf, ob ich eventuell endokrinologisch<br />

versorgt werden kann, falls<br />

dies notwendig sein sollte. Außerdem<br />

stelle ich fest, dass mich die Erkenntnis,<br />

gewisse Dinge nicht mehr leisten<br />

zu können, mitunter depressiv werden<br />

lässt. Hinzu kommt, dass ich vor der Erkrankung<br />

ein sehr temperamentvoller,<br />

agiler Mensch war, für den das Wort<br />

Ruhe eher ein Fremdwort war. Ich<br />

musste mein Leben stark umkrempeln,<br />

um vernünftig mit dem Addison leben<br />

zu können. Und ich bin ehrlich, es fällt<br />

mir oft schwer. Am Abend bin ich früh<br />

müde, morgens komme ich schwer in<br />

den Tag. Nehme ich zu viel Kortison,<br />

bin ich überdreht, nehme ich zu wenig,<br />

so bin ich antriebslos. Ein kleiner Infekt<br />

setzt mir heute mehr zu als früher <strong>und</strong><br />

wirft mich auch mitunter sofort auf die<br />

Couch. Mein Leben hat sich verändert,<br />

ich düse nicht mehr rasant durch das<br />

Leben, sondern muss oft innehalten.<br />

*C. F.<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter.<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Interview<br />

43<br />

Im Dienste der Patienten<br />

Beratung r<strong>und</strong> um die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />

die unabhängig von<br />

Ärzteverbänden, Krankenkassen sowie<br />

der Pharmaindustrie ist - <strong>und</strong> das<br />

auch noch kostenlos? Ja, dies gibt es<br />

tatsächlich. Die „Unabhängige Patientenberatung<br />

Deutschland“ (UPD)<br />

hat es sich seit 2006, zunächst als<br />

Modellprojekt gestartet, auf die Fahne<br />

geschrieben, all diese Kriterien zu<br />

erfüllen. Seit 2011 handelt es sich sogar<br />

um ein dauerhaftes Regelangebot<br />

auf gesetzlicher Gr<strong>und</strong>lage. Wir<br />

sprachen mit einer Beraterin, Bärbel<br />

Matiaske.<br />

GLANDULA: Die Möglichkeit zur<br />

persönlichen Beratung bei der UPD<br />

ist mit 21 Standorten nicht ganz flächendeckend.<br />

Woran liegt das?<br />

Bärbel Matiaske: Die politische Forderung<br />

einer flächendeckenden Versorgung<br />

mit mehr als 30 Beratungsstellen<br />

würden wir sehr begrüßen. Es<br />

wurden aber bislang keine Mittel zur<br />

Verfügung gestellt, dies entsprechend<br />

aufzustocken. In jedem B<strong>und</strong>esland<br />

gibt es mindestens eine Beratungsstelle,<br />

in größeren zwei bis drei.<br />

GLANDULA: Wie wird die UPD<br />

finanziert?<br />

Bärbel Matiaske: Finanziert wird<br />

die Beratung von der Gemeinschaft<br />

der gesetzlich Versicherten (lt. §65b<br />

SGB V), gezahlt durch den GKV-Spitzenverbandes.<br />

Die privaten Kassen<br />

geben gemäß ihrer Mitgliederzahl<br />

Gelder dazu <strong>und</strong> fördern damit spezielle<br />

fremdsprachige Angebote.<br />

GLANDULA: Bisweilen werden<br />

sicher auch Probleme thematisiert,<br />

die Konflikte zwischen Patienten <strong>und</strong><br />

Krankenkassen betreffen. Wie ist bei<br />

einer Finanzierung der UPD durch die<br />

Kassen dann die Unabhängigkeit gesichert?<br />

Bärbel Matiaske: Laut Vertrag dürfen<br />

uns die Kassen nicht reinregieren. Wir<br />

sind komplett unabhängig. Die Kassen<br />

sind per Gesetz verpflichtet, uns zu finanzieren,<br />

dürfen aber inhaltlich nicht<br />

eingreifen, wie wir beraten.<br />

GLANDULA: Wie werden die Berater<br />

ausgewählt?<br />

Bärbel Matiaske: In jeder Beratungsstelle<br />

gibt es drei Fachkompetenzen:<br />

eine medizinische, eine juristische <strong>und</strong><br />

eine psychosoziale. Die Berater kommen<br />

aus den jeweiligen Kompetenzfeldern<br />

<strong>und</strong> haben zusätzlich noch<br />

Beratungserfahrung.<br />

GLANDULA: Welche Anliegen haben<br />

die Patienten hauptsächlich, die<br />

sich an Sie wenden?<br />

Bärbel Matiaske: Das Spektrum ist<br />

sehr breit, angefangen von sozialrechtlichen<br />

über rein medizinische Fragen<br />

bis hin zu Konfliktfragestellungen, beispielsweise<br />

auch hinsichtlich Behandlungsfehlern.<br />

Eine zunehmend große<br />

Rolle spielen Fragen zu medizinischen<br />

Leistungen, bei denen die Patienten<br />

selbst zahlen oder zumindest zuzahlen<br />

müssen.<br />

GLANDULA: Viele Betroffene von<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

haben bis zur korrekten<br />

Diagnosestellung lange Odysseen<br />

hinter sich. Nicht selten werden dabei<br />

auch psychische Probleme oder eingebildete<br />

Krankheiten unterstellt. Wo<br />

sehen Sie hier Lösungsansätze?<br />

Bärbel Matiaske: Ich glaube, ein<br />

wichtiger Gr<strong>und</strong> dafür ist unser in Sektoren<br />

gegliedertes Ges<strong>und</strong>heitssystem,<br />

d. h., die niedergelassenen Praxen <strong>und</strong><br />

der Krankenhaus-Bereich sind komplett<br />

voneinander getrennt. Vor ein<br />

paar Jahren wurde der § 116 im Sozialgesetzbuch<br />

mit der Möglichkeit einer<br />

Bärbel Matiaske<br />

Spezialambulanz im Krankenhaus für<br />

seltene Erkrankungen eingeführt, was<br />

ich für einen Glücksfall halte.<br />

Die Kenntnis <strong>und</strong> Wahrnehmung solcher<br />

Angebote hängt aber davon<br />

ab, dass der Hausarzt, an den sich<br />

die meisten Patienten zuerst wenden,<br />

dorthin überweist. Manche Ärzte haben<br />

nicht unbedingt das Bedürfnis,<br />

den Patienten weiterzuvermitteln, weil<br />

sie denken, dass sie im Moment richtig<br />

diagnostizieren.<br />

GLANDULA:: Wie sieht die UPD die<br />

Rolle der Selbsthilfe im Ges<strong>und</strong>heitswesen?<br />

Bärbel Matiaske: Wir halten die<br />

Selbsthilfe für sehr wichtig <strong>und</strong> verweisen<br />

auch gerne im Rahmen unserer<br />

Lotsenfunktion dorthin. Es ist erstaunlich,<br />

was dort alles auf die Beine gestellt<br />

wird. Gerade bei Fragestellungen<br />

im Bereich seltener Erkrankungen können<br />

Selbsthilfe-Organisationen oft wesentlich<br />

intensiver beraten <strong>und</strong> helfen,<br />

als uns das überhaupt möglich ist.<br />

GLANDULA: Herzlichen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

Das UPD-Beratungstelefon ist von<br />

Montag bis Freitag 10–18 Uhr unter<br />

der Nummer 0800 0 11 77 22 erreichbar.<br />

In 21 Städten gibt es dann<br />

außerdem die erwähnte Möglichkeit<br />

der persönlichen <strong>und</strong> telefonischen<br />

Beratung. Weitere Informationen unter<br />

www.unabhaengige-patientenberatung.de.<br />

Christian Schulze Kalthoff<br />

E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

Glandula 36/13 n n n


44<br />

Leserbriefe<br />

Aus Briefen an das<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen e. V.<br />

Waldstraße 53<br />

90763 Fürth<br />

Viele Leserbriefe <strong>und</strong> die Korrespondenz mit dem <strong>Netzwerk</strong> enthalten Schilderungen<br />

sehr persön licher Probleme <strong>und</strong> medizinischer Situationen. Zur Wahrung der Vertraulichkeit<br />

wird aus solchen Briefen deshalb nur anonym zitiert, das heißt, wir drucken<br />

generell nur die Namens kürzel ab. Zuschriften leitet das <strong>Netzwerk</strong>büro selbstverständlich<br />

gerne an die Verfasser der Leserbriefe weiter. Im Übrigen gilt in der GLANDULA-<br />

Redaktion wie bei allen Zeitschriften: Anonym zugesandte Briefe werden gar nicht<br />

veröffentlicht, Kürzungen <strong>und</strong> redaktionelle Korrekturen bleiben vorbehalten.<br />

Im Herbst 2011 ordnete mein<br />

Endokrinologe wegen mehrfach<br />

erhöhter IGF-I-Werte eine MRT<br />

(Magnetresonanztomographie) meiner<br />

Hypophyse an.<br />

Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her wurde<br />

schließlich im Februar 2012 eine<br />

MRT auf einer Anlage mit einer Leistung<br />

von 3 Tesla, ein hoher Wert an<br />

magnetischer Flussdichte, erstellt.<br />

Dabei wurden eine kleine Störung<br />

am <strong>Hypophysen</strong>vorderlappen <strong>und</strong><br />

eine noduläre, das heißt knötchenförmige<br />

Auftreibung am <strong>Hypophysen</strong>stiel<br />

festgestellt. Ich fiel aus allen<br />

Wolken. Schließlich hatte ich den Arzt<br />

wegen meiner Symptome einer Hyperthyreose<br />

(Schilddrüsenüberfunktion)<br />

aufgesucht. Mir waren im Laufe<br />

einer sehr langen Zeit Füße (10,5<br />

zu 13,5), Hände, Unterkiefer, Ohren,<br />

Zunge etc. gewachsen.<br />

Der dann folgende oGTT (Zuckerbelastungstest)<br />

zeigten aber immer ein<br />

unterdrücktes Wachstumshormon,<br />

also nach deutschen Richtlinien keine<br />

<strong>Akromegalie</strong>, womit keine OP notwendig<br />

sei.<br />

IGF I war aber immer erhöht. Und<br />

meine Füße wuchsen weiter. Heute<br />

habe ich die Schuhgröße 14.<br />

Ich möchte möglichst schnell eine<br />

OP. Deshalb informierte ich mich im<br />

Ausland. Dort sieht man meistens den<br />

oGTT als hilfreich zur Bestätigung einer<br />

entsprechenden Diagnose an.<br />

Man weiß aber um die Schwächen<br />

des Tests bei milden Formen einer<br />

<strong>Akromegalie</strong>.<br />

Die AACE (amerikanische Vereinigung<br />

klinischer Endokrinologen)<br />

sieht die Testergebnisse teilweise als<br />

besorgniserregend (worrisome) an.<br />

Im neuesten Consensus-Statement<br />

(2011) empfiehlt man deshalb bei<br />

klinischen Symptomen einer <strong>Akromegalie</strong><br />

<strong>und</strong> erhöhten IGF-I-Werten vor,<br />

eine MRT zu erstellen. Wenn dabei<br />

eine Störung an der Hypophyse gef<strong>und</strong>en<br />

wird, ist die Diagnose <strong>Akromegalie</strong>.<br />

Ich schickte daraufhin meine IGF-I-<br />

Werte <strong>und</strong> eine Übersetzung meines<br />

MRT-Bef<strong>und</strong>es an zwei bekannte Endokrinologen<br />

im Ausland.<br />

Beide bestätigten mir (vorausgesetzt,<br />

ich könne diese Werte belegen) eine<br />

<strong>Akromegalie</strong>. Einer riet mir aber wegen<br />

möglicher Nachsorgeprobleme<br />

von einer OP im Ausland ab. Er verwies<br />

auf gute Neurochirurgen hier<br />

bei uns. Ich schilderte ihm noch einmal<br />

kurz meine Probleme mit dem<br />

oGTT als Gold-and-only-Standard<br />

hier in Deutschland. Seine Antwort<br />

war kurz <strong>und</strong> erfrischend: „Oh really?<br />

Take care."<br />

Ich bin jetzt auf der Suche nach<br />

einem Neurochirurgen im benachbarten<br />

Ausland.<br />

Die Überarbeitung der veralteten<br />

Richtlinien ist dringend notwendig.<br />

Bei Anwendung der neuen, oben geschilderten<br />

Vorgehensweise könnte<br />

vielen Patienten schnell <strong>und</strong> sicher<br />

geholfen werden.<br />

Ich wünsche Ihnen <strong>und</strong> allen Betroffenen<br />

viel Erfolg!<br />

*F. S.<br />

Prof. Dr. med. Dietrich Klingmüller,<br />

Vorsitzender unseres Wissenschaftlichen<br />

Beirats, schrieb dazu folgenden<br />

Kommentar:<br />

Die <strong>Akromegalie</strong> ist eine Erkrankung,<br />

die bei über 95 % der Patienten<br />

durch ein Wachstumshormon bildendes<br />

Adenom in der Hypophyse verursacht<br />

wird. Die Diagnose wird gestellt<br />

aufgr<strong>und</strong> der typischen Symptome<br />

<strong>und</strong> der Hormonanalytik. Man bestimmt<br />

Wachstumshormon <strong>und</strong> das<br />

unter dem Einfluss von Wachstumshormon<br />

in der Leber gebildete IGF-1.<br />

Das Serum-IGF-1 korreliert in etwa<br />

mit dem Logarithmus der Wachstumshormonkonzentration<br />

im Serum.<br />

Ein wichtiger zusätzlicher Test ist der<br />

Glukose-Suppressionstest. Glukose<br />

hemmt beim Ges<strong>und</strong>en die Wachstumshormonausschüttung,<br />

nicht jedoch<br />

bei Patienten mit <strong>Akromegalie</strong>.<br />

Bei Patienten mit <strong>Akromegalie</strong> ist also<br />

IGF-1 erhöht <strong>und</strong> Wachstumshormon<br />

durch Glukosegabe nicht zu unterdrücken.<br />

Bei bis zu 5 % der Patienten<br />

mit <strong>Akromegalie</strong> ist Wachstumshormon<br />

im Normbereich <strong>und</strong> IGF-1 ist<br />

erhöht. Möglicherweise liegt hier ein<br />

Wachstumshormonmolekül vor, das<br />

mit den üblichen Nachweisverfahren<br />

nicht erfasst wird. Die Diagnose wird<br />

durch eine MRT, bei dem ein Adenom<br />

in der Hypophyse nachgewiesen<br />

wird, bestätigt.<br />

Dieses Vorgehen ist international<br />

üblich.<br />

Als Mutter <strong>und</strong> gesetzliche<br />

Betreuerin einer geistig behinderten<br />

Tochter, welche nach <strong>Hypophysen</strong>-OP<br />

von einer teilweisen<br />

Hypophyenvorderlappen-Insuffizienz<br />

(u. a. corticotrope Achse) betroffen ist,<br />

finde ich die Seiten 25 <strong>und</strong> 26 der<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

Zuschriften leiten wir gerne weiter.<br />

n n n Glandula 36/13<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.


Leserbriefe<br />

45<br />

letzten Ausgabe der GLANDULA<br />

außerordentlich hilfreich! Dringend<br />

möchte ich sie auch den Betreuern<br />

meiner Tochter im Wohnheim <strong>und</strong><br />

der Werkstatt zur Verfügung stellen.<br />

Dazu fehlen mir noch auf S. 25 im Artikel<br />

von PD Dr. Stefanie Hahner zwei<br />

Angaben zum Absatz „Maßnahmen<br />

ohne ärztliche Hilfe":<br />

Die beiden letzten Punkte enthalten<br />

Beispielmedikamente <strong>und</strong> mg-Angaben.<br />

Wie lautet die entsprechende Empfehlung<br />

für den ersten Punkt „10 Tabletten<br />

in Wasser auflösen => schluckweise<br />

trinken"? Welches Medikament<br />

á wie viel mg Hydrocortison sollte<br />

man bereithalten?<br />

Da nach leidvoller Erfahrung nicht<br />

einmal alle Notärzte in der Lage<br />

sind, den Notfallausweis für den<br />

Fall einer Addisonkrise zu lesen <strong>und</strong><br />

in ärztliches Handeln umzusetzen,<br />

wäre es eine große Unterstützung,<br />

diese (entsprechend vervollständigten)<br />

zusätzlichen Informationen dem<br />

Ausweis beizufügen <strong>und</strong> auch in den<br />

betreuenden Einrichtungen zu hinterlegen.<br />

Vorab herzlichen Dank für Ihre Mühe<br />

<strong>und</strong> auch großen Dank an die Autorinnen<br />

<strong>und</strong> Autoren der beiden<br />

Seiten!<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen,<br />

Liebe Frau L.,<br />

*R. L.<br />

bei den Tabletten sind in der Tat<br />

die 10-mg-Hydrocortison-Tabletten<br />

gemeint, vielen Dank für den Hinweis.<br />

Beste Grüße<br />

PD Dr. med. Stefanie Hahner<br />

Hallo GLANDULA-Team,<br />

die Zeitschrift, die Ihr immer erstellt,<br />

ist wirklich klasse. Sie hat mir auch<br />

schon öfters geholfen, mit meiner<br />

Krankheit fertig zu werden.<br />

Ich habe nach zig Jahren, nach<br />

meiner erfolgreichen Operation an<br />

der Hypophyse, epileptische Anfälle<br />

bekommen. Die Ärzte sagen, das<br />

würde von der Bestrahlung des Resttumors,<br />

der um die Hirnschlagader<br />

gewachsen ist, kommen (Vernarbung<br />

im Gehirn).<br />

Nun kann ich das aber nicht so recht<br />

glauben, weil zwischen der Bestrahlung<br />

<strong>und</strong> den ersten Anfällen mehr<br />

als 10 Jahre liegen.<strong>und</strong> ich die Anfälle<br />

in sehr großen Abständen bekomme.<br />

Es kann Monate gut gehen<br />

<strong>und</strong> dann passiert es auf einmal.<br />

Meine Familie meint, man würde mir<br />

es vorher anmerken, wenn ein Anfall<br />

kommt, ich würde immer in depressive<br />

Phasen fallen. Nun spielt bei unserer<br />

Krankheit Hormonmangel, der<br />

ja auch so etwas auslösen kann, eine<br />

große Rolle.<br />

Ich bin beruflich eingespannt <strong>und</strong><br />

körperlich aktiv. Dadurch verbraucht<br />

man ja auch mehr Hormone. Ich<br />

habe dann mal als Probe einen<br />

Speicheltest durchgeführt. Ich habe<br />

genau Tagebuch geführt <strong>und</strong> dreimal<br />

pro Tag eine Probe entnommen<br />

habe <strong>und</strong> sie dann ins Labor geschickt<br />

habe. Es hat mir schon etwas<br />

besser geholfen, meine Cortison-Einnahme<br />

zu steuern, aber leider auch<br />

noch nicht 100-prozentig. Nun ist<br />

es aber auch so, dass sich manche<br />

Präparate gegen Epilepsie nicht gut<br />

mit dem Cortison vertragen. Würde<br />

es noch eine andere Möglichkeit<br />

geben, über seinen Cortisonspiegel<br />

spontan etwas zu erfahren?<br />

Gibt es viele Patienten, die auch nach<br />

der Operation oder der Bestrahlung<br />

unter epileptischen Anfällen leiden?<br />

Oder, die besonders große Anstrengungen<br />

unternehmen, um ihren Cortisonspiegel<br />

in den Griff zu bekommen?<br />

Es würde mir sehr helfen, ein<br />

besseres Leben zu führen, wenn ich<br />

auf diese Weise Kontakt zu anderen<br />

Betroffenen bekommen würde.<br />

Macht so weiter, Ihr helft durch Eure<br />

Arbeit vielen Menschen.<br />

Gruß *B. H.<br />

Ein Hormonmangel infolge einer<br />

<strong>Hypophysen</strong>unterfunktion, der ausreichend<br />

substituiert wird, löst keine<br />

epileptischen Anfälle aus. Die übliche<br />

Hydrocortisondosis liegt zwischen<br />

15 <strong>und</strong> 20 mg pro Tag. Man muss<br />

allerdings aufpassen: Bestimmte<br />

Antiepileptika wie Phenytoin, Carbamazepin,<br />

Oxcarbazepin oder<br />

Phenobarbital können Cortisol im<br />

Blut inaktivieren, so dass die Cortisondosis<br />

manchmal verdoppelt oder<br />

verdreifacht werden muss.<br />

Für die Kontrolle der Substitution<br />

sind Befinden, Blutdruck, Elektrolyte<br />

(Na, K) wichtig. Zusätzlich kann die<br />

Bestimmung von Cortisol im Serum,<br />

Speichel <strong>und</strong> 24-St<strong>und</strong>en-Urin hilfreich<br />

sein. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Halbwertszeit von Cortisol<br />

knapp 2 St<strong>und</strong>en beträgt. Einen<br />

Konsens über die beste Kontrolle gibt<br />

es bisher nicht.<br />

Viele Grüße<br />

Prof. Dr. med. D. Klingmüller (Vorsitzender<br />

des Wissenschaftlichen Beirats<br />

des <strong>Netzwerk</strong>s)<br />

* Name <strong>und</strong> Anschrift sind der Redaktion bekannt.<br />

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E-Mail: netzwerk@glandula-online.de · www.glandula-online.de<br />

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<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen e. V.<br />

Die Mitgliedschaft im <strong>Netzwerk</strong> für<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

bietet Ihnen eine Vielzahl wertvoller Vorteile:<br />

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Durch unsere große Zahl an Regionalgruppen fi nden Sie bestimmt auch<br />

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Außerdem können Sie sich im Internet in unseren vielfältigen Foren<br />

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NETZWERK <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

Waldstraße 53 ● 90763 Fürth ● Tel.: 0911/ 97 92 009-0 ● Fax: 0911/ 97 92 009-79<br />

Email: netzwerk@glandula-online.de ● Internet: www.glandula-online.de


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Regionalgruppen<br />

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Regionalgruppe Bielefeld/Minden<br />

Hilde Wilken-Holthaus<br />

Tel.: 05206/51 16<br />

Fam.Wilken@gmx.de<br />

Karl-Heinz Meese<br />

Tel. 05251/9 11 08<br />

karlheinz@meese-paderborn.de<br />

Regionalgruppe Dortm<strong>und</strong><br />

Christa Brüne<br />

Tel.: 02191/29 35 79<br />

Regionalgruppe Erlangen<br />

Brigitte Martin<br />

Tel.: 09542/74 63<br />

brigitte-martin@gmx.de<br />

Georg Kessner (Stellv.)<br />

Tel.: 09561/6 23 00<br />

georg.kessner@web.de<br />

Regionalgruppe Frankfurt<br />

Werner Mieskes<br />

Tel.: 06136/95 85 50<br />

netzwerk@wmieskes.de<br />

Regionalgruppe Gießen<br />

Peter Born<br />

Tel.: 06004/12 73<br />

GLANDULA.GI@web.de<br />

Christiane Schmitt (Stellv.)<br />

chrisschnepel@gmx.de<br />

Regionalgruppe Hamburg<br />

Nils Kaupke<br />

Tel.: 05802/14 95<br />

nils.kaupke@gmx.de<br />

Regionalgruppe Raum Hannover<br />

Dr. phil. Hermann Oldenburg<br />

Tel.: 0177/1 54 14 33<br />

hermannoldenburg@aol.com<br />

Regionalgruppe<br />

Kiel/Schleswig-Holstein<br />

Edith Thomsen<br />

Tel.: 04342/8 25 99<br />

Regionalgruppe Lübeck<br />

Christa Knüppel<br />

Tel.: 04533/26 25<br />

Hyperteria@t-online.de<br />

Regionalgruppe Magdeburg<br />

Veronika Meyer<br />

Tel.: 03901/3 66 57<br />

K-DU.V-Meyer-Salzwedel@t-online.de<br />

Regionalgruppe München<br />

Marianne Reckeweg<br />

Tel.: 089/7 55 85 79<br />

m.reckeweg@t-online.de<br />

Regionalgruppe Neubrandenburg<br />

Steffen Bischof<br />

Tel.: 0174/9 43 04 95<br />

netzwerk-rg-nb@email.de<br />

Regionalgruppe Nordvorpommern<br />

Klaus Brüsewitz<br />

Tel.: 03831/20 75 51<br />

mike.de.maverick@t-online.de<br />

Regionalgruppe Osnabrück<br />

Elfriede Gertzen<br />

Tel.: 05406/95 56<br />

www.glandula-osnabrueck.de<br />

Werner Rosprich<br />

Tel.: 05406/88 00 06<br />

www.glandula-osnabrueck.de<br />

Regionalgruppe<br />

Regensburg/Landshut<br />

Gabriele Mirlach<br />

Tel.: 08781/612<br />

g.mirlach@web.de<br />

Regionalgruppe Sachsen<br />

Region Bautzen<br />

Rainer Buckan<br />

Tel.: 035930/5 21 55<br />

Region Dresden<br />

Tobias Hoffmann<br />

Tel.: 0351/20 57 375<br />

Region Werdau<br />

Monika Poliwoda<br />

Tel.: 03761/7 20 75<br />

m-poliwoda@werdau.net<br />

Region Großenhain<br />

Gudrun Stein<br />

Tel.: 03522/6 28 13<br />

Region Berggießhübel<br />

Karl-Heinz Gröschel<br />

Tel.: 035023/6 22 89<br />

Region Leipzig<br />

Patrizia Holecz<br />

Tel.: 034206/5 54 51<br />

Holecz@t-online.de<br />

Regionalgruppe Stuttgart<br />

Claudia Brusdeylins<br />

Tel.: 0711/65 62 08 45<br />

Joachim Holzer<br />

Tel.: 07162/4 55 19<br />

kontakt@glandula-stuttgart.de<br />

www.glandula-Stuttgart.de<br />

Regionalgruppe Thüringen<br />

Barbara Bender<br />

Tel.: 03681/30 05 66<br />

b.bender@onlinehome.de<br />

Regionalgruppe Ulm<br />

Schädel-Hirn-Trauma (HITS)<br />

Michael Zinz<br />

Tel.: 0731/26 81 04<br />

michael@zinz.de<br />

Regionalgruppe Ulm<br />

Tilbert Spring<br />

Tel.: 07303/16 82 98<br />

tilli.spring@gmx.de<br />

Regionalgruppe Weser/Ems<br />

Gertrud Hellbusch<br />

Tel.: 04481/8657<br />

gertrud.hellbusch@gmx.de<br />

Walter Neuhaus<br />

Tel.: 0441/30 20 27<br />

wrv_walter.neuhaus@web.de<br />

Österreich<br />

Regionalgruppe Linz<br />

Rudolf Hopf<br />

Tel.: 0043/(0)7477 4 25 50<br />

rudolf.hopf@utanet.at<br />

Regionalgruppe Wien/Marienkron<br />

Sr. Mirjam Dinkelbach<br />

Tel.: 0043/2173-8 03 63<br />

md@abtei-marienkron.at<br />

Abteisekretariat:<br />

k.michlits@abtei-marienkron.at<br />

Alexander Burstein<br />

Tel.: 0043/(0)664-8 26 02 18<br />

alexander.burstein@hotmail.com<br />

Verwandte Vereine <strong>und</strong> Gruppen, Diagnose-spezifische Ansprechpartner <strong>und</strong> ausländische<br />

Gruppen siehe Rückseite


Ausländische Gruppen<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.<br />

Diagnose-spezifische Ansprechpartner<br />

Schweiz:<br />

„Wegweiser”<br />

Schweizer Selbsthilfegruppe<br />

für Krankheiten der Hypophyse<br />

Arnold Forter<br />

Postfach 529, CH-3004 Bern<br />

www.shg-wegweiser.ch<br />

Dänemark:<br />

Addison Foreningen I<br />

Danmark<br />

Jette Kristensen<br />

Grenaavej 664 G<br />

DK-8541 Skoedstrup<br />

jette.addison@post.tele.dk<br />

www.addison.dk<br />

Niederlande:<br />

Nederlandse Vereniging voor<br />

Addinson en Cushing Patienten NVACP<br />

Postbus 174<br />

NL-3860 AD Nijkerk<br />

international@nvacp.nl<br />

www.nvacp.nl<br />

Schweden:<br />

Stödföreningen Hypophysis<br />

c/o Pia Lindström, Kungsvägen 53<br />

S-28040 Skanes Fagerhult<br />

info@hypofysis.se<br />

www.hypofysis.se<br />

Adressen von Verbänden,<br />

mit denen das <strong>Netzwerk</strong><br />

zusammenarbeitet<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Endokrinologie<br />

Geschäftsstelle<br />

Hopfengartenweg 19<br />

90518 Altdorf<br />

www.endokrinologie.net<br />

<strong>Akromegalie</strong><br />

Brigitta Schoenniger<br />

Tel.: 0951/2 71 77<br />

<strong>Akromegalie</strong><br />

Christiane Friderich<br />

Tel.: 089/21 75 49 46<br />

christiane.friderich@web.de<br />

Cushing-Syndrom<br />

Klaudia Gennermann<br />

Tel.: 05031/15 08 71<br />

Diabetes insipidus<br />

Ralf Laskowski<br />

Tel.: 05533/97 95 35<br />

R_L_Laskowski@t-online.de<br />

MEN 1 Selbsthilfegruppe<br />

Helga Schmelzer<br />

Tel.: 0911/6 32 74 00<br />

Die Schmetterlinge e.V.<br />

Selbsthilfeorganisation für<br />

Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen<br />

Kirsten Wosniack<br />

Langeoogweg 7, 45149 Essen<br />

www.schilddruese.de<br />

Selbsthilfe bei<br />

<strong>Hypophysen</strong>erkrankungen e.V.,<br />

Herne<br />

Bernd Solbach<br />

Heißenerstr. 172, 45359 Essen<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen<br />

Rhein-Main-Neckar e.V.<br />

Adelheid Gnilka<br />

Scharhofer Straße 12, 68307 Mannheim<br />

www.Hypophyse-Rhein-Neckar.de<br />

Kraniopharyngeom-Gruppe<br />

Valentin Bachem<br />

Georg-Ludwig-Menzer-Straße 9,<br />

69181 Leimen<br />

www.kraniopharyngeom.com<br />

AGS-Eltern- <strong>und</strong><br />

Patienteninitiative e.V.<br />

Christiane Waldmann<br />

Baumschulenstr. 1, 89359 Koetz<br />

www.ags-initiative.de<br />

Deutsches Conn-Register<br />

Klinikum der Universität München<br />

Medizinische Klinik Innenstadt<br />

Studienambulanz Gartenhaus, Zimmer 1<br />

Ziemssenstr. 1<br />

80336 München<br />

Ansprechpartnerin: Frau Breu<br />

Tel.: 089/5160 2949<br />

Prolaktinom<br />

Veronika Meyer<br />

Tel.: 03901/3 66 57<br />

K-Du.V-Meyer-Salzwedel@t-online.de<br />

Morbus Addison<br />

Christa-Maria Odorfer<br />

Tel.: 09176/75 36<br />

Ch-M.Odorfer@web.de<br />

Schädel-Hirn-Trauma (HITS)<br />

Michael Zinz<br />

Tel.: 0731/26 81 04<br />

Michael@Zinz.de<br />

Verwandte Vereine <strong>und</strong> Gruppen<br />

Selbsthilfegruppe<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

Südbaden e.V., Freiburg<br />

Sigrid Schmidt<br />

Im Winkel 2, 79232 March<br />

www.hyne.de<br />

<strong>Netzwerk</strong><br />

Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.<br />

Geschäftsstelle:<br />

Wörnitzstraße 115a, 90449 Nürnberg<br />

Tel.: 0911/2 52 89 99<br />

Fax: 0911/2 55 22 54<br />

info@netzwerk-net.de<br />

www.netzwerk-net.de<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankte<br />

Mainz <strong>und</strong> Umgebung e.V.<br />

Margot Pasedach<br />

Christoph-Kröwerath-Str. 136<br />

67071 Ludwigshafen<br />

Selbsthilfegruppe<br />

für <strong>Hypophysen</strong><strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankte<br />

Tübingen <strong>und</strong> Umgebung e.V.<br />

Angelika Metke<br />

Winterhaldenstraße 38, 70374 Stuttgart<br />

www.hypophyse-tue.de


<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

Waldstraße 53, 90763 Fürth<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong><br />

Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

Waldstraße 53<br />

90763 Fürth<br />

Das <strong>Netzwerk</strong> erreichen Sie<br />

● per Telefon: 0911/ 97 92 009-0<br />

● per Fax: 0911/ 97 92 009-79<br />

● per E-Mail: netzwerk@glandula-online.de<br />

● Homepage: www.glandula-online.de<br />

● Unsere Bankverbindung:<br />

Raiffeisen-Volksbank Erlangen eG<br />

BLZ: 763 600 33; Konto-Nr. 1 004 557<br />

IBAN: DE62 7636 0033 0001 0045 57<br />

BIC: GENODEF1ER1<br />

Beitrittserklärung<br />

<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e.V.<br />

❐ Einzelperson (Mitgliedsbeitrag von 20,– E pro Jahr)<br />

❐ Freiwillig höherer Beitrag (<br />

,– E pro Jahr)<br />

Name/Vorname:<br />

Geburtsdatum:<br />

Straße, Hausnr.:<br />

PLZ, Ort:<br />

Telefon: Telefax:<br />

E-Mail: Beitrittsdatum:<br />

Der Mitgliedsbeitrag wird ausschließlich jährlich entrichtet. Für Neumitglieder gilt verbindlich<br />

das Lastschrifteinzugsverfahren. Die Beiträge werden im März eingezogen.<br />

Der Mitgliedsbeitrag kann von der folgenden Bankverbindung eingezogen werden:<br />

Konto-Nr.:<br />

IBAN:<br />

BLZ:<br />

BIC:<br />

Geldinstitut:<br />

Datum: Unterschrift:<br />

Nur für interne Zwecke:<br />

Wenn Sie einer Regionalgruppe zugeordnet werden möchten, geben Sie bitte an, welcher:<br />

Regionalgruppe:<br />

Diagnose:<br />

Bitte nachmelden, wenn noch nicht bekannt.<br />

❐ Bitte MEN 1 zuordnen<br />

✂<br />

Auf der Rückseite finden Sie die aktuellen Broschüren des <strong>Netzwerk</strong>s.


Bitte senden Sie mir folgende Broschüren/Medien zum Thema:<br />

❐<br />

❐<br />

❐<br />

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❐<br />

CD-ROM „1994–2012 – eine Sammlung unserer Zeitschriften <strong>und</strong><br />

Broschüren” (Spende wird dankend angenommen)<br />

Adrenogenitales Syndrom (AGS)<br />

<strong>Akromegalie</strong> – Informationsbroschüre für Patienten<br />

Cushing-Syndrom<br />

Diabetes insipidus<br />

❐ Die Multiple Endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN 1)<br />

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❐<br />

Hydrocortison-Ersatztherapie bei unzureichender Cortisol-Eigenproduktion<br />

wegen einer <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankung<br />

<strong>Hypophysen</strong>insuffizienz<br />

<strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Operationen von <strong>Hypophysen</strong>tumoren<br />

Kraniopharyngeom<br />

Morbus Addison<br />

Prolaktinom/Hyperprolaktinämie<br />

Psychische Probleme bei <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen<br />

Störungen der Pubertätsentwicklung<br />

Wachstumshormonmangel<br />

❐ Diagnoseausweis MEN 1<br />

❐<br />

❐<br />

❐<br />

Schädel-Hirn-Trauma <strong>und</strong> dessen Folgen für das Hormonsystem<br />

Therapie mit Geschlechtshormonen (Sexualhormone) bei Patientinnen<br />

mit nachgewiesener <strong>Hypophysen</strong>insuffizienz<br />

Notfallausweis für Patienten mit einer Hormonersatztherapie bei Erkrankungen<br />

der Hirnanhangsdrüse oder der Nebennieren<br />


Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Erfahrungsberichte über den Umgang mit Ihrer Erkrankung sowie deren Auswirkungen <strong>und</strong> ihre Behandlung<br />

sind uns stets herzlich willkommen. Gleiches gilt natürlich für Leserzuschriften zum Inhalt der GLANDULA.<br />

Auch wenn Sie glauben, nicht sonderlich gut schreiben zu können, ist das kein Problem. Ein solcher Artikel<br />

kann gerne in normaler Alltagssprache verfasst werden. Grammatikalische <strong>und</strong> orthographische Fehler<br />

sind ebenfalls nicht von Belang. Ihr Text wird professionell überarbeitet, Ihnen aber auch noch einmal zur<br />

Endfreigabe vorgelegt, damit keine Verfälschungen entstehen.<br />

Am einfachsten geht die Einsendung per E-Mail: schulze-kalthoff@glandula-online.de<br />

Alternativ können Texte auch per Post an das <strong>Netzwerk</strong>-Büro geschickt werden.<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. November 2013<br />

Impressum:<br />

GLANDULA ist die Mitgliederzeitschrift der b<strong>und</strong>esweiten Selbsthilfe-Organisation „<strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.”,<br />

Sitz Fürth.<br />

Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich.<br />

Internet-Adresse: http://www.glandula-online.de<br />

Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. med. Christof Schöfl, Schwerpunkt Endokrinologie <strong>und</strong> Diabetologie, Medizinische Klinik 1, Ulmenweg 18,<br />

D-91054 Erlangen, E-Mail: christof.schoefl@uk-erlangen.de.<br />

Redaktion: Christian Schulze Kalthoff, Nürnberg (schulze-kalthoff@glandula-online.de)<br />

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates: Prof. Dr. med. D. Klingmüller, Institut für Klinische Chemie <strong>und</strong> Pharmakologie, Bereich<br />

Endokrinologie, Universitätsklinikum Bonn, Sigm<strong>und</strong>-Freud-Str. 25, 53105 Bonn, E-Mail: Dietrich.Klingmueller@ukb.uni-bonn.de<br />

Fotos: privat<br />

Layout <strong>und</strong> Gestaltung: Klaus Dursch, Fürth<br />

Anzeigen: über die Redaktion<br />

Redaktionsanschrift: Redaktion GLANDULA, <strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V.,<br />

Waldstraße 53, 90763 Fürth, Tel. 0911/9 79 20 09-0, Fax 0911/9 79 20 09-79, E-Mail: schulze-kalthoff@glandula-online.de<br />

Anschrift der Geschäftsstelle Fürth: <strong>Netzwerk</strong> <strong>Hypophysen</strong>- <strong>und</strong> Nebennierenerkrankungen e. V., Waldstraße 53,<br />

90763 Fürth, Tel. 0911/9 79 20 09-0, Fax 0911/9 79 20 09-79, E-Mail: netzwerk@glandula-online.de<br />

Diese Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, Nachdruck nur mit Genehmigung <strong>und</strong> Quellenangabe.<br />

Jede beruflich (gewerblich) genutzte Fotokopie verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, 80336 München, Goethestraße 49.<br />

Bei eingesandten Texten jeder Art sind redaktionelle Änderungen vorbehalten.<br />

Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte.<br />

Wichtiger Hinweis: Medizin <strong>und</strong> Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Autoren, Herausgeber <strong>und</strong> Redaktion verwenden<br />

größtmögliche Sorgfalt, dass vor allem die Angaben zu Behandlung <strong>und</strong> medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen.<br />

Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen. Jeder Benutzer muss im Zuge seiner Sorgfaltspflicht<br />

die Angaben anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate <strong>und</strong> ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen <strong>und</strong> ggf.<br />

korrigieren. Jede Medikamentenangabe <strong>und</strong>/oder Dosierung erfolgt ausschließlich auf Gefahr des Anwenders.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers, des wissenschaftlichen Beirats des <strong>Netzwerk</strong>s<br />

oder der Redaktion wieder.<br />

ISSN 0948-0943 (Print)<br />

ISSN 2193-0880 (Online)

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