ForestFinest 1/2011
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
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ISSN 1866-7325 4,00 €<br />
<strong>ForestFinest</strong><br />
Ausgabe 1 <strong>2011</strong><br />
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />
Ohne Wald<br />
geht gar nix<br />
Seite 9 bis 28<br />
Portugal:<br />
Korkeichen statt<br />
Eukalyptus<br />
Panama:<br />
Wald statt<br />
Kupfermine<br />
Wald & Wirtschaft<br />
In Deutschland wichtiger<br />
als Maschinenbau
Familie Schwarzspecht<br />
Der Schwarzstorch<br />
Lebendiger Buchenwald<br />
Die Wildkatze<br />
Unser nachhaltiges Angebot zum Jahr der Wälder:<br />
das B.A.U.M.-Waldreservat<br />
„Wilde Buche”<br />
ForestFinance bietet zusammen mit dem Bundesdeutschen<br />
Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, B.A.U.M. e.V.,<br />
Unternehmern die Möglichkeit, einen der seltenen alten Buchenwälder<br />
Deutschlands zu schützen. Und das für mindestens ein<br />
halbes Jahrhundert! Der Wald ist es wert: seinen ehrfürchtigen<br />
190 Jahren verdanken unzählige Tiere und Pflanzen ein Zuhause.<br />
Wenn Sie als Unternehmer das Reservat unterstützen wollen,<br />
erfahren Sie auf der Seite 34 mehr – über Schwarzspechte, Wildkatzen,<br />
Störche und uralte Buchen, aber auch, warum der Wald<br />
und sein Leben auch für Ihr Unternehmen ein Gewinn sind.<br />
www.WildeBuche.de<br />
Wie Sie sich beteiligen können, lesen Sie auf Seite 34.<br />
Fotos: Schwarzspecht/Alastair Rae/Wikipedia,Wildkatze/Andy Gehring/iStockphoto,Schwarzstorch/Till NiermannIWikipedia,Hintergrundbild und Pilzbild/Peter Wohlleben
Fotos: Horst Jegen · gettyimages.com (r.)<br />
Das Ja des Waldes zum Rhythmus<br />
„In der Wirtschaft geht es darum, Zeit zu gewinnen, in der Pädagogik geht es darum, Zeit<br />
intelligent zu verlieren.“ Ich bin nicht sicher, ob Karlheinz Geißler* bei Pädagogik auch an<br />
eine Baumschule gedacht hat. Könnte aber sein. Denn dort nehmen sich Baumsamen und<br />
-setzlinge viel Zeit, damit sie später in Ruhe als produktive Mitglieder eines Waldes weiterwachsen<br />
können. Natürlich gelassen und langsam, denn nur dann entwickelt sich ein<br />
gesundes Wurzelwerk – die Basis für einen erstklassigen Baum und für erstklassiges Holz.<br />
Intelligentes Verlieren von Zeit ist so die Sache unseres Finanzsystemes nicht. Die in Vierteljahres-Berichten<br />
durchgetaktete Hochgeschwindigkeit unseres Gesellschaftssystems hat<br />
nicht nur Banken, Börsen und Fonds in die Krise gefahren, sondern auch wir Menschen bleiben<br />
zurück. Biologisch-natürlich ist es nicht, wie wir so vor uns hinleben und -wirtschaften.<br />
Der Wald und das Jahr des Waldes könnten ein guter Anlass sein für eine Pause. Eine Pause,<br />
die wir produktiv nutzen könnten: Lernen, warum Wald einen Biorhythmus hat und nicht<br />
im Takt der Börsen und Aktienkurse wächst.„Takt ist die Wiederholung ohne Abweichung.<br />
Rhythmus ist Wiederholung mit Abweichung.“ Natur und Wald sind rhythmisch. Sie wiederholen<br />
sich, aber eben nicht so mechanisch getaktet wie unsere Finanz- und Digitalwelt, die<br />
das so gern gleichförmig hätten. Das ist keineswegs graue philosophische Theorie. Immer<br />
wieder bitten uns Kunden, doch die Rendite für ihr Waldinvestment ganz genau zu berechnen.<br />
Wenn wir dann sagen „von – bis“ und „je nachdem wie gut der Wald wächst“, dann<br />
entspricht das nicht den gewohnten Investoren-Erwartungen nach berechenbaren Zins-<br />
Takten der Geldvermehrung. Wir alle haben uns an die digital-virtuelle Berechnung von<br />
Geldvermehrung gewöhnt und betrachten sie als die reale Welt. Selbst wenn diese Erwartung<br />
immer wieder enttäuscht wird.<br />
Das Jahr des Waldes bietet also Gelegenheit über uns und die Welt nachzudenken. Denn<br />
Wald ist wie wir Menschen: Je mehr Zeit wir uns nehmen in Ruhe zu wachsen, desto schöner<br />
und dauerhafter wird der Menschenwald (vulgo Gesellschaft), den wir so standortgerecht<br />
aufbauen. Die Gesellschaft der Bäume ist genauso bunt und vielfältig wie unsere Gesellschaft.<br />
Vielleicht bereiten Ihnen die vielen bunten Artikel über Wald weltweit deswegen<br />
auch Vergnügen und verleiten Sie im Jahr des Waldes dazu,„Ja“ zu sagen zum intelligenten<br />
Verlieren von Zeit.<br />
Harry Assenmacher,<br />
Geschäftsführer ForestFinance<br />
Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />
*Empfehlenswert:<br />
„Lob der Pause – Warum unproduktive<br />
Zeiten ein Gewinn sind“ von<br />
Prof. Karlheinz Geißler, Oekom Verlag<br />
www.timesandmore.de<br />
Jahr des<br />
Waldes<br />
Inhalt<br />
4 An uns<br />
Die Seite für Leser · Impressum<br />
5 Die phänomenale Fünf<br />
Kampagnen und Katastrophen zum Jahr<br />
6 Buschtrommel<br />
Meldungen zu Wald und Welt<br />
8 Titel<br />
Jahr der Wälder – Wunder und Wende?<br />
23 Waldwirtschaft<br />
Stauseehölzer · Forstwirtschaft in Deutschland ·<br />
Wie Wald Vietnam verändert<br />
28 Reportage<br />
Revolten gegen Kupferminen-Gesetz in Panama<br />
30 World of ForestFinance – WFF<br />
Unser Büro in Hanoi · Menschen · Professor Graßl<br />
im Gespräch · Die Dreifach-Auszeichnung unseres<br />
Waldes · CO 2OLe Events<br />
38 BaumFreund & BaumSchule<br />
Von Menschen und Bäumen<br />
40 iForest<br />
urgewald – für Menschen, gegen<br />
Umweltzerstörung<br />
42 Für Waldläufer durchforstet<br />
Bücher · Links · Termine<br />
www.forestfinance.de FF 3<br />
Editorial
An uns …<br />
Bilder aus dem<br />
Himalaja von<br />
… die Seite für Leser und Meinungen<br />
Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Wenn auch, wie wir finden, Sie sie selten nutzen.<br />
Uns erreichen leider nur wenige Zuschriften, die uns hinterfragen oder kritisieren. Wir freuen uns aber über<br />
jede von ihnen. Denn sie helfen uns, noch besser mit Ihnen zu kommunizieren. Hier nun eine Auswahl Ihrer<br />
Fragen und Anregungen.<br />
Nach der ForestFinance-Kunden-Spendenaktion<br />
zu Weihnachten bedankte sich der Stella<br />
Bildung Bewegt e.V.: Wir möchten uns für Eure<br />
Unterstützung mit kleinen Bildern aus dem Himalaja<br />
bedanken. Wie wird Weihnachten wohl in Deutschland<br />
gefeiert? Unsere Bergkinder haben ihre Fantasie<br />
spielen lassen – aber seht selbst.<br />
Ein Interessent aus München fragt: Einen Punkt,<br />
den ich bei ForestFinance beeindruckend finde, ist<br />
die Ökologie des Investments. Ein Satz im Forest-<br />
Finest-Magazin, obwohl sicher gut gemeint, stimmt<br />
mich jedoch nachdenklich. Dazu muss ich sagen,<br />
dass ich Vegetarier bin und die aktuell betriebene<br />
Nutztierhaltung (was für ein Unwort) sehr kritisch<br />
sehe. Also, Sie schreiben in Ihren in <strong>ForestFinest</strong> vorgestellten<br />
Guidelines: „Es werden organische Düngemittel<br />
aus eigener Produktion eingesetzt“. Heißt<br />
das: ForestFinance ist in die „Nutztierwirtschaft“<br />
(noch so ein Unwort) involviert und betreibt ein<br />
Nebengeschäft oder unterstützt indirekt die Schlachtung<br />
von Tieren? Oder wird Ihr Dünger auf rein<br />
pflanzlicher Basis hergestellt? Es ist wirklich erstaunlich,<br />
wo überall Leid von Tieren versteckt wird.<br />
ForestFinance antwortet: Der von uns verwendete<br />
organische Dünger besteht aus nährstoffreicher<br />
Erde aus Flussauen, Reisschalen zur Auflockerung<br />
und gelegentlich geringen Mengen Hühnerexkremente.<br />
Diese werden in der Region bei Bauern ge-<br />
sammelt. Ob diese ihre Hühner auch als Schlachttier<br />
„nutzen“, vermögen wir nicht zu beurteilen. Angesichts<br />
der panamaischen Ernährungsweise, gehen<br />
wir davon aus. Aber: Wir unterhalten kein „Nebengeschäft“<br />
zur Zucht oder Schlachtung von Tieren<br />
und wir glauben auch nicht, dass die Nutzung des<br />
Hühnerdungs als Beimischung zum Naturdünger<br />
einen anheizenden Effekt auf die Haltung von Tieren<br />
hat. Generell ist es schwierig, unsere nachhaltige<br />
Forstwirtschaft allen wünschenswerten Erfordernissen<br />
anzupassen. Wir erleben oft Notwendigkeiten,<br />
die wir abwägen müssen. Die Alternative auf Kunstdünger<br />
umzusteigen, halten wir jedoch für noch<br />
schädlicher.<br />
Rita Pitsch hatte ein Erlebnis der besonderen<br />
Art – unser Briefumschlag half der Atomkraftgegnerin<br />
beim Protest in Gorleben: Der Direktrecycling-Briefumschlag<br />
Ihrer Postsendung war mir<br />
sofort aufgefallen, als ich den Briefkasten öffnete.<br />
Im Bus nach Dannenberg versuchte ich herauszufinden,<br />
welcher Kartenausschnitt Deutschlands mir auf<br />
diesem Weg zur Verfügung gestellt wurde. Es dauerte<br />
einige Zeit, bis ich einen mir bekannten Ort<br />
fand. Als ich „Salzwedel“ las, glaubte ich zu träumen.<br />
Die Elbe und auch Dannenberg waren verzeichnet.<br />
Nur Hitzacker und Umgebung fehlte durch<br />
den Fensterausschnitt des Briefumschlags. So verfügte<br />
ich über eine Karte, die sonst niemand hatte.<br />
Das war sehr hilfreich für uns! Unsere Schienenblockadestrecke<br />
und die vielen kleinen Waldwege<br />
waren auf der Karte genauestens verzeichnet.<br />
So sehen die ForestFinance-Umschläge aus,<br />
die aus alten Karten recycelt werden, aber als<br />
solche noch nützlich sein können – wie unsere<br />
Kundin berichtet.<br />
<strong>ForestFinest</strong><br />
Ausgabe 22010<br />
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />
4 FF www.forestfinance.de<br />
CSR<br />
Unternehmen<br />
übernehmen<br />
Verantwortung<br />
Wenn<br />
Kapital<br />
auf Grün<br />
schaltet<br />
Mischwald<br />
gewinnt gegen<br />
Teak-Monokultur<br />
Erste Ernten<br />
Erste Auszahlungen<br />
an Kunden<br />
Reportage:<br />
Kakaoanbau<br />
auf Borneo<br />
ForestFinance gewinnt<br />
FSC-Award<br />
Impressum<br />
<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />
für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/<strong>2011</strong><br />
ISSN 1866-7325<br />
Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />
Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />
Geschäftsführer, HRB 13610, Amtsgericht Bonn,<br />
Eifelstraße 20, 53119 Bonn<br />
Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Janina<br />
Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger, Andreas Schnall,<br />
Kristin Steffan<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
SOKO-Layout, Marc Venner<br />
Titelfoto: Hirsch: Horst Jegen, Wald: photos.com<br />
Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />
Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />
Fon: 0228/943 778 0, Fax: 0228/ 943 778 20<br />
Druck: 20000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />
auf 100% Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />
ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />
Bestellungen für Jahresabonnements:<br />
2 Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />
Service GmbH, (Anschrift siehe oben)
Fotos: istockphoto.com<br />
Seit 1959 ruft die UNO regelmäßig internationale Jahre aus. Was mit dem Weltflüchtlingsjahr begann, ist zu<br />
einer festen Institution geworden, um mit Kampagnen und Veranstaltungen auf weltweit bedeutende Themen<br />
aufmerksam zu machen. <strong>2011</strong> ist nun das Jahr der Wälder. Bei ForestFinance ist es das natürlich jedes Jahr.<br />
Aber wir nehmen dieses gerne zum Anlass, ein paar aktuelle Zahlen vorzustellen.<br />
Jahr der Wälder – national in Zahlen<br />
In Deutschland hat das Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
das hohe Amt übernommen,<br />
das Jahr der Wälder zu organisieren.<br />
Folglich steht die Kampagne auch unter<br />
dem wenig erregenden Motto„Unser Waldkulturerbe“.<br />
Damit dieser ministeriell vorgegebene<br />
Rahmen nicht zum Schweigen im<br />
Walde führt, sind bisher bundesweit über<br />
3400 Veranstaltungen angekündigt – Tendenz<br />
steigend, über 5000 werden erwartet.<br />
Allerdings:Viele davon sind Waldführungen,<br />
die auch ohne die Kampagne stattfinden<br />
würden. Kulinarische Kleinode wie etwa<br />
eine Veranstaltung namens„Des Freiherrn<br />
von Goethes Grüne Soße“ sind in dem Kalender<br />
eher rar gesät. Man muss sich schon<br />
ein wenig Zeit zum Suchen nehmen, wenn<br />
man den kulturellen Wert des Waldes erleben<br />
will.<br />
Über das Kulturelle hinaus soll die Kampagne<br />
jedoch auch das Bewusstsein für den<br />
Wald als Wirtschaftsfaktor stärken. Die ministerialen<br />
Zahlen dazu: Rund eine Million<br />
Menschen sind in Deutschland im Forstsektor<br />
beschäftigt, rund 160 Milliarden<br />
Euro Umsatz werden generiert. Dabei wissen<br />
auch die Beamten:Vieles, was der Wald<br />
leistet, ist unbezahlbar. Aber rein wirtschaftlich<br />
gesehen erbringt jeder Hektar<br />
Wald Dienstleistungen und Rohstoffe im<br />
Wir machen Wald – immer<br />
Wert von 750 Euro im Jahr. Sehr schön<br />
kommt auch eine weitere Zahl aus den<br />
oberen Etagen der Politik daher: Der Waldbestand<br />
in Deutschland hat in den letzten<br />
40 Jahren um rund eine Million Hektar<br />
zugenommen. Allerdings ist bei Weitem<br />
nicht alles Wald, was grünt (siehe Seiten<br />
12 – 13 in diesem Heft). Deutschlands elf<br />
Millionen bewaldete Hektar sind überwiegend<br />
Forste. Schutzflächen und natürliche<br />
Wälder gibt es kaum. Daher muss neben der<br />
nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung<br />
auch ein Ausbau von Waldreservaten und<br />
Biotopen gefordert und gefördert werden.<br />
Jahre der Katastrophen – international<br />
Ebenso wie Deutschland organisieren viele<br />
Länder Aktionen zum Jahr des Waldes. Alles<br />
in allem haben sie sich aber bislang mit<br />
dessen Schutz wenig hervorgetan. Das führte<br />
zwar zum guten Versuch der UN, diese<br />
Problematik ins Bewusstsein der Menschen<br />
zu rücken, aber tragischerweise auch dazu,<br />
dass der weltweite Waldbestand derzeit nur<br />
noch 64 Prozent des ursprünglichen beträgt.<br />
Er ist von rund sechs Milliarden auf vier<br />
Milliarden Hektar geschrumpft. Geradezu<br />
katastrophal mutet die Zerstörung der Tropenwälder<br />
an: 78 Prozent sind vernichtet<br />
worden, jährlich verschwinden sechs Millionen<br />
Hektar. Um die oft angeführten Fußballfelder<br />
nicht noch mehr in Verruf zu bringen:<br />
Die phänomenale 5<br />
Das ist jeden Tag fast neunmal so viel wie<br />
die gesamte Fläche, die ForestFinance in<br />
Panama bewirtschaftet. Speziell die tropischen<br />
Urwälder bedecken zwar nur sieben<br />
Prozent der Erdoberfläche, beherbergen<br />
aber rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten.<br />
Darüber hinaus hängen auch<br />
Einkunft und Überleben von mehr als anderthalb<br />
Milliarden Menschen – also rund<br />
eines Viertels der gesamten Menschheit –<br />
direkt oder indirekt vom Wald ab.<br />
Daher hat die UNO alle Mitgliedsländer<br />
aufgefordert,durch Kampagnen,Veranstaltungen<br />
und Aktionen das Bewusstsein für<br />
denWald lokal und global zu stärken.Was Sie<br />
davon erleben,aber auch mitgestalten können,<br />
erfahren Sie hier: www.wald<strong>2011</strong>.de,<br />
http://waelder.dgvn.de/ und www.un.org/<br />
forests.<br />
Zahlenspiele von Nicolas<br />
Rieger (24); der studierte<br />
Technik-Journalist ist<br />
Master des ForestFinance<br />
IT-Netzwerkes.<br />
www.forestfinance.de FF 5
Buschtrommel<br />
So freundlich sehen Neandertaler im gleichnamigen<br />
Museum in Mettmann aus, wo Forscher nun das Klima<br />
als den Killer dieser Urmenschenart identifizierten.<br />
Foto: Neanderthal Museum/H. Neumann<br />
Kühe sind am Klimawandel nicht schuld! Es wird ja gern alle Schuld in den Stall geschoben<br />
– da leben Viecher, deren Gase die Welt bedrohen. In der Tat ist das im Kuhrülpser enthaltene<br />
Methan 25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Aber dieser Fakt wird ins Feld<br />
geführt, um von den wahren Klimakillern abzulenken, meint die Berliner Tierärztin Anita<br />
Idel. Sie weist in ihrem Buch„Die Kuh ist kein Klimakiller!“ der industrialisierten Landwirtschaft<br />
diese Schuld zu. Wie die Kuh wiederum – und deren tierfreundliche Haltung<br />
– das Klima sogar retten könnte, lesen Sie im Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller”, Metropolis<br />
Verlag, Marburg, ISBN 978-3-89518-820-6, 200 Seiten, 18 Euro.<br />
Meldungen zu Wald und Welt –<br />
Klima killte Neandertaler<br />
Starke Klimaschwankungen waren das Aus für Neandertaler. Eine Forschergruppe um<br />
Professor Gerd-Christian Weniger, Leiter des Mettmanner Neanderthal Museums, erklärt<br />
sich das Verschwinden des Neandertalers mit extremen Klimaschwankungen. Die Wissenschaftler<br />
fügen bisher widersprüchliche Ergebnisse aus Archäologie, Paläoanthropologie<br />
und Paläogenetik zusammen und kommen zum Ergebnis, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen<br />
in Europa die meisten Kälteschwankungen der Eiszeit überlebt haben.<br />
Das war möglich, weil es im nördlichen Mittelmeergebiet Rückzugsmöglichkeiten für die<br />
Populationen gab. Auf diese Weise ergab sich ein Jojo-Effekt: Die Besiedlungsgrenze des<br />
Menschen bewegte sich in Europa zwischen dem 53. und 45. Breitengrad auf und ab. Diese<br />
Klimaschwankungen, die im Abstand von 1000 Jahren auftraten, wurden dann aber<br />
verstärkt durch sechs sogenannte Heinrich-Events.Während dieser Kältephasen trieben<br />
große Eisschilde von Nordamerika aus über den Atlantik und sorgten neben einem weiteren<br />
Temperaturabfall für eine extreme Trockenphase. Diese Trockenheit zerstörte<br />
kurzfristig die Lebensgrundlagen der Jäger und Sammler in den Rückzugsgebieten und<br />
führte zum Zusammenbruch der Population. Danach kamen die ersten anatomisch modernen<br />
Menschen aus Westasien nach Europa.Vor etwa 30000 Jahren erlitten diese dann<br />
dasselbe Schicksal wie die Neandertaler und starben aus. Sie wurden durch neue Gruppen<br />
des modernen Menschen aus Westasien abgelöst. Nach dieser Geschichte liegt nun<br />
die Frage auf der Hand: Wer oder was kommt nach uns und unserem Klimawandel? Nachzulesen<br />
auf www.neanderthal.de/de/presse-bilder/pressemitteilungen-einzelan sicht/archive/2010/de<br />
cember/article/forschergruppe-stellt-modell-vor/index.html?tx_ttnews[day] =08&cHash=7c10a9bc4f.<br />
Schneeballeffekt beim Artensterben. Forscher der Universitäten Göttingen und Jena haben<br />
die Auswirkungen von Artensterben auf ein komplettes Ökosystem untersucht. In aufwändigen<br />
Freilandexperimenten über einen Zeitraum von acht Jahren zeigten die Wissenschaftler,<br />
dass sich der Artenverlust „von unten nach oben“ in der Nahrungskette fortsetzt.<br />
So zieht der Verlust einer Pflanzenart schneeballartig das Aussterben weiterer Arten<br />
nach sich.Wenn Pflanzen aussterben,dann sterben als nächstes diejenigen Organismen<br />
aus, die direkt auf Pflanzennahrung angewiesen sind. Danach trifft es Organismen, die<br />
weiter oben in der Nahrungskette stehen, wie zum Beispiel räuberische Käfer.„Wenn auch<br />
nur eine einzige Pflanzenart ausstirbt,<br />
dann gehen mit ihr oft eine ganze Menge<br />
weiterer Arten verloren“, erläutert der Göttinger<br />
Agrarökologe Dr. Christoph Scherber.<br />
„Die Studie ermöglicht auch, Artensterben<br />
vorherzusagen und abzuschätzen, welche<br />
Tiergruppen am empfindlichsten darauf<br />
reagieren.“ www.the-jena-experiment.de<br />
Die Felder des Jena-Experiments.<br />
Foto: Weigelt/Voigt/Scherber/Jena-Experiment<br />
6 FF www.forestfinance.de
Foto: sxc.hu/Hans Thoursie<br />
Foto: Claudia Gunkel<br />
für Sie aufgelesen<br />
Von Tigern, Wäldern, WWF und Filmstars<br />
Es gab einen Star in Petersburg. Einst starb<br />
er für Kate Winslet auf der Titanic,jetzt setzt<br />
er sich zusammen mit dem WWF für den<br />
Schutz der Tiger ein. Und das macht Sinn.<br />
Auf dem Tigergipfel in St. Petersbrug traf sich<br />
2010 auf Einladung Vladimir Putins die internationale<br />
Staatengemeinschaft, um<br />
Schutzmaßnahmen für den Tiger und seinen<br />
Lebensraum zu konkretisieren. Der WWF hatte<br />
im Vorfeld zusammen mit Leonardo<br />
DiCaprio rund um den Globus Aktionen<br />
zum Schutz der Tiger gestartet. In Russland<br />
beschlossen dann die politischen Würdenträger<br />
der Verbreitungsstaaten des Tigers einen<br />
erweiterten Rettungsplan. Das war<br />
dringend nötig, denn weltweit leben nur<br />
Ob Bäume auch in Deutschland vor Einbrechern<br />
schützen, muss noch überprüft werden.<br />
noch knapp 3200 Tiger in freier Wildbahn.<br />
Sie sind akut vom Aussterben bedroht.<br />
Dafür sind Wilderei und vor allem die Zerstörung<br />
ihres natürlichen Lebensraums verantwortlich.<br />
Tiger bewohnen heute nur<br />
noch sieben Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes.<br />
Die Abholzung von Wäldern<br />
verursacht aber nicht nur einen Verlust<br />
der Biodiversität sowie der natürlichen<br />
Lebensräume bedrohter Arten, sondern ist<br />
auch klimapolitisch ein Problem. Wahrscheinlich<br />
sind das die Gründe, warum die<br />
deutsche Bundesregierung auf dem Tigergipfel<br />
zusätzlich vier Millionen Euro für<br />
den Waldschutz im Tigerverbreitungsgebiet<br />
zusicherte.<br />
Bäume gegen Einbrecher. Das funktioniert.<br />
Im Schatten hoher Bäume werden in Wohngebieten<br />
weniger Straftaten begangen. Diesen<br />
kurios klingenden Zusammenhang haben<br />
US-amerikanische Wissenschaftler entdeckt,<br />
als sie die Kriminalitätsrate in Portland<br />
im US-Bundestaat Oregon untersuchten.<br />
Demnach verringern Bäume am Straßenrand<br />
generell die Häufigkeit von Eigentumsdelikten<br />
und Gewalttaten. Bei Bäumen<br />
in Gärten ist der Effekt allerdings von<br />
der Größe abhängig: Große Bäume mit langem<br />
Stamm und hoher Krone reduzieren<br />
auch hier die Kriminalitätsrate, kleinere<br />
Zuerst die gute Nachricht: Das Parlament stimmte im Juli 2010 einem Verbot des Verkaufs<br />
von illegal geschlagenem Holz und Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit sowie Sanktionen<br />
bei Nichteinhaltung zu. Ziel des Gesetzes ist die Reduzierung der illegalen Abholzung.<br />
Es soll Verbrauchern Gewissheit über die legale Herkunft der gekauften Produkte geben.<br />
Und jetzt die schlechte: Viele Unternehmer interessiert es nicht, woher íhr Tropenholz<br />
stammt. Das ist das Ergebnis einer WWF-Unternehmensbefragung. Bei Stichproben fand<br />
der WWF bei etlichen Unternehmen Tropenholzprodukte ohne FSC-Zertifikat, das illegalen<br />
Holzeinschlag ausschließt. Besonders erschreckend: Mehrere Unternehmen<br />
machten falsche Angaben oder konnten nichts zur Herkunft oder Holzart ihrer Produkte<br />
sagen.„Die Firmen kaufen munter Holz und Holzprodukte, ohne eine Ahnung zu haben,<br />
ob sie damit Wälder zerstören“, sagt WWF-Experte Johannes Zahnen.„Das ist skandalös.<br />
Die Einkaufspolitik deutscher Unternehmen muss sich radikal ändern.“ Fit für das neue<br />
EU-Gesetz, das ab 2013 die Einfuhr von illegalen Holzwaren verbietet, ist laut WWF bislang<br />
kaum ein deutsches Unternehmen.<br />
Buschtrommel<br />
Leoanardo DiCaprio beim Aufstellen einer Fotofalle<br />
im Bardia Natioanlpark (Nepal).<br />
Bäume erhöhen sie jedoch. Hinter diesem<br />
Zusammenhang vermuten die Wissenschaftler<br />
zwei Effekte: Eine Wohngegend mit<br />
gepflegten Straßen- oder Gartenbäumen<br />
könnte Kriminellen signalisieren, dass sie intensiv<br />
überwacht wird. Bei kleinen Bäumen<br />
überwiege hingegen der Effekt des<br />
Sichtschutzes, durch den sich die üblen Aktivitäten<br />
besser verbergen lassen, schreiben<br />
die Forscher um Geoffrey Donovan vom<br />
U.S. Forest Service in Portland.<br />
Mehr dazu (englisch): http://actrees.org/site/re<br />
sources/research/the_effect_of_trees_on_cri<br />
me_in_portland_oreg.php<br />
+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />
Nicht immer stammt das Holz – wie hier aus den<br />
ForestFinance-Forsten – aus zertifizierten Wäldern.<br />
Viele Unternehmer fragen zu wenig danach.<br />
www.forestfinance.de FF 7<br />
Foto: Jan Vertefeuille/WWF<br />
Foto: ForestFinance/Sebastian Gräfe
So schön kann Wald sein – kräftige Buchen, Vogelgezwitscher, wilde Romantik, Freiheit und Frieden. Das entspricht den Assoziationen vieler Menschen, wenn sie an Wald<br />
denken. Dabei ist Wald viel mehr als Naherholungsgebiet. Er ist Heimat für Tiere, Vorratskammer für Holzwirtschaft und lebensnotwendiger Klimaregulator. Das klingt viel<br />
nüchterner als es im wahren Leben ist: Denn ohne Wald wären wir nichts. Unser Leben wäre ohne Bäume nicht nur weniger lebenswert, es wäre ganz und gar unmöglich.<br />
Foto: Thomas Stephan<br />
8 FF www.forestfinance.de
Jahr der Wälder –<br />
Wunder und Wendung inklusive?<br />
<strong>2011</strong> ist das Internationale Jahr der Wälder. Die UN hat es dazu gemacht und will damit allen Menschen die<br />
Bedeutung des Waldes für unser Leben näherbringen. Aber was bedeuten Wald und Bäume nun wirklich für<br />
die Welt? Sind sie Klimaretter, Wellness-Oasen oder die berühmte Grüne Lunge? Sind sie Wirtschaftsfaktor,<br />
Energielieferant, Ressource? Ja, sind sie. Von allem etwas und gleichzeitig noch viel mehr. Wunder des Lebens –<br />
mit unglaublichen Facetten. Einige wollen wir hier beleuchten.<br />
Fangen wir mal bei einem Baum an. Einem<br />
100-jährigen. Die sind in Deutschland selten<br />
genug, aber hier stehen nur einige der unzähligen<br />
Gründe, warum wir uns mehr davon<br />
leisten sollten: Hat ein Baum ein Jahrhundert<br />
auf der Rinde, dann trägt er im Sommer<br />
etwa eine Million Blätter. Diese produzieren<br />
pro Jahr 4500 Kilo Sauerstoff. Das entspricht<br />
3,2 Millionen Liter oder 3200 Kubikmeter<br />
lebenswichtigem O 2 . Für die optisch<br />
orientierten Leser: Man bräuchte 200 Milchtankwagen,<br />
um den Sauerstoff abzutransportieren.<br />
Wohlgemerkt: Wir beschreiben<br />
hier immer noch einen einzigen Baum und<br />
seine Einjahresleistung. Um diesen Sauerstoff<br />
herzustellen, benötigt der Baum rund<br />
106 Kilo Kohlenstoffdioxid. Das heißt, ein<br />
Baum erlöst im Jahr einen Deutschen von seiner<br />
CO 2-Schuld, die er an drei Tagen anhäuft.<br />
Ach, hätten wir doch mehr davon!<br />
Aber auf zu weiteren Jahresbestleistungen<br />
eines 100-Jährigen:Der Baum filtert eine Tonne<br />
Staub und Abgase aus der Luft, er hält mit<br />
seinen Wurzeln den Boden in Form und<br />
verhindert, dass er vom Wasser weggeschwemmt<br />
oder vom Winde verweht wird.<br />
Der Baum speichert um die 30 Kubikmeter<br />
Wasser im Jahr. Die restlichen 70 Kubikmeter<br />
Regen, die von Frühling bis Winter auf ihn<br />
niederprasseln, nimmt er zeitweise auf. Und<br />
wenn er das große Glück hat, in einem Wald<br />
zu stehen, dann speichert und reinigt er das<br />
Wasser mithilfe von Moosen. Sie geben das<br />
Wasser nur langsam wieder ab. Es fließt<br />
gleichmäßig aus den Wäldern heraus oder<br />
sickert ins Grundwasser und ersetzt uns<br />
somit aufwändige technische Reinigungs-<br />
maßnahmen. Es wäre also alles in allem<br />
sehr wünschenswert, wenn wir noch viel<br />
mehr Bäume hätten, die zu ganzen Wälder<br />
wachsen dürften. Aber was genau macht einen<br />
Wald aus? Ist er mehr als die Summe seiner<br />
Bäume?<br />
Wann ist ein Wald ein Wald?<br />
„Ein Wald ist eine Pflanzenformation, die im<br />
Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist<br />
und eine so große Fläche bedeckt, dass sich<br />
darauf ein charakteristisches Waldklima<br />
entwickeln kann“,schreiben die Autoren des<br />
Lehrbuchs„Grundriss des Waldbaus“. Ja, so<br />
kann man das auch sagen. Oder: Wald ist<br />
„eine Vergesellschaftung von Bäumen, die<br />
stammförmig eine Mindesthöhe von drei bis<br />
fünf Meter haben und eine physiognomische<br />
Einheit bilden.“ So steht es im„Kosmos<br />
Wald- und Forst-Lexikon“ (siehe Literatur-<br />
Tipps, Seite 21). Aber besonders deutlich<br />
wird diese Vergesellschaftung, Physiognomie<br />
und Charakteristik,wenn ein Förster davon<br />
erzählt. Einer wie Peter Wohlleben, den<br />
wir Ihnen in diesem Heft auf den Seiten 12<br />
bis 13 vorstellen. Er sagt:„Bäume passen in<br />
einem Wald aufeinander auf. Sie merken,<br />
wenn es einem Baum schlecht geht und sie<br />
versorgen ihn dann über ihre eigenen Wurzeln<br />
mit den wichtigsten Nährstoffen.“ Das<br />
können Wälder dann am besten, wenn sie<br />
in Ruhe gelassen werden.Wenn es keine Maschinen<br />
gibt, die schwerfällig und zerstörerisch<br />
Bäume aus dem Wald holen und dabei<br />
den Boden samt Wurzelwerk so quetschen,<br />
dass hier nichts mehr wachsen oder<br />
versorgen kann.<br />
Primärwälder schwinden<br />
Naturnaher<br />
Wald<br />
7,1 %<br />
Holzplantage<br />
3,0 %<br />
Schutzforst<br />
0,8 %<br />
Wald mit menschlichen Eingriffen<br />
52,7 %<br />
Primärwald<br />
36,4 %<br />
Wälder, in die Menschen eingreifen, sind mittlerweile<br />
weiter verbreitet als die urwüchsigen Primärwälder.<br />
Die Daten für diese Grafik stammen aus dem Bericht<br />
der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung<br />
(FAO) aus dem Jahr 2005. Der neue Bericht über<br />
den Zustand der Wälder der FAO aus dem Jahr <strong>2011</strong><br />
unterscheidet nicht mehr zwischen Urwald oder ursprünglichem<br />
Wald auf der einen und nachgewachsenen<br />
oder forstwirtschaftlich gepflegten Waldbeständen<br />
auf der anderen Seite. Bäume sollten stärker für<br />
ein grüneres Wirtschaften eingesetzt werden, fordert<br />
die FAO. Den neuen Bericht finden Sie hier:<br />
www.fao.org/docrep/013/i2000e/i2000e00.htm.<br />
Und hier den alten: www.greenfacts.org/en/forests<br />
/index.htm<br />
www.forestfinance.de FF9<br />
Titel
Titel<br />
Aber bleiben wir noch ein Weilchen bei<br />
den schönen Seiten: Wälder stecken voller<br />
Wunder. Sie werden von Wesen bewohnt,<br />
von denen wir sehr viele noch gar nicht kennen.<br />
Von denen,die wir kennen,lebt ein Drittel<br />
im Wald. „Insgesamt werden sogar 9,5<br />
Millionen Spezies in Wäldern vermutet,<br />
die bislang unentdeckt zwischen Wurzel<br />
und Wipfel leben“, schreibt der WWF anlässlich<br />
des Tag des Waldes,am 21. März <strong>2011</strong>.<br />
Wenn Wälder Wälder bedrohen …<br />
… stecken Manager dahinter. Sie holzen<br />
Wälder ab, um neue zu pflanzen. In Plantagen<br />
wachsen dann schnellwüchsige Hölzer<br />
für die Industrie oder Ölpalmen, um den<br />
rasant steigenden Palmölbedarf zu decken.<br />
Für Plantagenwälder werden oft Primärwälder<br />
geopfert. Nur:„Viele Bäume machen<br />
noch keinen Wald“, bringt es Brigit Trinks<br />
von Pro Wildlife auf den Punkt. „Ausgerechnet<br />
die Plantagenwirtschaft gefährdet<br />
die Urwälder – und damit den Lebensraum<br />
vieler Tierarten. (…) Pestizide, Düngemittel<br />
und transgene Bäume machen Plantagen<br />
zu Wüsten der Biodiversität“, erklärt<br />
die Umweltschützerin. Für Jaguare, Orang<br />
Utans und andere Waldbewohner bieten sie<br />
keinen Lebensraum. Leider zählen die für<br />
Mensch und Wirtschaft weniger als die<br />
Einträge in Auftragsbüchern und Bilanzen.<br />
Wirtschaftsmacht Wald<br />
Die Macht, die von Wäldern ausgeht, nehmen<br />
Menschen als selbstverständlich hin.<br />
Kaum jemand ist momentan bereit, etwas<br />
dafür zu zahlen: für das Speichern und Reinigen<br />
von Wasser, für den Sauerstoff und<br />
Bodenschutz, die Regulation des Klimas.<br />
Erst wenn es um nackte Zahlen wie Werte<br />
des geernteten Holzes und um Gewinnmargen<br />
geht, horchen Menschen auf.„Das<br />
im Jahr 2005 weltweit industriell geschlagene<br />
Holz hatte einen Wert von annähernd<br />
77 Milliarden Euro. Der Wert weiterer Waldprodukte<br />
wird für das Jahr 2005 auf etwa 14<br />
Milliarden Euro geschätzt“, rechnet der<br />
WWF vor. Und so versuchen viele Industrien,<br />
sich von diesem Milliarden-Kuchen ein<br />
Stück abzusägen. Jede Minute roden sie<br />
eine Waldfläche von rund 35 Fußballfeldern<br />
– macht im Jahr 13 Millionen Hektar.<br />
Und das nicht erst heute.Seit den 1960er Jahren<br />
wurden Tropenwälder in der Größe von<br />
halb Europa vernichtet. Ganze 645 Millionen<br />
Hektar, hat der WWF berechnet.<br />
Für Deutschland rechnet die Bundesregierung<br />
bis zum Jahr 2020 mit einem zusätzlichen<br />
Bedarf an Holz von bis zu 35 Millionen<br />
Kubikmeter pro Jahr. Deswegen sollen einheimische<br />
Wälder, so die derzeitige Land-<br />
Wälder der Welt<br />
Wald<br />
Andere bewaldete Flächen<br />
wirtschaftsministerin Aigner,verstärkt wirtschaftlich<br />
genutzt werden. Mit diesem wirtschaftlichen<br />
Druck wächst natürlich auch die<br />
Bedrohung für die biologische Vielfalt in unseren<br />
Wäldern. „Geplant ist unter anderem,<br />
Bäume immer jünger zu ernten (‘Verkürzung<br />
der Umtriebszeiten’), die Holzvorräte<br />
im Privatwald stärker zu nutzen und vermehrt<br />
nicht-heimische Baumarten wie die<br />
nordamerikanischen Arten Douglasie oder<br />
Roteiche anzupflanzen. Damit verschärft<br />
sich die Situation insbesondere für hoch spezialisierte<br />
und sehr selten gewordene Tier-,<br />
Pilz- und Pflanzenarten, die auf strukturreiche<br />
Waldökosysteme, Strukturen alter<br />
oder abgestorbener einheimischer Bäume<br />
oder große unzerschnitteneWaldgebiete angewiesen<br />
sind“, warnt László Maráz von<br />
der Deutschen Umwelthilfe. Zwar begrüßt<br />
er, dass die Bundesregierung das Ziel, fünf<br />
Prozent der gesamten Waldfläche bis zum<br />
Jahr 2020 als „Urwald von morgen“ einer<br />
natürlichen Entwicklung zu überlassen,<br />
ebenfalls in die geplante Waldstrategie aufnehmen<br />
will. Aber:„Diese Naturwaldflächen<br />
bedürfen dann auch eines gesetzlichen<br />
Schutzes, der über eine Legislaturperiode<br />
hinausreicht", so Maráz. „Wald entwickelt<br />
sich über Jahrhunderte. Unverbindliche Ziele<br />
allein sind nicht ausreichend.“<br />
Andere Flächen<br />
Wasser<br />
9,3 Milliarden Hektar Wald gibt es heute noch auf der Welt. Aber sehen Sie die Löcher in dem grünen Gürtel?<br />
Noch vor wenigen Jahren gab es Regenwälder, die sich wie ein Band rund um den Äquator zogen. Jetzt gibt<br />
es immer mehr Lichtungen und „ungrüne“ Flecken. Und was in Asien noch so schön grün und nach Wald aussieht,<br />
sind genau betrachtet Plantagen und nur sehr wenige Wälder. Grafik:FAO<br />
Jahr der Wendung?<br />
Lippenbekenntnisse oder konkrete Maßnahmen<br />
zum Schutz der Wälder: Was wird<br />
das Internationale Jahr bringen? „Ich habe<br />
keine großen Erwartungen,dass Bundesregierung<br />
und Co. jetzt zu WaldschützerInnen<br />
konvertieren. Aber vielleicht gibt uns das<br />
Waldjahr in manchen Dingen etwas mehr<br />
Rückenwind“,schreibt Peter Gerhard von RobinWood<br />
dazu.ChristophWildburger,der an<br />
der bisher größten Studie zur Waldwirtschaft<br />
mitgeschrieben hat (www.iufro.org/science/gfep/forest-regime-panel/report),<br />
istauch<br />
wenig optimistisch. „Mit derzeitigen Maßnahmen<br />
lässt sich die Entwaldung nicht<br />
stoppen“, ist er überzeugt. Auch das REDD-<br />
Abkommen, das Zahlungen an Waldbewohner<br />
in Entwicklungsländer vorsieht, sei<br />
nicht genug. Waldschutz funktioniere erst<br />
dann,wenn alle Akteure berücksichtigt werden:<br />
auch Nahrungsmittelproduzenten,die<br />
Energiewirtschaft, aber noch viel mehr die<br />
Menschen,die von und mit demWald leben.<br />
„Profitieren werden die Wälder und infolge<br />
auch das Klima erst dann, wenn die Maßnahmen<br />
nicht mehr von oben nach unten<br />
aufgesetzt werden. Internationale Regelungen<br />
sind zwar notwendig,doch sie müssen<br />
mit lokalen und regionalen Maßnahmen<br />
verknüpft werden“, so Wildburger.<br />
10 FF www.forestfinance.de
Zeit zu handeln<br />
Wir müssen also selbst – jeder für sich und<br />
alle für einen – Wälder schützen. Mit allem,<br />
was wir dafür tun können. Und das ist<br />
eine ganze Menge! Zum Beispiel rechnet der<br />
WWF vor, dass alleine über den vernünftigen<br />
Umgang mit Papier Bäume gerettet<br />
werden können. „Wir Deutschen verbrauchen<br />
jedes Jahr allein 20 Millionen Tonnen<br />
Papier“, sagt Philipp Göltenboth, Leiter des<br />
Waldprogramms beim WWF Deutschland.<br />
„Pro Kopf sind das im Durchschnitt 235<br />
Kilo pro Jahr für Küchenrollen, Pappbecher,<br />
Werbeprospekte, Druckerpapier und Taschentücher.<br />
Damit liegt Deutschland EUweit<br />
an der Spitze.“<br />
Dabei sind Lösungen oft so einfach wie<br />
das Problem dekadent. Ein Beispiel: Vor<br />
fünf Jahren war der„Coffee to Go“ höchstens<br />
aus hippen TV-Serien bekannt. Heute läuft<br />
fast jeder mit einem bunten Pappbecher<br />
samt Heißgetränk von Termin zu Termin. Es<br />
darf gerne weiterhin gerannt werden, aber<br />
eben nicht mit Pappe: „Wir könnten bundesweit<br />
jedes Jahr sechs Milliarden Pappbecher<br />
sparen, wenn wir unseren Kaffee unterwegs<br />
aus einer Tasse trinken würden. Das<br />
sind rund eine halbe Million Bäume, die<br />
nicht gefällt werden müssten.“ So einfach<br />
kann jeder von uns das Wunder des Lebens,<br />
die Wälder, retten.<br />
Funktionen der Wälder<br />
Mehrere<br />
Funktionen<br />
33,8 %<br />
Soziale Zwecke<br />
3,7 %<br />
Keine oder<br />
unbekannte Funtion<br />
7,8 %<br />
Holzproduktion<br />
34,1 %<br />
Artenschutz<br />
11,2 %<br />
Boden- und<br />
Wasserschutz<br />
9,3 %<br />
Wäldern verdanken wir nicht nur die „Produktion“ von<br />
Holz, sondern auch die von Nahrungsmitteln wie Beeren<br />
oder Pilzen und von Medizinpflanzen. Sie versorgen<br />
uns mit Arbeit und echten Wellness-Oasen. Sie<br />
sind wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen<br />
und schützen unser Wasser, Klima und unsere Böden.<br />
Grafiken: Marc Venner, Quelle: FAO Global Forest Resources<br />
Assessment 2005, Progress towards sustainable forest<br />
Die Mammutbäume Amerikas<br />
sind die höchsten der<br />
Welt. Konkurrenz macht ihnen nur der australische<br />
Rieseneukalyptus. Beide können eine Höhe von mehr<br />
als 100 Metern erreichen. Der Mammutbaum kann,<br />
wenn man ihn lässt, nicht nur groß, sondern auch bis<br />
zu 1500 Jahre alt werden. Eine weitere beeindruckende<br />
Leistung: Er kann jedes Jahr einen Meter zulegen!<br />
Wen diese Rekordbäume faszinieren, sollte das Buch<br />
„Die roten Riesen“ lesen. Richard Preston beschreibt<br />
darin das Leben in den mächtigen Kronen der kalifornischen<br />
Küstenmammutbäume, deren Verzweigungen<br />
sich zu einem Kosmos fügen, in dem viele noch unerforschte<br />
Pflanzen und seltene Tierarten leben.<br />
Richard Preston: Die roten Riesen, Rogner &<br />
Bernhard, ISBN 978-3-8077-1056-3, 22,90 Euro<br />
Wussten Sie, dass …<br />
www.forestfinance.de FF11<br />
Titel<br />
… der älteste Baum der Welt eine Fichte ist und aus<br />
der Zeit stammt, in der die Menschen langsam<br />
den Ackerbau entdeckten und die ersten Keramiktöpfchen<br />
formten? Er durchstieß die Erde als<br />
zartes Pflänzchen im Jahr 7539 vor unserer<br />
Zeitrechnung und steht heute im stolzen Alter<br />
von 9550 Jahren im schwedischen Dalurna.<br />
… der dickste Baum der Welt ein Mexikaner ist? Die<br />
Mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum)<br />
in Santa María del Tule im mexikanischen<br />
Bundesstaat Oaxaca trägt den Titel des<br />
dicksten Baumes der Welt mit beeindruckenden<br />
14,05 Metern Durchmesser.<br />
… Menschen nicht nur das Alter, die Höhe und<br />
Dicke von Bäumen messen und für die Ewigkeit<br />
notieren? Sie führen auch über das Volumen<br />
ganze Bücher. Und so gilt als voluminösester<br />
Baum der Welt der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron<br />
giganteum) im Sequoia-Nationalpark<br />
in Kalifornien mit 1489 Kubikmetern.<br />
Sein Gewicht wird auf 1385 Tonnen geschätzt,<br />
sein Alter auf 2500 Jahre.<br />
… welcher Baum eiskalt Kälte erträgt? Das können<br />
gleich zwei Bäume der Welt ausgezeichnet<br />
gut. In die Kategorie des winterhärtesten Baumes<br />
der Welt gehören die Dahurische Lärche<br />
(Larix gmelinii) und die Ostasiatische Zwergkiefer<br />
(Pinus pumila). Beide widerstehen Temperaturen<br />
bis zu 70 Grad Celsius unter Null.<br />
… die Zerstörung der Wälder rund 80 Prozent der<br />
gefährdeten Säugetier- und Vogelarten bedroht?<br />
Sie haben kein anderes Zuhause als<br />
den Wald.<br />
… in Deutschland acht Milliarden Bäume wachsen?<br />
Das hat das Johann Heinrich von Thünen-<br />
Institut (vTI) ausgerechnet. Dabei wurden nur<br />
Bäume gezählt, deren Stamm mehr als sieben<br />
Zentimeter Durchmesser hatten.<br />
… Deutschland mit 11,1 Millionen Hektar Wald zu<br />
den waldreichsten Ländern der EU gehört?<br />
Bayern ist dabei mit 2,5 Millionen Hektar Wald<br />
der Spitzenreiter.<br />
… der stehende Holzvorrat in Deutschland rund<br />
320 Kubikmeter je Hektar beträgt? Das reicht<br />
aus, so die Wissenscchaftler vom vTI, um einen<br />
massiven Turm mit drei mal drei Meter Grundfläche<br />
von der Erde bis zum Mond zu bauen.<br />
Quellen: WWF und vTI
Titel<br />
Deutsche Wälder und<br />
ein Förster aus Leidenschaft<br />
Er kündigte die sichere Beamtenstelle bei der Forstverwaltung seines Traumreviers – nicht aus Frust, sondern<br />
aus Überzeugung. Peter Wohlleben wollte als freier Mann und Förster für Wald und Mensch arbeiten. Er schützt<br />
und pflegt ein mittlerweile sehr wertvolles wie einzigartiges Stück Deutschland. Mit Erfolg und Courage.<br />
<strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine Sommer-Guist wollte von ihm wissen, wie es um den Wald in Deutschland<br />
steht, im Jahr der Wälder und auch sonst.<br />
Peter Wohlleben liebt seinen Buchenwald in<br />
der Eifel. Er führt das Revier konsequent den<br />
ganzen Weg zurück in uralte Zeiten, zu einem<br />
urwaldähnlichen Laubwald.<br />
Fotos: Peter Wohlleben/privat<br />
„Diese Buche ist vorsichtig. Gleich daneben<br />
steht ein richtig mutiges Exemplar“, sagt<br />
Peter Wohlleben und klopft der ängstlichen<br />
Buche beruhigend den Stamm. Mutig,<br />
ängstlich? Gibt es Charakterschwächen und<br />
-stärken bei Bäumen?„Na klar!“, klärt Peter<br />
Wohlleben auf.„Es gibt Bäume,die setzen im<br />
späten Herbst noch auf warme Tage, an denen<br />
ihre Blätter Sonne tanken können. Sie<br />
behalten mutig ihre Blätter bis zum ersten<br />
Frost. Gleich daneben entschließen sich vorsichtige<br />
Bäume dazu,nach der ersten kühlen<br />
Nacht die Blätter abzuwerfen, und sie nicht<br />
dem Risiko auszusetzen,Frostschäden zu erleiden.“<br />
Bäume sind also kluge, planende<br />
Geschöpfe? Klingt das nicht allzu sehr nach<br />
Tolkiens märchenhaftem Baumbart, nach<br />
Wildnis-Romantik und esoterisch-abenteuerlicher<br />
Verklärung?<br />
Schon. Aber wenn man Peter Wohlleben<br />
forschend, um nicht zu sagen skeptisch<br />
ins Gesicht schaut, dann entdeckt man neben<br />
Lachfältchen, Offenheit und Neugier<br />
auch ganz viel Ernsthaftigkeit und Kompetenz.<br />
Er ist der Herr der Wälder – in der Eifel,<br />
aber auch bundesweit. Immer mehr Waldbewirtschafter<br />
suchen seinen Rat und immer<br />
mehr Menschen lesen seine Bücher. Er kennt<br />
sich aus in Deutschlands Wäldern und<br />
Holzwirtschaft wie wenige seiner Art. Sein<br />
Blick auf Bäume und Wälder ist dabei stets<br />
achtsam,eigenwillig und – im wahrsten Sinne<br />
des gern missbrauchten Wortes – nachhaltig.<br />
Blick zurück nach vorn<br />
Peter Wohlleben verbrachte seine ersten Lebensjahre<br />
in der Innenstadt von Bonn.<br />
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen<br />
hatte er sich schon als Sechsjähriger vor-<br />
genommen, Naturschützer zu werden. Er<br />
studierte Forstwirtschaft und arbeitete<br />
anschließend als Staatsdiener in der Landesforstverwaltung<br />
Rheinland-Pfalz. Bald<br />
bekam der junge Förster dann sein Traumrevier:<br />
die Wälder der Eifelgemeinde Hümmel.<br />
Schon bald musste der leidenschaftliche<br />
Naturschützer aber feststellen, dass<br />
die klassische Forstwirtschaft unsere Wälder<br />
nicht schützt, sondern ausbeutet. Gemeinsam<br />
mit den Waldbesitzern machte er<br />
sich auf die Suche nach neuen, sanften<br />
Wegen. Auf Exkursionen im In- und Ausland<br />
lernte er, dass es durchaus einige Forstbetriebe<br />
gibt, die Ökologie und Ökonomie in<br />
Einklang bringen. Die Gemeinde Hümmel<br />
ließ sich überzeugen und beschloss,mit ihm<br />
neue, nachhaltige Wege einzuschlagen.<br />
Das klingt viel leichtfüßiger, als es in<br />
der bundesdeutschen Realität war. Vor Gemeinde<br />
und Förster lagen 15 Jahre eines steinigen<br />
Weges,gepflastert mit Widerständen<br />
der Jagdlobby und Forstverwaltung. Der<br />
Weg führte aber zum Erfolg: das Eifeler Revier<br />
ist heute eines der wenigen, die konsequent<br />
auf dem Weg zurück zu urwaldähnlichen<br />
Laubwäldern sind. Das geht mit Pferden<br />
statt mit schweren Holzerntemaschinen,<br />
Buchen statt Fichten, mit dem völligen Verzicht<br />
auf Chemieeinsatz und Kahlschläge.Die<br />
Natur rund um Hümmel atmet auf.Tut sie<br />
das auch im Rest der Republik?<br />
Wie geht es dem deutschen Wald?<br />
Auf diese Frage antwortet Peter Wohlleben<br />
mit einem müden Lächeln: „Wie problematisch<br />
der Begriff‘Wald’ist, können wir jeden<br />
Tag vor der eigenen Tür nachvollziehen:<br />
Ursprünglich standen überall in Mitteleuropa<br />
Buchenurwälder. Nach völliger Ab-<br />
12 FF www.forestfinance.de
holzung im Mittelalter ist Deutschland<br />
wieder zu 30 Prozent von Bäumen bestanden,<br />
allerdings überwiegend in Reih und<br />
Glied“, erzählt der Förster und meint, was<br />
sich heute Wald nennt, bestehe in Wirklichkeit<br />
zum größten Teil aus Plantagen<br />
nicht-heimischer Nadelhölzer.„Ökologisch<br />
unterscheiden sich diese Pflanzungen mit<br />
Fichten und Kiefern kaum von einem Acker.<br />
Die kostbaren alten Laubwälder schrumpfen<br />
dagegen ständig weiter, weil deren<br />
Stämme höchsten Profit versprechen“, ärgert<br />
sich Wohlleben.„Jüngster Coup der Forstindustrie:<br />
Kahlschläge werden mit Stecklingen<br />
bepflanzt, die alle sieben Jahre mittels<br />
Maschinen geerntet, geschreddert und<br />
in Kraftwerken verfeuert werden. Nordrhein-Westfalen<br />
hat hier eine Vorreiterolle<br />
übernommen und lässt die Waldbesitzer<br />
unbürokratisch gewähren. Die hinterlassenen<br />
Mondlandschaften gelten übrigens<br />
weiterhin als ‘Wald’. Von den ursprünglich<br />
rund 6000 Arten des Urwalds ist zwar<br />
kaum noch eine zu finden, aber dem Gesetz<br />
ist damit Genüge getan.“<br />
Mag da jemand den Zeigefinger gen<br />
Indonesien heben, welches Urwald auf Borneo<br />
abfackelt und durch Ölpalmen ersetzt?<br />
Auch diese zählen als Bäume, die Flächen<br />
mithin ebenfalls als Wald.„Der globale Zuwachs<br />
des Waldes geht vielfach auf das Konto<br />
solcher Anpflanzungen. Echter Wald im<br />
Sinne von Natur schrumpft hingegen weiter“,<br />
weiß Wohlleben und mahnt:„Bevor also<br />
Jubel ausbricht angesichts einer sich begrünenden<br />
Wüste in Afrika, und die Rück-<br />
Lesenswert: Bücher von Peter Wohlleben<br />
„Jedes Jahr nehmen rund 1300 Personen an Waldführungen<br />
durch mein Revier teil. Immer wieder<br />
tauchte die Frage auf, wo man denn all die spannenden<br />
Sachen über das Leben der Buchen und<br />
über ihre Gefährdung durch Jagd und Forstwirtschaft<br />
nachlesen könne“, schreibt Peter Wohlleben<br />
zu einem seiner Bücher. Und weiter: „2007 gab ich<br />
mir einen Ruck und begann, eine solche Waldführung<br />
zu Papier zu bringen.“ Herausgekommen ist<br />
dabei sein erstes Buch, das im Sommer <strong>2011</strong> in der<br />
fünften Auflage erscheint und von BUND bis Greenpeace<br />
gelobt und empfohlen wird:<br />
„Wald ohne Hüter. Im Würgegriff von Jagdinteressen<br />
und Forstwirtschaft” Adatia Verlag,<br />
ISBN: 978394061018, 12,90 Euro (D)<br />
www.forestfinance.de<br />
kehr des Waldes schon gefeiert wird, sollten<br />
wir genau aufpassen, welche Wölfe im<br />
Schafspelz unter den vermeintlich intakten<br />
Wäldern sind.“<br />
Auch Nachhaltigkeit, ein ebenso urdeutsches<br />
Wort wie Waldsterben, hat für<br />
den engagierten Förster einen faden Beigeschmack:„Zwar<br />
schreibt sich die deutsche<br />
Forstwirtschaft auf die Fahnen, den Begriff<br />
der ‘Nachhaltigkeit’ geprägt zu haben, immer<br />
öfter aber stellt sich ihre klassische<br />
Waldbewirtschaftung als Irrweg heraus.<br />
So ist zum Beispiel die ursprünglichste<br />
Baumart, die Buche, in Deutschland nur<br />
noch auf 14 Prozent der Waldfläche vorhanden.<br />
Stattdessen prägen nicht-heimische<br />
Nadelbäume das Bild des deutschen<br />
Waldes. In Fachkreisen beinahe schon legendär<br />
ist eine Anekdote aus der Amtszeit<br />
von Bundesumweltminister Klaus Töpfer<br />
(1987-1994). Mit einem Kollegen aus dem südost-asiatischen<br />
Raum im Hubschrauber zu<br />
einem Termin unterwegs, musste er sich, als<br />
unter ihnen die schachbrettartigen Nadelbaumplantagen<br />
hinwegzogen, die Frage<br />
gefallen lassen, warum Deutschland die<br />
Naturschutz-Ratschläge, die anderen gerne<br />
erteilt werden, selbst so wenig befolge.“<br />
Gegen diese Bigotterie der deutschen<br />
Forstwirtschaft arbeitet und schreibt Peter<br />
Wohlleben seit Jahren. In seinen Büchern<br />
zeigt er Wege aus der Waldzerstörung, die<br />
nicht nur Deutschland aus dem zerstörererischen<br />
Dickicht führen könnten. Mehr<br />
über den Förster und seine Bücher erfahren<br />
Sie auf www.peter-wohlleben.de.<br />
In Kürze erscheint auch das Buch Holzrausch in<br />
einer neuen und erweiterten Auflage (ebenfalls im<br />
Adatia Verlag). Darin beantwortet Wohlleben die<br />
Frage, welche Folgen die stetig steigenden Nachfrage<br />
nach Bioenergie für Wälder, Felder, Wiesen<br />
hat? Wie positiv ist die Klimabilanz wirklich und welche<br />
Auswirkungen sind für Artenvielfalt und Naturschutz<br />
zu befürchten? Schon lange beobachtet<br />
der Förster die Veränderungen, die die mitteleuropäischen<br />
Wälder angesichts einer Branche im<br />
Holzrausch erleben und schlägt für uns eine<br />
Schneise in das Dickicht von Für und Wider der Bioenergie.<br />
Alle Bücher des sympathischen Försters und Autors<br />
finden Sie auf www.peter-wohlleben.de/<br />
buecher.html
Titel<br />
Korkeichenwälder schützen vor<br />
der Ausbreitung der Wüste und<br />
bieten bedrohten Tieren einen<br />
Lebensraum. Doch ihre Zukunft<br />
ist eng mit der wirtschaftlichen<br />
Bedeutung für den Menschen<br />
verknüpft.<br />
Von Oliver Ristau<br />
Solange der Korken knallt<br />
Korkeichenwälder – geschälte Natur<br />
So sehen Korkeichenwälder in Portugal aus. Wunderschöne Kulturlandschaften, die für viele Tiere und Pflanzen lebenswichtig sind.<br />
Mit weiten Schwingen gleitet ein Adler<br />
über die Baumwipfel. Als sich von Ferne Motorbrummen<br />
nähert, landet er in der schützenden<br />
Krone einer Korkeiche. Die dicken<br />
Reifen des Nissan-Pick-Ups wirbeln Sand auf.<br />
Eine schlanke Frau in Jeans und schwarzer<br />
Strickjacke steigt aus. Conceicao Santos<br />
Silva ist Fortwissenschaftlerin und inspiziert<br />
im Auftrag lokaler Waldeigentümer die<br />
Baumbestände. Den Adler hat sie auch gesehen.<br />
Fast nichts Besonderes hier im Korkeichenwald<br />
von Coruche, eine knappe<br />
Autostunde südöstlich von Lissabon.<br />
„Mehr als einhundert verschiedene Spezies<br />
leben auf jedem Hektar Korkeichenwald“,<br />
erklärt sie.„Tiere, für die die Wälder<br />
ein letztes Refugium sind. Bedrohte Arten,<br />
die hier einen sicheren Lebensraum finden.“<br />
Wie der Iberische Luchs, eine vom Aussterben<br />
stark bedrohte Wildkatzenart. Auf nur<br />
noch 150 Exemplare wird sein Bestand weltweit<br />
geschätzt. Dass sich der geschmeidige<br />
Jäger mit den spitzen Ohren zwischen portugiesischen<br />
Korkeichen ebenso wohl fühlt<br />
wie die zwei Dutzend Reptilien- und Amphibienarten,<br />
die mehr als 160 Vogelarten<br />
und die über 30 Säuger hat viele Gründe.<br />
Santos Silva breitet zur Erklärung die Arme<br />
aus.Weiträumig recken sich die knorrigen<br />
Eichen mit ihren immergrünen Wipfeln in<br />
die Höhe. 80 bis 100 Exemplare stehen auf<br />
einem Hektar. In einem deutschen Mischwald<br />
finden sich fünfmal so viele Bäume.<br />
Auf den sandigen Böden sprießen exotische<br />
Büsche und Sträucher wie die Zistrose oder<br />
der Erdbeerbaum.<br />
14 FF www.forestfinance.de
Greifvögel lieben Korkeichenwälder. Mehr als<br />
einhundert verschiedene Spezies leben auf<br />
jedem Hektar.<br />
Fotos: Portugiesischer Korkverband APCOR<br />
(Associacao Portuguesa de Cortica)<br />
Im Frühjahr blühen Meere von<br />
Wildblumen und locken Bienen an<br />
Montado nennt sich die vom Menschen geschaffene<br />
Kulturlandschaft, in der die Bauern<br />
zwischen den Korkeichen ihre Kühe<br />
und Schafe weiden lassen.„Der Montado ist<br />
ein Ort extensiver Waldwirtschaft, wo die<br />
frei lebenden Tiere viel Raum finden: die<br />
Wildkaninchen, um ihre Höhlen zu bauen<br />
und die Jagdtiere für die Pirsch.“ Das ist<br />
wichtig, denn die possierlichen Nager stehen<br />
bei Raubvögeln und dem Luchs ganz<br />
oben auf der Speisekarte.<br />
Auch in natürlichen Korkeichenwäldern<br />
herrscht kaum mehr Gedränge. Denn die<br />
Wurzeln der bis zu vier Meter hohen Bäume<br />
brauchen viel Platz, um die Nährstoffe<br />
aus den kargen Böden zu ziehen. „In den<br />
Plantagen düngen wir den Boden regelmäßig<br />
mit Mineralstoffen wie Kalium und<br />
Phosphor“, erklärt die Waldexpertin. Damit<br />
beugen sie Nahrungsknappheit bei den<br />
knorrigen Riesen vor.<br />
Korkeichen sind älter als die Menschheit<br />
Auf rund 30 Millionen Jahre schätzen Forscher<br />
ihre Art.Heute leben sie vor allem rund<br />
um das Mittelmeer auf einer Fläche von 2,3<br />
Millionen Hektar. Mit rund 60 Millionen<br />
Exemplaren stehen nirgendwo mehr Korkeichen<br />
als in Portugal, das ein Drittel dieser<br />
Fläche beherbergt.<br />
Früher,erzählt Santos Silva,dienten die Eicheln<br />
des Korkbaums auch den Menschen als<br />
Nahrung.Ihr Geschmack sei besser als der der<br />
meisten anderen Eichelarten,und so hätten<br />
die Alentejos aus ihrem Mehl eine Art Brot<br />
gebacken. Im späten Mittelalter war es deshalb<br />
verboten,die Bäume zu fällen.Auch heute<br />
steht die Eiche unter staatlichem Schutz.<br />
„Das Fällen ist genauso verboten wie eine zu<br />
frühe Ernte“, sagt sie.<br />
Nur alle neun Jahre und erst ab einem<br />
Alter von 25 Jahren darf Hand an den Baum<br />
gelegt werden, um Rinde für den Kork von<br />
Weinflaschen oder Fußbodenbelägen zu<br />
gewinnen. Die Rinde wächst immer wieder<br />
nach und kann so über einen Zeitraum<br />
von 150 Jahren geerntet werden. Die Bäume<br />
werden bis zu 250 Jahre alt.„Jeder Erntearbeiter<br />
muss intensiv geschult werden, damit<br />
er den Baum beim Schneiden nicht verletzt“,<br />
sagt Santos Silva. Mit scharfen Äxten<br />
wird eine fünf bis sechs Zentimeter dicke<br />
Korkschicht abgeschält – immer im Frühjahr,<br />
wenn die Bäume genug Feuchtigkeit bekommen<br />
und neue Wachstumszellen für<br />
neue Rinde bilden. Die Saisonarbeiter stammen<br />
fast alle aus der Region. „Manche<br />
Familien ernten in der dritten Generation.“<br />
Seit dem 18. Jahrhundert leben die Menschen<br />
in Koexistenz mit den Wäldern. Die<br />
Korkwirtschaft im Alentejo ist wie der Fischfang<br />
an der Küste ein Teil der portugiesischen<br />
Identität. Santos Silva klopft gegen<br />
einen Stamm. Alle Korkeichen tragen eine<br />
Ziffer von eins bis neun.„Sie kennzeichnen<br />
das Jahr der letzten Ernte.“<br />
Naht das Ende der Korkeichwälder?<br />
Früher, als für Kork noch höhere Preise gezahlt<br />
wurden, hat es in den offenen Plantagen<br />
Raubbau gegeben. Jetzt lohnt sich der<br />
widerrechtliche Einschlag nicht mehr.Wurden<br />
vor zehn Jahren noch weltweit 1,7 Milliarden<br />
Flaschenverschlüsse aus Naturkork<br />
hergestellt,sind es heute nur noch zwei Drittel.<br />
Kunststoff und Aluminium haben das<br />
Naturprodukt zurückgedrängt. Für Portugal<br />
ist die Korkwirtschaft dennoch von hoher Bedeutung.<br />
Sie erbringt ein Prozent der nationalen<br />
Wirtschaftsleistung und sorgt für<br />
rund 20000 feste Jobs. Das könnte sich ändern,<br />
wenn der Rückgang des Korkbedarfs<br />
weiter anhält. „Wenn der Montado den<br />
Menschen keine wirtschaftliche Zukunft<br />
mehr bietet, sind die Wälder bedroht“, prophezeit<br />
Forstwissenschaftlerin Santos Silva.<br />
Denn sie könnten versucht sein, Eukalyptus<br />
für die Papierproduktion anzubauen. Die robusten<br />
und schnell wachsenden Bäume<br />
verdrängen die Korkeichen auch ohne politische<br />
Genehmigung.<br />
In Nordportugal sind sie schon verschwunden.<br />
„Dort wurden sie im Mittelalter<br />
für den Schiffbau abgeholzt“,erzählt Paulo<br />
Magalhaes von Portugals Umweltschutzorganisation„Quercus“<br />
– dem lateinischen<br />
Wort für Eiche. „Die Folgen sind Erosion<br />
und Überschwemmungen.“ Und dort wo Pinien<br />
und Eukalyptusbäume die Eichenvegetationen<br />
abgelöst haben, lodern heute<br />
während der Sommerhitze Waldbrände.<br />
„Korkwälder können nicht abbrennen; die<br />
Rinde, also der Kork, ist resistent gegen<br />
Flammen.“ Er zieht ein großes Foto aus seiner<br />
ledernen Umhängetasche, das einen<br />
Streifen grünenWaldes zeigt,hinter dem sich<br />
eine endlose Sandwüste bis zum Horizont erstreckt.„Das<br />
sind Korkeichen in Tunesien und<br />
sie stoppen die Ausbreitung der Wüste.“<br />
Als Santos Silva und ihre Mitstreiter den<br />
Korkeichenwald von Coruche wieder verlassen,<br />
dauert es nur wenige Minuten, bis<br />
sich auch der Adler wieder erhebt. So lange<br />
der Korken noch knallt, wird er auch in Zukunft<br />
seine Kreise unter dem blassblauen<br />
Himmel des Alentejo ziehen können.<br />
www.forestfinance.de FF15<br />
Titel
Titel<br />
Japans Wald: Strahlender Filter<br />
Wer bislang an Japan dachte, dachte meist an die Millionenstadt Tokio, Wolkenkratzer und High-Tech. Seit dem<br />
11. März <strong>2011</strong> kommen Atomkraftwerke und Reaktorkatastrophen dazu. Doch Japan hat auch eine andere Seite.<br />
Ganze 70 Prozent des 377835 Quadratkilometer großen Inselstaates sind bewaldet – immerhin 39 Prozent mehr<br />
als in Deutschland. Und genau dieser Wald kann Japan helfen, die Folgen der radioaktiven Strahlung zu mildern.<br />
Diese Pinie steht am Towada-See, im Nordosten Japans, der Region, die vom<br />
Erdbeben und Tsunami am stärksten betroffen ist. Foto: Joka2000/Wikipedia<br />
Japans Wälder hatten bislang Glück. Sie blieben stehen, weil einerseits<br />
große Teile des Landes gebirgig und wenig besiedelt<br />
sind und andererseits die Grundfläche Japans nicht ausreicht, um<br />
großflächig Viehzucht und Futterproduktion zu betreiben. Das führte<br />
dazu, dass Japaner sich seit jeher überwiegend von der Fischerei<br />
ernähren. Und so wachsen dort, wo andernorts Flächen der Viehzucht<br />
geopfert wurden, heute dichte Wälder. Zudem ist Japanern<br />
ihr Wald wertvoll: Für fast jeden Baum, der gefällt wird, steht dafür<br />
bald ein neuer an seiner Stelle.<br />
Jetzt ist Japan, tragischerweise zum zweiten Mal in seiner Geschichte,<br />
mit einer nuklearen Katastrophe konfrontiert, wieder mit<br />
dramatischen Folgen für die Menschen, vor allem in und rund um<br />
Fukushima. Auch ins Meer ist kontaminiertes Wasser geflossen. Aber<br />
wie wirkt sich die radioaktive Strahlung eigentlich auf den Wald<br />
im Norden Japans, um Fukushima aus?<br />
Sicher ist nur: Der Unfall, der sich vor genau 25 Jahren im April 1986<br />
im Atomkraftwerk Tschernobyl ereignete, hat bis heute Auswirkungen<br />
auf den Wald – auch bei uns in Deutschland. Immer noch<br />
sind hierzulande viele Wildtiere und Pilze stärker radioaktiv belastet<br />
als landwirtschaftliche Produkte. Das gilt vor allem für den<br />
Bayerischen Wald, der aufgrund starken Regens damals deutlich<br />
stärker kontaminiert wurde als die Wälder im Norden.<br />
Wald bewahrt – auch die Strahlung<br />
Generell bindet Wald Stoffe aus der Atmosphäre – gute und<br />
schlechte. Das eigentlich ungiftige Treibhausgas Kohlendioxid<br />
ebenso wie radioaktive Teilchen. Dass Waldbeeren und Wildschwein<br />
stärker kontaminiert sind als Kartoffeln und andere<br />
Feldfrüchte, liegt auch an der Beschaffenheit des Bodens. Im Vergleich<br />
zu Ackerböden sind Waldböden sauer und werden nicht mechanisch<br />
bearbeitet. Radioaktives Cäsium wird hier rascher über<br />
die Wurzeln der Bäume und Pflanzen aufgenommen und gelangt<br />
dann durch herabfallendes Laub wieder zurück in die oberen Bodenschichten.<br />
Damit verbleibt es im Waldkreislauf, statt in tiefere<br />
mineralische Schichten zu wandern – und das für sehr lange Zeit.<br />
Noch heute rät das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) darum<br />
Pilzesammlern zur Vorsicht. „Wenn Wildbret oder wild wachsende<br />
Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche<br />
Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar.<br />
Wer seine persönliche Belastung verringern möchte, sollte auf<br />
den Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze<br />
verzichten”, so das BfS auf seiner Website.<br />
Diese Schadstoffbindung des Waldes hat aber auch sein Gutes:<br />
Wäre die Region um Tschernobyl nicht so stark bewaldet gewesen,<br />
hätte der GAU noch schlimmere Konsequenzen haben können. Denn<br />
als radioaktive Senke verhindert er eine Ausbreitung der Strahlung.<br />
Wie stark dieser Effekt in Japan zum Tragen kommt, werden wir erst<br />
in einigen Jahren erfahren. Noch wagen Experten kaum, eine Vorhersage<br />
zu treffen, wie der Wald sich nach der Katastrophe entwickeln<br />
wird und welche Rolle er bei deren Bewältigung spielt. Orientieren<br />
können sie sich nur an den Erfahrungen in und mit Tschernobyl.<br />
Welche das sind, können Sie in einem ausführlichen Artikel<br />
mit dem Titel „25 Jahre Tschernobyl – was ist geblieben?“ lesen. Er<br />
erschien im aktuellen ForschungsReport, dem Wissenschaftsmagazin<br />
des Senats der Bundesforschungsinstitute, das Sie hier<br />
www.bmelv-forschung.de/index.php?id=1078 herunterladen können.<br />
Kristin Steffan, ForestFinance-Redakteurin, recherchierte zum Thema Radioaktivität und Wälder.<br />
16 FF www.forestfinance.de
Wälder Wald & Klima und Klima – Erst – Helden, Opfer dann Opfer, Ursache?<br />
Täter?<br />
Sir Nicolas Stern beschrieb bereits 2006 in seinem<br />
Stern-Report, dass die Entwaldung für fast ein Fünftel<br />
der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Sie setzt mehr<br />
klimabelastende Gase frei als Flugzeuge, Autos, Schiffe<br />
und Züge zusammen. Insgesamt gilt die Vernichtung der<br />
Wälder als weltweit zweitgrößte Ursache für den Klimawandel.<br />
Und die Entwaldung kann die Aufheizung der<br />
Atmosphäre gar aktiv beschleunigen.<br />
Fakt ist, dass Bäume zunehmend an den unterschiedlichsten Emissionen<br />
leiden, dass viele daran sterben und dadurch CO 2 freigesetzt<br />
wird. Fakt ist auch, dass der Klimawandel zu Dürren führt und<br />
diese den Wald massiv bedrohen. Wissenschafler der Universität<br />
Leeds haben zusammen mit brasilianischen Kollegen des Forschungsinstitutes<br />
IPAM herausgefunden, dass die Dürre im Jahr<br />
2010 ein massives Baumsterben im Amazonas-Regenwald auslöste.<br />
Sie schätzen, dass dadurch mehr als fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid<br />
freigesetzt wurden. Zum Vergleich: ein Spitzen-CO 2 -<br />
Verursacher wie die USA setzte 2009 diesselbe Menge CO 2 durch<br />
die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas frei.<br />
Die Dürre von 2010 war nicht die erste. Fünf Jahre zuvor spielte<br />
sich das gleiche Drama ab. Und beide Dürren werden sehr wahrscheinlich<br />
nicht die letzten sein:„Dass zwei so gewaltige Ereignisse<br />
in so kurzer Abfolge eintreten, ist extrem ungewöhnlich, stimmt<br />
aber leider mit den Klimamodellen überein, die dem Amazonas eine<br />
düstere Zukunft voraussagen“, schreibt Simon Lewis, der die Untersuchung<br />
leitete. Er ist überzeugt, dass Dürren wie 2005 und 2010<br />
als Folge des Klimawandels sich häufen werden. (Sie können<br />
seinen Bericht hier http://planetforward.ca/blog/tag/simon-lewis-uni<br />
versity-of-leeds lesen.)<br />
In den meisten Jahren jedoch absorbiert der Regenwald am Amazonas<br />
das klimaschädliche Kohlendioxid. Umso besorgter waren die<br />
So schön können Wälder in den Tropen sein – hier ForestFinance Wälder in der<br />
Nähe von Las Lajas, im Osten Panamas. Aber Wälder können mehr als nur „schön“<br />
sein: Sie können zur Stabilisierung des Klimas beitragen. Fotos: ForestFinance<br />
Forscher aus Großbritannien und Brasilien, dass sich dieser Prozess<br />
nach der Dürre ins genaue Gegenteil verkehrte und die abgestorbenen<br />
Bäume CO 2 in solchen Mengen freisetzten. Dieser„neue“ Prozess<br />
hat das Potenzial zum wahrhaft heißen Teufelskreis: Denn die<br />
Kohlendioxid-Emissionen trocknen über die Verstärkung des Klimawandels<br />
den Regenwald immer mehr aus, sodass die Wissenschaftler<br />
mit häufigeren und intensiveren Dürren rechnen, die wiederum<br />
zu noch mehr CO 2-Ausst0ß durch den Dschungel führen.<br />
Inwieweit dieser Prozess durch z.B. stärkeres Wachstum nach einer<br />
Dürre oder höheren CO 2 -Gehalt in der Atmospähre (durch den Pflanzen<br />
schneller wachsen) ausgeglichen wird ist noch ungeklärt. Die<br />
Forschung geht weiter. Jedoch: Klimawandel, Entwaldung und Feuer<br />
hält Thomas Lovejoy, Wissenschaftler am Washingtoner Heinz<br />
Centre for Science, Economics and the Environment für eine teuflische<br />
Kombination. Er befürchtet, dass Wälder infolge von Bränden,<br />
menschlicher Armut, rückläufiger Artenvielfalt und der Zunahme<br />
an CO 2-Emissionen zu savannenähnlichen Gebieten werden<br />
könnten. Diese Befürchtungen teilt der IPAM-Tropenbiologe Daniel<br />
Nepstad. Die Niederschläge seien, so seine Beobachtung, in den<br />
vergangenen vier Jahren im Südosten des Amazonasgebietes um<br />
25 Prozent zurückgegangen. Dadurch hätten sich Waldbrände auf<br />
bis zu 10000 Quadratkilometer ausbreiten können. Der dabei entstandene<br />
Qualm trocknete die Wälder noch mehr aus.<br />
Weltweites Hoffen und Bangen<br />
Auch den Wäldern der Nordhalbkugel droht Gefahr. „Seuchen,<br />
Insektenplagen und Brände sorgen dafür, dass die Region ihr Grün<br />
einbüßt“, warnt Nepstadt. Das Waldsterben – obwohl kaum noch<br />
in Medien als Schlagzeile präsent – findet statt. Mehr denn je und<br />
überall auf der Welt. Die Schlussfolgerung der Wissenschaft, namentlich<br />
von Nepstad: „Die meisten Indikatoren lassen vermuten,<br />
dass sich der Klimawandel schneller als erwartet vollzieht. Hingegen<br />
haben sich die Gegenmaßnahmen verlangsamt.“<br />
Dabei könnte der Wald Wunder wirken. Nicht nur als Kohlenstoffspeicher<br />
– Wälder speichern etwa die Hälfte des auf der Erde<br />
gebundenen Kohlenstoffs in ihrer Vegetation, sondern auch als<br />
Klimaanlage. Das gilt vor allem für Tropenwälder: Sie setzen die auf<br />
ihre Kronen einstrahlende Sonnenenergie in Wasserdampf um, der<br />
dabei hilft die Atmosphäre abzukühlen. Bleibt zu hoffen, dass Waldschutzprogramme<br />
wie REDD, die Gelder für den Waldschutz<br />
zahlen, immer besser wirken. Aber auch, dass immer mehr Wälder<br />
aufgeforstet werden – am besten in Mischwaldkulturen und so<br />
naturnah wie möglich. Da sind sich Klimaexperten einig.<br />
www.forestfinance.de FF17
Titel<br />
Länder, Menschen, Wald und Werte<br />
Wie sehen Menschen aus aller Welt den Wald? Silke Berger stellte in Panama, Mai Dung in Vietnam und<br />
Christine Sommer-Guist in Deutschland Fragen wie diese: Was ist für Sie Wald? Welche Beziehung haben Sie zu<br />
ihm? Welche Bedeutung hat er für die Welt? Dabei haben wir Menschen aus dem näheren Umfeld befragt –<br />
Freunde, Nachbarn, Kollegen – und somit keinen repräsentativen aber doch sehr interessanten Einblick erhalten.<br />
Multikulturell: An- und Einsichten<br />
Die deutsche Sicht der Dinge auf Wald und<br />
Welt scheint abgeklärt und vor allem sehr aufgeklärt.<br />
Kaum ein Interviewter stellte den Wert<br />
des Waldes infrage und jeder war sich klar,<br />
dass er selbst viel zu wenig für den Schutz der<br />
Wälder tue.Viel schlechtes Gewissen und ein<br />
Haufen romantischer, sehnsüchtiger Gefühle<br />
– zwischen dieses Polen liegen die Emotionen<br />
der Deutschen, die wir befragten. Eine davon<br />
war Corina Strenzl, aus dem idyllischen Allgäu.<br />
Sie sagt:„Im Wald kann ich die Stille genießen,<br />
dem Wind in den Bäumen zuhören, Pflanzen<br />
und Tiere beobachten und bestaunen. Hier<br />
fühle ich mich geborgen.Wald ist in gewisser<br />
Weise mein Rückzugsort vor der Zivilisation.“<br />
Diese Antwort hören wir mehrmals.Wir haben<br />
jeweils fünf Menschen aus Deutschland,Panama<br />
und Vietnam – zufällig, aber aus unserem<br />
näheren Umfeld – ausgesucht und ihnen die<br />
gleichen Fragen gestellt.<br />
Dabei fiel uns ein wesentlicher Unterschied<br />
schnell auf: Für Deutsche ist der Wald<br />
das Erholungsgebiet schlechthin. Sie lieben die<br />
Frische, die Ruhe, klare Luft und erleben das alles<br />
als Gegensatz zum technisierten, beruflichen<br />
Alltag. Den meisten ist sehr wohl bewusst,<br />
welche anderen Funktionen Wälder erfüllen:<br />
„Ohne Wälder könnten wir auf diesem<br />
Planeten nicht leben. Er ist fürs Klima, für die<br />
Atmosphäre unerlässlich“, ist Martina Kellermann<br />
überzeugt.<br />
In Panama und Vietnam sahen die von uns<br />
Befragten den Wald mehr von der praktischen<br />
Seite:„Es gibt hier viel Arbeit“,meint Don<br />
José aus Panama. „Der Wald wächst und gedeiht<br />
ständig.“ Sein Kollege José Ballestero<br />
ergänzt:„Die Arbeit im Wald,für ForestFinance,<br />
ist ein Teil von uns.Wir versuchen auf die bestmögliche<br />
Art mit dem Wald zusammenzuleben.“<br />
Diese praktische Seite des Waldes zu sehen,<br />
liegt bei den Wald-Arbeitern auf der<br />
Hand. Und alle kennen seine ökologische Bedeutung<br />
sehr genau – für das Wasser, den Boden,<br />
die Luft vor Ort und für die ganze Welt.<br />
Die wenigsten sehen im Wald aber einen Ort,<br />
an dem sie ihre Freizeit verbringen. Da unterscheiden<br />
sich Europäer von Amerikanern,<br />
aber auch von Asiaten. „Nein, ich gehe nicht<br />
oft im Wald spazieren, weil sich keiner in der<br />
Nähe befindet und ich bislang keine Zeit<br />
dazu hatte“, sagt Đào Xuân Hoàng aus Vietnam.<br />
Es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten<br />
zwischen Mesoamerikanern und Südostasiaten:<br />
Sowohl in Vietnam als auch in Panama<br />
sehen die Menschen im Wald eine wertvolle<br />
Quelle für Rohstoffe wie Holz, aber auch<br />
Nahrung und Medizinpflanzen. Diese Aspekte<br />
nannte keiner der deutschen Befragten.<br />
Auch scheint den Deutschen, mit denen wir<br />
geredet haben, wenig bewusst zu sein, welche<br />
Rolle die Wälder für den Boden und Wasserhaushalt<br />
spielen. Das liegt allerdings auch an<br />
der Auswahl der Interviewpartner. In Panama<br />
und Vietnam befragten wir Menschen, die im<br />
und mit Wald arbeiten.<br />
Gemeinsam: Alle für den Waldschutz<br />
Auch wenn unsere Interviewpartner von unterschiedlichen<br />
Berufen und auf weitentfernten<br />
Kontinenten leben, haben sie alle eine Gemeinsamkeit,<br />
von der man sich wünschte,<br />
sie wäre noch weiter verbreitet.„Was kann jeder<br />
für den Schutz des Waldes tun?“ haben wir<br />
sie alle gefragt. Und die Anworten könnten<br />
nicht einstimmiger sein. Zusammengefasst:<br />
Nicht genug! „Ich würde gerne noch so viel<br />
mehr tun, als Recycling-Produkte zu kaufen<br />
und auf einen ökologischen Lebenstil zu achten,<br />
aber leider fehlen mir die finanziellen Mittel,<br />
um beispielsweise in Regenwaldschutzprojekte<br />
zu investieren“, meint Martina Kellermann.<br />
„Ich achte auf die Herkunft aller<br />
Holz- und Papierprodukte“, sagt uns Corina<br />
Strenzl. „Aber mehr kann ich im Alltag nicht<br />
tun.“ Andi Castillo aus Panama meint dazu:<br />
„Die Kinder müssen in der Schule lernen, dass<br />
der Dschungel wertvoll ist. Wir müssen ihnen<br />
bewusst machen, was uns der Wald schenkt<br />
und gibt.“ In Vietnam sieht man das ähnlich.<br />
Phùng VănHiển sagt:„Um den Wald richtig zu<br />
schützen, müssen die Menschen ausreichend<br />
Wissen über den Wald haben. Sobald sie sich<br />
der Bedeutung des Waldes bewusst sind,werden<br />
die Menschen ihn schützen.“ Im Land, das<br />
im 20. Jahrhundert von Krieg und Armut zerstört<br />
wurde,ist den Menschen schmerzlich bewusst,<br />
wie zerstörerisch Wind und Wasser an<br />
Böden wirken, wenn es keine Wälder gibt, die<br />
sie schützen.<br />
Und so waren sich alle einig, dass Wälder<br />
wieder aufgeforstet werden müssen und alle<br />
Pflanzen und Tiere, die darin leben, menschlichen<br />
Schutz brauchen.<br />
Einzigartig: Magie im Wald<br />
Zwar verbinden auch viele Deutsche mit<br />
Wald Märchen und fantasievolle Geschichten.<br />
Die haben aber meist einen unangenehmen<br />
pädagogischen Beigeschmack – siehe<br />
Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel. In<br />
Panama hingegen erzählt man sich Geschichten<br />
von Gespenstern und Zwergen, die<br />
in Wäldern leben. „Ich habe noch keine persönlich<br />
gesehen, aber es wird gesagt, dass es<br />
kleine Personen sind, mit langen Beinen, Kleidung,<br />
Schuhen aus Gold und langen Fingernägeln.<br />
Sie sind Millionäre, holen das<br />
Geld aus der Bank, ohne dass jemand es bemerkt,<br />
weil man sie ja nicht sehen kann. Sie<br />
sind nur ein Geist“, erzählt uns Belisario Rodriquez.<br />
Wie gerne würden wir sie mal<br />
sehen, die Millionäre aus dem Regenwald!<br />
Vieleicht könnten sie ihre Schuhe aus Gold<br />
und ihr Geld dem Wald und dessen Schutz<br />
spendieren. Im Märchenwald wär’s möglich.<br />
18 FF www.forestfinance.de
Martina Kellermann singt an der Oper Bonn, hat<br />
zwei Kinder und musste früher mit ihren Eltern viel<br />
durch die Alpen wandern: „Da mochte ich den Wald<br />
nicht so gerne, inzwischen mag ich ihn sehr.“<br />
Foto: privat<br />
> Đào Xuân Hoàng sieht vor allem die nützlichen<br />
Seiten des Waldes: „Der Wald beeinflusst mein<br />
Leben in vieler Hinsicht. Die Wälder sind essentiell<br />
für uns – ohne sie hätte die Industrie kein Holz zur<br />
Weiterverarbeitung“. Foto: Mai Dung<br />
Roberto Ruiz hat seine große Liebe zum Beruf gemacht:<br />
Als Förster kann er jeden Tag im Wald sein,<br />
dem Ort, der für ihn der sicherste und schönste der<br />
Welt ist. Er macht bei ForestFinance ein Praktikum im<br />
Rahmen eines Trainee-Programms bei der Deutschen<br />
Landwirtschafts-Gesellschaft, DLG. Foto: privat<br />
> Andi Castillo arbeitet für ForestFinance. „Für mich<br />
ist der Dschungel wie ein Ort aus einer anderen<br />
Welt, in der wir das Zusammenleben nicht verstehen;<br />
eine Welt die wir nicht kennen, die voller Überraschungen<br />
steckt und etwas Magisches hat.“<br />
Foto: Silke Berger<br />
> Corina Strenzl lebt in Kaufbeuren und arbeitet als<br />
Übersetzerin in einem Industrieunternehmen. „Ich<br />
bin jede freie Minute draußen, in den Bergen. Im<br />
Wald erhole ich mich am besten.“ Foto: privat<br />
> Phùng VănHiển lebt im Norden Vietnams und<br />
bringt die Bedeutung des Waldes auf den Punkt:<br />
„Wir brauchen den Wald, weil wir Sauerstoff zum<br />
Atmen brauchen. Wir können ein bis drei Tage ohne<br />
Nahrung überleben, aber nur ein paar Minuten<br />
ohne Luft zum Atmen.“ Foto: Mai Dung<br />
> Belisario Rodriquez arbeitet seit 2007 für Forest-<br />
Finance in Panama. Er hat zwei Kinder und rät ihnen,<br />
im Wald stets wachsam zu sein. „Es gibt viele gefährliche<br />
Dinge im Wald, wie Raubtiere und Schlangen.“<br />
Foto: Silke Berger<br />
„In Südamerika sterben Menschen für den Wald!“<br />
Es ist Leidenschaft pur: Roberto Ruiz liebt den Wald und das zeigt er auch. Deswegen heben wir das Interview mit<br />
ihm heraus. Er hat viel zu erzählen, der Sohn eines Indios aus Paraguay und einer Mutter aus Peru. „Wir haben, bis<br />
ich sechs Jahre alt war, im Hoch-Urwald gelebt. Der liegt bis 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Dann wurden<br />
wir vertrieben, weil mein Vater Indianer war. Aber die Liebe zur Natur, zum Wald war geweckt. Ich wollte nur noch<br />
Bücher über die Natur lesen. Meinen Vater bat ich, mir Geschichten zu erzählen. Er berichtete von 30 Meter langen<br />
Schlangen, von geheimnisvollen Wesen und Zauberei. Ich beschloss nach der Schule Forstwirtschaft zu studieren.<br />
Für mich ist Wald ein sehr komplexes Ökosystem, das man nie ganz verstehen kann. So wachsen zum Beispiel im<br />
Urwald Bäume, die nicht wachsen. Innerhalb von 30 Jahren sind sie keinen Zentimeter gewachsen. Wie kann das<br />
sein? Es gibt keine Erklärung. Diese Komplexität fasziniert mich.“ Es gab im Gespräch noch unzählige Beispiele<br />
für Waldwunder jedweder Art. Wir haben hier noch Platz für eines: „Vor fünf Jahren war ich mit 32 Studenten im<br />
Urwald und wir haben einen mehr als 1000 Jahre alten Baum umarmt. Wir mussten uns dafür alle an den Händen<br />
fassen, und konnten den Stamm doch nur mit Mühe umarmen. Als der Baum gefällt wurde, entdeckte man in<br />
seiner Krone drei neue Orchideenarten.“ Ruiz kann nicht verstehen, dass sein Heimatland so wenig für den Waldschutz<br />
tut. „Perus Umweltministerium wurde vor drei Jahren mit Hilfe aus Deutschland ins Leben gerufen. Aber die<br />
Probleme bekommen sie nicht in den Griff. Firmen in Peru halten Menschen wie Sklaven und zerstören die Umwelt.<br />
Sie lassen Menschen in Kohleminen unter so schlechten Bedingungen arbeiten, dass sie eine Lebenserwartung von<br />
30 Jahren haben. Wenn den Unternehmern ein Menschenleben so wenig bedeutet, kann man sich vorstellen,<br />
welchen Stellenwert Natur für sie hat. Nur die indigene Bevölkerung versteht, wie wertvoll Wald ist, denn sie lebt<br />
von ihr. Wald ist ihre Heimat.“<br />
Und welcher Wald der Welt ist Ihr Lieblingswald, Herr Ruiz? „Der Wald im größten Naturschutzgebiet<br />
Perus, in Pacaya-Samiria. Da würde ich am liebsten leben, Tag und Nacht.“ Haben Sie denn keine Angst? „Nie.<br />
Der Wald ist der sicherste Ort der Welt.“<br />
www.forestfinance.de FF19<br />
Titel
Titel<br />
Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />
Wunderbare Welten tun sich da auf – es gibt zurzeit unglaublich viele Bücher, Filme und unheimlich gute<br />
Websites zum Thema Wald. Hier können wir Ihnen davon eine kleine wie feine Auswahl bieten. Aber Lese- und<br />
Linktipps finden Sie auch immer in unserem Newsletter – in allen kommenden wie in den archivierten auf<br />
www.forestfinance.de<br />
Tierfilmer Jan Haft filmt eine Bache bei der Futtersuche auf einer Waldlichtung.<br />
Tony Rodd & Jennifer Srackhouse, München,<br />
blv, 2009,ISBN: 379-3-8354-0273-7,12,95 €(D)<br />
Wissen neu erleben: Bäume<br />
Hier können Sie den Wald dank lauter Bäumen sehen<br />
und verstehen. Das Buch behandelt alle ihre<br />
Aspekte: Biologie,Verbreitung, Nutzung, ihre Gefährdung<br />
bis hin zu den notwendigen Schutzmaßnahmen.<br />
Sie erfahren vieles über die Formen<br />
und Funktionen des Stammes, der Zweige, Blätter<br />
und Blüten und sehen sie zusammen mit ihren<br />
tierischen Bewohnern in Bildern und Farben, wie<br />
man sie nur selten zu Gesicht bekommt.<br />
Im Kapitel „Lebensgemeinschaften“ lernen Sie sogar,<br />
wie aus Bäumen Wälder werden, wo sie wie<br />
heißen und anschließend, wie sie die Geschichte<br />
der Menschheit prägten.<br />
Drei Jahre Produktionszeit, 50 Drehorte in<br />
Deutschland, Österreich und Dänemark,<br />
150 Stunden Rohmaterial, 150 Zeitlupen<br />
mit speziellen HD-Zeitlupen-Kameras, 350<br />
Zeitraffer mit vier digitalen Fotoapparaten,<br />
400 Drehtage – haben sich gelohnt. Herausgekommen<br />
ist dabei ein Naturfilm, an<br />
dem man sich nicht satt sehen kann.<br />
„Mythos Wald“ erzählt die Geschichte<br />
von Wäldern, wie sie noch nie zuvor erzählt<br />
wurde. Zwar haben wir mit der Ausrottung<br />
der großen Pflanzenfresser wie Bison<br />
und Auerochse ein Biotop verloren, das artenreicher<br />
war als jedes andere in Mitteleuropa,<br />
aber der Film zeigt uns, wir wir das<br />
Paradies, das wir einst verloren, zurückgewinnen<br />
können. Denn noch immer ist der<br />
Wald der Lebensraum für eine Vielzahl an<br />
Tier- und Pflanzenarten, die Bühne für die<br />
großen und kleinen Dramen der Natur: Sie<br />
können zusehen, wenn im Frühjahr die<br />
Füchse unter der Erde ihre Jungen bekommen<br />
und wie die verspielten Welpen der<br />
Füchse ihren Bau verlassen oder einer Wildschweinrotte<br />
folgen.<br />
„Mythos Wald“ dokumentiert aber nicht<br />
nur erstaunliches Tierverhalten, sondern<br />
macht das Unsichtbare sichtbar: sehr lange<br />
Zeitraffer, extreme Zeitlupen und neue Makrooptiken<br />
zeigen Phänomene, die dem<br />
menschlichen Auge sonst verschlossen bleiben.<br />
So sieht man den Tanz der Lebermoose<br />
oder wie der Blütenstaub der Haselnuss<br />
durch den Wald weht.<br />
Den Film „Mythos Wald. Ein Paradies für Pflanzen<br />
und Tiere” können Sie im NDR-Shop bestellen. Sie<br />
finden ihn auf www.ndrshop.de/dvd/4017 oder auf<br />
www.polyband.de. Die DVD mit der Laufzeit von ca.<br />
90 Minuten, kostet 16,45 Euro und als Blu-Ray 19,95<br />
Euro.<br />
20 FF www.forestfinance.de<br />
Foto: NDR/Nautilus Film 2008/NDR Naturfilm
Urwälder Deutschlands.<br />
Nationalparks, Naturwaldreservate und<br />
andere Schutzgebiete<br />
Georg Sperber und Stephan Thierfelder ist mit diesem<br />
Buch etwas Außergewöhnliches gelungen: Sie<br />
stellen uns Wälder vor, die vor unserer Haustür liegen,<br />
die aber die wenigsten kennen, weil wir sie<br />
gar nicht hier vermuten. So urwüchsig und wild –<br />
das passt nicht zum sonst so aufgeräumten<br />
Deutschland. Aber dieses Buch beweist es: In<br />
Deutschland gibt es 600 Naturwaldreservate und<br />
hier können Sie sie kennenlernen – vom Buchen-Nationalpark auf Rügen bis<br />
zu den Zirbenwäldern im Alpen-National-Park in Berchtesgaden.<br />
BLV Verlag, ISBN: 978-3-8354-0399-4, € (D) 29,90<br />
Das Kosmos Wald- und Forst-Lexikon.<br />
Das Standardwerk mit über 16 000<br />
Stichworten<br />
Das sind 1022 Seiten geballtes Wissen, das in vielen<br />
Jahren von Mitgliedern der Schutzgemeinschaft<br />
Deutscher Wald (SDW) gesammelt wurde. Sie haben<br />
eine kompakte Zusammenstellung der Bedeutung<br />
des Waldes in unserer Zeit, die biologischen,<br />
wirtschaftlichen, ökologischen, historischen<br />
Grundlagen und Vernetzungen akribisch erarbeitet<br />
und alphabetisch geordnet. So finden Sie<br />
unter A Erklärungen zur Aalbeere, zum Abbiss aber auch Begriffe wie „Abdrohmen“.<br />
Das ist ein „alter forsttechnischer Ausdruck aus dem 17. Jh. für<br />
das Abhauen der Baumgipfel und Zweige.“ Sie sehen: Bis zum Z finden Sie<br />
hier alles, was mit Wald zu tun hat. Stinglwagner, Haseder, Erlbeck,<br />
Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-12160-3, € (D) 49,90<br />
Ab in den Wald<br />
88 mal den Wald entdecken und erleben<br />
Die Autorin Bärbel Oftring hat mit Kopf und Herz<br />
Biologie studiert. Sie liebt Wälder und Natur und<br />
kann immer noch über die Wunder da draußen<br />
staunen. Diese Begeisterung spürt man auf jeder<br />
Seite ihre Buches, in dem sie Kinder und Erwachsene<br />
durch deutsche Wälder führt. Sie erklärt<br />
Tierspuren, erzählt von Bäumen und deren<br />
Bewohnern, so dass alle Leser – ob groß oder<br />
klein – bald die Lust verspüren, auf ihren Spuren<br />
durch den Wald zu wandeln. Kosmos<br />
Verlag, ISBN 9-783-440-125861, € (D) 9,95<br />
Tierstimmen im Wald<br />
Dieses Buch ist zusammen mit der dazugehörigen<br />
CD ein toller Naturführer. Denn viele Tiere sind im<br />
Wald für uns Menschen unsichtbar.Aber wir können<br />
sie hören und ihre Spuren entdecken. Über 110<br />
Fotos und 80 Tierstimmen helfen uns, diese richtig<br />
ein- und zuzuordnen. So lernen Sie den Wald<br />
und seine Bewohner kennen. Kosmos Verlag,<br />
ISBN 9-783-440-100912, € (D) 9,95<br />
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Hier sollte das Auge<br />
Informativ mal Halt machne – Alskön Land- und<br />
Hauswirtschaftlicher nenAuswertungs-<br />
und Informationsdienst<br />
wurde der „aid infodienst“ im<br />
Mai 1950 aus Mitteln des Marshallplans<br />
gegründet. Bis heute<br />
erstellt er wichtige und interessante<br />
Informationen zu den<br />
Themen Landwirtschaft, Verbraucherschutz<br />
und Ernährung<br />
– immer von Experten ihres Faches geschrieben. Zum Jahr der Wälder hat<br />
der aid ein Dossier zusammengestellt, mit Publikationen rund um Wald<br />
und Holz. www.aid.de/landwirt schaft/internationales_jahr_der_waelder.php<br />
Lehrreich – Die Schutzgemeinschaft<br />
Deutscher Wald ist ein<br />
Naturschutzverband, der davon<br />
überzeugt ist, dass Umwelt-<br />
und Waldschutz am effektivsten<br />
mit Umweltbildung<br />
erreicht werden kann. Je mehr<br />
Menschen den Wald kennen,<br />
desto eher wissen sie ihn zu<br />
schätzen. Und so bietet der SDW<br />
viel Interessantes und Fundiertes auf seinen Seiten. Besonders spannend:<br />
der interaktive Streifzug durch den deutschen Wald, auf dem Sie das Ökosystem,<br />
seine Bewirtschaftung und Hölzer erleben können. www.sdw.de<br />
Immer aktuell – Regenwald-<br />
Meldungen gibt es von OroVerde.<br />
Der Name, übersetzt in<br />
„Grünes Gold“, verdeutlicht die<br />
Bedeutung, die die Stiftung<br />
dem Regenwald beimisst. Oro-<br />
Verde wurde von renommierten<br />
Persönlichkeiten aus Wirtschaft<br />
und Naturwissenschaften<br />
gegründet, unter anderem<br />
von Prof. Dr. Wolfgang Engelhardt, Ehren-Präsident des Deutschen<br />
Naturschutzrings (DNR), des Dachverbandes der Natur- und Umweltschutzverbände.<br />
Auf der Internetseite können Sie sich über die Arbeit<br />
der Stiftung informieren, aber auch stets aktuelles Material für Vorträge<br />
oder Unterricht bestellen. www.oroverde.de<br />
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2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
+ + + Holz – gut für die Wirtschaft, zu schade für Biomasse + + + Meldungen zu Ökonomie und Ökologie + + +<br />
Grünes Geld auf<br />
Rekordstand<br />
2010 haben die nachhaltigen Fonds in<br />
Deutschland ein neues Rekordvolumen<br />
erreicht: Insgesamt 32,42 Milliarden Euro<br />
hatten Anleger zum Jahreswechsel hier<br />
investiert. Ein Jahr zuvor hatte das gesamte<br />
Fondsvolumen noch bei 30,08 Milliarden<br />
Euro gelegen. Mittlerweile können die<br />
Anleger zwischen 304 in Deutschland zu -<br />
ge lassenen Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />
Ethik und Erneuerbare Ener gie<br />
auswählen. Ende 2009 waren es erst 279.<br />
Zu den Fonds zäh len Aktien-, Renten-,<br />
Misch- und Dachfonds, Mikrofinanzfonds<br />
und ETFs (börsengehandelte Fonds). Der<br />
beste aller nachhaltigen Fonds war 2010<br />
ein Aktienfonds, der ein Plus von 38,2 Prozent<br />
verbuchte.<br />
Konventionelle Aktienfonds legten 2010<br />
ebenfalls stark zu. Die deutsche Fondsbranche<br />
feierte sogar eines der besten Jahre<br />
ihrer Geschichte, schreibt das Handelsblatt.<br />
Knapp 90 Milliarden Euro investierten<br />
die Anleger. Nachhaltige Geldanlagen müssen<br />
sich also fast verdreifachen, um dieses<br />
Niveau zu erreichen. Dafür müsste aber<br />
ein schnelleres und gründlicheres Umdenken<br />
stattfinden, als es momentan der Fall ist.<br />
Nachhaltige Geldanlagen<br />
Mrd € 0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Deutsche Forst- und Holzwirtschaft macht mehr<br />
Umsatz als Maschinenbau<br />
Der Cluster Forst und Holz Deutschland war 2010 insgesamt durch rund zwei Millionen<br />
Waldbesitzer, circa 185000 Betriebe, über 1,3 Millionen Beschäftigte und einen Umsatz<br />
von ungefähr 181 Milliarden Euro gekennzeichnet. Somit weist die deutsche Forst- und<br />
Holzwirtschaft eine deutlich größere arbeitsmarktpolitische und volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung auf als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des<br />
Wald-Zentrums in Kooperation mit dem Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoff<br />
verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V. Sie führen seit<br />
2004 die sogenannte Clusterstudie Forst- und Holzwirtschaft für die Bundesrepublik<br />
Deutschland durch.<br />
Zu dem Cluster Forst und Holz gehören Holz be- und verarbeitende Industrie, Holzhandel<br />
und -transport ebenso wie alle Zulieferer. Hinzu kommen Forst- und Papierwirtschaft,<br />
Verlags und Druckeigewerbe. Ihre herausragende sozioökonomische Bedeutung<br />
wird besonders im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen deutlich, welche in<br />
Deutschland landläufig als be sonders wichtig erachtet werden. So weist der Cluster<br />
Forst und Holz mehr Beschäftigte und einen größeren Umsatz auf als zum Beispiel im<br />
Maschinenbau (etwa 870000 Be schäf tigte, 142,7 Mrd. Euro Umsatz), in der Elektroindus<br />
trie (etwa 810000 Beschäftigte, 162,8 Mrd. Euro Umsatz) oder in der chemischen<br />
Industrie (etwa 460000 Beschäftigte, 135,8 Mrd. Euro Umsatz).<br />
Die neuen Erkenntnisse können wesentlich dazu beitragen, das bisherige Selbstverständnis<br />
der Branche zu revidieren, neue und effektivere Formen der Selbstorganisation<br />
zu finden sowie die eigenen Positionen erfolgreicher in der Außendarstellung<br />
gegenüber Politik, Medien und Gesellschaft zu vertreten. Ein Clustermanagement<br />
könnte wesentlich dazu beitragen, diesen wichtigen Wirtschaftsbereich mit seinen vielfältigen<br />
gesellschaftlichen Leistungen nachhaltig zu erhalten sowie konkurrenz- und<br />
damit zukunftsfähig weiterzuentwickeln.<br />
Die Studie finden Sie hier: www.wald-zentrum.de/index_innen.php?unav=projekte&subnav<br />
=aktuelle&seite=clusterstudie_deutschland.html<br />
Cluster Forst und Holz<br />
Maschinen- und Anlagebau<br />
Elektroindustrie<br />
Automobilindustrie<br />
Ernährung und Tabak<br />
Chemie und Pharmazie<br />
Kunststoff und Gummi<br />
Textil und Kleidung<br />
IT und Telekommunkation<br />
Stahl und Metall<br />
Bio- und Gentechnologie<br />
Beschäftigte in Mio:<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
Beschäftigte im Cluster Forst und Holz Deutschland im Vergleich mit ausgewählten Branchen (Cluster Forst<br />
und Holz hier ohne Zuliefererindustrie, verschiedene Bezugsjahre und Quellen; Vergleichsbranchen; Bezugsjahr<br />
2004, Quelle Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, 2005).<br />
24 FF www.forestfinance.de
Hölzer der Welt in der Hamburger Xylothek<br />
Wenn Sie nicht wissen, was eine Xylothek ist, denken Sie einfach an eine Bibliothek und<br />
statt der Bücher nehmen Sie Holz. Denn in einer Xylothek stehen in den Regalen Holzproben<br />
aus aller Welt. Eine solche wissenschaftliche Holzsammlung mit mehr als 26000 gelisteten<br />
Holzmustern ist die Xylothek im Hamburger vTI-Institut für Holztechnologie und Holzbiologie.<br />
Sie ist eine der größten der Welt.<br />
Die Muster dienen als Referenz, wenn es darum geht, unbekannte Hölzer oder Holzprodukte<br />
zu bestimmen. Die nahezu täglichen Anfragen stammen aus allen Bereichen<br />
des Holzhandels, der Holzverwendung und Warenkontrolle: so zum Beispiel Zoll- und<br />
Naturschutzbehörden (Kontrolle illegal eingeschlagener Hölzer), Holzhandelsunternehmen<br />
(Aufklärung von Falschdeklarationen) bis hin zum privaten Verbraucher, der<br />
sichergehen möchte, ob das von ihm bestellte Meranti-Fenster auch tatsächlich aus<br />
Meranti besteht. Die Experten am vTI können mithilfe der Referenzhölzer aus ihrer Xylothek<br />
zweifelsfrei aufklären, um welche Holzart es sich handelt.<br />
Sie finden die Spezialisten hier: www.vti.bund.de.<br />
Holzwerkstoffindustrie gegen Holzverbrennung<br />
zur Energiegewinnung<br />
Immer mehr industriell nutzbares Holz verschwindet in Biomassekraftwerken sowie<br />
gewerblichen und privaten Feuerungsanlagen. Jetzt warnen Holzwerkstoffproduzenten<br />
vor der Gefährdung von Arbeitsplätzen und Klimazielen durch das unkontrollierte<br />
Verheizen des wertvollen Werk- und Baustoffes. Der Europäische Holzwerkstoffverband<br />
EPF mit dem Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) fordert von der Politik<br />
faire Wettbewerbsbedingungen zwischen stofflicher und energetischer Holzverwendung.<br />
VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein: „Die staatlichen Subventionen und<br />
Steuererleichterungen für das Verheizen von Holz unter dem Modebegriff ‘Biomasse’<br />
sind verantwortungslos. Sie gefährden die Rohstoffversorgung von Holzhandwerk und<br />
Holzindustrie und bedrohen florierende Standorte und Arbeitsplätze.“<br />
Nach Szenarien der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO droht Europa ab 2020 eine<br />
dramatische Holzverknappung. Sie schätzt die jährliche Unterversorgung auf 430 Millionen<br />
Kubikmeter Holz. Diese Fehlmenge entspräche rund 17 Millionen Güterwagen mit<br />
Holzstämmen; ein Zug, der viermal um die Erde reichte. EPF und VHI plädieren daher für<br />
eine Kaskadennutzung: Holz und Holzabfälle sollen über möglichst viele Verwertungsstufen<br />
stofflich genutzt werden. Am Ende der Verarbeitungs-, Recycling- und Verwertungskette<br />
könne Holz dann verbrannt werden. Mehr Informationen erhalten Sie auf<br />
www.holz-verantwortung.de<br />
ForestFinance-Mitarbeiter Andreas Schnall<br />
testet bei Forstarbeiten in Panama das Solarladegerät<br />
von Sunload.<br />
Hab Sonne im Herzen,<br />
Wald und Rucksack<br />
In Panama hatte der ForestFinance-<br />
Forstingenieur Andreas Schnall zwei<br />
Solar Module der Fima Sunload im<br />
Gepäck. Er wollte das Sunload Solar Pack<br />
Smart Power 6Wp sowie das Sunload<br />
Solar Pack Notebook Power 62Wp bezüglich<br />
ihrer Anwendungsmöglichkeiten im<br />
Forst testen. Solarzellen bieten die Möglichkeit,<br />
Energie ohne CO 2-Ausstoß zu<br />
erzeugen und diese auch überall einsetzen<br />
zu können. Hier nun die Testergebnisse im<br />
Überblick:<br />
Einsatzbereiche: Die Haupteinsatzmöglichkeit<br />
sieht Andreas Schnall bei längeren<br />
Touren beziehungsweise Expeditionen in<br />
Regionen, wo man kaum Stromquellen<br />
findet. Vor allem in sehr sonnigen Gebieten<br />
sind Solarladegeräte als eine Notstromversorgung<br />
eine gute Lösung. In<br />
Ländern mit einer guten Stromversorgung<br />
ist der Einsatz eher umständlich.<br />
Verarbeitung: Sehr gut verarbeitet; alle<br />
Anschlüsse sind stabil, was eine Verwendung<br />
im Wald und bei widrigen Bedingungen<br />
ermöglicht.<br />
Preis: Mit 249 Euro (Sunload Solar Pack<br />
Smart Power 6Wp) sowie 998 Euro (Sunload<br />
Solar Pack Notebook Power 62Wp)<br />
sind die beiden Geräte im Vergleich zu<br />
ähnlichen Objekten in der oberen Preisklasse<br />
anzusiedeln. Beziehen können Sie<br />
die Geräte über www.sunload.de<br />
Waldwirtschaft<br />
www.forestfinance.de FF 25<br />
Foto: vTI/HTB<br />
Foto: ForestFinance
Waldwirtschaft<br />
Das Holz, das aus dem Wasser kam<br />
Im Brokoponomeer-Stausee in Surinam<br />
stehen seit mehr als 50 Jahren Bäume<br />
unter und über Wasser.<br />
Foto: F. W. Barth & Co. GmbH<br />
Im internationalen Holzhandel hat<br />
seit den letzten Jahren ein neues<br />
Sortiment „Stauseeholz“ große<br />
Schlagzeilen gemacht. Durch die<br />
Entwicklung von neuen Techniken<br />
ist es möglich geworden, große<br />
Holz vorräte in Stauseen zu erschlie -<br />
ßen und zu ernten, die seit mehreren<br />
Jahrzehnten unter Sauerstoffabschluss<br />
im Wasser lagern. Im<br />
Fach handel sind bereits erste Kontin<br />
gente an Werthölzern aus dem<br />
Brokopondomeer-Stausee (Suri -<br />
nam) erhältlich, die mit unveränder<br />
ten Holzeigenschaften beworben<br />
werden.<br />
Dieser See wurde vor 50 Jahren<br />
aufgestaut. Mit einer Fläche von<br />
1 500 Quadratkilometern hat er et -<br />
wa die dreifache Größe des Bodensees. Da vor der Flutung der Urwald<br />
nicht gerodet wurde, stehen heute nahezu zehn Millionen<br />
Kubikmeter Holz im See. Die Ernte dieses wertvollen Rohstoffreservoirs<br />
führt die kostbaren Hölzer einer langfristigen und sinnvollen<br />
Verwendung zu.<br />
Holz mit guten Eigenschaften<br />
Erste praktische Erfahrungen zeigen, dass sich die Holzeigenschaften,<br />
insbesondere das Stehvermögen der Hölzer, verbessert<br />
haben, was mit einem Abbau der wuchsbedingten Spannungen<br />
im Holzgewebe erklärt wird. Um die Qualität wassergelagerter<br />
Hölzer mit wissenschaftlichen Kennwerten zu belegen, unter-<br />
Hölzer aus Stauseen haben ganz besondere Eigenschaften – vor allem haben viele mehr Stehvermögen<br />
Spektakuläre Bilder von Bäumen, die aus Stauseen ragen oder aus den Tiefen der Gewässer geholt werden, gab<br />
es in den letzten Jahren immer wieder. Tatsächlich lohnt es sich, das Holz zu bergen und zu nutzen. Denn wie die<br />
Stauseehölzer aus Panama und Surinam beweisen: Die Wasserlagerung hat ihnen nicht geschadet. Im Gegenteil.<br />
suchte das vTI-Institut für Holztechnologie<br />
und Holzbiologie im<br />
Rahmen eines interdisziplinären<br />
Forschungsvorhabens die Holzeigenschaften<br />
und die natürliche<br />
Dauerhaftigkeit der Holzarten Andiroba,<br />
Cumarú und Pakoeli/Bacuri.<br />
Die ausgewählten Hölzer wurden<br />
nach über 40 Jahren „Unterwasser<br />
lagerung“ aus dem Gatúnsee<br />
(Panama) und Brokopondomeer-<br />
Stausee (Surinam) „geerntet“ und<br />
analysiert. Die genauen Ergebnisse<br />
finden Sie auf www.vti.bund.de/de/<br />
startseite/institute/htb/projekt-desmonats/<br />
stausee hoelzer /ergebnisse.html.<br />
Unternehmer wie Christopher Godsall,<br />
Präsident der kanadischen Firma<br />
Triton Logging, profitieren aber<br />
schon lange von dem Stauseeholz.<br />
Weltweit gibt es mehr als<br />
45 000 Stauseen, die mindestens<br />
15 Meter tief sind. In vielen stehen<br />
nahezu ganze Wälder. Godsall<br />
schätzt die Fläche auf 35 000 Quadratkilometer.<br />
Er hat die Erfahrung<br />
gemacht, dass das Bäumefällen<br />
nicht mehr als der Einsatz vergleich -<br />
barer Waldmaschinen an Land kostet<br />
und dass sich das Unterwasserholz<br />
gut verkaufen lässt. Denn am<br />
Grund der Seen sind die Bäume<br />
über Jahrzehnte hinweg intakt geblieben, gut abgeschirmt vor Borkenkäfern<br />
und Luftsauerstoff, ohne den Fäulnisbakterien das Holz<br />
nicht angreifen können. „Unser Holz hat eine außergewöhnliche<br />
Qualität“, wirbt Godsall. Denn selbst wenn es schlagfrisch aus dem<br />
See zum Sägewerk geliefert wird, ist es schon gut abgelagert. Möbelfirmen<br />
schätzen das Holz, weil es fester ist und Farben und Lacke<br />
besser annimmt als vergleichbare Hölzer.<br />
Kritik am Unterwasser-Kahlschlag gibt es bislang nicht. Umweltschutzverbände<br />
sehen darin vielmehr eine Möglichkeit, die<br />
negativen Auswirkungen der herkömmlichen Holzwirtschaft zu<br />
mindern. Denn für jeden Baum, der aus seiner feuchten Versenkung<br />
geholt wird, muss an Land ein Baum weniger fallen.<br />
26 FF www.forestfinance.de
Der District Ba Chẽ galt lange Zeit als eine<br />
der ärmsten Regionen in der vietnamesischen<br />
Provinz Quang Ninh. Für die Menschen<br />
hier bedeutete die Isolation der ländlichen<br />
Region ein schier unlösbares Problem.<br />
Schlechte Straßen erschwerten der Bevölkerung<br />
den Zugang zu Märkten oder zu Gesundheitsdiensten.<br />
Die Armut hatte aber<br />
auch zerstörerische Auswirkungen auf die<br />
Umwelt: Da die Bauern kaum von der Landwirtschaft<br />
leben konnten, holzten sie bestehende<br />
Urwälder ab, was ihnen allerdings<br />
nur kurzfristig aus der Misere half. Ihr<br />
jährliches Einkommen pro Kopf entsprach<br />
rund 160 Dollar und war damit halb so hoch<br />
wie der des Landesdurchschnitts.<br />
Die Rettung kam aus dem Wald<br />
Was für viele vor ein paar Jahren bloße Utopie<br />
war, ist heute Realität: Ba Chẽ hat sich<br />
verändert – und ist zum blühenden Paradebeispiel<br />
nachhaltiger und wirtschaftlicher<br />
Entwicklung geworden. Mittlerweile gibt es<br />
eine Vielzahl mehrstöckiger Wohnhäuser,<br />
was eine Besonderheit für die Region darstellt.<br />
Marktneue Autos fahren auf modernen<br />
Straßen, die Arbeitslosigkeit ist stark<br />
zurückgegangen und sogar die Ernten der<br />
Reisbauern sind durch den dank der Wälder<br />
verbesserten Wasserhaushalt ertragreicher<br />
geworden. Aber nicht nur das: Die Bäume<br />
brachten auch Wohlstand. Đàm Minh Sơn,<br />
Leiter der Abteilung für Agrarwirtschaft<br />
und Ländliche Entwicklung in Ba Chẽ, ist<br />
überzeugt: „Allein die Aufforstung hat Ba<br />
Chẽ so verändert.“ Die Entscheidung des vietnamesischen<br />
Staates, stärker in Aufforstungsprojekte<br />
zu investieren, war der<br />
Schlüssel zum Glück, erklärt er. In staatstreuem<br />
und landestypischem Duktus klingt<br />
das so: „Alles hat sich geändert, als der Beschluss<br />
1602, die Forstwirtschaft mit Setzlingen<br />
zu unterstützen, sowie der Beschluss<br />
4162, pro Hektar wiederaufgeforsteten Wald<br />
Wald und Wohlstand<br />
Wie die Holzwirtschaft in Vietnam eine ganze Region verändert<br />
Wald ist Gold wert? In diesem Fall schon: Aufforstungsprojekte und Holzwirtschaft verwandelten die von Armut<br />
geprägte Region Ba Che ˜ zu einem aufstrebenden Wirtschaftsstandort. Inzwischen kommen viele Menschen<br />
hierher, um sich ein Beispiel an nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung zu nehmen.<br />
Waldarbeiter verladen in Ba Che entrindete Akazien-Stämme auf einen Laster, um sie in ein Sägewerk zur Holzhackschnitzel-Produktion<br />
zu bringen. Foto: ForestFinance/Andreas Schnall<br />
ein bis zwei Millionen Vietnamesische Dong<br />
(VND) zu zahlen, in Kraft traten.“<br />
Mit den laufenden und geplanten Aufforstungen<br />
gehen Klimaschutz, Armutsbekämpfung<br />
und Biodiversitätserhalt Hand<br />
in Hand. Doch genauso wenig, wie alles Gold<br />
ist, was glänzt, ist alles gut, was mit Wäldern<br />
passiert. Es kommt, wie so oft, auf die Art<br />
und Weise an.<br />
Um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen,<br />
ist es auch heute noch besonders wichtig,<br />
die Armut zu bekämpfen. Denn sie ist die<br />
größte Bedrohung für die langfristige und<br />
ökologische Bewirtschaftung der Wälder.<br />
Wenn aus Not Bäume zu früh oder zu häufig<br />
gefällt werden, zerstört das nicht nur die<br />
Umwelt, sondern birgt auch die Gefahr,<br />
dass die Armut, die Zeit ohne Wald und<br />
wertvolle Ressourcen zurückkehrt.<br />
Ein gutes Beispiel<br />
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft<br />
für technische Zusammenarbeit star-<br />
tete ForestFinance Aufforstungsprojekte<br />
in Ba Chẽ und schloss ein Kooperationsabkommen<br />
zur Aufforstung von ökologischen<br />
Mischwäldern mit dem vietnamesischen<br />
Staat und staatseigenen Forstbetrieben ab.<br />
Allein im Jahr 2009 wurden 3300 Hektar<br />
Wald aufgeforstet, der Gesamtwert der<br />
forstwirtschaftlichen Produktion erreichte<br />
fast 400 Milliarden VND. Durch ökologische<br />
Mischwaldaufforstung wird die Umwelt<br />
geschont und gleichzeitig werden Arbeitsplätze<br />
geschaffen – mit langfristigen Erfolgen<br />
für die Region.<br />
Janina Mai<br />
studiert an der Universität<br />
Bonn Germanistik<br />
und arbeitet in der<br />
Online-Redaktion von<br />
ForestFinance.<br />
Foto: privat<br />
Waldwirtschaft<br />
www.forestfinance.de FF 27
Reportage<br />
Lieber Wald<br />
als Kupfer<br />
Panama. Provinz Chiriquí. Eines<br />
der größten Kupfer- und Goldvorkommen<br />
der Welt lagert hier unter<br />
wasserreichen, bewaldeten Hügeln<br />
und Bergen. Das Land gehört den<br />
Ngöbe-Buglé Indianern und die<br />
wollen lieber Wald als eine giftige<br />
Kupfermine. Getrieben vom steigenden<br />
Kupferpreis sollte ein neues<br />
Minengesetz jetzt endlich den<br />
Rohstoffkonzernen die Ausbeutung<br />
ermöglichen. Der Plan ist am<br />
Widerstand (vorerst) gescheitert.<br />
Der Plan war gut, weil bereits in Nordame -<br />
ri ka mehrfach erfolgreich durchgezogen:<br />
Das Land, das den Indianern gehört, wird<br />
einfach in „über und unter der Erde“ eingeteilt.<br />
Das, was sich auf und über der Er -<br />
de befindet, gehört den Indianern, aber<br />
das Recht auf ihr Land – eigentlich in der Verfassung<br />
verbürgt – umfasst eben nicht,<br />
was unter der Erde ist. Mit diesem juristischen<br />
Kunstgriff haben bereits US- und<br />
kanadische Rohstoffkonzerne Schürfrechte<br />
auf Indianerland durchgesetzt. Ganz legal<br />
versteht sich.<br />
Rechtlich muss so eine Argumentations-„Krücke“<br />
her, da die verschiedenen indigenen<br />
Volksgruppen in Panama vergleich -<br />
weise groß an Zahl sind. So leben allein über<br />
120000 Ngöbe-Buglé Indiander in ihrer<br />
Comarca auf über 6500 Quadratkilometern.<br />
Zudem sind ihre traditionell bewohnten<br />
Gebie te einer Provinz gleichgesetzt und<br />
unterliegen intern sogar einer eigenen Gerichts<br />
barkeit. Der Zugang für ausländische<br />
Investoren ist ohne Zustimmung der Einwohner<br />
nicht möglich.<br />
Unter der konservativen Regierung des<br />
panamaischen Präsidenten Ricardo Martinelli<br />
sollte nun im neuen Minengesetz „gemeinschaftlich<br />
bessenes Land“ praktisch als<br />
Die Ngöbe-Buglé, auch Guaymí genannt, leisteten einen gut organisierten Widerstand. Sie leben im Norden<br />
Panamas von Ackerbau, Viehhaltung, Jagd und Fischerei und sind von einer gesunden Umwelt abhängig. Dafür<br />
sind sie bereit zu kämpfen.<br />
herrenlos bezeichnet werden – der Gemein<br />
schaftsbesitz der Indianer an ihrem<br />
Land also zur Verteilung freigegeben werden.<br />
So sollte der Regierung das Recht zufallen,<br />
zumindest Schürf- und Wasserrechte<br />
auch an nichtpanamaische Unternehmen<br />
zu verkaufen.<br />
Unter dem Wald giftiger Reichtum<br />
Die landschaftlich reizvolle Region mit zahlreichen<br />
Flüssen, die wichtig sind für die Süßwasserversorgung<br />
von fast 30 Prozent der<br />
Landfläche Panamas, ist nicht nur noch rela<br />
tiv stark bewaldet, sondern unter der Erde<br />
liegt eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen<br />
der Welt (siehe Kasten rechts).<br />
Nun sollte nach Jahrzehnten des Hin- und<br />
Hers endlich der Weg freigemacht werden,<br />
für die Bagger der Minenkonzerne. Der<br />
Elan wurde sicher beflügelt durch die rasant<br />
steigenden Preise für mineralische Rohstoffe<br />
wie Gold und Kupfer. So hat sich der<br />
Kupferpreis nach einem Tief in den Krisenjahren<br />
2008/2009 fast vervierfacht und<br />
historische Höchststände um die 10000<br />
Dollar pro Tonne erreicht. Ähnliches gilt<br />
für Gold und andere Metalle.<br />
Gold und Kupfer werden zumeist im<br />
kostengünstigen Tagebau gefördert. Sprich:<br />
es werden gigantische Löcher gegraben.<br />
Kein Wunder, dass die gesamte geplante Abbau<br />
fläche in Chiriqui jetzt fast 1000 Quadratkilometer<br />
umfassen sollte und sogar<br />
Berge von über 1200 Meter Höhe abgetragen<br />
werden sollten.<br />
Kupfertagebau bedeutet für diese Fläche<br />
und die umliegenden tausenden Quadratkilometer<br />
aber ein hohes Risiko der totalen<br />
Vergiftung. Kupfer, Gold und andere Metalle<br />
werden im Tagebau nämlich mittels hochgiftiger<br />
Lösungen (zum Beispiel Zyanid) aus<br />
dem Gestein gelöst. In einer regenreichen Region<br />
wie Panama ist es fast sicher, dass<br />
große Teile dieser giftigen Brühen dann in<br />
das Wassersystem gelangen. Kein Wunder,<br />
dass die hauptsächlich von landwirt schaft -<br />
licher Subsistenzwirtschaft leben den Indianer<br />
von den Minenplänen nicht begeistert<br />
waren und heftigen Widerstand ankündigten.<br />
Tunesien, Ägypten, Panama?<br />
Bis auf Ausnahmen haben Indianer in Panama<br />
nicht viel zu melden. Das Land ist fest in<br />
der Hand der weißen Bevölkerung und vor<br />
allem einer handvoll alteingessener Familien<br />
europäischer Herkunft, die fast das<br />
gesamte Wirtschaftsleben beherrschen. Ob<br />
28 FF www.forestfinance.de
Banken, Fluglinien, Nahrungsmittelerzeugung<br />
oder Handel – überall stößt man auf<br />
die gleichen Finanzgruppen in panamaischem<br />
Familienbesitz, die ihre Interessen im<br />
Parlament auch gut vertreten wissen. Dennoch<br />
war Panama immer ein Hort des<br />
„Konsenses“. Größere Streikaktionen oder<br />
gar gewalttätige Auseinandersetzungen<br />
waren weitgehend unbekannt. Das Land<br />
lebte friedlich von intern heftig geführter<br />
Diskussion und dann schlichter Umsetzung<br />
dessen, was die „Senatoren“ des Landes<br />
eben beschlossen haben. Einwände gar<br />
der Indianer wurden kaum gehört, weil<br />
diese auch keine Organisation hatten, um<br />
erfolgreich Widerstand zu gestalten.<br />
Umso erstaunlicher, dass jetzt nach monatelangem<br />
wohl strukturiertem Widerstand<br />
an vielen Stellen im Lande der ganze<br />
Kupfer-Plan inklusive Minengesetz auf Eis<br />
gelegt wurde. Vor wenigen Wochen verkündete<br />
Präsident Martinelli, dass die Politik<br />
auf das Volk hören müsse und die nationalen<br />
Interessen keine Umweltzerstörung<br />
erlaubten.<br />
Patriarchen an der Seite der Indianer?<br />
Tatsächlich machte das Volk und hier besonders<br />
die Ngöbe-Buglé der Regierung<br />
Die beiden Mädchen tragen die traditionelle Kleidung<br />
der Ngöbe-Buglé. Fotos: ForestFinance/Sebastian Gräfe<br />
sehr deutlich, was sie von ihrer De-facto-<br />
Enteignung halten. Demonstrationen und<br />
sogar immer wieder Sperrungen der lebenswichtigen<br />
Panamericana-Autobahn<br />
hielten die Polizei in Atem. Dem zuständigen<br />
Innenminster, der sich auf eine Demonstration<br />
traute, wurde eine Folter nach<br />
alter Ngöbe-Buglé Art angekündigt. Das war<br />
noch scherzhaft gemeint, dennoch gab es<br />
Verletzte und sogar Tote auf Seiten der Demonstranten<br />
durch Tränengaseinsatz. Über<br />
Mobilfunk und Internet wurden die Aktionen<br />
landesweit über die Grenzen der einzelnen<br />
Indianerstämme hinweg koordiniert.<br />
Zur Überraschung der Polizei, die<br />
derartige Organisation des Widerstandes<br />
nicht gewohnt war.<br />
Vermutlich war dies der entscheidende<br />
Punkt, warum die Regierung letztlich von<br />
ihren Plänen Abstand nahm. Anscheinend<br />
haben aber auch umweltbewusste einflussreiche<br />
Oligarchen aus der panamaischen<br />
Oberschicht interveniert. Nicht nur,<br />
dass eine der reichsten Familien des Landes<br />
viele Tausende Hektar Land in Chiriqui besitzt.<br />
Nein, das junge Oberhaupt der Familie<br />
gilt als „Grüner“. Gerade hat er die Fluglinie<br />
des Hauses „klimaneutral“ gestellt.<br />
Schwarz-Rote Koalition allerorten.<br />
Kupfer, Gold, Molybdän<br />
Daten und Zahlen aus Panama<br />
• Kupfer, Gold sowie Zink, Molybdän und Silber<br />
finden sich in Panama.<br />
• Das Kupferlager in Chiriqui wird auf über 1,6 Milliarden<br />
Tonnen Kupfergestein geschätzt. Der<br />
Cerro Colorado (über 1 500 Meter hoch) müsste<br />
fast komplett abgetragen werden. Bereits seit<br />
den 70er Jahren gibt es Pläne zum Abbau.<br />
• Der Abbau umfasst auch die Quellgebiete der<br />
Flüsse San Felix und Rio Gricamola.<br />
• Das Wasser zum Abbau soll vor allem aus dem<br />
Rio Cuvibora und dem Stausee Changuinola<br />
kommen. Etwa 10 Milliarden Kubikmeter betragen<br />
die Wasserreserven des Gebietes. Der Wasserverbrauch<br />
für die Förderung wird auf 120 Millionen<br />
Liter pro Tag geschätzt.<br />
• So sollen knapp 200000 Tonnen Kupfer, 800000<br />
Tonnen Schwefelsäure und über 26 Millionen<br />
Tonnen Abfall jährlich anfallen.<br />
• Über 120000 Ngöbe Buglé leben hier. Etwa<br />
300000 Einwohner leben insgesamt in der<br />
Provinz, die betroffen wären. Haupteinnahme<br />
für Weiße wie Indianer ist die Landwirtschaft<br />
und Wassernutzung.<br />
• Fast 10000 Quadratkilometer könnten betroffen<br />
sein von Umweltvergiftungen durch Kupfer-,<br />
Säure- oder Zyankalilösungen, die im Tagebau in<br />
Grundwasser und umliegende Areale austreten.<br />
www.forestfinance.de FF 29<br />
Reportage<br />
So sieht die größte Kupfermine der Welt aus. Sie befindet sich<br />
in Chile, heißt Chuquicamata und ist mehr als vier Kilometer<br />
lang, drei Kilometer breit und bald 1000 Meter tief.<br />
Foto: Wikipedia/Chuqui001
WFF – World of ForestFinance<br />
Unser Büro in Vietnam<br />
Chào Hanoi – heißt „Hallo, Hanoi” und das hören wir in Bonn häufig. Via Skype rufen wir Vietnam und erhalten<br />
Antwort von unseren Kolleginnen – zum allseits besseren Verständnis auf Englisch.<br />
Dang Mai Dung (rechts) mit ihrer Assistentin<br />
Duong Thi Thuy vor dem neuen Büro in Hanois<br />
Altstadt. Von hier aus sind alle wichtigen<br />
Ansprechpartner – Entwicklungshilfeorganisationen<br />
und Ministerien – schnell zu erreichen.<br />
Foto: ForestFinance/Olaf van Meegen<br />
Im Dezember 2009 schloss ForestFinance als<br />
erstes deutsches Forstunternehmen mit<br />
dem vietnamesischen Staat ein Kooperationsabkommen<br />
zur Aufforstung von ökologischen<br />
Mischwäldern. Knapp ein Jahr später<br />
beschloss das Peoples Party Commitee<br />
Hanoi, dass wir auch ein Büro eröffnen<br />
dürfen. Sie gaben uns die Lizenznummer 01-<br />
01740. Diese Genehmigungen und Abläufe<br />
gehören zum Verwaltungsapparat einer<br />
„Sozialistischen Republik“ – und sind uns im<br />
Grunde vom deutschen Ordnungssinn und<br />
Bürokratieablauf recht vertraut.<br />
Das Büro in Hanoi ist unsere Basis für<br />
den Ausbau des Geschäftsbetriebs und vor<br />
allem ist es die Voraussetzung, um in Vietnam<br />
Personal einstellen zu können. Das haben<br />
wir getan:Wir beschäftigen seit 2010 neben<br />
Dang Mai Dung, die unsere Generalbevollmächtigte<br />
in Vietnam ist, auch eine<br />
Praktikantin sowie Forstberater. Sie unterstützen<br />
unsere Forstpartner im Feld aber<br />
auch vom Schreibtisch aus. Sie sichern unseren<br />
Quailtätsstandard und haben Erfahrungen<br />
in der Zusammenarbeit mit internationalen<br />
Organisationen.<br />
Das ForestFinance-Büro liegt im alten<br />
Hoan Kiem District, der zu den schönsten<br />
der Stadt zählt. Er grenzt unmittelbar an die<br />
Altstadt, die zu den Sehenswürdigkeiten<br />
Vietnams gehört. Ebenso wie der benachbarte<br />
und berühmte Hoan Kiem Lake.<br />
Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam. Seit 2010 im eigenen Büro in Hanoi.<br />
Hanoi ist die quirlige<br />
Hauptstadt Vietnams<br />
und zählt über sechs<br />
Millionen Einwohner.<br />
Zweiräder, auf denen<br />
kisten- und kastenweise<br />
Waren transportiert<br />
werden, sind hier<br />
keine Seltenheit.<br />
Foto: ForestFinance<br />
Berühmt ist der See unter anderem wegen<br />
seiner Schildkröten, um die sich sogar Sagen<br />
ranken. Eine unglaubliche Schildkröte gab<br />
es da wirklich – sie war über zwei Meter lang<br />
und wahrscheinlich 400 Jahre alt. Seit ihrer<br />
Bergung liegt sie im Jadeberg-Tempel, auf<br />
einer Insel im See. Die andere Schildkröte<br />
gehört ins Reich der Mythen – sie war golden<br />
und schenkte einem Tapferen ein goldenes<br />
Schwert, um Gerechtigkeit und Freiheit<br />
zu erringen. Das ist über 500 Jahre her<br />
– aber den Schildkrötenturm, den der Tapfere<br />
ihr zu Ehren bauen ließ, gibt es immer<br />
noch. Er ist vom ForestFinance-Büro aus<br />
fußläufig zu erreichen. Aber so schön der<br />
Turm und seine Geschichte auch ist, den<br />
Standort haben wir deswegen gewählt,<br />
weil er zentral ist und damit in der Nähe der<br />
Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ) und der Entwicklungsbank<br />
für die Transformations- und Entwicklungsländer<br />
KfW. Sogar M.A.R.D., das für<br />
Forstwirtschaft zuständige vietnamesische<br />
Ministerium, dürfen wir zu unseren Nachbarn<br />
zählen. Somit sind wir nah an Entscheidern<br />
der Politik und Wirtschaft. In<br />
Dang Mai Dung haben wir eine Mitarbeiterin<br />
gefunden, die gute Kontakte zu Ministerien,<br />
Institutionen aber auch möglichen<br />
Geschäftspartnern hat und diese erfolgreich<br />
pflegt.<br />
30 FF www.forestfinance.de
Fotos: privat<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />
Das sind diesmal drei Frauen, aus drei Ländern, wobei zwei in Bonn arbeiten und die eine bald geht.<br />
Dang Mai Dung organisiert den Geschäftsbetrieb in<br />
Vietnam, stellt Kontakte zu Geschäftspartnern, Institutionen,<br />
Behörden und Ministerien her.<br />
Dang Mai Dung – ist unsere Frau in Vietnam<br />
und kennt sich aus: Sie beriet, bevor sie<br />
zu ForestFinance kam, das Landwirtschaftsministerium<br />
Vietnams, das Internationale<br />
Rote Kreuz, Entwicklungshilfeinstitutionen<br />
der Schweiz und Norwegens<br />
zum Thema Ökologie, Aufforstung und Klimaschutz.<br />
Von der deutschen Arbeitsweise<br />
ist sie ebenfalls überzeugt:„Mir gefällt die<br />
Vernunft, Präzision und Verlässlichkeit in<br />
Deutschland. Aber das kalte Winterwetter<br />
mag ich gar nicht“, erzählt sie mit einem<br />
Schmunzeln.Wer kann ihr das verdenken?<br />
Wir nicht.Wir hören ihr auch gerne zu, wenn<br />
sie mit einem freundlichen Lächeln den<br />
Deutschen empfiehlt:„Ihr könntet von den<br />
Vietnamesen lernen, offener zu sein, einfühlsamer<br />
und verständnisvoller für andere<br />
Kulturen.“ Wir werden uns bemühen.<br />
Denn bei Dung beruht das Lernen auf Gegenseitigkeit:<br />
„Wir Vietnamesen können von<br />
den Deutschen lernen, wie man verantwortlich<br />
und im Team arbeitet, ebenso wie<br />
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, gegenseitiges<br />
Vertrauen und ‘high quality work’.“ In<br />
diesem Sinne: Auf eine gute und fruchtbare<br />
Zusammenarbeit!<br />
Julia Daniel hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt<br />
Öko-Tourismus studiert. Bei uns hat sie die Aufgabe,<br />
andere vom Klimaschutz zu überzeugen.<br />
Julia Daniel – kann es eigentlich nicht<br />
mehr hören, aber: Sie ist co (2) ol. Und das seit<br />
bald zwei Jahren. Dieses oft strapazierte<br />
Wortspiel lässt sie mit einem freundlichen,<br />
aber leicht müden Lächeln über sich ergehen.<br />
Das muss sie auch in Zukunft, denn als<br />
Teamleiterin der ForestFinance Marke CO 2 OL<br />
ist sie verantwortlich für die Strategie und<br />
Koordination der Marke sowie Produktentwicklung<br />
und Betreuung von Großkunden.<br />
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der<br />
Entwicklung ganzheitlicher Lösungsansätze<br />
für die Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen<br />
und Organisationen.<br />
Diese Aufgaben passen sehr gut zu ihr:<br />
„Während meines Auslandssemesters in<br />
Costa Rica durfte ich erleben, wie kostbar<br />
und zugleich fragil unsere Natur ist. Zwar<br />
wird bereits viel – aber noch lange nicht genug<br />
zu ihrem Schutz getan. Deshalb bin ich<br />
froh, heute sowohl privat als auch beruflich<br />
meinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten<br />
zu können.“ Wir freuen uns auch, die<br />
gebürtige Thüringerin im Rheinland begrüßen<br />
zu dürfen – auch wenn sie häufig<br />
durch die Republik reist, um Unternehmer<br />
zu Klimaschützern zu machen.<br />
Asia Garieva ist überqualifiziert. Als frisch gebackene<br />
Chemikerin ist sie zwar noch für die Bonner Büropflege<br />
zuständig – aber wir fürchten, nicht mehr lang.<br />
Asia Garieva – fast ein Nachruf mit froher<br />
Kunde. Als Raumpflegerin tritt die Kirgisin<br />
seit sechs Jahren bei ForestFinance meist erst<br />
abends, nach Büroschluss zutage. Oder am<br />
Wochenende. Diese Zeiteinteilung zwang ihr<br />
das Studium auf. Sie schuftete an der Hochschule<br />
Rheinbach, um in Chemie mit Materialwissenschaften<br />
zu brillieren und in unseren<br />
Räumen, um die Studien zu bezahlen.<br />
Jetzt hat sich die Mühe ausgezahlt.Seit<br />
März <strong>2011</strong> ist sie Bachelor der Chemie (Abschlussarbeitsthema:<br />
Analyse porofizierten<br />
Siliziums für Solarwafer) zusätzlich zu<br />
ihrem russischen Diplom in Technologie<br />
von Gärungsprozessen und Weinherstellung.<br />
Passt also alles gut in die Zeit. Die ForestFinance<br />
Büroräume sind in guten Händen.<br />
Jetzt sucht sie nach einer Arbeit. Ein<br />
Winzerlabor wäre klasse oder eine Firma aus<br />
der Solarindustrie.<br />
Sie floh vor einigen Jahren aus Kirgistan vor<br />
zu konservativ-rigiden Familientraditionen.<br />
In Deutschland baute sie sich ein eigenes Leben<br />
auf, entschied sich fürs Studium, auch<br />
wenn sie dafür mehrere Jobs annehmen<br />
musste. Aber sie hat es geschafft. Wir freuen<br />
uns sehr mit ihr.<br />
www.forestfinance.de FF 31
WFF – World of ForestFinance<br />
Wilde Buche Ein Projekt mit Bestand.<br />
Zum Internationalen Jahr der Wälder starten<br />
ForestFinance und B.A.U.M. e.V. das einzigartige<br />
Waldschutzprojekt „Wilde Buche”. Es hilft Buchenwald<br />
als Heimat für seltene Tiere zu erhalten.<br />
Wildkatzen sind selten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />
startete ein Schutzprojekt für die hübschen Tiere: www.bund.net/bundnet/<br />
themen _und_projekte/wildkatze_netze_des_lebens Foto: Th.Stephan/BUND<br />
Bislang hatte ForestFinance Wälder in Panama und Vietnam im<br />
Angebot. Das hat sich geändert. ForestFinance bietet nun die Möglichkeit,<br />
ein deutsches Waldschutzprojekt zu unterstützen: das Waldreservat<br />
„Wilde Buche“. Es befindet sich in der Gemeinde Hümmel<br />
in Rheinland-Pfalz und zeichnet sich durch einen besonders alten<br />
Buchenbestand aus. Hier leben in Deutschland selten gewordene<br />
und daher sehr wertvolle Tiere und Pflanzen. Im Rahmen des Projektes<br />
sorgen wir dafür, dass das gewachsene Ökosystem auch<br />
zukünftig in seiner Natürlichkeit belassen wird.Wir wollen mit unseren<br />
Partnern ein beispielhaftes Konzept entwickeln und etablieren,<br />
das den Erhalt der Wälder sichert.<br />
B.A.U.M. e.V. macht seinem Namen Ehre<br />
Gemeinsam mit B.A.U.M. e.V. (Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />
Management) bietet ForestFinance Unternehmen<br />
an, sich am Schutz dieser Flächen zu beteiligen. Die Mitglieder des<br />
B.A.U.M. e.V. können durch ihre Unterstützung den Erhalt des urwaldnahen<br />
Buchwaldes über einen Zeitraum von mindestens weiteren<br />
50 Jahren ermöglichen. Die zur Verfügung gestellten Mittel<br />
kommen der Gemeinde Hümmel zugute, die im Gegenzug nicht<br />
nur für den dauerhaften Schutz der seltenen Flächen einsteht, sondern<br />
langfristig weitere angrenzende Waldgebiete erwirbt und in<br />
das ausgezeichnete ökologische Bewirtschaftungssystem aufnimmt.<br />
Die beteiligten Unternehmen werden offiziell als Partner<br />
des Schutzwaldes „Wilde Buche“ geführt und können umfangreiches<br />
Text-, Bild- und Videomaterial für ihre eigene Kommunikation<br />
nach außen nutzen.<br />
So sieht ein Buchenwald aus, der seit mehr als 190 Jahren in Ruhe wachsen darf.<br />
Foto: Peter Wohlleben<br />
Die Unternehmer haben damit die Möglichkeit, einen Beitrag zum<br />
Schutz des Ur-Buchenwaldes zu leisten.„Die Buchen sind jetzt in einem<br />
Alter,wo es sich für viele Vogel-,Insekten- und Pilzarten erst lohnt,<br />
diesen reich strukturierten Wald mit dem höheren Totholzanteil zu<br />
besiedeln. Alt- und Totholz ist biologisches Gold, das für die Biodiversität<br />
erhalten werden muss. Unternehmen haben eine Mitverantwortung<br />
für Waldschutz und für eine nachhaltige Forstwirtschaft.<br />
Bei diesem einzigartigen Projekt können sich Unternehmen für mehr<br />
Klimaschutz und Biodiversität in Deutschland einsetzen – in einem<br />
erlebbaren Projekt“, sagt Rainer Kant vom B.A.U.M. e.V.<br />
Das Reservat „Wilde Buche“ in Hümmel<br />
Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190<br />
Jahre alten Buchen. In Deutschland haben Buchenwälder mit derart<br />
alten Beständen einen Anteil von weniger als einem Prozent der<br />
Waldfläche. Durch die Speicherung von CO 2 im Holz der Bäume sowie<br />
im Waldboden leistet das Reservat „Wilde Buche“ über Biodiversitäts-<br />
und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag<br />
zum Klimaschutz. Das Waldgebiet ist zudem Lebensraum für<br />
eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel<br />
Wildkatzen und Schwarzstörche.„Wir vergessen oft, dass es<br />
nicht nur in den Tropen ‘Urwälder’ gibt, die geschützt werden müssen,<br />
sondern auch hier vor unserer Haustür. Schön, dass wir jetzt<br />
einen ersten unglaublich schönen Wald mit diesem Projekt schützen<br />
können“, so Harry Assenmacher von ForestFinance.<br />
Wenn auch Sie sich am Waldreservat beteiligen wollen, erfahren Sie<br />
auf www.WildeBuche.de wie es geht.<br />
32 FF www.forestfinance.de
In guter Gesellschaft<br />
Wir suchen unsere Partner mit Bedacht<br />
aus. Nicht nach dem schönen Schein, sondern<br />
nach den inneren Werten. Ein Beispiel?<br />
Wer kennt denn hierzulande schon<br />
das CATIE, das Centro Agronómico Tropical<br />
de Investigación y Enseñanza aus<br />
Costa Rica? Aber in der Welt des Kakaos<br />
genießt es einen sehr guten Ruf und wir<br />
arbeiten mit dem Institut zusammen, um<br />
nachhaltige und produktive Kakao-Agroforstsysteme<br />
zu entwickeln. Davon profitieren<br />
unsere Investoren. Aber wir wollen<br />
mehr Gutes tun. Und so sind wir auch<br />
Mitglieder der Initiative Biodiversity in<br />
Good Company. Die Initiative des Umweltbundesministeriums<br />
und führender<br />
Unternehmen setzt sich zum Ziel, die Umsetzung<br />
des Übereinkommens über die<br />
„Biologischen Vielfalt“ zu realisieren. Wir<br />
sind dabei. Aber nicht nur da – auch bei<br />
den Ingenieuren Ohne Grenzen e. V., bei<br />
Robin Wood, dem Forum Nachhaltige<br />
Geldanlagen und vielen anderen Organisationen,<br />
die Verantwortung für Mensch<br />
und Umwelt übernehmen.<br />
ForestFinance – immer<br />
da und online<br />
Im Internet ist viel möglich. Und wir nutzen<br />
das gern – vor allem wenn es um<br />
bestmögliche Transparenz geht. Wir wollen,<br />
dass unsere Kunden wissen, was wir<br />
tun. Und so können sie online ihre Wälder<br />
erkunden und zahlreiche Servicefunktionen<br />
nutzen. Rund um die Uhr, im neuen<br />
Kundenbereich auf www.forestfinance.de/<br />
Kundenbereich.meinwald.html<br />
Persönlicher und unterhaltsamer geht es<br />
auf Facebook zu. Hier posten wir Neuigkeiten<br />
aus der World of ForestFinance,<br />
schreiben bei welchen Events wir dabei<br />
sind und waren, zeigen Filme über uns<br />
und unsere Arbeit.<br />
www.facebook.com/ForestFinance<br />
Wo wir uns noch engagieren – zum Wohle unseres<br />
Unternehmens, unserer Kunden und Umwelt erfahren<br />
Sie hier: www.forestfinance.de/Partner.1230.0.<br />
html? ForestFinance ist jetzt auch auf Facebook.<br />
Panama +++ Meldungen aus Panama +++Meldungen<br />
Traurige Nachrichten: Ende 2010 und <strong>2011</strong> erreichten uns zwei Meldungen aus Panama, die<br />
uns alle innehalten ließen. Ein Waldarbeiter unseres Forstdienstleisters BARCA verunglückte<br />
Ende letzten Jahres auf dem Weg zur Arbeit tödlich. Eine weitere Unglücksbotschaft kam im<br />
März: „Gestern ist das Baby unseres Kollegen Leonardo Santos in Las Lajas bei der Geburt gestorben.<br />
Wir unterstützen die Familie mit Transport und Lebensmitteln für die Überführung in die<br />
Comarca“, schreibt Petra Kollmannsberger aus Panama City. Das sind die Anlässe, die Betriebsversammlungen<br />
auf beiden Seiten des Ozeans zu stillen Veranstaltungen werden lassen. Wir<br />
wollen an dieser Stelle den Familien unsere Trauer bekunden und sie wissen lassen, dass alle<br />
Kollegen von ForestFinance an sie denken und wir sie so gut wie möglich unterstützen.<br />
Zur Aufmunterung: Es gibt auch immer wieder Mails aus Panama, die ein Lächeln auf die<br />
Gesichter der deutschen Büroarbeiter zaubern. Zum Beispiel wenn unsere Kollegen durch die<br />
ForestFinance-Fincas streifen und dabei junge Ameisenbären fotografieren. Da wären wir alle<br />
gerne dabei gewesen … Die Kleinen Ameisenbären sind in der Region nicht ungewöhnlich.<br />
Sie heißen tatsächlich so – um sich von ihren Verwandten, den Großen Ameisenbären zu unterscheiden.<br />
Mehr über diese possierlichen Tiere können Sie in unserem Newsletter lesen. Hier der<br />
Pfad ins Archiv: www.forestfinance.de/index.php?id=326<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Aufruf aus Bonn<br />
Inga Meys arbeitet für<br />
ForestFinance im Kundenservice.<br />
Vielleicht<br />
haben Sie ja schon mal<br />
mit ihr telefoniert. Das<br />
können Sie wiederholen<br />
und sie um Flyer samt<br />
passenden Display –<br />
natürlich ökologisch<br />
schön von Werkhaus –<br />
bitten. Sie schickt sie<br />
Ihnen gerne zu.<br />
Es ist das Jahr der Wälder und wenn Sie<br />
mithelfen wollen, dass auf dieser Welt<br />
mehr Bäume wachsen, können Sie das<br />
tun. Nicht nur mit einem eigenen Baum-<br />
SparVertrag oder gar WoodStock-Investition<br />
– Sie können unser Produkt „Wald“<br />
allen Menschen näherbringen. Dafür helfen<br />
wir Ihnen gerne und schicken Ihnen<br />
Broschüren, die Sie an Freunde, Bekannte<br />
oder Kunden verteilen können. Wir hätten<br />
da auch schöne, natürlich ökologische<br />
Thekenständer, in die Sie unsere Baum-<br />
Spar-Flyer stellen können. Rufen Sie uns<br />
an oder schreiben Sie uns ein Fax oder<br />
eine Mail. Unter Fon: 0228/9437 78-0,<br />
Fax: 0228/943778-20 und info@forestfinance.de<br />
erreichen Sie immer jemanden,<br />
der sich über Ihre Nachricht freut.<br />
Silke Berger fotografierte diesen Ameisenbären auf der Kakao-<br />
Finca Quebrada Limón, wie er auf einer Kochbananen-Staude<br />
herumklettert.<br />
www.forestfinance.de FF 33
WFF – World of ForestFinance<br />
Professor Dr. Hartmut Graßl<br />
Deutschlands berühmter Klimaforscher im Gespräch mit ForestFinance<br />
Dr. Hartmut Graßl ist einer der bekanntesten deutschen Klimaforscher. Als emeritierter Professor begleitet<br />
Hartmut Graßl auch heute noch die klimapolitischen Debatten (siehe Vita rechts). Graßl war aber auch einer<br />
der ersten Kunden bei ForestFinance und investierte im Jahre 2001 in WoodStockInvest. Seine Fragen zur<br />
Unternehmensentwicklung und zum Gedeihen seines Investments war Gegenstand eines Hintergrundgespräches<br />
mit ForestFinance Geschäftsführer Harry Assenmacher. Jan Fockele hat zugehört und gibt Teile des Gespräches<br />
für <strong>ForestFinest</strong> wieder.<br />
Hartmut Graßl: Wie viele tausend Hektar verwaltet<br />
ForestFinance jetzt für seine Kunden?<br />
Harry Assenmacher: In Panama und Vietnam haben<br />
wir jetzt jeweils etwas über 2000 Hektar. Wir befinden<br />
uns damit nicht mehr in der Kategorie „Gartenbau“,<br />
aber für ein Forstunternehmen sind wir immer noch sehr,<br />
sehr klein.<br />
HG: Und wie viele Menschen wie ich existieren,<br />
die bei Ihnen investiert haben?<br />
HA: Wir haben etwa 7000 Kunden, davon sind allerdings<br />
der größte Teil Baumsparer, die im kleinen Rahmen<br />
um die 30 Euro im Monat sparen. Rund 700 Menschen<br />
haben in einen Hektar oder mehr investiert.<br />
HG: Was hat zur Veränderung des Namens geführt?<br />
Also wie kam es zum Übergang von Futuro<br />
Forestal zu ForestFinance?<br />
HA: Die Zusammenarbeit zwischen mir und Futuro Forestal<br />
begann ja schon vor langer Zeit – bereits Mitte der<br />
90er. Wir haben in Deutschland von 2005 an den Vertrieb<br />
unter dem Namen ForestFinance aufgebaut. Zum<br />
Zeitpunkt des Verkaufs stammte bereits der weitaus<br />
größte Teil der Kunden von ForestFinance. Als sich 2007<br />
unser Geschäftspartner eher in das großvolumige<br />
Geschäft orientierte und das Geschäft mit Einzelkunden<br />
nicht fortsetzen wollte, standen wir vor der Entscheidung,<br />
wie wir das Geschäft mit unseren Kunden fortsetzen<br />
können. Und so haben wir das komplette Unternehmen<br />
Futuro Forestal inklusive aller Flächen und Forstingenieure<br />
übernommen. Nur den Namen nicht, unter<br />
dem die Alteigentümer jetzt Großinvestoren betreuen.<br />
HG: Und welche Mitarbeiter haben Sie jetzt in<br />
Panama?<br />
HA: In Chiriqui – der Region unserer ersten Pflanzungen<br />
– haben wir die Mitarbeiter komplett übernommen. Die<br />
kleinere Einheit, die im Darien tätig war, haben wir an<br />
einen unserer neuen Dienstleister überführt. Das ist ein<br />
Unternehmen, das von Kanada bis Argentinien Misch-<br />
Professor Graßl (links im<br />
Bild) im Gespräch mit<br />
Harry Assenmacher, Forest-<br />
Finance-Geschäftsführer.<br />
Der Klimaforscher stellt als<br />
Kunde der ersten Stunde<br />
Fragen zur Unternehmenspoltik<br />
und -entwicklung.<br />
Fotos: Jan Fockele<br />
wälder forstet, das als Betrieb FSC-zertifiziert ist und<br />
unseren Anforderungen entspricht.<br />
HG: Und die Flächen in Panama und Vietnam, wie<br />
kann man die vergleichen?<br />
HA: Das kommt auf die Region an. Das ist in Vietnam<br />
wie auch in Panama nicht gleich. Nehmen wir Panama:<br />
In Chiriqui, der Region, in der wir die Aufforstung begonnen<br />
haben, sind die Böden und Niederschlagsverhältnisse<br />
im Durchschnitt nicht so gut wie im Darien, dieses<br />
Gebiet befindet sich im Süd-Osten, wo wir weitere Aufforstungsgebiete<br />
unterhalten. Unter forstwirtschaftlichen<br />
Aspekten – was die Holzproduktion angeht – lassen sich<br />
da ganz andere Ergebnisse erzielen. In Vietnam ist das<br />
genau so. Es gibt Flächen, die sehr günstig für die Holzproduktion<br />
sind, und es gibt Flächen, da kann man<br />
wunderbare Wälder erzeugen, aber sowohl von der<br />
Erreichbarkeit als auch sonst eignen die sich eher für<br />
CO 2-Senkenprojekte.<br />
34 FF www.forestfinance.de
HG: Wie beurteilen Sie die Sicherheit der Länder?<br />
HA: Also, was da zum Beispiel Panama angeht: Es ist<br />
halt im US-amerikanischen Einflussbereich. Und so lange<br />
der Kanal da ist, werden die Amerikaner dort nichts<br />
zulassen. Aber unabhängig davon: Das Land ist 1903<br />
gegründet worden. Und seit 1903 hat es dort keine Enteignung,<br />
Revolution oder sonst Vergleichbares gegeben.<br />
Da müssen Sie in Europa aber mal ganz, ganz weit gucken,<br />
um ein Land zu finden, indem es nicht zwischendurch<br />
Enteignungen, Vertreibungen, Kriege oder sonst<br />
was gegeben hat.<br />
Dennoch ist der Umgang mit den Behörden manchmal<br />
mühsam. Wenn wir 100 Hektar aufforsten und die in<br />
kleine Grundstücke aufteilen, werden wir in Panama<br />
behandelt, als ob wir Stadtentwicklung betreiben. Wir<br />
müssen jedes dieser Grundstücke mit einer zwölf Meter<br />
breiten Zuwegung erschließen. Das ist forstlich und ökologisch<br />
Blödsinn. Das macht uns manchmal die Arbeit<br />
schwer und es ist auch nicht immer leicht an die Kunden<br />
zu vermitteln, warum offizielle Dokumente sehr lange<br />
benötigen können.<br />
In Vietnam arbeiten wir auf höchster Ebene mit den<br />
Ministerien zusammen und erhalten exzellente Unterstützung<br />
durch die GTZ, nur mit deren Hilfe war die<br />
zügige Umsetzung aller Aktivitäten überhaupt möglich.<br />
Wir sind offensichtlich ein interessanter Partner für die<br />
Vietnamesen und unsere Aktivitäten werden sehr geschätzt,<br />
denn wir erhalten zunehmend weitere Angebote<br />
zur Zusammenarbeit auch aus anderen Provinzen. Da<br />
geht es um attraktive Projekte sowohl im Bereich der<br />
CO 2 -Senken als auch um die forstlich sinnvolle Nutzung<br />
bestehender Plantagen.<br />
So ist unser neues Produkt GreenAcacia entstanden. Wir<br />
unterstützen bei der forstlichen Nutzung, vermitteln<br />
Know-how, schaffen Erträge für die Investoren und wandeln<br />
so eine bestehende Monokultur in ein Mischwaldsystem<br />
mit einheimischen Arten.<br />
HG: Mischwald scheint ein wichtiges Stichwort<br />
bei Ihnen.<br />
HA: Es ist die Grundlage aller Produkte. Unser Ziel ist<br />
immer ein Mischwaldsystem. Wir halten überhaupt<br />
nichts von Monokulturen. Darüber hinaus bin ich<br />
sicher, es wird irgendwann Biodiversitäts-Zertifikate<br />
geben. Wir wollen uns darum kümmern, dass man<br />
damit handeln kann. Wir haben hier keine Monokulturen,<br />
sondern biodiverse Mischforste, und dafür bekommen<br />
wir in absehbarer Zeit etwas. Wenn unsere<br />
Prognose stimmt, erhalten unsere Investoren auch für<br />
die Schaffung von Biodiversität Erträge, neben dem<br />
Verkauf von Holz, zertifiziertem Saatgut und den CO 2 -<br />
Zertifikaten.<br />
HG: Das habe ich immer auch für die Biobauern<br />
angesprochen. Deren Leistungen müssen anerkannt<br />
werden. Und ich bin derjenige unter den<br />
Klimatologen, der auch immer die Verklammerung<br />
mit der Biodiversität nennt. Das sind die<br />
zwei ganz großen globalen Umweltprobleme.<br />
Klimaänderungen – das Wort Klimawandel ist<br />
falsch gewählt – und der Verlust an biologischer<br />
Vielfalt. Beide sind stark miteinander gekoppelt.<br />
HA: Unser Konzept basiert darauf, biodiverse Mischforste<br />
zu erschaffen, die ökologisch einen Nutzen haben, und<br />
außerdem einen wirtschaftlichen Profit für den Investoren<br />
abwerfen soll. Ich habe mich ja bewusst gegen den<br />
x-ten Regenwaldschutz-Verein entschieden. Weil ich gesagt<br />
habe, das muss man wirtschaftlich sehen, so dass<br />
alle was davon haben. Sonst funktioniert das nicht.<br />
HG: Wenn Sie es nur auf Umweltherz abstellen,<br />
dann kriegen Sie zwei oder drei Promille der Bevölkerung.<br />
Wenn Sie aber etwas ändern wollen,<br />
dann sind zwar diejenigen, die am Anfang aus<br />
Idealismus begonnen haben, diejenigen gewesen,<br />
die die Hefe geliefert haben für das Ganze.<br />
Aber irgendwann muss es rentabel sein in so<br />
etwas zu investieren, sonst kriegen Sie die Mengen<br />
nicht, die Sie zum Verändern brauchen.<br />
HA: Wobei, daran soll nicht nur der Investor verdienen,<br />
wir wollen verdienen, die Leute vor Ort sollen verdienen.<br />
HG: Die müssen ja auch weiter ihre Gehälter<br />
bekommen …<br />
HA: Ja, natürlich. Ich persönlich sehe das so: diese Länder<br />
sind viele hundert Jahre im Rahmen des Kolonialismus<br />
wirklich fertig gemacht worden. Das merkt man<br />
heute noch, die Bevölkerungen sind traumatisiert, nach<br />
Jahrhunderten der Unterdrückung, indianische sowieso.<br />
HG: Ich war mal auf der anderen Seite in Costa<br />
Rica bei den Chiriqui-Indianern, die da noch am<br />
Rande zu Panama in ursprünglichen Verhältnissen<br />
leben. Da sind wir mit dem Einbaum einen<br />
Fluss hinaufgefahren, und hatten ein schönes<br />
Fest mit den Indianern.<br />
Und der Damm wurde durch eine Äußerung von<br />
mir gebrochen: Ich erzählte Ihnen, dass ich als<br />
junger Mensch bis zu meinem 20. Lebensjahr im<br />
Sommer auch in einem Reservat gewohnt habe.<br />
Nämlich im Naturschutzgebiet Königsee. Und<br />
dass ich mich von den Touristen immer missbraucht<br />
fühlte, weil da irgendein Preuße kam<br />
und sagte: Seppl, stell dich mal neben meine<br />
Frau. Und dann wurde ich abgelichtet. Das fand<br />
ich sehr erniedrigend, damals (lacht).<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
HA: Was hat Sie damals im Jahre 2001 bewegt, zu investieren?<br />
HG: Also, das war irgendeine Investition, bei der<br />
ich mich glücklich schätzen würde, wenn irgendwann<br />
mal was rauskommt, aber im Endeffekt<br />
war es damals wegen des Umweltherzens, dass<br />
ich investiert hab.<br />
HA: Aus diesem Motiv haben neben Ihnen viele weitere<br />
investiert. Inzwischen entscheiden sich viele unserer Kunden<br />
aber auch aufgrund der erwarteten Renditen.<br />
HG: Besteht ein Handel unter den Investoren?<br />
Gibt es welche, die ihren Anteil verkaufen wollen<br />
über Sie?<br />
HA: Ja, es gab Fälle von Kunden, die auch im Rahmen<br />
der Wirtschaftskrise in Not geraten sind und Geld<br />
brauchten. Da haben wir sofort die Flächen zurückgekauft,<br />
teilweise haben wir sogar eine Warteliste von<br />
Leuten, die gesagt haben, ich hätte gern noch was<br />
älteres. An die wurde dann weiterverkauft.<br />
HG: Und derjenige, der ausgestiegen ist, hat<br />
seine Investition zurückbekommen?<br />
HA: Ja, mindestens seinen Kapitaleinsatz mit einer<br />
geringen Verzinsung.<br />
HG: Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr.<br />
Vielen Dank für die erhellenden Antworten.<br />
HA: Wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Prof. Graßl wurde 1940 in Salzberg bei Berchtesgaden<br />
geboren. Er studierte Physik und Meteorologie<br />
und promovierte 1970 in München. 1978<br />
habilitierte er sich an der Universität Hamburg, an<br />
der er von 1989 bis 2005 als Professor<br />
im Meteorologischen Institut lehrte. In<br />
den Jahren1989 bis 2005 war er Direktor<br />
am Max-Planck-Institut für Meteorologie.<br />
Von 1994 bis 1999 leitete Prof.<br />
Graßl darüber hinaus das Weltklimaforschungsprogramm<br />
der World Meteorological<br />
Organization (WMO) bei den<br />
Vereinten Nationen in Genf.<br />
Nach 1992 bis 1994 hatte er von 2001 bis<br />
2004 erneut den Vorsitz des Wissenschaftlichen<br />
Beirates Globale Umweltveränderungen (WBGU)<br />
der Bundesregierung inne. Prof. Graßl ist Mitglied<br />
zahlreicher wissenschaftlicher Gremien sowie Träger<br />
hoher Auszeichnungen.<br />
www.forestfinance.de FF 35
WFF – World of ForestFinance<br />
Das ist weltweit einmalig: CO 2OL „Tropical Mix” erfüllt als erstes<br />
Aufforstungsprojekt den vom WWF empfohlenen Meta Standard<br />
CO 2OL „Tropical Mix“ hat als erstes Projekt seiner Art, worauf es laut WWF und der Tropenwaldstiftung<br />
OroVerde ankommt: Es hält die drei wichtigsten Qualitätsstandards für Wald-Klimaschutzprojekte<br />
ein und erreicht damit den von den Umweltorganisationen empfohlenen„Meta Standard“. „Angesichts<br />
der unterschiedlichen Stärken der verschiedenen Standards ist für Projekte zur Generierung von<br />
handelbaren Zertifikaten eine Doppel-Zertifizierung sinnvoll. Ein Standard zur Sicherstellung der Klimawirkung<br />
und ein weiterer zur Schaffung zusätzlicher Nutzen“, schreibt OroVerde in ihrem neu erschienenen<br />
Ratgeber „Investieren in Waldklimaprojekte“. Dieser Anforderung wird„Tropical Mix“ mehr<br />
als gerecht, denn es erfüllt sowohl den Forest Stewardship Council (FSC) Standard für ökologisch und<br />
sozial nachhaltige Forstwirtschaft als auch dem CarbonFIX Standard (CFS) für transparente und effektive<br />
CO 2-Kompensation und den Climate, Community and Biodiversity Standard (CCBS) für positive Effekte<br />
auf Biodiversiät,Wasser- und Habitatschutz. Damit ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung ebenfalls<br />
sichergestellt.<br />
Mit dem Klimaschutz-Projekt „Tropical Mix“ in Panama können CO 2OL-Kunden Brachflächen in Panama<br />
zu einem Mischwald wiederaufforsten lassen. Da die Bäume beim Wachsen CO 2 aufspalten, den<br />
Kohlenstoff speichern und binden, kompensieren sie CO 2 -Emissionen, die zum Beispiel durch Flugreisen<br />
verursacht werden. Die auf diese Weise entstehenden Forste sind sozusagen natürliche Deponien<br />
für nicht vermeidbare CO 2-Emissionen. Dabei orientiert sich „Tropical Mix“ an den von der Green Carbon<br />
Initiative des WWF geforderten Kriterien für Waldklimaschutzprojekte und erfüllt die empfohlenen<br />
Standards. Das garantiert die CO 2 -Bindung, Dauerhaftigkeit und Additionalität des Klimaschutzprojektes.<br />
Additionalität heißt, dass CO 2-Zertifikate nicht als bloßes Nebenprodukt generiert werden, sondern dass<br />
es bei der Aufforstung tatsächlich in erster Linie um CO 2 -Reduktion geht. Keine Selbstverständlichkeit,<br />
denn CO 2 -Zertifikate werden selbst für Monokulturplantagen ausgegeben, die ökologisch nicht sinnvoll<br />
sind. Doch im Dschungel der Klimaschutzprojekte ist es nicht immer leicht zu erkennen, welches<br />
Angebot effektiv Kohlendioxid kompensiert und unterstützenswert ist. Wir fragten Max Vöhringer von<br />
OroVerde, Mitautor des Ratgebers „Investieren in Waldklimaprojekte“, worauf es wirklich ankommt.<br />
Max Vöhringer beantwortete<br />
unsere Fragen.<br />
Foto: OroVerde<br />
<strong>ForestFinest</strong>: Was hat sie dazu bewogen, die Studie und den Ratgeber<br />
zum Thema„Investieren in Waldklimaprojekte“ zu veröffentlichen?<br />
Max Vöhringer: In den letzten Jahren hat das Interesse von Unternehmen und<br />
auch Einzelpersonen, durch die Unterstützung von Waldprojekten einen freiwilligen<br />
Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, stark zugenommen. Gleichzeitig<br />
mangelt es jedoch häufig an Wissen und Informationen darüber, was genau<br />
in diesen Vorhaben passiert. Welche Projekte sind wirklich sozial, ökologisch<br />
und ökonomisch nachhaltig, und woran kann man gute von weniger guten unterscheiden?<br />
Mit der Veröffentlichung unser Leitlinien und der dazugehörigen<br />
Fallstudie zu einem Pionierprojekt in Paraguay haben wir an dieser Stelle an-<br />
gesetzt. Die Leitlinien erklären die verschiedenen Typen von Waldklimaprojekten, stellen den freiwilligen<br />
Kohlenstoffmarkt und die im deutschsprachigen Raum gängigen Projekt-Standards vor und erläutern,<br />
welche Aspekte diese Standards unbedingt beachten sollten. Die Fallstudie vermittelt ein konkretes Beispiel,<br />
wie diese Empfehlungen umgesetzt werden können.<br />
<strong>ForestFinest</strong>: Was macht für Sie Qualität bei Waldklimaprojekten aus?<br />
Max Vöhringer: Waldklimaprojekte haben immer vielfältige Wirkungen, denn Wälder sind mehr als nur<br />
Kohlenstoffspeicher. Sie sind Lebensgrundlage für Millionen von Menschen und Lebensraum für unzählige<br />
Tier- und Pflanzenarten. Gute Waldklimaprojekte sollten daher immer auch positive sozio-ökonomische<br />
und ökologische Effekte haben. Waldklimaprojekte, bei denen lediglich die Methodik der CO 2-Bilanzierung<br />
hohen Anforderungen entspricht, sind nicht nachhaltig, und bieten daher übrigens auch keine<br />
langfristige Investitionssicherheit und können schnell zu Imageschäden für die Investoren führen.<br />
Nicht erkannte und gelöste soziale und ökologische Risiken können diese Projekte schnell scheitern lassen.<br />
Qualitätsstandards sollten daher sowohl die Berechnungsmethoden als auch sozio-ökonomische<br />
und ökologische Kriterien überprüfen.<br />
Den Ratgeber von OroVerde „Investieren in Waldklimaprojekte“ finden Sie auf www.oroverde.de.<br />
Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />
für Privat- und Geschäftskunden. Für Businessku<br />
individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />
unternehmerischen Verantwortung für Klima- un<br />
Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in<br />
1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und<br />
3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen d<br />
anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokum<br />
ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />
4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />
Hier stellen wir Mög<br />
dem Klima mit CO2OL 36 FF www.forestfinance.de<br />
Foto: ForestFinance<br />
Worl<br />
Wir haben diese beiden<br />
Siegel – CFS und CCBS –,<br />
ebenso wie das des FSC, der<br />
uns 2010 auch als Global<br />
Partner auszeichnete. Alle<br />
drei zusammen garantieren,<br />
dass wir die höchsten Ansprüche<br />
an Umweltschutz<br />
und sozialer Verantwortung<br />
erfüllen.
d +++ news +++news<br />
afreundliche Produkte und Dienstleistungen<br />
den bietet CO2OL praxisorientierte und<br />
re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />
Umweltschutz gerecht werden können.<br />
vier Stufen:<br />
urch Zertifikate aus international<br />
entierten zusätzlichen sozialen und<br />
d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />
externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />
lichkeiten vor, die<br />
gut tun.<br />
Foto: S. Di Giovanni/Fotolia<br />
Christoph Metzelder freut sich über den<br />
CSR-Preis und Auszeichnung seiner Arbeit.<br />
Foto: ESB Europäische Sponsoring Börse<br />
Neues Logo, neue Broschüre, neue Homepage.<br />
Bei CO 2 OL war in den letzten Monaten viel los.<br />
Neben dem Tagesgeschäft Klimaretten entwickelten<br />
die Mitarbeiter nicht nur ein neues Corporate<br />
Design, sie setzten es auch konsequent um. Sie<br />
können es auf der relaunchten Homepage sehen,<br />
ebenso wie viele andere Neuigkeiten – über das CO 2OL-Team, über unsere Klimaschutzprojekte und<br />
die Klimaschutztools. Wer gezielt sucht, der findet hier alle Angebote passgenau und schnell. Denn<br />
jeder Zielgruppe ist ein Button gewidmet, zum Beispiel „Events und Meetings“, „Hotels und Gaststätten“,<br />
„Messebau“, „Unternehmen“ bis hin zu „Privatkunden“. So muss sich keiner durch alle Seiten<br />
klicken, bis er weiß, was er in seinem Bereich tun kann, um das Klima zu schützen. Und wenn Sie<br />
sich einfach nur informieren wollen, warum Klimaschutz wichtig ist – unter „Klimawissen“ werden Sie<br />
es erfahren. Hier finden Sie die Argumente, die verdeutlichen, warum sich jeder daran beteiligen sollte<br />
und Möglichkeiten, das ohne großen Aufwand zu tun.<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Christoph Metzelder erhält unseren CSR-<br />
Preis des Sports. Corporate Social Responsibility<br />
und gesellschaftliche Verantwortung gewinnen<br />
auch im Sport immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen der Sports Business Summit (SpoBiS)<br />
wurde <strong>2011</strong> deshalb erstmalig der CSR-Preis des Sports verliehen. Erster Preisträger dieses neuen<br />
Nachhaltigkeits-Preises ist der Schalke 04-Spieler Christoph Metzelder, der für sein Engagement für<br />
Kinderhilfsprojekte im Rahmen seiner Stiftung ausgezeichnet wurde. Dieser nahm den vom Bildhauer<br />
Ralf Schira als Einzelstück entworfenen Award im Rahmen einer feierlichen Ehrung im SpoBiS-Forum<br />
„Responsibility im Sport“ persönlich entgegen. Mit seiner Stiftung „Training fürs Leben“ unterstützt<br />
der Fußballer seit 2006 unterschiedliche Projekte, die Heranwachsenden bessere Zukunftsperspektiven<br />
bieten sollen. Die Stiftung begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem schulischen und persönlichen<br />
Lebensweg und setzt sich dafür ein, dass diese gleiche Ausgangschancen für den Start ins<br />
Berufsleben erhalten.<br />
Initiatoren des CSR-Preises sind CO 2 OL, deren Mitarbeiter über weit reichende Erfahrungen in der Umsetzung<br />
umweltfreundlicher Sport-Großveranstaltungen verfügen, sowie die Heidelberger Agentur pro<br />
event live-communication, die mit GREENCO2MM eine Marke für klimafreundliche Live-Kommunikation<br />
im Leistungsportfolio hat.<br />
Unter der alten Adresse www.co2ol.de<br />
finden Sie die neue Homepage.<br />
Neues Siegel für klimaneutralen Wein-Versand.<br />
CO 2OL und Wein-Plus, Europas führende<br />
Internetplattform zum Thema Wein, haben das<br />
Siegel „Wein-plus-Klimaschutz“ entwickelt,<br />
das an Weinlieferanten vergeben wird. Dieses<br />
Siegel garantiert den klimaneutralen Versand<br />
von Wein zum Kunden. Dazu erstellte<br />
CO 2 OL für jede Art von Weinpaket<br />
einen CO 2 -Fußabdruck. Wein-Plus will<br />
das Klimaschutz-Siegel in der Branche<br />
etablieren und ist auch selbst als Unternehmen<br />
geprüft und zertifiziert. Das Wein-<br />
Netzwerk versendet alle seine Pakete CO 2neutral<br />
und arbeitet so klimaschonend wie<br />
möglich. So bezieht Wein-Plus für das Rechenzentrum<br />
und den Bürobetrieb Strom aus erneuerbaren<br />
Energien und hat alle Abläufe für<br />
einen besseren Klimaschutz optimiert. Das verbleibende<br />
CO 2-Aufkommen wird neutralisiert.<br />
Darin eingeschlossen sind auch Goowei.de,<br />
die von Wein-Plus betriebene Internet-Suchmaschine<br />
für Weinliebhaber, sowie die über<br />
100 Plattformen für Weinhändler. Die Initiative<br />
will die gesamte Wertschöpfungskette von der<br />
Weinerzeugung über den Versand bis zum Konsumenten<br />
umfassen. Dazu arbeiten Wein-Plus<br />
und CO 2OL an einem Fußabdruck und einer<br />
Kompensationsmaßnahme für die Weinproduktion.<br />
www.wein-plus-klimaschutz.de<br />
www.forestfinance.de FF 37
BaumFreunde<br />
Der Steckbrief einer Expertin für<br />
Waldinventur und nachhaltige Nutzung<br />
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemanden vor, der sich um Bäume<br />
verdient gemacht hat. Diesmal haben wir für Sie eine BraumFreundin<br />
gefunden. Verena Griess hat ihre Liebe zum Beruf gemacht und arbeitet<br />
an der Technischen Universität in München. Wenn sie nicht gerade in<br />
den Wäldern der Welt unterwegs ist.<br />
Was interessiert Sie an Bäumen? Wenn man<br />
sich Ihre Studie durchliest, in der Sie den<br />
wirtschaftlichen Wert bekannter und weniger<br />
bekannter Baumarten miteinander<br />
vergleichen*, liegt die Frage nahe: Ist es<br />
„nur” der ökonomische Nutzen?<br />
Der ökonomische Wert ist die treibende Kraft,<br />
die viele Menschen dazu bewegt in Bäume zu<br />
investieren. Mich fasziniert die Möglichkeit,<br />
durch Bäume sowohl ökonomische Erträge zu<br />
generieren, als auch gleichzeitig einen Beitrag<br />
zum Wohl der Umwelt zu leisten.<br />
Seit wann interessieren Sie sich für<br />
Bäume?<br />
Seit meinem ersten Baumhaus, denke ich. Das<br />
hat mein Vater für meine Schwester und mich<br />
an einer großen alten Kastanie im Garten meiner<br />
Oma gebaut, als wir noch etwas kleiner<br />
waren.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsbaum? Und<br />
warum?<br />
Ich mag sie alle. Besonders Bäume mit Zusatznutzen,<br />
wie Jatropha oder Obstbäume faszinieren<br />
mich. Jatropha beispielweise ist eine<br />
außergewöhnliche Pflanze, die dort wächst, wo<br />
es sonst kaum eine Pflanze schafft. Beispielsweise<br />
auf Standorten mit nur geringer Wasserund<br />
Nährstoffverfügbarkeit. Neben Biomasse<br />
produziert sie ölhaltige Nüsse, die zur Treibstoffgewinnung<br />
genutzt werden können.<br />
Haben Sie einem Baum schon mal das<br />
Leben gerettet? Oder einem geholfen?<br />
Nein. Gepflanzt hingegen schon. Zum Beispiel<br />
im Norden Australiens, wo ich im Rahmen eines<br />
Aufforstungsprojektes zur Bekämpfung der Desertifikation<br />
tätig war (Desertifikation bedeutet<br />
die Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse<br />
in Gebiete hinein, in denen sie aufgrund der<br />
klimatischen Bedingungen eigentlich nicht<br />
existieren sollten. Anm. d. Red./Definition von<br />
scinexx.de).<br />
Was könnte das Leben für Wälder und<br />
Bäume verbessern? Was müssten wir<br />
Menschen dafür tun?<br />
Besonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
müssten die Lebensbedingungen dahingehend<br />
verändert werden, dass die Menschen<br />
ihre Bedürfnisse befriedigen und ein angenehmes<br />
Leben führen können ohne Brandrodungen,<br />
Wanderfeldbau beziehungsweise Exploitationsnutzung<br />
durchzuführen – also ohne das Land in<br />
seiner Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. Dies<br />
wäre mit einer umfassenden Änderung des Konsumverhaltens<br />
der Bürger westlicher Länder verbunden.<br />
Global betrachtet müsste man also<br />
anfangen über den Tellerrand der eigenen<br />
Wünsche hinauszublicken.<br />
Wenn Sie drei Wünsche für eine bessere<br />
Welt frei hätten – was würden Sie sich<br />
wünschen?<br />
1. Dass die Menschheit erkennt, dass Wachstum<br />
Grenzen hat und Geld nicht immer das Wichtigste<br />
ist.<br />
2. Eine globale Güterverteilung.<br />
3. Ersatz nicht erneuerbarer Energien.<br />
Verena Griess in Vietnam.<br />
Kennen Sie ein gutes Buch, einen guten<br />
Film, Musik zum Thema Wald/Natur/Baum?<br />
Was können oder wollen Sie unseren Lesern<br />
empfehlen?<br />
Avatar – in diesem Film wird in Form eines<br />
Science Fiction-Films ein Szenario auf einem<br />
fremden Planeten dargestellt, das auf unserer<br />
Erde, in unserer Realität stattfindet. Dieser Film<br />
kann einem möglicherweise dafür die Augen<br />
öffnen.<br />
*Eine Zusammenfassung der Studie sowie ein<br />
Interview dazu finden Sie in der <strong>ForestFinest</strong> 2-2010,<br />
auf den Seiten 26–27 oder auf<br />
www.forestfinance.de/Magazin.559.0.html?<br />
38 FF www.forestfinance.de
Fotomontage: ForestFinance/Mira Nürnberg<br />
Amarillo<br />
(Terminalia amazonia,<br />
Combretaceae)<br />
Amarillo heißt auf Spanisch gelb<br />
und der Baum wiederum heißt so,<br />
weil sein Holz einen wunderschönen<br />
Gelbton hat. Fast golden. Dennoch<br />
hat der Baum noch viele andere<br />
Namen: Roble coral oder Amarillón.<br />
Der Handelsname lautet: Bullywood.<br />
Wenn man im Januar durch einen Wald<br />
in Panama läuft und es raschelt unter<br />
den Füßen, dann ist es gut möglich, dass<br />
man sich unter einem Amarillo befindet.<br />
Er wirft in der Trockenzeit einen Großteil<br />
seiner für die Tropen vergleichsweise kleinen<br />
Blätter ab und beginnt zu blühen.<br />
Der Amarillo ist der ideale Plantagenbaum,<br />
weil er unkompliziert ist und nicht<br />
viel Pflege braucht. Er entwickelt in 12 bis<br />
14 Jahren einen prächtigen Stamm. Den<br />
Namen verdankt er aber nicht nur seinem<br />
Holz, das geschnitten zum Teil dunkelgelb<br />
wird, auch seinen Samenhülsen.<br />
Die sind zwar winzig – zwei Millimeter<br />
klein – aber glänzen fast wie Gold. Ein<br />
einziger Baum produziert bis zu sechs<br />
Kilo Samen in einer Saison.<br />
Aus diesen goldgelben Samen wach-<br />
sen Amarillobäume bis zu 50 Meter hoch<br />
und erreichen einen Stammdurchmesser<br />
von circa 150 Zentimeter. Die sechs Millimeter<br />
kleinen, gelblich-weißen Blüten<br />
des Amarillo liegen eng an bis zu 50 Zentimeter<br />
langen Rispen. Sie sind in der hohen<br />
Baumkrone kaum zu erkennen. Blütezeit<br />
ist in der tropischen Trockenzeit, im<br />
Januar und Februar, wenn der Baum die<br />
meisten seiner Blätter abgeworfen hat.<br />
Die reifen Früchte haben zwei große<br />
und drei kleine Flügel, die – wie könnte es<br />
anders sein – goldig schimmern. Die Flügel<br />
helfen der Frucht des Amarillo, mit<br />
dem Wind zu segeln. Denn der sorgt für<br />
die Verbreitung des edlen Tropenbaumes,<br />
der vor allem im tropischem Tiefland –<br />
vom Golf von Mexiko bis nach Guyana im<br />
Norden Südamerikas wächst.<br />
So sieht ein Amarillo auf der ForestFinance-<br />
Finca Madera Fina in Panama aus. Kaum zu<br />
glauben, dass aus den Samen mit den<br />
zarten Flügeln (links) und zierlichen Setzlingen<br />
(unten) ein so stolzer Baum erwächst.<br />
Fotos: ForestFinance<br />
www.forestfinance.de FF 39<br />
BaumSchule
„urgewald setzt sich mit großer Wirkung<br />
für den Schutz der Natur und sozialer Gerechtigkeit<br />
ein. Mit viel Courage und Chuzpe<br />
gelingt es ihr immer wieder, große Konzerne<br />
und Banken in die Schranken zu<br />
weisen“, erklärt Anne Solbach-Freise, Stifterin<br />
des Preises für Zivilcourage. „Im Vordergrund<br />
stehen dabei weniger symbolkräftige<br />
Aktionen als der hartnäckige Dialog in<br />
den Chefetagen von Politik, Banken und Unternehmen.<br />
Dort kommt die Wirkung ihres<br />
Namens inzwischen jener einer Urgewalt<br />
ziemlich nahe“, urteilte die utopia-Jury.<br />
Die Erfolge sprechen für sich – zum Beispiel,<br />
als urgewald 2006 vier deutsche Banken<br />
von der Finanzierung des Atomkraftwerks<br />
Belene in einem Erdbebengebiet in<br />
Bulgarien abgehalten hat. 2009 stieg auch<br />
der Energiekonzern RWE aus dem Projekt<br />
aus. Bis heute ist das Atomvorhaben damit<br />
dank der urgewald-Kampagne gescheitert<br />
– die bulgarische Regierung hat noch keinen<br />
neuen Investor gefunden.<br />
Auf Konfrontationskurs mit<br />
der Ignoranz in Chefetagen<br />
Usprünglich wurde urgewald 1992 von der<br />
Biologin und heutigen Geschäftsführerin<br />
Heffa Schücking mit dem Ziel gegründet,bedrohte<br />
Primaten zu schützen. Aus der Regenwaldschutzbewegung<br />
stammt auch<br />
der Name der Organisation. Doch längst<br />
geht es dem Verein mit Sitz im westfälischen<br />
Sassenberg nicht mehr nur um Wald. Die<br />
kleine Organisation macht sich ganzheitlich<br />
gegen umweltpolitische schwarze Schafe<br />
und die negativen Auswirkungen deutscher<br />
Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik<br />
stark – und das mit Nachdruck. Statt die<br />
Umweltsünder vor Ort zu stoppen, dreht urgewald<br />
ihnen einfach den Geldhahn ab, indem<br />
sie den Blick der Öffentlichkeit auf die<br />
gar nicht grünen Auslandsinvestitionen<br />
der hiesigen Banken und Firmen lenkt. Das<br />
funktioniert vor allem durch akribische Recherche<br />
vor Ort, denn oftmals kennen die<br />
Entscheidungsträger in den Chefetagen<br />
die Situation und die Auswirkungen des Engagements<br />
nicht einmal. Hier setzt urgewald<br />
an und konfrontiert die Manager mit<br />
ihrer Ignoranz. Meist in Form von Kampagnen,<br />
die es in sich haben – so wie die Kampagne<br />
gegen die Menschenrechtsverletzungen<br />
der Deutschen Bank unter dem<br />
Motto „Leistung, die Leiden“ schafft. Denn<br />
obgleich die größte Bank Deutschlands<br />
sich gerne den Anschein eines sozial und<br />
ökologisch eingestellten Instituts gibt,finanziert<br />
sie Atomunternehmen, Waffenproduzenten<br />
und Umweltzerstörung.<br />
Die Schwerpunkte urgewalds liegen jedoch<br />
nicht nur auf den Finanzsünden der<br />
Banken, sondern auch auf den Themen<br />
Den aktualisierten<br />
Waldschadensbericht 2010<br />
von urgewald, ARA und Forum<br />
Umwelt und Entwicklung<br />
finden Sie unter „Presse“ und<br />
„Publikationen“ auf<br />
www.urgewald.de<br />
Wald und Papier, Öl, Gas und Bergbau sowie<br />
Atomkraft und Bau von Staudämmen. Egal,<br />
um welches Thema es sich dreht – urgewald<br />
fungiert als Anwalt für Umwelt- und Menschenrechte<br />
und„fordert von den Entscheidungsträgern<br />
in Politik und Wirtschaft<br />
genau jenes Handeln ein, zu dem sie sich in<br />
ihren Geschäftsberichten und Regierungsprogrammen<br />
verpflichtet haben“, so die<br />
Organisation auf ihrer Website.<br />
Grüne Versprechen und<br />
strahlende Banken<br />
Jetzt hat urgewald eine neue Verbraucher-<br />
Eine kleine Organisation deckt auf,<br />
wohin das große Geld wirklich fließt.<br />
urgewald<br />
Es grünt so grün, wenn Deutschlands<br />
Banken blühen. Könnte man<br />
meinen, wenn man deren PR glaubt.<br />
Was wirklich hinter dem grünen<br />
Image steckt, nimmt die Nichtregierungsorganisation<br />
urgewald unter<br />
die Lupe – und hat dafür 2010 nicht<br />
nur als erste Organisation den Preis<br />
für Zivilcourage erhalten, sondern<br />
auch noch den utopia award in der<br />
Kategorie Vorbilder. Kristin Steffan<br />
ist beeindruckt und beschreibt die<br />
Umweltkämpfer.<br />
broschüre vorgestellt: „Wie radioaktiv ist<br />
meine Bank?“ Darin hat die Organisation die<br />
Finanzdienstleistungen deutscher Banken<br />
für die internationale Atomindustrie untersucht:die<br />
Kreditvergabe ebenso wie den Besitz<br />
von Anleihen und Aktien. „Während<br />
die Banken gerne und umfassend über ihr<br />
Engagement bei den Erneuerbaren reden,<br />
schweigen sie sich aus zu ihrer Finanzierung<br />
für die Atomindustrie. Dieses‘Atomgeheimnis’wollen<br />
wir mit unserer Studie lüften“,so<br />
Schücking. Platz Eins belegt dabei die Deutsche<br />
Bank, die von 2000 bis 2009 die Atomindustrie<br />
mit 7,8 Milliarden Euro unter-<br />
40 FF www.forestfinance.de<br />
Foto: Thomas Stephan
stützt hat. Darauf folgen die Commerzbank<br />
mit 3,9 Milliarden Euro und die UniCredit/<br />
Hypovereinsbank mit 2,3 Milliarden Euro.<br />
„Die Broschüre gibt Verbrauchern die<br />
Möglichkeit, gezielt zu prüfen, ob und welche<br />
Atomunternehmen ihre Bank finanziell<br />
unterstützt hat“, erklärt Regine Richter,<br />
Mit-Autorin der Studie. Mit der Broschüre<br />
stellt urgewald jedoch nicht nur schwarze<br />
Schafe an den Pranger, sondern zeigt auch<br />
grüne Alternativen für Bankkunden auf. Sie<br />
enthält daher auch Informationen zur Triodos<br />
Bank, der Umwelt- und Ethikbank und<br />
der GLS Bank, bei der auch ForestFinance<br />
Kunde ist – Institute, die Atomfinanzierungen<br />
explizit ausschließen. Denn nicht<br />
nur beim Strom haben Kunden die Wahl.<br />
„Wer nicht möchte, dass sein Geld in die<br />
Hände der Atomindustrie gerät, sollte mit<br />
seinem Konto und Geldanlagen zu einer der<br />
nicht-radioaktiven Banken wechseln“, so<br />
Schücking. Die Broschüre kann zum Preis<br />
von 4,50 Euro unter www.urgewald.de/<br />
index.php?page=3-182-606 bestellt werden.<br />
Was vom Walde übrig blieb<br />
Die ehemalige Regenwald- und Primatenschutzorganisation<br />
urgewald setzt sich im-<br />
mer noch leidenschaftlich für den Schutz der<br />
Wälder ein. Der kann nur gelingen, wenn<br />
alle Menschen – sowohl die der armen als<br />
auch der reichen Länder – ihre Wirtschaft<br />
und ihren Konsum überdenken. So veröffentlichte<br />
urgewald 2006 den Alternativen<br />
Waldschadensbericht in Zusammenarbeit<br />
mit ARA (Arbeitsgemeinschaft Regewald-<br />
und Artenschutz) und dem Forum<br />
Umwelt und Entwicklung.<br />
Der Alternative Waldschadensbericht<br />
untersucht die Mitverantwortung Deutschlands<br />
an der Zerstörung der Wälder weltweit.<br />
Konkret wird die Verantwortung der<br />
Politik, der Banken, Unternehmen und der<br />
Verbraucher dargestellt und dokumentiert.<br />
Die Autoren beleuchten insbesondere den<br />
Papier- und Zellstoffsektor, die waldbezogene<br />
Entwicklungspolitik Deutschlands und<br />
die deutsche Waldpolitik. Der Alternative<br />
Waldschadensbericht ist eine wichtige Informationsquelle<br />
und wurde 2010 mit einem<br />
Update um neue Zahlen und aktuelle<br />
Entwicklungen ergänzt.<br />
Auch diese Broschüre können Sie auf<br />
www.urgewald.de/index.php?page=3-182-<br />
606 für 8 Euro bestellen. Auf der Homepage<br />
der Organisation finden Sie noch mehr zum<br />
Thema.Klicken Sie auf„Kampagnen“ die Rubrik<br />
„Wald und Papier“ an. Sie enthält viel<br />
Wissenswertes über die Problemzone Wald<br />
ebenso wie Berichte von urgewald-Projekten.<br />
urgewald und seine Geschäftsführerin Heffa Schücking<br />
sind bei Banken im In- und Ausland für ihre Kompetenz<br />
im Finanzsektor bekannt „Man fragt schon einmal bei<br />
urgewald nach, welche Probleme ein Kredit für ein<br />
Großprojekt auslösen könnte“, schreibt Finanztest im<br />
Buch „Grüne Geldanlage“, das im November 2010 erschien.<br />
Heffa Schücking stellt<br />
darin Waldinvestments vor –<br />
und das mit viel Sachverstand<br />
und Fachwissen. Sie können<br />
das Buch für 16,90 Euro bestellen:<br />
www.test.de/shop/<br />
buecher-spezialhefte/bau<br />
en-finanzieren/sp0239000/<br />
Kristin Steffan machte sich<br />
ein Bild von urgewald. Sie<br />
arbeitet als Online-Redakteurin<br />
für ForestFinance.<br />
www.forestfinance.de FF 41
Für Waldläufer<br />
Wölfe – New kids on the block<br />
Die Wälder Europas dehnen sich aus<br />
und mit ihnen kehren Beutetiere und<br />
ihre Jäger zurück – darunter auch<br />
Wölfe. Das lässt kaum jemanden kalt.<br />
Wölfe werden gehasst und geliebt,<br />
missachtet und mystifiziert – früher<br />
ebenso wie heute. Wie wenig wir alle<br />
aber von den scheuen Tieren wissen,<br />
macht das Buch von Olaf Schulz deutlich.<br />
Er liebt Wölfe seit er denken kann<br />
und nahm als Naturfotograf und Umweltjournalist<br />
sofort die Spuren der<br />
ersten Wolfsrudel in Deutschland auf,<br />
folgte ihnen und beobachtete sie monatelang.<br />
Dabei entstanden außergewöhnliche<br />
Bilder, Einblicke in eine verborgene,<br />
wunderbar wilde Welt.<br />
Aber im Buch finden Wolffans noch<br />
viel mehr: die Entwicklungsgeschichte<br />
der Tiere, aber auch die von Menschen<br />
und ihren Bildern von Wölfen. So sprachen<br />
die Kelten ihnen wundersame<br />
Heilkräfte zu, die Europäer des Mittelalters<br />
aber jagten Wölfe, bis sie fast<br />
ausgerottet waren. Erst Ende der<br />
1990er kamen sie nach Deutschland<br />
zurück.„Wo der Wolf lebt, wächst der<br />
Wald“, sagt ein russisches Sprichwort.<br />
Wünschen wir beiden alles Gute und<br />
ein langes Leben! Bücher wie dieses<br />
tragen dazu bei:<br />
Wölfe. Ein Mythos kehrt zurück<br />
160 Seiten, 170 Fotos, 29,95 € (D),<br />
BLV Buchverlag, München,<br />
ISBN 978-3-8354-0620-9<br />
Wo Mensch und Wildnis sich begegnen –<br />
heißt in modernen Zeiten Nationalpark<br />
Ebenso heißt die Zeitschrift des Oekom<br />
Verlages, Nationalpark, und wird vom Verein<br />
der Nationalpark-Freunde e.V. herausgegeben.<br />
Vier Mal im Jahr erscheint das 48<br />
Seiten starke Heft mit Themen rund um<br />
Wildnis, Nationalparke, Naturschutz und<br />
Reisen in deutsche und europäische Naturlandschaften.<br />
In Nationalpark schreiben seit 1974 engagierte<br />
Tierfilmer, praxisgeprüfte Nationalparkleiter<br />
oder profilierte Naturschützerinnen.<br />
Sie nehmen die neuesten Entwicklungen<br />
mit unabhängiger Sachkenntnis<br />
unter die Lupe und berichten in spannenden<br />
Reisereportagen aus spektakulären Naturgebieten.<br />
Hervorragende Natur- und Tierfotografien<br />
sind ein Markenzeichen dieser<br />
Autorenzeitschrift, die vom Umweltjournalisten<br />
Horst Stern mitbegründet wurde.<br />
Zugegeben,in diesem Magazin schreiben<br />
nicht gerade die Edelfedern der journalistischen<br />
Zunft. Aber die Artikel sind allesamt<br />
gründlich recherchiert und wer sich für<br />
Naturschutz in Deutschland interessiert,findet<br />
hier mit Sicherheit fundierte Hintergrundinformationen.<br />
Und ganz nebenbei<br />
entdeckt man in diesem Magazin die schönsten<br />
Fleckchen Erde, und viele unserer Republik<br />
– Natur pur zum Hinfahren und<br />
Angucken.<br />
Nationalpark. Zeitschrift des Vereins der<br />
Nationalpark-Freunde e.V., erscheint vier<br />
Mal pro Jahr, 6,90 € (24 € im Abo), oekom<br />
Verlag, München, ISSN: 0342-9806<br />
www.greenleaks.com – die grüne<br />
Antwort auf Wikileaks<br />
Man mag ja vom Wikileaks-Gründer Julian<br />
Assange halten, was man will. Aber seine<br />
Idee,brisante Dokumente zu veröffentlichen<br />
und damit Zwielichtiges in die öffentliche<br />
Debatte zu bringen, hat was abgrundtief<br />
Demokratisches. In die öffentliche Debatte<br />
gehören aber auch lebenswichtige Themen<br />
wie Umwelt und deren Schutz.Wer sie<br />
gefährdet, soll an den Pranger der Öffentlichkeit.<br />
Auf GreenLeaks.<br />
GreenLeaks ging in Berlin ans Netz. Und<br />
wenn es auch Gemeinsamkeiten zur berühmt-berüchtigten<br />
Namenspatin gibt, so<br />
wollen die Initiatoren doch anders arbeiten<br />
als Wikileaks. Die Juristen, Umweltschützer<br />
und Journalisten hinter GreenLeaks konzentrieren<br />
sich auf die Bereiche Umwelt- sowie<br />
Verbraucherscchutz. Sie verstehen sich<br />
als Partner von Unternehmen und Regierungen.<br />
Diesen wollen sie helfen, indem sie<br />
rechtzeitig vor Gefahren warnen und früh<br />
auf mögliche Probleme hinweisen.<br />
Sogenannte Whistleblower, Menschen,<br />
die ihre Informationen meist intern beziehen<br />
um sie allen Externen zur Verfügung zu<br />
stellen, sind seit Wikileaks bekannt. Sie<br />
sollen auch für das grüne Pendant Material<br />
liefern. Dafür richtet die Plattform einen<br />
sicheren elektronischen Briefkasten, eine<br />
Dropbox, ein. Alles Wichtige kann aber auch<br />
ganz old school per Briefpost gesendet<br />
werden.<br />
Wollen Sie jemanden verpfeifen oder die<br />
Nachrichten der Whistleblower lesen? Dann<br />
klicken Sie auf: www.greenleaks.com.<br />
FF 42 www.forestfinance.de
Foto: Arminia/wikipedia.de Foto: klima.bildungscent.de<br />
Foto: NABU/Tim Jelonnek<br />
Ausstellungen – Termine – Events<br />
Günter Grass im Gespräch mit NABU-Präsident Olaf<br />
Tschimpke.<br />
Schüler tragen die Klimakiste des BildungsCent e.V.<br />
Der Dümmer See ist die letzte Station der Wanderer.<br />
Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – von begnadeten<br />
Literaturpreisträgern, Klimakisten, Kindergärten und Schulen<br />
und auf Wanderwegen zu Naturschutzprojekten. Hier unsere<br />
Reihe mit Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />
… durchforstet<br />
„Wolken überm Wald“ heißt die Ausstellung vom NABU (Naturschutzbund Deutschland)<br />
und dem Günter-Grass-Haus. Die Ausstellung ist mit Grafiken von Günter Grass illustriert.<br />
Seine Gedanken zu der beunruhigenden Situation der Wälder drückte Grass bereits in den<br />
1980er und 1990er Jahren in Kohlezeichnungen und Lithographien aus. „Ich bin ein begeisterter<br />
Waldgänger.Wenn ich die Möglichkeit habe, ziehe ich mich in den Wald zurück<br />
und zeichne Bäume“, erzählt der Literaturnobelpreisträger. In der Ausstellung stehen seine<br />
Bilder von damals Aufnahmen des heutigen Waldes gegenüber. Somit verbindet sie<br />
den künstlerischen Blick auf die damalige Situation mit der kritischen Einschätzung des<br />
NABU auf die heutige Sicht und zeigt auf, was gemeinsam getan werden muss, um dem<br />
Wald eine gute Zukunft zu geben. Wolken überm Wald ist bis Juni <strong>2011</strong> im Günter Grass-Haus,<br />
Glockengießerstraße 21, in Lübeck zu sehen und später in ganz Deutschland. Wo genau erfahren<br />
Sie auf www.nabu-sh.de<br />
Die Klimakiste beschäftigt uns ja bereits eine ganze Weile. Jetzt können auch Kinder erfahren,<br />
was dahinter steckt und vor allem lernen, was sie besser machen können, um ihre<br />
Welt zu stabilisieren. Gefördert vom Bundesumweltministerium gibt der Verein BildungsCent<br />
seine Klimakisten an Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen,<br />
prall gefüllt mit Lernstoff für den Klimaschutz. Dabei enthalten die Kisten für Kindertagesstätten<br />
nur wenige Messgeräte,dafür jedoch viele Materialien mit Tipps und Tricks,<br />
wie man mit Kindern im Kindergartenalter Klimaschutzprojekte durchführt. Die Grundschulkisten<br />
enthalten bereits eine Vielzahl an Messgeräten ergänzt durch passende Materialien.<br />
Die weiterführenden Kisten sind darüber hinaus mit Geräten mit Datenloggerfunktion<br />
ausgestattet und ermöglichen so eine Langzeitauswertung. Insgesamt stehen<br />
1800 Klimakisten zur Verfügung, die hier kostenlos eingesehen und angefordert werden<br />
können: http://klima.bildungscent.de/klimakiste-und-mehr<br />
Wandern ist die gesündeste Art der Fortbewegung – für den Menschen wie für die Umwelt.<br />
Neben körperlicher Fitness regt es auch Geist und Seele an. Damit bietet es eine ideale<br />
Voraussetzung, Informationen und Eindrücke aufzunehmen und nachwirken zu lassen.<br />
Auf acht ein- und zweiwöchigen Wanderungen in Deutschland werden ab August<br />
2010 ein Jahr lang beispielhafte umweltentlastende Projekte besucht, die von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wurden. Die Touren in ausgewählte Regionen<br />
Deutschlands leitet die wanderbegeisterte Biologin Dr. Heidi Lehmal, die 2008 den Verein„10000000<br />
Schritte – fit durch Deutschland“ gegründet hat. Sie will vorbildhafte Umweltprojekte<br />
jeweils für bis zu 20 Mitwanderer erlebbar machen. Wo und wann Sie <strong>2011</strong><br />
mitwandern können, erfahren Sie auf www.10000000schritte.de und auf www.dbu.de<br />
www.forestfinance.de FF 43