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ForestFinest 1/2011

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

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ISSN 1866-7325 4,00 €<br />

<strong>ForestFinest</strong><br />

Ausgabe 1 <strong>2011</strong><br />

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />

Ohne Wald<br />

geht gar nix<br />

Seite 9 bis 28<br />

Portugal:<br />

Korkeichen statt<br />

Eukalyptus<br />

Panama:<br />

Wald statt<br />

Kupfermine<br />

Wald & Wirtschaft<br />

In Deutschland wichtiger<br />

als Maschinenbau


Familie Schwarzspecht<br />

Der Schwarzstorch<br />

Lebendiger Buchenwald<br />

Die Wildkatze<br />

Unser nachhaltiges Angebot zum Jahr der Wälder:<br />

das B.A.U.M.-Waldreservat<br />

„Wilde Buche”<br />

ForestFinance bietet zusammen mit dem Bundesdeutschen<br />

Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, B.A.U.M. e.V.,<br />

Unternehmern die Möglichkeit, einen der seltenen alten Buchenwälder<br />

Deutschlands zu schützen. Und das für mindestens ein<br />

halbes Jahrhundert! Der Wald ist es wert: seinen ehrfürchtigen<br />

190 Jahren verdanken unzählige Tiere und Pflanzen ein Zuhause.<br />

Wenn Sie als Unternehmer das Reservat unterstützen wollen,<br />

erfahren Sie auf der Seite 34 mehr – über Schwarzspechte, Wildkatzen,<br />

Störche und uralte Buchen, aber auch, warum der Wald<br />

und sein Leben auch für Ihr Unternehmen ein Gewinn sind.<br />

www.WildeBuche.de<br />

Wie Sie sich beteiligen können, lesen Sie auf Seite 34.<br />

Fotos: Schwarzspecht/Alastair Rae/Wikipedia,Wildkatze/Andy Gehring/iStockphoto,Schwarzstorch/Till NiermannIWikipedia,Hintergrundbild und Pilzbild/Peter Wohlleben


Fotos: Horst Jegen · gettyimages.com (r.)<br />

Das Ja des Waldes zum Rhythmus<br />

„In der Wirtschaft geht es darum, Zeit zu gewinnen, in der Pädagogik geht es darum, Zeit<br />

intelligent zu verlieren.“ Ich bin nicht sicher, ob Karlheinz Geißler* bei Pädagogik auch an<br />

eine Baumschule gedacht hat. Könnte aber sein. Denn dort nehmen sich Baumsamen und<br />

-setzlinge viel Zeit, damit sie später in Ruhe als produktive Mitglieder eines Waldes weiterwachsen<br />

können. Natürlich gelassen und langsam, denn nur dann entwickelt sich ein<br />

gesundes Wurzelwerk – die Basis für einen erstklassigen Baum und für erstklassiges Holz.<br />

Intelligentes Verlieren von Zeit ist so die Sache unseres Finanzsystemes nicht. Die in Vierteljahres-Berichten<br />

durchgetaktete Hochgeschwindigkeit unseres Gesellschaftssystems hat<br />

nicht nur Banken, Börsen und Fonds in die Krise gefahren, sondern auch wir Menschen bleiben<br />

zurück. Biologisch-natürlich ist es nicht, wie wir so vor uns hinleben und -wirtschaften.<br />

Der Wald und das Jahr des Waldes könnten ein guter Anlass sein für eine Pause. Eine Pause,<br />

die wir produktiv nutzen könnten: Lernen, warum Wald einen Biorhythmus hat und nicht<br />

im Takt der Börsen und Aktienkurse wächst.„Takt ist die Wiederholung ohne Abweichung.<br />

Rhythmus ist Wiederholung mit Abweichung.“ Natur und Wald sind rhythmisch. Sie wiederholen<br />

sich, aber eben nicht so mechanisch getaktet wie unsere Finanz- und Digitalwelt, die<br />

das so gern gleichförmig hätten. Das ist keineswegs graue philosophische Theorie. Immer<br />

wieder bitten uns Kunden, doch die Rendite für ihr Waldinvestment ganz genau zu berechnen.<br />

Wenn wir dann sagen „von – bis“ und „je nachdem wie gut der Wald wächst“, dann<br />

entspricht das nicht den gewohnten Investoren-Erwartungen nach berechenbaren Zins-<br />

Takten der Geldvermehrung. Wir alle haben uns an die digital-virtuelle Berechnung von<br />

Geldvermehrung gewöhnt und betrachten sie als die reale Welt. Selbst wenn diese Erwartung<br />

immer wieder enttäuscht wird.<br />

Das Jahr des Waldes bietet also Gelegenheit über uns und die Welt nachzudenken. Denn<br />

Wald ist wie wir Menschen: Je mehr Zeit wir uns nehmen in Ruhe zu wachsen, desto schöner<br />

und dauerhafter wird der Menschenwald (vulgo Gesellschaft), den wir so standortgerecht<br />

aufbauen. Die Gesellschaft der Bäume ist genauso bunt und vielfältig wie unsere Gesellschaft.<br />

Vielleicht bereiten Ihnen die vielen bunten Artikel über Wald weltweit deswegen<br />

auch Vergnügen und verleiten Sie im Jahr des Waldes dazu,„Ja“ zu sagen zum intelligenten<br />

Verlieren von Zeit.<br />

Harry Assenmacher,<br />

Geschäftsführer ForestFinance<br />

Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />

*Empfehlenswert:<br />

„Lob der Pause – Warum unproduktive<br />

Zeiten ein Gewinn sind“ von<br />

Prof. Karlheinz Geißler, Oekom Verlag<br />

www.timesandmore.de<br />

Jahr des<br />

Waldes<br />

Inhalt<br />

4 An uns<br />

Die Seite für Leser · Impressum<br />

5 Die phänomenale Fünf<br />

Kampagnen und Katastrophen zum Jahr<br />

6 Buschtrommel<br />

Meldungen zu Wald und Welt<br />

8 Titel<br />

Jahr der Wälder – Wunder und Wende?<br />

23 Waldwirtschaft<br />

Stauseehölzer · Forstwirtschaft in Deutschland ·<br />

Wie Wald Vietnam verändert<br />

28 Reportage<br />

Revolten gegen Kupferminen-Gesetz in Panama<br />

30 World of ForestFinance – WFF<br />

Unser Büro in Hanoi · Menschen · Professor Graßl<br />

im Gespräch · Die Dreifach-Auszeichnung unseres<br />

Waldes · CO 2OLe Events<br />

38 BaumFreund & BaumSchule<br />

Von Menschen und Bäumen<br />

40 iForest<br />

urgewald – für Menschen, gegen<br />

Umweltzerstörung<br />

42 Für Waldläufer durchforstet<br />

Bücher · Links · Termine<br />

www.forestfinance.de FF 3<br />

Editorial


An uns …<br />

Bilder aus dem<br />

Himalaja von<br />

… die Seite für Leser und Meinungen<br />

Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Wenn auch, wie wir finden, Sie sie selten nutzen.<br />

Uns erreichen leider nur wenige Zuschriften, die uns hinterfragen oder kritisieren. Wir freuen uns aber über<br />

jede von ihnen. Denn sie helfen uns, noch besser mit Ihnen zu kommunizieren. Hier nun eine Auswahl Ihrer<br />

Fragen und Anregungen.<br />

Nach der ForestFinance-Kunden-Spendenaktion<br />

zu Weihnachten bedankte sich der Stella<br />

Bildung Bewegt e.V.: Wir möchten uns für Eure<br />

Unterstützung mit kleinen Bildern aus dem Himalaja<br />

bedanken. Wie wird Weihnachten wohl in Deutschland<br />

gefeiert? Unsere Bergkinder haben ihre Fantasie<br />

spielen lassen – aber seht selbst.<br />

Ein Interessent aus München fragt: Einen Punkt,<br />

den ich bei ForestFinance beeindruckend finde, ist<br />

die Ökologie des Investments. Ein Satz im Forest-<br />

Finest-Magazin, obwohl sicher gut gemeint, stimmt<br />

mich jedoch nachdenklich. Dazu muss ich sagen,<br />

dass ich Vegetarier bin und die aktuell betriebene<br />

Nutztierhaltung (was für ein Unwort) sehr kritisch<br />

sehe. Also, Sie schreiben in Ihren in <strong>ForestFinest</strong> vorgestellten<br />

Guidelines: „Es werden organische Düngemittel<br />

aus eigener Produktion eingesetzt“. Heißt<br />

das: ForestFinance ist in die „Nutztierwirtschaft“<br />

(noch so ein Unwort) involviert und betreibt ein<br />

Nebengeschäft oder unterstützt indirekt die Schlachtung<br />

von Tieren? Oder wird Ihr Dünger auf rein<br />

pflanzlicher Basis hergestellt? Es ist wirklich erstaunlich,<br />

wo überall Leid von Tieren versteckt wird.<br />

ForestFinance antwortet: Der von uns verwendete<br />

organische Dünger besteht aus nährstoffreicher<br />

Erde aus Flussauen, Reisschalen zur Auflockerung<br />

und gelegentlich geringen Mengen Hühnerexkremente.<br />

Diese werden in der Region bei Bauern ge-<br />

sammelt. Ob diese ihre Hühner auch als Schlachttier<br />

„nutzen“, vermögen wir nicht zu beurteilen. Angesichts<br />

der panamaischen Ernährungsweise, gehen<br />

wir davon aus. Aber: Wir unterhalten kein „Nebengeschäft“<br />

zur Zucht oder Schlachtung von Tieren<br />

und wir glauben auch nicht, dass die Nutzung des<br />

Hühnerdungs als Beimischung zum Naturdünger<br />

einen anheizenden Effekt auf die Haltung von Tieren<br />

hat. Generell ist es schwierig, unsere nachhaltige<br />

Forstwirtschaft allen wünschenswerten Erfordernissen<br />

anzupassen. Wir erleben oft Notwendigkeiten,<br />

die wir abwägen müssen. Die Alternative auf Kunstdünger<br />

umzusteigen, halten wir jedoch für noch<br />

schädlicher.<br />

Rita Pitsch hatte ein Erlebnis der besonderen<br />

Art – unser Briefumschlag half der Atomkraftgegnerin<br />

beim Protest in Gorleben: Der Direktrecycling-Briefumschlag<br />

Ihrer Postsendung war mir<br />

sofort aufgefallen, als ich den Briefkasten öffnete.<br />

Im Bus nach Dannenberg versuchte ich herauszufinden,<br />

welcher Kartenausschnitt Deutschlands mir auf<br />

diesem Weg zur Verfügung gestellt wurde. Es dauerte<br />

einige Zeit, bis ich einen mir bekannten Ort<br />

fand. Als ich „Salzwedel“ las, glaubte ich zu träumen.<br />

Die Elbe und auch Dannenberg waren verzeichnet.<br />

Nur Hitzacker und Umgebung fehlte durch<br />

den Fensterausschnitt des Briefumschlags. So verfügte<br />

ich über eine Karte, die sonst niemand hatte.<br />

Das war sehr hilfreich für uns! Unsere Schienenblockadestrecke<br />

und die vielen kleinen Waldwege<br />

waren auf der Karte genauestens verzeichnet.<br />

So sehen die ForestFinance-Umschläge aus,<br />

die aus alten Karten recycelt werden, aber als<br />

solche noch nützlich sein können – wie unsere<br />

Kundin berichtet.<br />

<strong>ForestFinest</strong><br />

Ausgabe 22010<br />

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />

4 FF www.forestfinance.de<br />

CSR<br />

Unternehmen<br />

übernehmen<br />

Verantwortung<br />

Wenn<br />

Kapital<br />

auf Grün<br />

schaltet<br />

Mischwald<br />

gewinnt gegen<br />

Teak-Monokultur<br />

Erste Ernten<br />

Erste Auszahlungen<br />

an Kunden<br />

Reportage:<br />

Kakaoanbau<br />

auf Borneo<br />

ForestFinance gewinnt<br />

FSC-Award<br />

Impressum<br />

<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />

für weltweite Waldwirtschaft Nr. 1/<strong>2011</strong><br />

ISSN 1866-7325<br />

Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />

Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />

Geschäftsführer, HRB 13610, Amtsgericht Bonn,<br />

Eifelstraße 20, 53119 Bonn<br />

Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Silke Berger, Janina<br />

Mai, Mira Nürnberg, Nicolas Rieger, Andreas Schnall,<br />

Kristin Steffan<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

SOKO-Layout, Marc Venner<br />

Titelfoto: Hirsch: Horst Jegen, Wald: photos.com<br />

Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />

Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />

Fon: 0228/943 778 0, Fax: 0228/ 943 778 20<br />

Druck: 20000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />

auf 100% Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />

ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />

Bestellungen für Jahresabonnements:<br />

2 Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />

Service GmbH, (Anschrift siehe oben)


Fotos: istockphoto.com<br />

Seit 1959 ruft die UNO regelmäßig internationale Jahre aus. Was mit dem Weltflüchtlingsjahr begann, ist zu<br />

einer festen Institution geworden, um mit Kampagnen und Veranstaltungen auf weltweit bedeutende Themen<br />

aufmerksam zu machen. <strong>2011</strong> ist nun das Jahr der Wälder. Bei ForestFinance ist es das natürlich jedes Jahr.<br />

Aber wir nehmen dieses gerne zum Anlass, ein paar aktuelle Zahlen vorzustellen.<br />

Jahr der Wälder – national in Zahlen<br />

In Deutschland hat das Bundesministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

das hohe Amt übernommen,<br />

das Jahr der Wälder zu organisieren.<br />

Folglich steht die Kampagne auch unter<br />

dem wenig erregenden Motto„Unser Waldkulturerbe“.<br />

Damit dieser ministeriell vorgegebene<br />

Rahmen nicht zum Schweigen im<br />

Walde führt, sind bisher bundesweit über<br />

3400 Veranstaltungen angekündigt – Tendenz<br />

steigend, über 5000 werden erwartet.<br />

Allerdings:Viele davon sind Waldführungen,<br />

die auch ohne die Kampagne stattfinden<br />

würden. Kulinarische Kleinode wie etwa<br />

eine Veranstaltung namens„Des Freiherrn<br />

von Goethes Grüne Soße“ sind in dem Kalender<br />

eher rar gesät. Man muss sich schon<br />

ein wenig Zeit zum Suchen nehmen, wenn<br />

man den kulturellen Wert des Waldes erleben<br />

will.<br />

Über das Kulturelle hinaus soll die Kampagne<br />

jedoch auch das Bewusstsein für den<br />

Wald als Wirtschaftsfaktor stärken. Die ministerialen<br />

Zahlen dazu: Rund eine Million<br />

Menschen sind in Deutschland im Forstsektor<br />

beschäftigt, rund 160 Milliarden<br />

Euro Umsatz werden generiert. Dabei wissen<br />

auch die Beamten:Vieles, was der Wald<br />

leistet, ist unbezahlbar. Aber rein wirtschaftlich<br />

gesehen erbringt jeder Hektar<br />

Wald Dienstleistungen und Rohstoffe im<br />

Wir machen Wald – immer<br />

Wert von 750 Euro im Jahr. Sehr schön<br />

kommt auch eine weitere Zahl aus den<br />

oberen Etagen der Politik daher: Der Waldbestand<br />

in Deutschland hat in den letzten<br />

40 Jahren um rund eine Million Hektar<br />

zugenommen. Allerdings ist bei Weitem<br />

nicht alles Wald, was grünt (siehe Seiten<br />

12 – 13 in diesem Heft). Deutschlands elf<br />

Millionen bewaldete Hektar sind überwiegend<br />

Forste. Schutzflächen und natürliche<br />

Wälder gibt es kaum. Daher muss neben der<br />

nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung<br />

auch ein Ausbau von Waldreservaten und<br />

Biotopen gefordert und gefördert werden.<br />

Jahre der Katastrophen – international<br />

Ebenso wie Deutschland organisieren viele<br />

Länder Aktionen zum Jahr des Waldes. Alles<br />

in allem haben sie sich aber bislang mit<br />

dessen Schutz wenig hervorgetan. Das führte<br />

zwar zum guten Versuch der UN, diese<br />

Problematik ins Bewusstsein der Menschen<br />

zu rücken, aber tragischerweise auch dazu,<br />

dass der weltweite Waldbestand derzeit nur<br />

noch 64 Prozent des ursprünglichen beträgt.<br />

Er ist von rund sechs Milliarden auf vier<br />

Milliarden Hektar geschrumpft. Geradezu<br />

katastrophal mutet die Zerstörung der Tropenwälder<br />

an: 78 Prozent sind vernichtet<br />

worden, jährlich verschwinden sechs Millionen<br />

Hektar. Um die oft angeführten Fußballfelder<br />

nicht noch mehr in Verruf zu bringen:<br />

Die phänomenale 5<br />

Das ist jeden Tag fast neunmal so viel wie<br />

die gesamte Fläche, die ForestFinance in<br />

Panama bewirtschaftet. Speziell die tropischen<br />

Urwälder bedecken zwar nur sieben<br />

Prozent der Erdoberfläche, beherbergen<br />

aber rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten.<br />

Darüber hinaus hängen auch<br />

Einkunft und Überleben von mehr als anderthalb<br />

Milliarden Menschen – also rund<br />

eines Viertels der gesamten Menschheit –<br />

direkt oder indirekt vom Wald ab.<br />

Daher hat die UNO alle Mitgliedsländer<br />

aufgefordert,durch Kampagnen,Veranstaltungen<br />

und Aktionen das Bewusstsein für<br />

denWald lokal und global zu stärken.Was Sie<br />

davon erleben,aber auch mitgestalten können,<br />

erfahren Sie hier: www.wald<strong>2011</strong>.de,<br />

http://waelder.dgvn.de/ und www.un.org/<br />

forests.<br />

Zahlenspiele von Nicolas<br />

Rieger (24); der studierte<br />

Technik-Journalist ist<br />

Master des ForestFinance<br />

IT-Netzwerkes.<br />

www.forestfinance.de FF 5


Buschtrommel<br />

So freundlich sehen Neandertaler im gleichnamigen<br />

Museum in Mettmann aus, wo Forscher nun das Klima<br />

als den Killer dieser Urmenschenart identifizierten.<br />

Foto: Neanderthal Museum/H. Neumann<br />

Kühe sind am Klimawandel nicht schuld! Es wird ja gern alle Schuld in den Stall geschoben<br />

– da leben Viecher, deren Gase die Welt bedrohen. In der Tat ist das im Kuhrülpser enthaltene<br />

Methan 25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Aber dieser Fakt wird ins Feld<br />

geführt, um von den wahren Klimakillern abzulenken, meint die Berliner Tierärztin Anita<br />

Idel. Sie weist in ihrem Buch„Die Kuh ist kein Klimakiller!“ der industrialisierten Landwirtschaft<br />

diese Schuld zu. Wie die Kuh wiederum – und deren tierfreundliche Haltung<br />

– das Klima sogar retten könnte, lesen Sie im Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller”, Metropolis<br />

Verlag, Marburg, ISBN 978-3-89518-820-6, 200 Seiten, 18 Euro.<br />

Meldungen zu Wald und Welt –<br />

Klima killte Neandertaler<br />

Starke Klimaschwankungen waren das Aus für Neandertaler. Eine Forschergruppe um<br />

Professor Gerd-Christian Weniger, Leiter des Mettmanner Neanderthal Museums, erklärt<br />

sich das Verschwinden des Neandertalers mit extremen Klimaschwankungen. Die Wissenschaftler<br />

fügen bisher widersprüchliche Ergebnisse aus Archäologie, Paläoanthropologie<br />

und Paläogenetik zusammen und kommen zum Ergebnis, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen<br />

in Europa die meisten Kälteschwankungen der Eiszeit überlebt haben.<br />

Das war möglich, weil es im nördlichen Mittelmeergebiet Rückzugsmöglichkeiten für die<br />

Populationen gab. Auf diese Weise ergab sich ein Jojo-Effekt: Die Besiedlungsgrenze des<br />

Menschen bewegte sich in Europa zwischen dem 53. und 45. Breitengrad auf und ab. Diese<br />

Klimaschwankungen, die im Abstand von 1000 Jahren auftraten, wurden dann aber<br />

verstärkt durch sechs sogenannte Heinrich-Events.Während dieser Kältephasen trieben<br />

große Eisschilde von Nordamerika aus über den Atlantik und sorgten neben einem weiteren<br />

Temperaturabfall für eine extreme Trockenphase. Diese Trockenheit zerstörte<br />

kurzfristig die Lebensgrundlagen der Jäger und Sammler in den Rückzugsgebieten und<br />

führte zum Zusammenbruch der Population. Danach kamen die ersten anatomisch modernen<br />

Menschen aus Westasien nach Europa.Vor etwa 30000 Jahren erlitten diese dann<br />

dasselbe Schicksal wie die Neandertaler und starben aus. Sie wurden durch neue Gruppen<br />

des modernen Menschen aus Westasien abgelöst. Nach dieser Geschichte liegt nun<br />

die Frage auf der Hand: Wer oder was kommt nach uns und unserem Klimawandel? Nachzulesen<br />

auf www.neanderthal.de/de/presse-bilder/pressemitteilungen-einzelan sicht/archive/2010/de<br />

cember/article/forschergruppe-stellt-modell-vor/index.html?tx_ttnews[day] =08&cHash=7c10a9bc4f.<br />

Schneeballeffekt beim Artensterben. Forscher der Universitäten Göttingen und Jena haben<br />

die Auswirkungen von Artensterben auf ein komplettes Ökosystem untersucht. In aufwändigen<br />

Freilandexperimenten über einen Zeitraum von acht Jahren zeigten die Wissenschaftler,<br />

dass sich der Artenverlust „von unten nach oben“ in der Nahrungskette fortsetzt.<br />

So zieht der Verlust einer Pflanzenart schneeballartig das Aussterben weiterer Arten<br />

nach sich.Wenn Pflanzen aussterben,dann sterben als nächstes diejenigen Organismen<br />

aus, die direkt auf Pflanzennahrung angewiesen sind. Danach trifft es Organismen, die<br />

weiter oben in der Nahrungskette stehen, wie zum Beispiel räuberische Käfer.„Wenn auch<br />

nur eine einzige Pflanzenart ausstirbt,<br />

dann gehen mit ihr oft eine ganze Menge<br />

weiterer Arten verloren“, erläutert der Göttinger<br />

Agrarökologe Dr. Christoph Scherber.<br />

„Die Studie ermöglicht auch, Artensterben<br />

vorherzusagen und abzuschätzen, welche<br />

Tiergruppen am empfindlichsten darauf<br />

reagieren.“ www.the-jena-experiment.de<br />

Die Felder des Jena-Experiments.<br />

Foto: Weigelt/Voigt/Scherber/Jena-Experiment<br />

6 FF www.forestfinance.de


Foto: sxc.hu/Hans Thoursie<br />

Foto: Claudia Gunkel<br />

für Sie aufgelesen<br />

Von Tigern, Wäldern, WWF und Filmstars<br />

Es gab einen Star in Petersburg. Einst starb<br />

er für Kate Winslet auf der Titanic,jetzt setzt<br />

er sich zusammen mit dem WWF für den<br />

Schutz der Tiger ein. Und das macht Sinn.<br />

Auf dem Tigergipfel in St. Petersbrug traf sich<br />

2010 auf Einladung Vladimir Putins die internationale<br />

Staatengemeinschaft, um<br />

Schutzmaßnahmen für den Tiger und seinen<br />

Lebensraum zu konkretisieren. Der WWF hatte<br />

im Vorfeld zusammen mit Leonardo<br />

DiCaprio rund um den Globus Aktionen<br />

zum Schutz der Tiger gestartet. In Russland<br />

beschlossen dann die politischen Würdenträger<br />

der Verbreitungsstaaten des Tigers einen<br />

erweiterten Rettungsplan. Das war<br />

dringend nötig, denn weltweit leben nur<br />

Ob Bäume auch in Deutschland vor Einbrechern<br />

schützen, muss noch überprüft werden.<br />

noch knapp 3200 Tiger in freier Wildbahn.<br />

Sie sind akut vom Aussterben bedroht.<br />

Dafür sind Wilderei und vor allem die Zerstörung<br />

ihres natürlichen Lebensraums verantwortlich.<br />

Tiger bewohnen heute nur<br />

noch sieben Prozent ihres historischen Verbreitungsgebietes.<br />

Die Abholzung von Wäldern<br />

verursacht aber nicht nur einen Verlust<br />

der Biodiversität sowie der natürlichen<br />

Lebensräume bedrohter Arten, sondern ist<br />

auch klimapolitisch ein Problem. Wahrscheinlich<br />

sind das die Gründe, warum die<br />

deutsche Bundesregierung auf dem Tigergipfel<br />

zusätzlich vier Millionen Euro für<br />

den Waldschutz im Tigerverbreitungsgebiet<br />

zusicherte.<br />

Bäume gegen Einbrecher. Das funktioniert.<br />

Im Schatten hoher Bäume werden in Wohngebieten<br />

weniger Straftaten begangen. Diesen<br />

kurios klingenden Zusammenhang haben<br />

US-amerikanische Wissenschaftler entdeckt,<br />

als sie die Kriminalitätsrate in Portland<br />

im US-Bundestaat Oregon untersuchten.<br />

Demnach verringern Bäume am Straßenrand<br />

generell die Häufigkeit von Eigentumsdelikten<br />

und Gewalttaten. Bei Bäumen<br />

in Gärten ist der Effekt allerdings von<br />

der Größe abhängig: Große Bäume mit langem<br />

Stamm und hoher Krone reduzieren<br />

auch hier die Kriminalitätsrate, kleinere<br />

Zuerst die gute Nachricht: Das Parlament stimmte im Juli 2010 einem Verbot des Verkaufs<br />

von illegal geschlagenem Holz und Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit sowie Sanktionen<br />

bei Nichteinhaltung zu. Ziel des Gesetzes ist die Reduzierung der illegalen Abholzung.<br />

Es soll Verbrauchern Gewissheit über die legale Herkunft der gekauften Produkte geben.<br />

Und jetzt die schlechte: Viele Unternehmer interessiert es nicht, woher íhr Tropenholz<br />

stammt. Das ist das Ergebnis einer WWF-Unternehmensbefragung. Bei Stichproben fand<br />

der WWF bei etlichen Unternehmen Tropenholzprodukte ohne FSC-Zertifikat, das illegalen<br />

Holzeinschlag ausschließt. Besonders erschreckend: Mehrere Unternehmen<br />

machten falsche Angaben oder konnten nichts zur Herkunft oder Holzart ihrer Produkte<br />

sagen.„Die Firmen kaufen munter Holz und Holzprodukte, ohne eine Ahnung zu haben,<br />

ob sie damit Wälder zerstören“, sagt WWF-Experte Johannes Zahnen.„Das ist skandalös.<br />

Die Einkaufspolitik deutscher Unternehmen muss sich radikal ändern.“ Fit für das neue<br />

EU-Gesetz, das ab 2013 die Einfuhr von illegalen Holzwaren verbietet, ist laut WWF bislang<br />

kaum ein deutsches Unternehmen.<br />

Buschtrommel<br />

Leoanardo DiCaprio beim Aufstellen einer Fotofalle<br />

im Bardia Natioanlpark (Nepal).<br />

Bäume erhöhen sie jedoch. Hinter diesem<br />

Zusammenhang vermuten die Wissenschaftler<br />

zwei Effekte: Eine Wohngegend mit<br />

gepflegten Straßen- oder Gartenbäumen<br />

könnte Kriminellen signalisieren, dass sie intensiv<br />

überwacht wird. Bei kleinen Bäumen<br />

überwiege hingegen der Effekt des<br />

Sichtschutzes, durch den sich die üblen Aktivitäten<br />

besser verbergen lassen, schreiben<br />

die Forscher um Geoffrey Donovan vom<br />

U.S. Forest Service in Portland.<br />

Mehr dazu (englisch): http://actrees.org/site/re<br />

sources/research/the_effect_of_trees_on_cri<br />

me_in_portland_oreg.php<br />

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />

Nicht immer stammt das Holz – wie hier aus den<br />

ForestFinance-Forsten – aus zertifizierten Wäldern.<br />

Viele Unternehmer fragen zu wenig danach.<br />

www.forestfinance.de FF 7<br />

Foto: Jan Vertefeuille/WWF<br />

Foto: ForestFinance/Sebastian Gräfe


So schön kann Wald sein – kräftige Buchen, Vogelgezwitscher, wilde Romantik, Freiheit und Frieden. Das entspricht den Assoziationen vieler Menschen, wenn sie an Wald<br />

denken. Dabei ist Wald viel mehr als Naherholungsgebiet. Er ist Heimat für Tiere, Vorratskammer für Holzwirtschaft und lebensnotwendiger Klimaregulator. Das klingt viel<br />

nüchterner als es im wahren Leben ist: Denn ohne Wald wären wir nichts. Unser Leben wäre ohne Bäume nicht nur weniger lebenswert, es wäre ganz und gar unmöglich.<br />

Foto: Thomas Stephan<br />

8 FF www.forestfinance.de


Jahr der Wälder –<br />

Wunder und Wendung inklusive?<br />

<strong>2011</strong> ist das Internationale Jahr der Wälder. Die UN hat es dazu gemacht und will damit allen Menschen die<br />

Bedeutung des Waldes für unser Leben näherbringen. Aber was bedeuten Wald und Bäume nun wirklich für<br />

die Welt? Sind sie Klimaretter, Wellness-Oasen oder die berühmte Grüne Lunge? Sind sie Wirtschaftsfaktor,<br />

Energielieferant, Ressource? Ja, sind sie. Von allem etwas und gleichzeitig noch viel mehr. Wunder des Lebens –<br />

mit unglaublichen Facetten. Einige wollen wir hier beleuchten.<br />

Fangen wir mal bei einem Baum an. Einem<br />

100-jährigen. Die sind in Deutschland selten<br />

genug, aber hier stehen nur einige der unzähligen<br />

Gründe, warum wir uns mehr davon<br />

leisten sollten: Hat ein Baum ein Jahrhundert<br />

auf der Rinde, dann trägt er im Sommer<br />

etwa eine Million Blätter. Diese produzieren<br />

pro Jahr 4500 Kilo Sauerstoff. Das entspricht<br />

3,2 Millionen Liter oder 3200 Kubikmeter<br />

lebenswichtigem O 2 . Für die optisch<br />

orientierten Leser: Man bräuchte 200 Milchtankwagen,<br />

um den Sauerstoff abzutransportieren.<br />

Wohlgemerkt: Wir beschreiben<br />

hier immer noch einen einzigen Baum und<br />

seine Einjahresleistung. Um diesen Sauerstoff<br />

herzustellen, benötigt der Baum rund<br />

106 Kilo Kohlenstoffdioxid. Das heißt, ein<br />

Baum erlöst im Jahr einen Deutschen von seiner<br />

CO 2-Schuld, die er an drei Tagen anhäuft.<br />

Ach, hätten wir doch mehr davon!<br />

Aber auf zu weiteren Jahresbestleistungen<br />

eines 100-Jährigen:Der Baum filtert eine Tonne<br />

Staub und Abgase aus der Luft, er hält mit<br />

seinen Wurzeln den Boden in Form und<br />

verhindert, dass er vom Wasser weggeschwemmt<br />

oder vom Winde verweht wird.<br />

Der Baum speichert um die 30 Kubikmeter<br />

Wasser im Jahr. Die restlichen 70 Kubikmeter<br />

Regen, die von Frühling bis Winter auf ihn<br />

niederprasseln, nimmt er zeitweise auf. Und<br />

wenn er das große Glück hat, in einem Wald<br />

zu stehen, dann speichert und reinigt er das<br />

Wasser mithilfe von Moosen. Sie geben das<br />

Wasser nur langsam wieder ab. Es fließt<br />

gleichmäßig aus den Wäldern heraus oder<br />

sickert ins Grundwasser und ersetzt uns<br />

somit aufwändige technische Reinigungs-<br />

maßnahmen. Es wäre also alles in allem<br />

sehr wünschenswert, wenn wir noch viel<br />

mehr Bäume hätten, die zu ganzen Wälder<br />

wachsen dürften. Aber was genau macht einen<br />

Wald aus? Ist er mehr als die Summe seiner<br />

Bäume?<br />

Wann ist ein Wald ein Wald?<br />

„Ein Wald ist eine Pflanzenformation, die im<br />

Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut ist<br />

und eine so große Fläche bedeckt, dass sich<br />

darauf ein charakteristisches Waldklima<br />

entwickeln kann“,schreiben die Autoren des<br />

Lehrbuchs„Grundriss des Waldbaus“. Ja, so<br />

kann man das auch sagen. Oder: Wald ist<br />

„eine Vergesellschaftung von Bäumen, die<br />

stammförmig eine Mindesthöhe von drei bis<br />

fünf Meter haben und eine physiognomische<br />

Einheit bilden.“ So steht es im„Kosmos<br />

Wald- und Forst-Lexikon“ (siehe Literatur-<br />

Tipps, Seite 21). Aber besonders deutlich<br />

wird diese Vergesellschaftung, Physiognomie<br />

und Charakteristik,wenn ein Förster davon<br />

erzählt. Einer wie Peter Wohlleben, den<br />

wir Ihnen in diesem Heft auf den Seiten 12<br />

bis 13 vorstellen. Er sagt:„Bäume passen in<br />

einem Wald aufeinander auf. Sie merken,<br />

wenn es einem Baum schlecht geht und sie<br />

versorgen ihn dann über ihre eigenen Wurzeln<br />

mit den wichtigsten Nährstoffen.“ Das<br />

können Wälder dann am besten, wenn sie<br />

in Ruhe gelassen werden.Wenn es keine Maschinen<br />

gibt, die schwerfällig und zerstörerisch<br />

Bäume aus dem Wald holen und dabei<br />

den Boden samt Wurzelwerk so quetschen,<br />

dass hier nichts mehr wachsen oder<br />

versorgen kann.<br />

Primärwälder schwinden<br />

Naturnaher<br />

Wald<br />

7,1 %<br />

Holzplantage<br />

3,0 %<br />

Schutzforst<br />

0,8 %<br />

Wald mit menschlichen Eingriffen<br />

52,7 %<br />

Primärwald<br />

36,4 %<br />

Wälder, in die Menschen eingreifen, sind mittlerweile<br />

weiter verbreitet als die urwüchsigen Primärwälder.<br />

Die Daten für diese Grafik stammen aus dem Bericht<br />

der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung<br />

(FAO) aus dem Jahr 2005. Der neue Bericht über<br />

den Zustand der Wälder der FAO aus dem Jahr <strong>2011</strong><br />

unterscheidet nicht mehr zwischen Urwald oder ursprünglichem<br />

Wald auf der einen und nachgewachsenen<br />

oder forstwirtschaftlich gepflegten Waldbeständen<br />

auf der anderen Seite. Bäume sollten stärker für<br />

ein grüneres Wirtschaften eingesetzt werden, fordert<br />

die FAO. Den neuen Bericht finden Sie hier:<br />

www.fao.org/docrep/013/i2000e/i2000e00.htm.<br />

Und hier den alten: www.greenfacts.org/en/forests<br />

/index.htm<br />

www.forestfinance.de FF9<br />

Titel


Titel<br />

Aber bleiben wir noch ein Weilchen bei<br />

den schönen Seiten: Wälder stecken voller<br />

Wunder. Sie werden von Wesen bewohnt,<br />

von denen wir sehr viele noch gar nicht kennen.<br />

Von denen,die wir kennen,lebt ein Drittel<br />

im Wald. „Insgesamt werden sogar 9,5<br />

Millionen Spezies in Wäldern vermutet,<br />

die bislang unentdeckt zwischen Wurzel<br />

und Wipfel leben“, schreibt der WWF anlässlich<br />

des Tag des Waldes,am 21. März <strong>2011</strong>.<br />

Wenn Wälder Wälder bedrohen …<br />

… stecken Manager dahinter. Sie holzen<br />

Wälder ab, um neue zu pflanzen. In Plantagen<br />

wachsen dann schnellwüchsige Hölzer<br />

für die Industrie oder Ölpalmen, um den<br />

rasant steigenden Palmölbedarf zu decken.<br />

Für Plantagenwälder werden oft Primärwälder<br />

geopfert. Nur:„Viele Bäume machen<br />

noch keinen Wald“, bringt es Brigit Trinks<br />

von Pro Wildlife auf den Punkt. „Ausgerechnet<br />

die Plantagenwirtschaft gefährdet<br />

die Urwälder – und damit den Lebensraum<br />

vieler Tierarten. (…) Pestizide, Düngemittel<br />

und transgene Bäume machen Plantagen<br />

zu Wüsten der Biodiversität“, erklärt<br />

die Umweltschützerin. Für Jaguare, Orang<br />

Utans und andere Waldbewohner bieten sie<br />

keinen Lebensraum. Leider zählen die für<br />

Mensch und Wirtschaft weniger als die<br />

Einträge in Auftragsbüchern und Bilanzen.<br />

Wirtschaftsmacht Wald<br />

Die Macht, die von Wäldern ausgeht, nehmen<br />

Menschen als selbstverständlich hin.<br />

Kaum jemand ist momentan bereit, etwas<br />

dafür zu zahlen: für das Speichern und Reinigen<br />

von Wasser, für den Sauerstoff und<br />

Bodenschutz, die Regulation des Klimas.<br />

Erst wenn es um nackte Zahlen wie Werte<br />

des geernteten Holzes und um Gewinnmargen<br />

geht, horchen Menschen auf.„Das<br />

im Jahr 2005 weltweit industriell geschlagene<br />

Holz hatte einen Wert von annähernd<br />

77 Milliarden Euro. Der Wert weiterer Waldprodukte<br />

wird für das Jahr 2005 auf etwa 14<br />

Milliarden Euro geschätzt“, rechnet der<br />

WWF vor. Und so versuchen viele Industrien,<br />

sich von diesem Milliarden-Kuchen ein<br />

Stück abzusägen. Jede Minute roden sie<br />

eine Waldfläche von rund 35 Fußballfeldern<br />

– macht im Jahr 13 Millionen Hektar.<br />

Und das nicht erst heute.Seit den 1960er Jahren<br />

wurden Tropenwälder in der Größe von<br />

halb Europa vernichtet. Ganze 645 Millionen<br />

Hektar, hat der WWF berechnet.<br />

Für Deutschland rechnet die Bundesregierung<br />

bis zum Jahr 2020 mit einem zusätzlichen<br />

Bedarf an Holz von bis zu 35 Millionen<br />

Kubikmeter pro Jahr. Deswegen sollen einheimische<br />

Wälder, so die derzeitige Land-<br />

Wälder der Welt<br />

Wald<br />

Andere bewaldete Flächen<br />

wirtschaftsministerin Aigner,verstärkt wirtschaftlich<br />

genutzt werden. Mit diesem wirtschaftlichen<br />

Druck wächst natürlich auch die<br />

Bedrohung für die biologische Vielfalt in unseren<br />

Wäldern. „Geplant ist unter anderem,<br />

Bäume immer jünger zu ernten (‘Verkürzung<br />

der Umtriebszeiten’), die Holzvorräte<br />

im Privatwald stärker zu nutzen und vermehrt<br />

nicht-heimische Baumarten wie die<br />

nordamerikanischen Arten Douglasie oder<br />

Roteiche anzupflanzen. Damit verschärft<br />

sich die Situation insbesondere für hoch spezialisierte<br />

und sehr selten gewordene Tier-,<br />

Pilz- und Pflanzenarten, die auf strukturreiche<br />

Waldökosysteme, Strukturen alter<br />

oder abgestorbener einheimischer Bäume<br />

oder große unzerschnitteneWaldgebiete angewiesen<br />

sind“, warnt László Maráz von<br />

der Deutschen Umwelthilfe. Zwar begrüßt<br />

er, dass die Bundesregierung das Ziel, fünf<br />

Prozent der gesamten Waldfläche bis zum<br />

Jahr 2020 als „Urwald von morgen“ einer<br />

natürlichen Entwicklung zu überlassen,<br />

ebenfalls in die geplante Waldstrategie aufnehmen<br />

will. Aber:„Diese Naturwaldflächen<br />

bedürfen dann auch eines gesetzlichen<br />

Schutzes, der über eine Legislaturperiode<br />

hinausreicht", so Maráz. „Wald entwickelt<br />

sich über Jahrhunderte. Unverbindliche Ziele<br />

allein sind nicht ausreichend.“<br />

Andere Flächen<br />

Wasser<br />

9,3 Milliarden Hektar Wald gibt es heute noch auf der Welt. Aber sehen Sie die Löcher in dem grünen Gürtel?<br />

Noch vor wenigen Jahren gab es Regenwälder, die sich wie ein Band rund um den Äquator zogen. Jetzt gibt<br />

es immer mehr Lichtungen und „ungrüne“ Flecken. Und was in Asien noch so schön grün und nach Wald aussieht,<br />

sind genau betrachtet Plantagen und nur sehr wenige Wälder. Grafik:FAO<br />

Jahr der Wendung?<br />

Lippenbekenntnisse oder konkrete Maßnahmen<br />

zum Schutz der Wälder: Was wird<br />

das Internationale Jahr bringen? „Ich habe<br />

keine großen Erwartungen,dass Bundesregierung<br />

und Co. jetzt zu WaldschützerInnen<br />

konvertieren. Aber vielleicht gibt uns das<br />

Waldjahr in manchen Dingen etwas mehr<br />

Rückenwind“,schreibt Peter Gerhard von RobinWood<br />

dazu.ChristophWildburger,der an<br />

der bisher größten Studie zur Waldwirtschaft<br />

mitgeschrieben hat (www.iufro.org/science/gfep/forest-regime-panel/report),<br />

istauch<br />

wenig optimistisch. „Mit derzeitigen Maßnahmen<br />

lässt sich die Entwaldung nicht<br />

stoppen“, ist er überzeugt. Auch das REDD-<br />

Abkommen, das Zahlungen an Waldbewohner<br />

in Entwicklungsländer vorsieht, sei<br />

nicht genug. Waldschutz funktioniere erst<br />

dann,wenn alle Akteure berücksichtigt werden:<br />

auch Nahrungsmittelproduzenten,die<br />

Energiewirtschaft, aber noch viel mehr die<br />

Menschen,die von und mit demWald leben.<br />

„Profitieren werden die Wälder und infolge<br />

auch das Klima erst dann, wenn die Maßnahmen<br />

nicht mehr von oben nach unten<br />

aufgesetzt werden. Internationale Regelungen<br />

sind zwar notwendig,doch sie müssen<br />

mit lokalen und regionalen Maßnahmen<br />

verknüpft werden“, so Wildburger.<br />

10 FF www.forestfinance.de


Zeit zu handeln<br />

Wir müssen also selbst – jeder für sich und<br />

alle für einen – Wälder schützen. Mit allem,<br />

was wir dafür tun können. Und das ist<br />

eine ganze Menge! Zum Beispiel rechnet der<br />

WWF vor, dass alleine über den vernünftigen<br />

Umgang mit Papier Bäume gerettet<br />

werden können. „Wir Deutschen verbrauchen<br />

jedes Jahr allein 20 Millionen Tonnen<br />

Papier“, sagt Philipp Göltenboth, Leiter des<br />

Waldprogramms beim WWF Deutschland.<br />

„Pro Kopf sind das im Durchschnitt 235<br />

Kilo pro Jahr für Küchenrollen, Pappbecher,<br />

Werbeprospekte, Druckerpapier und Taschentücher.<br />

Damit liegt Deutschland EUweit<br />

an der Spitze.“<br />

Dabei sind Lösungen oft so einfach wie<br />

das Problem dekadent. Ein Beispiel: Vor<br />

fünf Jahren war der„Coffee to Go“ höchstens<br />

aus hippen TV-Serien bekannt. Heute läuft<br />

fast jeder mit einem bunten Pappbecher<br />

samt Heißgetränk von Termin zu Termin. Es<br />

darf gerne weiterhin gerannt werden, aber<br />

eben nicht mit Pappe: „Wir könnten bundesweit<br />

jedes Jahr sechs Milliarden Pappbecher<br />

sparen, wenn wir unseren Kaffee unterwegs<br />

aus einer Tasse trinken würden. Das<br />

sind rund eine halbe Million Bäume, die<br />

nicht gefällt werden müssten.“ So einfach<br />

kann jeder von uns das Wunder des Lebens,<br />

die Wälder, retten.<br />

Funktionen der Wälder<br />

Mehrere<br />

Funktionen<br />

33,8 %<br />

Soziale Zwecke<br />

3,7 %<br />

Keine oder<br />

unbekannte Funtion<br />

7,8 %<br />

Holzproduktion<br />

34,1 %<br />

Artenschutz<br />

11,2 %<br />

Boden- und<br />

Wasserschutz<br />

9,3 %<br />

Wäldern verdanken wir nicht nur die „Produktion“ von<br />

Holz, sondern auch die von Nahrungsmitteln wie Beeren<br />

oder Pilzen und von Medizinpflanzen. Sie versorgen<br />

uns mit Arbeit und echten Wellness-Oasen. Sie<br />

sind wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen<br />

und schützen unser Wasser, Klima und unsere Böden.<br />

Grafiken: Marc Venner, Quelle: FAO Global Forest Resources<br />

Assessment 2005, Progress towards sustainable forest<br />

Die Mammutbäume Amerikas<br />

sind die höchsten der<br />

Welt. Konkurrenz macht ihnen nur der australische<br />

Rieseneukalyptus. Beide können eine Höhe von mehr<br />

als 100 Metern erreichen. Der Mammutbaum kann,<br />

wenn man ihn lässt, nicht nur groß, sondern auch bis<br />

zu 1500 Jahre alt werden. Eine weitere beeindruckende<br />

Leistung: Er kann jedes Jahr einen Meter zulegen!<br />

Wen diese Rekordbäume faszinieren, sollte das Buch<br />

„Die roten Riesen“ lesen. Richard Preston beschreibt<br />

darin das Leben in den mächtigen Kronen der kalifornischen<br />

Küstenmammutbäume, deren Verzweigungen<br />

sich zu einem Kosmos fügen, in dem viele noch unerforschte<br />

Pflanzen und seltene Tierarten leben.<br />

Richard Preston: Die roten Riesen, Rogner &<br />

Bernhard, ISBN 978-3-8077-1056-3, 22,90 Euro<br />

Wussten Sie, dass …<br />

www.forestfinance.de FF11<br />

Titel<br />

… der älteste Baum der Welt eine Fichte ist und aus<br />

der Zeit stammt, in der die Menschen langsam<br />

den Ackerbau entdeckten und die ersten Keramiktöpfchen<br />

formten? Er durchstieß die Erde als<br />

zartes Pflänzchen im Jahr 7539 vor unserer<br />

Zeitrechnung und steht heute im stolzen Alter<br />

von 9550 Jahren im schwedischen Dalurna.<br />

… der dickste Baum der Welt ein Mexikaner ist? Die<br />

Mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum)<br />

in Santa María del Tule im mexikanischen<br />

Bundesstaat Oaxaca trägt den Titel des<br />

dicksten Baumes der Welt mit beeindruckenden<br />

14,05 Metern Durchmesser.<br />

… Menschen nicht nur das Alter, die Höhe und<br />

Dicke von Bäumen messen und für die Ewigkeit<br />

notieren? Sie führen auch über das Volumen<br />

ganze Bücher. Und so gilt als voluminösester<br />

Baum der Welt der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron<br />

giganteum) im Sequoia-Nationalpark<br />

in Kalifornien mit 1489 Kubikmetern.<br />

Sein Gewicht wird auf 1385 Tonnen geschätzt,<br />

sein Alter auf 2500 Jahre.<br />

… welcher Baum eiskalt Kälte erträgt? Das können<br />

gleich zwei Bäume der Welt ausgezeichnet<br />

gut. In die Kategorie des winterhärtesten Baumes<br />

der Welt gehören die Dahurische Lärche<br />

(Larix gmelinii) und die Ostasiatische Zwergkiefer<br />

(Pinus pumila). Beide widerstehen Temperaturen<br />

bis zu 70 Grad Celsius unter Null.<br />

… die Zerstörung der Wälder rund 80 Prozent der<br />

gefährdeten Säugetier- und Vogelarten bedroht?<br />

Sie haben kein anderes Zuhause als<br />

den Wald.<br />

… in Deutschland acht Milliarden Bäume wachsen?<br />

Das hat das Johann Heinrich von Thünen-<br />

Institut (vTI) ausgerechnet. Dabei wurden nur<br />

Bäume gezählt, deren Stamm mehr als sieben<br />

Zentimeter Durchmesser hatten.<br />

… Deutschland mit 11,1 Millionen Hektar Wald zu<br />

den waldreichsten Ländern der EU gehört?<br />

Bayern ist dabei mit 2,5 Millionen Hektar Wald<br />

der Spitzenreiter.<br />

… der stehende Holzvorrat in Deutschland rund<br />

320 Kubikmeter je Hektar beträgt? Das reicht<br />

aus, so die Wissenscchaftler vom vTI, um einen<br />

massiven Turm mit drei mal drei Meter Grundfläche<br />

von der Erde bis zum Mond zu bauen.<br />

Quellen: WWF und vTI


Titel<br />

Deutsche Wälder und<br />

ein Förster aus Leidenschaft<br />

Er kündigte die sichere Beamtenstelle bei der Forstverwaltung seines Traumreviers – nicht aus Frust, sondern<br />

aus Überzeugung. Peter Wohlleben wollte als freier Mann und Förster für Wald und Mensch arbeiten. Er schützt<br />

und pflegt ein mittlerweile sehr wertvolles wie einzigartiges Stück Deutschland. Mit Erfolg und Courage.<br />

<strong>ForestFinest</strong>-Redakteurin Christine Sommer-Guist wollte von ihm wissen, wie es um den Wald in Deutschland<br />

steht, im Jahr der Wälder und auch sonst.<br />

Peter Wohlleben liebt seinen Buchenwald in<br />

der Eifel. Er führt das Revier konsequent den<br />

ganzen Weg zurück in uralte Zeiten, zu einem<br />

urwaldähnlichen Laubwald.<br />

Fotos: Peter Wohlleben/privat<br />

„Diese Buche ist vorsichtig. Gleich daneben<br />

steht ein richtig mutiges Exemplar“, sagt<br />

Peter Wohlleben und klopft der ängstlichen<br />

Buche beruhigend den Stamm. Mutig,<br />

ängstlich? Gibt es Charakterschwächen und<br />

-stärken bei Bäumen?„Na klar!“, klärt Peter<br />

Wohlleben auf.„Es gibt Bäume,die setzen im<br />

späten Herbst noch auf warme Tage, an denen<br />

ihre Blätter Sonne tanken können. Sie<br />

behalten mutig ihre Blätter bis zum ersten<br />

Frost. Gleich daneben entschließen sich vorsichtige<br />

Bäume dazu,nach der ersten kühlen<br />

Nacht die Blätter abzuwerfen, und sie nicht<br />

dem Risiko auszusetzen,Frostschäden zu erleiden.“<br />

Bäume sind also kluge, planende<br />

Geschöpfe? Klingt das nicht allzu sehr nach<br />

Tolkiens märchenhaftem Baumbart, nach<br />

Wildnis-Romantik und esoterisch-abenteuerlicher<br />

Verklärung?<br />

Schon. Aber wenn man Peter Wohlleben<br />

forschend, um nicht zu sagen skeptisch<br />

ins Gesicht schaut, dann entdeckt man neben<br />

Lachfältchen, Offenheit und Neugier<br />

auch ganz viel Ernsthaftigkeit und Kompetenz.<br />

Er ist der Herr der Wälder – in der Eifel,<br />

aber auch bundesweit. Immer mehr Waldbewirtschafter<br />

suchen seinen Rat und immer<br />

mehr Menschen lesen seine Bücher. Er kennt<br />

sich aus in Deutschlands Wäldern und<br />

Holzwirtschaft wie wenige seiner Art. Sein<br />

Blick auf Bäume und Wälder ist dabei stets<br />

achtsam,eigenwillig und – im wahrsten Sinne<br />

des gern missbrauchten Wortes – nachhaltig.<br />

Blick zurück nach vorn<br />

Peter Wohlleben verbrachte seine ersten Lebensjahre<br />

in der Innenstadt von Bonn.<br />

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen<br />

hatte er sich schon als Sechsjähriger vor-<br />

genommen, Naturschützer zu werden. Er<br />

studierte Forstwirtschaft und arbeitete<br />

anschließend als Staatsdiener in der Landesforstverwaltung<br />

Rheinland-Pfalz. Bald<br />

bekam der junge Förster dann sein Traumrevier:<br />

die Wälder der Eifelgemeinde Hümmel.<br />

Schon bald musste der leidenschaftliche<br />

Naturschützer aber feststellen, dass<br />

die klassische Forstwirtschaft unsere Wälder<br />

nicht schützt, sondern ausbeutet. Gemeinsam<br />

mit den Waldbesitzern machte er<br />

sich auf die Suche nach neuen, sanften<br />

Wegen. Auf Exkursionen im In- und Ausland<br />

lernte er, dass es durchaus einige Forstbetriebe<br />

gibt, die Ökologie und Ökonomie in<br />

Einklang bringen. Die Gemeinde Hümmel<br />

ließ sich überzeugen und beschloss,mit ihm<br />

neue, nachhaltige Wege einzuschlagen.<br />

Das klingt viel leichtfüßiger, als es in<br />

der bundesdeutschen Realität war. Vor Gemeinde<br />

und Förster lagen 15 Jahre eines steinigen<br />

Weges,gepflastert mit Widerständen<br />

der Jagdlobby und Forstverwaltung. Der<br />

Weg führte aber zum Erfolg: das Eifeler Revier<br />

ist heute eines der wenigen, die konsequent<br />

auf dem Weg zurück zu urwaldähnlichen<br />

Laubwäldern sind. Das geht mit Pferden<br />

statt mit schweren Holzerntemaschinen,<br />

Buchen statt Fichten, mit dem völligen Verzicht<br />

auf Chemieeinsatz und Kahlschläge.Die<br />

Natur rund um Hümmel atmet auf.Tut sie<br />

das auch im Rest der Republik?<br />

Wie geht es dem deutschen Wald?<br />

Auf diese Frage antwortet Peter Wohlleben<br />

mit einem müden Lächeln: „Wie problematisch<br />

der Begriff‘Wald’ist, können wir jeden<br />

Tag vor der eigenen Tür nachvollziehen:<br />

Ursprünglich standen überall in Mitteleuropa<br />

Buchenurwälder. Nach völliger Ab-<br />

12 FF www.forestfinance.de


holzung im Mittelalter ist Deutschland<br />

wieder zu 30 Prozent von Bäumen bestanden,<br />

allerdings überwiegend in Reih und<br />

Glied“, erzählt der Förster und meint, was<br />

sich heute Wald nennt, bestehe in Wirklichkeit<br />

zum größten Teil aus Plantagen<br />

nicht-heimischer Nadelhölzer.„Ökologisch<br />

unterscheiden sich diese Pflanzungen mit<br />

Fichten und Kiefern kaum von einem Acker.<br />

Die kostbaren alten Laubwälder schrumpfen<br />

dagegen ständig weiter, weil deren<br />

Stämme höchsten Profit versprechen“, ärgert<br />

sich Wohlleben.„Jüngster Coup der Forstindustrie:<br />

Kahlschläge werden mit Stecklingen<br />

bepflanzt, die alle sieben Jahre mittels<br />

Maschinen geerntet, geschreddert und<br />

in Kraftwerken verfeuert werden. Nordrhein-Westfalen<br />

hat hier eine Vorreiterolle<br />

übernommen und lässt die Waldbesitzer<br />

unbürokratisch gewähren. Die hinterlassenen<br />

Mondlandschaften gelten übrigens<br />

weiterhin als ‘Wald’. Von den ursprünglich<br />

rund 6000 Arten des Urwalds ist zwar<br />

kaum noch eine zu finden, aber dem Gesetz<br />

ist damit Genüge getan.“<br />

Mag da jemand den Zeigefinger gen<br />

Indonesien heben, welches Urwald auf Borneo<br />

abfackelt und durch Ölpalmen ersetzt?<br />

Auch diese zählen als Bäume, die Flächen<br />

mithin ebenfalls als Wald.„Der globale Zuwachs<br />

des Waldes geht vielfach auf das Konto<br />

solcher Anpflanzungen. Echter Wald im<br />

Sinne von Natur schrumpft hingegen weiter“,<br />

weiß Wohlleben und mahnt:„Bevor also<br />

Jubel ausbricht angesichts einer sich begrünenden<br />

Wüste in Afrika, und die Rück-<br />

Lesenswert: Bücher von Peter Wohlleben<br />

„Jedes Jahr nehmen rund 1300 Personen an Waldführungen<br />

durch mein Revier teil. Immer wieder<br />

tauchte die Frage auf, wo man denn all die spannenden<br />

Sachen über das Leben der Buchen und<br />

über ihre Gefährdung durch Jagd und Forstwirtschaft<br />

nachlesen könne“, schreibt Peter Wohlleben<br />

zu einem seiner Bücher. Und weiter: „2007 gab ich<br />

mir einen Ruck und begann, eine solche Waldführung<br />

zu Papier zu bringen.“ Herausgekommen ist<br />

dabei sein erstes Buch, das im Sommer <strong>2011</strong> in der<br />

fünften Auflage erscheint und von BUND bis Greenpeace<br />

gelobt und empfohlen wird:<br />

„Wald ohne Hüter. Im Würgegriff von Jagdinteressen<br />

und Forstwirtschaft” Adatia Verlag,<br />

ISBN: 978394061018, 12,90 Euro (D)<br />

www.forestfinance.de<br />

kehr des Waldes schon gefeiert wird, sollten<br />

wir genau aufpassen, welche Wölfe im<br />

Schafspelz unter den vermeintlich intakten<br />

Wäldern sind.“<br />

Auch Nachhaltigkeit, ein ebenso urdeutsches<br />

Wort wie Waldsterben, hat für<br />

den engagierten Förster einen faden Beigeschmack:„Zwar<br />

schreibt sich die deutsche<br />

Forstwirtschaft auf die Fahnen, den Begriff<br />

der ‘Nachhaltigkeit’ geprägt zu haben, immer<br />

öfter aber stellt sich ihre klassische<br />

Waldbewirtschaftung als Irrweg heraus.<br />

So ist zum Beispiel die ursprünglichste<br />

Baumart, die Buche, in Deutschland nur<br />

noch auf 14 Prozent der Waldfläche vorhanden.<br />

Stattdessen prägen nicht-heimische<br />

Nadelbäume das Bild des deutschen<br />

Waldes. In Fachkreisen beinahe schon legendär<br />

ist eine Anekdote aus der Amtszeit<br />

von Bundesumweltminister Klaus Töpfer<br />

(1987-1994). Mit einem Kollegen aus dem südost-asiatischen<br />

Raum im Hubschrauber zu<br />

einem Termin unterwegs, musste er sich, als<br />

unter ihnen die schachbrettartigen Nadelbaumplantagen<br />

hinwegzogen, die Frage<br />

gefallen lassen, warum Deutschland die<br />

Naturschutz-Ratschläge, die anderen gerne<br />

erteilt werden, selbst so wenig befolge.“<br />

Gegen diese Bigotterie der deutschen<br />

Forstwirtschaft arbeitet und schreibt Peter<br />

Wohlleben seit Jahren. In seinen Büchern<br />

zeigt er Wege aus der Waldzerstörung, die<br />

nicht nur Deutschland aus dem zerstörererischen<br />

Dickicht führen könnten. Mehr<br />

über den Förster und seine Bücher erfahren<br />

Sie auf www.peter-wohlleben.de.<br />

In Kürze erscheint auch das Buch Holzrausch in<br />

einer neuen und erweiterten Auflage (ebenfalls im<br />

Adatia Verlag). Darin beantwortet Wohlleben die<br />

Frage, welche Folgen die stetig steigenden Nachfrage<br />

nach Bioenergie für Wälder, Felder, Wiesen<br />

hat? Wie positiv ist die Klimabilanz wirklich und welche<br />

Auswirkungen sind für Artenvielfalt und Naturschutz<br />

zu befürchten? Schon lange beobachtet<br />

der Förster die Veränderungen, die die mitteleuropäischen<br />

Wälder angesichts einer Branche im<br />

Holzrausch erleben und schlägt für uns eine<br />

Schneise in das Dickicht von Für und Wider der Bioenergie.<br />

Alle Bücher des sympathischen Försters und Autors<br />

finden Sie auf www.peter-wohlleben.de/<br />

buecher.html


Titel<br />

Korkeichenwälder schützen vor<br />

der Ausbreitung der Wüste und<br />

bieten bedrohten Tieren einen<br />

Lebensraum. Doch ihre Zukunft<br />

ist eng mit der wirtschaftlichen<br />

Bedeutung für den Menschen<br />

verknüpft.<br />

Von Oliver Ristau<br />

Solange der Korken knallt<br />

Korkeichenwälder – geschälte Natur<br />

So sehen Korkeichenwälder in Portugal aus. Wunderschöne Kulturlandschaften, die für viele Tiere und Pflanzen lebenswichtig sind.<br />

Mit weiten Schwingen gleitet ein Adler<br />

über die Baumwipfel. Als sich von Ferne Motorbrummen<br />

nähert, landet er in der schützenden<br />

Krone einer Korkeiche. Die dicken<br />

Reifen des Nissan-Pick-Ups wirbeln Sand auf.<br />

Eine schlanke Frau in Jeans und schwarzer<br />

Strickjacke steigt aus. Conceicao Santos<br />

Silva ist Fortwissenschaftlerin und inspiziert<br />

im Auftrag lokaler Waldeigentümer die<br />

Baumbestände. Den Adler hat sie auch gesehen.<br />

Fast nichts Besonderes hier im Korkeichenwald<br />

von Coruche, eine knappe<br />

Autostunde südöstlich von Lissabon.<br />

„Mehr als einhundert verschiedene Spezies<br />

leben auf jedem Hektar Korkeichenwald“,<br />

erklärt sie.„Tiere, für die die Wälder<br />

ein letztes Refugium sind. Bedrohte Arten,<br />

die hier einen sicheren Lebensraum finden.“<br />

Wie der Iberische Luchs, eine vom Aussterben<br />

stark bedrohte Wildkatzenart. Auf nur<br />

noch 150 Exemplare wird sein Bestand weltweit<br />

geschätzt. Dass sich der geschmeidige<br />

Jäger mit den spitzen Ohren zwischen portugiesischen<br />

Korkeichen ebenso wohl fühlt<br />

wie die zwei Dutzend Reptilien- und Amphibienarten,<br />

die mehr als 160 Vogelarten<br />

und die über 30 Säuger hat viele Gründe.<br />

Santos Silva breitet zur Erklärung die Arme<br />

aus.Weiträumig recken sich die knorrigen<br />

Eichen mit ihren immergrünen Wipfeln in<br />

die Höhe. 80 bis 100 Exemplare stehen auf<br />

einem Hektar. In einem deutschen Mischwald<br />

finden sich fünfmal so viele Bäume.<br />

Auf den sandigen Böden sprießen exotische<br />

Büsche und Sträucher wie die Zistrose oder<br />

der Erdbeerbaum.<br />

14 FF www.forestfinance.de


Greifvögel lieben Korkeichenwälder. Mehr als<br />

einhundert verschiedene Spezies leben auf<br />

jedem Hektar.<br />

Fotos: Portugiesischer Korkverband APCOR<br />

(Associacao Portuguesa de Cortica)<br />

Im Frühjahr blühen Meere von<br />

Wildblumen und locken Bienen an<br />

Montado nennt sich die vom Menschen geschaffene<br />

Kulturlandschaft, in der die Bauern<br />

zwischen den Korkeichen ihre Kühe<br />

und Schafe weiden lassen.„Der Montado ist<br />

ein Ort extensiver Waldwirtschaft, wo die<br />

frei lebenden Tiere viel Raum finden: die<br />

Wildkaninchen, um ihre Höhlen zu bauen<br />

und die Jagdtiere für die Pirsch.“ Das ist<br />

wichtig, denn die possierlichen Nager stehen<br />

bei Raubvögeln und dem Luchs ganz<br />

oben auf der Speisekarte.<br />

Auch in natürlichen Korkeichenwäldern<br />

herrscht kaum mehr Gedränge. Denn die<br />

Wurzeln der bis zu vier Meter hohen Bäume<br />

brauchen viel Platz, um die Nährstoffe<br />

aus den kargen Böden zu ziehen. „In den<br />

Plantagen düngen wir den Boden regelmäßig<br />

mit Mineralstoffen wie Kalium und<br />

Phosphor“, erklärt die Waldexpertin. Damit<br />

beugen sie Nahrungsknappheit bei den<br />

knorrigen Riesen vor.<br />

Korkeichen sind älter als die Menschheit<br />

Auf rund 30 Millionen Jahre schätzen Forscher<br />

ihre Art.Heute leben sie vor allem rund<br />

um das Mittelmeer auf einer Fläche von 2,3<br />

Millionen Hektar. Mit rund 60 Millionen<br />

Exemplaren stehen nirgendwo mehr Korkeichen<br />

als in Portugal, das ein Drittel dieser<br />

Fläche beherbergt.<br />

Früher,erzählt Santos Silva,dienten die Eicheln<br />

des Korkbaums auch den Menschen als<br />

Nahrung.Ihr Geschmack sei besser als der der<br />

meisten anderen Eichelarten,und so hätten<br />

die Alentejos aus ihrem Mehl eine Art Brot<br />

gebacken. Im späten Mittelalter war es deshalb<br />

verboten,die Bäume zu fällen.Auch heute<br />

steht die Eiche unter staatlichem Schutz.<br />

„Das Fällen ist genauso verboten wie eine zu<br />

frühe Ernte“, sagt sie.<br />

Nur alle neun Jahre und erst ab einem<br />

Alter von 25 Jahren darf Hand an den Baum<br />

gelegt werden, um Rinde für den Kork von<br />

Weinflaschen oder Fußbodenbelägen zu<br />

gewinnen. Die Rinde wächst immer wieder<br />

nach und kann so über einen Zeitraum<br />

von 150 Jahren geerntet werden. Die Bäume<br />

werden bis zu 250 Jahre alt.„Jeder Erntearbeiter<br />

muss intensiv geschult werden, damit<br />

er den Baum beim Schneiden nicht verletzt“,<br />

sagt Santos Silva. Mit scharfen Äxten<br />

wird eine fünf bis sechs Zentimeter dicke<br />

Korkschicht abgeschält – immer im Frühjahr,<br />

wenn die Bäume genug Feuchtigkeit bekommen<br />

und neue Wachstumszellen für<br />

neue Rinde bilden. Die Saisonarbeiter stammen<br />

fast alle aus der Region. „Manche<br />

Familien ernten in der dritten Generation.“<br />

Seit dem 18. Jahrhundert leben die Menschen<br />

in Koexistenz mit den Wäldern. Die<br />

Korkwirtschaft im Alentejo ist wie der Fischfang<br />

an der Küste ein Teil der portugiesischen<br />

Identität. Santos Silva klopft gegen<br />

einen Stamm. Alle Korkeichen tragen eine<br />

Ziffer von eins bis neun.„Sie kennzeichnen<br />

das Jahr der letzten Ernte.“<br />

Naht das Ende der Korkeichwälder?<br />

Früher, als für Kork noch höhere Preise gezahlt<br />

wurden, hat es in den offenen Plantagen<br />

Raubbau gegeben. Jetzt lohnt sich der<br />

widerrechtliche Einschlag nicht mehr.Wurden<br />

vor zehn Jahren noch weltweit 1,7 Milliarden<br />

Flaschenverschlüsse aus Naturkork<br />

hergestellt,sind es heute nur noch zwei Drittel.<br />

Kunststoff und Aluminium haben das<br />

Naturprodukt zurückgedrängt. Für Portugal<br />

ist die Korkwirtschaft dennoch von hoher Bedeutung.<br />

Sie erbringt ein Prozent der nationalen<br />

Wirtschaftsleistung und sorgt für<br />

rund 20000 feste Jobs. Das könnte sich ändern,<br />

wenn der Rückgang des Korkbedarfs<br />

weiter anhält. „Wenn der Montado den<br />

Menschen keine wirtschaftliche Zukunft<br />

mehr bietet, sind die Wälder bedroht“, prophezeit<br />

Forstwissenschaftlerin Santos Silva.<br />

Denn sie könnten versucht sein, Eukalyptus<br />

für die Papierproduktion anzubauen. Die robusten<br />

und schnell wachsenden Bäume<br />

verdrängen die Korkeichen auch ohne politische<br />

Genehmigung.<br />

In Nordportugal sind sie schon verschwunden.<br />

„Dort wurden sie im Mittelalter<br />

für den Schiffbau abgeholzt“,erzählt Paulo<br />

Magalhaes von Portugals Umweltschutzorganisation„Quercus“<br />

– dem lateinischen<br />

Wort für Eiche. „Die Folgen sind Erosion<br />

und Überschwemmungen.“ Und dort wo Pinien<br />

und Eukalyptusbäume die Eichenvegetationen<br />

abgelöst haben, lodern heute<br />

während der Sommerhitze Waldbrände.<br />

„Korkwälder können nicht abbrennen; die<br />

Rinde, also der Kork, ist resistent gegen<br />

Flammen.“ Er zieht ein großes Foto aus seiner<br />

ledernen Umhängetasche, das einen<br />

Streifen grünenWaldes zeigt,hinter dem sich<br />

eine endlose Sandwüste bis zum Horizont erstreckt.„Das<br />

sind Korkeichen in Tunesien und<br />

sie stoppen die Ausbreitung der Wüste.“<br />

Als Santos Silva und ihre Mitstreiter den<br />

Korkeichenwald von Coruche wieder verlassen,<br />

dauert es nur wenige Minuten, bis<br />

sich auch der Adler wieder erhebt. So lange<br />

der Korken noch knallt, wird er auch in Zukunft<br />

seine Kreise unter dem blassblauen<br />

Himmel des Alentejo ziehen können.<br />

www.forestfinance.de FF15<br />

Titel


Titel<br />

Japans Wald: Strahlender Filter<br />

Wer bislang an Japan dachte, dachte meist an die Millionenstadt Tokio, Wolkenkratzer und High-Tech. Seit dem<br />

11. März <strong>2011</strong> kommen Atomkraftwerke und Reaktorkatastrophen dazu. Doch Japan hat auch eine andere Seite.<br />

Ganze 70 Prozent des 377835 Quadratkilometer großen Inselstaates sind bewaldet – immerhin 39 Prozent mehr<br />

als in Deutschland. Und genau dieser Wald kann Japan helfen, die Folgen der radioaktiven Strahlung zu mildern.<br />

Diese Pinie steht am Towada-See, im Nordosten Japans, der Region, die vom<br />

Erdbeben und Tsunami am stärksten betroffen ist. Foto: Joka2000/Wikipedia<br />

Japans Wälder hatten bislang Glück. Sie blieben stehen, weil einerseits<br />

große Teile des Landes gebirgig und wenig besiedelt<br />

sind und andererseits die Grundfläche Japans nicht ausreicht, um<br />

großflächig Viehzucht und Futterproduktion zu betreiben. Das führte<br />

dazu, dass Japaner sich seit jeher überwiegend von der Fischerei<br />

ernähren. Und so wachsen dort, wo andernorts Flächen der Viehzucht<br />

geopfert wurden, heute dichte Wälder. Zudem ist Japanern<br />

ihr Wald wertvoll: Für fast jeden Baum, der gefällt wird, steht dafür<br />

bald ein neuer an seiner Stelle.<br />

Jetzt ist Japan, tragischerweise zum zweiten Mal in seiner Geschichte,<br />

mit einer nuklearen Katastrophe konfrontiert, wieder mit<br />

dramatischen Folgen für die Menschen, vor allem in und rund um<br />

Fukushima. Auch ins Meer ist kontaminiertes Wasser geflossen. Aber<br />

wie wirkt sich die radioaktive Strahlung eigentlich auf den Wald<br />

im Norden Japans, um Fukushima aus?<br />

Sicher ist nur: Der Unfall, der sich vor genau 25 Jahren im April 1986<br />

im Atomkraftwerk Tschernobyl ereignete, hat bis heute Auswirkungen<br />

auf den Wald – auch bei uns in Deutschland. Immer noch<br />

sind hierzulande viele Wildtiere und Pilze stärker radioaktiv belastet<br />

als landwirtschaftliche Produkte. Das gilt vor allem für den<br />

Bayerischen Wald, der aufgrund starken Regens damals deutlich<br />

stärker kontaminiert wurde als die Wälder im Norden.<br />

Wald bewahrt – auch die Strahlung<br />

Generell bindet Wald Stoffe aus der Atmosphäre – gute und<br />

schlechte. Das eigentlich ungiftige Treibhausgas Kohlendioxid<br />

ebenso wie radioaktive Teilchen. Dass Waldbeeren und Wildschwein<br />

stärker kontaminiert sind als Kartoffeln und andere<br />

Feldfrüchte, liegt auch an der Beschaffenheit des Bodens. Im Vergleich<br />

zu Ackerböden sind Waldböden sauer und werden nicht mechanisch<br />

bearbeitet. Radioaktives Cäsium wird hier rascher über<br />

die Wurzeln der Bäume und Pflanzen aufgenommen und gelangt<br />

dann durch herabfallendes Laub wieder zurück in die oberen Bodenschichten.<br />

Damit verbleibt es im Waldkreislauf, statt in tiefere<br />

mineralische Schichten zu wandern – und das für sehr lange Zeit.<br />

Noch heute rät das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) darum<br />

Pilzesammlern zur Vorsicht. „Wenn Wildbret oder wild wachsende<br />

Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche<br />

Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar.<br />

Wer seine persönliche Belastung verringern möchte, sollte auf<br />

den Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze<br />

verzichten”, so das BfS auf seiner Website.<br />

Diese Schadstoffbindung des Waldes hat aber auch sein Gutes:<br />

Wäre die Region um Tschernobyl nicht so stark bewaldet gewesen,<br />

hätte der GAU noch schlimmere Konsequenzen haben können. Denn<br />

als radioaktive Senke verhindert er eine Ausbreitung der Strahlung.<br />

Wie stark dieser Effekt in Japan zum Tragen kommt, werden wir erst<br />

in einigen Jahren erfahren. Noch wagen Experten kaum, eine Vorhersage<br />

zu treffen, wie der Wald sich nach der Katastrophe entwickeln<br />

wird und welche Rolle er bei deren Bewältigung spielt. Orientieren<br />

können sie sich nur an den Erfahrungen in und mit Tschernobyl.<br />

Welche das sind, können Sie in einem ausführlichen Artikel<br />

mit dem Titel „25 Jahre Tschernobyl – was ist geblieben?“ lesen. Er<br />

erschien im aktuellen ForschungsReport, dem Wissenschaftsmagazin<br />

des Senats der Bundesforschungsinstitute, das Sie hier<br />

www.bmelv-forschung.de/index.php?id=1078 herunterladen können.<br />

Kristin Steffan, ForestFinance-Redakteurin, recherchierte zum Thema Radioaktivität und Wälder.<br />

16 FF www.forestfinance.de


Wälder Wald & Klima und Klima – Erst – Helden, Opfer dann Opfer, Ursache?<br />

Täter?<br />

Sir Nicolas Stern beschrieb bereits 2006 in seinem<br />

Stern-Report, dass die Entwaldung für fast ein Fünftel<br />

der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Sie setzt mehr<br />

klimabelastende Gase frei als Flugzeuge, Autos, Schiffe<br />

und Züge zusammen. Insgesamt gilt die Vernichtung der<br />

Wälder als weltweit zweitgrößte Ursache für den Klimawandel.<br />

Und die Entwaldung kann die Aufheizung der<br />

Atmosphäre gar aktiv beschleunigen.<br />

Fakt ist, dass Bäume zunehmend an den unterschiedlichsten Emissionen<br />

leiden, dass viele daran sterben und dadurch CO 2 freigesetzt<br />

wird. Fakt ist auch, dass der Klimawandel zu Dürren führt und<br />

diese den Wald massiv bedrohen. Wissenschafler der Universität<br />

Leeds haben zusammen mit brasilianischen Kollegen des Forschungsinstitutes<br />

IPAM herausgefunden, dass die Dürre im Jahr<br />

2010 ein massives Baumsterben im Amazonas-Regenwald auslöste.<br />

Sie schätzen, dass dadurch mehr als fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid<br />

freigesetzt wurden. Zum Vergleich: ein Spitzen-CO 2 -<br />

Verursacher wie die USA setzte 2009 diesselbe Menge CO 2 durch<br />

die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas frei.<br />

Die Dürre von 2010 war nicht die erste. Fünf Jahre zuvor spielte<br />

sich das gleiche Drama ab. Und beide Dürren werden sehr wahrscheinlich<br />

nicht die letzten sein:„Dass zwei so gewaltige Ereignisse<br />

in so kurzer Abfolge eintreten, ist extrem ungewöhnlich, stimmt<br />

aber leider mit den Klimamodellen überein, die dem Amazonas eine<br />

düstere Zukunft voraussagen“, schreibt Simon Lewis, der die Untersuchung<br />

leitete. Er ist überzeugt, dass Dürren wie 2005 und 2010<br />

als Folge des Klimawandels sich häufen werden. (Sie können<br />

seinen Bericht hier http://planetforward.ca/blog/tag/simon-lewis-uni<br />

versity-of-leeds lesen.)<br />

In den meisten Jahren jedoch absorbiert der Regenwald am Amazonas<br />

das klimaschädliche Kohlendioxid. Umso besorgter waren die<br />

So schön können Wälder in den Tropen sein – hier ForestFinance Wälder in der<br />

Nähe von Las Lajas, im Osten Panamas. Aber Wälder können mehr als nur „schön“<br />

sein: Sie können zur Stabilisierung des Klimas beitragen. Fotos: ForestFinance<br />

Forscher aus Großbritannien und Brasilien, dass sich dieser Prozess<br />

nach der Dürre ins genaue Gegenteil verkehrte und die abgestorbenen<br />

Bäume CO 2 in solchen Mengen freisetzten. Dieser„neue“ Prozess<br />

hat das Potenzial zum wahrhaft heißen Teufelskreis: Denn die<br />

Kohlendioxid-Emissionen trocknen über die Verstärkung des Klimawandels<br />

den Regenwald immer mehr aus, sodass die Wissenschaftler<br />

mit häufigeren und intensiveren Dürren rechnen, die wiederum<br />

zu noch mehr CO 2-Ausst0ß durch den Dschungel führen.<br />

Inwieweit dieser Prozess durch z.B. stärkeres Wachstum nach einer<br />

Dürre oder höheren CO 2 -Gehalt in der Atmospähre (durch den Pflanzen<br />

schneller wachsen) ausgeglichen wird ist noch ungeklärt. Die<br />

Forschung geht weiter. Jedoch: Klimawandel, Entwaldung und Feuer<br />

hält Thomas Lovejoy, Wissenschaftler am Washingtoner Heinz<br />

Centre for Science, Economics and the Environment für eine teuflische<br />

Kombination. Er befürchtet, dass Wälder infolge von Bränden,<br />

menschlicher Armut, rückläufiger Artenvielfalt und der Zunahme<br />

an CO 2-Emissionen zu savannenähnlichen Gebieten werden<br />

könnten. Diese Befürchtungen teilt der IPAM-Tropenbiologe Daniel<br />

Nepstad. Die Niederschläge seien, so seine Beobachtung, in den<br />

vergangenen vier Jahren im Südosten des Amazonasgebietes um<br />

25 Prozent zurückgegangen. Dadurch hätten sich Waldbrände auf<br />

bis zu 10000 Quadratkilometer ausbreiten können. Der dabei entstandene<br />

Qualm trocknete die Wälder noch mehr aus.<br />

Weltweites Hoffen und Bangen<br />

Auch den Wäldern der Nordhalbkugel droht Gefahr. „Seuchen,<br />

Insektenplagen und Brände sorgen dafür, dass die Region ihr Grün<br />

einbüßt“, warnt Nepstadt. Das Waldsterben – obwohl kaum noch<br />

in Medien als Schlagzeile präsent – findet statt. Mehr denn je und<br />

überall auf der Welt. Die Schlussfolgerung der Wissenschaft, namentlich<br />

von Nepstad: „Die meisten Indikatoren lassen vermuten,<br />

dass sich der Klimawandel schneller als erwartet vollzieht. Hingegen<br />

haben sich die Gegenmaßnahmen verlangsamt.“<br />

Dabei könnte der Wald Wunder wirken. Nicht nur als Kohlenstoffspeicher<br />

– Wälder speichern etwa die Hälfte des auf der Erde<br />

gebundenen Kohlenstoffs in ihrer Vegetation, sondern auch als<br />

Klimaanlage. Das gilt vor allem für Tropenwälder: Sie setzen die auf<br />

ihre Kronen einstrahlende Sonnenenergie in Wasserdampf um, der<br />

dabei hilft die Atmosphäre abzukühlen. Bleibt zu hoffen, dass Waldschutzprogramme<br />

wie REDD, die Gelder für den Waldschutz<br />

zahlen, immer besser wirken. Aber auch, dass immer mehr Wälder<br />

aufgeforstet werden – am besten in Mischwaldkulturen und so<br />

naturnah wie möglich. Da sind sich Klimaexperten einig.<br />

www.forestfinance.de FF17


Titel<br />

Länder, Menschen, Wald und Werte<br />

Wie sehen Menschen aus aller Welt den Wald? Silke Berger stellte in Panama, Mai Dung in Vietnam und<br />

Christine Sommer-Guist in Deutschland Fragen wie diese: Was ist für Sie Wald? Welche Beziehung haben Sie zu<br />

ihm? Welche Bedeutung hat er für die Welt? Dabei haben wir Menschen aus dem näheren Umfeld befragt –<br />

Freunde, Nachbarn, Kollegen – und somit keinen repräsentativen aber doch sehr interessanten Einblick erhalten.<br />

Multikulturell: An- und Einsichten<br />

Die deutsche Sicht der Dinge auf Wald und<br />

Welt scheint abgeklärt und vor allem sehr aufgeklärt.<br />

Kaum ein Interviewter stellte den Wert<br />

des Waldes infrage und jeder war sich klar,<br />

dass er selbst viel zu wenig für den Schutz der<br />

Wälder tue.Viel schlechtes Gewissen und ein<br />

Haufen romantischer, sehnsüchtiger Gefühle<br />

– zwischen dieses Polen liegen die Emotionen<br />

der Deutschen, die wir befragten. Eine davon<br />

war Corina Strenzl, aus dem idyllischen Allgäu.<br />

Sie sagt:„Im Wald kann ich die Stille genießen,<br />

dem Wind in den Bäumen zuhören, Pflanzen<br />

und Tiere beobachten und bestaunen. Hier<br />

fühle ich mich geborgen.Wald ist in gewisser<br />

Weise mein Rückzugsort vor der Zivilisation.“<br />

Diese Antwort hören wir mehrmals.Wir haben<br />

jeweils fünf Menschen aus Deutschland,Panama<br />

und Vietnam – zufällig, aber aus unserem<br />

näheren Umfeld – ausgesucht und ihnen die<br />

gleichen Fragen gestellt.<br />

Dabei fiel uns ein wesentlicher Unterschied<br />

schnell auf: Für Deutsche ist der Wald<br />

das Erholungsgebiet schlechthin. Sie lieben die<br />

Frische, die Ruhe, klare Luft und erleben das alles<br />

als Gegensatz zum technisierten, beruflichen<br />

Alltag. Den meisten ist sehr wohl bewusst,<br />

welche anderen Funktionen Wälder erfüllen:<br />

„Ohne Wälder könnten wir auf diesem<br />

Planeten nicht leben. Er ist fürs Klima, für die<br />

Atmosphäre unerlässlich“, ist Martina Kellermann<br />

überzeugt.<br />

In Panama und Vietnam sahen die von uns<br />

Befragten den Wald mehr von der praktischen<br />

Seite:„Es gibt hier viel Arbeit“,meint Don<br />

José aus Panama. „Der Wald wächst und gedeiht<br />

ständig.“ Sein Kollege José Ballestero<br />

ergänzt:„Die Arbeit im Wald,für ForestFinance,<br />

ist ein Teil von uns.Wir versuchen auf die bestmögliche<br />

Art mit dem Wald zusammenzuleben.“<br />

Diese praktische Seite des Waldes zu sehen,<br />

liegt bei den Wald-Arbeitern auf der<br />

Hand. Und alle kennen seine ökologische Bedeutung<br />

sehr genau – für das Wasser, den Boden,<br />

die Luft vor Ort und für die ganze Welt.<br />

Die wenigsten sehen im Wald aber einen Ort,<br />

an dem sie ihre Freizeit verbringen. Da unterscheiden<br />

sich Europäer von Amerikanern,<br />

aber auch von Asiaten. „Nein, ich gehe nicht<br />

oft im Wald spazieren, weil sich keiner in der<br />

Nähe befindet und ich bislang keine Zeit<br />

dazu hatte“, sagt Đào Xuân Hoàng aus Vietnam.<br />

Es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Mesoamerikanern und Südostasiaten:<br />

Sowohl in Vietnam als auch in Panama<br />

sehen die Menschen im Wald eine wertvolle<br />

Quelle für Rohstoffe wie Holz, aber auch<br />

Nahrung und Medizinpflanzen. Diese Aspekte<br />

nannte keiner der deutschen Befragten.<br />

Auch scheint den Deutschen, mit denen wir<br />

geredet haben, wenig bewusst zu sein, welche<br />

Rolle die Wälder für den Boden und Wasserhaushalt<br />

spielen. Das liegt allerdings auch an<br />

der Auswahl der Interviewpartner. In Panama<br />

und Vietnam befragten wir Menschen, die im<br />

und mit Wald arbeiten.<br />

Gemeinsam: Alle für den Waldschutz<br />

Auch wenn unsere Interviewpartner von unterschiedlichen<br />

Berufen und auf weitentfernten<br />

Kontinenten leben, haben sie alle eine Gemeinsamkeit,<br />

von der man sich wünschte,<br />

sie wäre noch weiter verbreitet.„Was kann jeder<br />

für den Schutz des Waldes tun?“ haben wir<br />

sie alle gefragt. Und die Anworten könnten<br />

nicht einstimmiger sein. Zusammengefasst:<br />

Nicht genug! „Ich würde gerne noch so viel<br />

mehr tun, als Recycling-Produkte zu kaufen<br />

und auf einen ökologischen Lebenstil zu achten,<br />

aber leider fehlen mir die finanziellen Mittel,<br />

um beispielsweise in Regenwaldschutzprojekte<br />

zu investieren“, meint Martina Kellermann.<br />

„Ich achte auf die Herkunft aller<br />

Holz- und Papierprodukte“, sagt uns Corina<br />

Strenzl. „Aber mehr kann ich im Alltag nicht<br />

tun.“ Andi Castillo aus Panama meint dazu:<br />

„Die Kinder müssen in der Schule lernen, dass<br />

der Dschungel wertvoll ist. Wir müssen ihnen<br />

bewusst machen, was uns der Wald schenkt<br />

und gibt.“ In Vietnam sieht man das ähnlich.<br />

Phùng VănHiển sagt:„Um den Wald richtig zu<br />

schützen, müssen die Menschen ausreichend<br />

Wissen über den Wald haben. Sobald sie sich<br />

der Bedeutung des Waldes bewusst sind,werden<br />

die Menschen ihn schützen.“ Im Land, das<br />

im 20. Jahrhundert von Krieg und Armut zerstört<br />

wurde,ist den Menschen schmerzlich bewusst,<br />

wie zerstörerisch Wind und Wasser an<br />

Böden wirken, wenn es keine Wälder gibt, die<br />

sie schützen.<br />

Und so waren sich alle einig, dass Wälder<br />

wieder aufgeforstet werden müssen und alle<br />

Pflanzen und Tiere, die darin leben, menschlichen<br />

Schutz brauchen.<br />

Einzigartig: Magie im Wald<br />

Zwar verbinden auch viele Deutsche mit<br />

Wald Märchen und fantasievolle Geschichten.<br />

Die haben aber meist einen unangenehmen<br />

pädagogischen Beigeschmack – siehe<br />

Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel. In<br />

Panama hingegen erzählt man sich Geschichten<br />

von Gespenstern und Zwergen, die<br />

in Wäldern leben. „Ich habe noch keine persönlich<br />

gesehen, aber es wird gesagt, dass es<br />

kleine Personen sind, mit langen Beinen, Kleidung,<br />

Schuhen aus Gold und langen Fingernägeln.<br />

Sie sind Millionäre, holen das<br />

Geld aus der Bank, ohne dass jemand es bemerkt,<br />

weil man sie ja nicht sehen kann. Sie<br />

sind nur ein Geist“, erzählt uns Belisario Rodriquez.<br />

Wie gerne würden wir sie mal<br />

sehen, die Millionäre aus dem Regenwald!<br />

Vieleicht könnten sie ihre Schuhe aus Gold<br />

und ihr Geld dem Wald und dessen Schutz<br />

spendieren. Im Märchenwald wär’s möglich.<br />

18 FF www.forestfinance.de


Martina Kellermann singt an der Oper Bonn, hat<br />

zwei Kinder und musste früher mit ihren Eltern viel<br />

durch die Alpen wandern: „Da mochte ich den Wald<br />

nicht so gerne, inzwischen mag ich ihn sehr.“<br />

Foto: privat<br />

> Đào Xuân Hoàng sieht vor allem die nützlichen<br />

Seiten des Waldes: „Der Wald beeinflusst mein<br />

Leben in vieler Hinsicht. Die Wälder sind essentiell<br />

für uns – ohne sie hätte die Industrie kein Holz zur<br />

Weiterverarbeitung“. Foto: Mai Dung<br />

Roberto Ruiz hat seine große Liebe zum Beruf gemacht:<br />

Als Förster kann er jeden Tag im Wald sein,<br />

dem Ort, der für ihn der sicherste und schönste der<br />

Welt ist. Er macht bei ForestFinance ein Praktikum im<br />

Rahmen eines Trainee-Programms bei der Deutschen<br />

Landwirtschafts-Gesellschaft, DLG. Foto: privat<br />

> Andi Castillo arbeitet für ForestFinance. „Für mich<br />

ist der Dschungel wie ein Ort aus einer anderen<br />

Welt, in der wir das Zusammenleben nicht verstehen;<br />

eine Welt die wir nicht kennen, die voller Überraschungen<br />

steckt und etwas Magisches hat.“<br />

Foto: Silke Berger<br />

> Corina Strenzl lebt in Kaufbeuren und arbeitet als<br />

Übersetzerin in einem Industrieunternehmen. „Ich<br />

bin jede freie Minute draußen, in den Bergen. Im<br />

Wald erhole ich mich am besten.“ Foto: privat<br />

> Phùng VănHiển lebt im Norden Vietnams und<br />

bringt die Bedeutung des Waldes auf den Punkt:<br />

„Wir brauchen den Wald, weil wir Sauerstoff zum<br />

Atmen brauchen. Wir können ein bis drei Tage ohne<br />

Nahrung überleben, aber nur ein paar Minuten<br />

ohne Luft zum Atmen.“ Foto: Mai Dung<br />

> Belisario Rodriquez arbeitet seit 2007 für Forest-<br />

Finance in Panama. Er hat zwei Kinder und rät ihnen,<br />

im Wald stets wachsam zu sein. „Es gibt viele gefährliche<br />

Dinge im Wald, wie Raubtiere und Schlangen.“<br />

Foto: Silke Berger<br />

„In Südamerika sterben Menschen für den Wald!“<br />

Es ist Leidenschaft pur: Roberto Ruiz liebt den Wald und das zeigt er auch. Deswegen heben wir das Interview mit<br />

ihm heraus. Er hat viel zu erzählen, der Sohn eines Indios aus Paraguay und einer Mutter aus Peru. „Wir haben, bis<br />

ich sechs Jahre alt war, im Hoch-Urwald gelebt. Der liegt bis 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Dann wurden<br />

wir vertrieben, weil mein Vater Indianer war. Aber die Liebe zur Natur, zum Wald war geweckt. Ich wollte nur noch<br />

Bücher über die Natur lesen. Meinen Vater bat ich, mir Geschichten zu erzählen. Er berichtete von 30 Meter langen<br />

Schlangen, von geheimnisvollen Wesen und Zauberei. Ich beschloss nach der Schule Forstwirtschaft zu studieren.<br />

Für mich ist Wald ein sehr komplexes Ökosystem, das man nie ganz verstehen kann. So wachsen zum Beispiel im<br />

Urwald Bäume, die nicht wachsen. Innerhalb von 30 Jahren sind sie keinen Zentimeter gewachsen. Wie kann das<br />

sein? Es gibt keine Erklärung. Diese Komplexität fasziniert mich.“ Es gab im Gespräch noch unzählige Beispiele<br />

für Waldwunder jedweder Art. Wir haben hier noch Platz für eines: „Vor fünf Jahren war ich mit 32 Studenten im<br />

Urwald und wir haben einen mehr als 1000 Jahre alten Baum umarmt. Wir mussten uns dafür alle an den Händen<br />

fassen, und konnten den Stamm doch nur mit Mühe umarmen. Als der Baum gefällt wurde, entdeckte man in<br />

seiner Krone drei neue Orchideenarten.“ Ruiz kann nicht verstehen, dass sein Heimatland so wenig für den Waldschutz<br />

tut. „Perus Umweltministerium wurde vor drei Jahren mit Hilfe aus Deutschland ins Leben gerufen. Aber die<br />

Probleme bekommen sie nicht in den Griff. Firmen in Peru halten Menschen wie Sklaven und zerstören die Umwelt.<br />

Sie lassen Menschen in Kohleminen unter so schlechten Bedingungen arbeiten, dass sie eine Lebenserwartung von<br />

30 Jahren haben. Wenn den Unternehmern ein Menschenleben so wenig bedeutet, kann man sich vorstellen,<br />

welchen Stellenwert Natur für sie hat. Nur die indigene Bevölkerung versteht, wie wertvoll Wald ist, denn sie lebt<br />

von ihr. Wald ist ihre Heimat.“<br />

Und welcher Wald der Welt ist Ihr Lieblingswald, Herr Ruiz? „Der Wald im größten Naturschutzgebiet<br />

Perus, in Pacaya-Samiria. Da würde ich am liebsten leben, Tag und Nacht.“ Haben Sie denn keine Angst? „Nie.<br />

Der Wald ist der sicherste Ort der Welt.“<br />

www.forestfinance.de FF19<br />

Titel


Titel<br />

Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />

Wunderbare Welten tun sich da auf – es gibt zurzeit unglaublich viele Bücher, Filme und unheimlich gute<br />

Websites zum Thema Wald. Hier können wir Ihnen davon eine kleine wie feine Auswahl bieten. Aber Lese- und<br />

Linktipps finden Sie auch immer in unserem Newsletter – in allen kommenden wie in den archivierten auf<br />

www.forestfinance.de<br />

Tierfilmer Jan Haft filmt eine Bache bei der Futtersuche auf einer Waldlichtung.<br />

Tony Rodd & Jennifer Srackhouse, München,<br />

blv, 2009,ISBN: 379-3-8354-0273-7,12,95 €(D)<br />

Wissen neu erleben: Bäume<br />

Hier können Sie den Wald dank lauter Bäumen sehen<br />

und verstehen. Das Buch behandelt alle ihre<br />

Aspekte: Biologie,Verbreitung, Nutzung, ihre Gefährdung<br />

bis hin zu den notwendigen Schutzmaßnahmen.<br />

Sie erfahren vieles über die Formen<br />

und Funktionen des Stammes, der Zweige, Blätter<br />

und Blüten und sehen sie zusammen mit ihren<br />

tierischen Bewohnern in Bildern und Farben, wie<br />

man sie nur selten zu Gesicht bekommt.<br />

Im Kapitel „Lebensgemeinschaften“ lernen Sie sogar,<br />

wie aus Bäumen Wälder werden, wo sie wie<br />

heißen und anschließend, wie sie die Geschichte<br />

der Menschheit prägten.<br />

Drei Jahre Produktionszeit, 50 Drehorte in<br />

Deutschland, Österreich und Dänemark,<br />

150 Stunden Rohmaterial, 150 Zeitlupen<br />

mit speziellen HD-Zeitlupen-Kameras, 350<br />

Zeitraffer mit vier digitalen Fotoapparaten,<br />

400 Drehtage – haben sich gelohnt. Herausgekommen<br />

ist dabei ein Naturfilm, an<br />

dem man sich nicht satt sehen kann.<br />

„Mythos Wald“ erzählt die Geschichte<br />

von Wäldern, wie sie noch nie zuvor erzählt<br />

wurde. Zwar haben wir mit der Ausrottung<br />

der großen Pflanzenfresser wie Bison<br />

und Auerochse ein Biotop verloren, das artenreicher<br />

war als jedes andere in Mitteleuropa,<br />

aber der Film zeigt uns, wir wir das<br />

Paradies, das wir einst verloren, zurückgewinnen<br />

können. Denn noch immer ist der<br />

Wald der Lebensraum für eine Vielzahl an<br />

Tier- und Pflanzenarten, die Bühne für die<br />

großen und kleinen Dramen der Natur: Sie<br />

können zusehen, wenn im Frühjahr die<br />

Füchse unter der Erde ihre Jungen bekommen<br />

und wie die verspielten Welpen der<br />

Füchse ihren Bau verlassen oder einer Wildschweinrotte<br />

folgen.<br />

„Mythos Wald“ dokumentiert aber nicht<br />

nur erstaunliches Tierverhalten, sondern<br />

macht das Unsichtbare sichtbar: sehr lange<br />

Zeitraffer, extreme Zeitlupen und neue Makrooptiken<br />

zeigen Phänomene, die dem<br />

menschlichen Auge sonst verschlossen bleiben.<br />

So sieht man den Tanz der Lebermoose<br />

oder wie der Blütenstaub der Haselnuss<br />

durch den Wald weht.<br />

Den Film „Mythos Wald. Ein Paradies für Pflanzen<br />

und Tiere” können Sie im NDR-Shop bestellen. Sie<br />

finden ihn auf www.ndrshop.de/dvd/4017 oder auf<br />

www.polyband.de. Die DVD mit der Laufzeit von ca.<br />

90 Minuten, kostet 16,45 Euro und als Blu-Ray 19,95<br />

Euro.<br />

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Foto: NDR/Nautilus Film 2008/NDR Naturfilm


Urwälder Deutschlands.<br />

Nationalparks, Naturwaldreservate und<br />

andere Schutzgebiete<br />

Georg Sperber und Stephan Thierfelder ist mit diesem<br />

Buch etwas Außergewöhnliches gelungen: Sie<br />

stellen uns Wälder vor, die vor unserer Haustür liegen,<br />

die aber die wenigsten kennen, weil wir sie<br />

gar nicht hier vermuten. So urwüchsig und wild –<br />

das passt nicht zum sonst so aufgeräumten<br />

Deutschland. Aber dieses Buch beweist es: In<br />

Deutschland gibt es 600 Naturwaldreservate und<br />

hier können Sie sie kennenlernen – vom Buchen-Nationalpark auf Rügen bis<br />

zu den Zirbenwäldern im Alpen-National-Park in Berchtesgaden.<br />

BLV Verlag, ISBN: 978-3-8354-0399-4, € (D) 29,90<br />

Das Kosmos Wald- und Forst-Lexikon.<br />

Das Standardwerk mit über 16 000<br />

Stichworten<br />

Das sind 1022 Seiten geballtes Wissen, das in vielen<br />

Jahren von Mitgliedern der Schutzgemeinschaft<br />

Deutscher Wald (SDW) gesammelt wurde. Sie haben<br />

eine kompakte Zusammenstellung der Bedeutung<br />

des Waldes in unserer Zeit, die biologischen,<br />

wirtschaftlichen, ökologischen, historischen<br />

Grundlagen und Vernetzungen akribisch erarbeitet<br />

und alphabetisch geordnet. So finden Sie<br />

unter A Erklärungen zur Aalbeere, zum Abbiss aber auch Begriffe wie „Abdrohmen“.<br />

Das ist ein „alter forsttechnischer Ausdruck aus dem 17. Jh. für<br />

das Abhauen der Baumgipfel und Zweige.“ Sie sehen: Bis zum Z finden Sie<br />

hier alles, was mit Wald zu tun hat. Stinglwagner, Haseder, Erlbeck,<br />

Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-12160-3, € (D) 49,90<br />

Ab in den Wald<br />

88 mal den Wald entdecken und erleben<br />

Die Autorin Bärbel Oftring hat mit Kopf und Herz<br />

Biologie studiert. Sie liebt Wälder und Natur und<br />

kann immer noch über die Wunder da draußen<br />

staunen. Diese Begeisterung spürt man auf jeder<br />

Seite ihre Buches, in dem sie Kinder und Erwachsene<br />

durch deutsche Wälder führt. Sie erklärt<br />

Tierspuren, erzählt von Bäumen und deren<br />

Bewohnern, so dass alle Leser – ob groß oder<br />

klein – bald die Lust verspüren, auf ihren Spuren<br />

durch den Wald zu wandeln. Kosmos<br />

Verlag, ISBN 9-783-440-125861, € (D) 9,95<br />

Tierstimmen im Wald<br />

Dieses Buch ist zusammen mit der dazugehörigen<br />

CD ein toller Naturführer. Denn viele Tiere sind im<br />

Wald für uns Menschen unsichtbar.Aber wir können<br />

sie hören und ihre Spuren entdecken. Über 110<br />

Fotos und 80 Tierstimmen helfen uns, diese richtig<br />

ein- und zuzuordnen. So lernen Sie den Wald<br />

und seine Bewohner kennen. Kosmos Verlag,<br />

ISBN 9-783-440-100912, € (D) 9,95<br />

Links<br />

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Hier sollte das Auge<br />

Informativ mal Halt machne – Alskön Land- und<br />

Hauswirtschaftlicher nenAuswertungs-<br />

und Informationsdienst<br />

wurde der „aid infodienst“ im<br />

Mai 1950 aus Mitteln des Marshallplans<br />

gegründet. Bis heute<br />

erstellt er wichtige und interessante<br />

Informationen zu den<br />

Themen Landwirtschaft, Verbraucherschutz<br />

und Ernährung<br />

– immer von Experten ihres Faches geschrieben. Zum Jahr der Wälder hat<br />

der aid ein Dossier zusammengestellt, mit Publikationen rund um Wald<br />

und Holz. www.aid.de/landwirt schaft/internationales_jahr_der_waelder.php<br />

Lehrreich – Die Schutzgemeinschaft<br />

Deutscher Wald ist ein<br />

Naturschutzverband, der davon<br />

überzeugt ist, dass Umwelt-<br />

und Waldschutz am effektivsten<br />

mit Umweltbildung<br />

erreicht werden kann. Je mehr<br />

Menschen den Wald kennen,<br />

desto eher wissen sie ihn zu<br />

schätzen. Und so bietet der SDW<br />

viel Interessantes und Fundiertes auf seinen Seiten. Besonders spannend:<br />

der interaktive Streifzug durch den deutschen Wald, auf dem Sie das Ökosystem,<br />

seine Bewirtschaftung und Hölzer erleben können. www.sdw.de<br />

Immer aktuell – Regenwald-<br />

Meldungen gibt es von OroVerde.<br />

Der Name, übersetzt in<br />

„Grünes Gold“, verdeutlicht die<br />

Bedeutung, die die Stiftung<br />

dem Regenwald beimisst. Oro-<br />

Verde wurde von renommierten<br />

Persönlichkeiten aus Wirtschaft<br />

und Naturwissenschaften<br />

gegründet, unter anderem<br />

von Prof. Dr. Wolfgang Engelhardt, Ehren-Präsident des Deutschen<br />

Naturschutzrings (DNR), des Dachverbandes der Natur- und Umweltschutzverbände.<br />

Auf der Internetseite können Sie sich über die Arbeit<br />

der Stiftung informieren, aber auch stets aktuelles Material für Vorträge<br />

oder Unterricht bestellen. www.oroverde.de<br />

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30<br />

20<br />

10<br />

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Waldwirtschaft<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

+ + + Holz – gut für die Wirtschaft, zu schade für Biomasse + + + Meldungen zu Ökonomie und Ökologie + + +<br />

Grünes Geld auf<br />

Rekordstand<br />

2010 haben die nachhaltigen Fonds in<br />

Deutschland ein neues Rekordvolumen<br />

erreicht: Insgesamt 32,42 Milliarden Euro<br />

hatten Anleger zum Jahreswechsel hier<br />

investiert. Ein Jahr zuvor hatte das gesamte<br />

Fondsvolumen noch bei 30,08 Milliarden<br />

Euro gelegen. Mittlerweile können die<br />

Anleger zwischen 304 in Deutschland zu -<br />

ge lassenen Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />

Ethik und Erneuerbare Ener gie<br />

auswählen. Ende 2009 waren es erst 279.<br />

Zu den Fonds zäh len Aktien-, Renten-,<br />

Misch- und Dachfonds, Mikrofinanzfonds<br />

und ETFs (börsengehandelte Fonds). Der<br />

beste aller nachhaltigen Fonds war 2010<br />

ein Aktienfonds, der ein Plus von 38,2 Prozent<br />

verbuchte.<br />

Konventionelle Aktienfonds legten 2010<br />

ebenfalls stark zu. Die deutsche Fondsbranche<br />

feierte sogar eines der besten Jahre<br />

ihrer Geschichte, schreibt das Handelsblatt.<br />

Knapp 90 Milliarden Euro investierten<br />

die Anleger. Nachhaltige Geldanlagen müssen<br />

sich also fast verdreifachen, um dieses<br />

Niveau zu erreichen. Dafür müsste aber<br />

ein schnelleres und gründlicheres Umdenken<br />

stattfinden, als es momentan der Fall ist.<br />

Nachhaltige Geldanlagen<br />

Mrd € 0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Deutsche Forst- und Holzwirtschaft macht mehr<br />

Umsatz als Maschinenbau<br />

Der Cluster Forst und Holz Deutschland war 2010 insgesamt durch rund zwei Millionen<br />

Waldbesitzer, circa 185000 Betriebe, über 1,3 Millionen Beschäftigte und einen Umsatz<br />

von ungefähr 181 Milliarden Euro gekennzeichnet. Somit weist die deutsche Forst- und<br />

Holzwirtschaft eine deutlich größere arbeitsmarktpolitische und volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung auf als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des<br />

Wald-Zentrums in Kooperation mit dem Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoff<br />

verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige e.V. Sie führen seit<br />

2004 die sogenannte Clusterstudie Forst- und Holzwirtschaft für die Bundesrepublik<br />

Deutschland durch.<br />

Zu dem Cluster Forst und Holz gehören Holz be- und verarbeitende Industrie, Holzhandel<br />

und -transport ebenso wie alle Zulieferer. Hinzu kommen Forst- und Papierwirtschaft,<br />

Verlags und Druckeigewerbe. Ihre herausragende sozioökonomische Bedeutung<br />

wird besonders im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen deutlich, welche in<br />

Deutschland landläufig als be sonders wichtig erachtet werden. So weist der Cluster<br />

Forst und Holz mehr Beschäftigte und einen größeren Umsatz auf als zum Beispiel im<br />

Maschinenbau (etwa 870000 Be schäf tigte, 142,7 Mrd. Euro Umsatz), in der Elektroindus<br />

trie (etwa 810000 Beschäftigte, 162,8 Mrd. Euro Umsatz) oder in der chemischen<br />

Industrie (etwa 460000 Beschäftigte, 135,8 Mrd. Euro Umsatz).<br />

Die neuen Erkenntnisse können wesentlich dazu beitragen, das bisherige Selbstverständnis<br />

der Branche zu revidieren, neue und effektivere Formen der Selbstorganisation<br />

zu finden sowie die eigenen Positionen erfolgreicher in der Außendarstellung<br />

gegenüber Politik, Medien und Gesellschaft zu vertreten. Ein Clustermanagement<br />

könnte wesentlich dazu beitragen, diesen wichtigen Wirtschaftsbereich mit seinen vielfältigen<br />

gesellschaftlichen Leistungen nachhaltig zu erhalten sowie konkurrenz- und<br />

damit zukunftsfähig weiterzuentwickeln.<br />

Die Studie finden Sie hier: www.wald-zentrum.de/index_innen.php?unav=projekte&subnav<br />

=aktuelle&seite=clusterstudie_deutschland.html<br />

Cluster Forst und Holz<br />

Maschinen- und Anlagebau<br />

Elektroindustrie<br />

Automobilindustrie<br />

Ernährung und Tabak<br />

Chemie und Pharmazie<br />

Kunststoff und Gummi<br />

Textil und Kleidung<br />

IT und Telekommunkation<br />

Stahl und Metall<br />

Bio- und Gentechnologie<br />

Beschäftigte in Mio:<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Beschäftigte im Cluster Forst und Holz Deutschland im Vergleich mit ausgewählten Branchen (Cluster Forst<br />

und Holz hier ohne Zuliefererindustrie, verschiedene Bezugsjahre und Quellen; Vergleichsbranchen; Bezugsjahr<br />

2004, Quelle Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, 2005).<br />

24 FF www.forestfinance.de


Hölzer der Welt in der Hamburger Xylothek<br />

Wenn Sie nicht wissen, was eine Xylothek ist, denken Sie einfach an eine Bibliothek und<br />

statt der Bücher nehmen Sie Holz. Denn in einer Xylothek stehen in den Regalen Holzproben<br />

aus aller Welt. Eine solche wissenschaftliche Holzsammlung mit mehr als 26000 gelisteten<br />

Holzmustern ist die Xylothek im Hamburger vTI-Institut für Holztechnologie und Holzbiologie.<br />

Sie ist eine der größten der Welt.<br />

Die Muster dienen als Referenz, wenn es darum geht, unbekannte Hölzer oder Holzprodukte<br />

zu bestimmen. Die nahezu täglichen Anfragen stammen aus allen Bereichen<br />

des Holzhandels, der Holzverwendung und Warenkontrolle: so zum Beispiel Zoll- und<br />

Naturschutzbehörden (Kontrolle illegal eingeschlagener Hölzer), Holzhandelsunternehmen<br />

(Aufklärung von Falschdeklarationen) bis hin zum privaten Verbraucher, der<br />

sichergehen möchte, ob das von ihm bestellte Meranti-Fenster auch tatsächlich aus<br />

Meranti besteht. Die Experten am vTI können mithilfe der Referenzhölzer aus ihrer Xylothek<br />

zweifelsfrei aufklären, um welche Holzart es sich handelt.<br />

Sie finden die Spezialisten hier: www.vti.bund.de.<br />

Holzwerkstoffindustrie gegen Holzverbrennung<br />

zur Energiegewinnung<br />

Immer mehr industriell nutzbares Holz verschwindet in Biomassekraftwerken sowie<br />

gewerblichen und privaten Feuerungsanlagen. Jetzt warnen Holzwerkstoffproduzenten<br />

vor der Gefährdung von Arbeitsplätzen und Klimazielen durch das unkontrollierte<br />

Verheizen des wertvollen Werk- und Baustoffes. Der Europäische Holzwerkstoffverband<br />

EPF mit dem Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) fordert von der Politik<br />

faire Wettbewerbsbedingungen zwischen stofflicher und energetischer Holzverwendung.<br />

VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein: „Die staatlichen Subventionen und<br />

Steuererleichterungen für das Verheizen von Holz unter dem Modebegriff ‘Biomasse’<br />

sind verantwortungslos. Sie gefährden die Rohstoffversorgung von Holzhandwerk und<br />

Holzindustrie und bedrohen florierende Standorte und Arbeitsplätze.“<br />

Nach Szenarien der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO droht Europa ab 2020 eine<br />

dramatische Holzverknappung. Sie schätzt die jährliche Unterversorgung auf 430 Millionen<br />

Kubikmeter Holz. Diese Fehlmenge entspräche rund 17 Millionen Güterwagen mit<br />

Holzstämmen; ein Zug, der viermal um die Erde reichte. EPF und VHI plädieren daher für<br />

eine Kaskadennutzung: Holz und Holzabfälle sollen über möglichst viele Verwertungsstufen<br />

stofflich genutzt werden. Am Ende der Verarbeitungs-, Recycling- und Verwertungskette<br />

könne Holz dann verbrannt werden. Mehr Informationen erhalten Sie auf<br />

www.holz-verantwortung.de<br />

ForestFinance-Mitarbeiter Andreas Schnall<br />

testet bei Forstarbeiten in Panama das Solarladegerät<br />

von Sunload.<br />

Hab Sonne im Herzen,<br />

Wald und Rucksack<br />

In Panama hatte der ForestFinance-<br />

Forstingenieur Andreas Schnall zwei<br />

Solar Module der Fima Sunload im<br />

Gepäck. Er wollte das Sunload Solar Pack<br />

Smart Power 6Wp sowie das Sunload<br />

Solar Pack Notebook Power 62Wp bezüglich<br />

ihrer Anwendungsmöglichkeiten im<br />

Forst testen. Solarzellen bieten die Möglichkeit,<br />

Energie ohne CO 2-Ausstoß zu<br />

erzeugen und diese auch überall einsetzen<br />

zu können. Hier nun die Testergebnisse im<br />

Überblick:<br />

Einsatzbereiche: Die Haupteinsatzmöglichkeit<br />

sieht Andreas Schnall bei längeren<br />

Touren beziehungsweise Expeditionen in<br />

Regionen, wo man kaum Stromquellen<br />

findet. Vor allem in sehr sonnigen Gebieten<br />

sind Solarladegeräte als eine Notstromversorgung<br />

eine gute Lösung. In<br />

Ländern mit einer guten Stromversorgung<br />

ist der Einsatz eher umständlich.<br />

Verarbeitung: Sehr gut verarbeitet; alle<br />

Anschlüsse sind stabil, was eine Verwendung<br />

im Wald und bei widrigen Bedingungen<br />

ermöglicht.<br />

Preis: Mit 249 Euro (Sunload Solar Pack<br />

Smart Power 6Wp) sowie 998 Euro (Sunload<br />

Solar Pack Notebook Power 62Wp)<br />

sind die beiden Geräte im Vergleich zu<br />

ähnlichen Objekten in der oberen Preisklasse<br />

anzusiedeln. Beziehen können Sie<br />

die Geräte über www.sunload.de<br />

Waldwirtschaft<br />

www.forestfinance.de FF 25<br />

Foto: vTI/HTB<br />

Foto: ForestFinance


Waldwirtschaft<br />

Das Holz, das aus dem Wasser kam<br />

Im Brokoponomeer-Stausee in Surinam<br />

stehen seit mehr als 50 Jahren Bäume<br />

unter und über Wasser.<br />

Foto: F. W. Barth & Co. GmbH<br />

Im internationalen Holzhandel hat<br />

seit den letzten Jahren ein neues<br />

Sortiment „Stauseeholz“ große<br />

Schlagzeilen gemacht. Durch die<br />

Entwicklung von neuen Techniken<br />

ist es möglich geworden, große<br />

Holz vorräte in Stauseen zu erschlie -<br />

ßen und zu ernten, die seit mehreren<br />

Jahrzehnten unter Sauerstoffabschluss<br />

im Wasser lagern. Im<br />

Fach handel sind bereits erste Kontin<br />

gente an Werthölzern aus dem<br />

Brokopondomeer-Stausee (Suri -<br />

nam) erhältlich, die mit unveränder<br />

ten Holzeigenschaften beworben<br />

werden.<br />

Dieser See wurde vor 50 Jahren<br />

aufgestaut. Mit einer Fläche von<br />

1 500 Quadratkilometern hat er et -<br />

wa die dreifache Größe des Bodensees. Da vor der Flutung der Urwald<br />

nicht gerodet wurde, stehen heute nahezu zehn Millionen<br />

Kubikmeter Holz im See. Die Ernte dieses wertvollen Rohstoffreservoirs<br />

führt die kostbaren Hölzer einer langfristigen und sinnvollen<br />

Verwendung zu.<br />

Holz mit guten Eigenschaften<br />

Erste praktische Erfahrungen zeigen, dass sich die Holzeigenschaften,<br />

insbesondere das Stehvermögen der Hölzer, verbessert<br />

haben, was mit einem Abbau der wuchsbedingten Spannungen<br />

im Holzgewebe erklärt wird. Um die Qualität wassergelagerter<br />

Hölzer mit wissenschaftlichen Kennwerten zu belegen, unter-<br />

Hölzer aus Stauseen haben ganz besondere Eigenschaften – vor allem haben viele mehr Stehvermögen<br />

Spektakuläre Bilder von Bäumen, die aus Stauseen ragen oder aus den Tiefen der Gewässer geholt werden, gab<br />

es in den letzten Jahren immer wieder. Tatsächlich lohnt es sich, das Holz zu bergen und zu nutzen. Denn wie die<br />

Stauseehölzer aus Panama und Surinam beweisen: Die Wasserlagerung hat ihnen nicht geschadet. Im Gegenteil.<br />

suchte das vTI-Institut für Holztechnologie<br />

und Holzbiologie im<br />

Rahmen eines interdisziplinären<br />

Forschungsvorhabens die Holzeigenschaften<br />

und die natürliche<br />

Dauerhaftigkeit der Holzarten Andiroba,<br />

Cumarú und Pakoeli/Bacuri.<br />

Die ausgewählten Hölzer wurden<br />

nach über 40 Jahren „Unterwasser<br />

lagerung“ aus dem Gatúnsee<br />

(Panama) und Brokopondomeer-<br />

Stausee (Surinam) „geerntet“ und<br />

analysiert. Die genauen Ergebnisse<br />

finden Sie auf www.vti.bund.de/de/<br />

startseite/institute/htb/projekt-desmonats/<br />

stausee hoelzer /ergebnisse.html.<br />

Unternehmer wie Christopher Godsall,<br />

Präsident der kanadischen Firma<br />

Triton Logging, profitieren aber<br />

schon lange von dem Stauseeholz.<br />

Weltweit gibt es mehr als<br />

45 000 Stauseen, die mindestens<br />

15 Meter tief sind. In vielen stehen<br />

nahezu ganze Wälder. Godsall<br />

schätzt die Fläche auf 35 000 Quadratkilometer.<br />

Er hat die Erfahrung<br />

gemacht, dass das Bäumefällen<br />

nicht mehr als der Einsatz vergleich -<br />

barer Waldmaschinen an Land kostet<br />

und dass sich das Unterwasserholz<br />

gut verkaufen lässt. Denn am<br />

Grund der Seen sind die Bäume<br />

über Jahrzehnte hinweg intakt geblieben, gut abgeschirmt vor Borkenkäfern<br />

und Luftsauerstoff, ohne den Fäulnisbakterien das Holz<br />

nicht angreifen können. „Unser Holz hat eine außergewöhnliche<br />

Qualität“, wirbt Godsall. Denn selbst wenn es schlagfrisch aus dem<br />

See zum Sägewerk geliefert wird, ist es schon gut abgelagert. Möbelfirmen<br />

schätzen das Holz, weil es fester ist und Farben und Lacke<br />

besser annimmt als vergleichbare Hölzer.<br />

Kritik am Unterwasser-Kahlschlag gibt es bislang nicht. Umweltschutzverbände<br />

sehen darin vielmehr eine Möglichkeit, die<br />

negativen Auswirkungen der herkömmlichen Holzwirtschaft zu<br />

mindern. Denn für jeden Baum, der aus seiner feuchten Versenkung<br />

geholt wird, muss an Land ein Baum weniger fallen.<br />

26 FF www.forestfinance.de


Der District Ba Chẽ galt lange Zeit als eine<br />

der ärmsten Regionen in der vietnamesischen<br />

Provinz Quang Ninh. Für die Menschen<br />

hier bedeutete die Isolation der ländlichen<br />

Region ein schier unlösbares Problem.<br />

Schlechte Straßen erschwerten der Bevölkerung<br />

den Zugang zu Märkten oder zu Gesundheitsdiensten.<br />

Die Armut hatte aber<br />

auch zerstörerische Auswirkungen auf die<br />

Umwelt: Da die Bauern kaum von der Landwirtschaft<br />

leben konnten, holzten sie bestehende<br />

Urwälder ab, was ihnen allerdings<br />

nur kurzfristig aus der Misere half. Ihr<br />

jährliches Einkommen pro Kopf entsprach<br />

rund 160 Dollar und war damit halb so hoch<br />

wie der des Landesdurchschnitts.<br />

Die Rettung kam aus dem Wald<br />

Was für viele vor ein paar Jahren bloße Utopie<br />

war, ist heute Realität: Ba Chẽ hat sich<br />

verändert – und ist zum blühenden Paradebeispiel<br />

nachhaltiger und wirtschaftlicher<br />

Entwicklung geworden. Mittlerweile gibt es<br />

eine Vielzahl mehrstöckiger Wohnhäuser,<br />

was eine Besonderheit für die Region darstellt.<br />

Marktneue Autos fahren auf modernen<br />

Straßen, die Arbeitslosigkeit ist stark<br />

zurückgegangen und sogar die Ernten der<br />

Reisbauern sind durch den dank der Wälder<br />

verbesserten Wasserhaushalt ertragreicher<br />

geworden. Aber nicht nur das: Die Bäume<br />

brachten auch Wohlstand. Đàm Minh Sơn,<br />

Leiter der Abteilung für Agrarwirtschaft<br />

und Ländliche Entwicklung in Ba Chẽ, ist<br />

überzeugt: „Allein die Aufforstung hat Ba<br />

Chẽ so verändert.“ Die Entscheidung des vietnamesischen<br />

Staates, stärker in Aufforstungsprojekte<br />

zu investieren, war der<br />

Schlüssel zum Glück, erklärt er. In staatstreuem<br />

und landestypischem Duktus klingt<br />

das so: „Alles hat sich geändert, als der Beschluss<br />

1602, die Forstwirtschaft mit Setzlingen<br />

zu unterstützen, sowie der Beschluss<br />

4162, pro Hektar wiederaufgeforsteten Wald<br />

Wald und Wohlstand<br />

Wie die Holzwirtschaft in Vietnam eine ganze Region verändert<br />

Wald ist Gold wert? In diesem Fall schon: Aufforstungsprojekte und Holzwirtschaft verwandelten die von Armut<br />

geprägte Region Ba Che ˜ zu einem aufstrebenden Wirtschaftsstandort. Inzwischen kommen viele Menschen<br />

hierher, um sich ein Beispiel an nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung zu nehmen.<br />

Waldarbeiter verladen in Ba Che entrindete Akazien-Stämme auf einen Laster, um sie in ein Sägewerk zur Holzhackschnitzel-Produktion<br />

zu bringen. Foto: ForestFinance/Andreas Schnall<br />

ein bis zwei Millionen Vietnamesische Dong<br />

(VND) zu zahlen, in Kraft traten.“<br />

Mit den laufenden und geplanten Aufforstungen<br />

gehen Klimaschutz, Armutsbekämpfung<br />

und Biodiversitätserhalt Hand<br />

in Hand. Doch genauso wenig, wie alles Gold<br />

ist, was glänzt, ist alles gut, was mit Wäldern<br />

passiert. Es kommt, wie so oft, auf die Art<br />

und Weise an.<br />

Um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen,<br />

ist es auch heute noch besonders wichtig,<br />

die Armut zu bekämpfen. Denn sie ist die<br />

größte Bedrohung für die langfristige und<br />

ökologische Bewirtschaftung der Wälder.<br />

Wenn aus Not Bäume zu früh oder zu häufig<br />

gefällt werden, zerstört das nicht nur die<br />

Umwelt, sondern birgt auch die Gefahr,<br />

dass die Armut, die Zeit ohne Wald und<br />

wertvolle Ressourcen zurückkehrt.<br />

Ein gutes Beispiel<br />

Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für technische Zusammenarbeit star-<br />

tete ForestFinance Aufforstungsprojekte<br />

in Ba Chẽ und schloss ein Kooperationsabkommen<br />

zur Aufforstung von ökologischen<br />

Mischwäldern mit dem vietnamesischen<br />

Staat und staatseigenen Forstbetrieben ab.<br />

Allein im Jahr 2009 wurden 3300 Hektar<br />

Wald aufgeforstet, der Gesamtwert der<br />

forstwirtschaftlichen Produktion erreichte<br />

fast 400 Milliarden VND. Durch ökologische<br />

Mischwaldaufforstung wird die Umwelt<br />

geschont und gleichzeitig werden Arbeitsplätze<br />

geschaffen – mit langfristigen Erfolgen<br />

für die Region.<br />

Janina Mai<br />

studiert an der Universität<br />

Bonn Germanistik<br />

und arbeitet in der<br />

Online-Redaktion von<br />

ForestFinance.<br />

Foto: privat<br />

Waldwirtschaft<br />

www.forestfinance.de FF 27


Reportage<br />

Lieber Wald<br />

als Kupfer<br />

Panama. Provinz Chiriquí. Eines<br />

der größten Kupfer- und Goldvorkommen<br />

der Welt lagert hier unter<br />

wasserreichen, bewaldeten Hügeln<br />

und Bergen. Das Land gehört den<br />

Ngöbe-Buglé Indianern und die<br />

wollen lieber Wald als eine giftige<br />

Kupfermine. Getrieben vom steigenden<br />

Kupferpreis sollte ein neues<br />

Minengesetz jetzt endlich den<br />

Rohstoffkonzernen die Ausbeutung<br />

ermöglichen. Der Plan ist am<br />

Widerstand (vorerst) gescheitert.<br />

Der Plan war gut, weil bereits in Nordame -<br />

ri ka mehrfach erfolgreich durchgezogen:<br />

Das Land, das den Indianern gehört, wird<br />

einfach in „über und unter der Erde“ eingeteilt.<br />

Das, was sich auf und über der Er -<br />

de befindet, gehört den Indianern, aber<br />

das Recht auf ihr Land – eigentlich in der Verfassung<br />

verbürgt – umfasst eben nicht,<br />

was unter der Erde ist. Mit diesem juristischen<br />

Kunstgriff haben bereits US- und<br />

kanadische Rohstoffkonzerne Schürfrechte<br />

auf Indianerland durchgesetzt. Ganz legal<br />

versteht sich.<br />

Rechtlich muss so eine Argumentations-„Krücke“<br />

her, da die verschiedenen indigenen<br />

Volksgruppen in Panama vergleich -<br />

weise groß an Zahl sind. So leben allein über<br />

120000 Ngöbe-Buglé Indiander in ihrer<br />

Comarca auf über 6500 Quadratkilometern.<br />

Zudem sind ihre traditionell bewohnten<br />

Gebie te einer Provinz gleichgesetzt und<br />

unterliegen intern sogar einer eigenen Gerichts<br />

barkeit. Der Zugang für ausländische<br />

Investoren ist ohne Zustimmung der Einwohner<br />

nicht möglich.<br />

Unter der konservativen Regierung des<br />

panamaischen Präsidenten Ricardo Martinelli<br />

sollte nun im neuen Minengesetz „gemeinschaftlich<br />

bessenes Land“ praktisch als<br />

Die Ngöbe-Buglé, auch Guaymí genannt, leisteten einen gut organisierten Widerstand. Sie leben im Norden<br />

Panamas von Ackerbau, Viehhaltung, Jagd und Fischerei und sind von einer gesunden Umwelt abhängig. Dafür<br />

sind sie bereit zu kämpfen.<br />

herrenlos bezeichnet werden – der Gemein<br />

schaftsbesitz der Indianer an ihrem<br />

Land also zur Verteilung freigegeben werden.<br />

So sollte der Regierung das Recht zufallen,<br />

zumindest Schürf- und Wasserrechte<br />

auch an nichtpanamaische Unternehmen<br />

zu verkaufen.<br />

Unter dem Wald giftiger Reichtum<br />

Die landschaftlich reizvolle Region mit zahlreichen<br />

Flüssen, die wichtig sind für die Süßwasserversorgung<br />

von fast 30 Prozent der<br />

Landfläche Panamas, ist nicht nur noch rela<br />

tiv stark bewaldet, sondern unter der Erde<br />

liegt eines der größten Kupfer- und Goldvorkommen<br />

der Welt (siehe Kasten rechts).<br />

Nun sollte nach Jahrzehnten des Hin- und<br />

Hers endlich der Weg freigemacht werden,<br />

für die Bagger der Minenkonzerne. Der<br />

Elan wurde sicher beflügelt durch die rasant<br />

steigenden Preise für mineralische Rohstoffe<br />

wie Gold und Kupfer. So hat sich der<br />

Kupferpreis nach einem Tief in den Krisenjahren<br />

2008/2009 fast vervierfacht und<br />

historische Höchststände um die 10000<br />

Dollar pro Tonne erreicht. Ähnliches gilt<br />

für Gold und andere Metalle.<br />

Gold und Kupfer werden zumeist im<br />

kostengünstigen Tagebau gefördert. Sprich:<br />

es werden gigantische Löcher gegraben.<br />

Kein Wunder, dass die gesamte geplante Abbau<br />

fläche in Chiriqui jetzt fast 1000 Quadratkilometer<br />

umfassen sollte und sogar<br />

Berge von über 1200 Meter Höhe abgetragen<br />

werden sollten.<br />

Kupfertagebau bedeutet für diese Fläche<br />

und die umliegenden tausenden Quadratkilometer<br />

aber ein hohes Risiko der totalen<br />

Vergiftung. Kupfer, Gold und andere Metalle<br />

werden im Tagebau nämlich mittels hochgiftiger<br />

Lösungen (zum Beispiel Zyanid) aus<br />

dem Gestein gelöst. In einer regenreichen Region<br />

wie Panama ist es fast sicher, dass<br />

große Teile dieser giftigen Brühen dann in<br />

das Wassersystem gelangen. Kein Wunder,<br />

dass die hauptsächlich von landwirt schaft -<br />

licher Subsistenzwirtschaft leben den Indianer<br />

von den Minenplänen nicht begeistert<br />

waren und heftigen Widerstand ankündigten.<br />

Tunesien, Ägypten, Panama?<br />

Bis auf Ausnahmen haben Indianer in Panama<br />

nicht viel zu melden. Das Land ist fest in<br />

der Hand der weißen Bevölkerung und vor<br />

allem einer handvoll alteingessener Familien<br />

europäischer Herkunft, die fast das<br />

gesamte Wirtschaftsleben beherrschen. Ob<br />

28 FF www.forestfinance.de


Banken, Fluglinien, Nahrungsmittelerzeugung<br />

oder Handel – überall stößt man auf<br />

die gleichen Finanzgruppen in panamaischem<br />

Familienbesitz, die ihre Interessen im<br />

Parlament auch gut vertreten wissen. Dennoch<br />

war Panama immer ein Hort des<br />

„Konsenses“. Größere Streikaktionen oder<br />

gar gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

waren weitgehend unbekannt. Das Land<br />

lebte friedlich von intern heftig geführter<br />

Diskussion und dann schlichter Umsetzung<br />

dessen, was die „Senatoren“ des Landes<br />

eben beschlossen haben. Einwände gar<br />

der Indianer wurden kaum gehört, weil<br />

diese auch keine Organisation hatten, um<br />

erfolgreich Widerstand zu gestalten.<br />

Umso erstaunlicher, dass jetzt nach monatelangem<br />

wohl strukturiertem Widerstand<br />

an vielen Stellen im Lande der ganze<br />

Kupfer-Plan inklusive Minengesetz auf Eis<br />

gelegt wurde. Vor wenigen Wochen verkündete<br />

Präsident Martinelli, dass die Politik<br />

auf das Volk hören müsse und die nationalen<br />

Interessen keine Umweltzerstörung<br />

erlaubten.<br />

Patriarchen an der Seite der Indianer?<br />

Tatsächlich machte das Volk und hier besonders<br />

die Ngöbe-Buglé der Regierung<br />

Die beiden Mädchen tragen die traditionelle Kleidung<br />

der Ngöbe-Buglé. Fotos: ForestFinance/Sebastian Gräfe<br />

sehr deutlich, was sie von ihrer De-facto-<br />

Enteignung halten. Demonstrationen und<br />

sogar immer wieder Sperrungen der lebenswichtigen<br />

Panamericana-Autobahn<br />

hielten die Polizei in Atem. Dem zuständigen<br />

Innenminster, der sich auf eine Demonstration<br />

traute, wurde eine Folter nach<br />

alter Ngöbe-Buglé Art angekündigt. Das war<br />

noch scherzhaft gemeint, dennoch gab es<br />

Verletzte und sogar Tote auf Seiten der Demonstranten<br />

durch Tränengaseinsatz. Über<br />

Mobilfunk und Internet wurden die Aktionen<br />

landesweit über die Grenzen der einzelnen<br />

Indianerstämme hinweg koordiniert.<br />

Zur Überraschung der Polizei, die<br />

derartige Organisation des Widerstandes<br />

nicht gewohnt war.<br />

Vermutlich war dies der entscheidende<br />

Punkt, warum die Regierung letztlich von<br />

ihren Plänen Abstand nahm. Anscheinend<br />

haben aber auch umweltbewusste einflussreiche<br />

Oligarchen aus der panamaischen<br />

Oberschicht interveniert. Nicht nur,<br />

dass eine der reichsten Familien des Landes<br />

viele Tausende Hektar Land in Chiriqui besitzt.<br />

Nein, das junge Oberhaupt der Familie<br />

gilt als „Grüner“. Gerade hat er die Fluglinie<br />

des Hauses „klimaneutral“ gestellt.<br />

Schwarz-Rote Koalition allerorten.<br />

Kupfer, Gold, Molybdän<br />

Daten und Zahlen aus Panama<br />

• Kupfer, Gold sowie Zink, Molybdän und Silber<br />

finden sich in Panama.<br />

• Das Kupferlager in Chiriqui wird auf über 1,6 Milliarden<br />

Tonnen Kupfergestein geschätzt. Der<br />

Cerro Colorado (über 1 500 Meter hoch) müsste<br />

fast komplett abgetragen werden. Bereits seit<br />

den 70er Jahren gibt es Pläne zum Abbau.<br />

• Der Abbau umfasst auch die Quellgebiete der<br />

Flüsse San Felix und Rio Gricamola.<br />

• Das Wasser zum Abbau soll vor allem aus dem<br />

Rio Cuvibora und dem Stausee Changuinola<br />

kommen. Etwa 10 Milliarden Kubikmeter betragen<br />

die Wasserreserven des Gebietes. Der Wasserverbrauch<br />

für die Förderung wird auf 120 Millionen<br />

Liter pro Tag geschätzt.<br />

• So sollen knapp 200000 Tonnen Kupfer, 800000<br />

Tonnen Schwefelsäure und über 26 Millionen<br />

Tonnen Abfall jährlich anfallen.<br />

• Über 120000 Ngöbe Buglé leben hier. Etwa<br />

300000 Einwohner leben insgesamt in der<br />

Provinz, die betroffen wären. Haupteinnahme<br />

für Weiße wie Indianer ist die Landwirtschaft<br />

und Wassernutzung.<br />

• Fast 10000 Quadratkilometer könnten betroffen<br />

sein von Umweltvergiftungen durch Kupfer-,<br />

Säure- oder Zyankalilösungen, die im Tagebau in<br />

Grundwasser und umliegende Areale austreten.<br />

www.forestfinance.de FF 29<br />

Reportage<br />

So sieht die größte Kupfermine der Welt aus. Sie befindet sich<br />

in Chile, heißt Chuquicamata und ist mehr als vier Kilometer<br />

lang, drei Kilometer breit und bald 1000 Meter tief.<br />

Foto: Wikipedia/Chuqui001


WFF – World of ForestFinance<br />

Unser Büro in Vietnam<br />

Chào Hanoi – heißt „Hallo, Hanoi” und das hören wir in Bonn häufig. Via Skype rufen wir Vietnam und erhalten<br />

Antwort von unseren Kolleginnen – zum allseits besseren Verständnis auf Englisch.<br />

Dang Mai Dung (rechts) mit ihrer Assistentin<br />

Duong Thi Thuy vor dem neuen Büro in Hanois<br />

Altstadt. Von hier aus sind alle wichtigen<br />

Ansprechpartner – Entwicklungshilfeorganisationen<br />

und Ministerien – schnell zu erreichen.<br />

Foto: ForestFinance/Olaf van Meegen<br />

Im Dezember 2009 schloss ForestFinance als<br />

erstes deutsches Forstunternehmen mit<br />

dem vietnamesischen Staat ein Kooperationsabkommen<br />

zur Aufforstung von ökologischen<br />

Mischwäldern. Knapp ein Jahr später<br />

beschloss das Peoples Party Commitee<br />

Hanoi, dass wir auch ein Büro eröffnen<br />

dürfen. Sie gaben uns die Lizenznummer 01-<br />

01740. Diese Genehmigungen und Abläufe<br />

gehören zum Verwaltungsapparat einer<br />

„Sozialistischen Republik“ – und sind uns im<br />

Grunde vom deutschen Ordnungssinn und<br />

Bürokratieablauf recht vertraut.<br />

Das Büro in Hanoi ist unsere Basis für<br />

den Ausbau des Geschäftsbetriebs und vor<br />

allem ist es die Voraussetzung, um in Vietnam<br />

Personal einstellen zu können. Das haben<br />

wir getan:Wir beschäftigen seit 2010 neben<br />

Dang Mai Dung, die unsere Generalbevollmächtigte<br />

in Vietnam ist, auch eine<br />

Praktikantin sowie Forstberater. Sie unterstützen<br />

unsere Forstpartner im Feld aber<br />

auch vom Schreibtisch aus. Sie sichern unseren<br />

Quailtätsstandard und haben Erfahrungen<br />

in der Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Organisationen.<br />

Das ForestFinance-Büro liegt im alten<br />

Hoan Kiem District, der zu den schönsten<br />

der Stadt zählt. Er grenzt unmittelbar an die<br />

Altstadt, die zu den Sehenswürdigkeiten<br />

Vietnams gehört. Ebenso wie der benachbarte<br />

und berühmte Hoan Kiem Lake.<br />

Seit 2009 arbeitet ForestFinance in Vietnam. Seit 2010 im eigenen Büro in Hanoi.<br />

Hanoi ist die quirlige<br />

Hauptstadt Vietnams<br />

und zählt über sechs<br />

Millionen Einwohner.<br />

Zweiräder, auf denen<br />

kisten- und kastenweise<br />

Waren transportiert<br />

werden, sind hier<br />

keine Seltenheit.<br />

Foto: ForestFinance<br />

Berühmt ist der See unter anderem wegen<br />

seiner Schildkröten, um die sich sogar Sagen<br />

ranken. Eine unglaubliche Schildkröte gab<br />

es da wirklich – sie war über zwei Meter lang<br />

und wahrscheinlich 400 Jahre alt. Seit ihrer<br />

Bergung liegt sie im Jadeberg-Tempel, auf<br />

einer Insel im See. Die andere Schildkröte<br />

gehört ins Reich der Mythen – sie war golden<br />

und schenkte einem Tapferen ein goldenes<br />

Schwert, um Gerechtigkeit und Freiheit<br />

zu erringen. Das ist über 500 Jahre her<br />

– aber den Schildkrötenturm, den der Tapfere<br />

ihr zu Ehren bauen ließ, gibt es immer<br />

noch. Er ist vom ForestFinance-Büro aus<br />

fußläufig zu erreichen. Aber so schön der<br />

Turm und seine Geschichte auch ist, den<br />

Standort haben wir deswegen gewählt,<br />

weil er zentral ist und damit in der Nähe der<br />

Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) und der Entwicklungsbank<br />

für die Transformations- und Entwicklungsländer<br />

KfW. Sogar M.A.R.D., das für<br />

Forstwirtschaft zuständige vietnamesische<br />

Ministerium, dürfen wir zu unseren Nachbarn<br />

zählen. Somit sind wir nah an Entscheidern<br />

der Politik und Wirtschaft. In<br />

Dang Mai Dung haben wir eine Mitarbeiterin<br />

gefunden, die gute Kontakte zu Ministerien,<br />

Institutionen aber auch möglichen<br />

Geschäftspartnern hat und diese erfolgreich<br />

pflegt.<br />

30 FF www.forestfinance.de


Fotos: privat<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />

Das sind diesmal drei Frauen, aus drei Ländern, wobei zwei in Bonn arbeiten und die eine bald geht.<br />

Dang Mai Dung organisiert den Geschäftsbetrieb in<br />

Vietnam, stellt Kontakte zu Geschäftspartnern, Institutionen,<br />

Behörden und Ministerien her.<br />

Dang Mai Dung – ist unsere Frau in Vietnam<br />

und kennt sich aus: Sie beriet, bevor sie<br />

zu ForestFinance kam, das Landwirtschaftsministerium<br />

Vietnams, das Internationale<br />

Rote Kreuz, Entwicklungshilfeinstitutionen<br />

der Schweiz und Norwegens<br />

zum Thema Ökologie, Aufforstung und Klimaschutz.<br />

Von der deutschen Arbeitsweise<br />

ist sie ebenfalls überzeugt:„Mir gefällt die<br />

Vernunft, Präzision und Verlässlichkeit in<br />

Deutschland. Aber das kalte Winterwetter<br />

mag ich gar nicht“, erzählt sie mit einem<br />

Schmunzeln.Wer kann ihr das verdenken?<br />

Wir nicht.Wir hören ihr auch gerne zu, wenn<br />

sie mit einem freundlichen Lächeln den<br />

Deutschen empfiehlt:„Ihr könntet von den<br />

Vietnamesen lernen, offener zu sein, einfühlsamer<br />

und verständnisvoller für andere<br />

Kulturen.“ Wir werden uns bemühen.<br />

Denn bei Dung beruht das Lernen auf Gegenseitigkeit:<br />

„Wir Vietnamesen können von<br />

den Deutschen lernen, wie man verantwortlich<br />

und im Team arbeitet, ebenso wie<br />

Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, gegenseitiges<br />

Vertrauen und ‘high quality work’.“ In<br />

diesem Sinne: Auf eine gute und fruchtbare<br />

Zusammenarbeit!<br />

Julia Daniel hat Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt<br />

Öko-Tourismus studiert. Bei uns hat sie die Aufgabe,<br />

andere vom Klimaschutz zu überzeugen.<br />

Julia Daniel – kann es eigentlich nicht<br />

mehr hören, aber: Sie ist co (2) ol. Und das seit<br />

bald zwei Jahren. Dieses oft strapazierte<br />

Wortspiel lässt sie mit einem freundlichen,<br />

aber leicht müden Lächeln über sich ergehen.<br />

Das muss sie auch in Zukunft, denn als<br />

Teamleiterin der ForestFinance Marke CO 2 OL<br />

ist sie verantwortlich für die Strategie und<br />

Koordination der Marke sowie Produktentwicklung<br />

und Betreuung von Großkunden.<br />

Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der<br />

Entwicklung ganzheitlicher Lösungsansätze<br />

für die Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen<br />

und Organisationen.<br />

Diese Aufgaben passen sehr gut zu ihr:<br />

„Während meines Auslandssemesters in<br />

Costa Rica durfte ich erleben, wie kostbar<br />

und zugleich fragil unsere Natur ist. Zwar<br />

wird bereits viel – aber noch lange nicht genug<br />

zu ihrem Schutz getan. Deshalb bin ich<br />

froh, heute sowohl privat als auch beruflich<br />

meinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten<br />

zu können.“ Wir freuen uns auch, die<br />

gebürtige Thüringerin im Rheinland begrüßen<br />

zu dürfen – auch wenn sie häufig<br />

durch die Republik reist, um Unternehmer<br />

zu Klimaschützern zu machen.<br />

Asia Garieva ist überqualifiziert. Als frisch gebackene<br />

Chemikerin ist sie zwar noch für die Bonner Büropflege<br />

zuständig – aber wir fürchten, nicht mehr lang.<br />

Asia Garieva – fast ein Nachruf mit froher<br />

Kunde. Als Raumpflegerin tritt die Kirgisin<br />

seit sechs Jahren bei ForestFinance meist erst<br />

abends, nach Büroschluss zutage. Oder am<br />

Wochenende. Diese Zeiteinteilung zwang ihr<br />

das Studium auf. Sie schuftete an der Hochschule<br />

Rheinbach, um in Chemie mit Materialwissenschaften<br />

zu brillieren und in unseren<br />

Räumen, um die Studien zu bezahlen.<br />

Jetzt hat sich die Mühe ausgezahlt.Seit<br />

März <strong>2011</strong> ist sie Bachelor der Chemie (Abschlussarbeitsthema:<br />

Analyse porofizierten<br />

Siliziums für Solarwafer) zusätzlich zu<br />

ihrem russischen Diplom in Technologie<br />

von Gärungsprozessen und Weinherstellung.<br />

Passt also alles gut in die Zeit. Die ForestFinance<br />

Büroräume sind in guten Händen.<br />

Jetzt sucht sie nach einer Arbeit. Ein<br />

Winzerlabor wäre klasse oder eine Firma aus<br />

der Solarindustrie.<br />

Sie floh vor einigen Jahren aus Kirgistan vor<br />

zu konservativ-rigiden Familientraditionen.<br />

In Deutschland baute sie sich ein eigenes Leben<br />

auf, entschied sich fürs Studium, auch<br />

wenn sie dafür mehrere Jobs annehmen<br />

musste. Aber sie hat es geschafft. Wir freuen<br />

uns sehr mit ihr.<br />

www.forestfinance.de FF 31


WFF – World of ForestFinance<br />

Wilde Buche Ein Projekt mit Bestand.<br />

Zum Internationalen Jahr der Wälder starten<br />

ForestFinance und B.A.U.M. e.V. das einzigartige<br />

Waldschutzprojekt „Wilde Buche”. Es hilft Buchenwald<br />

als Heimat für seltene Tiere zu erhalten.<br />

Wildkatzen sind selten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />

startete ein Schutzprojekt für die hübschen Tiere: www.bund.net/bundnet/<br />

themen _und_projekte/wildkatze_netze_des_lebens Foto: Th.Stephan/BUND<br />

Bislang hatte ForestFinance Wälder in Panama und Vietnam im<br />

Angebot. Das hat sich geändert. ForestFinance bietet nun die Möglichkeit,<br />

ein deutsches Waldschutzprojekt zu unterstützen: das Waldreservat<br />

„Wilde Buche“. Es befindet sich in der Gemeinde Hümmel<br />

in Rheinland-Pfalz und zeichnet sich durch einen besonders alten<br />

Buchenbestand aus. Hier leben in Deutschland selten gewordene<br />

und daher sehr wertvolle Tiere und Pflanzen. Im Rahmen des Projektes<br />

sorgen wir dafür, dass das gewachsene Ökosystem auch<br />

zukünftig in seiner Natürlichkeit belassen wird.Wir wollen mit unseren<br />

Partnern ein beispielhaftes Konzept entwickeln und etablieren,<br />

das den Erhalt der Wälder sichert.<br />

B.A.U.M. e.V. macht seinem Namen Ehre<br />

Gemeinsam mit B.A.U.M. e.V. (Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management) bietet ForestFinance Unternehmen<br />

an, sich am Schutz dieser Flächen zu beteiligen. Die Mitglieder des<br />

B.A.U.M. e.V. können durch ihre Unterstützung den Erhalt des urwaldnahen<br />

Buchwaldes über einen Zeitraum von mindestens weiteren<br />

50 Jahren ermöglichen. Die zur Verfügung gestellten Mittel<br />

kommen der Gemeinde Hümmel zugute, die im Gegenzug nicht<br />

nur für den dauerhaften Schutz der seltenen Flächen einsteht, sondern<br />

langfristig weitere angrenzende Waldgebiete erwirbt und in<br />

das ausgezeichnete ökologische Bewirtschaftungssystem aufnimmt.<br />

Die beteiligten Unternehmen werden offiziell als Partner<br />

des Schutzwaldes „Wilde Buche“ geführt und können umfangreiches<br />

Text-, Bild- und Videomaterial für ihre eigene Kommunikation<br />

nach außen nutzen.<br />

So sieht ein Buchenwald aus, der seit mehr als 190 Jahren in Ruhe wachsen darf.<br />

Foto: Peter Wohlleben<br />

Die Unternehmer haben damit die Möglichkeit, einen Beitrag zum<br />

Schutz des Ur-Buchenwaldes zu leisten.„Die Buchen sind jetzt in einem<br />

Alter,wo es sich für viele Vogel-,Insekten- und Pilzarten erst lohnt,<br />

diesen reich strukturierten Wald mit dem höheren Totholzanteil zu<br />

besiedeln. Alt- und Totholz ist biologisches Gold, das für die Biodiversität<br />

erhalten werden muss. Unternehmen haben eine Mitverantwortung<br />

für Waldschutz und für eine nachhaltige Forstwirtschaft.<br />

Bei diesem einzigartigen Projekt können sich Unternehmen für mehr<br />

Klimaschutz und Biodiversität in Deutschland einsetzen – in einem<br />

erlebbaren Projekt“, sagt Rainer Kant vom B.A.U.M. e.V.<br />

Das Reservat „Wilde Buche“ in Hümmel<br />

Das Waldreservat „Wilde Buche“ besteht aus Flächen mit über 190<br />

Jahre alten Buchen. In Deutschland haben Buchenwälder mit derart<br />

alten Beständen einen Anteil von weniger als einem Prozent der<br />

Waldfläche. Durch die Speicherung von CO 2 im Holz der Bäume sowie<br />

im Waldboden leistet das Reservat „Wilde Buche“ über Biodiversitäts-<br />

und Waldschutz hinaus auch einen wertvollen Beitrag<br />

zum Klimaschutz. Das Waldgebiet ist zudem Lebensraum für<br />

eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel<br />

Wildkatzen und Schwarzstörche.„Wir vergessen oft, dass es<br />

nicht nur in den Tropen ‘Urwälder’ gibt, die geschützt werden müssen,<br />

sondern auch hier vor unserer Haustür. Schön, dass wir jetzt<br />

einen ersten unglaublich schönen Wald mit diesem Projekt schützen<br />

können“, so Harry Assenmacher von ForestFinance.<br />

Wenn auch Sie sich am Waldreservat beteiligen wollen, erfahren Sie<br />

auf www.WildeBuche.de wie es geht.<br />

32 FF www.forestfinance.de


In guter Gesellschaft<br />

Wir suchen unsere Partner mit Bedacht<br />

aus. Nicht nach dem schönen Schein, sondern<br />

nach den inneren Werten. Ein Beispiel?<br />

Wer kennt denn hierzulande schon<br />

das CATIE, das Centro Agronómico Tropical<br />

de Investigación y Enseñanza aus<br />

Costa Rica? Aber in der Welt des Kakaos<br />

genießt es einen sehr guten Ruf und wir<br />

arbeiten mit dem Institut zusammen, um<br />

nachhaltige und produktive Kakao-Agroforstsysteme<br />

zu entwickeln. Davon profitieren<br />

unsere Investoren. Aber wir wollen<br />

mehr Gutes tun. Und so sind wir auch<br />

Mitglieder der Initiative Biodiversity in<br />

Good Company. Die Initiative des Umweltbundesministeriums<br />

und führender<br />

Unternehmen setzt sich zum Ziel, die Umsetzung<br />

des Übereinkommens über die<br />

„Biologischen Vielfalt“ zu realisieren. Wir<br />

sind dabei. Aber nicht nur da – auch bei<br />

den Ingenieuren Ohne Grenzen e. V., bei<br />

Robin Wood, dem Forum Nachhaltige<br />

Geldanlagen und vielen anderen Organisationen,<br />

die Verantwortung für Mensch<br />

und Umwelt übernehmen.<br />

ForestFinance – immer<br />

da und online<br />

Im Internet ist viel möglich. Und wir nutzen<br />

das gern – vor allem wenn es um<br />

bestmögliche Transparenz geht. Wir wollen,<br />

dass unsere Kunden wissen, was wir<br />

tun. Und so können sie online ihre Wälder<br />

erkunden und zahlreiche Servicefunktionen<br />

nutzen. Rund um die Uhr, im neuen<br />

Kundenbereich auf www.forestfinance.de/<br />

Kundenbereich.meinwald.html<br />

Persönlicher und unterhaltsamer geht es<br />

auf Facebook zu. Hier posten wir Neuigkeiten<br />

aus der World of ForestFinance,<br />

schreiben bei welchen Events wir dabei<br />

sind und waren, zeigen Filme über uns<br />

und unsere Arbeit.<br />

www.facebook.com/ForestFinance<br />

Wo wir uns noch engagieren – zum Wohle unseres<br />

Unternehmens, unserer Kunden und Umwelt erfahren<br />

Sie hier: www.forestfinance.de/Partner.1230.0.<br />

html? ForestFinance ist jetzt auch auf Facebook.<br />

Panama +++ Meldungen aus Panama +++Meldungen<br />

Traurige Nachrichten: Ende 2010 und <strong>2011</strong> erreichten uns zwei Meldungen aus Panama, die<br />

uns alle innehalten ließen. Ein Waldarbeiter unseres Forstdienstleisters BARCA verunglückte<br />

Ende letzten Jahres auf dem Weg zur Arbeit tödlich. Eine weitere Unglücksbotschaft kam im<br />

März: „Gestern ist das Baby unseres Kollegen Leonardo Santos in Las Lajas bei der Geburt gestorben.<br />

Wir unterstützen die Familie mit Transport und Lebensmitteln für die Überführung in die<br />

Comarca“, schreibt Petra Kollmannsberger aus Panama City. Das sind die Anlässe, die Betriebsversammlungen<br />

auf beiden Seiten des Ozeans zu stillen Veranstaltungen werden lassen. Wir<br />

wollen an dieser Stelle den Familien unsere Trauer bekunden und sie wissen lassen, dass alle<br />

Kollegen von ForestFinance an sie denken und wir sie so gut wie möglich unterstützen.<br />

Zur Aufmunterung: Es gibt auch immer wieder Mails aus Panama, die ein Lächeln auf die<br />

Gesichter der deutschen Büroarbeiter zaubern. Zum Beispiel wenn unsere Kollegen durch die<br />

ForestFinance-Fincas streifen und dabei junge Ameisenbären fotografieren. Da wären wir alle<br />

gerne dabei gewesen … Die Kleinen Ameisenbären sind in der Region nicht ungewöhnlich.<br />

Sie heißen tatsächlich so – um sich von ihren Verwandten, den Großen Ameisenbären zu unterscheiden.<br />

Mehr über diese possierlichen Tiere können Sie in unserem Newsletter lesen. Hier der<br />

Pfad ins Archiv: www.forestfinance.de/index.php?id=326<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Aufruf aus Bonn<br />

Inga Meys arbeitet für<br />

ForestFinance im Kundenservice.<br />

Vielleicht<br />

haben Sie ja schon mal<br />

mit ihr telefoniert. Das<br />

können Sie wiederholen<br />

und sie um Flyer samt<br />

passenden Display –<br />

natürlich ökologisch<br />

schön von Werkhaus –<br />

bitten. Sie schickt sie<br />

Ihnen gerne zu.<br />

Es ist das Jahr der Wälder und wenn Sie<br />

mithelfen wollen, dass auf dieser Welt<br />

mehr Bäume wachsen, können Sie das<br />

tun. Nicht nur mit einem eigenen Baum-<br />

SparVertrag oder gar WoodStock-Investition<br />

– Sie können unser Produkt „Wald“<br />

allen Menschen näherbringen. Dafür helfen<br />

wir Ihnen gerne und schicken Ihnen<br />

Broschüren, die Sie an Freunde, Bekannte<br />

oder Kunden verteilen können. Wir hätten<br />

da auch schöne, natürlich ökologische<br />

Thekenständer, in die Sie unsere Baum-<br />

Spar-Flyer stellen können. Rufen Sie uns<br />

an oder schreiben Sie uns ein Fax oder<br />

eine Mail. Unter Fon: 0228/9437 78-0,<br />

Fax: 0228/943778-20 und info@forestfinance.de<br />

erreichen Sie immer jemanden,<br />

der sich über Ihre Nachricht freut.<br />

Silke Berger fotografierte diesen Ameisenbären auf der Kakao-<br />

Finca Quebrada Limón, wie er auf einer Kochbananen-Staude<br />

herumklettert.<br />

www.forestfinance.de FF 33


WFF – World of ForestFinance<br />

Professor Dr. Hartmut Graßl<br />

Deutschlands berühmter Klimaforscher im Gespräch mit ForestFinance<br />

Dr. Hartmut Graßl ist einer der bekanntesten deutschen Klimaforscher. Als emeritierter Professor begleitet<br />

Hartmut Graßl auch heute noch die klimapolitischen Debatten (siehe Vita rechts). Graßl war aber auch einer<br />

der ersten Kunden bei ForestFinance und investierte im Jahre 2001 in WoodStockInvest. Seine Fragen zur<br />

Unternehmensentwicklung und zum Gedeihen seines Investments war Gegenstand eines Hintergrundgespräches<br />

mit ForestFinance Geschäftsführer Harry Assenmacher. Jan Fockele hat zugehört und gibt Teile des Gespräches<br />

für <strong>ForestFinest</strong> wieder.<br />

Hartmut Graßl: Wie viele tausend Hektar verwaltet<br />

ForestFinance jetzt für seine Kunden?<br />

Harry Assenmacher: In Panama und Vietnam haben<br />

wir jetzt jeweils etwas über 2000 Hektar. Wir befinden<br />

uns damit nicht mehr in der Kategorie „Gartenbau“,<br />

aber für ein Forstunternehmen sind wir immer noch sehr,<br />

sehr klein.<br />

HG: Und wie viele Menschen wie ich existieren,<br />

die bei Ihnen investiert haben?<br />

HA: Wir haben etwa 7000 Kunden, davon sind allerdings<br />

der größte Teil Baumsparer, die im kleinen Rahmen<br />

um die 30 Euro im Monat sparen. Rund 700 Menschen<br />

haben in einen Hektar oder mehr investiert.<br />

HG: Was hat zur Veränderung des Namens geführt?<br />

Also wie kam es zum Übergang von Futuro<br />

Forestal zu ForestFinance?<br />

HA: Die Zusammenarbeit zwischen mir und Futuro Forestal<br />

begann ja schon vor langer Zeit – bereits Mitte der<br />

90er. Wir haben in Deutschland von 2005 an den Vertrieb<br />

unter dem Namen ForestFinance aufgebaut. Zum<br />

Zeitpunkt des Verkaufs stammte bereits der weitaus<br />

größte Teil der Kunden von ForestFinance. Als sich 2007<br />

unser Geschäftspartner eher in das großvolumige<br />

Geschäft orientierte und das Geschäft mit Einzelkunden<br />

nicht fortsetzen wollte, standen wir vor der Entscheidung,<br />

wie wir das Geschäft mit unseren Kunden fortsetzen<br />

können. Und so haben wir das komplette Unternehmen<br />

Futuro Forestal inklusive aller Flächen und Forstingenieure<br />

übernommen. Nur den Namen nicht, unter<br />

dem die Alteigentümer jetzt Großinvestoren betreuen.<br />

HG: Und welche Mitarbeiter haben Sie jetzt in<br />

Panama?<br />

HA: In Chiriqui – der Region unserer ersten Pflanzungen<br />

– haben wir die Mitarbeiter komplett übernommen. Die<br />

kleinere Einheit, die im Darien tätig war, haben wir an<br />

einen unserer neuen Dienstleister überführt. Das ist ein<br />

Unternehmen, das von Kanada bis Argentinien Misch-<br />

Professor Graßl (links im<br />

Bild) im Gespräch mit<br />

Harry Assenmacher, Forest-<br />

Finance-Geschäftsführer.<br />

Der Klimaforscher stellt als<br />

Kunde der ersten Stunde<br />

Fragen zur Unternehmenspoltik<br />

und -entwicklung.<br />

Fotos: Jan Fockele<br />

wälder forstet, das als Betrieb FSC-zertifiziert ist und<br />

unseren Anforderungen entspricht.<br />

HG: Und die Flächen in Panama und Vietnam, wie<br />

kann man die vergleichen?<br />

HA: Das kommt auf die Region an. Das ist in Vietnam<br />

wie auch in Panama nicht gleich. Nehmen wir Panama:<br />

In Chiriqui, der Region, in der wir die Aufforstung begonnen<br />

haben, sind die Böden und Niederschlagsverhältnisse<br />

im Durchschnitt nicht so gut wie im Darien, dieses<br />

Gebiet befindet sich im Süd-Osten, wo wir weitere Aufforstungsgebiete<br />

unterhalten. Unter forstwirtschaftlichen<br />

Aspekten – was die Holzproduktion angeht – lassen sich<br />

da ganz andere Ergebnisse erzielen. In Vietnam ist das<br />

genau so. Es gibt Flächen, die sehr günstig für die Holzproduktion<br />

sind, und es gibt Flächen, da kann man<br />

wunderbare Wälder erzeugen, aber sowohl von der<br />

Erreichbarkeit als auch sonst eignen die sich eher für<br />

CO 2-Senkenprojekte.<br />

34 FF www.forestfinance.de


HG: Wie beurteilen Sie die Sicherheit der Länder?<br />

HA: Also, was da zum Beispiel Panama angeht: Es ist<br />

halt im US-amerikanischen Einflussbereich. Und so lange<br />

der Kanal da ist, werden die Amerikaner dort nichts<br />

zulassen. Aber unabhängig davon: Das Land ist 1903<br />

gegründet worden. Und seit 1903 hat es dort keine Enteignung,<br />

Revolution oder sonst Vergleichbares gegeben.<br />

Da müssen Sie in Europa aber mal ganz, ganz weit gucken,<br />

um ein Land zu finden, indem es nicht zwischendurch<br />

Enteignungen, Vertreibungen, Kriege oder sonst<br />

was gegeben hat.<br />

Dennoch ist der Umgang mit den Behörden manchmal<br />

mühsam. Wenn wir 100 Hektar aufforsten und die in<br />

kleine Grundstücke aufteilen, werden wir in Panama<br />

behandelt, als ob wir Stadtentwicklung betreiben. Wir<br />

müssen jedes dieser Grundstücke mit einer zwölf Meter<br />

breiten Zuwegung erschließen. Das ist forstlich und ökologisch<br />

Blödsinn. Das macht uns manchmal die Arbeit<br />

schwer und es ist auch nicht immer leicht an die Kunden<br />

zu vermitteln, warum offizielle Dokumente sehr lange<br />

benötigen können.<br />

In Vietnam arbeiten wir auf höchster Ebene mit den<br />

Ministerien zusammen und erhalten exzellente Unterstützung<br />

durch die GTZ, nur mit deren Hilfe war die<br />

zügige Umsetzung aller Aktivitäten überhaupt möglich.<br />

Wir sind offensichtlich ein interessanter Partner für die<br />

Vietnamesen und unsere Aktivitäten werden sehr geschätzt,<br />

denn wir erhalten zunehmend weitere Angebote<br />

zur Zusammenarbeit auch aus anderen Provinzen. Da<br />

geht es um attraktive Projekte sowohl im Bereich der<br />

CO 2 -Senken als auch um die forstlich sinnvolle Nutzung<br />

bestehender Plantagen.<br />

So ist unser neues Produkt GreenAcacia entstanden. Wir<br />

unterstützen bei der forstlichen Nutzung, vermitteln<br />

Know-how, schaffen Erträge für die Investoren und wandeln<br />

so eine bestehende Monokultur in ein Mischwaldsystem<br />

mit einheimischen Arten.<br />

HG: Mischwald scheint ein wichtiges Stichwort<br />

bei Ihnen.<br />

HA: Es ist die Grundlage aller Produkte. Unser Ziel ist<br />

immer ein Mischwaldsystem. Wir halten überhaupt<br />

nichts von Monokulturen. Darüber hinaus bin ich<br />

sicher, es wird irgendwann Biodiversitäts-Zertifikate<br />

geben. Wir wollen uns darum kümmern, dass man<br />

damit handeln kann. Wir haben hier keine Monokulturen,<br />

sondern biodiverse Mischforste, und dafür bekommen<br />

wir in absehbarer Zeit etwas. Wenn unsere<br />

Prognose stimmt, erhalten unsere Investoren auch für<br />

die Schaffung von Biodiversität Erträge, neben dem<br />

Verkauf von Holz, zertifiziertem Saatgut und den CO 2 -<br />

Zertifikaten.<br />

HG: Das habe ich immer auch für die Biobauern<br />

angesprochen. Deren Leistungen müssen anerkannt<br />

werden. Und ich bin derjenige unter den<br />

Klimatologen, der auch immer die Verklammerung<br />

mit der Biodiversität nennt. Das sind die<br />

zwei ganz großen globalen Umweltprobleme.<br />

Klimaänderungen – das Wort Klimawandel ist<br />

falsch gewählt – und der Verlust an biologischer<br />

Vielfalt. Beide sind stark miteinander gekoppelt.<br />

HA: Unser Konzept basiert darauf, biodiverse Mischforste<br />

zu erschaffen, die ökologisch einen Nutzen haben, und<br />

außerdem einen wirtschaftlichen Profit für den Investoren<br />

abwerfen soll. Ich habe mich ja bewusst gegen den<br />

x-ten Regenwaldschutz-Verein entschieden. Weil ich gesagt<br />

habe, das muss man wirtschaftlich sehen, so dass<br />

alle was davon haben. Sonst funktioniert das nicht.<br />

HG: Wenn Sie es nur auf Umweltherz abstellen,<br />

dann kriegen Sie zwei oder drei Promille der Bevölkerung.<br />

Wenn Sie aber etwas ändern wollen,<br />

dann sind zwar diejenigen, die am Anfang aus<br />

Idealismus begonnen haben, diejenigen gewesen,<br />

die die Hefe geliefert haben für das Ganze.<br />

Aber irgendwann muss es rentabel sein in so<br />

etwas zu investieren, sonst kriegen Sie die Mengen<br />

nicht, die Sie zum Verändern brauchen.<br />

HA: Wobei, daran soll nicht nur der Investor verdienen,<br />

wir wollen verdienen, die Leute vor Ort sollen verdienen.<br />

HG: Die müssen ja auch weiter ihre Gehälter<br />

bekommen …<br />

HA: Ja, natürlich. Ich persönlich sehe das so: diese Länder<br />

sind viele hundert Jahre im Rahmen des Kolonialismus<br />

wirklich fertig gemacht worden. Das merkt man<br />

heute noch, die Bevölkerungen sind traumatisiert, nach<br />

Jahrhunderten der Unterdrückung, indianische sowieso.<br />

HG: Ich war mal auf der anderen Seite in Costa<br />

Rica bei den Chiriqui-Indianern, die da noch am<br />

Rande zu Panama in ursprünglichen Verhältnissen<br />

leben. Da sind wir mit dem Einbaum einen<br />

Fluss hinaufgefahren, und hatten ein schönes<br />

Fest mit den Indianern.<br />

Und der Damm wurde durch eine Äußerung von<br />

mir gebrochen: Ich erzählte Ihnen, dass ich als<br />

junger Mensch bis zu meinem 20. Lebensjahr im<br />

Sommer auch in einem Reservat gewohnt habe.<br />

Nämlich im Naturschutzgebiet Königsee. Und<br />

dass ich mich von den Touristen immer missbraucht<br />

fühlte, weil da irgendein Preuße kam<br />

und sagte: Seppl, stell dich mal neben meine<br />

Frau. Und dann wurde ich abgelichtet. Das fand<br />

ich sehr erniedrigend, damals (lacht).<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

HA: Was hat Sie damals im Jahre 2001 bewegt, zu investieren?<br />

HG: Also, das war irgendeine Investition, bei der<br />

ich mich glücklich schätzen würde, wenn irgendwann<br />

mal was rauskommt, aber im Endeffekt<br />

war es damals wegen des Umweltherzens, dass<br />

ich investiert hab.<br />

HA: Aus diesem Motiv haben neben Ihnen viele weitere<br />

investiert. Inzwischen entscheiden sich viele unserer Kunden<br />

aber auch aufgrund der erwarteten Renditen.<br />

HG: Besteht ein Handel unter den Investoren?<br />

Gibt es welche, die ihren Anteil verkaufen wollen<br />

über Sie?<br />

HA: Ja, es gab Fälle von Kunden, die auch im Rahmen<br />

der Wirtschaftskrise in Not geraten sind und Geld<br />

brauchten. Da haben wir sofort die Flächen zurückgekauft,<br />

teilweise haben wir sogar eine Warteliste von<br />

Leuten, die gesagt haben, ich hätte gern noch was<br />

älteres. An die wurde dann weiterverkauft.<br />

HG: Und derjenige, der ausgestiegen ist, hat<br />

seine Investition zurückbekommen?<br />

HA: Ja, mindestens seinen Kapitaleinsatz mit einer<br />

geringen Verzinsung.<br />

HG: Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr.<br />

Vielen Dank für die erhellenden Antworten.<br />

HA: Wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Prof. Graßl wurde 1940 in Salzberg bei Berchtesgaden<br />

geboren. Er studierte Physik und Meteorologie<br />

und promovierte 1970 in München. 1978<br />

habilitierte er sich an der Universität Hamburg, an<br />

der er von 1989 bis 2005 als Professor<br />

im Meteorologischen Institut lehrte. In<br />

den Jahren1989 bis 2005 war er Direktor<br />

am Max-Planck-Institut für Meteorologie.<br />

Von 1994 bis 1999 leitete Prof.<br />

Graßl darüber hinaus das Weltklimaforschungsprogramm<br />

der World Meteorological<br />

Organization (WMO) bei den<br />

Vereinten Nationen in Genf.<br />

Nach 1992 bis 1994 hatte er von 2001 bis<br />

2004 erneut den Vorsitz des Wissenschaftlichen<br />

Beirates Globale Umweltveränderungen (WBGU)<br />

der Bundesregierung inne. Prof. Graßl ist Mitglied<br />

zahlreicher wissenschaftlicher Gremien sowie Träger<br />

hoher Auszeichnungen.<br />

www.forestfinance.de FF 35


WFF – World of ForestFinance<br />

Das ist weltweit einmalig: CO 2OL „Tropical Mix” erfüllt als erstes<br />

Aufforstungsprojekt den vom WWF empfohlenen Meta Standard<br />

CO 2OL „Tropical Mix“ hat als erstes Projekt seiner Art, worauf es laut WWF und der Tropenwaldstiftung<br />

OroVerde ankommt: Es hält die drei wichtigsten Qualitätsstandards für Wald-Klimaschutzprojekte<br />

ein und erreicht damit den von den Umweltorganisationen empfohlenen„Meta Standard“. „Angesichts<br />

der unterschiedlichen Stärken der verschiedenen Standards ist für Projekte zur Generierung von<br />

handelbaren Zertifikaten eine Doppel-Zertifizierung sinnvoll. Ein Standard zur Sicherstellung der Klimawirkung<br />

und ein weiterer zur Schaffung zusätzlicher Nutzen“, schreibt OroVerde in ihrem neu erschienenen<br />

Ratgeber „Investieren in Waldklimaprojekte“. Dieser Anforderung wird„Tropical Mix“ mehr<br />

als gerecht, denn es erfüllt sowohl den Forest Stewardship Council (FSC) Standard für ökologisch und<br />

sozial nachhaltige Forstwirtschaft als auch dem CarbonFIX Standard (CFS) für transparente und effektive<br />

CO 2-Kompensation und den Climate, Community and Biodiversity Standard (CCBS) für positive Effekte<br />

auf Biodiversiät,Wasser- und Habitatschutz. Damit ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung ebenfalls<br />

sichergestellt.<br />

Mit dem Klimaschutz-Projekt „Tropical Mix“ in Panama können CO 2OL-Kunden Brachflächen in Panama<br />

zu einem Mischwald wiederaufforsten lassen. Da die Bäume beim Wachsen CO 2 aufspalten, den<br />

Kohlenstoff speichern und binden, kompensieren sie CO 2 -Emissionen, die zum Beispiel durch Flugreisen<br />

verursacht werden. Die auf diese Weise entstehenden Forste sind sozusagen natürliche Deponien<br />

für nicht vermeidbare CO 2-Emissionen. Dabei orientiert sich „Tropical Mix“ an den von der Green Carbon<br />

Initiative des WWF geforderten Kriterien für Waldklimaschutzprojekte und erfüllt die empfohlenen<br />

Standards. Das garantiert die CO 2 -Bindung, Dauerhaftigkeit und Additionalität des Klimaschutzprojektes.<br />

Additionalität heißt, dass CO 2-Zertifikate nicht als bloßes Nebenprodukt generiert werden, sondern dass<br />

es bei der Aufforstung tatsächlich in erster Linie um CO 2 -Reduktion geht. Keine Selbstverständlichkeit,<br />

denn CO 2 -Zertifikate werden selbst für Monokulturplantagen ausgegeben, die ökologisch nicht sinnvoll<br />

sind. Doch im Dschungel der Klimaschutzprojekte ist es nicht immer leicht zu erkennen, welches<br />

Angebot effektiv Kohlendioxid kompensiert und unterstützenswert ist. Wir fragten Max Vöhringer von<br />

OroVerde, Mitautor des Ratgebers „Investieren in Waldklimaprojekte“, worauf es wirklich ankommt.<br />

Max Vöhringer beantwortete<br />

unsere Fragen.<br />

Foto: OroVerde<br />

<strong>ForestFinest</strong>: Was hat sie dazu bewogen, die Studie und den Ratgeber<br />

zum Thema„Investieren in Waldklimaprojekte“ zu veröffentlichen?<br />

Max Vöhringer: In den letzten Jahren hat das Interesse von Unternehmen und<br />

auch Einzelpersonen, durch die Unterstützung von Waldprojekten einen freiwilligen<br />

Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, stark zugenommen. Gleichzeitig<br />

mangelt es jedoch häufig an Wissen und Informationen darüber, was genau<br />

in diesen Vorhaben passiert. Welche Projekte sind wirklich sozial, ökologisch<br />

und ökonomisch nachhaltig, und woran kann man gute von weniger guten unterscheiden?<br />

Mit der Veröffentlichung unser Leitlinien und der dazugehörigen<br />

Fallstudie zu einem Pionierprojekt in Paraguay haben wir an dieser Stelle an-<br />

gesetzt. Die Leitlinien erklären die verschiedenen Typen von Waldklimaprojekten, stellen den freiwilligen<br />

Kohlenstoffmarkt und die im deutschsprachigen Raum gängigen Projekt-Standards vor und erläutern,<br />

welche Aspekte diese Standards unbedingt beachten sollten. Die Fallstudie vermittelt ein konkretes Beispiel,<br />

wie diese Empfehlungen umgesetzt werden können.<br />

<strong>ForestFinest</strong>: Was macht für Sie Qualität bei Waldklimaprojekten aus?<br />

Max Vöhringer: Waldklimaprojekte haben immer vielfältige Wirkungen, denn Wälder sind mehr als nur<br />

Kohlenstoffspeicher. Sie sind Lebensgrundlage für Millionen von Menschen und Lebensraum für unzählige<br />

Tier- und Pflanzenarten. Gute Waldklimaprojekte sollten daher immer auch positive sozio-ökonomische<br />

und ökologische Effekte haben. Waldklimaprojekte, bei denen lediglich die Methodik der CO 2-Bilanzierung<br />

hohen Anforderungen entspricht, sind nicht nachhaltig, und bieten daher übrigens auch keine<br />

langfristige Investitionssicherheit und können schnell zu Imageschäden für die Investoren führen.<br />

Nicht erkannte und gelöste soziale und ökologische Risiken können diese Projekte schnell scheitern lassen.<br />

Qualitätsstandards sollten daher sowohl die Berechnungsmethoden als auch sozio-ökonomische<br />

und ökologische Kriterien überprüfen.<br />

Den Ratgeber von OroVerde „Investieren in Waldklimaprojekte“ finden Sie auf www.oroverde.de.<br />

Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />

für Privat- und Geschäftskunden. Für Businessku<br />

individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />

unternehmerischen Verantwortung für Klima- un<br />

Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in<br />

1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und<br />

3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen d<br />

anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokum<br />

ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />

4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />

Hier stellen wir Mög<br />

dem Klima mit CO2OL 36 FF www.forestfinance.de<br />

Foto: ForestFinance<br />

Worl<br />

Wir haben diese beiden<br />

Siegel – CFS und CCBS –,<br />

ebenso wie das des FSC, der<br />

uns 2010 auch als Global<br />

Partner auszeichnete. Alle<br />

drei zusammen garantieren,<br />

dass wir die höchsten Ansprüche<br />

an Umweltschutz<br />

und sozialer Verantwortung<br />

erfüllen.


d +++ news +++news<br />

afreundliche Produkte und Dienstleistungen<br />

den bietet CO2OL praxisorientierte und<br />

re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />

Umweltschutz gerecht werden können.<br />

vier Stufen:<br />

urch Zertifikate aus international<br />

entierten zusätzlichen sozialen und<br />

d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />

externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />

lichkeiten vor, die<br />

gut tun.<br />

Foto: S. Di Giovanni/Fotolia<br />

Christoph Metzelder freut sich über den<br />

CSR-Preis und Auszeichnung seiner Arbeit.<br />

Foto: ESB Europäische Sponsoring Börse<br />

Neues Logo, neue Broschüre, neue Homepage.<br />

Bei CO 2 OL war in den letzten Monaten viel los.<br />

Neben dem Tagesgeschäft Klimaretten entwickelten<br />

die Mitarbeiter nicht nur ein neues Corporate<br />

Design, sie setzten es auch konsequent um. Sie<br />

können es auf der relaunchten Homepage sehen,<br />

ebenso wie viele andere Neuigkeiten – über das CO 2OL-Team, über unsere Klimaschutzprojekte und<br />

die Klimaschutztools. Wer gezielt sucht, der findet hier alle Angebote passgenau und schnell. Denn<br />

jeder Zielgruppe ist ein Button gewidmet, zum Beispiel „Events und Meetings“, „Hotels und Gaststätten“,<br />

„Messebau“, „Unternehmen“ bis hin zu „Privatkunden“. So muss sich keiner durch alle Seiten<br />

klicken, bis er weiß, was er in seinem Bereich tun kann, um das Klima zu schützen. Und wenn Sie<br />

sich einfach nur informieren wollen, warum Klimaschutz wichtig ist – unter „Klimawissen“ werden Sie<br />

es erfahren. Hier finden Sie die Argumente, die verdeutlichen, warum sich jeder daran beteiligen sollte<br />

und Möglichkeiten, das ohne großen Aufwand zu tun.<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Christoph Metzelder erhält unseren CSR-<br />

Preis des Sports. Corporate Social Responsibility<br />

und gesellschaftliche Verantwortung gewinnen<br />

auch im Sport immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen der Sports Business Summit (SpoBiS)<br />

wurde <strong>2011</strong> deshalb erstmalig der CSR-Preis des Sports verliehen. Erster Preisträger dieses neuen<br />

Nachhaltigkeits-Preises ist der Schalke 04-Spieler Christoph Metzelder, der für sein Engagement für<br />

Kinderhilfsprojekte im Rahmen seiner Stiftung ausgezeichnet wurde. Dieser nahm den vom Bildhauer<br />

Ralf Schira als Einzelstück entworfenen Award im Rahmen einer feierlichen Ehrung im SpoBiS-Forum<br />

„Responsibility im Sport“ persönlich entgegen. Mit seiner Stiftung „Training fürs Leben“ unterstützt<br />

der Fußballer seit 2006 unterschiedliche Projekte, die Heranwachsenden bessere Zukunftsperspektiven<br />

bieten sollen. Die Stiftung begleitet Kinder und Jugendliche auf ihrem schulischen und persönlichen<br />

Lebensweg und setzt sich dafür ein, dass diese gleiche Ausgangschancen für den Start ins<br />

Berufsleben erhalten.<br />

Initiatoren des CSR-Preises sind CO 2 OL, deren Mitarbeiter über weit reichende Erfahrungen in der Umsetzung<br />

umweltfreundlicher Sport-Großveranstaltungen verfügen, sowie die Heidelberger Agentur pro<br />

event live-communication, die mit GREENCO2MM eine Marke für klimafreundliche Live-Kommunikation<br />

im Leistungsportfolio hat.<br />

Unter der alten Adresse www.co2ol.de<br />

finden Sie die neue Homepage.<br />

Neues Siegel für klimaneutralen Wein-Versand.<br />

CO 2OL und Wein-Plus, Europas führende<br />

Internetplattform zum Thema Wein, haben das<br />

Siegel „Wein-plus-Klimaschutz“ entwickelt,<br />

das an Weinlieferanten vergeben wird. Dieses<br />

Siegel garantiert den klimaneutralen Versand<br />

von Wein zum Kunden. Dazu erstellte<br />

CO 2 OL für jede Art von Weinpaket<br />

einen CO 2 -Fußabdruck. Wein-Plus will<br />

das Klimaschutz-Siegel in der Branche<br />

etablieren und ist auch selbst als Unternehmen<br />

geprüft und zertifiziert. Das Wein-<br />

Netzwerk versendet alle seine Pakete CO 2neutral<br />

und arbeitet so klimaschonend wie<br />

möglich. So bezieht Wein-Plus für das Rechenzentrum<br />

und den Bürobetrieb Strom aus erneuerbaren<br />

Energien und hat alle Abläufe für<br />

einen besseren Klimaschutz optimiert. Das verbleibende<br />

CO 2-Aufkommen wird neutralisiert.<br />

Darin eingeschlossen sind auch Goowei.de,<br />

die von Wein-Plus betriebene Internet-Suchmaschine<br />

für Weinliebhaber, sowie die über<br />

100 Plattformen für Weinhändler. Die Initiative<br />

will die gesamte Wertschöpfungskette von der<br />

Weinerzeugung über den Versand bis zum Konsumenten<br />

umfassen. Dazu arbeiten Wein-Plus<br />

und CO 2OL an einem Fußabdruck und einer<br />

Kompensationsmaßnahme für die Weinproduktion.<br />

www.wein-plus-klimaschutz.de<br />

www.forestfinance.de FF 37


BaumFreunde<br />

Der Steckbrief einer Expertin für<br />

Waldinventur und nachhaltige Nutzung<br />

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jemanden vor, der sich um Bäume<br />

verdient gemacht hat. Diesmal haben wir für Sie eine BraumFreundin<br />

gefunden. Verena Griess hat ihre Liebe zum Beruf gemacht und arbeitet<br />

an der Technischen Universität in München. Wenn sie nicht gerade in<br />

den Wäldern der Welt unterwegs ist.<br />

Was interessiert Sie an Bäumen? Wenn man<br />

sich Ihre Studie durchliest, in der Sie den<br />

wirtschaftlichen Wert bekannter und weniger<br />

bekannter Baumarten miteinander<br />

vergleichen*, liegt die Frage nahe: Ist es<br />

„nur” der ökonomische Nutzen?<br />

Der ökonomische Wert ist die treibende Kraft,<br />

die viele Menschen dazu bewegt in Bäume zu<br />

investieren. Mich fasziniert die Möglichkeit,<br />

durch Bäume sowohl ökonomische Erträge zu<br />

generieren, als auch gleichzeitig einen Beitrag<br />

zum Wohl der Umwelt zu leisten.<br />

Seit wann interessieren Sie sich für<br />

Bäume?<br />

Seit meinem ersten Baumhaus, denke ich. Das<br />

hat mein Vater für meine Schwester und mich<br />

an einer großen alten Kastanie im Garten meiner<br />

Oma gebaut, als wir noch etwas kleiner<br />

waren.<br />

Welches ist Ihr Lieblingsbaum? Und<br />

warum?<br />

Ich mag sie alle. Besonders Bäume mit Zusatznutzen,<br />

wie Jatropha oder Obstbäume faszinieren<br />

mich. Jatropha beispielweise ist eine<br />

außergewöhnliche Pflanze, die dort wächst, wo<br />

es sonst kaum eine Pflanze schafft. Beispielsweise<br />

auf Standorten mit nur geringer Wasserund<br />

Nährstoffverfügbarkeit. Neben Biomasse<br />

produziert sie ölhaltige Nüsse, die zur Treibstoffgewinnung<br />

genutzt werden können.<br />

Haben Sie einem Baum schon mal das<br />

Leben gerettet? Oder einem geholfen?<br />

Nein. Gepflanzt hingegen schon. Zum Beispiel<br />

im Norden Australiens, wo ich im Rahmen eines<br />

Aufforstungsprojektes zur Bekämpfung der Desertifikation<br />

tätig war (Desertifikation bedeutet<br />

die Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse<br />

in Gebiete hinein, in denen sie aufgrund der<br />

klimatischen Bedingungen eigentlich nicht<br />

existieren sollten. Anm. d. Red./Definition von<br />

scinexx.de).<br />

Was könnte das Leben für Wälder und<br />

Bäume verbessern? Was müssten wir<br />

Menschen dafür tun?<br />

Besonders in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

müssten die Lebensbedingungen dahingehend<br />

verändert werden, dass die Menschen<br />

ihre Bedürfnisse befriedigen und ein angenehmes<br />

Leben führen können ohne Brandrodungen,<br />

Wanderfeldbau beziehungsweise Exploitationsnutzung<br />

durchzuführen – also ohne das Land in<br />

seiner Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. Dies<br />

wäre mit einer umfassenden Änderung des Konsumverhaltens<br />

der Bürger westlicher Länder verbunden.<br />

Global betrachtet müsste man also<br />

anfangen über den Tellerrand der eigenen<br />

Wünsche hinauszublicken.<br />

Wenn Sie drei Wünsche für eine bessere<br />

Welt frei hätten – was würden Sie sich<br />

wünschen?<br />

1. Dass die Menschheit erkennt, dass Wachstum<br />

Grenzen hat und Geld nicht immer das Wichtigste<br />

ist.<br />

2. Eine globale Güterverteilung.<br />

3. Ersatz nicht erneuerbarer Energien.<br />

Verena Griess in Vietnam.<br />

Kennen Sie ein gutes Buch, einen guten<br />

Film, Musik zum Thema Wald/Natur/Baum?<br />

Was können oder wollen Sie unseren Lesern<br />

empfehlen?<br />

Avatar – in diesem Film wird in Form eines<br />

Science Fiction-Films ein Szenario auf einem<br />

fremden Planeten dargestellt, das auf unserer<br />

Erde, in unserer Realität stattfindet. Dieser Film<br />

kann einem möglicherweise dafür die Augen<br />

öffnen.<br />

*Eine Zusammenfassung der Studie sowie ein<br />

Interview dazu finden Sie in der <strong>ForestFinest</strong> 2-2010,<br />

auf den Seiten 26–27 oder auf<br />

www.forestfinance.de/Magazin.559.0.html?<br />

38 FF www.forestfinance.de


Fotomontage: ForestFinance/Mira Nürnberg<br />

Amarillo<br />

(Terminalia amazonia,<br />

Combretaceae)<br />

Amarillo heißt auf Spanisch gelb<br />

und der Baum wiederum heißt so,<br />

weil sein Holz einen wunderschönen<br />

Gelbton hat. Fast golden. Dennoch<br />

hat der Baum noch viele andere<br />

Namen: Roble coral oder Amarillón.<br />

Der Handelsname lautet: Bullywood.<br />

Wenn man im Januar durch einen Wald<br />

in Panama läuft und es raschelt unter<br />

den Füßen, dann ist es gut möglich, dass<br />

man sich unter einem Amarillo befindet.<br />

Er wirft in der Trockenzeit einen Großteil<br />

seiner für die Tropen vergleichsweise kleinen<br />

Blätter ab und beginnt zu blühen.<br />

Der Amarillo ist der ideale Plantagenbaum,<br />

weil er unkompliziert ist und nicht<br />

viel Pflege braucht. Er entwickelt in 12 bis<br />

14 Jahren einen prächtigen Stamm. Den<br />

Namen verdankt er aber nicht nur seinem<br />

Holz, das geschnitten zum Teil dunkelgelb<br />

wird, auch seinen Samenhülsen.<br />

Die sind zwar winzig – zwei Millimeter<br />

klein – aber glänzen fast wie Gold. Ein<br />

einziger Baum produziert bis zu sechs<br />

Kilo Samen in einer Saison.<br />

Aus diesen goldgelben Samen wach-<br />

sen Amarillobäume bis zu 50 Meter hoch<br />

und erreichen einen Stammdurchmesser<br />

von circa 150 Zentimeter. Die sechs Millimeter<br />

kleinen, gelblich-weißen Blüten<br />

des Amarillo liegen eng an bis zu 50 Zentimeter<br />

langen Rispen. Sie sind in der hohen<br />

Baumkrone kaum zu erkennen. Blütezeit<br />

ist in der tropischen Trockenzeit, im<br />

Januar und Februar, wenn der Baum die<br />

meisten seiner Blätter abgeworfen hat.<br />

Die reifen Früchte haben zwei große<br />

und drei kleine Flügel, die – wie könnte es<br />

anders sein – goldig schimmern. Die Flügel<br />

helfen der Frucht des Amarillo, mit<br />

dem Wind zu segeln. Denn der sorgt für<br />

die Verbreitung des edlen Tropenbaumes,<br />

der vor allem im tropischem Tiefland –<br />

vom Golf von Mexiko bis nach Guyana im<br />

Norden Südamerikas wächst.<br />

So sieht ein Amarillo auf der ForestFinance-<br />

Finca Madera Fina in Panama aus. Kaum zu<br />

glauben, dass aus den Samen mit den<br />

zarten Flügeln (links) und zierlichen Setzlingen<br />

(unten) ein so stolzer Baum erwächst.<br />

Fotos: ForestFinance<br />

www.forestfinance.de FF 39<br />

BaumSchule


„urgewald setzt sich mit großer Wirkung<br />

für den Schutz der Natur und sozialer Gerechtigkeit<br />

ein. Mit viel Courage und Chuzpe<br />

gelingt es ihr immer wieder, große Konzerne<br />

und Banken in die Schranken zu<br />

weisen“, erklärt Anne Solbach-Freise, Stifterin<br />

des Preises für Zivilcourage. „Im Vordergrund<br />

stehen dabei weniger symbolkräftige<br />

Aktionen als der hartnäckige Dialog in<br />

den Chefetagen von Politik, Banken und Unternehmen.<br />

Dort kommt die Wirkung ihres<br />

Namens inzwischen jener einer Urgewalt<br />

ziemlich nahe“, urteilte die utopia-Jury.<br />

Die Erfolge sprechen für sich – zum Beispiel,<br />

als urgewald 2006 vier deutsche Banken<br />

von der Finanzierung des Atomkraftwerks<br />

Belene in einem Erdbebengebiet in<br />

Bulgarien abgehalten hat. 2009 stieg auch<br />

der Energiekonzern RWE aus dem Projekt<br />

aus. Bis heute ist das Atomvorhaben damit<br />

dank der urgewald-Kampagne gescheitert<br />

– die bulgarische Regierung hat noch keinen<br />

neuen Investor gefunden.<br />

Auf Konfrontationskurs mit<br />

der Ignoranz in Chefetagen<br />

Usprünglich wurde urgewald 1992 von der<br />

Biologin und heutigen Geschäftsführerin<br />

Heffa Schücking mit dem Ziel gegründet,bedrohte<br />

Primaten zu schützen. Aus der Regenwaldschutzbewegung<br />

stammt auch<br />

der Name der Organisation. Doch längst<br />

geht es dem Verein mit Sitz im westfälischen<br />

Sassenberg nicht mehr nur um Wald. Die<br />

kleine Organisation macht sich ganzheitlich<br />

gegen umweltpolitische schwarze Schafe<br />

und die negativen Auswirkungen deutscher<br />

Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik<br />

stark – und das mit Nachdruck. Statt die<br />

Umweltsünder vor Ort zu stoppen, dreht urgewald<br />

ihnen einfach den Geldhahn ab, indem<br />

sie den Blick der Öffentlichkeit auf die<br />

gar nicht grünen Auslandsinvestitionen<br />

der hiesigen Banken und Firmen lenkt. Das<br />

funktioniert vor allem durch akribische Recherche<br />

vor Ort, denn oftmals kennen die<br />

Entscheidungsträger in den Chefetagen<br />

die Situation und die Auswirkungen des Engagements<br />

nicht einmal. Hier setzt urgewald<br />

an und konfrontiert die Manager mit<br />

ihrer Ignoranz. Meist in Form von Kampagnen,<br />

die es in sich haben – so wie die Kampagne<br />

gegen die Menschenrechtsverletzungen<br />

der Deutschen Bank unter dem<br />

Motto „Leistung, die Leiden“ schafft. Denn<br />

obgleich die größte Bank Deutschlands<br />

sich gerne den Anschein eines sozial und<br />

ökologisch eingestellten Instituts gibt,finanziert<br />

sie Atomunternehmen, Waffenproduzenten<br />

und Umweltzerstörung.<br />

Die Schwerpunkte urgewalds liegen jedoch<br />

nicht nur auf den Finanzsünden der<br />

Banken, sondern auch auf den Themen<br />

Den aktualisierten<br />

Waldschadensbericht 2010<br />

von urgewald, ARA und Forum<br />

Umwelt und Entwicklung<br />

finden Sie unter „Presse“ und<br />

„Publikationen“ auf<br />

www.urgewald.de<br />

Wald und Papier, Öl, Gas und Bergbau sowie<br />

Atomkraft und Bau von Staudämmen. Egal,<br />

um welches Thema es sich dreht – urgewald<br />

fungiert als Anwalt für Umwelt- und Menschenrechte<br />

und„fordert von den Entscheidungsträgern<br />

in Politik und Wirtschaft<br />

genau jenes Handeln ein, zu dem sie sich in<br />

ihren Geschäftsberichten und Regierungsprogrammen<br />

verpflichtet haben“, so die<br />

Organisation auf ihrer Website.<br />

Grüne Versprechen und<br />

strahlende Banken<br />

Jetzt hat urgewald eine neue Verbraucher-<br />

Eine kleine Organisation deckt auf,<br />

wohin das große Geld wirklich fließt.<br />

urgewald<br />

Es grünt so grün, wenn Deutschlands<br />

Banken blühen. Könnte man<br />

meinen, wenn man deren PR glaubt.<br />

Was wirklich hinter dem grünen<br />

Image steckt, nimmt die Nichtregierungsorganisation<br />

urgewald unter<br />

die Lupe – und hat dafür 2010 nicht<br />

nur als erste Organisation den Preis<br />

für Zivilcourage erhalten, sondern<br />

auch noch den utopia award in der<br />

Kategorie Vorbilder. Kristin Steffan<br />

ist beeindruckt und beschreibt die<br />

Umweltkämpfer.<br />

broschüre vorgestellt: „Wie radioaktiv ist<br />

meine Bank?“ Darin hat die Organisation die<br />

Finanzdienstleistungen deutscher Banken<br />

für die internationale Atomindustrie untersucht:die<br />

Kreditvergabe ebenso wie den Besitz<br />

von Anleihen und Aktien. „Während<br />

die Banken gerne und umfassend über ihr<br />

Engagement bei den Erneuerbaren reden,<br />

schweigen sie sich aus zu ihrer Finanzierung<br />

für die Atomindustrie. Dieses‘Atomgeheimnis’wollen<br />

wir mit unserer Studie lüften“,so<br />

Schücking. Platz Eins belegt dabei die Deutsche<br />

Bank, die von 2000 bis 2009 die Atomindustrie<br />

mit 7,8 Milliarden Euro unter-<br />

40 FF www.forestfinance.de<br />

Foto: Thomas Stephan


stützt hat. Darauf folgen die Commerzbank<br />

mit 3,9 Milliarden Euro und die UniCredit/<br />

Hypovereinsbank mit 2,3 Milliarden Euro.<br />

„Die Broschüre gibt Verbrauchern die<br />

Möglichkeit, gezielt zu prüfen, ob und welche<br />

Atomunternehmen ihre Bank finanziell<br />

unterstützt hat“, erklärt Regine Richter,<br />

Mit-Autorin der Studie. Mit der Broschüre<br />

stellt urgewald jedoch nicht nur schwarze<br />

Schafe an den Pranger, sondern zeigt auch<br />

grüne Alternativen für Bankkunden auf. Sie<br />

enthält daher auch Informationen zur Triodos<br />

Bank, der Umwelt- und Ethikbank und<br />

der GLS Bank, bei der auch ForestFinance<br />

Kunde ist – Institute, die Atomfinanzierungen<br />

explizit ausschließen. Denn nicht<br />

nur beim Strom haben Kunden die Wahl.<br />

„Wer nicht möchte, dass sein Geld in die<br />

Hände der Atomindustrie gerät, sollte mit<br />

seinem Konto und Geldanlagen zu einer der<br />

nicht-radioaktiven Banken wechseln“, so<br />

Schücking. Die Broschüre kann zum Preis<br />

von 4,50 Euro unter www.urgewald.de/<br />

index.php?page=3-182-606 bestellt werden.<br />

Was vom Walde übrig blieb<br />

Die ehemalige Regenwald- und Primatenschutzorganisation<br />

urgewald setzt sich im-<br />

mer noch leidenschaftlich für den Schutz der<br />

Wälder ein. Der kann nur gelingen, wenn<br />

alle Menschen – sowohl die der armen als<br />

auch der reichen Länder – ihre Wirtschaft<br />

und ihren Konsum überdenken. So veröffentlichte<br />

urgewald 2006 den Alternativen<br />

Waldschadensbericht in Zusammenarbeit<br />

mit ARA (Arbeitsgemeinschaft Regewald-<br />

und Artenschutz) und dem Forum<br />

Umwelt und Entwicklung.<br />

Der Alternative Waldschadensbericht<br />

untersucht die Mitverantwortung Deutschlands<br />

an der Zerstörung der Wälder weltweit.<br />

Konkret wird die Verantwortung der<br />

Politik, der Banken, Unternehmen und der<br />

Verbraucher dargestellt und dokumentiert.<br />

Die Autoren beleuchten insbesondere den<br />

Papier- und Zellstoffsektor, die waldbezogene<br />

Entwicklungspolitik Deutschlands und<br />

die deutsche Waldpolitik. Der Alternative<br />

Waldschadensbericht ist eine wichtige Informationsquelle<br />

und wurde 2010 mit einem<br />

Update um neue Zahlen und aktuelle<br />

Entwicklungen ergänzt.<br />

Auch diese Broschüre können Sie auf<br />

www.urgewald.de/index.php?page=3-182-<br />

606 für 8 Euro bestellen. Auf der Homepage<br />

der Organisation finden Sie noch mehr zum<br />

Thema.Klicken Sie auf„Kampagnen“ die Rubrik<br />

„Wald und Papier“ an. Sie enthält viel<br />

Wissenswertes über die Problemzone Wald<br />

ebenso wie Berichte von urgewald-Projekten.<br />

urgewald und seine Geschäftsführerin Heffa Schücking<br />

sind bei Banken im In- und Ausland für ihre Kompetenz<br />

im Finanzsektor bekannt „Man fragt schon einmal bei<br />

urgewald nach, welche Probleme ein Kredit für ein<br />

Großprojekt auslösen könnte“, schreibt Finanztest im<br />

Buch „Grüne Geldanlage“, das im November 2010 erschien.<br />

Heffa Schücking stellt<br />

darin Waldinvestments vor –<br />

und das mit viel Sachverstand<br />

und Fachwissen. Sie können<br />

das Buch für 16,90 Euro bestellen:<br />

www.test.de/shop/<br />

buecher-spezialhefte/bau<br />

en-finanzieren/sp0239000/<br />

Kristin Steffan machte sich<br />

ein Bild von urgewald. Sie<br />

arbeitet als Online-Redakteurin<br />

für ForestFinance.<br />

www.forestfinance.de FF 41


Für Waldläufer<br />

Wölfe – New kids on the block<br />

Die Wälder Europas dehnen sich aus<br />

und mit ihnen kehren Beutetiere und<br />

ihre Jäger zurück – darunter auch<br />

Wölfe. Das lässt kaum jemanden kalt.<br />

Wölfe werden gehasst und geliebt,<br />

missachtet und mystifiziert – früher<br />

ebenso wie heute. Wie wenig wir alle<br />

aber von den scheuen Tieren wissen,<br />

macht das Buch von Olaf Schulz deutlich.<br />

Er liebt Wölfe seit er denken kann<br />

und nahm als Naturfotograf und Umweltjournalist<br />

sofort die Spuren der<br />

ersten Wolfsrudel in Deutschland auf,<br />

folgte ihnen und beobachtete sie monatelang.<br />

Dabei entstanden außergewöhnliche<br />

Bilder, Einblicke in eine verborgene,<br />

wunderbar wilde Welt.<br />

Aber im Buch finden Wolffans noch<br />

viel mehr: die Entwicklungsgeschichte<br />

der Tiere, aber auch die von Menschen<br />

und ihren Bildern von Wölfen. So sprachen<br />

die Kelten ihnen wundersame<br />

Heilkräfte zu, die Europäer des Mittelalters<br />

aber jagten Wölfe, bis sie fast<br />

ausgerottet waren. Erst Ende der<br />

1990er kamen sie nach Deutschland<br />

zurück.„Wo der Wolf lebt, wächst der<br />

Wald“, sagt ein russisches Sprichwort.<br />

Wünschen wir beiden alles Gute und<br />

ein langes Leben! Bücher wie dieses<br />

tragen dazu bei:<br />

Wölfe. Ein Mythos kehrt zurück<br />

160 Seiten, 170 Fotos, 29,95 € (D),<br />

BLV Buchverlag, München,<br />

ISBN 978-3-8354-0620-9<br />

Wo Mensch und Wildnis sich begegnen –<br />

heißt in modernen Zeiten Nationalpark<br />

Ebenso heißt die Zeitschrift des Oekom<br />

Verlages, Nationalpark, und wird vom Verein<br />

der Nationalpark-Freunde e.V. herausgegeben.<br />

Vier Mal im Jahr erscheint das 48<br />

Seiten starke Heft mit Themen rund um<br />

Wildnis, Nationalparke, Naturschutz und<br />

Reisen in deutsche und europäische Naturlandschaften.<br />

In Nationalpark schreiben seit 1974 engagierte<br />

Tierfilmer, praxisgeprüfte Nationalparkleiter<br />

oder profilierte Naturschützerinnen.<br />

Sie nehmen die neuesten Entwicklungen<br />

mit unabhängiger Sachkenntnis<br />

unter die Lupe und berichten in spannenden<br />

Reisereportagen aus spektakulären Naturgebieten.<br />

Hervorragende Natur- und Tierfotografien<br />

sind ein Markenzeichen dieser<br />

Autorenzeitschrift, die vom Umweltjournalisten<br />

Horst Stern mitbegründet wurde.<br />

Zugegeben,in diesem Magazin schreiben<br />

nicht gerade die Edelfedern der journalistischen<br />

Zunft. Aber die Artikel sind allesamt<br />

gründlich recherchiert und wer sich für<br />

Naturschutz in Deutschland interessiert,findet<br />

hier mit Sicherheit fundierte Hintergrundinformationen.<br />

Und ganz nebenbei<br />

entdeckt man in diesem Magazin die schönsten<br />

Fleckchen Erde, und viele unserer Republik<br />

– Natur pur zum Hinfahren und<br />

Angucken.<br />

Nationalpark. Zeitschrift des Vereins der<br />

Nationalpark-Freunde e.V., erscheint vier<br />

Mal pro Jahr, 6,90 € (24 € im Abo), oekom<br />

Verlag, München, ISSN: 0342-9806<br />

www.greenleaks.com – die grüne<br />

Antwort auf Wikileaks<br />

Man mag ja vom Wikileaks-Gründer Julian<br />

Assange halten, was man will. Aber seine<br />

Idee,brisante Dokumente zu veröffentlichen<br />

und damit Zwielichtiges in die öffentliche<br />

Debatte zu bringen, hat was abgrundtief<br />

Demokratisches. In die öffentliche Debatte<br />

gehören aber auch lebenswichtige Themen<br />

wie Umwelt und deren Schutz.Wer sie<br />

gefährdet, soll an den Pranger der Öffentlichkeit.<br />

Auf GreenLeaks.<br />

GreenLeaks ging in Berlin ans Netz. Und<br />

wenn es auch Gemeinsamkeiten zur berühmt-berüchtigten<br />

Namenspatin gibt, so<br />

wollen die Initiatoren doch anders arbeiten<br />

als Wikileaks. Die Juristen, Umweltschützer<br />

und Journalisten hinter GreenLeaks konzentrieren<br />

sich auf die Bereiche Umwelt- sowie<br />

Verbraucherscchutz. Sie verstehen sich<br />

als Partner von Unternehmen und Regierungen.<br />

Diesen wollen sie helfen, indem sie<br />

rechtzeitig vor Gefahren warnen und früh<br />

auf mögliche Probleme hinweisen.<br />

Sogenannte Whistleblower, Menschen,<br />

die ihre Informationen meist intern beziehen<br />

um sie allen Externen zur Verfügung zu<br />

stellen, sind seit Wikileaks bekannt. Sie<br />

sollen auch für das grüne Pendant Material<br />

liefern. Dafür richtet die Plattform einen<br />

sicheren elektronischen Briefkasten, eine<br />

Dropbox, ein. Alles Wichtige kann aber auch<br />

ganz old school per Briefpost gesendet<br />

werden.<br />

Wollen Sie jemanden verpfeifen oder die<br />

Nachrichten der Whistleblower lesen? Dann<br />

klicken Sie auf: www.greenleaks.com.<br />

FF 42 www.forestfinance.de


Foto: Arminia/wikipedia.de Foto: klima.bildungscent.de<br />

Foto: NABU/Tim Jelonnek<br />

Ausstellungen – Termine – Events<br />

Günter Grass im Gespräch mit NABU-Präsident Olaf<br />

Tschimpke.<br />

Schüler tragen die Klimakiste des BildungsCent e.V.<br />

Der Dümmer See ist die letzte Station der Wanderer.<br />

Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – von begnadeten<br />

Literaturpreisträgern, Klimakisten, Kindergärten und Schulen<br />

und auf Wanderwegen zu Naturschutzprojekten. Hier unsere<br />

Reihe mit Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />

… durchforstet<br />

„Wolken überm Wald“ heißt die Ausstellung vom NABU (Naturschutzbund Deutschland)<br />

und dem Günter-Grass-Haus. Die Ausstellung ist mit Grafiken von Günter Grass illustriert.<br />

Seine Gedanken zu der beunruhigenden Situation der Wälder drückte Grass bereits in den<br />

1980er und 1990er Jahren in Kohlezeichnungen und Lithographien aus. „Ich bin ein begeisterter<br />

Waldgänger.Wenn ich die Möglichkeit habe, ziehe ich mich in den Wald zurück<br />

und zeichne Bäume“, erzählt der Literaturnobelpreisträger. In der Ausstellung stehen seine<br />

Bilder von damals Aufnahmen des heutigen Waldes gegenüber. Somit verbindet sie<br />

den künstlerischen Blick auf die damalige Situation mit der kritischen Einschätzung des<br />

NABU auf die heutige Sicht und zeigt auf, was gemeinsam getan werden muss, um dem<br />

Wald eine gute Zukunft zu geben. Wolken überm Wald ist bis Juni <strong>2011</strong> im Günter Grass-Haus,<br />

Glockengießerstraße 21, in Lübeck zu sehen und später in ganz Deutschland. Wo genau erfahren<br />

Sie auf www.nabu-sh.de<br />

Die Klimakiste beschäftigt uns ja bereits eine ganze Weile. Jetzt können auch Kinder erfahren,<br />

was dahinter steckt und vor allem lernen, was sie besser machen können, um ihre<br />

Welt zu stabilisieren. Gefördert vom Bundesumweltministerium gibt der Verein BildungsCent<br />

seine Klimakisten an Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen,<br />

prall gefüllt mit Lernstoff für den Klimaschutz. Dabei enthalten die Kisten für Kindertagesstätten<br />

nur wenige Messgeräte,dafür jedoch viele Materialien mit Tipps und Tricks,<br />

wie man mit Kindern im Kindergartenalter Klimaschutzprojekte durchführt. Die Grundschulkisten<br />

enthalten bereits eine Vielzahl an Messgeräten ergänzt durch passende Materialien.<br />

Die weiterführenden Kisten sind darüber hinaus mit Geräten mit Datenloggerfunktion<br />

ausgestattet und ermöglichen so eine Langzeitauswertung. Insgesamt stehen<br />

1800 Klimakisten zur Verfügung, die hier kostenlos eingesehen und angefordert werden<br />

können: http://klima.bildungscent.de/klimakiste-und-mehr<br />

Wandern ist die gesündeste Art der Fortbewegung – für den Menschen wie für die Umwelt.<br />

Neben körperlicher Fitness regt es auch Geist und Seele an. Damit bietet es eine ideale<br />

Voraussetzung, Informationen und Eindrücke aufzunehmen und nachwirken zu lassen.<br />

Auf acht ein- und zweiwöchigen Wanderungen in Deutschland werden ab August<br />

2010 ein Jahr lang beispielhafte umweltentlastende Projekte besucht, die von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wurden. Die Touren in ausgewählte Regionen<br />

Deutschlands leitet die wanderbegeisterte Biologin Dr. Heidi Lehmal, die 2008 den Verein„10000000<br />

Schritte – fit durch Deutschland“ gegründet hat. Sie will vorbildhafte Umweltprojekte<br />

jeweils für bis zu 20 Mitwanderer erlebbar machen. Wo und wann Sie <strong>2011</strong><br />

mitwandern können, erfahren Sie auf www.10000000schritte.de und auf www.dbu.de<br />

www.forestfinance.de FF 43

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