Rund 300.000 Blutegel haben im vergangenen Jahr eine 6000 Quadratmeter große Farm in Biebertal bei Gießen verlassen. Mit 900.000 Euro Jahresumsatz ist die Farm die größte in Deutschland und in ganz Westeuropa.
Blutegel gehören zur Unterklasse der meist im Wasser lebenden Ringelwürmer mit rund 300 Arten. Der bekannteste Vertreter, der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis), kommt schon seit Jahrhunderten zum Einsatz. Heute nutzt man die braun bis grün gefärbten Egel vor allem in der Behandlung von Patienten durch Heilpraktiker oder Tierheilpraktiker. Über ihren Speichel sondern die Egel mehrere Stoffe in eine Wunde ab und saugen dann bis zu 30 Minuten lang an der Haut Blut. Wenn sie satt sind, fallen sie von selbst ab.
"Blutegel werden zum Beispiel zur Behandlung von Arthrose, in der Unfallchirurgie oder bei Depressionen eingesetzt“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Egelzucht, Manfred Roth. Zu den abgesonderten Substanzen des Blutegels gehörten Entzündungs- und Blutgerinnungshemmer sowie stimmungsaufhellende Stoffe.
Tief in die Tasche greifen müssen die Patienten für eine Behandlung nicht. „Ein Egel kostet drei Euro. Da kann man sich schon mal drei Egel bei einer Behandlung aufsetzen lassen“, sagt Geschäftsführer Harald Galatis. Ausgeliefert werden die Tiere in einem nassen Baumwollsäckchen und mit angefeuchteten Schaumstoffflocken in einer Styropor-Kiste.
Im Durchschnitt sind die Blutsauger fünf bis zehn Zentimeter lang und wiegen zwei bis drei Gramm. Alte Blutegel können bis zu 40 Zentimeter lang werden. Die Tiere haben eine Lebenserwartung von rund 20 Jahren. Blutegel können bis zu zwei Jahre ohne Futter auskommen. Damit die Würmer prächtig gedeihen, werden sie auf der Farm einmal in der Woche mit Pferdeblut gefüttert. „Rinderblut wird wegen der BSE-Krise nicht mehr genommen“, sagt Roth.