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Zucchero: "Sex ist wie eine frische Pizza"

Zucchero im Interview
Im Mai und Juni macht Zucchero mit seiner "La Sesión Cubana World Tour" auch Station in Deutschland.
Dass Zucchero kein Blatt vor den Mund nimmt, ist bekannt - weder in seinen Songtexten noch in Interviews. Wir trafen Iatliens Superstar Adelmo Fornaciari und sprachen mit ihm über Kuba, den Papst und die (freie) Liebe.

"Sex ist wie eine frische Pizza mit neuem Belag"

Von Anja Blanuscha

Die Musik von deinem aktuellen Album "La Sesión Cubana" ist sehr tanzbar. Bist du denn selbst ein guter Tänzer?

Zucchero: Nein, ich bin ein ganz schlechter Tänzer. Mir gefällt es, wenn ich die Leute auf meinen Konzerten tanzen sehe.

Im vergangenen Jahr hast du auf Kuba ein Gratiskonzert vor 70.000 Menschen gegeben. Hattest du damit gerechnet, dass das Konzert so ein Riesenerfolg wird?

Zucchero: Das hatte ich so sicherlich nicht erwartet. In dem Land dürfen ja beispielsweise keine Plakate angebracht werden. Es gibt gerade einmal drei Fernsehsender und drei Radiostationen – daher hat uns dieser Ansturm schon überrascht.

Warst du nervös, deine „kubanischen“ Songs vor Kubanern zu spielen?

Zucchero: Bei den Songs handelt es sich ja nicht um traditionell-kubanische Musik, sondern ich habe einfach meine Titel zusammen mit kubanischen Musikern gespielt. Ich habe dieses Konzert für die Leute gemacht, ohne einen politischen Aspekt. Ich hatte im Vorfeld öfter die Gelegenheit nach Kuba zu reisen und konnte die Menschen dort kennen lernen. Es handelt sich um ein aufrichtiges, romantisches Volk. Es gab also keinen Grund vor einem Publikum Angst zu haben, das dich mit offenen Armen empfängt.

Gab es an dem Abend einen Moment, der dir besonders nah gegangen ist?

Zucchero: Egal, wo ich hingesehen habe, ich habe in wunderschöne Gesichter geschaut – mit wunderschönen Augen. Dieses Volk strahlt eine unheimliche Würde aus. Dort sieht man auf der Straße keine Kinder, die betteln. Ein ganz besonderer Moment des Abends für mich war, als ich auf der Bühne ein Gedicht von José Marti, einem kubanischen Poet, rezitiert habe und diese 70.000 Personen das mit mir zusammen gesprochen haben. Das erschien wie ein Gebet.

"Es bräuchte eine Revolution ohne Waffen"

Zucchero im Interview
Lässig, charmant und ein bisschen raubeinig: Der italienische Bluesrocker Zucchero bedient im Interview seinen Ruf als "Supermacho" auch mit einem gewissen Augenzwinkern.

Was sagst du zum Wahlergebnis in Italien?

Zucchero: Es tut mir sehr leid, ein italienisches Volk zu sehen, das wie gelähmt ist. Es bräuchte eigentlich eine Revolution, aber ohne Waffen.

Hast du denn schon mal darüber nachgedacht in die Politik zu gehen?

Zucchero: Nein, ich bin nicht politisch genug. Ich habe zu wenig von einer Schlange. Für einen Politiker wäre ich außerdem viel zu direkt.

Ist dein direktes Wesen denn ein Problem für dich?

Zucchero: Ja, ich bin in der Vergangenheit durchaus damit angeeckt. Die katholische Kirche war sauer auf mich, weil ich in meinen Liedtexten etwas gegen sie geschrieben habe. Ich bin auch schon gegen die politischen Institutionen gegangen, habe mich gegen die Arroganz und Ignoranz gewisser Personen gewandt – darunter auch sehr bekannten Persönlichkeiten wie Berlusconi oder ein Kardinal. Oder gegen arrogante Russen, die meinen, alles mit Geld kaufen zu können. Aber das italienische Volk ist mir immer gefolgt, weil die Leute verstanden haben, dass ich gute Gründe hatte, darüber wütend zu sein.

Apropos direkte Worte: In einem Interview hast du kürzlich gesagt, dass Seitensprünge die Ehe beleben …

Zucchero: Ja, Monogamie ist langweilig. Wahre Liebe ist die eine Sache, sie kann eine für das ganze Leben sein. Doch die Sinnlichkeit ist etwas ganz anderes. Sex, das ist wie eine frische Pizza mit neuem Belag zu essen. Jeden Tag das gleiche Nudelgericht serviert zu bekommen, fände doch jeder zum Kotzen. Jenseits der ersten Verliebtheit kann man sich wirklich verdammt glücklich schätzen, wenn man wahre Liebe vielleicht zweimal im Leben erlebt. Sex und Liebe sind für mich zwei verschiedene Dinge. Sex ist auch ohne Liebe möglich.

Hast du denn zu Hause keinen Ärger von deiner Lebensgefährtin Francesca bekommen, als sie davon gehört hat?

Zucchero: Ich lebe jetzt mit drei Frauen auf meinem Bauernhof, weil ich kürzlich Moslem geworden bin. (lacht laut) Nein, das war natürlich nur ein Scherz!

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