Vom Souvenirmodell zum Kohlrabi-Express

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Modellstraßenbahnen erfreuen sich wachsender Beliebtheit und auf dem Markt gibt es, meist pünktlich zur Nürnberger Spielwarenmesse, immer wieder neue Modelle zu entdecken.
Auch die Münchner Trambahn ist immer öfter Thema für die Modellbauer. Während die modernen S- und T-Wagen von der Wiener Firma Halling nachgebildet wurden, werden allerdings die älteren Generationen eher stiefmütterlich behandelt.
Vom Münchner A-Wagen waren im Maßstab 1:87 in den vergangenen Jahren drei Modelle erhältlich.

September 1959: Triebwagen A2.2 mit der Wagennummer 282 schlängelt sich durch die alte Falkenstraße. Allerdings blicken wir hier nicht auf einen echten Triebwagen, sondern ein 'gesupertes' Modell von Stefan Erhard (Bild: Peter Wagner/Sammlung: Freunde des

September 1959: Triebwagen A2.2 mit der Wagennummer 282 schlängelt sich am '5er' durch die alte Falkenstraße in der Au. Allerdings blicken wir hier nicht auf einen echten Triebwagen, sondern ein 'gesupertes' Modell von Stefan Erhard (Bild: Peter Wagner/Sammlung: Freunde des Münchner Trambahnmuseums e.V./Bildmontage: Frederik Buchleitner)

Den Anfang machte die Kleinserie von Fairfield, welche über die Firma ‘Adler’ ein unlackiertes Modell und eine Version nach dem Vorbild des Wagen 256 vertrieben.
Im MVG Museum ist ein einfach gehaltenes Modell für günstige 12,95 Euro erhältlich. Ganz nach der Tradition der Wiener Souvenirmodelle. Diese Wagen werden von der Firma Grell produziert. 
Beim Verlag Atlas Editions ist vor einigen Monaten ein wesentlich detailreiches Modell erschienen.
Um dieses zu erhalten, muss man allerdings ein Abo abschließen und erhält dann monatlich ein Modell aus der Reihe ‚Legendäre Straßenbahnen‘. Da die Versandreihenfolge bei jedem Abonnenten unterschiedlich ist, lässt sich die Wartezeit, bis man sein Münchner Modell in Händen hält, leider nicht abschätzen.
Leider steht das Atlas-Modell auf Schmalspur-Gleisen, ist also genau genommen in der Spurweite H0m.
Die beiden letztgenannten Modelle sind ohne Antrieb und sind eher als Souvenirmodell gedacht, kommen also an die Qualität von Herstellern wie Halling oder Roco nicht heran.

Für den Bastler und Modellbauer, der sein Modell zum Beispiel mit einem Antrieb versehen möchte, bieten sich aber beide Modelle, der Atlas-Wagen und auch das Souvenirmodell aus dem MVG-Museum, als Grundlage an. 

Alt und Neu im Vergleich: Auf der linken Seite ein unbearbeitetes Atlas-Modell und auf der rechten Seite der umgebaute Wagen (Bild: Stefan Erhard)

Alt und Neu im Vergleich: Auf der linken Seite ein unbearbeitetes Atlas-Modell und auf der rechten Seite der umgebaute Wagen (Bild: Stefan Erhard)

Zum Vorbild: Zwischen 1898 und 1902 beschaffte die Münchner Straßenbahn insgesamt 250 Exemplare der Baureihen A 1.1/A 2.2 bei der Waggonfabrik Josef Rathgeber in München-Moosach. Durch verschiedene Umbauten (z.B. stärkere Motoren oder andere Fensteraufteilung der Wagenkästen) entstanden weitere Unterbaureihen. Viele Wagen wurden durch Verkleidungen an jeweils einer Plattformseite zu Einrichtungswagen umgebaut. Ab 1929 erhielten einige Wagen einen Scherenstromabnehmer. Der letzte Wagen mit ‚Stangerl’ wurde in München zu Beginn des Jahres 1955 auf der Linie 5 letztmalig eingesetzt. Fünf Jahre später endete der Fahrgasteinsatz der Baureihe A, welche zuletzt nur noch in der Hauptverkehrszeit als Einsatzwagen eingesetzt wurde.
Das A-Wagen-Modell erhielt die Nummer 282 und verkehrt am ‘5er’ zwischen Viktualienmarkt und Candidplatz, welcher durch seine stadtseitige Endstation im Volksmund ‚Kohlrabi-Express‘ genannt wurde. Als erste Straßenbahnlinie Münchens wurde der ‘5er’ im Mai 1960 auf Bus umgestellt.
Heute ist beim Vorbild nur noch Wagen 256 erhalten, welcher 1976 zur 100-Jahr-Feier nahezu in den Originalzustand zurückversetzt wurde und im MVG-Museum an der Ständlerstraße besichtigt werden kann. Zuletzt war der Wagen bei der Eröffnung der Linie 19 zum Pasinger Bahnhof zu sehen.

Detailansicht der „Köpfe“. Der relativ klobige Fangkorb wurde durch einen Eigenbau aus Fliegengitter ersetzt (Bild: Stefan Erhard)

Detailansicht der „Köpfe“. Der relativ klobige Fangkorb wurde durch einen Eigenbau aus Fliegengitter ersetzt (Bild: Stefan Erhard)

Durch Verblechen der Plattformen entstand ein Einrichtungswagen. Wie beim Vorbild passt dies nicht ganz harmonisch in das Gesamtbild (Bild: Stefan Erhard)

Durch Verblechen der Plattformen entstand ein Einrichtungswagen. Wie beim Vorbild passt dies nicht ganz harmonisch in das Gesamtbild (Bild: Stefan Erhard)

Das Modell verfügt über eine Beleuchtung im Innenraum und auch über ein Frontlicht

Das Modell verfügt über eine Beleuchtung im Innenraum und auch über einen Frontscheinwerfer (Bild: Stefan Erhard)

Die bisher gelieferten Modelle der Atlas-Reihe

Die bisher gelieferten Modelle der Atlas-Reihe (Bild: Stefan Erhard)