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Plötzlich mit allem im ReinenDie verblüffende Verwandlung von Lara Gut-Behrami

Hat die innere Mitte gefunden: Lara Gut-Behrami ist exzellent in die Saison gestartet.

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Es gab Zeiten, da reichte es, Lara Gut-Behrami ein Mikrofon vor den Mund zu halten – und Aufregung war garantiert. Da konnte sie ungefragt eine Piste schlechtreden, sich über dieses und jenes enervieren, den Verband brüskieren oder einfach sagen, bis sie 34 sei, fahre sie sicher nicht weiter. Schliesslich habe sie Besseres zu tun.

Im nächsten Frühling wird Gut-Behrami 33, sie fährt so gut wie selten oder vielleicht gar nie zuvor, der Schweizer Alpinchef Hans Flatscher sagt, er rechne so schnell nicht mit dem Rücktritt der Ausnahmeathletin. Vor allem scheint diese ihre innere Mitte gefunden zu haben. Die Tessinerin wirkt nahbarer, fast schon tiefenentspannt. Sie hielt unlängst fest, sie könne Negatives besser ausbalancieren. Der Schweizer Cheftrainer Beat Tschuor sagt: «Lara ist gelassener als früher. Seit zwei Jahren spüre ich diese Ruhe, auch im Verhältnis mit Swiss-Ski. Sie reibt sich weniger schnell an Dingen auf, bringt sich in Diskussionen ein – auf eine gute, durchdachte Art. Das ist leistungsfördernd.»

«Es war gefährlich – das brauchen wir nicht»

Vor genau einem Jahr berichtete Gut-Behrami in St. Moritz von Rückenbeschwerden, Schmerzen habe sie schon beim Autofahren. Nun mag sie derlei Diskussionen gar nicht erst aufflackern lassen. Die Reiserei sei schwierig, gerade für eine 32-Jährige, aber sie müsse das nicht bei jeder Gelegenheit zum Thema machen.

Noch am Sonntag fuhr sie im kanadischen Mont Tremblant, nach einem Zwischenstopp daheim in Italien bei Ehemann Valon Behrami stand am Mittwochmorgen im Engadin bereits das erste Abfahrtstraining auf dem Programm. «Den Jetlag kennen wir alle», sagt Gut-Behrami, die anders als gewisse Konkurrentinnen die Finger von Schlaftabletten lässt. In diesem Bereich der Regeneration gehe sie ihre eigenen Wege, behält diese aber für sich.

Zweimal Erste, einmal Zweite und Fünfte war sie in den bisherigen Riesenslaloms, nach dem Traumstart in den Winter trauen ihr Experten zu, Mikaela Shiffrin den Sieg im Gesamtweltcup zumindest streitig zu machen. In Mont Tremblant lieferte Gut-Behrami auch bei grenzwertigen Wetterbedingungen ab, im Nachgang sprach sie von einem Witzrennen. «Es war gefährlich – so etwas brauchen wir eigentlich nicht.»

Blindflug: Lara Gut-Behrami fährt am Sonntag in Kanada bei grenzwertigen Bedingungen auf Rang 2.

Ihr zweiter Rang war umso bemerkenswerter, weil Gut-Behrami sagt, sie sei keinerlei Risiken eingegangen. «Im Mittelteil fuhr ich rund um die Tore. Ich wollte sogar stoppen.» Richtig, sie überlegte sich, den Lauf abzubrechen. «Ich habe nichts mehr gesehen. Weil es kurz darauf etwas besser wurde, fuhr ich weiter.»

Bald könnte sie weitere Legenden hinter sich lassen

Offenbar ist Gut-Behrami dieser Tage selbst mit angezogener Handbremse schnell unterwegs. Das Selbstvertrauen ist gross, weit weg sind die Gedanken an den Sommer, als im Trainingscamp in Argentinien das Knie schmerzte und sie sich kurz die Sinnfrage stellte. Sie hat weniger auf Schnee, aber mehr im Kraftraum trainiert, und ja, womöglich ihre Sichtweise auf gewisse Dinge angepasst.

Es heisst, sie habe gelernt, dass Freude wichtiger sei im Leben als der Hunger nach mehr. Vor dem Saisonstart in Sölden sagte Gut-Behrami gegenüber der NZZ, früher habe sie nach einem Sieg sofort an den nächsten gedacht. «Heute will ich immer noch Rennen gewinnen, aber ob es Ende Saison eines mehr oder weniger ist, das ist nicht entscheidend.»

Und so ist bei Gut-Behrami eine Art Verwandlung festzustellen, gewiss nicht die erste, vielleicht aber die entscheidende, um einer längst vollendeten Karriere noch den einen oder anderen Superlativ draufzusetzen. 39 Weltcupsiege haben sich angesammelt, in der Allzeit-Bestenliste steht sie auf Platz 7. Sie schickt sich an, mit Anja Pärson (42 Erfolge) und Renate Götschl (46) die nächsten Legenden einzuholen.

Drei Chancen, zu reüssieren, bieten sich ab Freitag in St. Moritz, wo sie vor 16 Jahren auf grosser Bühne debütierte. Ihr halbes Leben hat sie im Weltcup verbracht, die Schweiz sah ihr quasi beim Erwachsenwerden zu. Zum 16. Mal ist sie für ein Rennen ins Engadin gereist, sie hat hier gewonnen, sich schwer verletzt, ist wuchtig im Netz gelandet. Aufregung war fast schon garantiert.