Schule
Zehn Wochen Sommerferien wie im Tessin? Die Ostschweizer Kantone halten wenig von dieser Idee

Im Tessin dauern die Sommerferien zehn Wochen. Der Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici fordert für die Deutschschweiz eine Verlängerung. Die Ostschweizer Kantone sehen hingegen wenig Diskussionsbedarf beim Thema Ferien.

Elia Fagetti
Drucken
Wie lange sollen Kinder in die Sommerferien? Diese Frage beschäftigt zurzeit die Politik.

Wie lange sollen Kinder in die Sommerferien? Diese Frage beschäftigt zurzeit die Politik.

Bild: Felix Ott

Die Länge der Sommerferien wird von den Kantonen festgelegt. Im Tessin sind es zehn Wochen. In den Ostschweizer Kantonen St.Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden dauern die Ferien fünf Wochen. In Innerrhoden ist es eine Woche mehr.

Die Erziehungsexpertin Katharina Maag Merki äusserte sich kürzlich in dieser Zeitung kritisch zur Länge der Tessiner Sommerferien. «Gerade unter dem Blickpunkt der Bildungsbenachteiligung stellen sich bei dermassen langen Sommerferien einige Fragen», sagte die Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich. Ihre Kritik zielt darauf ab, dass Kinder aus eher bildungsfernen Familien mit tiefem sozioökonomischem Status nach langen Ferien überdurchschnittlich stark zurückfallen im Gegensatz zu Kindern aus «gut betuchten» Familien.

Andere Medien griffen das Thema auch auf. Der Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici forderte in der Gratiszeitung «20 Minuten», dass die Ferien auch in der Deutschschweiz verlängert werden: «Acht Wochen fände ich angebracht.» Die zusätzlichen Wochen müssten dann aber auch entsprechend genutzt werden.

Mehr Ferien kein Thema

In Appenzell Innerrhoden befasst sich die Landesschulkommission mit dem Ablauf des Schuljahres. Dazu gehört auch die Ferienplanung. Diese komme jährlich auf den Pult und werde diskutiert, wie es auf Anfrage heisst. Aber dabei gehe es eher um Ferienverschiebungen, als um Verlängerungen, wie Silvio Breitenmoser vom Erziehungsdepartement erklärt: «Aber mit konkreten Verlängerungen beziehungsweise Verkürzungen wie sie im Moment in den Medien diskutiert werden, hat die Landesschulkommission sich nicht befasst.»

Georg Amstutz leitet den Kommunikationsdienst in Appenzell Ausserrhoden.

Georg Amstutz leitet den Kommunikationsdienst in Appenzell Ausserrhoden.

Bild: zvg

Auch in Appenzell Ausserrhoden werden die Ferien nicht diskutiert. «Eine Verlängerung ist nicht vorgesehen», sagt Georg Amstutz, Leiter des ausserrhodischen Kommunikationsdienstes, und verweist auf das Volksschulgesetz. Darin sind die Sommerferien auf fünf Wochen festgelegt. Auch das Ende März verabschiedete neue Volksschulgesetz ändere daran nichts.

Für die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill (SVP) ist klar: zu lange Ferien bringen den Kindern auch nichts.

Für die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill (SVP) ist klar: zu lange Ferien bringen den Kindern auch nichts.

Bild: Arthur Gamsa

Im Thurgau ist Regierungsrätin Monika Knill als Leiterin des Departement für Erziehung und Kultur verantwortlich für die Planung der Schulferien. Auf Anfrage erklärt sie, dass die 13 Ferienwochen im Kanton Thurgau sehr gut übers Jahr verteilt und aus verschiedenen Gründen austariert seien. So auch die fünf Wochen Sommerferien. In Belgien wurden kürzlich die Sommerferien um zwei auf sieben Wochen verkürzt. Die Begründung der zuständigen Ministerin war, dass die Kinder und Jugendlichen aus der Übung gekommen seien. So sieht es auch Knill: «Es ist zudem belegt, dass je länger ein Unterbruch dauert, dies auch zu einem Wissensverlust führt».

Regierungsrat Stefan Kölliker gibt erst am kantonalen Bildungstag weitere Auskünfte.

Regierungsrat Stefan Kölliker gibt erst am kantonalen Bildungstag weitere Auskünfte.

Bild: Benjamin Manser

In St.Gallen verweist der Stab des Bildungsdepartements auf den kantonalen Bildungstag auf dem Olma-Areal. Bis es am kommenden Freitag soweit sei, gebe der Kanton keine Auskunft: «Stefan Kölliker wird sich vor diesem Anlass nicht mehr zum Thema äussern», heisst es in der Mitteilung.