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Der Berner Sänger Gölä spricht im Interview über sein neues Mundartalbum «Stärne», seine Kindheit – und seine Sicht auf die politische Situation in der Schweiz.
Das politische Interview von Gölä (Marco Pfeuti) im «SonntagsBlick» («Die Schweiz ist zu links») hat viel Staub aufgewirbelt. Der Berner Sänger spielt es herunter, als er mit seinem Manager und Aufpasser in Aarau zum Interview erscheint: «Das habe ich gar nicht mitbekommen, ich bin nicht auf Facebook».
Gölä: Mit Musikern habe ich keinen Kontakt. Ich sehe mich als Büezer und Unternehmer, der stolz darauf ist, alles selbst aufgebaut und erarbeitet zu haben. Nicht so wie zum Beispiel Sophie Hunger, die vom Staat aufgepäppelt wird.
Die ehrliche Würdigung erhalte ich vom Publikum. Für mich zählt Geld weniger als das, was ich an Konzerten erlebe. Ich nehme keine Almosen. Das heisst: Ich würde den Musikpreis gern nehmen, ich würde mich geehrt fühlen. Aber die 100 000 Franken würde ich mit jenen teilen, denen es wirklich beschissen geht. Eben nicht dem Penner vor dem Denner. Ich würde es zum Beispiel einem Kinderspital spenden. Aber die Frage stellt sich gar nicht: Ich werde ihn nie erhalten.
Es geht mir um jene, die unverschuldet im Scheiss sind. Es geht mir um die wirklich Benachteiligten. Da bin ich sehr sozial.
Die Flüchtlinge haben mein Mitgefühl, aber die Frage ist eine andere: Macht es wirklich Sinn, dass wir fremde Kulturen nach Europa importieren? Europa war auch mal am Boden. Wir mussten lernen, miteinander auszukommen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es Kulturen gibt, die sehr rückständig sind. Sie müssen diese Erfahrungen noch machen. Aber wir können ihnen vor Ort helfen. Wir sollten sie in ihrem Land unterstützen, statt die Probleme zu importieren.
Das glaubt mir ja wahrscheinlich niemand, aber ich lese von Wissenschaftsbüchern bis Asterix und Lucky Luke alles. Mich hat auf der Welt immer alles interessiert. Ich bin kein Spezialist, aber ich weiss gern von allem etwas und will die Zusammenhänge kennen.
Die Ehe ist mir völlig egal. Ich habe meiner Frau zuliebe geheiratet. Mir ist wichtig, was ich zwischen mir und meiner Frau spüre. Was mich heute stört, ist diese Gleichgültigkeit. Alles ist möglich, alles o. k. Ob schwul, bisexuell, lesbisch oder sonst was. Wie in Sodom und Gomorrha. Und alles, was noch vor kurzem normal war, gilt heute als spiessig.
Treue ist für mich das Wichtigste. Das ist Ehrensache. Ein aufrichtiger Kerl betrügt seine Partnerin nicht. Sowieso: Rock ’n’ Roll macht nur den kleinsten Teil meines Lebens aus. Also bin ich gar nicht gefährdet. Ich hatte nie Groupies, habe immer die grosse Liebe gesucht und hoffe, dass ich sie gefunden habe.
Meine Lieder erzählen immer von mir. Ich bin im Emmental noch in einer alten Welt aufgewachsen. Mein Vater und ich lebten in einer Art Gotthelf-Beziehung. Wenn ich nicht parierte, gabs Schläge. Das ist aber immer noch besser als heute, wo den Kindern keine Grenzen mehr gezeigt werden. Und ich muss zugeben: Ich war ein Saugof. Mein Vater musste durch die Hölle und ich auch.
Wenn sie in die Pubertät kommen, gehts ab. Aber ich hoffe doch, dass ich meine beiden Buben später in die Arme nehmen und mit ihnen ein Bier trinken kann. Bei meinem Père und mir hat es 35 Jahre gedauert, bis ich sagen konnte: Doch, du hast alles richtig gemacht. Heute ist er 77 Jahre alt und ich habe ihm bewiesen, dass ich etwas aus mir gemacht habe. Er ist beruhigt. Ich hoffe, dass ich das von meinen Kindern auch mal sagen kann.
Meine Familie ist mir heilig, mein Ein und Alles. Ich beschütze sie, wenn sie bedroht wird. Sie ist mein Wolfsrudel und ich der Leitwolf, der sein Rudel verteidigt.
Ich habe immer polarisiert. Man mag mich oder hasst mich. Wieso man mich wegen meiner Musik mag, hab ich nie verstanden. Aber wieso Leute mich ein Arschloch nennen, ohne mich zu kennen, verstehe ich überhaupt nicht. Und es wird immer schlimmer, die sozialen Medien befördern das.
Nein, mir geht es prächtig. Aber alles ist Yin und Yang. Alles hat zwei Seiten: Wenn mir die Liebe meines Lebens geschenkt wird, wächst gleichzeitig die Angst, sie zu verlieren. Alles hat eine schlechte Seite.
In Amerika ist es völlig egal, wen man wählt. Im Hintergrund wirken andere Mächte. Wahlen sind wie Brot und Spiele für die Leute.
Das weiss ich nicht. Aber Donald Trump sagt: Americans First! Das gefällt mir. Das möchte ich auch von unseren Politikern in Bern hören: die Schweiz und die Schweizer zuerst! Brüssel? Das geht mir am Arsch vorbei. Viele Regierungen in Europa haben vergessen, dass sie vom Volk gewählt wurden und zum Wohl von ihnen handeln müssten.
Wir machen unser Land selber kaputt. Alles, was unsere Grosseltern aufgebaut haben. In kürzester Zeit. Wir haben unfähige Politiker. Ohne Not haben sie das Bankgeheimnis aufgegeben. Die Swissair gibt es nicht mehr. Wieso musste keiner der Verantwortlichen dafür bezahlen? Stattdessen mussten wir Schweizer Steuerzahler dafür geradestehen.
Meine Eltern führten 30 Jahre eine Beiz in Oppligen. Wir hatten keinen Mittagstisch. Über Mittag haben meine Eltern gearbeitet und zum Abendessen kamen die ersten Gäste. Wir kannten diese Art Beisammensein gar nicht und hatten nicht mal eine richtige Stube.
Hm ... ich hab mich vom Büezer zum KMU hochgearbeitet. Ein Büezer ist für mich einer, der hart anpackt und arbeitet. Ich bin ein Büezer und werde es bleiben. Aber viele Leute verstehen nicht, dass einer, der erfolgreich Musik macht, einfach bleiben kann.