Im Juni 1967 ging das Kavernenkraftwerk Säckingen der Schluchseewerk AG mit einer Leistung von 360 Megawatt bei Vollleistung in Betrieb. Der Bau des ersten deutschen Pumpspeicherkraftwerks in Kavernenbauweise – es war auch eine der leistungsfähigsten Pumpspeicheranlagen in Europa – dauerte sechs Jahre.

Vier Turbinen liefern Strom

Seither sorgen vier Francisturbinen mit Generatoren für die Stromlieferung an die Schluchseewerk-Partner RWE und EnBW. Das Werk nutzt den Oberwasserstauraum des Rheinkraftwerks als Unterwasserbecken und im Pumpbetrieb 80 Prozent des Rheinwassers zur Wiederauffüllung des Eggbergbeckens.

Das Kavernenkraftwerk Bad Säckingen, wie es heute zu sehen ist. Bild: Schluchseewerk AG
Das Kavernenkraftwerk Bad Säckingen, wie es heute zu sehen ist. Bild: Schluchseewerk AG

Der Aufstau des Schluchsees zu einem Jahresspeicher mit 110 Millionen Kubikmeter war das Kernstück der ersten Werksgruppe von Schluchseewerk mit den drei Stufen Häusern, Witznau und Waldshut. Die in diesen drei Werken installierte Leistung beträgt 470 Megawatt. 1953 war die letzte Stufe der Schluchseegruppe, das Kraftwerk Waldshut, in Betrieb genommen worden. Damit war der Anschluss an den Rhein hergestellt und die Füllung des Schluchsees gewährleistet. Aber schon früher waren zur Schluchseegruppe noch Beileitungen von Osten (Wutach) und Westen (Murg/Ibach) geplant.

Nach zehn Jahren Studien erfolgt die Konzession

Wegen des nach dem Krieg schnell wachsenden Energiebedarfs wurde die westliche Beileitung jedoch nicht in der ursprünglichen Form weiter verfolgt. Stattdessen begann 1949 die Planung einer zweiten Gruppe von Pumpspeicherwerken mit Jahresspeicher im Hotzenwald.

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Nach zehnjährigen Studien wurden die Konzessionen für folgende drei Kraftwerkstufen erteilt: Oberstufe Strittmatt zwischen dem Jahresspeicher Lindau und dem Ibach- beziehungsweise Eggbergbecken (nicht realisiert), Unterstufe Säckingen zwischen dem Eggbergbecken und dem Rhein bei Bad Säckingen sowie Hornbergstufe zwischen dem Hornberg bei Herrischried und dem Gaismattbecken in der Wehra oberhalb Wehr.

Der Bau des Eggbergbeckens. Bild: Privat/Repro: Peter Schütz
Der Bau des Eggbergbeckens. Bild: Privat/Repro: Peter Schütz

1963 wurde mit dem Bau der Unterstufe Säckingen begonnen, nachdem in früheren Jahren verschiedene Vorarbeiten geleistet wurden. Schon früh wurden geologische Berater hinzugezogen. Ein Teil der Bauvorbereitungen bestand aus der Erschließung der Baustellen und der Installationsplätze durch Straßen. Auch der Transport der Turbinen, Generatoren und Transformatoren mit ihren großen Gewichten und Abmessungen wurde früh geplant.

800 000 Kubikmeter Erde werden bewegt

Zu Beginn der Bauarbeiten für das Oberbecken auf dem Eggberg wurde die das Beckengelände überquerende Landesstraße durch eine Neubaustrecke südlich des Beckengeländes ersetzt. Das Eggbergbecken wurde unter Ausnutzung der natürlichen Geländeformen durch Aushub aus dem Beckeninnern und Einbau der ausgehobenen Massen als Ringdamm gebildet. Insgesamt wurden 800 000 Kubikmeter Erde bewegt. Die größte Wochenleistung betrug 50 000 Kubik.

Der Einbau der Asphaltbetondichtung im Eggbergbecken auf der Dammböschung. Bild: Privat/Repro: Peter Schütz
Der Einbau der Asphaltbetondichtung im Eggbergbecken auf der Dammböschung. Bild: Privat/Repro: Peter Schütz

Mit Blick auf die häufigen und raschen Wasserstandsänderungen wurde die Oberfläche des Beckens mit einem Asphaltbetonbelag gedichtet. Für die Beileitung der natürlichen Zuflüsse zum Eggbergbecken wurde in der Trasse des Verbindungsstollen zur Oberstufe ein 6,3 Kilometer langer Stollen mit einem Querschnitt von 7 Quadratmeter bis zur Hauensteiner Murg bei Hottingen vorgetrieben.

Fünf Arbeiter kommen bei Arbeitsunfall ums Leben

Während des Baus des Kavernenkraftwerks Säckingen ereignete sich 1966 der bis dahin schwerste Arbeitsunfall in der Trompeterstadt, als eine Montagebrücke einstürzte. Fünf Arbeiter kamen ums Leben, drei sofort, zwei später im Krankenhaus Säckingen. Die Brücke sollte den Rand des Staubeckens mit dem Einlaufturm im Beckeninneren verbinden. Nach Ansicht der Oberstaatsanwaltschaft in Waldshut ereignete sich das Unglück, als ein 30 Tonnen schweres Teilstück der Brücke angesetzt werden sollte.

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Wie das Kavernenkraftwerk funktioniert

  • Das Kavernenkraftwerk Säckingen war das erste innerhalb der Hotzenwaldgruppe von Schluchseewerk AG, aber auch das erste deutsche Pumpspeicherkraftwerk in Kavernenbauweise überhaupt. Seine vier Maschinensätze sind in einer künstlichen Höhle (Kaverne) mit großen Ausmaßen untergebracht, die über einen 1,5 Kilometer langen Zufahrtsstollen zu erreichen ist. Planmäßig ging im November 1966 die erste Maschine in Betrieb, bis Mitte 1967 folgten die restlichen drei Maschinen. Die Kaverne des Kraftwerks Säckingen ist 160 Meter lang, 23 Meter breit und 33 Meter hoch. Etwa 400 Meter darüber liegt das Eggbergbecken, aus dem das Wasser durch einen gepanzerten Druckschacht senkrecht in die Tiefe rauscht. Das Eggbergbecken hat ein Fassungsvermögen von 2,1 Millionen Kubikmetern Wasser – das reicht für einen sechsstündigen Turbinenbetrieb unter Volllast.
  • Die Maschinen des Kavernenkraftwerks Säckingen besitzen eine Generatorleistung von 360 MW und eine Pumpleistung von 296 MW. Der maximale Durchfluss beträgt 96 Kubikmeter pro Sekunde im Generator- und 67 Kubikmeter im Pumpbetrieb. Das Kraftwerk erzeugt im Jahresmittel 400 Millionen Kilowattstunden Strom. Als Unterbecken für das Kavernenkraftwerk Säckingen dienen die Rheinstauräume der Rheinkraftwerke Säckingen und Ryburg-Schwörstadt. Der Unterwasserstollen mit dem Wasserschloss hat eine Länge von zwei Kilometern, der Durchmesser beträgt 5,8 Meter. (psc) Quelle: Schluchseewerk AG