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Luxushotel Mindestens 27 Tote nach Explosion in Havanna – schwierige Bergungsarbeiten

Luxushotel : Mindestens 27 Tote nach Explosion in Havanna – schwierige Bergungsarbeiten
STORY: In beliebtes Hotel in der Innenstadt von Havanna liegt in Trümmern. Eine Explosion hatte am Freitag mehrere Stockwerke verwüstet. Mindestens 22 Menschen sollen nach Angaben des staatlichen Fernsehens ums Leben gekommen sein. Mehr als 70 seien verletzt worden, hieß es am Samstag. "Eine große Explosion. Wir haben drei Leute gerettet aber es gibt noch Vermisste", so dieser Passant. Präsident Miguel Diaz-Canel, der sich im kubanischen Fernsehen vom Ort des Geschehens meldete, sagte, die Explosion im Hotel Saratoga sei nicht durch eine Bombe ausgelöst worden, und fügte hinzu, ein Gasleck sei die wahrscheinlichste Ursache. Das Hotel im neoklassizistischen Stil wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von einem britischen Unternehmen umgebaut und galt viele Jahre lang als Anlaufstelle für Regierungsvertreter und Prominente. Laut seiner Facebook-Seite war die Wiedereröffnung des Hauses nach der Pandemie für die kommende Woche vorgesehen.
Das Saratoga galt als eines der besten Häuser in Kuba und sollte in wenigen Tagen wieder öffnen. Doch dann verwüstet eine schwere Explosion das Hotel in Havanna. Mindestens 27 Menschen sterben. 

Im Herzen von Havanna klafft eine staubige Wunde: Bei einer schweren Explosion in einem derzeit geschlossenen Luxushotel im Zentrum der kubanischen Hauptstadt sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Unter den Toten waren vier Minderjährige und eine schwangere Frau, wie die Zeitung "Tribuna de La Habana" am Samstag berichtete. Eine Spanierin kam bei der Explosion ums Leben, ihr Mann wurde schwer verletzt.

Die Bergungsarbeiten gestalteten sich wegen der großen Menge an Trümmern schwierig, sagte der Bürgermeister der Altstadt von Havanna, Alexis Acosta, im Fernsehen. Am Sonntagmorgen seien die Einsatzkräfte zu der Stelle vorgedrungen, wo sich die Büros und Lagerräume befunden hatten. "Wir durchsuchen das Innere des Hotels, wo wir weitere Tote vermuten", sagte der Erste Sekretär der Kommunistischen Partei in Havanna, Luis Torres Iríbar. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel dankte den Einsatzkräften. "Sie sind unsere Helden in diesen schrecklichen Stunden", schrieb er auf Twitter. "Die Solidarität hat obsiegt."

Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen. Zum Zeitpunkt des Unglücks hätten sich 53 Arbeiter in dem Hotel befunden, sagte am Samstag ein Sprecher der Firma Gaviota. Das Unternehmen gehört den kubanischen Streitkräften und ist vor allem im Tourismussektor aktiv. Unter den Toten seien elf Arbeiter, 13 weitere würden aber noch vermisst.

Teile des Luxushotels in Havanna sind völlig verwüstet

Am Freitag hatte die starke Explosion das Hotel Saratoga in Havannas Altstadt großteils zerstört. Ersten Erkenntnissen zufolge war ein Gastank explodiert. Ein Zeuge habe berichtet, im Moment der Explosion sei das Hotel mit Flüssiggas beliefert worden, berichtete "Granma", die Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas. Auf Bildern war zu sehen, wie ein Tankwagen aus den Trümmern geborgen wurde. Präsident Díaz-Canel kündigte Ermittlungen und Sicherheitsüberprüfungen an anderen Hotels an, um derartige Unfälle künftig zu vermeiden.

Wegen der Coronavirus-Pandemie war das bekannte Fünf-Sterne-Hotel, wenige Schritte vom Kapitol entfernt, seit etwa zwei Jahren geschlossen. Am kommenden Dienstag sollte es wiedereröffnet werden. Die unteren drei Etagen des neoklassizistischen Gebäudes waren völlig verwüstet, wie auf Bildern zu sehen war. Die Wucht der Explosion riss die Fassade weg, von der Straße aus waren die zerstörten Zimmer zu sehen.

Nahe gelegene Grundschule wurde evakuiert

Nachbargebäude und mehrere Fahrzeuge wurden durch die Explosion ebenfalls beschädigt, darunter offenbar eine Kirche und das bedeutende Martí-Theater. Auch eine nahe gelegene Grundschule bekam nach Regierungsangaben Schäden ab und wurde evakuiert. Bewohner betroffener Häuser wurden demnach in Sicherheit gebracht. Die strukturelle Sicherheit des Hotels sowie umliegender Gebäude werde untersucht. Díaz-Canel lobte auf Twitter, viele junge Bewohner Havannas hätten sofort Blut für die Verletzten gespendet.

In den 1930er Jahren war das Saratoga in einem Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts untergebracht worden. Mit seiner Marmortreppe und den verzierten Säulen und Pilastern zählte es damals zu den luxuriösesten der Stadt, hieß es von der Kulturerbebehörde Havannas. Legendär seien die Konzerte kubanischer Orchester auf der prächtigen Terrasse gewesen.

Auf seiner Internetseite rühmte sich das 96 Zimmer zählende Hotel unter anderem für den "spektakulären Swimmingpool auf dem Dach mit Panoramablick auf die kubanische Hauptstadt". Stars wie Madonna oder Beyoncé sowie zahlreiche ausländische Staatsgäste seien in dem zuletzt 2005 renovierten Haus schon untergekommen, berichteten örtliche Medien.

Tourismusminister Juan Carlos García Granda sagte laut "Granma", er rechne nicht damit, dass es nun negative Auswirkungen auf die Branche geben werde. Die Explosion traf das Land jedoch gerade, als es versuchte, sich von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. Im Badeort Varadero fand gerade eine Reisemesse statt.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequelle des sozialistischen Inselstaates. Vor der Pandemie arbeiteten rund eine halbe Million der etwa elf Millionen Kubaner in der staatlichen Tourismusindustrie, die 2020 rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachte. Der Tourismus auf Kuba hatte schon 2019, unter anderem wegen verschärfter US-Sanktionen, einen Rückgang erlebt.

wue / key / km DPA AFP

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