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Kornkreis in Bayern: In Liebe, eure Außerirdischen

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa

Esoterik im Getreide Tausende pilgern zu Kornkreis in Bayern

Ein neu entdeckter Kornkreis in Oberbayern ist zur beliebten Pilgerstätte geworden. Wie das Gebilde entstanden ist, gibt Rätsel auf.

Einige sind sicher: Außerirdische wollten den Erdenbürgern ihre Liebe zeigen. Ein Kornkreis in einem Feld in Bayern zieht Esoterikanhänger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an. Tausende sind seit Bekanntwerden des Gebildes vor einer Woche nach Raisting in Oberbayern gekommen, um das aus mehreren Ringen bestehende Ornament mit einem Durchmesser von rund 75 Metern zu bestaunen.

"Sie sangen, tanzten, spielten Gitarre, schwangen Pendel und haben im Feld übernachtet", berichtete eine Anwohnerin der "Süddeutschen Zeitung". Für viele Besucher steht fest, dass der Kornkreis nicht auf natürliche Weise entstanden ist. Nachdem Ballonfahrer das Gebilde vorige Woche entdeckt hatten, verbreitete sich die Botschaft über Internetforen wie ein Lauffeuer. Kornkreis-Interessierte haben inzwischen sogar einen eigenen kleinen Forschungszweig gegründet. Sie erkunden die Phänomene im Rahmen der Cerealogie oder Kornkreiskunde.

Zeichen der Liebe oder Studentenscherz

Eine Anhängerin der Theorie, wonach Kornkreise von Außerirdischen geformt werden, sagte der Zeitung: "Das ist eine Technologie, die wir noch nicht beherrschen, sie wollen uns zeigen: Wir sind da, wir lieben euch." Andere Besucher halten es für keinen Zufall, dass der Kornkreis nur wenige Hundert Meter von jenen Antennen der einstigen Erdfunkstelle entfernt ist, die 1969 die erste Mondlandung live in die Wohnstuben von Europas Fernsehzuschauern übertrugen.

Landwirt Christoph Huttner, dem das Weizenfeld gehört, versicherte, dass er den Kornkreis nicht angelegt habe. Von ihm stammten lediglich die üblichen Fahrgassen zur Bewirtschaftung des Feldes. Huttner vermutet, dass Studenten das Gebilde in den Acker geschnitten haben könnten. "Das ist sehr schwierig und wirklich gut gemacht", sagte er. "Ich weiß nicht, wie die das angestellt haben. Man sieht nichts, keine Reifenspuren, überhaupt nichts."

Auch den Besuchern des Kornkreises stellt Huttner ein gutes Zeugnis aus. "Die Leute sind sehr anständig und ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie ins Feld gehen." Sie hätten sogar Sammelbüchsen aufgestellt, um den Flurschaden, der ihm entsteht, zu ersetzen. "Der Schaden beträgt lediglich einige Hundert Euro", erläuterte der Landwirt.

Zugedröhnt im Kornfeld

Tatsächlich verlieren die meisten Kornkreisrätsel sehr schnell ihre Magie. Eine kleine Übersicht:

  • 2009 hüpften berauschte Kängurus auf Feldern der australischen Insel Tasmanien herum und hinterließen dabei deutlich sichtbare geometrische Formen. Die Wallabys hatten Mohnsamen genascht, die die Farmer dort für die Pharmaindustrie anbauen. "Wir sehen Kornkreise auf den Mohnfeldern von zugedröhnten Wallabys", erklärte damals die zuständige Generalstaatsanwältin.
  • Gelangweilte Teenager erregten 2003 im US-Staat Kalifornien Aufsehen. Mit Brettern drückten sie nach eigenen Angaben die Halme in einem Weizenfeld nördlich von San Francisco platt - und das mit einem Durchmesser von bis zu 50 Metern. Hunderte Schaulustige waren von weit her angereist, um das Phänomen zu besichtigen.
  • Im Sommer 1991 narrten Jurastudenten die Öffentlichkeit. Schließlich gestanden sie, dass rätselhafte Kreise in schleswig-holsteinischen Kornfeldern auf ihr Konto gingen. Sie hatten das Korn mit einem Stück Holz in konzentrischen Kreisen flach gelegt. Mit Stelzen waren sie in die Felder gekommen, ohne Spuren zu hinterlassen.
  • Spaßvögel waren in den Achtzigerjahren auch in Großbritannien am Werk, wo mysteriöse Kornkreise Tausende von Beobachtern aus aller Welt anzogen. Dahinter verbargen sich jedoch weder Ufos noch "kosmische Hieroglyphen" mit übersinnlichen Botschaften, wie viele vermuteten, sondern die beiden Künstler Doug Bower und David Chorley.

Landwirt Huttner weiß noch nicht, ob er den Weizen um die nun entdeckten Kornkreise nächste Woche erntet oder den Kornkreis noch einige Zeit stehen lässt. Für die Polizei ist das kunstvolle Gebilde bisher zumindest kein Thema. "Wir mussten uns noch nicht mit dem Fall befassen", sagte ein Sprecher in Weilheim.

jme/dpa

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