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Esoterischer Brauch in der Getreidekrise Kornkreis-Schneider kosten britische Bauern Tausende Pfund

Kornkreise schaden der Landwirtschaft – und das in Zeiten der Knappheit von Weizen, Roggen und Gerste. Britische Bauern kritisieren, dass »Getreidediebe« und Kornkreis-Touristen hohe Verluste verursachen.
Auch in Deutschland gibt es Kornkreise, hier in Süddeutschland in der Nähe von München

Auch in Deutschland gibt es Kornkreise, hier in Süddeutschland in der Nähe von München

Foto: CHRISTOF STACHE/ AFP

Kornkreise verursachen in Großbritannien Schäden von Zehntausenden Euro. Laut einer Analyse des »Guardian« waren seit 2018 mehr als 40 Fußballfelder Ackerland von Kornkreisen betroffen. So verzeichneten Landwirte in den vergangenen vier Jahren rund 92 Kornkreise. Das seien Schäden von 30.000 Britischen Pfund (rund 34.000 Euro). Das verlorene Getreide entspreche 300.000 Broten, und aus den plattgedrückten Rapssamen hätte man rund 600 Liter Rapsöl produzieren können.

Kornkreise entstehen, indem die Kornhalme nach einem bestimmten Muster umgeknickt, gebogen oder abgemäht werden. Meist sind die so gebildeten Kreise nur aus der Luft erkennbar. Laut Verschwörungsmythen sollen die Kornkreise von Außerirdischen geformt werden. Kornkreis-Interessierte haben inzwischen sogar einen eigenen kleinen Forschungszweig gegründet – sie erkunden die Phänomene im Rahmen der Cerealogie oder Kornkreiskunde.

Kornkreis in England

Kornkreis in England

Foto: Chris Gorman / Getty Images

Die Deformierung von Getreidefeldern bekommt aber in Zeiten der weltweiten Lebensmittelkrise eine ganz neue Bedeutung. Seit Russland im Februar in die Ukraine einmarschiert ist, sind die Getreidepreise in die Höhe  geschossen. Beide Länder sind wichtige Getreidelieferanten für den Weltmarkt. Aber auch die Dürre in Europa und den USA trieb den Preis in den vergangenen Monaten an. So stieg der Weizenpreis seit 2021 um bis zu 30 Prozent, bei Gerste waren es bis zu 40 Prozent. Die Schäden für die Landwirte werden demnach größer.

Laut »Guardian« sind zumindest englische Bauern darüber »not amused«: »Sie haben den gesamten Weizen vernichtet, ungefähr drei oder vier Tonnen davon«, sagte George Hosford, ein Landwirt in North Dorset gegenüber der Londoner Zeitung. Er meldete im Juli einen Kornkreis mit einem Durchmesser von 70 Metern. »Natürlich glaube ich nicht, dass dieser Müll von Außerirdischen gemacht wird«, sagte Hosford dem »Guardian«. »Diese Kreise werden von Menschen gemacht, die Seile, Bretter und Leitern verwenden, um Teile der Ernte zu glätten – und normalerweise eignet sich dafür Weizen, weil er fein und aufrecht ist.«

Den Schaden am Feld vergrößern dann auch noch sogenannte Kornkreis-Touristen, die das Getreide weiter platt trampelten, meint der Bauer. Die geplätteten Halme später noch zu ernten, sei nicht mehr möglich. Auch Versicherungen würden solche Schäden nicht bezahlen – es sei denn, die Landwirte zahlen hohe Beiträge.

Auch in Deutschland kommt es zu Einnahmeverlusten durch Kornkreis-Fans: Vor allem in Oberbayern gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Muster in Getreidefeldern. In Brandenburg hingegen wurde im Juli dieses Jahres ein riesiges Hakenkreuz in ein Getreidefeld gemäht.

sg