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Fett-Geschmack Hinweise auf sechsten Sinn der Zunge entdeckt

Süß, sauer, salzig, bitter und umami - das sind die fünf Geschmackssinne, die bisher bekannt waren. Jetzt glauben Forscher, einen weiteren entdeckt zu haben: den für Fett. Interessanterweise scheinen Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für Fettiges weniger davon zu essen.
Fettiges Essen: Forscher finden Hinweise auf sechsten Geschmackssinn

Fettiges Essen: Forscher finden Hinweise auf sechsten Geschmackssinn

Foto: Gero_Breloer/ picture-alliance / dpa/dpaweb

Mit etwa 10.000 Geschmacksknospen kommt der Mensch auf die Welt, doch im Laufe der Zeit verliert er einen großen Teil davon. Mit den Knospen, die übrig bleiben, unterscheidet die menschliche Zunge aber immerhin zwischen süß, sauer, salzig, bitter und umami (japanisch für "köstlich"), ein Geschmack, der unter anderem bei Sojasoße und Fleisch zur Geltung kommt und von den Glutamat-Rezeptoren wahrgenommen wird.

Eine Untersuchung eines Forscherteams um Russel Keast von der Deakin University und anderen Forschungseinrichtungen in Australien hat jetzt ergeben, dass der Mensch offenbar auch Fett als eigenen Geschmack wahrnehmen kann. Im "British Journal of Nutrition"  berichten die Wissenschaftler über ihre Versuche mit 30 Probanden, die in der Lage waren, aus ansonsten geschmacklosen Lösungen verschiedene Fettsäuren herauszuschmecken.

Dabei entdeckten die Forscher auch einen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und der Fähigkeit, Fett zu schmecken. "Wir fanden heraus, dass die Probanden, deren Geschmackssinn für Fett ausgeprägt ist und die somit sehr geringe Konzentrationen von Fett schmecken, weniger Fett essen als diejenigen, deren Geschmackssinn für Fett weniger ausgeprägt ist", sagt Keast. Bei Tieren ist dieser Zusammenhang bereits bekannt.

Die Fett-Schmecker hätten auch einen niedrigeren Body Mass Index (BMI), eine Kennzahl für das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße. Das liege womöglich daran, dass der Körper bei Menschen mit einem schlechten Geschmackssinn für Fett die aufgenommene Menge nicht erkenne und daher nicht signalisiere, dass kein Fett mehr gegessen werden solle. Das könne eine Erklärung für Übergewicht sein.

Allerdings seien die Ergebnisse der Studie kein endgültiger Beweis dafür, dass der Mensch tatsächlich einen sechsten Geschmackssinn habe, betont Keast. Dazu müssten erst bestimmte Vorgänge an den Rezeptoren der Geschmackszellen im Mund nachgewiesen werden. Die Hinweise, dass das Repertoire unseres Geschmacksinns größer ist, als bisher angenommen, verdichteten sich aber.

cib/AFP