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Kelsey Hatcher und ihr Mann Caleb im Mai 2023, nachdem sie von der ungewöhnlichen Uterus-Anomalie erfuhren
Kelsey Hatcher und ihr Mann Caleb im Mai 2023, nachdem sie von der ungewöhnlichen Uterus-Anomalie erfuhren
Foto: Kelsey Hatcher / doubleuhatchlings / AFP

Frau mit seltener Uterus-Fehlbildung Zwei Gebärmütter, in beiden schwanger

Die US-Amerikanerin Kelsey Hatcher wurde mit zwei Uteri geboren. Nun erwartet sie Zwillinge. Eine Schwangerschaft, die Risiken birgt.

Als Kelsey Hatcher und ihr Mann Caleb Hatcher zu ihrem ersten Ultraschalltermin gehen, traut die Gynäkologin ihren Augen kaum. Die 32-jährige US-Amerikanerin aus Alabama ist schwanger mit Zwillingen – und jedes Baby wächst in einer eigenen Gebärmutter heran.

Hatcher, die bereits dreifache Mutter ist, wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass sie die angeborene Fehlbildung »Uterus Didelphys« hat: Ihre Gebärmutter ist doppelt angelegt, ebenso der Gebärmutterhals. Mit einer Prävalenz von unter einem Prozent handelt es sich ohnehin um eine sehr seltene Anomalie. Dass sich jedoch zeitgleich in beiden Uteri eine Eizelle einnistet, gleicht einer medizinischen Sensation. Hatcher zufolge kommt das nur in einem von 50 Millionen Fällen vor.

Beim Uterus Didelphys kommt es im Embryonalstadium zu einer Störung, bei der die sogenannten Müller-Gänge, aus denen sich die Geschlechtsorgane entwickeln, nicht verschmelzen. Stattdessen bilden sich zwei voneinander unabhängige Uteri aus. Meist ist jeweils ein Eierstock mit jedem Uterus verbunden, so ist es auch bei Kelsey Hatcher.

Uterine Fehlbildungen (Uterus Didelphys oben rechts): Viele Betroffene wissen lange nichts von ihrer Anomalie

Uterine Fehlbildungen (Uterus Didelphys oben rechts): Viele Betroffene wissen lange nichts von ihrer Anomalie

Foto: Maryna Vladymyrska / Alamy Stock Vector

Die Fehlbildung kann zu Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt führen. Da bei einem Uterus Didelphys die beiden Gebärmütter schmaler sind, kann sich das auf die Versorgung und das Wachstum des Babys auswirken. Die Fehl- und Frühgeburtenraten sind erhöht. Bei einem Kaiserschnitt hätte die Mutter ein höheres Risiko für einen großen Blutverlust, da beide Uteri geöffnet werden müssten.

Kelsey Hatcher ist mittlerweile in der 35. Schwangerschaftswoche und wird laut ihrem Instagram-Kanal engmaschig von Expertinnen und Experten betreut. Diese hätten ihr bestätigt, dass eine vaginale Geburt der Zwillinge möglich ist, solange die Kinder im Mutterleib ausreichend versorgt werden. Es könnte demnach sogar sein, dass ein Baby Stunden oder Tage vor dem anderen geboren wird, falls in einem Uterus früher Wehen auftreten als im anderen.

In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Angaben darüber, wie häufig uterine Fehlbildungen bei Frauen vorkommen. In der Literatur wird die Häufigkeit auf rund sieben Prozent geschätzt. Viele Betroffene wissen lange nichts von ihrer Anomalie, da sie meist zunächst keine Symptome hervorruft. Die Diagnose ist häufig ein Zufallsbefund, etwa bei einem Kaiserschnitt oder einer Bauchspiegelung.

Doch auch ein unerfüllter Kinderwunsch kann dazu führen, dass Reproduktionsmediziner gezielt nach einer Fehlbildung schauen. Aufgrund der Seltenheit solcher Anomalien und der Gefahr anderer Erkrankungen, wie etwa Endometriose oder Nieren- und Harnwegsfehlbildungen, sollten betroffene Frauen unbedingt einen Spezialisten aufsuchen.

Hatcher habe von ihrer doppelten Gebärmutter gewusst, seit sie 17 ist, schreibt sie auf Instagram . »Mir wurde immer gesagt, dass ich – wenn ich überhaupt in der Lage bin, schwanger zu werden – wahrscheinlich Frühgeburten oder Fehlgeburten haben würde«, berichtet sie. »Nun, ich habe drei Babys, die alle voll ausgetragen wurden, zwei von drei sogar bis zur 41. Woche!«

Nun hoffe sie, dass auch ihre vierte Schwangerschaft weiterhin gut verläuft und ihre beiden Mädchen gesund auf die Welt kommen. Der Geburtstermin sei für Weihnachten angesetzt.

kry