10.03.2020

Comeback als Kolumnistin

Michèle Roten schreibt für den Züritipp

«Das Format befriedigt meine neurotische Neigung zur Pragmatik», sagt die frühere Journalistin, die seit mehreren Jahren bei der Werbeagentur Wirz arbeitet.
Comeback als Kolumnistin: Michèle Roten schreibt für den Züritipp
Michèle Roten arbeitet bei Wirz als Senior Content Strategist und betreibt in Zürich einen Kleiderladen. (Bild: Moira Jurt)

Frau Roten, sechs Jahre nach dem Ende von «Miss Universum» starten Sie wieder eine Kolumne. Warum ausgerechnet beim Züritipp?
Weil mich das Ratgeber-Genre gereizt hat – die Kolumne heisst «Helpdesk» und beantwortet Fragen von Menschen, die neu sind in Zürich. Das Format befriedigt meine fast schon neurotische Neigung zur Pragmatik, zum Problemlösen. Ausserdem mag ich es ganz einfach, über Themen zu schreiben, die mir vorgegeben werden. Und ich beschäftige mich gerne mit der Stadt.

Noch vor einem halben Jahr haben Sie gesagt, dass Sie sich nicht mehr vorstellen können, eine Kolumne zu schreiben.
Damit meinte ich vor allem, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, eine persönliche Kolumne zu schreiben, also über mich als Person und mein Leben, im mehr oder weniger luftleeren Raum. «Helpdesk» setzt einen relativ strengen formalen Rahmen, der sich aber doch auch mal sprengen lässt, wenn nötig.

Sie hatten extrem das Bedürfnis, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, nicht mehr auf Sendung zu sein. Inwiefern hat sich das geändert?
Ich hab wieder mehr Lust, am Diskurs teilzunehmen – dadurch, dass ich inzwischen noch andere Standbeine aufgebaut habe, fühlt es sich jetzt nicht mehr so vereinnahmend an.

Wann erscheint die erste Kolumne?
Am 9. April (Anmerkung der Red.: Dann wird der Züritipp neu lanciert. Tagi-Chefredaktorin Judith Wittwer zeigte das neue Layout im «Creative Coffee»).

Sie sind Mutter eines Sohns, betreiben einen Secondhand-Store in Zürich und arbeiten bei der Agentur Wirz in der Content-, PR- und Campaining-Unit. Was konnten Sie in der Werbung lernen?
Sehr vieles. Mal ganz abgesehen von so super Sätzen wie «Dann tu ich ihn mal onboarden» oder «Hast du Kapa?» oder «Das kannst du gern challengen». Vor allem, wie es ist, zu schreiben, ohne dass der Name drunter steht, das ist sehr angenehm. Dann fand ich es auch sehr lehrreich, Texte zu schreiben, deren Zweck und Zielgruppe ganz klar definiert ist. Und ausserdem, wie sehr einzelne Wörter ins Gewicht fallen können je nach Kunde und Branche – ob ein Wort positiv oder negativ besetzt ist, überlegt man sich als Autorin sonst recht selten.

Und was bedeutet «Hast du Kapa?»?
Hast du Kapazität.



Michèle Roten
studierte an der Universität Zürich Germanistik, Soziologie und Kriminologie. Sie hat einen Sohn und lebt mit ihrer Familie in Zürich, wo sie den Secondhandladen The New New betreibt. Für das Magazin des Tages-Anzeigers schrieb sie zwischen 2005 und 2014 die Kolumne «Miss Universum». Für das Buch «Wie Frau sein» wurde Roten 2012 mit dem Ida-Somazzi-Preis ausgezeichnet. Seit 2017 arbeitet sie für die Zürcher Kommunikationsagentur Wirz.



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KOMMENTARE

Victor Brunner
11.03.2020 16:32 Uhr
Yacine, sie vergessen dass jede/r der für ein Abo bezahlt die Presse unterstützt und nicht wählen kann was ihm in den Printmedien geboten wird. Leider ist es so dass der Hype- und Betroffenheitjournalismus überhand nimmt. Das dürfte auch für die Beiträge von Frau Roten zutreffen deren "neurotische Neigung" nun auch der TA Abonnent mitfinanziern darf. TAmedia wird immer mehr zu einem Verlagshaus für Betroffenheitsjournalsimus. Dafür wird bei der politischen und wirtschaftlichen Berichterstattung gespart!. Bezweifle ob sich diese Art von Zeitung machen langfristig rechnet!
yacine azzouz
11.03.2020 12:37 Uhr
@Victor Brunner Ich habe mal irgendwo gehört, dass man hierzulande weder gezwungen wird etwas zu lesen, das einen nicht interessiert, noch ein Printmedium kostenpflichtig zu abonnieren.
Victor Brunner
10.03.2020 12:52 Uhr
Michèle Roten clever. Nun sollen die AbonnentenInnen des TA ihre "neurotische Neigung" finanzieren. Dabei quillt TA und ZüriTipp mit Lebenshilfe über. Fast schon eine BRAVO, ohne Dr. Sommer, für urbane MitbürgerInnen die nicht in der Lage sind ihre Lebensgestaltung selbständig zu managen!
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