Deutscher wird Vorgesetzter von Christoph Mörgeli

In vorderster Reihe kämpft SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli gegen zu viele deutsche Professoren in der Schweiz. Jetzt zeichnet sich ab: Der Job, den Mörgeli selbst wollte, geht an einen Deutschen. Dass Mörgeli die Stelle nicht bekommen würde, war jedoch schon früher klar.

Benjamin Tommer
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Christoph Mörgeli (Bild: Reuters)

Christoph Mörgeli (Bild: Reuters)

SVP-Politiker Christoph Mörgeli schiesst in Diskussionen und Kolumnen regelmässig und scharf gegen Zuwanderer, zuletzt vor allem gegen solche aus Deutschland. Jetzt sieht es ganz danach aus, als würde Mörgeli selbst Opfer ebendieser Zuwanderung. Die Professur für Medizingeschichte der Universität Zürich, um die sich Mörgeli beworben hatte, geht aller Voraussicht nach an Thomas Schlich, einen Deutschen.

Dass Mörgeli den Posten nicht bekommen würde, war allerdings schon früher klar. Jetzt ist aus der Universität zu erfahren, wen von sechs verbliebenen Kandidaten die Findungskommission als Nachfolger des in Pension gehenden Beat Rüttimann vorschlägt. Schlich arbeitet gegenwärtig in Montreal. Er hat Bücher verfasst unter anderem über die Geschichte der Organtransplantation und über die in der Schweiz entwickelte Osteosynthese, die Behandlung von Knochenbrüchen mit Platten und Schrauben. Zurzeit laufen die Vertragsverhandlungen zwischen der Universitätsleitung und Schlich. Offiziell bestätigt wird das von der Universität allerdings nicht; über Personalgeschäfte, heisst es, werde nicht vor deren Abschluss informiert. Für Mörgeli selbst ist die Neubesetzung von Belang, denn der Historiker arbeitet seit 25 Jahren als Konservator des Medizinhistorischen Museums, das zum Institut gehört. Das Schicksal dieses Museums steht auf der Kippe. Mit seinen Föten in Formalin will es nicht mehr so richtig zu einer Universität passen, die sich selbst als Schrittmacherin in der Spitzenmedizin sieht. Zudem fehlt es Uni-intern kaum an Ideen, wie man das prominent auf dem Universitätsgelände gelegene Museumsgebäude anders nutzen könnte. Das Publikum scheint am Museum mässig interessiert zu sein: Etwa 30 Personen kommen pro Tag im Durchschnitt, die Tendenz ist sinkend.

So wird innerhalb der Universität darüber nachgedacht, Mörgelis Museum vom Institut und damit von der medizinischen Fakultät abzukoppeln. Auch dazu gibt es keine offizielle Stellungnahme. Die Universität hat sich indessen selber verraten, indem sie die Stelle des Institutsleiters einmal mit Verantwortung für das Museum und einmal ohne ausschrieb. Noch scheinen die Würfel aber nicht gefallen zu sein. Beat Müller, Sprecher der Universität, sagt dazu, man werde über das Schicksal des Museums in Absprache mit dem neuen Lehrstuhlinhaber entscheiden. So liegt Christoph Mörgelis Schicksal also in deutschen Händen.

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