Frage & Antwort

Besonderheit Sonnenuntergang Sieht Abendrot anders aus als Morgenrot?

Das Abendrot - dahinter steckt ein besonderer Effekt.

Das Abendrot - dahinter steckt ein besonderer Effekt.

(Foto: imago images/Pixsell)

Sonnenuntergänge werden oft als spektakulär empfunden - aber warum eigentlich nicht Aufgänge? Es gibt tatsächlich einen sichtbaren Unterschied zwischen den beiden Naturereignissen, sagen Experten. Zum Teil wird dieser vom Menschen selbst beeinflusst.

Das Beobachten eines Sonnenuntergangs gilt als Höhepunkt eines Urlaubs am Meer - sofern man freie Sicht nach Westen hat. Experten haben bereits viel darüber nachgedacht, warum Menschen diese Naturerscheinung überhaupt so gerne betrachten. Doch was ist mit dem Sonnenaufgang? Er findet gefühlt seltener als sein abendliches Gegenstück eine solche Aufmerksamkeit. Liegt es daran, dass viele Menschen ihn verschlafen? Oder gibt es vielleicht einen sichtbaren Unterschied zwischen beiden Ereignissen?

Rein astronomisch betrachtet existiert kein Grund, warum Sonnenuntergang und -aufgang unterschiedlich erscheinen sollten. Beide laufen praktischen spiegelbildlich an den gegenüberliegenden Seiten des Horizonts ab - eben in jeweils unterschiedlicher Richtung. Dennoch gibt es Faktoren, die das Abendrot anders erscheinen lassen als sein Pendant, das Morgenrot.

Es sind Schwebeteilchen in der Luft, sogenannte Aerosole. Sie streuen das blaue Licht der Sonne und der Himmel verändert seine Farbe - besonders zahlreich sind sie in den unteren Schichten der Atmosphäre, durch die das Licht der Sonne kurz über dem Horizont hindurchscheinen muss. Und viele diese Aerosole werden vom Menschen selbst gemacht. "Die Luftbelastung, die tagsüber durch Verkehr und Industrie erzeugt wird, kann einen Unterschied machen", erklärt ntv-Meteorologe Björn Alexander. Durch die Abgase befinden sich am Abend deutlich mehr Schwebeteilchen in der Luft als am Morgen.

Schwebeteilchen besorgen die Show

Und je mehr Schwebeteilchen, desto weniger blau erscheint der Himmel. Neben den Abgasen kann der tagsüber in Bodennähe oft stärker wehende Wind zusätzlich Partikel aufwirbeln und dadurch den Effekt verstärken. Dies könne schließlich zu "einem farbintensiveren Sonnenuntergang führen", so Alexander. Ein ähnliches Phänomen habe man bei Vulkanausbrüchen auf Island beobachten können - durch Schwebeteilchen in der Luft sei das Farbspiel in der Atmosphäre ebenfalls viel intensiver.

Am Morgen hingegen haben sich viele Aerosole wieder gelegt. Denn in der Nacht flaut der Wind in Bodennähe meist ab. Die Luft ist in der Früh dann klarer als am Abend - das Licht wird weniger gestreut und der Sonnenaufgang erscheint meist weniger spektakulär.

Die unterschiedliche Wahrnehmung von Sonnenauf- und untergang könnte zusätzlich einen physiologischen Grund haben. "Zum Sonnenuntergang sind unsere Augen ans Tageslicht gewöhnt und vielleicht ein bisschen müde von der Mühsal des Tages", schreiben die Atmosphärenphysiker David Lynch und William Livingston in ihrem Natur-Klassiker "Colors and Light in Nature" ("Farben und Licht in der Natur"). Wenn es beim Sonnenuntergang dunkler werde, könnten sich die Augen nicht so schnell daran gewöhnen. "Einige Farbnuancen können dadurch verloren gehen oder werden auf eine für den Sonnenuntergang typische Weise wahrgenommen." Im Unterschied dazu sind die Augen beim Betrachten des Sonnenaufgangs zuvor auf das Sehen im Dunklen, also bei wenig Licht gewöhnt. "Jeder schwache, kleine Wandel in der Farbe des Himmels macht dann einen Unterschied", schreiben die Autoren. Man nimmt am Morgen demnach mehr Farben wahr als abends.

Übrigens: Die Luftverschmutzung durch Industrie und Verkehr beschert zwar einen spektakulären Sonnenuntergang, vernebelt aber einen anderen faszinierenden Lichteffekt, der als "Grüner Blitz" bezeichnet wird. Nur bei klarer Sicht, etwa im Hochgebirge oder auf dem offenen Meer, kann ein grünes Leuchten gesehen werden, kurz bevor die Sonnenscheibe hinterm Horizont verschwindet. Grund ist die starke Lichtbrechung nah am Horizont, welche das Sonnenlicht in die Spektralfarben zerlegt. Denselben Effekt gibt es diesmal aber auch bei Sonnenaufgang.

Quelle: ntv.de

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