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Massensterben befürchtet Deutscher Feuersalamander ist in Gefahr

Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz und Nordamerika geht die Angst vor Bsal um.

Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz und Nordamerika geht die Angst vor Bsal um.

(Foto: picture alliance / dpa)

Als Werbeträger für Schuhe ist der Feuersalamander in Deutschland ein kleiner Star geworden. Doch die Geschichte der Verbindung zwischen Lurch und Mensch reicht viel weiter zurück. Jetzt bedroht ein asiatischer Pilz den beliebten schwarz-gelben Laubbewohner.

Das Tier sei resistent gegen Feuer und habe die Fähigkeit, Brände zu löschen: Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) verdankt seinen Namen einem alten Volksglauben an seine enormen Kräfte. Der Irrglaube war ganz zum Nachteil der Tiere. Um Brände zu löschen, warfen Menschen in früheren Jahrhunderten Feuersalamander in die Flammen. Jetzt ist der auffällige Lurch mit der schwarz-gelben Haut einer noch größeren Gefahr ausgeliefert: In Belgien und den Niederlanden fielen dem gefährlichen Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) ganze Populationen zum Opfer. Nun haben Forscher den Pilz erstmals bei freilebenden Feuersalamandern in Deutschland entdeckt.

"Wir sind uns sicher, dass es infizierte Tiere gibt", sagt Stefan Lötters von der Universität Trier. Die befallenen Salamander seien von Mitarbeitern der Biologischen Stationen Aachen und Düren in der Eifel gefunden worden. "Wir haben mehrere Infektionen, aber noch kein Massensterben." Das stellt die Forscher vor viele Fragen. Eventuell töte der Pilz erst unter speziellen Umweltbedingungen wie etwa bestimmter Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sagt Lötters. Der Forscher fürchtet, dass ein dramatisches Massensterben folgen könnte. Doch man stehe erst ganz am Anfang der Untersuchungen.

"Es gibt im Moment großen Forschungsbedarf", bestätigt auch Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig. Man arbeite mit Wissenschaftlern in Belgien und den Niederlanden zusammen. Doch erst nach den Wintermonaten könne man im Freiland nach infizierten oder toten Tieren suchen. Vences warnt zwar vor Panikmache, fügt aber hinzu: "Eine akute Gefahr besteht definitiv." Der Feuersalamander ist der größte heimische Schwanzlurch. Er lebt vorwiegend in feuchten Laubmischwäldern der Mittelgebirge.

Pilz tötet innerhalb weniger Tage

Experten vermuten, dass Bsal mit dem Tierhandel aus Asien eingeschleppt wurde. Forscher wiesen den tödlichen Pilz auch bereits in Terrarien in Deutschland nach. "Die infizierten Salamander zeigten klassische Symptome wie Hautblessuren und offene Geschwülste und starben innerhalb weniger Tage", berichtete der Evolutionsbiologe Sebastian Steinfartz von der TU Braunschweig damals. Eine Ausbreitung des Erregers könne die Feuersalamander an den Rand des Aussterbens bringen.

Die Autoren der Studie fordern strengere Kontrollen für den Zoo- und Tierhandel.

Die Autoren der Studie fordern strengere Kontrollen für den Zoo- und Tierhandel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Angst vor dem gefährlichen Erreger treibt auch Forscher in Nordamerika um, wo mehr als die Hälfte aller Salamanderarten weltweit lebt. "Alle Beweise deuten darauf hin, dass wir uns an einem kritischen Punkt befinden, um die Vielfalt des Amphibien-Artenreichtums weltweit zu schützen", heißt es in einem Aufruf, den Forscher um Matthew Gray von der University of Tennessee in Knoxville nun in der Zeitschrift "PLOS Pathogens" veröffentlichten. Behörden, Tierhandlungen, Wissenschaftler, Zoos und Bürger müssten zusammenarbeiten, um die Verbreitung des Erregers abzuwenden.

Um zu verhindern, dass die Krankheit Nordamerika erreicht, müssten mögliche Einfuhrrouten von Bsal identifiziert und das Risiko einer Einschleppung nach Kanada, Mexiko oder in die USA vermindert werden. Zoo- und Tierhandel sowie Tiere in der Wildnis sollten systematisch überwacht werden, fordern die Autoren.

Einfuhrverbot in der Schweiz

Anfang 2015 gründeten US-Forscher ein Sonderteam. Die Experten sollen eine Strategie entwickeln, um auf ein mögliches Auftreten von Bsal in Nordamerika zu reagieren und die Ausbreitung zu verhindern.

Die Schweiz ist noch einen Schritt weiter gegangen. "Neu auftretende und hochansteckende Krankheiten werden vermehrt als Gründe für den globalen Artenverlust verantwortlich gemacht", teilt ein Sprecher des dortigen Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit. Um die heimische Population zu schützen, erteilt die Eidgenossenschaft derzeit keine Genehmigungen mehr für die Einfuhr von Salamandern und Molchen.

Die Lurch-Experten Lötters und Vences sehen solche Maßnahmen kritisch. Amphibien-Fans fänden bei einem Verbot eventuell andere Mittel und Wege, Tiere unkontrolliert ins Land zu holen, warnt Lötters. Vences hält ein Verbot für kontraproduktiv. Viele Besitzer in Deutschland seien auch Hobbyforscher, arbeiteten mit Experten zusammen und meldeten Beobachtungen, so Vences. Für ihn käme höchstens eine zeitweilige Aussetzung des Importes infrage – so lange, bis die vielen Fragen um die gefährliche Infektion geklärt sind.

Quelle: ntv.de, ali/dpa

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