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"Ich möchte ein Leben leben" Anastacia feiert ihre "Best Days"

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Macht "unsere Songs" zu ihren Songs: Anastacia.

Macht "unsere Songs" zu ihren Songs: Anastacia.

(Foto: picture alliance / HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com)

"Mir geht es großartig", sagt Anastacia heute. Vor ein paar Jahren, als sie zum zweiten Mal gegen Krebs kämpfte, sah das noch anders aus. Nun aber stürzt sie sich voller Tatendrang in ihr neues Projekt. Das heißt "Our Songs" - und ist eine ganz besondere Hommage an Deutschland.

Sechs Jahre ist es her, dass Anastacia schon einmal mit ntv.de zum Interview zusammensaß. Damals stand nicht nur die Veröffentlichung ihres siebten Studioalbums "Evolution" bevor. Damals drehten sich die Schlagzeilen über sie vielfach auch noch um ihren Gesundheitszustand. Schließlich musste sie zuvor bereits zum zweiten Mal gegen den Brustkrebs kämpfen. Sie unterzog sich einer Mastektomie und zeigte später mutig die Narben, die ihr seither geblieben sind.

Nun trifft Anastacia abermals zu einem Gespräch mit ntv.de zusammen - und hat eine positive Nachricht im Gepäck. "Mir geht es super", sprudelt es aus ihr auf die vorsichtig gestellte Frage nach ihrem Gesundheitszustand heraus. "Das Leben ist großartig!", scheint sie zu feiern, dass ihr tatsächlich noch einmal so etwas wie eine zweite Existenz geschenkt worden ist. Nach ihrer Entscheidung, sich beide Brüste amputieren zu lassen, könne sie zumindest diese Sorte Krebs nie wieder einholen, ist sich die Sängerin sicher. "Denn ich möchte ein Leben leben!"

Dass trotzdem ganze sechs Jahre vergangen sind, seit sie sich nach "Evolution" nun mit einem neuen Album zurückmeldet, hat deshalb auch weniger mit ihrem ganz persönlichen Wohlbefinden zu tun als vielmehr mit der weltweiten Gesundheitslage: Corona natürlich. Die Pandemie machte dabei auch Anastacias Plänen einen Strich durch die Rechnung, ihr 20-jähriges Popstar-Jubiläum 2020 ordentlich zu feiern. Ärgerlich, aber auch kein Beinbruch findet sie nun. So habe sie eben ihr 22-jähriges Jubiläum gefeiert, als sie im vergangenen Jahr wieder auf die Live-Bühne zurückgekehrt ist. Der bezeichnende Titel ihrer Tour: "I'm outta Lockdown" - in Anlehnung an ihren allerersten Hit "I'm Outta Love".

"Dann kam Campino ..."

Anastacia auf RTL+ Musik
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(Foto: picture alliance / Photoshot)

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Das Album, mit dem sie den Lockdown hinter sich lässt, hört unterdessen auf den Namen "Our Songs". Und es ist nicht nur für die Sängerin ein exzeptionelles Werk. Es ist auch für das Land, in dem sie seit Beginn ihrer Karriere ihre größten Erfolge feiert, eine ganz besondere Hommage. Schließlich hat Anastacia zwölf Songs neu und in englischer Sprache eingesungen, die so etwas wie nationales Kulturgut in Deutschland sind. Das reicht etwa von "Durch den Monsun" von Tokio Hotel über "Geboren um zu leben" von Unheilig bis hin zu "Symphonie" von Silbermond, die nun als "Monsoon", "Born to Live" oder "Symphony" Wiederauferstehung feiern.

Klar, bei ein paar Songs konnte sich die US-Amerikanerin die Übersetzungsarbeit auch sparen, da sie auch im Original bereits englischsprachig daherkommen - "Still Loving You" von den Scorpions etwa, "Forever Young" von Alphaville oder - oh ja - "An Angel" von der Kelly Family. Mit "Supergirl" mogelt sich zudem auch ein Song mit Migrationshintergrund auf das Album - schließlich wurde er ursprünglich vom Iren Rea Garvey eingesungen, als er noch Frontmann der Band Reamonn aus dem Schwabenland war.

Die adäquate Übersetzung ist aber nur eines der Fragezeichen, die bei Anastacia aufpoppten, als die Idee zu dem Album von einem Produzenten an sie herangetragen wurde. "In meinem Kopf gab es eine lange Pause, in der ich mich fragte: Ist das wirklich etwas, das Deutschland braucht? Gibt es da tatsächlich eine Lücke zu füllen?", erklärt Anastacia im ntv.de Interview. Dass ihr gut zugeredet wurde, wie großartig ihre Stimme zweifelsohne mit den Songs harmonieren werde, überzeugte sie noch nicht. "Aber dann kam Campino ins Spiel, der sagte: 'Ich möchte hören, wie sie den Song singt", sagt Anastacia. Angeblich soll der Tote-Hosen-Frontmann sogar jubiliert haben: "Endlich singt das Lied mal jemand mit einer richtig guten Stimme!"

Anastacia gerät ins Schwärmen

Das Lied, um das es geht, ist selbstredend "Tage wie diese", die Hosen-Hymne, mit der es die Düsseldorfer 2012 zum zweiten Mal in ihrer rund 40-jährigen Bandgeschichte auf Platz 1 der deutschen Single-Charts schafften. Die Transformation des Songs hin zu "Best Days" gerät für Anastacia fast zum Kinderspiel - ebenfalls dank Campino. Der Sänger ist schließlich zur Hälfte Brite und lieferte Anastacia die Übersetzung des Songs bereits frei Haus. Mehr noch: Er ließ der Kollegin auch ein Demo zukommen, auf dem er ihr "Best Days" schon einmal vorsang.

Anastacia erinnert sich an diesen ganz besonderen Moment: "Das hörte sich wirklich nach einem Song für mich an. All die Worte waren perfekt, als ob jemand mein Gehirn seziert und so herausgefunden hätte, was exakt zu mir passt." Dabei habe sie zunächst gar nicht gewusst, wer auf dem Demo zu hören ist. "Ich fragte: Wer singt denn da? Und man sagte mir: 'Oh Mann, das ist Campino!'", plaudert die Sängerin mit einem Lachen aus. "Ich war echt beeindruckt, dass er sich die Zeit genommen hat, das Lied für mich zu übersetzen, es zu singen und mir zu präsentieren", gerät sie zugleich ins Schwärmen.

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Der Anfang ist mit "Best Days" gemacht. Nicht ohne Grund dürfte der Song auch die erste Vorab-Single-Auskopplung aus dem Album gewesen sein. Aber auch ihrer Begeisterung über andere Kollegen und ihre Songs lässt Anastacia freien Lauf. "An guten Tagen" von Johannes Oerding, das als "Now or Never" eine ihrer letzten Entdeckungen für das Album war, lobt sie etwa als "unglaublichen Popsong mit fantastischer Melodie". Udo Lindenberg, von dem sie sich sein "Cello" geliehen hat, beschreibt sie wiederum als "eine Art Bob Dylan aus Deutschland", wenngleich er sich für sie erst einmal "wie ein Schriftsteller" angehört habe, der "nicht so recht weiß, was er sagt".

Mit Peter Maffay auf Tour

Eine für Deutschlands Lieblings-Nuschler nicht ganz unpassende Charakterisierung - und das, obwohl Anastacias Deutschkenntnisse eher rudimentär sind. "Alle denken, dass ich gut Deutsch spreche, weil ich so viel Zeit hier verbracht habe. Aber ich kann nur ein paar Sätze", gesteht die Sängerin. Bei der Auswahl der Songs für "Our Days" habe sie sich deshalb in erster Linie von ihrem Instinkt leiten lassen. Rund 50 Lieder habe man ihr zunächst vorgespielt, ehe sie sich tiefer in die Recherche gestürzt und - wie zum Beispiel im Fall Udo Lindenberg - das Œuvre des einen oder anderen deutschen Stars zu Gemüte geführt habe. Letztlich habe sie sich für Lieder entschieden, mit denen sie sich gut gefühlt habe - auch dann noch, nachdem sie erfahren hatte, um was es im jeweiligen Songtext eigentlich geht. "Manche Lieder waren großartig, drehten sich aber um etwas, womit ich mich als Sängerin nicht wohlgefühlt hätte", klärt Anastacia auf.

Definitiv wohlgefühlt hat sie sich aber wohl im Zusammenspiel mit Peter Maffay. "Eigentlich war gar kein Duett geplant", erläutert die Sängerin das ursprüngliche Vorhaben eines reinen Coveralbums. Doch als es um ihre mögliche Neuinterpretation von Maffays "So bist du" gegangen sei, habe kein Geringerer als der Deutschrocker selbst die Idee eines Duetts aufs Tapet gebracht. Ihr Herz habe zu rasen begonnen, ihr Kopf sei förmlich explodiert: "Ikonischer Song eines ikonischen Sängers", "Ich muss das sofort übersetzen", "Das muss großartig klingen", "Fantastisch", "Wundervoll", habe es ihr Gehirn überflutet.

So ist aus "So bist Du" nun nicht nur das zweistimmige "Just You" geworden. Anastacia und Maffay haben sich auch über diese Kooperation hinaus angenähert. Schließlich verkündete er soeben erst, die Kollegin 2024 mit auf seine "Farewell"-Tournee zu nehmen. Sie kommt unterdessen aus den Lobeshymnen auf ihn gar nicht mehr heraus: "Ich liebe ihn. Er ist bezaubernd. Er ist lustig. Er ist bodenständig. Er übertrifft alles, was ich über ihn gelesen oder von ihm auf der Bühne gesehen habe."

Vielleicht sind es ja ein paar deutsche Songs, die der US-Musikerin ihre "Best Days" in nächster Zeit erst noch bescheren werden. Doch Anastacia hofft, auch etwas an die Originalkünstlerinnen und -künstler zurückgeben zu können. "Meine Fans in anderen Ländern werden erst einmal denken, dass die Songs von mir sind und sich fragen, weshalb das Album 'Our Songs' heißt. Dann werden sie erfahren, dass es eigentlich deutsche Songs sind. Großartige Songs, nur in einer anderen Sprache. Und ich hoffe, das macht sie neugierig auf mehr!"

Quelle: ntv.de

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