Rom. 20 Frauen erhielten Zahlungen vom italienischen Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Doch nach seinem Tod ist damit nun Schluss.

Villen, Wohnungen, Bargeld, Autos: Italiens im Juni verstorbener Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll seinen „Bunga-Bunga-Mädchen“, den Frauen, die ausschweifende Nächte in der Prachtvilla des Multimillionärs verbracht hatten, jahrelang Abfindungen zukommen lassen. Im Gegenzug sollten sie ihm wohl garantiert haben, vor den Richtern im Fall „Rubygate“ nichts über die Partys in der Luxusresidenz auszuplaudern. Zwei der bevorzugten Berlusconi-Freundinnen, Barbara Guerra und Alessandra Sorcinelli, leben beispielsweise in eleganten Wohnungen in Mailand. Eine dritte gab sich mit einem schicken Stadtapartement zufrieden, das ihr ebenfalls von einer Immobilienfirma aus Berlusconis Kreis zur Verfügung gestellt wurde.

Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte Berlusconi vorgeworfen, die Frauen, die als Zeuginnen im Prozess wegen Amtsmissbrauch und Sex mit der 2011 noch minderjährigen Marokkanerin Ruby Herzensbrecherin vorgeladen waren, bestochen zu haben. Von diesem Vorwurf wurde Berlusconi nach einem mehrjährigen Prozess im Februar, vier Monate vor seinem Tod an einer chronischen Leukämie, freigesprochen.

Erben drehen Frauen von Berlusconi den Geldhahn zu

Mit seinem Ableben ist die „Dolce vita“, das süße Leben für Berlusconis Freundinnen vorbei. Denn die Erben des Medienzaren, die fünf Kinder Berlusconis aus erster und zweiter Ehe, drehen ihnen jetzt den Geldhahn zu. 20 Frauen, die in den vergangenen Jahren an Partys in der Luxusresidenz des Medienunternehmers und Politikers teilgenommen hatten, haben den monatlichen Unterhalt verloren, den sie von Berlusconi bezogen. Nach dem Tod des früheren Ministerpräsidenten stoppen jetzt dessen Kinder die Unterhaltszahlungen in Höhe von je 2.500 Euro monatlich. Die Frauen, die in Berlusconis Residenz verkehrten, müssen bis Ende Dezember die Wohnungen verlassen, in denen sie seit Jahren leben.

Der monatliche Scheck galt für den verstorbenen Vorsitzenden der rechtskonservativen Partei Forza Italia als eine Art Entschädigung für den Imageschaden, den die an den sogenannten Ruby-Prozessen beteiligten jungen Frauen erlitten hatten. Seine Erben wollen jedoch nicht weiterbezahlen – ganz zum Verdruss der benachteiligten Frauen, die vor dem drohenden Verlust ihrer Apanage nicht resignieren wollen. Sie greifen zur Gegenwehr und zwar mithilfe ihrer Anwälte. Alessandra Sorcinelli, eine der Frauen, die den monatlichen Unterhalt verloren hat, kündigte Klage gegen Berlusconis Erben an. Sie und ihre Freundin Barbara Guerra erhielten die Aufforderung, ihre Wohnung in Mailand zu räumen, da die Erben Berlusconis den Mietvertrag nicht verlängern wollen.

Lesen Sie auch:Nackte und die Muttergottes – Neue Pläne für Berlusconis Erbe

Zahlungen summieren sich auf rund elf Millionen Euro

Die beiden Frauen behaupten aber stattdessen, dass die Wohnung „ein Geschenk und Teil einer Entschädigungsvereinbarung nach einer langen Bekanntschaft“ mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Regierungspartei Forza Italia sei, so Sorcinelli im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Um diese These zu untermauern, hat Guerra auch die Tonaufnahme eines Telefongesprächs zwischen ihr und Berlusconi aus dem Jahr 2015 veröffentlicht, in dem der Medienzar erklärte, dass er das Haus auf ihren Namen überschreiben wolle, sobald ein gegen ihn laufender Prozess wegen Zeugenbestechung zu Ende sei. Die beiden Frauen beschuldigten Berlusconis Erben, den Willen ihres Vaters zu ignorieren.

Die Zahlungen an die 20 Frauen summierten sich nach Angaben italienischer Medien auf rund elf Millionen Euro. Gezahlt wurde das Geld von einem Mittelsmann, dem früheren Berlusconi-Buchhalter Giuseppe Spinelli. Den Untersuchungsrichtern gegenüber hatte dieser vor einigen Jahren eingestanden, dass er Summen von „15.000 bis 20.000 Euro“ eigenmächtig auszahlen konnte. Sobald die Forderungen aber höher waren, musste Berlusconi autorisieren. Die Mädchen hatten dann Spinelli passenderweise den Spitznamen „Geldautomat“ verpasst.

Berlusconis Erben setzen auf Wandel

Dass für die Familie Berlusconi nach dem Tod des Patriarchen ein neues Kapitel begonnen hat, bezeugen die jüngsten Beschlüsse seines ältesten Sohnes Pier Silvio, Chef der familieneigenen Fernseh-Holding Mediaset. Der börsennotierte Konzern ist beim bayerischen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 mit fast 30 Prozent der größte Aktionär.

Wenige Tag nach dem Tod seines Vaters kündigte Pier Silvio Berlusconi eine Wende bei den Programmen seines TV-Konzerns an. Weniger Reality-Shows, weniger Trash-TV und mehr qualitätswertige Programme lautet die Devise. So feuerte er die Königin der Trash-Programme Barbara D‘Urso und ersetzte sie mit Myrta Merlino, einer Starjournalistin. Pier Silvio führt mit seiner ältesten Schwester Marina (56) das Familienimperium. Weitere Erben sind die drei jüngeren Kinder Berlusconis aus der zweiten Ehe mit der Ex-Schauspielerin Veronica Lario, Barbara, Eleonora und Luigi.