STANS: Sie erfasst das Vermächtnis der Kapuziner

Rund 13 400 Bücher aus der ehemaligen Kapuzinerbibliothek werden nun nach und nach in die Datenbank aufgenommen. Zwei Jahre dauert diese Herkulesaufgabe.

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Bibliothekarin Mirjam Zürcher betrachtet ein jahrhundertealtes Buch aus dem Nachlass der Kapuziner. (Bild: Matthias Piazza (Stans, 10. März 2017))

Bibliothekarin Mirjam Zürcher betrachtet ein jahrhundertealtes Buch aus dem Nachlass der Kapuziner. (Bild: Matthias Piazza (Stans, 10. März 2017))

Auch der Raum im ersten Stock der Kantonsbibliothek in Stans ist voll von Büchern. Dicht an dicht reiht sich ein Buch an das andere. Rund 13 400 Werke sind hier in langen Reihen eingelagert. Und zwar nicht irgendwelche Bücher. Hier schlummert der Nachlass der Kapuziner. Während ihres über 400-jährigen Wirkens in Stans führten sie eine eigene Bibliothek in ihrem Kloster an der Mürg. Nach ihrem Wegzug im Jahre 2004 hat der Kanton Nidwalden die Bücher übernommen. Vom 20. bis weit ins 15. Jahrhundert reichen die Schriften zurück.

«Es ist ein schönes Gefühl, als Bibliothekarin solche historischen Werke in den Händen zu halten», meint Mirjam Zürcher, die als Projektmitarbeiterin der Kantonsbibliothek mit der Katalogisierung des gesamten Bestandes beauftragt ist. Das heisst, sie erfasst sämtliche «Eckdaten» all dieser Bücher wie Titel, Verlag, Erscheinungsdatum. Eine aufwendige Arbeit. Nach einem Jahr habe sie gut die Hälfte geschafft. Zeit, selber darin zu schmökern, bleibe bei diesem Pensum natürlich nicht.

Durch ihre Hände geht ein Stück Kulturgeschichte. «Es war eine theologische Spezialbibliothek. Viele Werke sind Orden, Päpsten, Heiligen gewidmet», weiss Zürcher. Auch in Bezug auf Bücher zur Gegenreformation und zu sonstigen politischen Ereignissen in Nidwalden und der Schweiz wird man fündig. «Ebenso spannend finde ich, dass man bereits in Büchern des 17. Jahrhunderts Abhandlungen über den Umgang mit Magie und Okkultismus findet.» Im Bestand finden sich auch spezielle, nachkolorierte Bibeln. Dank des langen Bestandes der Klosterbibliothek über vier Jahrhunderte seien hier kulturgeschichtliche Entwicklungen abgebildet. «Der Bestand ist für den Kanton darum sehr wertvoll.»

86 Bücher dieses aussergewöhnlichen Bestandes haben einen besonderen Status. Sie gelten als ausgesprochen wertvoll, sei dies wegen ihres Alters, ihres Inhaltes oder ihres monetären Wertes. Sie werden nach der Katalogisierung wieder in den Stanser Kulturgüterschutzraum zurückgebracht, und zwar neu in einem Buchschuber, also einer Art Schutzkarton, um sie vor Staub und Licht zu schützen.

Wie die Kapuziner zu diesem reichhaltigen kulturellen Schatz von über 10 000 Büchern kamen, viele davon von weltlichen Autoren, kann Zürcher nicht genau sagen. «Es gibt Hunderte möglicher Wege, sei es über Buchhandlungen, Druckereien, Schenkung oder Tausch. Man darf nicht vergessen, dass die Mönche auch reisten.»

Auch die Öffentlichkeit hat etwas davon

Mit der Katalogisierung werden die teils jahrhundertealten Werke auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das heisst, auf der Website der Nidwaldner Kantonsbibliothek sind die Bücher verzeichnet. Die Benutzer können sie in der Bibliothek anschauen. Von den 86 wertvollen Werken, die normalerweise für niemanden zugänglich sind, können rund 50 Stück über einen Link im Katalog digital angesehen werden.

Natürlich geht das Alter nicht spurlos an den Werken vorbei. Mirjam Zürcher schlägt ein grosses, seltenes Exemplar auf und deutet auf kleine Löcher in den Seiten. Hier war der Bücherwurm am Werk. Andere Seiten sind fleckig. Es ist dies eine Alterserscheinung bei Büttenpapier, das aus Stoffresten gemacht wurde. Und manchmal tauchen beim Aufschlagen einer Seite auch Überraschungen auf. Bei einem Buch über Pflanzen kommt eine gepresste Kräuterpflanze zum Vorschein.

Matthias Piazza

matthias.piazza@nidwaldnerzeitung.ch