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Von Zecken übertragen: Borreliose auf dem Vormarsch – Mehr Fälle im ersten Corona-Jahr

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Eine Zecke läuft über eine Hand und eine Wade nach einem Zeckenstich, um den sich die Wanderröte bildet – ein typisches Symptom von Borreliose.
Im ersten Corona-Jahr wurden wieder mehr Borreliose-Fälle gemeldet. (kreiszeitung.de-Montage/Symbolbild) © Bernd Weissbrod/Harry Melchert/dpa

Im ersten Corona-Jahr wurden wieder mehr Borreliose-Infektionen durch Zeckenbisse gemeldet. Grund dafür könnte vermehrte Aktivität im Grünen gewesen sein.

Berlin – Das Coronavirus hat im Jahr 2020 die ganze Welt auf den Kopf gestellt – mit teilweise langfristigen Folgen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. So hat nicht nur die deutsche Wirtschaft extrem unter der Pandemie gelitten, auch die Auswirkungen der Viruskrise auf die Psyche der Menschen waren und sind enorm. Doch auch in einem weiteren gesundheitlichen Bereich zeigen sich nun wohl die Folgen von Covid-19: Demnach stieg im ersten Corona-Jahr die Zahl der Borreliose-Infektionen, die von Zecken übertragen wird, in Deutschland um rund acht Prozent im Vergleich zu 2019.

Von Zecken übertragen: Borreliose-Infektionen in Deutschland steigen im ersten Corona-Jahr an

Das geht aus Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen. Grund dafür könnte laut Dominik von Stillfried, dem Zi-Vorstandsvorsitzenden, eine höhere Frequenz von Freizeitaktivitäten im Grünen aufgrund der Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen sein. Außerdem herrschte in vielen Regionen warmes und trockenes Wetter – ideal für Zecken.

Die kleinen, lästigen Blutsauger fühlen sich in hohem Gras und im Gebüsch besonders wohl. Von dort aus setzen sie sich am Menschen fest und können auf diesem Weg Krankheiten wie die Lyme-Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Was vielen Menschen nicht bekannt ist: Kein anderes Tier verursacht jährlich so viele Erkrankungen wie die Zecke – deswegen gilt sie auch als „gefährlichstes Tier Deutschlands“.

Borreliose kommt in ganz Deutschland vor – doch gibt es Hochburgen der von Zecken übertragenen Krankheit

„Die Lyme-Borreliose kommt in ganz Deutschland von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen seit Jahrzehnten vor“, erklärt Hendrik Wilking vom Robert Koch-Institut laut dpa. Dabei gibt es aber auch bestimmte Borreliose-Hochburgen. In Sachsen registrierten Ärzte die Lyme-Borreliose im Jahr 2020 mit Abstand am häufigsten – dort infizierten sich 927 je 100.000 Versicherter mit dem Erreger. Auch in Thüringen (780), Brandenburg (707), Bayern (637) und Sachsen-Anhalt (615) gab es viele Infektionen.

In Hamburg und Berlin kamen die Bewohner mit 210 und 258 Erkrankten je 100.000 Versicherter vergleichsweise glimpflich davon. In Niedersachsen konnte ein zweistelliger prozentualer Anstieg zwischen 2019 und 2020 verzeichnet werden. Insgesamt wurden nach den jüngsten Daten von 2020 bundesweit knapp 360.000 Lyme-Borreliosen von den Kassenärzten diagnostiziert. Das sind im Schnitt 465 Menschen je 100.000 Versicherter – im Jahr 2019 waren es noch 429. Zuvor waren die Zahlen seit 2010 leicht gesunken.

Nach Zeckenbiss: Woran erkennt man eine Borreliose-Infektion? Bei Kindern besonders vorsichtig sein

Aber woran erkennt man eine Borreliose-Infektion nach einem Zeckenbiss? Viele Infektionen verlaufen gänzlich unbemerkt, in den anderen Fällen macht sich bei rund 90 Prozent innerhalb von einigen Tagen bis wenigen Wochen nach dem Stich eine ringförmige Wanderrötung auf der Haut bemerkbar. Diese ist in der Mitte normalerweise blasser als am Rand und weitet sich langsam nach außen aus. Einige wenige Prozent der Infizierten entwickeln in der Folge Nerven- und Gelenkerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen – doch alle Formen können gut mit Antibiotika behandelt werden.

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Aufpassen sollte man jedoch bei Kindern. Diese werden laut dem Borreliose-Spezialisten Helmut Eiffert besonders häufig am Kopf gestochen – ein Bereich, in dem eine Wanderröte aufgrund der Haare unentdeckt bleiben kann. Deswegen sollte man seine Kinder nach einem längeren Aufenthalt im Freien stets gründlich nach Zeckenstichen absuchen. Findet sich tatsächlich eine Zecke, sollte man die Umgebung der Stichstelle sechs Wochen lang gut im Auge behalten – und die Zecke übrigens nie im Klo entfernen. Bei Eintreten der typischen Wanderröte, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen. (Mit Material der dpa)

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