Sieben Gedanken zu Workahomeism

Krank arbeiten

Jede Veränderung beginnt mit einem Gedanken. Hier sind sieben zu Workahomeism.

Homeoffice führt zu Workahomeism

Präsentismus beschreibt das Verhalten von Menschen, die ins Büro oder zu ihrem Arbeitsort kommen, obwohl sie krank sind. Die gute Nachricht: Seit Beginn der Coronapandemie haben Mitarbeitende größere Schuldgefühle, wenn sie krank zur Arbeit gehen. Die schlechte Nachricht: Die Hemmschwelle, einfach von zu Hause krank weiterzuarbeiten, ist gesunken. Dieses Phänomen heißt Workahomeism.

Krankheitssymptome ­wahrnehmen

Studien zeigen, dass die Entscheidung, trotz Krankheit zu arbeiten, unabhängig davon ist, wie krank wir uns fühlen oder welche Symptome wir haben. Man kann sich also selbst austricksen und sich einreden, dass es nicht so schlimm ist und schon irgendwie gehen wird. Der Preis, den wir dafür zahlen: Wir ignorieren die Signale unseres Körpers. Der erste Schritt raus aus dieser Falle ist daher die Reflexion: Wie gehen Sie mit Ihren Krankheitssymptomen um?

Schuldgefühle sind ­trügerisch

Während körperliche Symptome ignoriert werden, sind Schuldgefühle hingegen omnipräsent. Mitarbeitende denken, dass sie sich weniger schuldig fühlen, wenn sie trotz Krankheit von zu Hause aus arbeiten. Das Problem: Wir sind schlecht darin, unsere wirklich erlebten Gefühle vorherzusehen. Tatsächlich ist es so, dass sich Beschäftigte im Nachhinein schuldiger sich selbst gegenüber fühlen, wenn sie trotz Krankheit von zu Hause gearbeitet haben.

Langfristige ­Nachwirkungen

So wie sich das Festtagsmahl am nächsten Tag auf der Waage niederschlägt, so hat auch Arbeit trotz Krankheit Folgen. Betroffene können sich nach einem krank durchstandenen Arbeitstag nicht so umfassend erholen, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre – unabhängig davon, wie gut sie nachts schlafen. Das rächt sich am nächsten Tag in geringerem Arbeitsengagement. Daraus wird schnell ein Teufelskreis: Wenn mein Einsatz am nächsten Tag noch leidet, hinke ich mit meiner Arbeit immer weiter hinterher, was mich dazu bringt, noch mehr und länger zu arbeiten, wodurch ich noch schwächer werde. Durchbrechen Sie diesen sich selbst verstärkenden Negativ-Kreislauf.

Der gesunde Mensch ist die größte Unterstützung

Mitarbeitende fühlen sich schuldig, wenn sie zu Hause bleiben, um sich auszukurieren, weil sie befürchten, dass ihr Team dann zusätzliche Aufgaben für sie übernehmen muss. Doch auf diese Weise sind sie keine langfristige Unterstützung für die Kolleginnen und Kollegen. Sich gegenseitig im Krankheitsfall unter die Arme zu greifen und aktiv Unterstützung anzubieten, sollte Teil der Unternehmenskultur sein.

Gesundheit ist ­Führungsaufgabe

Führungskräfte tolerieren häufig das Arbeiten trotz Krankheit oder verlangen es implizit sogar. Was sie dabei oft vergessen: Langfristig tun Mitarbeitende, die trotz Krankheit arbeiten, dem Unternehmen aus wirtschaftlicher Perspektive keinen Gefallen. Machen Sie als Führungskraft Ihrem Team also deutlich, dass Gesundheit wichtig ist. Sie sind außerdem ein Rollenvorbild: Auch das Management sollte sich selbst krankmelden, wenn Krankheitssymptome auftreten, denn sonst wird die eigene Botschaft infrage gestellt.

Negative ­Konsequenzen beachten

Um dem Schuldgefühl ein Gegen­gewicht zu setzen, hilft es, auch über die negativen Konsequenzen von Workahomeism nachzudenken: Erstens erholt man sich nicht und schadet damit der eigenen Gesundheit. Zweitens hat man aufgrund der Krankheit weniger Ressourcen zur Verfügung, um Teammitglieder tatsächlich zu unterstützen. Drittens leidet die Arbeitsqualität langfristig. Sich dies bewusst vor Augen zu führen, kann uns davon abhalten, trotz Krankheit vom Sofa aus weiterzuarbeiten.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Employee Lifecycle. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Prisca Brosi ist HR-Professorin an der Kühne Logistics University in Hamburg. Die studierte Wirtschaftsingenieurin wurde an der Technischen Universität München promoviert und habilitiert und war als Beraterin bei der Boston Consulting Group tätig.

Prisca Brosi

Lehrstuhl für Strategie und Organisation
Technische Universität München
Prisca Brosi ist HR-Professorin an der Kühne Logistics University in Hamburg. Die studierte Wirtschaftsingenieurin wurde an der Technischen Universität München promoviert und habilitiert und war als Beraterin bei der Boston Consulting Group tätig.
Fabiola H. Gerpott ist Professorin für Leadership an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf. Zuvor war sie als Assistant Professorin in Amsterdam und Berlin tätig, arbeitete bei Daimler und promovierte in BWL sowie Organisationspsychologie.

Fabiola H. Gerpott

Fabiola H. Gerpott ist Professorin für Leadership an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf. Zuvor war sie als Assistant Professorin in Amsterdam und Berlin tätig, arbeitete bei Daimler und promovierte in BWL sowie Organisationspsychologie.

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