Gesundheit

Akromegalie: Wenn Kopf, Hände und Füße plötzlich wachsen

Bei der Erkrankung werden vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet. Dadurch verändert sich der Körper mit der Zeit stark – und auch der Stoffwechsel ist betroffen.
Akromegalie Mann sitzt beim Arzt
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Akromegalie: Das müssen Sie über die Krankheit wissen

Wenn die Handschuhe plötzlich nicht mehr passen und Schuhe drücken, zuckt man womöglich mit den Schultern und deckt sich neu ein. Die Veränderungen können aber auch ein Zeichen für Akromegalie sein: Bei der Krankheit wachsen nicht nur Hände und Füße, sondern auch Knochen und innere Organe werden dicker – und das hat Folgen für die Gesundheit. (Lesen Sie auch: Auf dem Weg zur Unsterblichkeit: Die Top 5 Supplements für ein längeres, gesünderes Leben)

Akromegalie bedeutet wörtlich übersetzt eine Vergrößerung (megas) der äußersten Körperteile (akros). „In der Kindheit führt die Erkrankung zum Riesenwuchs“, sagt Professor Dr. Markus Quinkler von der Praxis für Endokrinologie und Nephrologie in Berlin. Eine Körpergröße bis zu 240 Zentimeter ist dann möglich – und entsprechend kommt es oft zu Problemen mit den Gelenken.

„Nach Abschluss der Pubertät ist ein Längenwachstum zwar nicht mehr möglich“, sagt der Experte. Dafür aber werden die Knochen an vielen Stellen dicker. Das passiert auch mit den inneren Organen. Oft sind beispielsweise das Herz und die Leber vergrößert. (Auch interessant: Schmerzen am Penis: Das sind die wichtigsten Ursachen, die Sie kennen sollten)

Prominentes Beispiel für Akromegalie

Ein Beispiel für jemanden, der an Akromegalie erkrankt ist, ist etwa Richard Kiel, der „Beißer“ aus den James-Bond-Filmen. Der 2014 verstorbene Schauspieler war bereits in seiner Jugend auffällig groß und auch sein Gesicht zeigt mit dem kräftigen Kiefer und der wulstigen Stirn die typischen Merkmale der Erkrankung.

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Fast immer ist die Ursache für eine Akromegalie ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse, also der Hypophyse. Das ist kein Hirntumor, da die Hypophyse unter dem Gehirn liegt. Dieser Tumor führt dazu, dass vermehrt und unkontrolliert Wachstumshormone ausgeschüttet werden. (Auch lesenswert: Was hilft gegen Haarausfall? 3 Experten geben Tipps, was Sie tun können)

Folgen für den ganzen Körper

Die Wachstumshormone führen neben großen Händen und Füßen außerdem dazu, dass vermehrt ein weiteres Hormon gebildet wird, das sogenannte IGF-1. „IGF-1 wirkt auf zahlreiche Gewebs- und Stoffwechselfunktionen des Körpers ein“, sagt der Experte. So gerät etwa bei vielen Menschen mit Akromegalie der Fett- und Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht und sie entwickeln Diabetes.

Es kann bei der Erkrankung auch zu Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen kommen. Häufig führt die Verdickung des Gewebes der Atemwege auch zu nächtlichen Atemaussetzern. Diese können dazu führen, dass Betroffene sich über Tag sehr erschöpft fühlen, und sie bringen auch weitere Gesundheitsrisiken mit sich. (Lesen Sie auch: Zwangsstörung: Wenn lästige Routinen das Leben bestimmen)

Darüber hinaus kann sich eine Akromegalie auch auf weitere Hormone im Körper auswirken: Bei Männern kann es zu Störungen der Libido und der Potenz kommen. Wenn der Tumor an der Hypophyse groß ist, kann er zudem auch zu Kopfschmerzen und Sehstörungen führen.

Schleichende Veränderungen

Weil die körperlichen Veränderungen so schleichend passieren, fallen sie Betroffenen und ihrem Umfeld oft gar nicht auf. Deshalb ist eine Akromegalie oft ein Zufallsbefund. Was die Krankheit auslöst, ist nicht vollständig geklärt. Als sicher gilt jedoch, dass sie nicht vererbbar ist.

Fast immer ist die Ursache für eine Akromegalie ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse, also der Hypophyse.

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Auch Kinder können an Akromegalie erkranken, die meisten Betroffenen sind aber 30 bis 50 Jahre alt. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland rund 5.000 bis 10.000 Menschen an einer Akromegalie. (Auch interessant: Nasenhaare entfernen: Mediziner warnen vorm Ausreißen – so geht es richtig!)

Die Erkrankung wird oft erst spät erkannt: Zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose vergehen im Schnitt rund fünf bis zehn Jahre. Dabei ist es eigentlich wichtig, dass eine Akromegalie möglichst früh erkannt wird. „Eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung minimiert die bleibenden Folgen und erhöht die Heilungschancen“, sagt Quinkler.

Typische Symptome von Akromegalie

An eine Akromegalie sollte man vor allem bei den folgenden Symptomen denken:

  • Zunahme der Schuh-, Handschuh- oder Mützengröße
  • starkes Schwitzen
  • Schnarchen
  • Kribbeln der Finger (Karpaltunnelsyndrom)
  • Potenzprobleme
  • Gelenk- und Knochenschmerzen

Bei einer Untersuchung wird zunächst das IGF-1 im Blut bestimmt. Wenn dieser Wert erhöht ist, folgen weitere Untersuchungen und in der Regel auch ein MRT, um die Diagnose zu bestätigen.

Operation und Medikamente als Optionen

Für die Behandlung gibt es verschiedene Optionen. Wenn der Tumor an der Hypophyse klein ist, ist eine Operation die beste Möglichkeit, um die Erkrankung ursächlich in den Griff zu bekommen. Falls das nicht möglich ist oder falls nach einer Operation ein Tumorrest übrig geblieben ist, können auch Medikamente zum Einsatz kommen. (Auch lesenswert: Penisverlängerung: Wie sie abläuft und für wen sie sinnvoll ist – ein Chirurg klärt auf)

Sie unterdrücken entweder die Ausschüttung von Wachstumshormonen oder deren Wirkung. Dadurch können Menschen mit Akromegalie ein weitgehend normales Leben führen. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass die Erkrankung möglichst früh erkannt wird.