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Kornkreise - Wie kommen die Muster ins Getreide?

Kornkreise
© Fer Gregory / Shutterstock
Oft sind es einfache Kreise, es gibt aber auch Spiralen und sogar richtige kleine Labyrinthe: Jedes Jahr tauchen im Sommer so genannte Kornkreise in den Feldern auf. Über ihre Entstehung werden die wildesten Vermutungen angestellt

Es war im Juli 2003, als der zwölfjährige Philipp im Feld seiner Eltern etwas Ungewöhnliches entdeckte. Irgendetwas war mit den Weizenhalmen geschehen - bisher waren sie gut gewachsen, aber jetzt... Auf einer Traktorspur rannte Philipp in das Feld hinein, hinter ihm seine Schwester Nina und sein Freund Patrick. Und dann standen sie mittendrin - in einem Kornkreis.

Das Phänomen "Konkreise" wird erforscht

Die drei staunten. Auf einer Fläche so breit wie eine Autobahn und etwa 120 Meter lang war das Getreide niedergetrampelt worden. "Also", sagte Philipp, "Außerirdische waren das bestimmt nicht. Aber ich wüsste zu gern, wo diese Riesenform herkommt!"

Konkreise in Avebury Trusloe, (England), 2003
Konkreise in Avebury Trusloe, (England), 2003
© Harald Hoos / www.kornkreise.de

Das wollten auch andere Neugierige erfahren. In den nächsten Tagen herrschte rund um das Feld seiner Eltern in Sinsheim Hochbetrieb. Kleine Flugzeuge mit Fotografen knatterten hoch über dem Acker. Selbst ernannte "Kornkreisforscher" zeichneten Skizzen. Und sogar Menschen mit Wünschelruten stapften umher und suchten nach magischen Energieströmen. "Unser Feld wurde zu einer richtigen Pilgerstätte", sagt Philipp verwundert.

Kornkreise? Nichts Neues!

Kornkreise sind wirklich eine seltsame Sache. Erste Berichte darüber machten schon vor Jahrhunderten die Runde. Mittlerweile gibt es jedes Jahr weltweit 150 bis 300 neue Bilder. Und das sind selten nur einfache Kreise. Schnecken, Spiralen, Sterne - richtige Kunstwerke werden inzwischen im Korn gefunden. Immer wieder hört man, riesige Muster seien innerhalb von Sekunden entstanden; Augenzeugen berichten von geheimnisvollen Lichtern über den Feldern. Und auch in den Kornkreisen geschehen angeblich häufig rätselhafte Dinge. Reporter erzählen, ihre Kameras seien plötzlich wie verhext gewesen und hätten merkwürdige Aufnahmen gemacht oder völlig gestreikt.

War es der Teufel?

Doch wie kommen die Muster nun ins Feld? Darüber gibt es eine ganze Reihe verrückter Theorien. Früher glaubten die Menschen, der Teufel habe mit seinen Händen das Korn zu Boden gedrückt. Heute sind nicht wenige überzeugt, dass die Bilder Botschaften von Außerirdischen in Ufos (unbekannte fliegende Objekte) sind. Die meisten halten das aber für Quatsch und behaupten: Menschen haben die Kreise gemacht!

Anonyme Täter

Das stimmt sicher in den meisten Fällen. So genannte "Hoaxer" (das ist englisch und bedeutet "Trickser") trampeln nachts mit Brettern durchs Feld oder rollen Baumstämme hindurch und knicken so die Muster ins Getreide. Allerdings bekennen sich diese Hoaxer selten zu ihren Taten. Was man leicht versteht, denn eigentlich zerstören sie ein Feld, und dafür könnten sie bestraft werden.

Oder doch Außerirdische?

Es gibt aber immer wieder Kornkreise, in denen man auf den ersten Blick keine menschlichen Spuren findet. Wie diese rätselhaften Exemplare entstanden sein könnten, versuchen bislang nur wenige Wissenschaftler zu erforschen. Zu groß ist die Angst vieler, deswegen als "Spinner" hingestellt zu werden. Und die anderen, die sich ernsthaft um Aufklärung bemühen, haben noch keine überzeugenden Erklärungen gefunden.

Sind Kornkreise eine Naturerscheinung?

Einige tippen auf Mikrowellen, andere vermuten, dass eine Art Hitzesturm über die Felder gefegt sei. Woher Mikrowellen oder Hitze gekommen sein sollen? Die Experten wissen es nicht. Möglich, dass der Wetterforscher Terence Meaden dem Geheimnis mit seiner Theorie auf die Spur gekommen. Er glaubt, dass sich kleine Wirbelwinde über den Feldern bilden, die elektrisch aufgeladen sind. Diese Wirbel entstehen in Sekundenschnelle, pressen das Korn zu Boden und lösen sich wieder auf. Allerdings ist auch diese Idee noch nicht bewiesen.

Hackpen Hill, (England), 2003
Hackpen Hill, (England), 2003
© Harald Hoos / www.kornkreise.de

Wie auch immer: Bis es neue Erkenntnisse gibt, kann man die Kreise einfach nur schön finden, wie Philipp es tut. Der sagt: "Nächstes Jahr hätte ich gern das Muster von Skat-Karten im Feld!"

Interview mit "Kornkreisforscher" Jan Schwochow

GEOLINO: Was machen Sie als Kornkreisforscher?

SCHWOCHOW: Wenn ein Kornkreis entdeckt wird, muss ich so schnell wie möglich dort sein, damit ich ihn in frischem Zustand untersuchen kann. Bevor ich das Feld betrete, versuche ich, ein Flugzeug zu mieten, um Luftaufnahmen zu machen. Danach prüfe ich das Feld auf Fußabdrücke von "Hoaxern". Außerdem vermesse ich für spätere Untersuchungen die Figur im Korn, zeichne die Legerichtung der Halme und erstelle eine Skizze.

GEOLINO: Sie haben selbst einen Kornkreis angelegt. Wieso?

SCHWOCHOW: Weil wir herausfinden wollten, welche Spuren Menschen im Feld hinterlassen. Das war schwieriger, als wir dachten! Am Ende waren unsere Muster zum Teil ganz schön schief. Aber wir konnten typische Kanten an den Stellen erkennen, wo wir die Ähren mit der Latte platt gedrückt hatten. So sind wir im Juli einem Kornkreismacher auf die Schliche gekommen, der über 100 Kornkreise in Norddeutschland angelegt hat. Zumindest die Kreise auf Rügen hielt ich bis dahin für nicht erklärbar.

GEOLINO: Gibt es überhaupt nicht von Menschen angelegte Kornkreise?

SCHWOCHOW: Nach unserer Entdeckung auf Rügen bin ich mir ziemlich sicher, dass die meisten Kornkreise von Menschen stammen.

GEOLINO Nr. 0903 - Die Erben der Dinosaurier - Alligatoren

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