Grosse Trauer um Franz Gertsch

  05.01.2023 Foto, Kultur

Das Museum Franz Gertsch trauert gemeinsam mit Franz Gertschs Ehefrau Maria, den Kindern Renate, Silvia, Hanne-Lore, Albrecht, Bendicht und ihren Partnerinnen und Partnern, allen Enkelkindern, weiteren Verwandten, Freunden und allen Bewunderern seiner Kunst um den grossartigen Künstler, wie das Museum in einer Medienmitteilung verlauten liess.
Der am 8. März 1930 geborene Schweizer Maler und Druckgrafiker Franz Gertsch gehörte zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Er lebte und arbeitete bis zuletzt in Rüschegg im Kanton Bern.
Nach romantischen malerischen Anfängen kam Franz Gertsch ab 1965 über Collagen im Stil der Pop-Art zu seinen grossformatigen fotorealistischen Gemälden und Holzschnitten, für die er heute weltbekannt ist. Er arbeitete nach eigenen Fotovorlagen. Im Alter von 42 Jahren erlebte er 1972 mit seinem Monumentalgemälde «Medici» auf der «documenta 5» in Kassel seinen Durchbruch. Es folgten Familienporträts sowie Einzel- und Gruppenporträts von Künstlerfreunden in den 1970er-Jahren. Über seine Porträtserie der Rockpoetin Patti Smith in den späten 1970er-Jahren und sein «Selbstbildnis» von 1980 fand Gertsch Anfang der 1980er-Jahre zu Einzeldarstellungen von jungen Frauen.
In den Jahren 1986 bis 1995 entdeckte Franz Gertsch den Holzschnitt erneut für sich und entwickelte eine eigene Technik. Auch beim Stechen des Holzschnitts nutzte er Fotografien als Vorlage. Er hob Lichtpunkt um Lichtpunkt mit dem Hohleisen aus grossformatigen Lindenholzplatten heraus – diese Punkte erscheinen im monochromen Druck hell. Aus einer gewissen Entfernung fügen sich die unzähligen kleinen Lichtpunkte für den Betrachter zu einer figurativen Darstellung zusammen.
1995 nahm Gertsch mit dem Frauenporträt «Silvia I» und der Serie der vier Grasbilder «Gräser I–IV» die Malerei wieder auf. Frauenporträts und Landschaften entstanden sowohl in der Malerei als auch im Holzschnitt. 2007 begann Franz Gertsch mit der Darstellung der «Vier Jahreszeiten» einen neuen Gemäldezyklus, bei dem er auch seine Technik noch einmal weiterentwickelte. Anschliessend malte er in drei Jahren das Triptychon «Guadeloupe», 2014 wurde der Holzschnitt «Saintes Maries de la Mer» präsentiert.
Seither entstanden die Gemälde «Waldweg (Campiglia Marittima)», «Pestwurz», «Meer I», «Grosse Pestwurz», weitere Gräser-Gemälde sowie die Holzschnitte «Bromelia», «Winter», «Sommer», «Maria II», «Sommer II» und «Meer». 2019 begann Franz Gertsch eine ultramarinblaue Werkgruppe mit «Gräser VIII–IX», «Blauer Sommer», «Blaue Pestwurz» und «Blauer Waldweg (Campiglia Marittima)», bei der es sich nach dem Vier-Jahreszeiten-Zyklus um einen weiteren Höhepunkt seines Spätwerks handelt. Nach den Gemälden «Meer II», «Cima del Mar» und «Schwarzwasser» aus den Jahren 2021 und 2022 neigte sich die Schaffenskraft des Künstlers langsam dem Ende zu. Es war ihm jedoch vergönnt, bis kurz vor seinem Ableben noch malen zu können.
Das im Jahr 2002 eröffnete und 2019 erweiterte Museum trägt den Namen von Franz Gertsch. Die Museumsleitung ist glücklich, dass der Künstler das Museum über all die Jahre hinweg mit seinen Werken und vielen Ausstellungen bereichert hat. Bei der engen und stets guten Zusammenarbeit inspirierte die Existenz des Museums den Künstler zu zahlreichen neuen Werken und Zyklen, die im Museum Franz Gertsch jeweils als Erstes gezeigt werden durften. Das Museum wird die Kunst von Franz Gertsch nun weiter bewahren und in die Zukunft tragen.

zvg


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