Krankmeldungen 59 Prozent der Mitarbeiter melden sich trotz Arbeitsfähigkeit krank

Ein leichtes Unwohlsein am Morgen? Sechs von zehn Arbeitnehmern nehmen das zum Anlass, trotz Arbeitsfähigkeit Zuhause zu bleiben. Besonders der Generation Z wird nachgesagt, sich häufiger krankzumelden. Das zeigt eine Studie.

Kranke Katze unter Decke.
Leichte Krankheitssymptome? Sechs von zehn Arbeitnehmern nehmen das zum Anlass, sich trotz Arbeitsfähigkeit krankzumelden. - © Poprock3d - stock.adobe.com

Leichte Schniefnase am Morgen – der Mitarbeiter fühlt sich eigentlich fit genug, doch ein arbeitsfreier Tag würde gut passen. Die sogenannte Bettkantenentscheidung fällt bei 59 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zugunsten der Krankmeldung, obwohl sie arbeitsfähig wären. Zehn Prozent tun dies häufig, 23 Prozent manchmal und 26 Prozent selten. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie "Arbeiten 2023" der Betriebskrankenkasse Pronova BKK.

Jüngere melden sich häufiger krank, so das Vorurteil

Für die Studie wurden im November 2023 rund 1.200 Arbeitnehmer ab 18 Jahren online befragt wurden. Dabei zeigte sich: Mit Krankheit gehen die Generationen unterschiedlich um. Dabei verdächtigen Arbeitnehmer öfter die Generation Z: Drei Viertel vermuten, die 18- bis 29-Jährigen melden sich krank, obwohl sie fit wären. Der Baby-Boomer-Generation ab 59 Jahren bescheinigen 28 Prozent der Befragten, dies nie zu tun.

Wirtschaftspsychologin und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm führt das Misstrauen gegenüber den Jüngeren vor allem auf mangelndes Verständnis zwischen den Generationen zurück. "Es ist erkennbar, dass sich die junge Generation durch ein sensibleres Frühwarnsystem für die eigenen Bedürfnisse auszeichnet, was aus meiner Sicht sehr wertvoll ist. Sie schreibt also ihrer Selbstfürsorge und eigenen Gesundheit eine hohe Priorität zu und zieht nicht um jeden Preis das Arbeitspensum durch, wenn sie gesundheitlich angeschlagen ist", sagt die Referentin Gesundheitsförderung der Pronova BKK.

Gesundheitsbewusste Gen Z trifft auf Präsentismus der Älteren

Allerdings stoßen die 18- bis 29-Jährigen mit diesem Verhalten häufig noch auf das Unverständnis der Älteren. Weil es früher üblicher war, ungesunde Arbeitsbedingungen zu ertragen und Prozesse weniger infrage zu stellen. Thamm: "Ein Burn-out war sicherlich nicht erstrebenswert, gehörte im Notfall aber dazu", sagt Thamm. Sie rät deshalb: "Es ist eine wichtige Führungsaufgabe, ein gegenseitiges Verständnis zwischen den Generationen herzustellen." Sich trotz Arbeitsfähigkeit krankzumelden könne das Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten beeinträchtigen und die Arbeitsmoral in Unternehmen ernsthaft schädigen.

12 Prozent der Befragten gehen mit positivem Coronatest zur Arbeit

Laut der Befragung gehen heute deutlich weniger Arbeitnehmer mit leichten Infekten zur Arbeit als vor der Coronapandemie. Während dies 2018 noch 50 Prozent gemacht haben, waren es 2023 nur 34 Prozent. Zudem schleppen sich weniger Arbeitnehmer mit Rückenschmerzen zur Arbeit: Die Anzahl der Betroffenen sank seit 2018 um elf Prozentpunkte auf 46 Prozent. Trotzdem sind Schmerzen im Rücken die Erkrankung, mit der sich die Deutschen am häufigsten noch zum Dienst melden.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass zwölf Prozent der Befragten mit positivem Coronatest und mildem Verlauf an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt. Selbst während der Pandemie waren es neun Prozent. ew

>>> Mehr über die Studie "Arbeiten 2023" erfahren Sie bei der Pronova BKK.