Warten auf Waisenhausplatz
Vor 30 Jahren beschloss das Volk die Umgestaltung des Berner Waisenhausplatzes. Geschehen ist seither wenig. Nun kommt eine Zwischennutzung.
Bereits seit über einer Generation wartet die Stadtberner Bevölkerung auf die Umsetzung einer Volksinitiative, welche vor 30 Jahren mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen worden ist: die Umgestaltung des Berner Waisenhausplatzes.
Die Geduld der Bevölkerung wird weiter strapaziert. Mit der baulichen Neugestaltung könne laut einer Mitteilung der Stadt wegen des aufwendigen Verfahrens frühestens 2021 begonnen werden. Gemeinderätin Ursula Wyss sagt, dass in den nächsten drei bis vier Jahren das Volk über die Überbauungsordnung und den nötigen Kredit abstimmen muss. Somit wird der neue Platz wohl noch weitere fünf bis zehn Jahre auf sich warten lassen.
«Ein Skandal»
«Für mich ist das ein Skandal», sagt der Stadtberner SVP-Präsident Thomas Fuchs. Die rot-grüne Mehrheit in der Regierung schiebe den Umbau auf die lange Bank. Einige SVP-Mitglieder fragten immer wieder, wann der Platz endlich umgestaltet werde. «Die Stadt setzt die Prioritäten nach eigenem Gusto», sagt Fuchs.
2015 hat das Stadtparlament für die Überarbeitung einstimmig einen Projektierungskredit von 250000 Franken bewilligt. Der Gemeinderat hat diesen nun auf insgesamt 550000 Franken aufgestockt. Wyss sagt, man könne das Projekt nicht «einfach so aus der Schublade» nehmen. Das «visionäre» Siegerprojekt von 1990 sei rechtlich nicht mehr genau so bewilligungsfähig, etwa aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetzes von 2002.
Bei der Frage, wie der Platz einst aussehen soll, bleibt Wyss vage. Bäume oder Sitzgelegenheiten könnten den Platz aufwerten. Weil die Gefahr für Planungsfehler gross sei, wolle man nun durch eine zweimonatige Zwischennutzung (siehe rechts) die Bedürfnisse der Menschen kennen lernen.
Parkplätze wegen SVP weg
Véronique Salerno, Mitinhaberin der anliegenden Sprachschule Inlingua Bern, schwebt ein Park vor «mit Wasser, Bäumen und Bänken, vergleichbar mit der Kleinen Schanze». So müssten die Menschen nicht am Boden an der prallen Sonne sitzen. Die SVP-Initiative «I läbti gärn im Härz vo Bärn» verlangte 1988 Bepflanzungen, Pflasterbeläge und eine Laternenbeleuchtung am Waisenhausplatz. Ausserdem sollten die Parkplätze verlegt werden, um die Fussgänger zum Verweilen und Erholen einzuladen.
1990 wurde daraufhin das Siegerprojekt «ohne Kennwort» ausgewählt – geschehen ist jedoch danach wenig Nennenswertes, ausser dass 2000 die Parkplätze aufgehoben wurden. Zwei Jahre darauf wurde das Projekt kurz vor der Umsetzung vertagt, da der Stadt das nötige Geld fehlte.
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