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Co-Working-Space am BärenplatzVisana mietet Büros an bester Lage, doch sie bleiben leer

Die Aufgabe einer Krankenkasse? Der Eingang zum Visana-Co-Working-Space im Berner Käfiggässchen.

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Die «Front» am Berner Bärenplatz war lange eine Grossbaustelle. Das traditionsreiche Café Gfeller ist verschwunden. Im Erdgeschoss ist letztes Jahr das Restaurant Röschtigrabe eingezogen – und darüber die Visana.

Die Berner Krankenversicherung hat an bester Lage drei grosse Stockwerke gemietet und darin mehrere Sitzungszimmer und einen Co-Working-Space einbauen lassen, also Büroarbeitsplätze für eigene und externe Arbeitstätige.

Die Visana hat das Zentrum vor bald einem Jahr mit Gästen aus Wirtschaft und Politik eröffnet. Danach hat sie die Räumlichkeiten der Firma Flexoffice übergeben. Diese verwaltet auch in Zürich, Basel und Genf Büros von anderen Unternehmen und vermietet sie tage- oder stundenweise an Dritte.

Die Sitzungs- und Workshopräume am Bärenplatz werden auch an Externe vermietet.

Das Konzept scheint durchaus sinnvoll zu sein: wenig gebrauchte Räume an Externe zu vermieten und damit die eigene Kasse etwas aufzubessern. Doch: Weshalb mietet die Visana in der Berner Altstadt fast 1000 Quadratmeter Bürofläche, wo sie doch an der Berner Weltpoststrasse im Murifeld über einen grossen Hauptsitz verfügt?

Visana-Sprecher Josko Pekas teilt auf Anfrage mit, das Gebäude am Bärenplatz habe als Ausweichfläche gedient, während der Sitz der Visana umgebaut wurde. Dieser Umbau ist nun abgeschlossen.

Kosten sind ein «Geschäftsgeheimnis»

Doch Pekas bestätigt auch, dass die Visana am Bärenplatz einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen und dass die Versicherung den gesamten Innenausbau selbst finanziert hat. Wie hoch die Kosten dafür waren und wie viel Miete die Visana pro Jahr bezahlt, will die Krankenkasse mit Verweis auf das «Geschäftsgeheimnis» nicht bekannt geben.

Bei einem an dieser Lage durchaus plausiblen Jahresquadratmeterpreis von 350 Franken würde die Visana für die drei Stockwerke jährlich 330’000 Franken bezahlen. Eigentümerin der Liegenschaft ist eine Tochterfirma des Zuger Immobilienunternehmens PSP Swiss Property.

Die neue «Front»: Im ersten, zweiten und dritten Stockwerk hat sich die Berner Krankenkasse eingemietet.

Die Visana verweist darauf, dass sie einen Teil der Fläche zum Marktpreis weitervermietet. Doch beim gesamten Immobilienprojekt legt die Versicherung – zumindest derzeit – viel Geld drauf.

Aus der im Internet einsehbaren Buchungsplattform für die elf Büroarbeitsplätze und elf Meetingräume am Bärenplatz geht hervor, dass die Nachfrage tief ist: In den kommenden vier Wochen ist kein einziger der Co-Working-Plätze gebucht. Die elf Sitzungs- und Workshopräume sind in diesem Zeitraum an insgesamt 24 Tagen gebucht. Das ergibt eine Auslastung von bloss 11 Prozent.

Konzept wird überarbeitet

Dazu schreibt Visana-Sprecher Pekas, dass die Visana-Mitarbeitenden nach dem Ende des Umbaus im Murifeld die Räume am Bärenplatz weniger nutzten. «Deshalb überarbeiten wir nun das Gesamtkonzept.» Man wolle sich ab nächstem Jahr «verstärkt auf Events, Meetings und Co-Working ausrichten».

Die Visana lancierte ihre Räume am Bärenplatz jedoch bereits vergangenen November als öffentlich buchbaren Co-Working-Space. Sie begründete das Vorhaben mit ihrem Engagement in Sachen betriebliches Gesundheitsmanagement. Die Rede war damals von «neuen Massstäben für modernes und gesundes Arbeiten».

Ein Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels? Blick in ein Sitzungszimmer am Bärenplatz.

Doch weshalb benötigt die Visana dafür eine so zentrale Immobilie mit zehnjährigem Mietvertrag? Die Visana verspricht sich, mit dem zentralen Standort im Kampf um Fachkräfte zu punkten.

Die weitere Begründung mutet dann etwas abenteuerlich an: Man sehe das Projekt «nicht zuletzt auch als Teil unseres gesellschaftlichen Engagements für den Standort Bern». Als Berner Unternehmen sei es für die Visana eine «Herzensangelegenheit», dass die Räumlichkeiten des früheren Gfeller «weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sind».

Vom früheren Restaurant ist nach der Kernsanierung aber nichts übrig geblieben – und im Visana-Co-Working-Space werden auch die legendären Gfeller-Früchtekuchen nicht mehr serviert.

Zwei Immobilien verkauft

Die Versicherung schreibt weiter, dass sie ihre Büroräumlichkeiten an der Laubeggstrasse aufgegeben und verkauft habe sowie ihr Schulungszentrum in Wangen an der Aare schliessen und verkaufen werde. «Mit diesen Massnahmen haben wir die Kosten deutlich gesenkt.»

Angesprochen auf die Kosten des Projekts am Bärenplatz angesichts stetig steigender Krankenkassenprämien, betont Visana-Sprecher Josko Pekas, dass die Verwaltungskosten der Schweizer Krankenkassen «lediglich» 4 Prozent der Gesundheitskosten ausmachten und die Visana sogar noch darunterliege. Und er beklagt: «Wir stellen fest, dass auch in dieser Thematik viel Polemik und wenig Sachlichkeit herrscht.»

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