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"Warum wird ein Mann Frauenarzt?" Und andere heikle Fragen an Gynäkologen

"Warum wird ein Mann Frauenarzt?" Und andere heikle Fragen an Gynäkologen
© Getty Images
Unserer Autorin ist zum Glück nichts peinlich. Deswegen hat sie ein paar Gynäkologen mit längst überfälligen Fragen überfallen. Sie haben geantwortet – wenn auch anonym.
von Hannah S. Fricke

Wie kommt ein Mann auf diesen Berufswunsch?

Dafür gibt es so viele Antworten wie Frauenärzte. Die meisten fasziniert, wie interessant und vielseitig Frauenheilkunde ist. Ein Frauenarzt ist Internist, Chirurg, Endokrinologe und Onkologe in einer Person. Überhaupt ist so ein Frauenarzt der Superman der Ärzteschaft. In keinem anderen Job drehen sich Situationen so schnell, so oft und so kompliziert wie in der Geburtshilfe. Wenn Geburtshelfer Fehler machen, dann hängen davon gleich zwei Menschenleben ab. Mindestens.

Gibt’s Männer, die da ihr Hobby zum Beruf machen?

Es gibt sie tatsächlich, die Medizinstudenten, die dem Irrtum erliegen, als Frauenarzt wäre ihr Alltag ein immerwährender 3-D-Porno, in dem sie Darsteller und Zuschauer in einem sind. Das kann sogar ein paar Jahre gut gehen. Aber irgendwann haben sie sich sattgesehen. Merke: Wer erst nicht genug kriegen kann, hat bald zu viel.

Kann ein Frauenarzt sehen, wie viel Sex seine Patientin hatte?

Nein, kann er nicht. Er kann auch nicht sehen, was für welchen. (Ja, das sind gute Neuigkeiten, was?) Die seltene Ausnahme sind Frauen jenseits der Menopause. In den Wechseljahren sinkt die Produktion des Hormons Östrogen. Und das kann dazu führen, dass die Scheide schrumpft. Manchmal so stark, dass selbst eine vaginale Untersuchung nicht mehr möglich ist. Dagegen hilft nur Östrogen an Ort und Stelle – oder eben mechanische Dehnung. Sprich: Sex. Also: Jenseits der Wechseljahre kann im Ausnahmefall die Weite der Vagina Aufschluss darüber geben, ob die Patientin Sex hatte – oder zumindest einen gut funktionierenden Vibrator. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Frauenarzt dafür überhaupt interessiert, ist allerdings verschwindend gering.

Wie schafft es ein Frauenarzt, der Versuchung zu widerstehen?

Das ist einfach. Wer als Frau mal in die Sauna gegangen ist, an den FKK-Strand oder sonst irgendwohin, wo man mit einem Überangebot an Dödeln konfrontiert war, weiß: Das ist nicht immer schön. Und selten bis nie löst es das dringende Bedürfnis nach unverzüglichem Geschlechtsverkehr aus. Das ist bei Gynäkologen und ihrem Blick auf die Materie nicht anders.

Kriegt man als Frauenarzt auch unsittliche Anträge?

Das kommt tatsächlich vor. Das volle Programm. Von flüchtigen Offerten bis zu beinhartem Stalking. Allerdings findet dies selten den Beifall der betroffenen Frauenärzte. Guten Ärzten ist auch klar, dass die Frauen gar nicht sie als Person meinen, sondern ihre Rolle. Die Patientinnen wissen ja gar nichts von ihren Ärzten. Sie wissen nur, dass der Mann ihrer Begierden der Einzige ist, der ihnen zuhört, der sie versteht, ihnen hilft und immer respektvoll und zugewandt ist. Das führt schon mal zu Missverständnissen. Zu Liebe eher nicht.

Fragen Patientinnen auch schon mal, ob sie hübsch sind, so untenrum?

Immer öfter sogar – obwohl es da selten wirklich Grund zur Beunruhigung gibt. Verunsichert durch Partner oder Porno, fragen sich viele, ob ihre Geschlechtsorgane vielleicht nicht gut, nicht schön genug oder sonst irgendwie korrekturbedürftig sind. Und weil sie nicht über die gleichen Vergleichsmöglichkeiten verfügen wie Männer am Pissoir, fragen sie gern jemanden, der sich damit auskennt: ihren Frauenarzt.

Gibt es Frauenärzte, die Frauen nicht mögen?

Manchmal bekommt man diesen Eindruck. Und tatsächlich zieht der Beruf eine – erfreulicherweise sehr kleine – Gruppe von Männern an, die Probleme mit Frauen haben. Dominanzprobleme, um genau zu sein. Nirgends ist eine Frau einem Mann so ausgeliefert wie auf dem Stuhl eines Gynäkologen. Wenn man so wie ein Maikäfer auf dem Rücken liegt und Teile seiner Anatomie freilegt, die dafür im Allgemeinen nicht bestimmt sind, kann das schon mal unangenehm werden. Und genau das holt ihn ab, den Frauen-Dominierer. Weil er vermeintlich in Welten vordringt, die nie zuvor andere Männer gesehen haben. Und weil die Frau auf ihn angewiesen ist. Das gibt ihm was. Im Allgemeinen etwas, das Frauen ihm da draußen in der richtigen Welt nicht geben wollen. Weil diesen Ärzten jede Empathie fehlt, entlassen sie ihre Patientinnen oft traumatisiert. Gut, dass die anderen in der Überzahl sind.

Barbara

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