Das enge Band der Schäuble-Familie: Ingeborg sagte noch: „Ich kann nicht ohne dich leben“
Für die Familie ist der letzte Gang immer am schwersten ...
Bei einer bewegenden Trauerfeier in Offenburg nahmen am Freitag Familie, Politiker und Wegbegleiter Abschied von Wolfgang Schäuble (†81).
Der frühere Bundestagspräsident, CDU-Vorsitzende und Finanz- und Innenminister war am 26. Dezember an Krebs gestorben, hinterlässt bei der Schäuble-Familie eine ganz große Lücke. Denn das Band mit seinen Liebsten war besonders eng. Das merkte man auch noch einmal ganz deutlich an der emotionalen Tränen-Rede von Tochter Christine Strobl (52).
„Papa ist ohne Mama nicht denkbar gewesen“, sagte Schäubles älteste Tochter, die stellvertretend für die ganze Familie in Offenburg die Trauerrede hielt und darin bewegende Einblicke ins innige Familienleben gab.
Ingeborg Schäuble (80) war die Lebensliebe des Politikers. Mit ihr war er seit 1969 verheiratet. Das Paar bekam vier Kinder (Christine Strobl, Hans-Jörg Schäuble, 49, Juliane Schäuble, 47 und Anna Schäuble, 42).
Die Familie hielt immer zusammen – in guten wie in schweren Zeiten. Vor allem seine Ingeborg war immer für ihren Wolfgang da. „Mamas Leben war über 50 Jahre unserer Familie gewidmet, in den letzten 33 Jahren darauf ausgerichtet, dass es unserem Papa gut geht“, so Tochter Christine.
Dass Wolfgang Schäuble schon seit mehreren Jahren tapfer gegen Krebs gekämpft hatte, wussten nur seine Liebsten. Nach außen wurde die Krankheit geheim gehalten.
„Als vor Weihnachten klarer wurde, dass es dieses Mal wirklich zu Ende geht, hat Papa morgens auf die Frage, wie es ihm geht, geantwortet, dass die Nacht so gut gewesen sei, dass er überlegt habe, noch ein paar weltpolitische Probleme zu lösen“, erzählte Christine Strobl in ihrer Trauerrede. Wolfgang Schäuble hatte keine Angst vorm Sterben.
Seit dem Attentat auf ihn während einer Wahlkampfveranstaltung im Oktober 1990, saß Schäuble im Rollstuhl. Vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt. Von da an änderte sich vieles, die Familie rückte noch enger zusammen.
„Meine Schwestern, mein Bruder und ich haben seit dem Attentat stets unsere Urlaube mit unseren Partnern an der Nordsee zusammen mit unseren Eltern verbracht, die letzten Jahre auch mit den Enkelkindern. Dieses längere Miteinander im Sommer hat uns als Familie sehr geprägt“, verriet Christine Strobl in ihrer Trauerrede. Und machte klar: „Wir hatten sowieso – vielleicht auch durch diesen frühen Schicksalsschlag – einen besonders intensiven familiären Zusammenhalt.“
In drei Jahrzehnten sei man „so oft in gemeinschaftlicher Sorge um ihn“ gewesen, sagte Schäubles Tochter. „Auch das ist für uns zum Alltag geworden.“ Doch auch Ingeborg Schäuble, sonst immer der Fels in der Brandung, gab im vergangenen Jahr Anlass zur Sorge. Nach einem schweren Fahrradunfall im Juli verbrachte sie vier schlimme Monate im Krankenhaus.
„Papa hat sich in dieser Zeit mit einer großen Kraftanstrengung zusammengerissen, um ihr etwas zurückzugeben und sich um Mama zu kümmern“, so die Tochter.
Als Ingeborg das Krankenhaus dann wieder verlassen konnte, sei ihr Papa im Dezember wieder „die Nummer 1 auf der Sorgenliste“ geworden, so Christine Strobl. In der Woche vor Weihnachten telefonierte sie mit Wolfgang Schäuble. „Er erklärte mir ermattet, er könne einfach nicht mehr. Einige Stunden und Anrufe später allerdings verblüffte mich Papa mit der Nachricht, dass er morgen das Krankenhaus verlassen würde, um mit uns Weihnachten zu feiern.“
„Papilein, jetzt ist alles erledigt“Tränen-Rede von Schäuble-Tochter
Der Grund: „Er habe mit Mama telefoniert, die ihm gesagt habe, dass sie ohne ihn nicht leben könne und dann sei ja klar, dass er nicht sterben könne.“ Wolfgang Schäuble wollte seine Ingeborg und seine Familie nicht alleine lassen, doch das Schicksal lag nicht mehr in seinen Händen.
Sein letzter Wunsch an die Liebsten? „Wir sollen glücklich sein, das Leben nutzen, unter uns zusammenhalten und auf Mama aufpassen.“