„Eis am Stiel“-Star Zachi Noy (70): „Johnny“ rockt den Ballermann

„Eis am Stiel“-Star Zachi Noy denkt noch lange nicht ans Aufhören. Jetzt feiert er seine Gesangs-Premiere am Ballermann

„Eis am Stiel“-Star Zachi Noy denkt noch lange nicht ans Aufhören. Jetzt feiert er seine Gesangspremiere am Ballermann

Foto: picture alliance/dpa
Von: Aresou Leisdorff

Wo ER auftaucht, wird’s garantiert lustig!

Als Kultfigur „Johnny“ in der achtteiligen Filmreihe „Eis am Stiel“ wurde Schauspieler Zachi Noy (70) zum Star. Jetzt mischt er Mallorca auf!

BILD traf den Schauspieler zu seiner Gesangspremiere am Ballermann – und sprach mit ihm über seinen Einstand auf Mallorca, über Nacktszenen in „Eis am Stiel“, wie er den Fuß in die Tür des Film-Business bekam – und welches Geheimnis er seit dem Erfolg der Kultfilm-Reihe mit sich herumträgt …

Strand, Partys und Erotik: Das war das Erfolgsrezept der acht Teile „Eis am Stiel“ in den 70er- und 80er-Jahren. Zachi Noy (M.) spielte den „dicken Johnny“

Strand, Partys und Erotik: Das war das Erfolgsrezept der acht Teile „Eis am Stiel“ in den 70er- und 80er-Jahren. Zachi Noy (M.) spielte den „dicken Johnny“

Foto: picture alliance / United Archives

Wie kam Zachi Noy zum Ballermann?

„Ich habe schon immer neben dem Schauspiel etwas gesungen“, sagt Zachi Noy. „In diesem Sommer habe ich jetzt den Party-Song ‚Eis am Stiel‘ aufgenommen. Und wenn der Ballermann ruft: Hier bin ich!“

Auf Mallorca ist er erst zum zweiten Mal: „Das erste Mal war vor Jahren, ich habe Autogrammstunden in verschiedenen Lokalen gegeben.“

Und weiter: „Jetzt trete ich hier im ‚MK Tanzpalast‘ auf, singe und mache meine eigene ‚Eis am Stiel‘-Party – mit Hawaii-Hemd und meiner Frisur, wie man mich kennt.“

Zachi Noy lebt in Herzlia in Israel, hat eine Frau, zwei Kinder und vier Enkelkinder

Nach wie vor sind dem Schauspieler seine Haare sehr wichtig. BILD begleitete ihn zum Friseur. Noy: „Die Welle sitzt“

Foto: picture alliance / Ilia Yefimovich/dpa

Zum Film kam er per Zufall

„Ich bin in Israel geboren, habe als Kind schon im Kindergarten die Rolle eine der bösen Schwestern von Cinderella gespielt“, so Noy. Doch seine eigentliche Schauspielkarriere begann durch einen Zufall im Nachgang zu seinem Wehrdienst in der israelischen Armee.

„Nach der Armee war ich erst mal als Alleinunterhalter und als Teil eines Sketch-Duos unterwegs. Eines Tages kam ein Mann nach einem Auftritt zur mir, der sagte, er würde einen Film drehen und hätte eine Rolle für mich. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Auf seinem Tisch lagen viele Fotos, von bekannten Schauspielern. Auch ein Foto von Melanie Griffith aus dem ‚Playboy‘ lag da. Ich spielte dann neben Melanie Griffith in ‚Garten der Zuflucht‘. Tolle Schauspielerin!“

Direkt danach bekam Zachi Noy seine Paraderolle in „Eis am Stiel“. „Ich musste nicht mal mehr vorsprechen“, erinnert sich Noy.

Jonathan Sagall, Yftach Katzur und Zachi Noy (v. l.) wurden mit „Eis am Stiel“ in jungen Jahren zu Stars

Jonathan Sagall, Yftach Katzur und Zachi Noy (v. l.) wurden mit „Eis am Stiel“ in jungen Jahren zu Stars

Foto: picture alliance / United Archives/IFTN

„Ich dachte: Wer will mich nackt sehen?“

Zachi Noy über die damalige Produktion: „Ich hatte das Drehbuch erst spät gelesen und da stand auch eine Szene drin, wo ich nackt sein sollte. Ich dachte, das passiert nicht, wer will mich nackt sehen? Ich war dick, ich wollte mich selber nicht nackt sehen, aber es passierte!“

Eine Situation die Zachi Noy damals äußerst unangenehm war. Ihm half ein Tipp eines französischen Regisseurs, mit dem Noy damals am Nationaltheater in „Der eingebildete Kranke“ von Molière zusammenarbeitete. „Der Regisseur gab mir damals den Tipp, der mir bis heute in Erinnerung blieb. Er sagte: ‚Nutze, was du tatsächlich fühlst, für deine Rollen‘.“

Und weiter: „Als ich mich bis auf die Unterhose vor fremden Leuten ausziehen musste, war mir das unangenehm, mein Herz raste. Ich habe richtig Angst gehabt, mich geschämt und geschwitzt wie verrückt. Der Make-up-Artist wollte mich immer trocken wischen, ich hab gesagt: ‚Lass das so, das ist so, wie ich mich gerade fühle‘.“

Als „Johnny“ sorgte Zachi Noy für viele Lacher

Als „Johnny“ sorgte Zachi Noy für viele Lacher

Foto: picture alliance / United Archives/IFTN

Zachi Noy wurde zum Publikumsliebling der Kultfilm-Reihe. „Ich bin teilweise in die dunklen Kinos geschlichen, damit mich die Leute nicht erkennen und ich ihre Reaktionen beobachten konnte“, erzählt Noy. „Die haben dann applaudiert, wenn im Film eine Szene mit ‚Johnny‘ kam, weil sie wussten, dann wird’s lustig. Die Zuschauer haben gespürt, dass ich authentisch war.“

Der erste Teil der Filmreihe erhielt eine Golden-Globe-Nominierung und wurde 1978 auch auf der Berlinale vorgestellt. „Zur Berlinale wurde ich damals nicht mit eingeladen, ich musste auf eigene Kosten anreisen. Geld und Sakko habe ich mir von meinem Vater geliehen. Für die Rolle gab es damals kaum Geld, da wurden 7500 Schekel geboten, das waren vielleicht 750 Dollar“, so Noy.

„Aber meine Reise nach Berlin hat sich gelohnt, meine Rolle wurde vom Publikum gefeiert, das war Glückssache. Und ich habe viele interessante Menschen wie den Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder und meinen späteren Agenten Sam Waynberg kennengelernt.“

Noy wurde weltweit bekannt. In Israel ist er nach wie vor ein gefeierter Star, gewann mit einer Anwaltserie mehrere Filmpreise. Auch in Deutschland und anderen Ländern ist seine Beliebtheit ungebrochen. Noy wird immer wieder nach Autogrammen gefragt, geduldig erfüllt er jeden Wunsch.

„Selbst aus Japan habe ich noch einen Sack Liebesbriefe. Ich war damals sehr gut gebucht, habe auch viele deutsche Filme gedreht, unter anderem ‚Schloss am Wörthersee‘ mit Roy Black.“

Leidenschaft für „Eis am Stiel“-Souvenirs

Auch zu seinen weiteren Schauspielkollegen Yftach Katzur (Rolle des Benny) und Jonathan Sagall (Rolle des Bobby bzw. Momo) hat Zachi Noy noch Kontakt: „Wir schreiben uns ab und zu übers Handy und wurden jetzt für eine Dokumentation für 50 Jahre ‚Eis am Stiel‘ angefragt. Ich habe noch so viele Sachen von damals im Keller, ich sammle alles, ich schmeiße nichts weg, das sind ja auch alles Werte. Zum Beispiel die ganzen ‚Eis am Stiel‘-Drehbücher, mit Schreibmaschine geschrieben.“

Sibylle Rauch und Zachi Noy standen gemeinsam für vier Filme vor der Kamera

Sibylle Rauch und Zachi Noy standen gemeinsam für vier Filme vor der Kamera

Foto: picture alliance / United Archives

Den Erfolg der Filmreihe erklärt sich Noy so: „Vor ‚Eis am Stiel‘ war ‚Schulmädchen-Report‘, das war schon ein Tabubruch, aber das war ohne Story. ‚Eis am Stiel‘ hatte eine Handlung, in der sich viele selbst sahen und es hat alles professionell ausgesehen, wie eine amerikanische Produktion.“

„Ich hasse Eis am Stiel“

Stillstand kennt Zachi Noy nicht. Aber vor einer Sache hat er Angst: „Ich will immer weiter arbeiten, lebe in Herzlia in Israel, habe eine Frau, zwei Kinder und vier Enkelkinder. Ich liebe meine Familie, das Leben, meine Arbeit. Nur das Älterwerden macht mir Angst, ich will unbedingt gesund bleiben.“

Foto aus seinen wilden Zeiten: Heute lebt Zachi Noy in Herzlia in Israel, hat eine Frau, zwei Kinder und vier Enkelkinder

Foto aus seinen wilden Zeiten: Heute lebt Zachi Noy in Herzlia in Israel, hat eine Frau, zwei Kinder und vier Enkelkinder

Foto: picture alliance / United Archives/IFTN
Zachi Noy steht auch heute noch auf der Bühne

Zachi Noy steht auch heute noch auf der Bühne

Foto: ddp/pazimedia

Ein Geheimnis trägt Zachi Noy seit Jahren mit sich herum. Zum Titel der Kultfilm-Reihe, die auf Hebräisch „Eskimo Limon“ heißt und nach einem bekannten „Eis am Stiel“ benannt wurde, muss Zachi Noy gestehen: „Ich hasse Eis am Stiel, ich mag es überhaupt nicht. Dann lieber im Becher oder in der Waffel, aber ich bin absolut kein Eis-Fan. Ich denke, das wird auch der ironische Titel meiner Autobiografie sein, die bald erscheinen wird: ‚Ich hasse Eis am Stiel‘.“

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