Er begann als 17-jähriges Wunderkind und endete als Fußball-Gott: Pelé und seine drei WM-Triumphe

Pelé gewann 1970 seine dritte Weltmeisterschaft – bis heute schaffte dies kein zweiter Fußballer

Pelé gewann 1970 seine dritte Weltmeisterschaft – bis heute schaffte dies kein zweiter Fußballer

Foto: SvenSimon
Von: Enrico Ahlig

Nicht einen. Nicht zwei. DREI.

Dreimal wurde der große Pelé Weltmeister. 1958, 1962 und 1970. Bis heute unerreicht.

Er starb am Donnerstagabend, dem 29. Dezember im Alter von 82 Jahren. Nicht als Fußballer, sondern als Fußball-Gott.

Dies ist die Geschichte der Triumphe des größten Fußballers aller Zeiten.

Alles begann mit einem 17-jährigen Wunderkind …

1958 reisten die Brasilianer nicht als Favorit nach Schweden. Im Gegenteil. Noch war die Seleção nicht die Fußball-Giganten. Noch hatten sie keine WM-Sterne auf ihrer Brust. Gerade so qualifizierten sie sich mit einem 1:0 gegen Peru überhaupt für die WM.

Doch im Turnier zeigte sich schnell, wer hier bei der Vergabe des WM-Titels ein Wörtchen mitreden möchte.

Vor allem drei Spieler sorgten bei den Brasilianern für Begeisterung:

Valdir Pareira (genannt Didi)

Garrincha (er hatte sowohl ein X-Bein als auch ein O-Bein)

… und ein 17-jähriger Bub namens Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé. Ein gelernter Schuhputzer.

Mit 17 Jahren war Pelé der jüngste Spieler des Turniers

Mit 17 Jahren war Pelé der jüngste Spieler des Turniers

Foto: imago/Horstmüller

Damals war Pelé noch kein Weltstar, aber der jüngste Spieler des Turniers.

In der K.-o.-Runde schlug seine große Stunde. Im Viertelfinale schoss er das 1:0 gegen Wales – im Halbfinale gegen Frankreich gelang ihm sogar ein Hattrick.

Im Finale wartete Gastgeber Schweden … und ein früher Gegentreffer. Was heute unglaublich erscheint: Schweden stand vor dem Gewinn einer Fußball-Weltmeisterschaft.

Doch das Schicksal hatte etwas anderes vor.

Brasilien antwortet mit zwei Toren, bevor Pelé eines seiner größten Tore schoss. Im gegnerischen Strafraum stoppte er den Ball mit der Brust, lupfte ihn über seinen Gegner und haute den Ball mit einem Volley ins Tor. Ein Tor für die Ewigkeit … es sollte nicht das letzte gewesen sein.

Brasilien gewann das Finale mit 5:2. Bis heute das einzige Mal, dass eine südamerikanische Mannschaft die WM in Europa gewinnen konnte.

Pelé (l.) vergoss Tränen der Freude nach dem Sieg im Endspiel

Pelé (l.) vergoss Tränen der Freude nach dem Sieg im Endspiel

Foto: XMP AMB**LON**/AP

Pelé erhielt übrigens als Geschenk für den Triumph vom Bürgermeister seiner Heimatstadt ein Auto geschenkt – obwohl er noch gar keinen Führerschein hatte.

Pelé holt sich den zweiten Titel – obwohl er kaum spielte

Vier Jahre später fand das Turnier in Chile statt. Und nein, denkt man an legendäre WM-Turniere zurück, fällt einem die WM 62 nicht sofort ein. Bis heute gilt sie unter Fußball-Historikern als hässlichstes Turnier aller Zeiten. Vielleicht auch, weil Pelé kaum auf dem Platz stand.

Pelé war da bereits ein Weltstar. Mit seinem Verein, dem FC Santos gewann er mehrere Meisterschaften sowie die Copa Libertadores (die südamerikanische Champions League). Das Volk verlangte den zweiten Titel.

Pelé konnte sich trotz seiner Verletzung über den Gewinn des WM-Pokals freuen

Pelé konnte sich trotz seiner Verletzung über den Gewinn des WM-Pokals freuen

Foto: picture-alliance / dpa

Bereits im zweiten Spiel schien der Traum zu platzen. Pelé verletzte sich gegen die Tschechoslowakei (0:0) am Oberschenkel. Das Turnier war für ihn vorbei.

Garrincha (der mit dem O- und dem X-Bein) übernahm die Führung im Mittelfeld und führte die Brasilianer bis ins Endspiel. Erneut ging es gegen die Tschechoslowakei. Dieses Mal gewannen die Südamerikaner mit 3:1 und konnten zum zweiten Mal den Titel gewinnen. Bis heute ist Brasilien das einzige Land, dass bei einer WM seinen Titel verteidigen konnte.

Der Fußball bekommt Farbe – und aus Pelé wird ein Gott

1966 hatte Pelé die Schnauze voll von der Nationalmannschaft – besser gesagt: von den Gegnern. Zu hart wurde Pelé von den Gegenspielern attackiert, zu oft gefoult. Er verlor die Lust und beendete seine Karriere in der Seleção.

Doch das Volk wollte seinen König nicht ziehen lassen. Selbst die Regierung schaltete sich ein. Ganz Brasilien verlangte seinen Wunderspieler bei der WM. Irre: Sogar im TV wurden Werbespots geschaltet, die Pelé zurückverlangten.

Vielleicht würden wir heute nicht in solchen Tönen von ihm schreiben, wenn er sich nicht hätte überreden lassen.

Gott sei Dank.

Bis heute gilt die Seleção von 1970 als die Mannschaft, die Fußball zur Kunst erhob

Bis heute gilt die Seleção von 1970 als die Mannschaft, die Fußball zur Kunst erhob

Foto: pixathlon / Action Images

Die WM in Mexiko war eine Zeitenwende. Erstmals flimmerten die Spiele in Farbe über die TV-Bildschirme – erstmalig wurden die Partien weltweit live ausgetragen. Vielleicht auch deshalb gilt diese WM bei Fußball-Romantikern als schönste aller Zeiten.

Und mit dem Anpfiff konnte es eigentlich nur einen Sieger geben: Brasilien. Niemals zuvor hatte Pelé so viele geniale Mitspieler um sich versammelt. Es war die größte Show der Welt.

Es war am Ende nur logisch, dass Brasilien im Finale Italien klar mit 4:1 besiegen konnte. Das Führungstor erzielte der Meister persönlich. Seine schönste Szene hatte er aber wohl beim vierten Tor, als er scheinbar ins Nichts (zumindest für die TV-Zuschauer) einen Pass spielte, den Carlos Alberto mit einer unfassbaren Präzision einnetzte.

Pelé wurde 1970 endgültig zum unsterblichen Idol

Pelé wurde 1970 endgültig zum unsterblichen Idol

Foto: AP

Pelé wurde an diesem Tag endgültig unsterblich. Auf den Schultern trugen ihn Fans und Mitspieler nach dem Abpfiff. Er war der Gott zum Anfassen.

… und es war das Ende der WM-Geschichte von Pelé. Noch einmal ließ er sich nicht überreden.

Ein Glück für einen Mann, der vier Jahre später zum Kaiser werden sollte. Aber dies ist eine ganz andere Geschichte …

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