Kornkreise: Was steckt hinter der Mystik im Getreidefeld?

Die ersten Kornkreise tauchten 1678 auf

Aliens oder Menschen? Dieser Kornkreis wurde bei Wiltshire (England) entdeckt

Aliens oder Menschen? Dieser Kornkreis wurde bei Wiltshire (England) entdeckt

Foto: robertharding/Getty Images
Von: INGRID RAAGAARD

Berlin – Sommerzeit ist Kornkreiszeit. Kaum wächst das Getreide, schon entstehen öfters unerklärliche Muster im Feld. In insgesamt 50 Ländern konnten bisher Kornkreise beobachtet werden. Für Ufologen ist der Fall klar: Die Kornkreise sind ein Geschenk des Himmels und Spuren, die Aliens bei ihren nächtlichen Besuchen hinterlassen.

Skeptiker sind natürlich überzeugt davon, dass Kornkreise durch Menschenhand entstehen. Werden nicht fasst alle Kornkreise von einer Traktorspur durchkreuzt? Das sei alles andere als ein Zufall. Wissenschaftler verweisen wiederum auf „Plasma-Vortex-Wolken“, besondere Gaswolken, die sich zu rotierenden Kugeln entwickeln und beim Absinken Muster bilden.

Ob Aliens auch echte Liebe kennen? Das ist leider unbekannt

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Foto: Corbis Documentary/Getty Images

Als im Sommer 2016 im bayerischen Mammendorf ein äußerst künstlerischer Kornkreis auftauchte, wurde er zum Ziel zahlreicher Ufologen. Sie reisten aus ganz Europa an, um das Wunderwerk zu bestaunen.

Der erste Kornkreis 2017 bereits am 16. April in Cherhill Down (England) in einem Rapsfeld auf. Seitdem kommen immer mehr dazu.

Kornkreise – Teufelswerk oder Wetterphänomen?

Die ersten schriftlichen Berichte über einen Kornkreis stammen aus dem Jahr 1590. Bei einem Hexenprozess in Lothringen warf der Richter mehreren Frauen und Männern vor, in einem Kornkreis ein „bockshufiges Wesen“ angebetet zu haben.

Auch bei einem anderen Kornkreisfall des Mittelalters spielte der Teufel eine wichtige Rolle. 1678 machte der „Mowing-Devil“ (Mäh-Teufel) im englischen Harford-Shire von sich reden.

Auf dem Feld eines geizigen Bauern sah man in der Nacht Flammen. Das Feld sei – so heißt es – vom „Teufel“ gemäht worden. Dabei entstand ein Muster. Ein Holzschnitt aus der damaligen Zeit zeigt eindeutig einen Kornkreis.

Wissenschaftlicher wurde es am 29. Juni 1880, als die angesehene Zeitung „Nature“ ausführlich über Kornkreise berichtete. Hier heißt es sehr detailliert:

„Als wir am Mittwochabend das Weizenfeld eines benachbarten Farmers besuchten, fanden wir dieses erheblich, jedoch nicht gänzlich und zudem in - aus der Ferne betrachtet - kreisrunden Flächen niedergeschlagen vor. Eine Untersuchung aus nächster Nähe zeigte, dass alle diese Kreise die gleichen Charakteristiken aufzeigten: Einige stehenden Pflanzen bildeten das Zentrum, während die Ähren und Halme der niedergelegten Pflanzen alle wohlgeordnet in eine Richtung weisend, einen Kreis um das Zentrum bildeten. Die Kreisfläche war durch eine kreisrunde Wand unbeeinträchtigter Pflanzen begrenzt.“

Kornkreise sind also keine neue Erfindung. Dementsprechende Beobachtungen gibt es schon lange.

Hinterlassenschaften kreativer Aliens?

Wie sehr das Thema die Ufologen beschäftigt, merkt man bei der Google-Suche. Wer nach den Stichwörtern „Kornkreis“ und „Ufo“ gleichzeitigt sucht, bekommt 114.000 Hinweise! Die englischsprachige Suche ergibt sogar über 3 Millionen Hinweise! Darunter auch zahlreiche Berichte von angeblichen Augenzeugen.

► Die englische Zeitung „Express“ berichtete im Juni 2015 beispielsweise von Francine Blake, die ein Ufo über einem Kornkreis gesichtet haben will.

► Die Zeitung „The Telegraph“ berichtete 2009 von einem Polizisten, der beobachtete, wie Aliens aus der Mitte eines Kornkreises schritten.

► Die britische „Daily Star“ berichtete am 27. März 2017 von Kornkreisen in Argentinien, die so groß sind, dass die Wissenschaft völlig verblüfft sei. Sie sollen in Größe und Form vollkommen Ufos entsprechen, die man angeblich früher schon gesehen hatte.

Die Web-Seite „Ufo Realtruth“ verkündete 2016 sogar stolz: „Das Rätsel der Kornkreise ist gelöst“.

Demnach sind die Ufologen inzwischen davon überzeugt, dass uns Aliens eine Botschaft senden wollen. „Kornkreise sind Transponder, mit denen sie uns Erdmenschen durch intelligente Kunst ihre Kontaktbereitschaft bekunden wollen“.

Doch von Menschenhand?

Dabei können Menschen durchaus selbst Kornkreise erstellen, und die Methode ist sogar denkbar einfach und hinterlässt kaum Spuren.

Ein schwerer Stock wird an eine lange Schnur gebunden. Man befestigt die Schnur und benützt Schnur und Stock wie einen Zirkel.

Während die Schnur stark gespannt ist, zieht man am Schnur-Ende mit dem flach und querliegenden Stock einem Kreis.

Dieser Kornkreis ist von Menschen gemacht

Dieser Kornkreis ist von Menschen gemacht

Foto: Ikon Images/Getty Images

Wenn der erste Zirkel gezogen ist, verzichten Könner auf die lange Schnur und arbeiten nur noch mit dem Stock, den sie mit den Füßen einfach auf das Korn pressen.

Diese Kornkreiszauberer nennen sich übrigens „Hoaxer“, und obwohl sie meist anonym bleiben, zeigen einige von ihnen sogar auf YouTube, wie es funktioniert.

Alles ganz einfach!

Vielleicht sogar zu einfach. Denn einige Kornkreise sind viel zu kompliziert für diese Methode. So meinte der Physiker Dr. Richard Taylor, Forscher an der Universität von Oregon (USA) zur Seite „News Max“: „Eine mathematische Analyse zeigt Hilfslinien, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sein können. Solche Kornkreise können mit Seil und Stock nicht entstehen. Dafür braucht man anspruchsvollere Werkzeuge.“

Die Urheber dieses spektakulären Kornkreises bei Salisbury Plain (England) sind unbekannt

Die Urheber dieses spektakulären Kornkreises bei Salisbury Plain (England) sind unbekannt

Foto: Corbis Documentary/Getty Images

Welche, das konnte er allerdings auch nicht sagen. Allerdings könnten es Mikrowellen gewesen sein.

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