Kritik

Zucchero in der Olympiahalle: Im Duett mit Pavarotti

Zucchero zeigt in der Olympiahalle sein großes musikalisches Repertoire.
| Stefan Weber
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Der doppelte Zucchero am Donerstag in der Olympiahalle.
Der doppelte Zucchero am Donerstag in der Olympiahalle. © Jens Niering

Eine Gruppe junger Männer zieht torkelnd einen Bollerwagen mit zwei fast leeren Kästen Bier durch den Olympiapark. Bei strahlendem Sonnenschein lassen sie den Vatertag ausklingen und legen sich zum Ausruhen auf die Wiese des Olympiasees. In der danebengelegenen Olympiahalle gibt es das Kontrastprogramm: Hier geht es äußerst gesittet zu. Die Leute halten Abstände ein, manche tragen freiwillig eine FFP2-Maske. Bier wird fast gar nicht getrunken, obwohl sich reichlich Männer unter den 7.000 Besuchern des Zucchero-Konzerts am Donnerstagabend befinden.

Zucchero hat gleich zwei Studioalben im Gepäck, die er wegen der Pandemie seinen Fans noch nicht präsentieren konnte. Neben dem Longplayer "D.O.C." brachte der Vater des italienischen Blues, im letzten Jahr noch die spannende CD "Discover" mit, die ausschließlich Coverversionen von Coldplay, Genesis, Jefferson Airplane, Miles Davis, Eric Clapton und anderen Künstlern enthält.

Zucchero in München: Die Fans feiern den Sänger

Das Bühnenbild spiegelt das "D.O.C."-Cover wider: Eine große Sonne, in deren Mitte sich eine Leinwand befindet. Von den ersten fünf Songs stammen gleich vier Lieder von Zuccheros "D.O.C."-Scheibe. Von "Discover" bekommen die Fans dagegen lediglich den Song "No Time For Love Like Now" von Ex-R.E.M.-Frontmann Michael Stipe zu hören, der bei Zucchero allerdings "Amore Adesso" heißt.

Ob alt oder neu, selbst geschrieben oder gecovert, ist den Fans in der Olympiahalle herzlich egal. Sie feiern den mittlerweile 66-Jährigen mit der markanten rauen Stimme. Bei "Partigiano Reggiano" steht die ganze Arena, die an diesem Abend bestuhlt ist.

Zucchero greift bei seiner Show tief in seine musikalische Schatztruhe. Egal ob Rock, Blues, Folk, Gospel, Pop, Soul oder Balladen - seine musikalische Bandbreite scheint schier unerschöpflich zu sein. Unterstützung bekommt er dabei von seiner genialen 11-köpfigen Begleitband. Genauso abwechslungsreich wie seine Band ist die Stimme des Sängers, der seit vielen Jahren in der Toskana lebt. Bei "Dune Mosse" schafft er, begleitet von Bläsern, eine intime Atmosphäre, die an einen kleinen Jazz-Club erinnert. Bei "Ci Si Arrende" klingt er eher wie Joe Cocker höchstpersönlich.

Stimmgewalt im Background

Stimmgewaltig ist aber nicht nur Zucchero selbst, sondern auch seine Background-Sängerin Oma Jali, mit der er das grandiose Duett "Facile" singt. Noch besser kommen aber die poppigen Nummern "Vedo Nero" und "Baila (Sex Thing)" beim Publikum an, die mit frenetischem Applaus bedacht werden. Für einen Gänsehautmoment sorgt "Miserere" - ein Duett mit dem 2007 verstorbenen Luciano Pavarotti. Auf der großen Leinwand wird die Opernlegende beim Singen gezeigt.

Nach "Miserere" spricht Zucchero das erste Mal zu seinem Publikum. Da sind schon eineinhalb Stunden vergangen. Erst schickt er einen Gruß an seinen verstorbenen Kumpel Pavarotti, es folgt ein "Dankeschön" an die Fans und der 66-Jährige bekommt eine wohlverdiente Pause, während seine Band ohne ihn zwei Cover-Versionen ("Stayin' Alive", "Honky Tonk Train Blues") performt.

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Gut erholt geht es dann in die Schlussphase. Bei "Diavolo In Me" hüpfen sogar einige betagtere Herrschaften vor ihren Sitzen. Als Zugaben schenkt Zucchero den Konzertbesuchern "Chocabeck" und seinen Mega-Hit "Senza Una Donna (Without A Woman)".

Nach zwei Stunden und 17 Minuten ist das Spektakel schließlich vorbei und die Fans machen sich selig auf den Heimweg. Grazie mille für diesen wunderbaren Abend.

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