Suhr
Nachfolgeregelung: Traditionsunternehmen Franz Gysi AG kommt in neue Hände

Die Suhrer Traditionsfirma wurde im Rahmen einer Nachfolgeregelung verkauft. Alle 50 Arbeitsplätze sind gesichert.

Urs Helbling
Drucken
Die Schlüsselübergabe: Daniel Schibli, Christoph Klinger-Lohr, Franz Gysi und Daniel Läubli (v.l.).

Die Schlüsselübergabe: Daniel Schibli, Christoph Klinger-Lohr, Franz Gysi und Daniel Läubli (v.l.).

uhg

In Suhr und Rheinsulz geht eine fast 100-jährige Unternehmer-Tradition zu Ende. «Meine Schwester und ich kamen zum Schluss, dass es der richtige Moment ist, das Unternehmen in andere Hände zu übergeben», erklärt Franz Gysi. Er war erst 28 Jahre alt, als er 1986 die Führung des auf Armaturen und Dichtungen spezialisierten Unternehmens Franz Gysi AG übernahm und weiterentwickelte.

Heute, 32 Jahre später, ist Gysi 60. Er verhehlt nicht, dass ihm der Abschied von der Firma, die sein Grossvater 1927 gegründet hat, schwer fällt. «Es kommen sehr grosse Emotionen auf», sagt Gysi. Er wird weiterhin Verwaltungsrat bleiben, sein Büro am Hauptsitz an der Bachstrasse in Suhr aber aufgeben. «Man muss Zeichen setzen», sagt Gysi.

Kein Nachfolger innerhalb der Familie

Der Anlass für den doppelten Wechsel bei der Franz Gysi AG ist einfach: Es gibt in der vierten Generation der Besitzerfamilie keinen Nachfolger.

Einerseits wird das Unternehmen an die international tätige Klinger Gruppe verkauft. Ein österreichisches Unternehmen mit rund 2600 Mitarbeitenden. Eine Firma, mit der die Franz Gysi AG seit 91 Jahren geschäftliche Beziehungen pflegt. Und ein Betrieb, der als Gruppe und nicht als Konzern organisiert ist. «Die einzelnen Unternehmen haben deshalb eine sehr hohe Autonomie und operieren selbstständig», sagt Franz Gysi.

Andererseits bekommt das Suhrer Unternehmen in der Person von Daniel Läubli (38) einen neuen operativen Chef. Der Maschinenbauingenieur ist seit vier Jahren in der Firma und seit zwei Jahren Mitglied der Geschäftsleitung.

«Die rund 50 Arbeitsplätze bleiben erhalten»

Die Verträge sind unterzeichnet, die Due Diligence ist durchgeführt. Gestern Mittwoch fand in Anwesenheit der Group-Executive-Board-Mitglieder Christoph Klinger-Lohr und Daniel Schibli mit einem feierlichen Akt die Schlüsselübergabe und die Begrüssung der Mitarbeitenden durch die neuen Besitzer statt. «Diese Übernahme passt bestens zu unserer neuen Strategie» sagt CEO Schibli.

Die Franz Gysi AG beschäftigt in Suhr und in Rheinsulz (kam 2006 dazu) insgesamt rund 50 Angestellte. «Die Arbeitsplätze bleiben erhalten», betont Franz Gysi. «Ebenso die beiden Standorte, was als positives Bekenntnis zum Standort Aargau gewertet werden darf.» Für Franz Gysi ist die Klinger Gruppe «die perfekte Lösung». Die beiden Familien unterhalten seit Generationen ein vertrauensvolles, partnerschaftliches Verhältnis untereinander.

Die Franz Gysi AG hat drei Kompetenzbereiche: Industriearmaturen, Dichtungstechnik und Fluorkunststoffe. Zu ihren Kunden gehören neben Indus­triebetrieben etwa Betreiber von Fernwärmenetzen, Kraftwerken und Trinkwasserversorgungen. Das Unternehmen ist längst kein reiner Handelsbetrieb mehr. Zu seinen Kernkompetenzen gehört die Armaturenautomatisierung. Es hat zudem eine hohe Prüfkompetenz (Qualitätskontrolle). Im Fricktal werden Dichtungen fabriziert. Ein Stolz des Unternehmens ist die 2009 gegründete «Gysi-Akademie» in Suhr, laut eigener Darstellung ein europaweit einzigartiges Schulungscenter, in dem bereits über 4000 Personen ausgebildet worden sind.

«2019 war ausserordentlich erfolgreich»

Das Unternehmen ist ein typisches KMU. In Schritten gewachsen, auch was die Gebäulichkeiten in Suhr anbetrifft, zu denen ein Hochregallager gehört. Es ist kerngesund. Der in Rombach wohnende Franz Gysi sagt: «Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. 2019 war ein ausserordentlich erfolgreiches Jahr, und ich darf ein aufgeräumtes Unternehmen übergeben.» Die Klinger Gruppe übernimmt die Franz Gysi AG rückwirkend per 1. Januar 2020.