Eine Ellipse ist ein sprachliches Mittel, bei dem Satzteile ausgelassen werden. Wie du sie erkennen und ihre Wirkung bestimmen kannst, erfährst du in diesem Beitrag. Hier geht’s direkt zum Video!

Inhaltsübersicht

Was ist eine Ellipse?

Die Frage „Wer [ ] da?“ ist eine typische Ellipse in der mündlichen Sprache. Stellst du die Frage in dieser Form, lässt du das Verb [ist] weg. Trotzdem versteht dich jeder und es ist klar, wonach du fragst. 

Das ist auch das Hauptmerkmal der Ellipse: Sie zeichnet sich durch weggelassene Satzteile, manchmal sogar ganze Sätze, aus. Diese kannst du dir aber immer aus dem Gesamtzusammenhang erschließen. Sie kommt zum einen häufig in der mündlichen Sprache vor. Zum anderen setzen Autoren die Ellipse aber auch oft als Stilmittel ein, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. 

Ellipse Definition 

Eine Ellipse (gr. élleipsis = Auslassung) bezeichnet einen verkürzten, grammatikalisch unvollständigen Satz, dessen Bedeutung trotzdem erschlossen werden kann. Wird sie bewusst eingesetzt, gilt sie als rhetorisches Mittel. 

Ellipse – Beispiele

Ellipsen begegnen dir in vielen unterschiedlichen Situationen. Oft fallen sie dir allerdings gar nicht auf, weil du die fehlenden Satzteile automatisch im Kopf ergänzt. Die folgenden Beispiele zeigen dir, wo und in welcher Form elliptische Sätze vorkommen. 

Tipp: Lass dich nicht von den unterschiedlichen Bedeutungen verwirren: Ellipse bezeichnet sowohl die Auslassung in Sätzen als auch den Satz mit einer Auslassung. 

Ellipsen im Alltag

Redewendungen und Sprichwörter sind oft elliptisch, weil durch ihren regelmäßigen Gebrauch im Alltag klar ist, was der Sprecher ausdrücken möchte. 

Ellipse Beispiel – Redewendung:

  • Erst [ ] die Arbeit, dann [ ] das Vergnügen.
    • Erst [kommt] die Arbeit, dann [kommt] das Vergnügen. 
  • [ ] Ende [ ] gut, alles [ ] gut. 
    • [Das] Ende [ist] gut, alles [ist] gut
  • Je früher der Abschied [ ], desto kürzer [ ] die Qual.
    • Je früher der Abschied [ist], desto kürzer [ist] die Qual. 
  • Je schneller [ ], desto besser [ ].
    • Je schneller [du fertig bist], desto besser [ist es].
  • Nicht du [ ], [ ]ich [ ]!
    • Nicht du [wurdest gefragt], [sondern] ich [wurde gefragt]

Im alltäglichen Sprachgebrauch willst du dich häufig möglichst einfach ausdrücken, sodass dich jeder versteht. Ellipsen sind dafür eine gute Möglichkeit. 

Tipp: Denke immer daran, dass du nur eine Ellipse vor dir hast, wenn du dir den ausgelassenen Teil problemlos aus dem Zusammenhang erklären kannst. Kannst du das nicht, liegt einfach nur ein unvollständiger Satz vor. Das ist dann meistens ein Zeichen für einen schlechten Sprachstil. 

Auch Journalisten nutzen das Stilmittel, um die Überschriften ihrer Zeitungsartikel beispielsweise möglichst knapp und schwungvoll zu gestalten. So kannst auch du die Ellipse in Deutsch einsetzen, um die Überschriften deiner Aufsätze möglichst ansprechend zu formulieren. 

Ellipse Beispiel – Zeitung: 

  • „Wind und Sonne [ ] im Überfluss“ (- SZ, Studie zur Energiewende)
    • Wind und Sonne [haben wir] im Überfluss. 
  • [ ] Reisen nur für Geimpfte [ ]?“ (- SZ, Urlaub: Debatte um Geimpfte)
    • [Werden] Reisen nur für Geimpfte [erlaubt sein]?
  • „Alle [ ] unter Beobachtung“ (- ZEIT, Düsseldorfer Schauspielhaus)
    • Alle [stehen] unter Beobachtung

An diesen Beispielen erkennst du gut, dass in elliptischen Sätzen häufig die Prädikate ausgelassen werden. Ein Prädikat bezeichnet die grammatische Funktion eines Verbes im Satz, also die Satzaussage. Das hat den Vorteil, dass die Überschriften dann zum größten Teil aus Substantiven bestehen. Durch solche Schlagwörter erscheinen die Meldungen dem Leser noch eindringlicher. 

Merke: Ein Satz braucht immer ein Prädikat, um vollständig zu sein. Wortgruppen ohne Verb nennst du Setzungen. Sie sind eine bestimmte Form der Ellipse. 

Ellipsen in der Literatur

Auch in der Literatur findest du häufig Ellipsen. Dort können sie als bewusst eingesetztes Stilmittel ganz unterschiedliche Wirkungen haben.

Ellipse Beispiel – Literatur:

  • „Tut er nicht dies, tut er das. [ ] Geht zur Markthalle, [ ] stellt sich vor die Geschäfte, [ ] stellt sich an den Bahnhof.“ (- A. Döblin: Berlin Alexanderplatz) 
    • [Er] geht zur Markthalle, [er] stellt sich vor die Geschäfte, [er] stellt sich an den Bahnhof.
  • „Den anderen erscheint es verwunderlich, uns [ ] [ ] vielleicht leer.“ (- E. Bloch: Spuren) 
    • Den anderen erscheint es verwunderlich, uns [erscheint] [es] vielleicht leer.
  • „Woher [ ] so in Atem?“ (- F. Schiller: Fiesco) 
    • Woher [bist du] so in Atem?
  • „So liebt die Lerche / Gesang und Luft, / Und [ ] Morgenblumen / [ ] Den Himmelsduft” ( – J.W. v. Goethe: Maifest)
    • Und [sie liebt] Morgenblumen / [Sie liebt] den Himmelsduft
  • „Frisch also, [ ] mutig ans Werk!“ (- F. Schiller: Die Räuber) 
    • Frisch also, [ich gehe] mutig ans Werk

Zum einen verwenden Autoren elliptische Sätze, um Wiederholungen zu vermeiden. Setzt du zum Beispiel bei dem Textausschnitt aus Döblins „Berlin Alexanderplatz“ in jeder Klammer ein [er] ein, wirkt der Schreibstil gleich viel weniger elegant. 

Zum anderen hat die Ellipse als Stilmittel aber auch zur Folge, dass sich der Satz auf die nötigsten Informationen beschränkt. Dadurch kann eine Handlung viel hektischer und aufgeregter wirken (Frisch also, mutig ans Werk!). Aber auch schnelle Gedankensprünge können durch Auslassungen verdeutlicht werden, so wie die des lyrischen Ichs in Goethes Gedicht „Maifest“

Ellipse – Wirkung

Eine Ellipse kann mehrere Wirkungen haben. Um das Stilmittel richtig zu interpretieren, musst du dir den Gesamtzusammenhang anschauen. Trotzdem kannst du dir folgende Möglichkeiten merken. Überprüfe sie jedoch immer für deinen konkreten Fall. 

Die Auslassung von Satzteilen hat automatisch eine Verkürzung der Sätze zur Folge. Damit werden nur die nötigsten Informationen vermittelt. Die Ellipse fokussiert folglich das Wichtigste und lässt Unwichtiges im Gegenzug aus. 

Außerdem erinnern dich elliptische Sätze meist auch an die mündliche Sprache. Vor allem an mündliche Aussagen, die in hektischen oder bewegten Situationen geäußert werden. Darum wirken auch Textabschnitte, die in elliptischen Sätzen gestaltet sind, wie solche Situationen. Eine Ellipse bringt oft Gefühle, ob positiv oder negativ, zum Ausdruck. 

Abgrenzung von anderen Stilmitteln

Eine Sonderform der Ellipse ist die Aposiopese. So bezeichnest du einen Satz, der nicht zu Ende gesprochen wird. Statt den Satz zu beenden, lässt der Sprecher einfach eine Gesprächspause entstehen. Das Nicht-Beenden eines Satzes kann mehrere Gründe haben: Vielleicht hat der Sprecher den Faden verloren. Oder es handelt sich um eine unausgesprochene Drohung. Obwohl bei der Aposiopese wesentliche Bestandteile des Satzes ausgelassen werden, kann der Zuhörer dennoch die Aussage des Satzes nachvollziehen. 

Aposiopese – Beispiel: „Wenn ich dich in die Finger kriege “ 

Der Pleonasmus kann als Gegenteil der Ellipse bezeichnet werden. Er lässt keine Informationen weg, sondern verdoppelt sie. Indem ein Wort mit der gleichen Bedeutung wiederholt wird, liefern pleonastische Ausdrücke überflüssige Informationen

Pleonasmus – Beispiel: tote Leiche → Das Wort Leiche bezeichnet bereits einen toten Körper. 

Der Unterschied ist dir noch nicht ganz klar? Dann sieh dir hier unseren Beitrag zum Pleonasmus an, um dieses Stilmittel noch besser zu verstehen!

Zum Video: Pleonasmus
Zum Video: Pleonasmus

Ellipse — häufigste Fragen

  • Was ist eine Ellipse?
    Eine Ellipse ist ein rhetorisches Mittel, bei dem Wörter oder ganze Satzteile weggelassen werden. Obwohl der Satz dadurch grammatikalisch unvollständig ist, kannst du den Sinn durch den Kontext dennoch verstehen.
     
  • Welche Wirkung hat eine Ellipse?
    Ellipsen haben verschiedene Wirkungen. Durch die Kürze erzeugen sie Dynamik und Spannung. Außerdem können sie die Aussagekraft eines Satzes verstärken. Eine besondere Form der Ellipse ist die Aposiopese. Hier wird der Satz absichtlich abgebrochen, wodurch die entscheidende Aussage unausgesprochen bleibt.
     
  • Was ist ein Beispiel für eine Ellipse?
    Ein Beispiel für eine Ellipse ist das Sprichwort „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“. Hier wurde das Verb „kommt“ weggelassen. Eigentlich müsste es heißen: „Erst [kommt] die Arbeit, dann [kommt] das Vergnügen.“

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