Verzögerte Lokalreaktionen nach COVID-19-Impfung sind v. a. bei Verwendung der m(messenger)RNA-Impfstoffe bereits wiederholt berichtet worden, zuletzt in einer kleinen Fallserie aus dem Universitätsklinikum Frankfurt [1] und in einer großen amerikanischen Fallauflistung mit 414 Fällen (hier auch Literaturübersicht [2]). Im Unterschied zu sofort auftretenden allergischen Reaktionen kommt es hierbei einige Tage nach der Impfung zu lokalen, meist juckenden Erythemen mit unterschiedlicher Konfiguration und unterschiedlicher Dauer des Auftretens. Die Intensität dieser verzögerten Reaktionen ist in den veröffentlichten Fallberichten ebenfalls ganz unterschiedlich.

Wir schildern den Fall einer 57-jährigen Patientin aus dem allgemeinärztlichen Teil unseres Praxiszentrums, die eine exakt dem Bild eines Erythema chronicum migrans entsprechende Reaktion bot (Abb. 1). Die Anamnese der Patientin in den Wochen vor der Impfung war bezüglich Infektionen und Zeckenbissen leer, der letzte erinnerliche Zeckenbiss lag mindestens 5 Jahre zurück. Die Patientin erhielt eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty®, die sie bis auf leichte Schmerzen und Rötung am Tag danach sehr gut vertrug – die Lokalreaktion war 1 Tag später abgeklungen. Vier Tage später erschien am Oberarm im Bereich der Einstichstelle ein nicht schmerzhaftes, leicht juckendes Erythem in Form eines roten Doppelringes mit zentraler Abblassung (Abbildung entstand am vierten Tag). In den folgenden Tagen vergrößerte sich das Erythem kreisrund unter gleichzeitiger Abblassung und war nach etwa 1 Woche nicht mehr sichtbar. Sonstige Begleitsymptome traten nicht auf, eine gesonderte Behandlung des Erythems war nicht erforderlich. Die zweite Impfung erfolgte kontralateral 5 Wochen später und führte zu einer etwa 1‑tägigen Befindensstörung mit Krankheitsgefühl und leicht erhöhter Temperatur. Ein flüchtiges Erythem trat erneut nach ca. 5 Tagen auf, war aber deutlich blasser als nach der ersten Impfung und nach etwa 4 Tagen wieder verschwunden.

Abb. 1
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Erythema-chronicum-migrans-ähnliche Hautveränderung nach COVID-Impfung

Wie lautet Ihre Diagnose?

Eine Abklärung im Labor anlässlich des ersten Erythems ergab (inklusive IgE) keine Besonderheiten. Die Borrelienserologie wurde zu diesem Zeitpunkt, anlässlich der zweiten Impfung und nochmals 3 Wochen danach veranlasst und war stets komplett negativ. Unseres Wissens ist dies der erste Fall einer verzögerten Lokalreaktion nach COVID-Impfung, die in ihrem Erscheinungsbild ein Erythema chronicum migrans imitiert. In der bisher größten Fallserie mit verzögerten Hautreaktionen nach Impfung mit mRNA-Impfstoffen bei 414 amerikanischen Patienten [2] wurden vielfältige Veränderungen wie Erythromelalgie, Urtikaria, morbilliformes Erythem und sogar in Einzelfällen ein Pernionen- oder Chilblain-ähnliches Bild beobachtet, aber kein Fall, der unserem ähnelt. In dieser Fallserie traten Reaktionen vorwiegend nach Impfung mit dem Moderna-Impfstoff auf (83 %). Nur 43 % der Patienten mit Reaktion nach der ersten Impfung boten ein ähnliches Bild auch nach der Wiederholungsimpfung. In dieser Serie wie auch in unserem Fall handelte es sich durchwegs um leichtere, selbstlimitierte Reaktionen.

Diagnose: Erythema chronicum migrans-ähnliche Hautreaktion nach Covid-Impfung